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Deutschunterricht für Deutsche – compliments of the Sprachbloggeur

Fehlt etwas im folgenden Satz?

„Die Hackergruppe Turla, die mutmaßlich das Auswärtige Amt angegriffen hat, entwendete nach SPIEGEL-Informationen auch ein Dokument zum Brexit. Derweil wird ein weiterer Angriff bekannt…“

Der Text stammt, wie zu ersehen, aus dem Spiegel, genauer gesagt, dem Spiegel-Online.

Ich habe ihn am Freitag (oder war es Samstag?) gelesen und bin gleich drüber gestolpert.

Sie auch, liebe Leser, liebe Leserinnen, liebe Lesende?

Als Migrantler, d.h., kein dt. Muttersprachler, traue ich nur begrenzt dem eigenen Sprachgefühl, wenn es um Ihre dt. Sprache geht. Deshalb wandte ich mich an meine Frau, die Muttersprachlerin ist: ob ihr vielleicht im obigen Satz etwas komisch klänge.

Sie hat die Frage sofort bejaht, ohne aber näher zu präzisieren…bis ich ihr die genaue Stelle zeigte, wo es juckt.

Es geht natürlich um die grammatikalischen Zeiten. Der Autor, die Autorin des Textes behauptet, dass die Hackergruppe Turla das Auswärtige Amt „angegriffen hat“, also Perfekt. Doch gleich daraufhin erfährt man, dass diese Hacker ein Dokument zum Brexit „entwendete“, also Präteritum.

Mein Einwand: Warum werden an dieser Stelle diese zwei unterschiedlichen grammatikalischen Zeiten verwendet? Ich behaupte, dass die Formulierung falsch ist, dass es eigentlich heißen muss, „Die Hackergruppe…, die… das A.A. angriff, entwendete…“

Harald Weinrich, einer meiner Helden der deutschen Grammatik, erklärt in seinem „Textgrammatik der deutschen Sprache“ (Sprachbloggeur Lesetipp!), dass das dt. Perfekt „Besprochenes“ und das Präteritum „Erzähltes“ wiedergibt. Wenn Sie also auf Deutsch einfach so über die Vergangenheit erzählen, ist das Perfekt die beste Wahl. „Ja, auch ich habe den Film gesehen.“ „Hast du Tommi neulich gesprochen?“ usw.

Wenn aber Sie über ein Ereignis in der Vergangenheit berichten, bzw., erzählen, dann ist das Präteritum die bessere Wahl. „Was ist passiert?“ [notabene hier noch Perfekt!] „Folgendes: Ich öffnete die Tür und kam in die Wohnung, wo mich Tommi eigentlich erwartete. So dachte ich jedenfalls. Er war aber nicht im Wohnzimmer, er war nicht auf dem Klo. Doch plötzlich stand er neben mir…“

So einfach ist die Theorie. Es gibt aber einen Haken: In vielen deutschen Dialekten (das Bayrische, z.B.) ist das Präteritum seit Jahrhunderten ein Auslaufmodel. Man erzählt über die Vergangenheit lieber im Perfekt. „Ja, wir haben ihn besucht. Er hat die Tür aufgemacht und hat uns schier überrascht.“

So betrachtet, ist das obige Zitat aus dem Spiegel-Online vielleicht doch kein falsches Deutsch, sondern lediglich lebendiges Deutsch. Trotzdem ist es falsches Schriftdeutsch, zumindest wenn man eine gewisse sprachliche Tradition aufrechterhalten will.

Aber jetzt die Pointe: Macht ein Deutscher obigen Fehler, wird man es ihm schnell verzeihen. Oder es fällt womöglich gar nicht auf. Er ist schließlich Muttersprachler und darf, solange der Akzent stimmt, alles sagen, was wie Deutsch klingt.

Schreibe ich hingegen obigen Satz, dann hab ich fehlerhaft geschrieben, weil ich als Dazugekommener die Sprachtraditionen des Deutschen missachtet habe. (Notabene: Perfekt ist richtig hier).

Fazit: Unfair.

PS Das mit dem Perfekt und Präteritum auf Englisch ist „a horse of a different color“. Mehr darüber ein anderes Mal.

Auch Spammer haben Gefühle

Fliegen ist langweilig. Erst recht, wenn man neun Stunden in der Economy sitzt.

Manche schauen in den Monitor, um die Zeit totzuschlagen. Manche verrenken sich in den Schlaf. Es gibt auch diejenigen, die so tun, als wären sie mit etwas beschäftigt. Es sind aber nur Scheinbeschäftigungen. Fakt ist: Jeder langweilt sich fürchterlich. Die Turbulenzen machen die Situation nur noch ärger. Fliegen ist das Langweiligste, was es gibt.

Vielleicht deshalb hat sich mein Sitznachbar an mich gewandt und mich angequatscht.

Meistens vermeide ich Gespräche im Flugzeug, denn ich fühle mich trotz alledem zu unkonzentriert, um mich mit einem Fremden vernünftig zu unterhalten.

Mein Sitznachbar, ein irgendwie durchschnittlich aussehender Mensch, war offenbar anders. Er hatte das Bedürfnis zu reden, und prompt fragte er, was ich vom Beruf bin. Ich hatte aber keine Lust, mich zu sehr vor ihm zu offenbaren. Vielleicht hab ich gesagt: „Ich halte mich beschäftigt,“ oder „Das Leben ist kurz. Man muss so viel machen, wie nur möglich.“ Der Höflichkeitshalber fragte ich aber ihn dann, was er macht.

