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Meine Leitkultur deine Leitkultur

Letzte Woche hab ich ein (zumindest mir) neues - deutsches - Wort gelernt. Sie kennen es bestimmt längst. Da ich aber Stubenhocker bin, verpasse ich vieles, was da draußen geschieht. Ich bewundere die Leute, die so viel Zeit haben, um querbeet durch die Medien einzutauchen, um dann die Welt mit Neuigkeiten zu bestäuben. Mir reichen die wenigen Zeitungen und Zeitschriften, die ich täglich oberflächlich konsumiere. Auch die sind mir manchmal zu viel. Ich komme kaum mehr dazu, richtige Bücher zu lesen.

Aber zurück zu besagtem neuem Wort, das ich übrigens von meiner Freu, die aktive Teilnehmerin in der Welt ist, gehört habe: „biodeutsch“.

Ja, ich hab’s gewusst: Sie kennen es schon.

Es war nicht schwierig, den Sinn dieser Vokabel zu erraten, auch wenn ich beinahe automatisch an „Biojogurt“ gedacht habe. Manche Begriffe haben halt das Pech, dass sie an etwas anders erinnern: „Spinner am Morgen“, z.B., oder Pferdeschwanz.

Was aber soll man von „biodeutsch“ halten? Klingt dieser Begriff arg? Und damit meine ich: Klingt er „rassistisch“? Aufs Risiko hin, dass Sie mich falsch verstehen, sag ich: Nein, er klingt nicht schlimm, zumindest mir nicht; vielleicht etwas misslungen wegen der Nähe zu Biojogurt, aber sonst nicht schlimm.

Haben Sie gewusst, dass es bei uns (in Amerika) „Bioamerikaner“ gibt? Wir nennen sie aber „Indianer“ und seit dem PC-Zeitalter „native Americans“. Und dann gibt es die „Yankees“. Das sind die Leute, die sich bereits seit dem Anfang des 17. Jh. in den USA aufhalten und die viel dazu beigetragen haben, besagte Bioamerikaner abzumurksen.

Aber zurück zu den „Biodeutschen“. Wer sind sie? Vorsicht! Fangfrage. Ich habe lang darüber nachgedacht, und bin nun überzeugt, dass ich diese Frage am besten durch ein paar repräsentative „biodeutsche“ Sätze antworten kann. Etwa: „Ich liebe Spreegurken!“, oder „Die Mettwurst mit Grünkohl meiner Großmutter war immer lecker“, oder „Eigentlich waren wir Schwaben, aber dann zog mein Ururgroßvater nach Brandenburg“ usw.

Übrigens: Auch die Franzosen haben sich einen Namen ausgedacht für diejenigen, die schon immer da waren, Crêpes und Bouillabaisse mangieren und „La vie en rose“ trillern: Das sind die „Gauloises“. Doch nun wird es komplizierter. Denn eigentlich waren die ersten „Gauloises“ Kelten, während die Franzosen teils Kelten, teils Römer, Germanen (s. „Frankenreich“) usw. sind…

…so wie die Biodeutschen ein Mischmasch aus Germanen, Slawen, Römer, Kelten, Hugenotten etc. sind.

Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen mit Migrationshintergrund. Haben Sie bitte Verständnis dafür - auch wenn Sie Mettwurst, das Musikantenstadl und Fasching nicht mögen - dass es viele native Germans gibt, für die diese Dinge sehr wichtig sind.

Manchmal bezeichnen sie ihre Sitten als „Leitkultur“. Auch dass ist okay.

Ich merke es: Ich versuche hier etwas zu erklären und mache alles nur noch komplizierter. Vermutlich gibt es für manches wohl keine klärenden Wörter…

Aber jetzt reicht’s mir. Nun Themenwechsel…aber erst nächste Woche…

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