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Hilfe! Eine App hat mich gefressen!

Hilfe! Hilfe! Eine App hat mich bei lebendigem Leib verschlungen. Ich meine gefressen. Ja gefressen. Apps speisen nicht. Sie essen nicht. Sie fressen nur.

Und diesmal war ich dran! Wer hätte es gedacht?! Und jetzt befinde ich im Innenwerk der App. Und glauben Sie mir: Es ist grausam.

Ganz anders, als wenn man von einem Krokodil oder einem Hai (gibt es die noch - oder wurden sie schon alle in Haiflossensuppe verwandelt?) oder von einer riesen Abgottschlange verschnabuliert wird. Da ist alles - zumindest am Anfang - warm und glitschig, und vom Krokodil und vom Haifisch (wenn es sie noch gibt) wirst du dann in Stücke zerrissen, damit du keinen Magenweh verursachst.

Apps sind anders. Sie vereinleiben, ohne dass du es unbedingt merkst. Und dann, zack! Da bist du drinnen, wo es weder warm noch glitschig ist. Noch wirst du von Kabeln und so einem Zeug stranguliert. Aber du findest dich nicht mehr aus.

Doch welche App war es? Wenn ich das nur wüsste! Das letzte, woran ich mich erinnere: Auf dem Display meines Phons hieß es, dass elf Apps aktualisiert werden müssten. Aber welche war der Wildgewordene, verdammt nochmal!?

Merriam-Webster? Können Wörterbücher so gefräßig sein? Sie verschlingen Vokabeln (erst recht die englischsprachigen) aber gottlob keine Menschen! Oder?

YouTube? Hmm. Wäre ja möglich. Doch dann würde ich wohl überall Videos sehen…oder? Oder wenigstens Licht. Ich sehe aber nichts. Hier ist es nur dunkel. Videos sind ja Lichtmaschinen, gell? Haha. Lichtmaschinen! Ich glaube, ich hab mir ein Wortspiel erlaubt.

Ist aber kein Wortspiel, was ich erlebe. Ist nicht einmal ein Spiel, wenn man im Rachen einer wildgewordenen App steckt.

Facebook könnte es sein. Ja! Facebook! Irgendwo hab ich gelesen, dass die Facebook-App seit dem Anfang ums Zehnfache gewachsen ist. Bei so einem Appetit nach Bits und Bytes wäre es naheliegend, dass mich Facebook - auch wenn nur versehentlich - für Fraß gehalten hat. Und zack! ist man weg! Stracks! Was aber dann? Wird man dann entfreundet? Bekommt ein Hacker aus Kiew mein Passwort und versucht in meinem Namen meine Freunde mit Nacktbildern reinzulegen, um dann deren Konten zu hacken, um als Bitcoin-Milliardär davonzukommen? O je!

Nein. Es war bestimmt nicht Facebook. Denn ich bin nicht bei Facebook. Von daher weiß ich ganz bestimmt, dass ich nie aufgefordert werde, die Facebook-App zu aktualisieren.

Ach! Ich weiß! Ich weiß! Google-Maps hat mich verschlungen und mich, abfotografiert, irgendwo auf der Welt hinkopiert. Aber wohin? Nordkorea? Venezuela? Zimbabwe? Und warum denn? Nein, so was macht Google nicht. Heißt es nicht bei Google „Don’t be Evil“? Wer so eine Firmenlosung wie „sei nicht böse“ kundtut, kann doch nicht gleich böse werden, oder?
Aber was heißt „sei nicht böse“? Auf Englisch ist „evil“ halt „evil“. Auf Deutsch ist „böse“ nicht immer bös.

O je. Jetzt bin ich total konfus. Dennoch glaub ich nicht, dass es Google war, das mich bei lebendigem Leib verschlungen hat. Oder doch? Schließlich will Google ALLES über JEDEN wissen. Oder war es Amazon? Neulich hat mich Amazon aufgefordert, die Amazon-App upzudaten. Obendrein wollte Amazon ALLES über mein Gerät - und darüber hinaus wissen. Es wollte nämlich ALLE meine Kontakte haben, es wollte den Zugang zu meiner Cloud haben, es wollte über meine Musik, meine Dateien, meine Fotos verfügen. ALLES wollte die Amazon-App von mir wissen…und h a b e n…

Und wissen Sie, was ich gemacht habe? Ich habe NEIN! gesagt. Jawohl, nein.

Hat mich Amazon deshalb bei lebendigem Leib verschlungen? War es Rache? Ist ja so was möglich. Und wenn ja, heißt das, dass Sie mich ab jetzt bestellen können! Ob unter P.J. Blumenthal oder unter „Der Sprachbloggeur“ weiß ich nicht. Wenn Sie mich aber bestellten, dann könnten Sie mich vielleicht aus dieser misslichen Lage befreien. Oder? Ich weiß es nicht.

Aber vielleicht war es doch nicht Amazon, sondern eine andere App, die mich lebendig gefressen hat. Wenn ich nur wüsste!

Bin ich der einzige, dem so was widerfahren ist? Wenn nein, vielleicht bin ich nicht so ganz allein da. Hallo! Ist sonst jemand da?!

Ich denke, ich muss der Sache etwas genauer auf den Grund gehen. Anyway, Sie wissen, was die Leute in solchen Situationen sagen. Sie sagen: Ja mei, es wird immer heißer gekocht als gegessen, womit ich freilich „gefressen“ meine. Aber jetzt muss ich weiter suchen…

Wer ist Sandra_r?

Hallo Sandra¬_r, wer sind Sie? Ich meine, wer sind Sie wirklich?

Diese Frage versteht - außer Sandra_r - keiner. Hier nun etwas Hintergrund…

Letzte Woche kam ich auf die Idee, mir ein sog. „Faltrad“ zu kaufen. Das sind sehr kompakte Fahrräder, die man zu einem kleinen, portablen Paket zusammenfalten und überall mitnehmen kann. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war. Doch plötzlich gefiel mir diese Idee.

