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Sprechen Sie „Entfristung“?

Es kommt nur selten vor, dass ich auf eine deutsche Vokabel treffe, die ich nicht kenne, zumal ich so lange in Deutschland bin, dass ich bestimmt mehrmals jedem Wort dieser Sprache mindestens einmal über die Lippen gebracht habe. Darüber hinaus lese ich beinahe täglich Spiegelonline und auch die Münchener Abendzeitung.

Dennoch habe ich neulich ein mir unbekanntes Wort entdeckt. Noch überraschender: Ich verstehe dessen Sinn immer noch nicht. Meine Frage: Was ist mit „Entfristung“ gemeint?

Klar weiß ich, dass dt. Wörter, die mit „ent-“ anfangen, darauf hinweisen, dass etwas weggenommen oder abgezogen wird, und zwar vom Wortstamm, an den das „ent-“ hingehängt wird. Wenn etwas „entwickelt“ wird, ist mit dem Aufzuwickeln Schluss. Ist ja logisch. „Entschließt“ man sich zu etwas, geht das „Schließen“ zu Ende. Man ist für Neues…aufgeschlossen.

Notabene: „Entebbe“ ist ein Fremdwort und hat nix mit „Ebbe“ zu tun. „Entebbt“ man eine „Ebbe“, steht man in der Flut. Etwas „entsteht“, wenn es nicht mehr steht. Plötzlich gerät alles in Bewegung. Irgendwie ist das Prinzip nett.

Aber genug der Beispiele. Lieber wende ich mich jetzt dem eigentlichen Thema zu: die „Entfristung“. Das Wort gibt mir keine Ruhe. Es entruht mich.

Jeder weiß, was eine „Frist“ ist. Sogar ich. Ist der Frist einmal um, fängt der „Frust“ an. Verzeihung. Manchmal bin ich wie ein Kind. Ich spiele zwanghaft mit Worten, wie mit Legos, auch wenn das Ergebnis sinnlos ist. Schreiben ist ein Risikoberuf.

Aber das mit der „Entfristung“ hat einen ernsten Hintergrund…

Ich habe nämlich in den letzten Tagen viel über ein neues Vorhaben der Post erfahren, um sich unliebsamer Mitarbeitenden zu entledigen. Wenn ich die Sache richtig verstanden habe, will die Post all jene Mitarbeiter entlassen, die im Lauf von zwei Jahren mehr als zwanzig Tage krank waren.

Dieses Entlassen der Zustellenden wird offiziell als eine „Entfristung“ bezeichnet.

Bitte, liebe Deutschmuttersprachler, helfen Sie mir. Wie ist dieser Begriff zu deuten? Ich verstehe, dass die Post solche Mitarbeiter, die häufig krank sind, feuern will, was mich ohnehin nicht einleuchtet. Ich kenne meine Briefträger. Aber wieso nennt man das eine „Entfristung“. Mein Problem ist Folgendes: Wird etwas oder jemand „entfristet“, dann geh ich davon aus, dass vorher ein „Frist“ bestand. Doch dies scheint hier nicht der Fall zu sein. Hier geht es lediglich um das Entlassen von Mitarbeitern, die bisher offenbar einen „unbefristeten“ Vertrag hatten. Zu häufige Krankheit hätte also die Folge, dass dieser unbefristete Vertrag aufgelöst wird. Wenn es so ist, dann müsste man eigentlich sagen, dass der Vertrag solcher Mitarbeiter „entunbefristet“ wurde.

Oder?

Oder bedeutet „Frist“ und „Entfristen“ in diesem Zusammenhang etwas anders, als ich es mir vorstelle? Leider kann ich das nicht mit Sicherheit beurteilen. Ich habe nämlich einen Migrationshintergrund. Nebenbei: Ich habe im Duden nach der Bedeutung dieses Wortes gesucht. Doch auch die Duden Definition hat mich nicht weitergebracht. Denn dem Duden zufolge entsteht eine „Entfristung“, wenn eine „Befristung“ gelöst wird. So habe auch ich es mir eigentlich vorgestellt. Das wäre logisch.

Vielleicht kann mir jemand aus diesem arkanen Schlupfwinkel des deutschen Wortschatzes heraushelfen. Es bedarf eines Experten, und ich fürchte, dass meine Kenntnisse dieser mir fremden Sprache viel zu limitiert sind, um zu kapieren, warum eine „Entfristung“ irgendwie etwas damit zu tun hat, dass Postler, kein Recht haben, länger als 20 Tage innerhalb zwei Jahre krank zu sein.

Nebenbei: Dem Klugeschen etymologischen Wörterbuch zufolge weiß keiner, woher besagtes Wort „Frist“ kommt. Lediglich im Tocharischen finden die Sprachforscher eine ähnlich klingende Vokabel. Wer keine Kenntnisse des Tocharischen hat, der hat, so denk ich, schlechte Karten dieses Rätsel jemals zu lösen…

Sprechen Sie „Entfristung“?

Es kommt nur selten vor, dass ich auf eine deutsche Vokabel treffe, die ich nicht kenne, zumal ich so lange in Deutschland bin, dass ich bestimmt mehrmals jedem Wort dieser Sprache mindestens einmal über die Lippen gebracht habe. Darüber hinaus lese ich beinahe täglich Spiegelonline und auch die Münchener Abendzeitung.

Dennoch habe ich neulich ein mir unbekanntes Wort entdeckt. Noch überraschender: Ich verstehe dessen Sinn immer noch nicht. Meine Frage: Was ist mit „Entfristung“ gemeint?