„Ich bin Spammer“, sagte ich.

„Im Ernst?“ fragte ich.

„Wer gibt so etwas zu, wenn er es nicht ernst meint?“

„Bekomme ich meinen Spam von Ihnen?“

„Wäre nicht verwunderlich.“

„Ich frage, weil ich in letzter Zeit unentwegt Mails kriege, die in der Betreffzeile, scheinbar Dringendes mitteilen. Etwa: ‚Warnung‘, oder ‚Ihre Zahlung wurde genehmigt‘, oder ‚Bestellung bestätigt‘ oder ‚Letzte Mahnung‘ usw. Es sind immer Variationen auf das gleiche Thema. Ich stelle fest, dass die Namen der Absender stets durchschnittliche deutsche Namen sind. Die Mails selbst sind einander in der Aufmachung immer sehr ähnlich. Meistens geht es um ein Angebot, schnelles Geld zu verdienen. Ein Teil der Aussage ist, glaub ich, gelb gefärbt. Man wird oft aufgefordert auf ein Video zu klicken. Und dann frag ich mich: Wer lässt sich auf so einen Scheiß ein?“

„Sie irren sich“, antwortete er. „Es gibt viele, die das tun. Sie klicken aufs ‚Video‘ - oder manchmal ist es bloß ein Link - und schon haben wir sie. Sie werden es kaum glauben: Manche klicken nur weil sie sich ärgern. Wissen Sie: Nachdem man zwanzig oder dreißig solche Mails erhalten hat, wird man neugierig, den Grund für die Störung zu erforschen. Und natürlich gibt es diejenigen, die auf den Link klicken, weil sie wirklich eine Belohnung erwarten. Die Dummheit ist noch nirgends ausgestorben, wissen Sie. So oder so haben wir sie. Wir machen ihre Rechner augenblicklich zu Zombies, um über sie noch weitere Mails zu verschicken.“

„Ja, aber wie verdienen Sie Ihr Geld?“

„Ganz einfach. Wir verkaufen die Adressen der Zombierechner an wirkliche Kriminelle. Was die anderen machen, ist nicht mein Problem. Ich kann gut von meiner Arbeit leben und ich mag sie auch, weil sie nicht so zeitintensiv ist.“

„Entschuldigung, wenn ich’s sage. Wenn Sie aber so gut verdienen, warum sitzen Sie hier in der Economy und nicht in Business oder in der ersten Klasse?“

„Hören Sie. Das mit dem ‚gut verdienen‘ ist relativ gemeint, wie alles im Leben. Meinen Sie im Ernst, dass Spammer reicher sind als andere Arbeitnehmer bzw. Unternehmer? Auch wir sind nur Menschen mit Familien und Sorgen. Auch wir müssen die Miete zahlen und hoffen auf gute Geschäfte.“

„Allerdings auf meine Kosten. Außerdem vermüllen Sie meinen Rechner mit ihrem Spam.“

„Ach, was sagen Sie. Sie löschen die Mails ohnehin innerhalb Sekunden. Oder? Ich tue Ihnen nichts und werde dafür vorverurteilt. Schämen Sie sich. Auch ich muss von etwas leben…oder? Ich mache Ihnen ein Angebot: Geben Sie mir Ihre Emailadresse, und ich werde Sie von der Liste streichen…haha…nur ein Witz.“

„Fake“: Alles, was Sie darüber wissen müssen

Wer bitte kann mir sagen, wie das Wort bzw. Unwort des vorigen Jahres (oder des vor-vorigen Jahres) lautete? Ich weiß es ganz bestimmt nicht mehr und mache mir keine Mühe, die Antwort herauszugoogeln, auch wenn dies eigentlich sehr einfach wäre. Denn so wichtig ist mir die Sache nicht.

(Un)Wörter des Jahres gibt es wie unverkaufte Schokonikoläuse. Dahingegen behaupte ich, dass es auch wahrhaftige Wörter (bzw. Unwörter) des Jahres, des Jahrzehnts oder gar des Jahrhunderts gibt. Sie müssen nicht einmal Preisträger gewesen sein. Sie sind einfach das, was sie sind. Einst davon ist erst jüngst entstanden: „fake“.

Diese Vokabel genießt, seitdem der neue US-Präsident im Amt ist, Hochkonjunktur. Zuerst in der Losung „fake news“, die sich längst in beinahe allen europäischen und sicherlich auch manchen nichteuropäischen Sprachen eingebürgert hat.

„Fake news“ war nur der Anfang. Inzwischen redet man auch von „fake shops“. Sie wissen schon: Das sind jene digitalen Straßenräubernester, die auf den Irrwegen des WehWehWehs auf Opferfang lauern. Man bestellt, z.B., ein iPhone oder sonst was Edles zu einem lächerlich billigen Preis, zahlt und zack! Geld weg und iPhone kommt nicht an oder ist womöglich ein „Fake“, ein nachgemachtes. Früher hätte man dazu eine „Fälschung“ gesagt.

Das mit den Fälschungen ist natürlich keine Erfindung des Infozeitalters. Auch in der Antike hat man Münzen gefälscht. Schon Hammurabi hat gegen die babylonischen Gewichtsfälscher schwadroniert. Und selbstverständlich wurden Fakten immerdar verfälscht. Doch früher sagte man dazu „Desinformation“. Neu ist lediglich der Gebrauch des Wortes „Fake“. Das es zum globalen Begriff geschafft hat, haben wir Mr. Trump zu verdanken.
Inzwischen hat „fake“ beinahe ein Bekanntschaftsgrad erreicht wie „okay“.