Natürlich habe ich im Internet recherchiert. Schließlich bin ich ein Mensch des 21. Jahrhunderts. Aber nicht nur. Auf der Straße sah ich einen auf einem Faltrad. Wir warteten beide an der Ampel. Ich fragte ihn, wie es sich auf dem Faltrad fährt und was für eine Marke er empfehlen würde. Nach der Lobhymne aufs Faltrad folgte prompt der Name seiner Lieblingsmarke: „Brompton“.

Achtung. Hier keine Schleichwerbung. Es gibt auch andere interessante Marken, z.B., „Dahon“, „Tern“, „Moulton“…

Doch mir hat gerade dieses „Brompton“ auf dem er saß, zugesagt, und ich wollte mich genauer informieren.

In München gibt es, so konnte ich bald rausfinden, zwei Läden, die auf „Brompton“ spezialisiert sind, einen sogar unweit von mir. Nix wie hin.

Dort stellte ich meine Fragen und durfte dann auch probefahren. Wuschhhh! Nun war ich selbst auf einem Brompton unterwegs. Ein komisches Gefühl aber lustig, wenn auch der senkrechte Lenker etwas kippelig wirkte. Man gewöhnt sich aber schnell dran. Das Fahrgefühl hat mich an meinen Motorroller denken lassen.

Soweit so gut. Nur ein Problem: Dieses Faltrad ist, um es Bayerisch auszudrücken, sauteuer. Allein die Basisausführung fängt bei ca. 1000 Euro an.

Und jetzt kommen wir zu Sandra¬_r zurück. Ich habe am nächsten Tag in den Ebay-Kleinanzeigen ein Inserat von Sandra¬_r entdeckt „Brompton…wie neu unbedingt lesen…“, hieß es. Und ich hab’s gelesen…und kam schnell in Versuchung. Das Rad war nicht nur in einem guten Zustand (das bezeugten die vielen Fotos), sondern mit allen - wie wir auf Englisch sagen - „bells and whistles“ bestückt. Der Preis lag bei 680 Euro VB. Alles ist relativ auf dieser Welt. Dieser Betrag gilt aber - für ein Brompton - als preiswert. Ich gab mein Interesse kund und bekam eine Mail von Sandra¬_r, dass das Rad noch zu haben sei.

Als vernünftiger Konsumer stellte ich freilich diverse Fragen über Zustand, Pflege etc. und bekam - manches - beantwortet. Wo keine Antwort kam, fragte ich erneut, bis ich alle Fakten eingesammelt hatte. Schließlich machte ich Sandra_r ein faires Angebot. Doch es kam keine Antwort mehr.

Vielleicht ist das Rad schon weg, mutmaßte ich. Erst am nächsten Tag kam eine Mail reingeflattert. Sandra_r fragte verwundert, warum ich auf die letzte Mail nicht geantwortet hätte. Sie legte nun als Anlage ein JPG mit der Abbildung einer Kontonummer und mit einem exotischen Namen, der nicht annähernd wie Sandra_r. klang als Kontoinhaber, bei und kommentierte, dass sie bald nicht mehr im Fahrradgeschäft sein würde. Nach dieser witzigen Bemerkung war ein Smiley zu sehen. Irgendwas gefiel mir aber nicht. Erstens die lange Verzögerung. Dazu: Ich hatte weder Tel.-Nr. noch Anschrift für Sandra_r und sollte Geld in ein Konto überweisen, für das ich nur einen JPG-Abdruck und einen exotischen Kontoinhabernamen hatte. Ich wusste nicht einmal, wie Sandra_r mit Nachnamen hieß. Also bat ich Sandra_r mir nun ihre Anschrift und Telefonnummer zu schicken und gab an, dass ich Freunde im selben Ort hätte, die das Fahrrad begutachten wollten. Es kam keine Antwort.

Dann legte ich noch eins drauf und verkündete, dass ich nun selbst vorhabe, mit der Bahn zu ihr zu fahren, um den Deal zu schließen. Wieder keine Antwort. Für mich war die Sache erledigt.

Am nächsten Tag Mail von Ebay-Kleinanzeigen. In großen Buchstaben: „Warnung zur Anzeige über das Brompton Faltrad…“.

Aha! Sandra¬_r ist eine Phisherin!…oder… ein Phisher? Wer weiß? Vielleicht hat Sandra_r einen buschigen Bart? Denn Frauennamen wirken stets vertrauenswürdiger - auch Frauenstimmen… Alexa und Co. z.B.

Wie dem auch sei. Ich habe kein Brompton gekauft, und ich danke Sandra¬_r herzlichst. Denn jetzt weiß ich, dass ich immer noch in der Lage bin, den Braten zu riechen. Ich wünsche Sandra_r einen schönen Aufenthalt im Kittchen.

Meine Leitkultur deine Leitkultur

Letzte Woche hab ich ein (zumindest mir) neues - deutsches - Wort gelernt. Sie kennen es bestimmt längst. Da ich aber Stubenhocker bin, verpasse ich vieles, was da draußen geschieht. Ich bewundere die Leute, die so viel Zeit haben, um querbeet durch die Medien einzutauchen, um dann die Welt mit Neuigkeiten zu bestäuben. Mir reichen die wenigen Zeitungen und Zeitschriften, die ich täglich oberflächlich konsumiere. Auch die sind mir manchmal zu viel. Ich komme kaum mehr dazu, richtige Bücher zu lesen.

Aber zurück zu besagtem neuem Wort, das ich übrigens von meiner Freu, die aktive Teilnehmerin in der Welt ist, gehört habe: „biodeutsch“.

Ja, ich hab’s gewusst: Sie kennen es schon.