Klar weiß ich, dass dt. Wörter, die mit „ent-“ anfangen, darauf hinweisen, dass etwas weggenommen oder abgezogen wird, und zwar vom Wortstamm, an den das „ent-“ hingehängt wird. Wenn etwas „entwickelt“ wird, ist mit dem Aufzuwickeln Schluss. Ist ja logisch. „Entschließt“ man sich zu etwas, geht das „Schließen“ zu Ende. Man ist für Neues…aufgeschlossen.

Notabene: „Entebbe“ ist ein Fremdwort und hat nix mit „Ebbe“ zu tun. „Entebbt“ man eine „Ebbe“, steht man in der Flut. Etwas „entsteht“, wenn es nicht mehr steht. Plötzlich gerät alles in Bewegung. Irgendwie ist das Prinzip nett.

Aber genug der Beispiele. Lieber wende ich mich jetzt dem eigentlichen Thema zu: die „Entfristung“. Das Wort gibt mir keine Ruhe. Es entruht mich.

Jeder weiß, was eine „Frist“ ist. Sogar ich. Ist der Frist einmal um, fängt der „Frust“ an. Verzeihung. Manchmal bin ich wie ein Kind. Ich spiele zwanghaft mit Worten, wie mit Legos, auch wenn das Ergebnis sinnlos ist. Schreiben ist ein Risikoberuf.

Aber das mit der „Entfristung“ hat einen ernsten Hintergrund…

Ich habe nämlich in den letzten Tagen viel über ein neues Vorhaben der Post erfahren, um sich unliebsamer Mitarbeitenden zu entledigen. Wenn ich die Sache richtig verstanden habe, will die Post all jene Mitarbeiter entlassen, die im Lauf von zwei Jahren mehr als zwanzig Tage krank waren.

Dieses Entlassen der Zustellenden wird offiziell als eine „Entfristung“ bezeichnet.

Bitte, liebe Deutschmuttersprachler, helfen Sie mir. Wie ist dieser Begriff zu deuten? Ich verstehe, dass die Post solche Mitarbeiter, die häufig krank sind, feuern will, was mich ohnehin nicht einleuchtet. Ich kenne meine Briefträger. Aber wieso nennt man das eine „Entfristung“. Mein Problem ist Folgendes: Wird etwas oder jemand „entfristet“, dann geh ich davon aus, dass vorher ein „Frist“ bestand. Doch dies scheint hier nicht der Fall zu sein. Hier geht es lediglich um das Entlassen von Mitarbeitern, die bisher offenbar einen „unbefristeten“ Vertrag hatten. Zu häufige Krankheit hätte also die Folge, dass dieser unbefristete Vertrag aufgelöst wird. Wenn es so ist, dann müsste man eigentlich sagen, dass der Vertrag solcher Mitarbeiter „entunbefristet“ wurde.

Oder?

Oder bedeutet „Frist“ und „Entfristen“ in diesem Zusammenhang etwas anders, als ich es mir vorstelle? Leider kann ich das nicht mit Sicherheit beurteilen. Ich habe nämlich einen Migrationshintergrund. Nebenbei: Ich habe im Duden nach der Bedeutung dieses Wortes gesucht. Doch auch die Duden Definition hat mich nicht weitergebracht. Denn dem Duden zufolge entsteht eine „Entfristung“, wenn eine „Befristung“ gelöst wird. So habe auch ich es mir eigentlich vorgestellt. Das wäre logisch.

Vielleicht kann mir jemand aus diesem arkanen Schlupfwinkel des deutschen Wortschatzes heraushelfen. Es bedarf eines Experten, und ich fürchte, dass meine Kenntnisse dieser mir fremden Sprache viel zu limitiert sind, um zu kapieren, warum eine „Entfristung“ irgendwie etwas damit zu tun hat, dass Postler, kein Recht haben, länger als 20 Tage innerhalb zwei Jahre krank zu sein.

Nebenbei: Dem Klugeschen etymologischen Wörterbuch zufolge weiß keiner, woher besagtes Wort „Frist“ kommt. Lediglich im Tocharischen finden die Sprachforscher eine ähnlich klingende Vokabel. Wer keine Kenntnisse des Tocharischen hat, der hat, so denk ich, schlechte Karten dieses Rätsel jemals zu lösen…

Vorsicht! Es kann jederzeit passieren…auch Ihnen!

In einem Augenblick ist alles plötzlich anders – und zwar auf ungute Art.

Auf dem Kuvert stand SEHR groß gedruckt das Wort „Fristsache“. Flüchtig las ich den Empfängernamen. Ach, Post für meinen Sohn. Sieht aus, als kommt es von der Bank.

Erst später wandte ich mich der Fristsache zu. Mein Sohn wohnt nämlich nicht bei uns, und ich kümmere mich um seine Post. So eine Fristsache von der Bank könnte etwas Wichtiges sein, dachte ich.

Wer sich auskennt, weiß schon, was jetzt kommt: Es war eine Zahlungsaufforderung von einer Inkassofirma.

Falls Sie so etwas nicht kennen: Es ist, als ob urplötzlich fünf schwerbewaffnete, übelriechende Räuber stünden in Ihrer Wohnung.

Man liest, die Augen starr, den Drohbrief durch, erst schnell, dann ein zweites Mal langsam, Wort für Wort. Erst recht, weil man eigentlich nicht weiß, worum es geht.

Erst peu à peu macht man sich ein Bild davon. Die langsam herauseruierten Fakten: Es handelte sich um eine unbezahlte Rechnung von einem Berliner Verlag aus dem Jahr 2015. Auch die Rechnungsnummer war zu lesen. Die ursprünglichen Kosten von 250 Euro hatten sich mittlerweile wegen Zinsen und Zinsenzinsen und diverser Strafgebühren etc. auf 380 Euros erhöht.