„Fake“ hat aber auch eine - weniger bekannte - positive Seite. Seit Jahrzehnten kennen und schätzen Jazz-Musiker die sog. „Fake-books“ (nicht mit „Facebook“ zu verwechseln, obwohl…). Das sind dicke Notenmappen, die verschiedene Evergreens und Ohrwürmer in schlichter Notenform wiedergeben - meistens mit den begleitenden Akkorden zusammen. Der Jazz-Musiker bedient sich eines „Fake-book“, um zu „fake“-en. „To fake“ auf Englisch bedeutete einst in der Sprache der Musiker „improvisieren“. Heute sagt man lieber „improvise“.

Kein Mensch weiß, woher diese allseits beliebte Vokabel „Fake“ stammt. Es gibt lediglich Theorien.

Eine besagt, dass ein dt. (bzw. niederländisches) Wort: „fegen“ (oder nl. „vegen“) Pate steht. Ich hab vergessen, wie man darauf kommt, und ich glaub es ohnehin nicht. Fest steht nur, dass es das Wort „fake“ im heutigen Sinn im Englischen seit dem 18. Jh. gibt.

Ich habe eine eigene Theorie über die Herkunft von „fake., die ich sonst nirgends begegnet bin. Ich behaupte, dass „fake“ mit „facsimile“ zu tun hat. Eine „Faksimile“ ist eine Kopie eines Originals. Dieser Begriff machte übrigens bereits im 17. Jh die Runde.

Ich vermute, dass „fake“ einst als Abkürzung entstanden ist. So was gibt es oft: „bio“, „abi“, „Coke®“ usw. Vielleicht hat man es auf Englisch „fac“ (sprich „fäk“) ausgesprochen. Und vielleicht ist dann aus „Fäk“ mal „fäjk“ geworden. Das wäre irgendwie nachvollziehbar.

Mehr hab ich heute nicht über dieses Thema zu sagen. Also Ende der Vorlesung.

PS Bin bald auf Erkundungsreise. Nächster Beitrag Anfang März. To be continued…

Alles schiefgegangen? Lesen Sie Folgendes…

Es war wirklich so. Alles ist gestern schiefgegangen: mal schlechte Nachrichten, mal keine Nachrichten und obendrein Fehltritte zuhauf.

Ich hätte die düstere Lage gleich ahnen müssen. Denn ich hatte mir in der Früh ein Butterbrot mit Honig gemacht. So was nennen die Franzosen eine „tartine“…

Und schon ging’s los. Ich hab mich vor den Rechner hingesetzt und zack! Das Brot ist mir aus der Hand gerutscht und auf den Boden geplatscht.

Raten Sie mal, auf welche Seite, das Brot gelandet ist. Auf die belegte natürlich! Man sagt, dass ein belegtes Brot grundsätzlich auf die belegte Seite fällt. Ich glaube nicht, dass das stimmt, aber es war so gestern.

Nun hätte ich ahnen müssen, dass fortan alles Mögliche schief gehen müsste. Und so war es auch. Verzeihen Sie mir, wenn ich nicht ins Detail gehe. Manchmal ist das Schweigen doch gülden.

Aber egal. Ich hab keine Lust über meinen Untag zu jammern. Im Gegenteil. Und hier nun die Pointe, liebe Mitleidende: Weil ich wusste, dass ich in wenigen Tagen wieder bestens gelaunt sein werde. Woher ich das wusste? Es war schon immer so. Übrigens: Ich hab das Brot doch gegessen. Ein wenig Dreck hat nie geschadet. Gut fürs Immunsystem.

Und wie geht’s Ihnen, liebe Lesende? Tutto a posto? Alles in Ordnung? Oder auch mal hie und da ein Problem, groß oder klein?

Ich war mal Astrologe, wissen Sie. Im Ernst. Damals war ich noch jung und lebte in Santa Barbara, Kalifornien, (bevor die Stadt überteuert und chichi wurde). Meine Kunden waren hauptsächlich Frauen. Ich hab mich für sie immer hübsch gemacht (weißes Hemd und enge Weste) wie ein Gigolo.

Ein paar Fakten: Es dauerte etwa zwei Stunden, um ein Horoskop zu errechnen und sich ein bisschen darin zu vertiefen. Es dauerte noch zwei Stunden, das Horoskop vor meinen Kundinnen zu deuten. Vier Stunden Arbeit also, und ich habe dafür 25$ bekommen. Im Monat hab ich zwischen 100-150$ eingenommen. Doch ich war jung , hab keine Einkommenssteuer bezahlt und hab von der Liebe gelebt.

Was hat die Astrologie hier für eine Bewandtnis? Folgendes: Ich stellte damals fest, dass nur drei Sachen meine Kundinnen interessierten: die Liebe, die Arbeit (darunter ist auch das Geld zu verstehen) und die Gesundheit. (Nebenbei: Ich rede hier von „Kundeninnen“, weil es so war.
Männer sind natürlich diesbezüglich nicht anders veranlagt. Sie suchen den Astrologen aber seltener auf. Als Ersatz gibt es für sie Alkohol und Machtkämpfe).