Es war nicht schwierig, den Sinn dieser Vokabel zu erraten, auch wenn ich beinahe automatisch an „Biojogurt“ gedacht habe. Manche Begriffe haben halt das Pech, dass sie an etwas anders erinnern: „Spinner am Morgen“, z.B., oder Pferdeschwanz.

Was aber soll man von „biodeutsch“ halten? Klingt dieser Begriff arg? Und damit meine ich: Klingt er „rassistisch“? Aufs Risiko hin, dass Sie mich falsch verstehen, sag ich: Nein, er klingt nicht schlimm, zumindest mir nicht; vielleicht etwas misslungen wegen der Nähe zu Biojogurt, aber sonst nicht schlimm.

Haben Sie gewusst, dass es bei uns (in Amerika) „Bioamerikaner“ gibt? Wir nennen sie aber „Indianer“ und seit dem PC-Zeitalter „native Americans“. Und dann gibt es die „Yankees“. Das sind die Leute, die sich bereits seit dem Anfang des 17. Jh. in den USA aufhalten und die viel dazu beigetragen haben, besagte Bioamerikaner abzumurksen.

Aber zurück zu den „Biodeutschen“. Wer sind sie? Vorsicht! Fangfrage. Ich habe lang darüber nachgedacht, und bin nun überzeugt, dass ich diese Frage am besten durch ein paar repräsentative „biodeutsche“ Sätze antworten kann. Etwa: „Ich liebe Spreegurken!“, oder „Die Mettwurst mit Grünkohl meiner Großmutter war immer lecker“, oder „Eigentlich waren wir Schwaben, aber dann zog mein Ururgroßvater nach Brandenburg“ usw.

Übrigens: Auch die Franzosen haben sich einen Namen ausgedacht für diejenigen, die schon immer da waren, Crêpes und Bouillabaisse mangieren und „La vie en rose“ trillern: Das sind die „Gauloises“. Doch nun wird es komplizierter. Denn eigentlich waren die ersten „Gauloises“ Kelten, während die Franzosen teils Kelten, teils Römer, Germanen (s. „Frankenreich“) usw. sind…

…so wie die Biodeutschen ein Mischmasch aus Germanen, Slawen, Römer, Kelten, Hugenotten etc. sind.

Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen mit Migrationshintergrund. Haben Sie bitte Verständnis dafür - auch wenn Sie Mettwurst, das Musikantenstadl und Fasching nicht mögen - dass es viele native Germans gibt, für die diese Dinge sehr wichtig sind.

Manchmal bezeichnen sie ihre Sitten als „Leitkultur“. Auch dass ist okay.

Ich merke es: Ich versuche hier etwas zu erklären und mache alles nur noch komplizierter. Vermutlich gibt es für manches wohl keine klärenden Wörter…

Aber jetzt reicht’s mir. Nun Themenwechsel…aber erst nächste Woche…

Zu Weihnachten ein Geschenk (ein Beitrag in eigener Sache)

Du liebe Güte! Was? Schon wieder September! Das kann nur eins bedeuten: Bald ist Weihnachten. Und falls Sie schon jetzt über ein passendes Geschenk für den Sprachbloggeur nachdenken, hier mein Wunsch: Leserkommentare!

Ja, Leserkommentare! Die wünsche ich mir. Nur: Leider steht es momentan nicht in Ihrer Macht, diese mir zu schenken.

Damit meine ich: Auch wenn Sie wollten, könnten Sie mir momentan keine Kommentare schenken. Denn die Option dazu wurde auf dem Server längst abgeschaltet.

Zur Erinnerung: Letztes Jahr, ich glaube es war im Frühjahr, wurde diese Seite von einem üblen digitalen Ungeziefer angegriffen. Genauer gesagt, waren es zwei digitale Plagegeister. Laut der Netzpolizei (oder wie auch immer man die WehWehWeh-Überwachungsinstanzen nennen will) kamen diese Malwaremonster aus der Ukraine und aus Russland. Leider kann ich dies nicht bestätigen. Mir fiel lediglich die Ironie auf, als ich über die Herkunft meine Viren erfuhr, dass sich ausgerechnet zwei Länder, die miteinander Softkrieg führen, zusammentun, um meine harmlose Webseite kaputt zu kriegen. Ich fragte mich: Wozu das? Hier ist nix zu holen (ich meine bitcoinmäßig). Hier kann man nur meine gute Laune vermiesen, was der destruktive Code in der Tat auch tat.

Aber wer weiß, ob es wirklich Ukrainer und Russen waren. Im Zeitalter der Fakenews, kann sich jeder Hampel seinen Mummenschanz in getarnter Tracht ausspielen.

Es dauerte acht Wochen, bis diese Seite - Google sei dank - mit Persilschein der Öffentlichkeit wieder zugelassen wurde. Und ich…ich war dankbar, dass so viele Leser auch nach der langen Unterbrechung dieser Seite treu geblieben waren. Nach und nach sammelt jeder Beitrag tausende Klicks - und das auch ohne Werbung, ohne Twitter und Facebook (obwohl ich manchmal erwäge, der Glosse zuliebe, eine Präsenz auf diesen Medien zu wagen - das raten mir mittlerweile viele Leute).

Eine Narbe, eine empfindliche Narbe ist mir seit dem Cyberangriff des vorigen Jahres geblieben, und jetzt sind wir wieder beim Thema: Kommentare werden auf dieser Seite seitdem - zwecks Sicherheit - nicht mehr zugelassen.

Mein Hoster war nämlich der Meinung, dass sich meine falschen oder wahren Russen und Ukrainer den Weg auf den Server über die Kommentare erschlichen hatten. Schalte man die Kommentarfunktion wieder ein, könnte das ganze Theater wieder von vorne herein los gehen. Vielleicht hatte er recht. Aber wie haben die Killerclowns das Gift überhaupt reingeschleust? Ich habe alle Kommentare stets sorgfältig geprüft und jeglichen eingebetteten Link - egal wohin er führte - sogleich gelöscht.