Sogleich rief ich meinen Sohn an Er war ahnungslos und überrascht, aber nur kurz. „Werf das Ding weg“, sagte er. Es ist ein Fake, ein Scam.“

„Ja, aber wenn es kein Scam ist?“

„Ach, du machst dir viel zu viele Sorgen.“

Mag sein, aber dennoch entschloss ich mich nach dem Anruf, die vier Seiten des Schreibens zu scannen und sie an ihn zu mailen. Nebenbei: Ist das nicht komisch wie sehr „Scam“, „Spam“ und „Scan“ sich ähneln? Muss was bedeuten.

Aber dann wurde ich richtig proaktiv (notabene: wichtiges, neues Wort!) und rief direkt in besagten Verlag in Berlin an, um mich über die unbezahlte Rechnung genauer zu informieren. Zum Glück stieß ich auf einen hilfreichen Menschen, der mir dann versicherte, er finde die fragliche Rechnung gar nicht. Außerdem finde er den Namen meines Sohns in seinen Akten nicht.
Er gab mir eine Telefonnummer – und siehe da: Es war die der uns drohenden Inkassofirma! „Mit denen arbeiten wir oft zusammen“, beteuerte er. „Rufen sie dort an, und erklären Sie, dass wir beim Verlag keine offene Rechnung Ihres Sohns gefunden haben. Sie werden die Sache dann gleich löschen.“

Also rief ich nun direkt in die Löwengrube an. Doch so einfach sollte das nicht sein. Man wollte mir keine Auskunft erteilen – ohne dass mein Sohn mich dazu bevollmächtigt hätte.

Nun mailte ich meinem Sohn, der mich inzwischen für total übergeschnappt und hysterisch erklärte, damit er eine Vollmacht verschickt. So ist die Jugend, dachte ich. Unbequemes wollen sie nicht wahrhaben.

Ach! Die ganze Zeit vergesse ich etwas Wichtiges zu erzählen. Nämlich: Während meines Anrufs beim Inkassobüros stellte ich zum ersten Mal fest, dass die Zahlungsforderung nicht, wie ich zuerst gedacht habe, an meinen Sohn adressiert wurde. Der Name auf dem Brief glich lediglich seinem Zweitnamen, und den benutzt er nie.

Ich habe auch vergessen noch etwas zu erwähnen, dass ich im Internet nach „Fake Inkassofirmen“ gesucht habe – und davon gibt es offensichtlich jede Menge (caveat emptor!). Es stellte sich aber schnell heraus, dass diese, die uns anfauchte, durchaus legitim war. (Mein Sohn war der Meinung, dass Verlag und Inkassofirma beide Scammer waren).

Allmählich – und ich meine wirklich allmählich – ist der Groschen gefallen: Es wurde mir klar, dass es sich bei der Sache offensichtlich um eine Namensverwechselung handelte. Immerhin hat es drei Jahre gedauert, bis sie den vermeintlichen Schuldner ermittelten. Die Inkassoleute hatten wohl die Einwohneranmeldeamte ganz Deutschlands durchkämmt und fanden lediglich meinen Sohn, der den Zweitnamen mit dem Vornamen des Schuldners gemeinsam hatte. Immerhin etwas.

Am Sonntag formulierte ich einen Brief an die Inkassoleute, in dem ich meine „Einwendungen“ ausdrückte. Notabene: „Einwendung“, erklärte mir ein Freund, der Anwalt ist, benutzt man, wenn es um eine Zahlungsaufforderung handelt. „Einspruch erheben“ tut man nur bei Mahnbescheiden und dergleichen.

Am Montag rief ich prompt in die Firma an, um meine Position darzulegen und in der Hoffnung, dass bevor ich meine Einwendungen wegschickte, man den Fehler erkennen würde. Und so war es. Die nette, höfliche Dame am Apparat war schnell überzeugt, dass ich recht hatte und bat mich darum, den Drohbrief wieder einzutüten, zuzukleben und darauf „unbekannt“ zu vermerken und in den nächsten gelben Briefkasten zu werfen.

Diesmal Schwein gehabt … Nebenbei: Warum heißt es „Schwein haben“? So gut haben es die Schweine auch wiederum nicht…

PS Nix gegen Inkassofirmen – ich meine die echten. Es gibt ja doch auch wahre Schurken, und sie verdienen so ne Fristsache allemal.

Fragen Sie den Experten!

Sie werden mir zustimmen, liebe Lesende, dass die gegenwärtigen Zeiten ganz schön kompliziert geworden sind. Man hat momentan keine Ahnung, wohin die Reise geht und an wen man sich wenden sollte, um eine fundierte Information über die wesentlichen Dinge zu erhalten.

Die einen meinen, dass alles bald den Bach runtergeht, die anderen, dass es uns eigentlich besser geht denn je.

Ja, wem soll man denn glauben?

Gut, dass Sie sich heute beim Sprachbloggeur eingeklinkt haben. Denn hier finden Sie endlich triftige Antworten auf schwierige Fragen.

Ja, heute Glück gehabt, denn der Sprachbloggeur bietet seit geraumer Zeit einen neuen Dienst an. Sie stellen knifflige Fragen, und Sie bekommen Antworten – compliments of the Sprachbloggeur – die sinnvoll sind! Hier ein paar Beispiele aus den Archiven...

Frage eins: Lieber Sprachbloggeur: Glaubst Du, dass Europa demnächst in eine trockene Wüste verwandelt wird? Ich habe Angst. Gez. „Anonym“.