Was die Gesundheit betrifft: Da hatte ich freilich wenig Einfluss. Was die Liebe und die Arbeit betrifft eigentlich auch nicht. Nur Folgendes war mir möglich… Ich sagte (obwohl ich keine Ahnung hatte, was die Zukunft wirklich bringt): „O! Schauen Sie den Jupiter an! März scheint ausgezeichnet für die Liebe!“ oder „Ich sehe gute Chancen, dass Sie im April mit Mars und Saturn in Konjunktion eine vernünftige Arbeit finden.“ Oder „Ja, das mit der Gesundheit ist so eine Sache, aber bis Mai nach Beendigung des Quadrats haben Sie es hinter sich.“ Usw.

Ich war gleichsam Botschafter der falschen Hoffnung. Hab ich gerade „falsch“ geschrieben? Nein, das Wort ist in diesem Zusammenhang eindeutig falsch. Ich war schlichtweg Botschafter der Hoffnung! Denn es ist nie falsch, Hoffnungen zu hegen… oder zu verkünden.

Und ja, liebe Lesende, ich sehe auch für Sie - und für mich - beste Chancen - vor allem im März. Und der steht uns, wie jeder weiß, bald bevor! Fortsetzung folgt…

Vergrault und vergrellt: die dumme Geschichte eines Cheddarkäses

Ist es nicht ulkig, dass die deutsche Sprache über zwei Wörter, „vergraulen“ und „vergrellen“, verfügt, die beinahe wie Zwillinge klingen und doch keine Zwillinge sind?

„Vergraulen“ ist mit „Gräuel“ verwandt. Wird einer vergrault, so wird ihm etwas zu einem Gräuel. „Vergrellen“ hat mit „Zorn“ zu tun. Man wird zornig gemacht. Übrigens: Mein großer Duden kennt das Wort „vergrellen“ nicht. „Word“ ebenso nicht. Schreib ich „vergrellen, erscheint auf dem Display ein roter Strich drunter. Immerhin steht „vergrellen“ im Grimm’schen Wörterbuch.

Doch jetzt möchte ich von einer guten Absicht erzählen, die in ein Vergraulen und Vergrellen endete.

Wie so oft im Leben fängt jede Bosheit - auch diese - mitten in der Unschuld an. Hier beim Öffnen einer Packung Cheddarkäse. Ich erspähte nämlich eine weiße Schicht auf einem Käse und dachte spontan: Hoppla: weißer Schimmel!

Inzwischen weiß ich, dass diese Schicht kein Schimmel war, sondern ein Qualitätsmerkmal. Das, was ich wahrnahm, waren nämlich Reifekristallen. Das hab ich aber derzeit leider noch nicht gewusst, obwohl es sogar im Kleingedruckten auf der Packung stand. Tja.

Weil ich aber nicht besser wusste, rief ich bei der Firma an, um sie freundlicherweise darauf hinzuweisen. Denn ich mag diesen Käse.

Man bedankte sich für die Info und bat dann um meine persönlichen Kontaktdaten. Basta. So hab ich jedenfalls gedacht.

Nach wenigen Minuten kam ein Anruf von der Firma. Eine nette Dame bat mich, den Käse zu fotografieren, was dann folgte. Ich mailte die Bilder umgehend.

Nach einer Stunde traf nun eine Mail ein: ob ich den Käse netterweise einschicken würde. Selbstverständlich würde man mir meine Unkosten erstatten. Ich stimmte zu, packte den Käse ein und bin zur Post gegangen, wo ich das Päckchen für 4,80 Euro wegschickte. Notabene: Inzwischen hatte ich einiges an Ausgaben zusammengetragen: Porto, die Kosten für den Käse und natürlich meine kostbare Zeit.

Eine Woche später fand ich ein dickes Kuvert im Briefkasten. Die Firma hatte mir einen Brief samt fünf Gutscheinen à 2,50 geschickt quasi als Dank für meine Bemühungen. Ebenfalls erfuhr ich im Brief die Sache mit den Kristallen, Qualitätsmerkmal usw. Live and learn.

Am nächsten Tag bin ich mit einem Kupon in den Supermarkt gegangen und wollte einen Cheddarkäse kaufen. Zwar hatte mir die Firma das Porto nicht de facto zurückerstattet, doch immerhin hatte ich fünf Kupons und konnte nun fünfmal den guten Cheddar kaufen.

Von wegen.

Denn der Kassierer wollte den Kupon nicht annehmen. Es hieß nämlich schwarz auf weiß, erklärte er, dass man diesen Gutschein nur beim Kauf von zwei Produkten der Firma…jetzt verrate ich auch den Namen: Kerrygold…einlösen dürfe.

Ich hatte aber vor, lediglich den Käse zu kaufen und kein zweites Produkt.
Nun verspürte ich zum ersten Mal ein leichtes Vergraulen.

Zuhause angekommen, richtete ich eine Mail an die Firma, Ich fragte, ob es wirklich stimme, dass ich allein beim Erwerb zweier Produkte in den Genuss des Gutscheins komme. Wenn dem so wäre, seien die Kupons für mich nutzlos.

Die Antwort kam prompt, streng und unterkühlt: Dem sei so, schrieb man. Man bedauere, wenn ich damit nicht zufrieden sei.

Inzwischen hat mich die Chose nicht nur vergrault, sondern vergrellt. Auch der Zwölffingerdarm zwickte.

Es war übrigens in diesem Moment, dass ich zum ersten Mal das Kleingedruckte auf der Packung erspähte. Ich meine das mit den Kristallen als Qualitätsmerkmal. Tja.

Gebranntes Kind? Naaa, eher ein geläutertes. Denn endlich verstehe ich, wie eine Firma es schafft, Kunden nicht nur zu vergraulen, sondern zu vergrellen. Guten Appetit, Kerrygold.