Inzwischen aber sind wir wieder im Gespräch, der Hoster und ich, über die Möglichkeit es wieder mal mit den Kommentaren zu riskieren. Da freu ich mich.

Wie schon gesagt: Bald ist wieder Weihnachten. Und deshalb erlaube ich mir etwas zu wünschen - vielleicht sogar realistisch: Kommentare wieder!

Klar weiß ich, dass es zu jeder Zeit immer nur wenige Leser sind, die Kommentare schreiben. Dennoch freu ich mich immer. Wenn ein Kommentar relevant ist (bzw. keine offensichtliche Verarschung ist - und auch dann manchmal), wird er veröffentlicht und manchmal beantwortet.

Manche Schriftsteller schreiben nur des Geldes wegen. Wenn einer wie ich Schriftsteller aus Leidenschaft ist - dann freut er sich, seine Leser einfach in der Seele erreicht zu haben.

In diesem Sinne wünscht Ihnen im Voraus frohe Weihnachten

Ihr Sprachbloggeur.

Wann ist eine Phobie keine? (z.B., die „Islamophobie“)

Als Kind hatte ich Angst, ins Wasser über meinen Kopf zu gehen. So etwas nennen die Fachleute - vornehm griechisch ausgedruckt - eine „Hydrophobie“.

Auch Tollwut wird in der Fachsprache als „Hydrophobie“, wörtlich „Wasser-Angst“, bezeichnet.

Als Kind hatte ich außerdem Angst vor Hunden. Dafür gibt es ebenfalls einen terminus technicus: „Kynophobie“. „Kynos“ auf Griechisch bedeutet „Hund“. Der „Zyniker“ (eigentlich „Kyniker“) ist wohl ein „Hundiger“, also ein bissiger Mensch.

Aber zurück zur Angst vorm Wasser. Wie kommt es, dass ein Begriff, dass wörtlich „Wasserangst“ bedeutet, einer schrecklichen Krankheit wie der Tollwut angehängt wurde, einer Krankheit, die oft durch den Biss eines infizierten Hundes ausgelöst wird?

Weil Hunde, die an Tollwut erkrankt sind, angeblich wasserscheu werden. Warum das so ist, weiß ich nicht.

Lediglich weiß ich den Grund für meine eigene (damalige) Hunde- und Wasserangst: meine Mutter. Meine Mutter hat immer einen großen Bogen um Hunde gemacht. Ich dann natürlich auch. Warum sie dies tat? Dazu kann ich nur spekulieren. Vielleicht hatte sie als Kind erfahren (von ihrer Mutter?), dass Hunde Tollwut verbreiten. Ich kann mir vorstellen, dass, als meine Mutter (und meine Großeltern) jung waren, tollwütige Hunde wirklich auf der Straße umher torkelten. Das passierte sogar in meiner Kindheit.

Ich erinnere mich, wie einmal in der Bronx jemand ausrief, er (oder sie) sehe auf der Straße einen tollwütigen Hund. Alle Frauen und Kinder wurden stracks in einen Keller getrieben. Tür zu. Ich schaute durch das Fensterglas der Kellertüre, konnte aber nix sehen. Leider weiß ich nicht, wie die Story ausgeht.

Aber zurück zu meiner Hydrophobie - und diesmal meine ich meine damalige Angst, im Wasser über meinem Kopf zu planschen. Diese Angst hatte ich, wie oben schon erwähnt, meiner Mutter zu verdanken. Sie war nämlich Nichtschwimmerin. Wie sie, glaubte auch ich, dass ich im Wasser über meinem Kopf wie ein Stein versinken und sofort ertrinken würde. Ich war 30, als ich das Schwimmen endlich gelernt habe! Echt.

Eigentlich wollte ich nur ganz kurz auf meine Angst vor Hunden (hab ich sie nimmer) und vor Wasser eingehen. Mir gehen vielmehr zwei ganz andere Phobien durch den Kopf: die Modebegriffe „Islamophobie“ und „Homophobie“. Ich frage mich des Öfteren: Haben Menschen wirklich Angst vor dem Islam und vor Homosexuellen?

Zuerst das mit den Homosexuellen. Dass Männer, die eigene homosexuelle Gefühle unterdrücken, Angst vor Homosexuellen haben könnten, leuchtet mir ein. Da könnte man wirklich von einer Phobie im klinischen Sinn reden. (Frauen leiden unter einer solchen Phobie so gut wie nie).

Aber eine Angst vor dem Islam? Gibt es sie wirklich? Kann man an einer Phobie gegen diese Religion leiden - an einer Phobie gegen überhaupt welche Religion? Ich denke nicht und halte diesen Begriff deshalb für äußerst unpräzise. Korrekter wäre die Überlegung, ob jemand Angst vor Muslimen hat. (Was übrigens laut einer neuen Statistik für die meisten Deutschen kaum zutreffen kann. Es heißt nämlich, dass ca. 80% der dt. Bevölkerung nix dagegen hätten, muslimische Nachbarn zu haben.

Und gesetzt den Fall, jemand hätte tatsächlich eine Abneigung gegen Muslime, dürfte man dies - wie bei der Homosexualität - als Phobie bezeichnen?

Nein, dürfte man nicht. Richtig wäre diese als „Hass“ zu beschreiben. Denken sie an die Juden. Kein Mensch käme auf die Idee ihre Abneigung als eine „Judaismusphobie“ oder eine „Judeophobie“ zu bezeichnen. Man sagt zu einer Abneigung gegen diese Gruppe schlicht und einfach „Judenhass“ oder, etwas vornehmer, „Antisemitismus“. Nota aber bene: Heute hätten 80% der dt. Bevölkerung auch nix dagegen Juden als Nachbarn zu haben.