Meine Antwort: Liebe/r Anonym. Kein Wunder, dass Sie Angst haben! Sie sind nicht einmal willens, preiszugeben, wer sie sind! Haben Sie denn keinen Namen? Ich schon. Mehrere sogar, und alle sind auf dieser Seite zu finden. Ihr Problem fängt damit an, dass Sie so tun, als wären Sie locker und zugänglich, wobei Sie eher wirken, als hätte Sie jemand mit einem Besenstiel intubiert. Das spüre ich hauptsächlich, weil Sie mich geduzt haben, obwohl wir uns gar nicht kennen, auch wenn Sie im Nu viel über mich rauskriegen könnten. Im WehWehWeh finden Sie sogar Fotos von mir (manche ganz nett). Ich hingegen erkenne, wenn ich in Ihre Richtung schaue, lediglich einen grauen Schatten. Genauer gesagt, ich sehe jemanden, der nicht einmal unterscheiden kann, wann es angebracht ist, „du“ oder „Sie“ zu sagen. Fangen Sie mit dieser Kleinigkeit an, und bedenken Sie: Sie sollten dankbar sein, dass Sie eine Sprache sprechen, die vermittels Pronomen zwischen Intimität und einer schützenden verbalen Distanz unterscheidet. Viele Grüße Ihr P.J. Blumenthal

Frage zwei: Lieber Sprachbloggeur: Ich bin der Meinung, dass es uns hier in Deutschland besser geht denn je. Wer nicht so denkt, ist ein Jammerer und ein Vollidiot…oder was meinen Sie? Gez. Mano Geldner

Meine Antwort: Lieber Mano Geldner, ich vermute, dass Sie Manager sind und dass Sie es nie für wichtig gehalten haben, das Elend anderer aus der Nähe zu betrachten. Sonst würden Sie nicht auf die Idee kommen, so dumm daher zu reden. Sie wenden sich nur deshalb an mich, weil Sie meinen, ich bin ein freundlicher Traumtänzer, der sich freut, wenn überhaupt jemand an ihn wendet. Oder Sie halten mich für Ihr letztes Rendezvous mit dem Coolsein. Sie irren sich. In Wirklichkeit fehlt Ihnen der Mut, sich mit Menschen auseinanderzusetzen, die eine völlig andere Meinung haben als Sie. Außerdem bin ich überzeugt, dass Sie Ihre Identität hinter einem falschen Namen verstecken. Ich glaube nicht, dass es jemanden auf dieser Welt gibt, der Mano Geldner heißt. So einen Namen finde ich eventuell in einer Spammail, und die erhalte ich beinahe täglich von fantasielosen Mafiosi aller Schattierungen. Beste Grüße P.J. .Blumenthal

Frage drei: Ich bin wettsüchtig, aber ich bin überzeugt, dass ich am Schluss doch den großen Wurf schaffe. Eigentlich möchte ich von Ihnen nichts. Aber wer weiß? Vielleicht werden Sie mir doch helfen, wenn auch nur per Zufall. Ich wäre Ihnen nämlich dankbar, wenn Sie mir ihre Meinung verraten würden, ob ich Bitcoins kaufen sollte oder ob ich noch warten sollte, bis sie vielleicht etwas billiger werden. Genauer gesagt, meine Frage lautet wie folgt: Werden Bitcoins weiter an Wert verlieren, um später wieder noch wertvoller zu werden, oder soll ich’s lassen? Beste Grüße Eliot Carter

Meine Antwort: Lieber Eliot Carter. Ich mag ehrliche Menschen wie Sie. Was auch immer Sie tun, wird es richtig sein. Es gibt weder ein Ja noch ein Nein zu Ihrer Frage. Folgen Sie Ihrem Herzen, und profitieren Sie davon. Viel Glück und viele schöne Grüße P.J. Blumenthal

Schauen wieder mal vorbei, liebe Lesende. Vielleicht hat der Sprachbloggeur eine Antwort, die auch Ihnen auf dem Leib geschnitten ist.

Auch Lisa Golden muss von etwas leben

Darf ich vorstellen: Lisa Golden.

Heute habe ich von ihr eine Mail - adressiert an den Sprachbloggeur - erhalten.

Die Mail war auf Englisch. Es handelte von einer „article placement inquiry“, will sagen, dass Lisa mir ein Angebot gemacht hat, einen Text („article“) im Stil des Sprachbloggeurs schreiben zu lassen, der anstelle eines von mir geschriebenen Textes auf diese Seite platziert (placement) werden sollte.

Hier nun eine Leseübung für Fans des Englischen: „We would get the German article written“…“to fit the nature/topic of your site.”

Der von Lisas MitarbeiterInnen auf Deutsch geschriebene Text sollte also der „Natur“ und dem „Themenbereich“ dieser Seite angepasst werden.

Doch jetzt der Clue…: .“In the article there is a good chance there will be a link going to a gaming/betting review site.”

Eine “gute Chance”, also eine hohe Wahrscheinlichkeit, meint Lisa…Verzeihung…Frau Golden, dass dem Text, der sprachbloggeurisch geschrieben werden sollte, ein Link zu einer Spielseite beigelegt werden sollte. Das heißt: Sie lesen einen Text, der nach Art dieser Seite geschrieben wird, und Sie finden - mit hoher Wahrscheinlichkeit - einen (oder mehrere) Link(s), der/die Sie auf ein digitales Wettbüro weiter befördert.

Ganz ehrlich: Ich finde die Idee gar nicht schlecht. Erstens, weil ich mich dann jede Woche nicht bemühen müsste, einen unterhaltsamen Text mit Tiefgang zu erzeugen. Das kann der Autor von Frau Golden mit Sicherheit ebenso gut - vielleicht auch besser als ich! Und zweitens, weil es auch Geld in die Kasse spült! Jawohl! Money Money Money! Frau Golden hat nämlich gefragt, wie viel Geld ich mir für diese Zusammenarbeit vorstelle. Bezahlt wird übrigens über Paypal. Frei und ohne klebendem Schmutz.

