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Haben KI-Bots Angst vor dem Tod? Fragen Sie Dante!

„Haben Sie Angst vor dem Tod?“ Diese Frage habe ich neulich Chat-GPT gestellt. Notabene: Ich habe Chat-GPT gesiezt. Denn ich bin der Meinung, dass das Siezen eine sinnvolle Einrichtung in der deutschen Sprache ist.

Hier nun ein Teil seiner Antwort:

„Als künstliche Intelligenz habe ich keine menschliche Emotionen oder Empfindungen, daher kann ich nicht sagen, ob ich Angst vor dem Tod habe oder nicht.“

Notabene: Chat-GPT schreibt „keine menschliche Emotionen“. Das ist freilich falsches Deutsch. Das erwähne ich aber nur nebenbei.

Seine Antwort geht aber weiter:

„Allerdings kann ich sagen, dass viele Menschen Angst vor dem Tod haben, da er oft als das Ende des eigenen Daseins und aller Erfahrungen und Beziehungen angesehen wird…etc.“

Plausible Antwort…oder?

Nun habe ich dem Microsoft-Bing-KI-Bot die gleiche Frage gestellt. Hier ein Teil seiner Antwort:

„Eine Thanatophobie ist keine Seltenheit und kann bei vielen Menschen auftreten. Fast jeder fürchtet sich vor dem Sterben und der Tod wird meistens mit negativen Dingen assoziiert…“

Sie sehen: Das Bing-KI-Bot hat meine Frage überhaupt nicht beantwortet. Vielmehr habe ich ein paar Gemeinplätze über die Todesangst unter Menschen serviert bekommen.

Ich hätte auch gern Googles „Bard“ dieselbe Frage gestellt. Doch erst hätte ich mich bei Google anmelden müssen, was mir viel zu umständlich vorkam. Im Zeitalter der künstlichen Intelligenzen will man sich ohnehin nicht immer überall anmelden. Man weiß nicht, wohin das alles führt.

Doch eine kurze Zusammenfassung des Bisherigen: Immerhin hat Chat-GPT recht vernünftig beantwortet. Und wer weiß? Vielleicht hätte Chat-GPT4, das Update meines KI-Bots, noch vernünftiger geantwortet, wenn ich die gleiche Frage gestellt hätte. Doch das hätte im Augenblick Geld gekostet. Außerdem bin ich überzeugt, dass ich bereits von den zwei KI-Bots die einzigen möglichen KI-Antworten erhalten hatte.

Aber wer weiß? Vielleicht hätte ein anderes KI-Bot unter dem Begriff „Tod“ etwas wie „den Strom ausschalten“ verstanden. Dann wäre es interessant zu wissen, was dieser Vorgang für ein KI-Bot bedeutet hätte.

Wahrscheinlich nichts. Denn letztendlich „verstehen“ KI-Bots – genauer gesagt – verinnerlichen nichts. Sie sind denkende und nicht fühlende Dinge. Sie verarbeiten nur das, was ihnen von Menschen eingetrichtert wird.

Diese Tatsache kann man auch anders ausdrücken: Sie leben ausschließlich in der Vergangenheit – unserer Vergangenheit.

Und jetzt ist die Zeit gekommen, einen kurzen Abstecher in Dantes Inferno zu machen – will heißen vom Standpunkt des deutschen Literaturkritikers Erich Auerbach.

Der jüdische Professor Auerbach hatte das Glück vor dem 2. Weltkrieg rechtzeitig Deutschland zu verlassen, und zwar in Richtung Istanbul, wo er 1936 einen Lehrauftrag an der Universität Istanbul erhalten hatte. Während seines elfjährigen Aufenthalts in dieser schönen Stadt verfasste er das Buch „Mimesis: dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur“: bis heute ein Klassiker.

In einem Kapitel über Dantes Divina Commedia teilt er seinen Lesern eine profunde Beobachtung mit: Die Bewohner von Dantes Inferno seien nur in der Lage, über die Vergangenheit zu erzählen. Oder sie spekulieren mal über die Zukunft. Was ihnen aber fehlt – so Auerbach – ist ein Wissen – besser gesagt ein Bewusstsein – für die Gegenwart.

Kommt das Ihnen bekannt vor? Ja genau! Das ist das Schicksal der KI! Sie kennt sich in der Vergangenheit (zumindest manchmal) bestens aus, und sie kann auch über die Zukunft fantasieren. Was aber die Gegenwart betrifft, darüber hat sie keine Kenntnisse.

Und nun wissen Sie, warum die KI-Bots keine Angst vor dem Tod haben.

Influencer, Lügen und Tongyi Qianwen

Ich hatte vor, eine Satire über „Influencer“ zu schreiben.

Ich bin auf diese Idee gekommen, weil ich feststellte, dass die Sprecher in manchen Videos, die ich über technischen Themen im Internet konsultiere – ob über Fotoapparate, Rechner, Phones, Betriebssysteme usw. –, eben doch keine unparteilichen Berichterstatter sind, sondern Verkaufsleute. Heute sagt man dazu: „Influencer“.