Ich glaube, es lohnt sich zwischen Hass und Angst zu unterscheiden und vielleicht beide Begriffe, wenn man sie verspürt, ein wenig unter die Lupe zu nehmen.

Younes A. im Jenseits…

1. Szene - Landstraße, rundherum Bäume

Younes A.: Ich knall euch ab!

Guardia Civil: Manos arriba, sonst knallt’s.

Younes A.: Mich kriegt ihr nicht, Scheißbullen.

Guardia Civil: Waffe fallen lassen!

Sargento: He! Schaut! Er hat einen Sprengstoffgürtel an!

Younes A.: Ich bring euch um, hijos de puta! Haut ab! (Er bewegt sich geringfügig nach vorne).

Guardia Civil: Stehnbleiben, oder wir schießen!

Younes A.: Leckt mich! (Polizei zielt.) Allahu akbar!

PENG PENG PENG PENG PENG PENG

2. Szene - Alles hellgrau wie Nebel. Kein oben, kein unten. Kein Boden kein Himmel. Keine Wände. Nix.

Younes A.: Verfehlt! Haha! Nix tut weh. Sie sind weg. Ich hab’s geschafft. Haha. (hält kurz inne). He, wo bin ich? Ich seh nix. Ich hör nix. Alles ist grau. Ich hab das Gefühl, dass ich irgendwie schwebe, aber mir ist nicht schwindlig, und ich habe keine Angst, dass ich runterfalle. Komisch. Halloooo! Ist jemand da? (Stille) Allah? Bis du da? (Stille). Huhuuuu! Halloooo! Hmm. Hab ich mein Fon dabei? (Er will in seine Hosentasche langen) Scheiße. Nicht da. Ich finde die Tasche gar nicht. Ich finde nix. Das ist ja komisch. Irgendwo muss ich sein. So viel Nebel. Hab ich geschlafen?

(Eine Erscheinung tritt in die Sichtbarkeit. Younes A. erschrickt)

Younes A. He! Wer bist du? ( Keine Antwort) Sage! Wer bist du? (immer noch keine Antwort.).

PIEP!

Younes A.: (erschrickt) Eine Nachricht von Whatsapp? Endlich! Aber ich finde mein Fon nicht… verdammt nochmal. He. Wer bist du? (Die Erscheinung tritt an ihn heran). Ich kenn dich. Ja, ich kenn dich! Ja! Ja! Ja! Du bist es, o verehrter Lehrer Abdelbaki! Ja, du bist es in der Tat, Altes Haus! Asslama, ya Scheich! (Stille). Sag bitte, wo sind wir? Moment…Moment…jetzt erinnere ich mich…du bist ja…tot! Ich hab’s in den Nachrichten gesehen. Wieso bist du…denn…da? Bist du…zurückgekehrt? Oder…ich meine…he, he…nein, es kann nicht sein. Bin auch ich…tot? (Keine Antwort von seinem Gegenüber). Sag etwas…bitte…Sag etwas endlich! Warum redest du nicht. Du hast immer die passende Antwort gehabt, und jetzt schweigst du. Sag etwas…endlich! (Schweigen). Judensau, sprich! Jetzt reicht’s. Hast du verstanden?! Jetzt reicht’s. Wenn einer nicht auf den Mund gefallen war, dann bist du’s gewesen; hab ich immer gedacht. Was sagst du dazu?

PIEP!

Younes A.: Wo kommt das her? Ich finde mein Fon nicht. Hast du ein Fon dabei?

Abdelbaki: Ja, hab ich.

Younes A.: Na endlich. Du kannst doch reden. Ruft einer an?

Adbelbaki: Ja, und es ist für dich. (Er reicht Younes A. das Fon).

Younes A.: Hallo? Hallo? Da redet einer, aber ich versteh nix. Was sagt er?

Abdelbaki: Ich versteh auch nichts.

Younes A.: Was spricht er?

Abelbaki: Klingt wie Hebräisch.

3. Szene: Ein großer Raum. Sehr farbig. Viele Bilder an der Wand. Viele Menschen warten auf etwas…warten…auf etwas….

Der Spoiler, die Spoiler, das Spoiler…die Pointe

Als ich vor ein paar Wochen über „Game of Thrones“ berichtete, hatte ich leider vergessen, das mit dem „Spoiler“ zu erwähnen.

Spoiler? Schon wieder eins dieser neudeutschen Wörter (schon im neuen Duden?).

Neulich habe ich J. darüber gefragt - er ist fünfzehn und ziemlich auf den Laufenden -, ob er was über Spoiler wisse.

„Na klar“, erwiderte er und strotzte vor Selbstbewusstsein. Zwar hat er mir dann die Bedeutung dieses Wortes gar nicht verraten, man hat trotzdem geglaubt, dass er Bescheid wusste.

„Sag aber. Heißt es ‚der Spoiler‘‚das Spoiler‘ oder vielleicht ‚die Spoiler‘?“

„Man sagt, was man will“, antwortete er und zuckte mit den Achseln. „Der Spoiler, das Spoiler, die Spoiler. Ist ja egal.“

„Und was sagst du?“

„Kommt darauf an, wie ich mich fühle. Heute bin ich in einer… das Spoiler Stimmung. Aber morgen wird’s vielleicht die Spoiler sein. Man kann’s nie wissen.“

Dieses Gespräch mit J. werde ich nicht weiter schildern, zumal man bereits merkt, dass der Ton etwas schnodderig ist. Für mich aber ein Zeichen, dass J. ganz normal ist. Ich wünschte, ich wäre in seinem Alter ebenso schnodderig in meinem Umgang mit Erwachsenen gewesen.

Englisch „spoil“ bedeutet „verderben“, so wie wenn Lebensmittel verfaulen. Auch manche schnodderige Kinder bezeichnet man als „spoiled“. Doch dann wird das Wort mit „verwöhnt“ ins Deutsch übersetzt. Nein, damit meine ich nicht J. Überhaupt nicht. Er ist schnodderig, aber ich glaube nicht, dass er verwöhnt ist.