Ja, ich komme wirklich schwer in Versuchung, zumal ich heute irgendwo gelesen hab, dass einem Reporter von ABC in den USA und einem Hedgefondfritzen (sprich Heuschrecke) zufolge, bis 2022 eine einzige Bitcoin 250.000 Dollar wert sein wird. Nicht schlecht, gell? Ich hab überlegt, ob ich für meine Zusammenarbeit mit Lisa Gold vier Bitcoins kosten lasse. In vier Jahren habe ich dann eine Million US-Kröten! Wenn das kein gutes Geschäft ist!

Doch dann bin ich auf den Boden der Tatsachen schnell wieder zurückgekehrt. Denn ich habe mich gefragt: Wer ist diese Lisa Golden eigentlich? Ich meine, heutzutage kann sich jeder im Internet hinter jedem beliebigen Namen verstecken. Und wenn sich eine Mitarbeiterin eines Wettbüros „Golden“ nennt, so kann man sich vorstellen, dass sie in Wirklichkeit vielleicht doch anders heißt.

Oder vielleicht nicht. Vielleicht gibt es diese Lisa Golden tatsächlich. Vielleicht verbringt sie ihren traurigen Alltag damit, nach Kundschaft zu suchen, weil auch sie überleben muss, und auch sie kein einfaches Leben hat.

Vielleicht ist sie eine einsame Frau, Mitte 50, die in einer kleinen Wohnung in New York oder Kiew lebt. Die Wohnung ist sauteuer, und sie muss viel Geld verdienen, um im Winter die Heizkosten zu decken und um eine Zahnarztrechnung zu zahlen. Vielleicht hat sie Kinder, die sie unterhalten muss, weil der Mann (der Schuft) vor Jahren mit einer Tussi abgehauen ist und keinen Unterhalt bezahlt. Oder vielleicht ist sie eine junge Frau, die nur diese Arbeit findet und mit einem Alkoholiker liiert ist, der alles Geld versäuft.

Würde ich auf Lisas Angebot eingehen, dann werden wir wohl beide geholfen. Das muss man alles in Erwägung ziehen.

Verstehen Sie nicht? Wir sitzen irgendwie alle im selben Boot, und jede muss etwas tun, damit das Boot nicht untergeht und wir alle ertrinken…

Die deutsche Mehrzahl als Hoffnungsträger…im Ernst

Pausieren wir heute vom Lärm des Kriegsgedröhns.

Reden wir lieber vom deutschen Plural - zu Deutsch: von der Mehrzahl. Ein schönes Thema, denn es gibt uns auch von den schönen Dingen mehr.

Das Interessante: Die deutsche Mehrzahl ist selbst ein mehrfaches Gebilde. Anders als Englisch oder Französisch, die sich mit einer einzigen Mehrzahlform begnügen (zumindest meistens), kann man im Deutschen sogar die gleichen Dinge vielfach vermehren (zumindest manchmal): Dinge und Dinger, Worte und Wörter. Manche Vokabeln haben hingegen gar kein Plural, z.B. „Vergnügen“. Egal wie viele davon man hat, heißen alle „Vergnügen“.

Neulich unterhielt ich mich mit Frau M., Inhaberin des „Paradies“, meines Lieblingsobstundgemüseladens, über dieses Thema. (Nebenbei: Die süßen Erdbeeren sind schon da!).

Frau M. hatte berichtet, dass sie jüngst am offenen Fenster einen komischen Vogelgesang vernommen hätte. Es war gegen Mitternacht, und das Getriller klang besonders virtuos.

Ich ahnte gleich, um welchen Vogel es handeln musste: eine Nachtigall! Zwar hatte ich in meinem Leben noch nie bewusst eine gehört - aber welcher Vogel würde sonst mitten in der Nacht mit einem so gekonnten Liederschatz aufwarten, dachte ich.

„Ja, genau“, meinte Frau M. Ich hab nämlich am nächsten Tag unter Stichwort ‚Nachtigall‘ gegoogelt. Vom Aussehen her ist es ein unscheinbarer Vogel, aber das Lied, das ich im Internet hörte, ähnelte haargenau dem des Vogels, den ich gehört hatte.“

Doch dann fragte ich wie aus heiterem Himmel: „Und wie lautet die Mehrzahl von ‚Nachtigall‘?“

„Hmm“, sagte sie. „Ich vermute ‚Nachtigallen‘.“

„Schade“, sagte ich. „Mir wäre ‚Nachtigälle‘ lieber. Klingt lyrischer.“

„Ja, das stimmt“, sagte sie. „Oder ‚Nachtigalle‘. Ich weiß nicht, warum es ausgerechnet ‚Nachtigallen‘ heißt.“

„Ich hab das gleiche Problem mit ‚Balkon‘“, sagte ich. „Für mich wäre die ideale Mehrzahlform ‚Balköne‘. ‚Balkonen‘ klingt einfach zu fade.“

„Und gestern kamen zwei Mädchen in den Laden. Es waren keine Deutsche, und sie haben mich gefragt, ob ich ‚Öbste‘ hätte. Selbstverständlich, sagte ich…und sie haben sich ein paar…‘Öbste‘ gekauft. Ich wollte ihnen gar nicht verraten, dass es so etwas in der deutschen Sprache nicht gibt. Das Wort find ich köstlich.“

Irgendwie kamen wir dann auf die Persimone im Laden zu sprechen. Upps. Ich hab’s bereits verraten. Das Plural von ‚Persimon‘ lautet ‚Persimone‘. Mir wäre lieber, wenn es ‚Persimöne‘ wäre. Auch das hab ich Frau M. beteuert.

„Sie haben es heute mit den Umlauten, Herr Sprachbloggeur. Irgendwie scheinen sie Ihnen zu gefallen.“

„Irgendwie schon“, antwortete ich. Die kommen mir so musikalisch vor - wie halt der Nachtigall Gesang. „

„Von mir aus, warum nicht?“

Ja, das sagt Frau M. immer. Sie ist nämlich ein sehr toleranter Mensch.