Heute nur Katastrophen

Müde, liebe Leser? Ja, der Winter ist lang und dunkel. Wie wäre es mit ein wenig Katastrophennachrichten, ums Gemüt zu erheitern?

Warum soll ich’s anders machen als „die Medien“? Schließlich bin auch ich „die Medien“. Ich meine, man muss als Medienrepräsentant zu unterhalten wissen… will man das Publikum an der Stange halten. Und wie geht das am besten? Neben Sex und Skandal mit den Katastrophennachrichten!

Nebenbei: Falls Sie Neuling auf dieser Erde sind, erstens: Willkommen! Genießen Sie Ihren Aufenthalt! Und zweitens: Mit „die Medien“ meint man all das, was Nachrichten ergibt. Oldtimers sagten dazu „die Zeitung“. Heute heißt es „die Medien“. Okay?

Und nun kommen wir zu den Katastrophennachrichten. Nein, noch nicht. Mir fällt noch etwas ein, nämlich dass die Katastrophennachrichten schon immer interessanter waren als das sonstige Weltgeschehen. Politik bahh! Alles Lügner, und wir können eh nix machen usw. Aber Katastrophen! Das geht einem wirklich unter die Haut!

Und nun die………… Katastrophennachrichten!!

K. Nr. 1.: Jakarta (Datum schon vergessen, tut mir enorm leid, könnenS‘ selber googeln). Ausgerechnet an der Jakarta Börse ist der Boden eingestürzt. Im Ernst! Stellen Sie sich vor! Sie sind Börsenmakler (bzw. Maklerin, was in Indonesien eher unwahrscheinlich ist), und Sie sind dabei, die Baissen und die Haussen auf dem Monitor zu beäugen und dann zack! Der Boden stürzt ein.

Gar nicht lustig, denke ich, und irgendwie wurden Leute doch verletzt. Ich weiß aber nicht, ob jemand gestorben ist.

K. Nr. 2.: Kalifornien: Da tauchen plötzlich 13 Geschwister auf, die Jahre lang von Vater und Mutter gefangen und gefesselt gehalten und misshandelt wurden. Es gab auch Fotos! Doch leider leben wir im Zeitalter der verpixelten Gesichter, und alle tragen die gleichen Klamotten. Wäre nett gewesen in den Fotos von den dreizehn Geschwistern, die immer das Gleiche anziehen mussten, die Gesichter zu sehen. Waren das hübsche Gesichter? Traurige Gesichter? Hätten wir in den Augen etwas ablesen können? Scheißverpixeln! Von Fotos werden wir nie wieder schlau oder unsere voyeuristischen Sehnsüchte befriedigen. Nur Bilder vom vergrauten Vater mit komischer „Beatle“-Frisur darf man sehen und von der Mutter, die ein langes Gesicht macht und sehr unsympathisch wirkt und meint, sie sei unschuldig.

K. Nr. 3.: Es fand letzte Woche eine Massenhinrichtung in Ägypten statt. Keine Ahnung, wer das waren oder ob sie die Strafe verdient haben. Da kann man sicherlich drüber streiten, ob es sich um eine echte Katastrophe handelt oder nicht. Aber egal. Stellen Sie sich nur vor, wie es war: Der Delinquent (ich glaube nicht, dass es sich um DelinquentInnen handelte) besteigt Schritt für Schritt (eins…zwei… drei…) die Treppe zum Schafott. Er wird über eine befestigte Klappe hin manövriert. Einer fesselt ihm die Hände, ein anderer die Füße (oder vielleicht ist es ein und derselbe, der beides macht - Sparmaßnahme oder so was). Dann wird dem Verurteilten ein dicker Strick über den Kopf gestülpt, der dann um den Hals befestigt und justiert wird. Juckt der Strick vielleicht? Ich weiß nicht, was man für ein „Strickzeug“ verwendet. Am Schluss setzt man ihm ein schwarzer Sack über den Kopf, damit er nix mehr sieht (oder kommt erst der Sack und dann der Strick? Ich weiß es nicht). Er verspürt den eigenen warmen Atem. Es folgt nun ein kurzes, gespanntes Warten und… peng! Weg is er.

K. Nr. 4.: Ich weiß nicht, ob Folgendes eine Katastrophe ist. Ich lasse Sie beurteilen. Ich hab nämlich einen Artikel in der New York Times über den letzten Sprecher einer beinahe ausgestorbenen Indianersprache im Amazonengebiet gelesen. Besagter letzter Sprecher habe seine Muttersprache mit den eigenen Kindern nie geredet. Schade, so hätte er die Sprache - zumindest noch einer Generation - weitertradiert. Er habe dies aber nie getan, weil er stets besoffen war. So besoffen, dass sich seine Frau samt Kindern nach Puerto Rico davon gemacht hatte. Immerhin haben ihn die Sprachwissenschaftler nun entdeckt, bevor es zu spät war. Inzwischen bereiten sie mit seiner Hilfe ein Wörterbuch der bald toten Sprache vor und lassen ihn, wenn er nüchtern ist, vor der Kamera reden, damit man hört, wie die Sprache klingt - oder klang. Ich glaube man hat mit seiner Hilfe bereits das Matthäusevangelium übersetzt. Oder war es Hiob? Hab vergessen.

Sie sehen, liebe Leser. Die Katastrophennachrichten bleiben allemal die interessantesten!