Im Neuenglischen ist die Rede von einem „Spoiler“, wenn einer den spannenden Schluss einer Geschichte öffentlich verplappert mit der Absicht, anderen den Spaß zu verderben. Damit verwandt ist die „Spoiler Alert“ (Spoilerwarnung). So heißt es, wenn, z.B., ein Rezensent über einen Film oder Buch berichtet und den überraschenden Schluss in seinem Text offenbart. Er gibt den Leser aber genügend Zeit, mit der Lektüre aufzuhören. Das nennt man eine „Spoiler alert“. Eigentlich ein anständiges Benehmen.

Das Wort „Spoiler“ tauchte neuerdings oft in den Nachrichten auf. Denn irgendwelche Hackers hatten die neuesten Folgen von „Game of Thrones“ geklaut und drohten, falls man ihnen nicht muchos Bitcoins überweisen würde, den Spoiler (ja, ich hab mich für „der“ Spoiler entschieden) zu posten. Gä-ä-ä-h-n. Ich habe vergessen, wie die Geschichte ausgeht.

Auch ich war mal Opfer eines Spoilerangriffs. Ich war damals so alt wie J. und, wie schon erwähnt, leider nicht so schnodderig.

Der Alfred Hitchcock Film „Psycho“ lief gerade in den Kinos und war der große Renner. Jeder wusste, dass der Film wahnsinnig spannend und grausam war. Ich war auf dem Weg ins Kino, um es zu sehen und freute mich sehr. An der Ecke traf ich zufällig auf Tommy G. und verkündete erfreut, „Ich gehe ins Kino, um ‚Psycho‘ zu sehen!“

„He, krasser Film“, antwortete er…und dann…dann, im nächsten Augenblick plapperte er mir gnadenlos den spannenden Schluss, genauer gesagt, den Namen des Täters, aus.

Ich, liebe Leser, bin selbst kein Spielverderber. Ich verrate Ihnen - auch heute nicht -, diesen spannenden Schluss zu „Psycho“. Wer weiß? Vielleicht gibt es noch da jemanden, der diesen alten Streifen noch nie gesehen hat. Dem will ich den Spaß nicht spoilen.

Ich saß an dem Tag im Kino. Mir war vollbewusst, wer der Täter war. Aber wissen Sie. Bald war es mir egal. Denn die Umstände waren viel wichtiger als die Identität des Täters, um den Schluss spannend zu halten. Da hätte mir der rücksichtslose Tommy G. viel mehr verraten müssen - lange Sätze sogar -, um mir den Spaß zu verderben.

Seitdem weiß ich, dass eine Story, die nur von der Pointe lebt, meistens eine schlechte Story ist. Gute Geschichten kann man nie spoilen.

Sagen Sie mir, woher die Pop-up-Werbung kommt

[Nacht. Im finsteren Schlafzimmer]

Vorstandsvorsitzender: Wurm!

Wurm: [ liegt im Bett und öffnet die Augen ] Herr? Sind Sie das?

Vorstandsvorsitzender: Wer soll es sonst sein…Ihr Kopfkino?

Wurm: Aber wie kommen Sie dazu…

Vorstandsvorsitzender: Was heißt, wie ich dazu komme?! Ich herrsche über Sie…oder? Oder haben Sie etwa vergessen?

Wurm: Nein, o Herr des Universums…

Vorstandsvorsitzender: …so ist brav. Ja, so heiße ich. Beinahe habe ich gedacht, Sie hätten vergessen.

Wurm: O nein, o Herr. Auch wenn Sie lange…tot…sind.

Vorstandsvorsitzender: Ich? Tot? Unsinn!

Wurm: Nein, o Herr. Sie sind definitiv tot…Das weiß ich genau. Ich war nämlich da, als es passiert ist. Ich hab alles gesehen. Gerade hatten Sie den allerletzten Angestellten - ich glaube, er war von der Müllabfuhr - gefeuert, und dann wollten Sie auch mich feuern…obwohl ich längst für Sie als Freier arbeitete…

Vorstandsvorsitzender: Ja, das war großartig, nicht wahr? Ich habe alle Zeitschriften in Kambodscha schreiben und herstellen lassen. Eine geniale Idee! Radikal! Vorwärtsdenkend!

Wurm: Ja, o Herr, aber dann sind Sie vor meinen Augen zusammengesackt. Ihr Gesicht wurde so grau wie Ihr Armani-Anzug. Es geschah, nachdem ich Ihnen erzählt hatte, dass Sie die Rechnung ohne Internet gemacht hatten. „Idiot!“ sagten Sie zu mir, und dann verdrehten Sie die Augen und waren weg.

Vorstandsvorsitzender: Unsinn!! Ich hatte immer großartige Ideen. Oder nicht, lieber Wurm?

Wurm: (stumm)

Vorstandsvorsitzender: Ich hab gesagt: ODER NICHT, LIEBER WURM?

Wurm: Ja, o Herr des Universums.

Vorstandsvorsitzender: Und jetzt behaupten Sie, ich sei tot! Schade.

Wurm: Herr?

Vorstandsvorsitzender: Denn ich hätte wieder Arbeit für Sie. Schauen Sie mich nicht so dankbar an. Ja, Arbeit! Für Sie! Und ich lasse Sie sogar wieder anstellen! Na? Was halten Sie davon?

Wurm: Tut mir leid, o Herr. Ich habe aber längst eine neue Arbeitsstelle.

Vorstandsvorsitzender: Was!! Sind Sie mir etwa untreu geworden!? Für wen arbeiten Sie?

Wurm: Ich arbeite für eine Firma, die Pop-up-Werbung produziert. Wissen Sie, was das ist?