„Und wie heißt die Mehrzahl von ‚Primel‘?“ fragte ich. Denn Frau M. verkauft im Paradies neben Obst und Gemüse auch Blumen. Was erwartet man sonst im Paradies?

„Ich tippe auf Primeln, und ich glaube, ich habe recht.“

Frau M. hatte recht. Doch dann hab ich nach der engl. Übersetzung gegoogelt. ‚Primrose‘ heißen sie. „Wissen Sie, Frau M., egal wie viele Primeln man hat, ‚Primrose‘ klingt, meiner Meinung nach allemal schöner…“

Aber genug der Ablenkung: Zurück in die beunruhigende Welt. Keine Sorge aber: Der Sprachbloggeur wird sich Mühe geben, Sie ab und zu vom nörgelnden Kriegsgedröhn abzuwenden. Denn Kriegsgedröhn hat nämlich keine Mehrzahl.

Die deutsche Mehrzahl als Hoffnungsträger…im Ernst

Pausieren wir heute vom Lärm des Kriegsgedröhns.

Reden wir lieber vom deutschen Plural - zu Deutsch: von der Mehrzahl. Ein schönes Thema, denn es gibt uns auch von den schönen Dingen mehr.

Das Interessante: Die deutsche Mehrzahl ist selbst ein mehrfaches Gebilde. Anders als Englisch oder Französisch, die sich mit einer einzigen Mehrzahlform begnügen (zumindest meistens), kann man im Deutschen sogar die gleichen Dinge vielfach vermehren (zumindest manchmal): Dinge und Dinger, Worte und Wörter. Manche Vokabeln haben hingegen gar kein Plural, z.B. „Vergnügen“. Egal wie viele davon man hat, heißen alle „Vergnügen“.

Neulich unterhielt ich mich mit Frau M., Inhaberin des „Paradies“, meines Lieblingsobstundgemüseladens, über dieses Thema. (Nebenbei: Die süßen Erdbeeren sind schon da!).

Frau M. hatte berichtet, dass sie jüngst am offenen Fenster einen komischen Vogelgesang vernommen hätte. Es war gegen Mitternacht, und das Getriller klang besonders virtuos.

Ich ahnte gleich, um welchen Vogel es handeln musste: eine Nachtigall! Zwar hatte ich in meinem Leben noch nie bewusst eine gehört - aber welcher Vogel würde sonst mitten in der Nacht mit einem so gekonnten Liederschatz aufwarten, dachte ich.

„Ja, genau“, meinte Frau M. Ich hab nämlich am nächsten Tag unter Stichwort ‚Nachtigall‘ gegoogelt. Vom Aussehen her ist es ein unscheinbarer Vogel, aber das Lied, das ich im Internet hörte, ähnelte haargenau dem des Vogels, den ich gehört hatte.“

Doch dann fragte ich wie aus heiterem Himmel: „Und wie lautet die Mehrzahl von ‚Nachtigall‘?“

„Hmm“, sagte sie. „Ich vermute ‚Nachtigallen‘.“

„Schade“, sagte ich. „Mir wäre ‚Nachtigälle‘ lieber. Klingt lyrischer.“

„Ja, das stimmt“, sagte sie. „Oder ‚Nachtigalle‘. Ich weiß nicht, warum es ausgerechnet ‚Nachtigallen‘ heißt.“

„Ich hab das gleiche Problem mit ‚Balkon‘“, sagte ich. „Für mich wäre die ideale Mehrzahlform ‚Balköne‘. ‚Balkonen‘ klingt einfach zu fade.“

„Und gestern kamen zwei Mädchen in den Laden. Es waren keine Deutsche, und sie haben mich gefragt, ob ich ‚Öbste‘ hätte. Selbstverständlich, sagte ich…und sie haben sich ein paar…‘Öbste‘ gekauft. Ich wollte ihnen gar nicht verraten, dass es so etwas in der deutschen Sprache nicht gibt. Das Wort find ich köstlich.“

Irgendwie kamen wir dann auf die Persimone im Laden zu sprechen. Upps. Ich hab’s bereits verraten. Das Plural von ‚Persimon‘ lautet ‚Persimone‘. Mir wäre lieber, wenn es ‚Persimöne‘ wäre. Auch das hab ich Frau M. beteuert.

„Sie haben es heute mit den Umlauten, Herr Sprachbloggeur. Irgendwie scheinen sie Ihnen zu gefallen.“

„Irgendwie schon“, antwortete ich. Die kommen mir so musikalisch vor - wie halt der Nachtigall Gesang. „

„Von mir aus, warum nicht?“

Ja, das sagt Frau M. immer. Sie ist nämlich ein sehr toleranter Mensch.

„Und wie heißt die Mehrzahl von ‚Primel‘?“ fragte ich. Denn Frau M. verkauft im Paradies neben Obst und Gemüse auch Blumen. Was erwartet man sonst im Paradies?

„Ich tippe auf Primeln, und ich glaube, ich habe recht.“

Frau M. hatte recht. Doch dann hab ich nach der engl. Übersetzung gegoogelt. ‚Primrose‘ heißen sie. „Wissen Sie, Frau M., egal wie viele Primeln man hat, ‚Primrose‘ klingt, meiner Meinung nach allemal schöner…“

Aber genug der Ablenkung: Zurück in die beunruhigende Welt. Keine Sorge aber: Der Sprachbloggeur wird sich Mühe geben, Sie ab und zu vom nörgelnden Kriegsgedröhn abzuwenden. Denn Kriegsgedröhn hat nämlich keine Mehrzahl.