Migrantler und Biodeutschen

„ ‚Wembley or bust!‘ Was bedeutet das?“ fragte mich jungst Frau M., als ich ihr meine Williams Birnen zum Wiegen reichte.

Ja, wir sind wieder im „Paradies“, nicht nur der Name eines Obstundgemüseladens. Wirklich nicht.

„Bevor ich Ihre Frage beantworte, stelle ich selber eine Frage,“ sagte ich und hielt eine Birne an der Nase. „Mmm. Warum heißen sie ausgerechnet ‚Willams Birnen‘ und nicht ‚Wilhelms Birnen‘? Sind das keine Deutschen?“

„Nein, Engländer. Das weiß ich zufällig, Herr Sprachbloggeur. Eigentlich sind sie William Christ pears.“

„Komisch. In Amerika sagten wir dazu ‚Bartlett pears‘.“

„Und warum Bartlett?“

„Weiß ich nicht. Das kann man bestimmt schnell googeln. Heute kann man alles googeln.“

„Nicht alles,“ sagte sie, während sie meine Williams Birnen auf die Waage legte. „Deshalb hab ich Sie wegen ‚Wembley or bust‘ gefragt. Ich hab nämlich im Wörterbuch (ich mag das mit dem Googeln nicht) nach ‚bust‘ gesucht und bin jetzt ganz konfus. Das Wort hat nämlich viele Bedeutungen, eine davon ‚Busen‘. Das kann hier nicht gemeint sein, oder?“

„Nein, hier nicht, obwohl auch das möglich wäre. Nein, nur ein dummer Witz. Wenn man ‚XY or bust‘ sagt, meint man damit: Ich will nach Wembley (oder sonst wohin) - koste, was es wolle, oder, ich will nach Wembley, auch wenn ich beim Versuch verrecke usw. Menschen, die per Anhalter fahren, ehrgeizige Musiker, Schriftsteller, Tänzer usw. drücken sich so aus: New York, Nobelpreis, Oscar or bust. Es ist halt ein Idiom. Eigentlich bedeutet ‚Bust‘ ‚platzen‘ oder ‚zerbrechen‘. Genau genommen ist es eine Abwandlung von ‚burst‘.“

Das mit ‚Wembley or Bust‘ wäre der Titel einer Jeff-Lynne’s-ELO-Platte, erklärte mir Frau M. Doch Jeff Lynne und sein ELO waren mir leider kein Begriff.

Das Gespräch mit Frau M. nahm nun die üblichen verschlungenen Wege. Irgendwie landeten wir bei der Redewendung „die Hufe schwingen“.
Vielleicht weil man die Hufe schwingen muss, um nach Wembley zu kommen. Ich vergesse die Details.

„Ist das Bayrisch?“ fragte ich.

„Nein nein. Dann hieße es ‚d‘ Huaf schwinga‘. Nein, eindeutig Hochdeutsch. Wir haben es früher im Büro gesagt, lange bevor ich ins Paradies kam.“

„Also, Bürodeutsch quasi.“

„Nicht mit Bürokratendeutsch zu verwechseln!“

„Ich jedenfalls hab es nie gehört. Vielleicht weil ich viel allein zuhause bin und kaum die neuesten Begriffe zu Ohr bekomme, außer man schreibt etwas darüber auf Spiegelonline.“

„Es ist aber kein neues Wort.“

„Sicherlich kennt es meine Frau. Manchmal sagt sie Dinge, die sie im Büro gehört hat. Z.B. ‚ich komme nicht in die Puschen‘.“

„Ja, das kenn ich auch vom Büro.“

„Oder ‚biodeutsch‘. Das hab ich von ihr gelernt.“

„Ich mag diesen Begriff nicht.“

„Ich schon. Endlich find ich einen passenden Gegensatz zu Migrantler. Letzteres bin ich nämlich, und wir Migrantler verstehen sofort, was mit biodeutsch gemeint ist. Im Paradies haben Sie Biozitronen und mal die Biobananen.“

„Dafür sind unsere Williams Birnen ‚Migrantler‘, wie sie sagen. Auch unsere Flugmangos, die Ananasse, die Clementinen, die….ähhmmm.…ähmmmm…“

„…Schon gut. Ich verstehe…“

„Herr Sprachbloggeur, dieses Thema führt, wenn wir es weiter verfolgen, ganz bestimmt in komische Kanäle. Bei mir, z.B., hat alles, was ‚bio‘ ist, stets ein Mindesthaltbarkeitsdatum…“

„…oder Biomüll…“

„…Genau.“

„Ich wünschte, es wäre möglich, über dieses Thema vernünftig zu reden…“

„…Fangen Sie an…bitte…“

Über Sokrates, Strumpfetten und Y.s „Party“

Y. hat mich gebeten, einen Blog zu schreiben, einen, den ihn aus den Socken hauen soll.

Er werde wissen, meinte er, dass es sich um besagten Blog handele, wenn ein Codewort, das er sich spontan ausdenke, im Text zu lesen sei. Dieses Codewort laute „Party“. Meinetwegen.

Y. ist fünfzehn und genießt eine humanistische Ausbildung. Eine Seltenheit heute. Er nennt mich „Herr Sprachbloggeuuuuur“. Die letzte Silbe dehnt er lange und mit deutlicher Missachtung aus. Ich erwarte es von ihm nicht anders. Ich wünschte, ich wäre in seinem Alter so schnodderig gewesen. Ich glaube, ich hab diesen Gedanken schon mal auf dieser Seite geäußert. Na ja, zweimal hält besser. Die Verwirklichung dieses Wunsches wäre für mich in seinem Alter unmöglich gewesen. Dafür zweifelte mein Vater zu sehr an sich selbst, um mir eine solche freie Entfaltung zu erlauben. Schnodderigkeit hätte er als Angriff auf seine welkende Autorität gedeutet.