Vorstandsvorsitzender: Natürlich! Weiß ich nicht alles, mein Wurm? Werbung ist Werbung! Oder? Ach, mein braver Wurm, kein Wunder, dass Sie stets mein Lieblingsmitarbeiter waren. Erzählen Sie: Verdienen Sie gut?

Wurm: O ja, o Herr. Sehr gut. Aber die Kundschaft hasst mich…

Vorstandsvorsitzender: Großartig! Ich war doch ein guter Lehrer, nicht wahr? Hmmm. Aber… was halten Sie davon, wenn wir zwei alte Freunde wieder zusammenarbeiteten? Sie wissen: Ich habe immer die besten Ideen. Nicht wahr? Es wäre, wie in den guten alten Zeiten. Ähh? Möchten Sie das? Auch ich bezahle sehr gut. Das wissen Sie. Und auch ich bin ein Meister der Pappa-Werbung! Wie könnte es anders sein? Morgen kommen Sie in mein Büro. Da besprechen wir zwei die Details. Vergessen Sie nicht Ihren Lunch mitzubringen. Es könnte länger dauern. Ich habe großartige Ideen. Ich bin gut. Wirklich gut. Wurm? Hören Sie mich? Hören Sie mich? Wurm! Wo sind Sie? Wo ist der Idiot? Sofort erscheinen, Wurm, oder Sie sind gefeuert! Wurm? Ach zur Hölle mit ihm. Er ist gar nicht mehr unterhaltsam. Im Ernst. Heute findet man keine gute Arbeitskräfte mehr. Zur Hölle mit ihm…

Wurm: Huch. Gerade hatte ich einen Traum. Er war sehr intensiv, und ich schwitze noch. Doch schon hab ich ihn vergessen. Bald wird‘s wieder Tag, und ich habe viel zu tun. Die Leute unglücklich zu machen ist immer eine schwere Arbeit, aber es ist Arbeit… nicht wahr?

„Game of Thrones“? Wie bitte?

Folgendes weiß ich über „Game of Thrones“ („GoT“ genannt):

1.) Es ist eine TV-Serie.
2.) Es läuft seit einigen Jahren.
3.) Es ist bekannt.

Freund E., wie ich Amerikaner, erklärte mir, in GoT die Figuren werden von Folge zu Folge abgemurkst; außerdem bumsen sie ziemlich viel.

Leider kann ich diese Behauptungen Freund E.‘s. selbst nicht bestätigen. Denn ich hab noch nie eine Folge der „Kultserie“ (so wird sie in den Medien genannt) gesehen. Ich wüsste nicht einmal, wo sie im Fernsehprogramm zu finden wäre…

…umso weniger, weil unser Fernseher seit fünf Monaten kaputt ist, und ich mich noch nicht dazu animieren hab können, einen neuen Apparat zu anzulegen. Irgendwie komme ich ohne TV bestens aus.

Hören Sie das, liebe Fernsehanstalten? Wenn es Weitere gibt wie mich, könnte es Euch an den Kragen gehen - vor allem wegen der fehlenden Werbung.

Nebenbei: Wissen Sie, wie man auf Englisch „mein Fernseher ist kaputt“ sagt? Ich biete Ihnen jetzt eine elegante Übersetzung: „My TV is on the fritz.“ „On the fritz“? Ja, weil am Anfang des 20. Jahrhunderts Billigware nicht aus China, sondern aus Deutschland kam, und die Dinge gingen schnell kaputt, on the „fritz“ also. Manchmal sagten die Engländer „gerry [also „German“] built“, um eine billige Bauart zu beschreiben.

Man kann übrigens auch „my TV went on the blink“ sagen.

Aber zurück zu „Game of Thrones“. Freund E. meinte, dass die Leute Kostüme tragen wie im alten Rom. Seine Tochter D. wiedersprach. Sie meinte, das seien Kostüme aus dem Mittelalter. Ich weiß es nicht.

Neulich hätte ich vielleicht Gelegenheit gehabt, GoT selbst zu erleben. Meine Frau und ich verbrachten nämlich eine Woche in einer Ferienwohnung in Hamburg im Grenzgebiet zwischen St. Pauli und Schanze. Nette Gegend, wenn man von den Scheißgraffitis absieht. (Es wurde übrigens auch auf unserer Straße randaliert. Die „G20“-Schmierereien sind da noch zu sehen, wie archäologische Spuren einer antiken Kultur).

In der Wohnung hatten wir einen Fernseher dessen Bildschirm beinahe so groß war wie die Leinwand im ARRI-Kino in München - und obendrein in HDR-Format. Um den Fernseher einzuschalten, hatten wir drei Fernbedienungen nötig: eine um das Gerät selbst einzuschalten, eine um die Stereo-Lautsprecher einzuschalten und letztlich eine, um die Kanäle zu wechseln („channel surfing“). Ich habe meine Forschungen beim 150. Sender eingestellt. Keine Ahnung, wie viele es noch gegeben hätte.

Von daher aber bin ich überzeugt, dass auch GoT dabei gewesen wäre.
Schade. Nie wieder werde ich Gelegenheit haben, GoT zu erleben - außer vielleicht ausschnittsweise in YouTube - oder falls wir doch mal wieder einen Fernseher anschaffen.

Hab ich mich damit endgültig aus dem Zeitgeist ausgeklinkt? O je. Nie wieder die Gelegenheit haben, mit anderen über GoT wissend mitzureden. Nie wieder mit klugen Sprüchen auftreten zu können. Permanente Außenseiter also…

Stellen Sie sich vor: Mehr als den Inhalt dieser kurzen Glosse werde ich wohl niemals über Game of Thrones zu bieten haben. O je.

Huha! Die Krawallerie ist da!