Als „der Terror“ erstmals einschlug…

Der Anfang kam völlig unerwartet - zumindest in München, wo uns bislang die Unannehmlichkeiten, die anderswo an der Tagesordnung waren, erspart geblieben waren.

Es war kurz vor 11 Uhr, am Marienplatz.

Wie immer hatte sich eine erhebliche Menschenmenge angesammelt, um die beliebte Glockenspielvorführung zu bestaunen. Es waren natürlich hauptsächlich Touristen, die die Zeit abwarteten, Köpfe nach hinten gerenkt, bis das Schauspiel im Glockenturm des Rathauses um punkt 11 beginnen sollte. Die Hiesigen schauten (wie üblich) nicht einmal hin, nicht weil sie sich nicht dafür interessiert hätten, sondern weil sie um Himmelswillen nicht mit Auswärtigen verwechselt werden wollten. Eine gewisse Lässigkeit zu bewahren war Ehrensache.

Endlich läutete die Stunde. Und nun ruckelten da oben die bunten Höflinge und Moriskentänzer tikkitakki vorbei, so als ob sie jauchzend an der Hochzeit von Herzog Wilhelm V. mit Renate von Lothringen teilnahmen.

Plink plink. Plink-i-klink. Klink-i plink plink plink-i-plink usw. bimmelten die munteren Glocken.

Alle Augen (d.h. der Touristen) waren auf das Ereignis gerichtet. „Uuuh! Ahhh!“ staunten manche. A Gaudi. Und dann geschah es.

B U M ! ! PLATSCH! PLATSCH! PLATSCH!

Denn plötzlich flogen mit einem Affenzahn aus allen Richtungen lauter fettige Weißwurststücke - samt süßem Senf - durch die Luft über den Marienplatz. Ein wurstiger Regen platschten unbarmherzig gegen Körper und Dinge.
Alles war scheinbar bestens koordiniert. Das fleischige Geschoss traf nämlich innerhalb Sekunden alle Umeinanderstehende.

Die Luft roch so stark nach Kalbsfleisch, nach süßem Senf, nach Fett, man hätte sich in einer alten bayerischen Gaststätte gewähnt. Es fehlten nur die Brezen. Unterdessen stieg ein kollektives Geschrei vom Publikum hinauf, was das Staunen und die Freude der vergangenen Minuten schleunigst zunichte machte. Ade liebliche Fantasiewelt, wo ruckelnde Roboter eine historische Hochzeit nachempfinden ließen. Sofort saß der Schock tief.

Kein Mensch hätte berichten können, was ihm geschehn war. Aus der Entfernung vernahm man das Geplärr der Martinshörner. Das hysterische Tatütatü näherte sich dem Marienplatz aus allen Richtungen zugleich.

Inzwischen hatten sich Benommene kopfschüttelnd auf den Boden hingesetzt, unfähig anderes zu tun. Auch Einheimische zählten zu den Verletzten. „Verletzte“ ist vielleicht übertrieben, besser gesagt „Betroffene“. Denn kein Mensch kam wirklich zu Schaden. Die Verletzungen waren vielmehr in der Seele.

Umso weniger war keiner in der Lage, das wurstige Attentat zu erklären. Denn zu Lange hatte man München für eine Insel der Seligen gehalten.

Damit war aber vorerst vorbei. München war ebenso verletzlich wie jede andere Stadt in Deutschland, in Europa, in den Amerikas und in Asien.
So viel stand fest: Es handelte sich mit Sicherheit um eine Verschwörung. Doch wer steckte dahinter?

Außer Theorien hatte bisher niemand eine Ahnung. Jeder hatte bis vor kurzem geglaubt: Die Ruhe wird bald in die Welt zurückkehren. Die „verrückten Jahre“, wie man die vorigen vier Jahre allgemein bezeichnete, seien vorbei. Jetzt geht’s wieder aufwärts.

Wohl nicht. Denn das, was hier beschrieben wird, war erst der Anfang. „Der Terror“, wie man es inzwischen global nannte, sei nicht mehr wegzudenken.

Es gab viele Fragen und noch immer kaum Antworten…

Spioniert Sie Ihr chinesischer Rechner aus?

Es lebe das freie Tibet! Ich finde den Dalai Lama großartig! Xi Jinping ist ‘n Frotzlamperl!

Pause.

Ist was geschehen?

Ich frage nur, weil man sagt, dass die made-in-China Rechner total verwanzt sind und den Inhalt meines Rechners direkt an den chinesischen Geheimdienst weiterleitet.

Bisher nix geschehn. Ich meine, der Rechner ist nicht in die Luft gegangen o.ä. Soweit so gut.

Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich hier nun meine private Wäsche öffentlich aushänge. Ich mache es nur deshalb, weil ich mir neulich einen chinesischen Rechner, der notebookcheck mit „sehr gut“ ausgezeichnet hatte, gekauft habe und ich weiß nicht, ob die Gerüchte stimmen.

„Kauf Dir bloß keinen chinesischen Rechner“, hatte meine Frau gesagt. „Sie sind alle mit einem Chip versehen, der alles direkt nach China schickt.“ Meine Frau hat das vielleicht in der Süddeutschen Zeitung gesehen oder auf einem der Nachrichtendienste, den sie mittels ihres - notabene koreanischen - Smartphones - ansurft. Ich weiß es nicht so genau.