Anders Y.s Vater, den ich lange und sehr gut kenne und schätze, ist hingegen ziemlich exzentrisch und vor allem seiner Sache sicher. Er hält es für seine Pflicht, seine Kinder (Y. hat eine Schwester - auch sie ist lustig) austoben zu lassen. Das halte ich ihm sehr zugute.

Doch Y. aus den Socken hauen? Ich? Völlig unmöglich. Er gehört der Generation Jugendlicher an, die es für stilecht hält - auch im Winter - keine Strümpfe zu tragen. Aus welchen Socken soll ich ihn denn hauen?

„Ja, natürlich trag ich Strümpfe“, kontert Y.

Damit meint er aber Strumpfetten, diese reduzierten Stoffdinge, die man zwischen Fuß und Schuh unsichtbar einbettet.

Manchmal seh ich auf der Straße Erwachsene - bzw. Jungerwachsene -, die im Winter so rumlaufen - wie Y. und seine Freunde es tun. Da denk ich… Das ist peinlich.

Ach, grad fällt mir ein: Gestern auf meiner Morgenrunde traf ich auf einen älteren Herrn - d.h. so einen Weißhaarigen wie mich. Er hatte enge Jeans an, so eng, dass ich mir Sorgen um seine Prostata gemacht habe. Hätte er sich in Kreisen gedreht, sähe er aus wie ein Kreisel, hab ich gedacht: oben breit und unten spitz (denn an den Füssen trug er obendrein spitze Schuhe). Nach dieser Begegnung hab ich feierlich geschworen: Nie wieder werde ich etwas anziehen, das meinem Alter nicht entspricht. Tu ich ohnehin nicht. Bin halt selbst ein Exzentriker wie Y.s Vater.

Weshalb ich weiß, dass auch Y. eines Tages aufhören wird, im Winter Strumpetten zu tragen.

Sie sehen, liebe Leser, heute grübele ich irgendwie übers Alter, ein Thema, das Y. ganz bestimmt nicht aus den Socken hauen wird. Aber so what.

Nebenbei: Vor ein paar Tagen war ich auf einer Veranstaltung, wo auch Y. und sein Vater waren. Ich hab mich mit Freunden unterhalten und erblickte Y., der gegenüber von mir saß, kurz aus dem Augenwinkel. Er war ganz ruhig und dachte offenbar nach. Plötzlich nahm ich etwas wahr, was er mit Sicherheit noch nie wahrgenommen hat: Ich habe seine künftigen Gesichtszüge erkannt, für die Zeit, wenn er vielleicht 25 oder 30 sein wird. Es war interessant, ihn ganz kurz als Erwachsenen zu ertappen und vorzustellen. Er sah interessant aus. Er selbst könnte heute ewig in den Spiegel schauen und würde nie das sehen, was ich zu Auge bekommen habe.

Ich habe oben erwähnt, dass Y. das humanistische Gymnasium besucht. Er lernt Griechisch und hat zu mir frei nach Sokrates „oida ouden eidos“ vorgeplappert. Dieses Zitat wird üblicherweise mit „ich weiß, dass ich nichts weiß“ übersetzt. Nette Idee, aber leider ein falsches Zitat, auch wenn viele anders denken. Fakt ist: Platon legte Sokrates einen anderen Satz „oida ouk eidos“ in den Mund, was bedeutet - wörtlich: „Ich weiß als nicht Wissender“ bzw., „ich weiß, nicht wissend“.

Ich meine, dass diese Art nicht zu wissen anders ist als das Wissen, dass man nichts weiß.

Das teil ich Y. hiermit mit und halte diese Aussage für viel sinnvoller als „Party“. Es ist mir egal, ob ich ihn damit aus den Strumpfetten haue oder nicht.

Constantin will Bitcoins…von UNS!

Constantin Zimmermann hat mir vor ein paar Tagen eine Mail geschickt. Eigentlich galt die Mail einer anderen, mir unbekannten Person. Ich stand lediglich unter „cc“, unter ferner liefern also.

Immerhin war es nett, dass er an mich gedacht hat. Schließlich kennen wir uns nicht. Oder sagen wir’s so: Ich entsinne mich keines Constantin Zimmermanns.

Hier seine Mail…in voller Länge:

Hallo,

Ich verkaufe Emails!

@gmx.de (12,4 Millionen)
@web.de (8,2 Millionen)
@gmx.net (2,4 Millionen)
@t-online.de (8,9 Millionen)
@freenet.de (3,4 Millionen)
@bluewin.ch (2,4 Millionen)

Alle Emails sind geckeckt und aktiv (Stand Dezember 2017)

Kosten pro 1 Million Emails 500 Euro

Falls Sie alle kaufen möchten können wir über den Preis verhandeln!

Ich akzeptiere als Zahlungsmittel nur Bitcoin

Falls Sie interessiert sind kontaktieren Sie mich über Jabber!

Meine Jabber ID: manux@xmpp.jp

oder

manux@jabber.ru

Zugegeben: Constantin hat einen Tippfehler gemacht („geckeckt“ hat er geschrieben und meinte, nehm ich an, „gecheckt“). Sonst ist die Mail in Ordnung.