„Opa, ich kann nicht schlafen. Es ist zu heiß, und wir leben in Europa, wo man keine Klimaanlagen hat. Erzähl mir eine Geschichte…“

„Eine Geschichte? Ich kenne nur Geschichten. Möchtest du eine alte oder neue Geschichte hören?“

„Erzähl mir, wie du damals eigenhändig die Bank of America in Schutt und Asche gelegt hast.“

„Ich? Nein, das hast du falsch verstanden. Ich war nur Zuschauer. Du willst nur glauben, dass ich höchstpersönlich die Bank niedergebrannt habe, damit Du mit der Geschichte angeben kannst.“

„Bitte erzähl die Geschichte, auch wenn du nur Zuschauer warst.“

"Weißt du, es war eine Sommernacht so wie diese. Die Leute lungerten auf der Straße rum und wussten nicht, was sie machen sollten. Es gab nämlich damals noch kein Internet, kein Gaming oder Phons und Apps usw.“
„Habt ihr auch keine Autos gehabt?“

„Ja natürlich hatten wir Autos. Warum fragst du?“

„Wenn ihr Autos gehabt hättet, dann hättet ihr irgendwo hinfahren können.“

„Hmm. Gute Idee. Leider hat da keiner daran gedacht. Stattdessen haben manche Jungs alte Autoreifen irgendwoher geholt und in Brand gesetzt.“

„Wie kann man Autoreifen anzünden?“

„Das hab ich vergessen. Ich war nicht die ganze Zeit dabei. Ich saß nämlich die meiste Zeit mit Freunden im Café. Erst als die Autoreifen schön brannten, ging ich wieder vor die Tür. Da sah ich lauter Jungs auf der Straße, die um die brennenden Reifen herumtanzten.“

„Wo waren die Mädchen?“

„Das weiß ich nicht. Vielleicht haben auch sie getanzt. Ich glaub es aber nicht. Die Jungs tanzten lang. Und das Feuer loderte immer höher. Wäre ein schönes Foto gewesen, bloß damals haben nur wenige Leute Fotoapparate dabei gehabt. Es war aber alles ziemlich harmlos, und die Jungs hatten endlich was zu tun. Doch dann wie aus dem heiteren Himmel sahen wir einen Müllwagen auf der Straße. Er fuhr ganz langsam auf uns zu. Ganz langsam. Alle haben hingeschaut, und jeder hat sich gefragt: Was macht ein Müllwagen um diese Zeit da? Es ist Nacht. Die Müllmänner arbeiten nicht nachts. Und plötzlich - als hätten sie auf ein Zeichen gewartet - standen lauter Polizisten im Müllwagen kerzengrad auf. Sie sahen aus wie die Griechen im trojanischen Pferd. Die Geschichte kennst du auch, hab ich dir schon ein paarmal erzählt.“

„Ja, Opa.“

„Die Polizisten hatten alle Helme an wie Darth Vader, weißt du, und Knüppel in der Hand…“

„Was habt ihr gemacht?“

„Das weißt du selber. Du hörst diese Geschichte nicht zum ersten Mal. Ich selbst hab nix gemacht. Ich hab nur zugeschaut. Andere aber haben sich Steine geholt - woher weiß ich nicht mehr -, mit denen sie die Polizisten bewarfen, was die Polizei ziemlich überrascht hat. Der Müllwagen bremste nun hart, machte kehrt, und im Nu sauste er wieder davon. Dieser unerwartete Sieg - wenn man’s so nennen darf - muss die Jungs auf der Straße irgendwie angestachelt haben. Sie haben gefeiert, als hätten sie eben einen Krieg gewonnen. Inzwischen waren die Reifen ziemlich verkohlt, und da alle nun derart aufgedreht waren, dachten sie nur noch ans Weiterrandalieren. Es war, denk ich, in dem Moment, dass irgendwelche Jungs auf die Idee gekommen sind, die Feier nun vor die Bank of America zu verlagern. Das weiß ich nicht mehr so genau. Denn ich bin zurück ins Café gegangen. Als ich wieder auf die Straße ging, standen sie alle schon vor der Bank und machten Radau. Nun bin auch ich dorthin gegangen. Die Eingangstür hatten sie bereits eingeschlagen. Lauter Jungs streunten durch den großen Raum wie Ameisen - nein, nicht um Geld zu rauben. Das Geld war ohnehin im Safe. Sie wollten nur randalieren, weil sie wieder Langeweile hatten und die Polizei sie da nur weiter angestachelt hatte.

Auch ich bin in die Bank gegangen, um mich rumzuschaun. Ich kann mich aber nur an einen Jungen genau erinnern. Er hatte ein Gipsbein und saß auf einem Schreibtisch neben seiner Krücke und hatte den Telefonhörer am Ohr. Damals gab es noch keine Handys. ‚Mama?‘, sagte er in den Apparat. ‚Stell dir vor, wo ich bin! In der Bank of America! Ja! Wir haben sie gerade gestürmt!‘“

„Aber die Bank brannte noch nicht…“

„Nein, das kam erst später. Und bevor das passiert ist, war ich längst in meinen Wagen gestiegen und hab mich aus den Staub gemacht. Aus der Ferne aber konnte ich sehen, wie die Bank lichterloh gebrannt hat…“
„Warum macht man das heute nicht mehr, Opa?“

„Tut man aber doch. Aber anders.“

„Wieso anders?“

„Damals haben die Jungs das gemacht, weil sie Langeweile hatten. Heute hat man andre Gründe.“

„Was, zum Beispiel?“

„Wie soll ich‘s dir sagen…Die Jungs heute möchten wieder in einer Zeit leben, in der man sich wie früher langeweilen könnte, weil sie heute keine Zeit mehr haben, um sich zu langweiligen. Sie denken: Wenn ich die Dinge kaputt mache, werde ich mich endlich langeweilen können... Komisch…“

„Ich wünschte, ich wäre so alt wie du. Alles, was früher war, kann man immer gut erklären.“

In eigener Sache: Nächste Woche ruht die Cyberdruckerei kurz. Bin im Schanzenviertel…im Ernst.

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