„Du meinst, die wissen alles, was auf meinem Rechner steht? Jede Mail, jede Sprachbloggeur-Glosse, jeden Roman, jede Kurzgeschichte, jedes Gedicht, jedes Foto? Klingt wie der amer. Santa Claus: He knows when you’ve been naughty, he knows when you’ve been nice…“

„Kann durchaus der Fall sein.“

„Na endlich,“ sagte ich, „habe ich dann noch mehr Leser. Besser wäre es, wenn sie mir für meine Sachen auch etwas bezahlen würden.“

„Du nimmst die Sache nicht ernst“, erwiderte sie. „Vergiss nicht: Wir leben im Facebook-Zeitalter.“

„Nein. Im Gegenteil. Ich nehme die Sache sehr ernst. Du denkst das, weil ich Witze mache. Aber nur so KANN ich manchmal den Ernst der Sache ausdrücken. Weiß du was? Ich werde in meinem nächsten Blog ein paar sehr provokative Sätze hineinschreiben, die die chinesischen Schlapphüter, wenn sie mich wirklich abhorchen, bestimmt ärgern werden.“

„Sei bloß vorsichtig.“

Daher, liebe Lesende, die obigen Sätze am Anfang dieser Glosse.
Mag aber sein, dass die Chinesen auf einen solchen Schabernack nicht reinfallen. Denn ich habe meine Provokationen auf Deutsch geschrieben. Vielleicht verstehen sie kein Deutsch. Vielleicht wäre es wirksamer, wenn ich all dies auf Englisch schriebe. Die Chinesen lernen bestimmt schneller Weltsprache Englisch als Dichter-und-Denker-Sprache Deutsch.

Also dann:

Long live free Tibet! The Dalai Lama is fantastic! Xi Jinping is a blinkfurble!

Pause.

Na? Was passiert?

Auf dem Rechner bisher nichts. Vielleicht erst, wenn ich die Glosse ins Netz hochlade.

Nun bin ich sehr gespannt. Falls mir aber, bzw. dieser Webseite, etwas widerfährt, liebe Lesende, dann wissen Sie, warum. Hoffentlich haben sie kein Nervengift im Bios-Chip versteckt.

Data Mining für Anfänger

Ein Ohr schnell an den Rechner halten, liebe Surfende. Hören Sie es? Ein leises Knirschen soll es sein. Noch nicht wahrgenommen? Also tief einatmen und nochmals versuchen. Hören Sie es jetzt? Eigentlich ein Knirschen mit einem ebenso leisen Stöhnen vermischt.

Na ja, falls es Ihnen noch nicht gelungen ist, dann verrate ich Ihnen, worum es geht. Bald werden Sie es ohnehin selbst vernehmen:

Es ist das Geräusch der gebrochenen Nachrichten. Nicht breaking, sondern broken news.

Über dieses Thema hatte ich schon mal vor ein paar Jahren geschrieben. Das waren aber noch unschuldige Zeiten, lange vor dem Anbruch (Einbruch?) der „Fake News“.

Und dann hatte ich auch mal eine Glosse mit dem Titel „Big Facebook is watching you“ geschrieben, auch die war unschuldig.

Worüber schwadroniert der Sprachbloggeur heute? Sagt Ihnen der Name „Cambridge Analytica“ etwas? Falls Sie noch kein (oder ja ungenügendes) Wissen darüber haben, bitte kurz googeln, und denken Sie daran, dass Sie als Verdienst für Ihre Mühe den Sinn des Paradigmenwechsels namens Informationsrevolution endlich richtig kapieren werden.

Vor sehr langer Zeit - es dürfte mitte der 1980er Jahre gewesen sein - habe ich für die Münchner Abendzeitung einen Text über die Inforevolution geschrieben. Notabene: Damals staunten alle über meine Festplatte mit 20mb. „Du hast genug auf der Platte, um Dich für die nächsten zweihundert Jahre zu beschäftigen“, hieß es. Damals habe ich in meinem schlauen Text den Lesenden den Rat gegeben: Nur mit der Ruhe. Geht mit dem Infoschwall selektiv um. Sonst kriegt das Hirn einen Denkinfarkt.

Das habe ich wirklich geglaubt. Aber ich war schon immer ein Naivling. Denn andere haben bereits damals verstanden, was Inforevolution wirklich bedeutete: Wissen ist Macht; Information ist Übermacht.

Aber zurück zu Cambridge Analytica. Wenn die Geschichten stimmen - und heute kann alles als Fake News entlarvt werden -, dann ist der Einfluss der großen Internetfirmen noch größer als der von jedem Geheimdienst. Kein Wunder das sich China in eine Art Übergooglefacebookamazon verwandelt hat. Xi hat‘s kapiert. Hauptsache alle Leute sind mit nem glitzernden Fon online. Eine App der Firma Cambridge Analytica mit dem Namen „thisisyourdigitallife“ wurde vor ein paar Jahren über Facebook verbreitet. Es sollte eine kostenlose Personality Test sein. 270.000 Facebüchler packten eifrig zu (He! Es kostet nix, und ich erfahre etwas über MICH!). Wenn ich’s richtig verstanden habe, so wurden auch alle „Friends“ automatisch mitaufgenommen, bis auf diese Weise C.A. nützliche Psychogramme von möglicherweise 50mio Facebüchlern zusammengestellt hatte. Mit diesen Daten konnte man dann gezielt Werbung betreiben - auch Werbung politischer Art. Eine Nutznießerin dieser Software war die Trump-Präsidentschaftskampagne, auch die Brexitbefürwörter schlugen zu. Diese Methode heißt übrigens „Data Harvesting“ und „Data Mining“, also „Daten Ernten“, „Datenbergen“.

Facebook hat sich von diesem Missbrauch persönlicher Daten distanziert. Was weiß ich? Fortsetzung folgt aber. Denn die Kacke ist noch am dampfen.
Ja, Phisher, Trojaner, Ransomware, Viren…und große Firmen. Das Leben im WehWehWeh wird immer gefährlicher.

Knirschknirschknirschknirschknirschsstöhnknirsch. Ende der Aussage.

PS Heute ist das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn gestorben. Schlechte Nachricht für die Nashornwilderer - auch für diejenigen, die Nashornpulver statt Viagra schlucken.

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