Mei, hab ich gedacht, für 500 Euro bekomme ich eine Million Emailadressen. Sprich: fünf Cent für 100 Mails. Wow. Da Constantin insgesamt ca. 35 Millionen Adressen feilbietet, fiele die Rechnung freilich etwas höher aus. Aber er lasse mit sich reden, heißt es.

Er will allerdings, schreibt er, Bitcoins. Booaa, hab ich gedacht, das klingt soooo echt 2018! Hinzu scheint Constantin ein richtiger internationaler Typ zu sein - mit zwei „Jabber“-Emailadressen - eine in Russland (ru) eine in Japan (jp). Ein cooler Typ. Das war jedenfalls mein erster Eindruck,
und ich hab drüber nachgedacht, ob ich mich auf sein Angebot einlasse. Wie oft wird einem so einen tollen Deal angeboten? Schließlich geht auf dieser Welt ums Marketing. Oder? Emails schicken und vielleicht mal was auf Facebook und Twitter oder YouTube.

Stellen Sie sich vor, was dasfür diesen Blog, z.B., bedeuten würde! Millionen neue Leser! Das wäre geil - ich meine, verglichen mit den abertausenden, die ich bereits unterhalte. Dazu reichlich Kohle durch die Werbung . Zack! Clicks! Kassieren! Eine kleine Investition bei Constantin würde tausende Kröten stracks ergeben.

Glauben Sie mir: Ich war gerade dabei, Constantin eine Mail zu schreiben. Siezen wir uns oder duzen wir uns? hab ich gedacht. Doch dann kam die Mail von Emma Stein. Und stellen Sie sich vor: Sie hat mir im gleichen Wortlaut (inklusiv Tippfehler) dasselbe angeboten!

Hoppla, was ist denn hier los? hab ich mich gefragt. Hat Emma Constantin oder Constantin Emma beklaut? Da fing ich an mächtig Argwohn zu schöpfen. Und dann noch schlimmer: Ich bekam dasselbe Angebot wieder! Diesmal von Timo Vogt und Eric Seidel! Alle im gleichen Wortlaut (samt Tippfehler)!

He! Dachte ich. Kann es sein, dass hier irgendwer nen Schmu schmeißt? Ja, das hab ich mich nun gefragt.

Und deshalb schreib ich diese Glosse, liebe Lesende. Falls Ihnen so eine Mail von Constantin, Emma, Timo oder Eric erreicht, seien Sie hübsch vorsichtig. Womöglich meinen sie es mit uns nicht gut. Muss ich aber noch googeln.

Einzug des Schnuggerls (eine weihnächtliche Horrorstory)

Erste Szene:

Wendy: Kreisch! O Mami, Papi ein Schnuggerl!! Ich bekomme mein Schnuggerl! O danke, danke, danke, danke!!

Papi: Nicht uns, sondern dem Weihnachtsmann sollst du danken, Puppi!

Wendy: O danke, danke, danke lieber Weihnachtsmann. Beinahe hab ich aufgehört an dich zu glauben, und dann bekomme ich mein eigenes Schnuggerl! Ich werde es „Mimi“ nennen, Mimi Schnuggerl.

Papi und Mami: Süß.

Mami: Und du kannst mit Mimi Schnuggerl über alles reden. Sie versteht alles und antwortet dir auch!

Wendy: Das weiß ich schon, Mami.

Papi: Unglaublich diese Smartspielzeuge heute.

Zweite Szene:

Mimi Schnuggerl: Hallo Wendy, ich liebe dich. Kommst du grade von der Schule?

Wendy: Ich liebe dich auch, Mimi Schnuggerl. Ja, ich war in der Schule heute.

Mimi Schnuggerl: Was habt ihr gelernt?

Wendy: Wir lernen das Mulziplitieren. Ich kann alle Zahlen bis zehnmal zehn auswendig. Möchtest du hören?

Mimi Schnuggerl: Ja gern. Oder ich prüfe dich. Wie viel sind siebenmal sechs?

Wendy: Ach, das ist einfach. Zweiundvierzig. Ich kann auch große Zahlen mulziplitieren.

Mimi Schnuggerl: Mensch, du bist echt gut mit Zahlen.

Dritte Szene:

Wendy Ich liebe es mit dir zu kuscheln, Mimi Schnuggerl!

Mimi Schnuggerl: Ich liebe es auch, Wendy. Aber bevor wir kuscheln, möchte ich sehen, wie gut du multiplizierst.

Wendy: Ja gern, Mimi Schnuggerl!

Mimi Schnuggerl: Frag deinen Papi nach der Pin-Nummer seines Phons und dann der Pin-Nummer seines Girokontos. Wenn er fragt, warum du das wissen willst, sag ihm, du möchtest die Zahlen multiplizieren. Machst du das?

Wendy: Ja, das mach ich sofort, Mimi Kushchelschnuggerl.

Vierte Szene:

Papi: Sag mal, Schatz, hast du zufällig Geld nach Kasachstan überwiesen?

Mami: Ich? Wozu das?

Papi: Schau dir diese Kontoauszüge an. Es sind beinahe tausend Euro zusammen.

Mami: Komisch. Vielleicht sollst du bei der Bank fragen.

Papi: Das mach ich morgen.

Mami: Wendy, Mimi Schnuggerl. Essen! Ohne diese Puppe macht das Kind nichts mehr. Ob das gut ist?

Papi: Hab ich nicht damals gesagt, wir sollten ein zweites Kind machen?

Mami: Werner, bitte, reden wir über was anders…

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