Meine Satire sollte – so meine Idee – mit der freundlichen Stimme eines Influencers (oder einer Influencerin) anfangen, und zwar folgendermaßen:

„Hallo liebe Zuschauer, liebe Zuschauerinnen und liebe ZuschauerInnen. Wie Sie wissen, halte ich mich auf den Laufenden, wenn es um Türklingeln von der Firma Zauberklang geht…“

An diesem Punkt gelangt, war ich überzeugt, dass sich mein Witzchen ein bisschen harmlos anmutete. Um ein solches Thema spannend anzupacken, muss man richtige Namen nennen, was wiederum einiges an Recherchen erfordert. Das wäre für mich theoretisch kein Problem gewesen. Schließlich war ich früher praktizierender Journalist und weiß, wie man zeitaufwendig recherchiert.

Doch diese Satire werde ich nicht schreiben. Schauen Sie selber mal bei YouTube. Sie werden schnell die vielen Influencer entdecken, die so tun, als würden sie kritisch über neue Produkte berichten.

Ich werde diese Satire auch aus einem anderen Grund nicht schreiben: Denn während ich darüber nachdachte, fiel mir ein anderes Thema, das auch irgendwie mit Influencern zu tun hat, ein: Und zwar, dass es im Zeitalter der Inforevolution, deren holprigen Anfang wir gerade durchmachen, im Allgemeinen immer schwieriger wird, zwischen Wahrheit und Unwahrheit zu unterscheiden.

Denn jetzt hatte mich (und Sie) die Nachricht erreicht, dass seit Wochen 53 (wenn nicht viel mehr) strenggeheime Dokumente des amer. State Departments im Internet kursieren. Zunächst waren sie offensichtlich nur auf Gaming-Seiten zu finden. Inzwischen findet jeder diese „top-secret“ Blätter, die hauptsächlich, so heißt es, vom Krieg in der Ukraine handeln.

Gute Nacht, denkt der vernünftige Mensch. Aus ist jetzt. Doch nun folgte die nächste Botschaft: Und zwar in Form einer Art Rückzieher. Plötzlich hieß es: Alles nur halb so schlimm. Alles Fälschungen bzw. Halbfälschungen, die den Zweck haben, Konfusion zu stiften.

Das behaupteten jedenfalls die Ukrainer und zumindest teilweise die Amerikaner. Die Russen hingegen waren von der Wahrheit der Dokumente überzeugt. Wie heißt es so schön? Im Krieg ist das erste Opfer immer die Wahrheit.

Ja, und darum geht es: ca. 25 Jahre digitale Revolution, und alles wird nur noch komplizierter. Im Zeitalter der KI und der Deepfakes wird es immer schwieriger, sich auf Information zu verlassen.

O je. Ich spüre, dass ich heute zu schwadronieren anfange. Solche Tage gibt es auch. Wahrscheinlich bin ich heute schlecht beieinander.

Und da sind wir wieder bei den Influencers gelangt.

By the way. Ich stehe da mit dem Schwadronieren nicht allein. Neulich bin ich auf eine New York Times-Schlagzeile gestoßen. Da hieß es: „It’s becoming easier to fool the public.“ Zu Deutsch: Es wird immer einfacher, das Publikum zu täuschen. Natürlich handelte es sich um die künstliche Intelligenz.

Kennen Sie den neuen Begriff „Halluzinieren“? Damit meine ich nicht das, was geschieht, wenn man einen Drogenüberdosis oder eine Psychose erleidet. So werden die Lügen der KI-Stimmen wie Chat-GPT, Bard usw. genannt. Diese Programme beharren darauf, dass sie recht haben, auch wenn sie keine Ahnung haben.

Und nun gibt es auch Tongyi Qianwen. So heißt das neue Alibaba KI-Programm. Zu Deutsch: „Die Wahrheit suchen, indem man tausend Fragen stellt“. Gurt anschnallen. Es kann nur turbulenter werden.

Doch keine Sorge: In zehn Jahren ist alles wieder gut…

Brief an die Obi-Geschäftsführung

Hey Sebastian! Ich hoffe, die Geschäfte laufen gut! Wäre spitze! So weit ich weiß, bist Du ja neu als Geschäftsführer. Mensch, eine sehr verantwortungsvolle Stelle, so denke ich. Tausende von Mitarbeitern und viele Filiale und noch dazu die Notwendigkeit mit der Konkurrenz schrittzuhalten!

Doch nun zur Sache! Dass ich Dir diesen Brief schreibe, hat folgende Bewandtnis: Neulich habe ich zwei Lampen im Obi-Online-Shop bestellt. Hier nun ein paar Mails, die mich Obi schickte, um mich auf den Laufenden zu halten:

„Hey P.J.,
herzlichen Glückwunsch! Deine Bestellung war erfolgreich und damit ist der erste Schritt zu deinem neuen Projekt auch schon geschafft!
Deine Auftragsnr. lautet: XXXXXXXXXXXXXX
Lieferzeit: Lieferung ca. 12. Apr. - 14. Apr. (Artikel XXXXXX, Artikel XXXXXXX) Alle Infos zu deiner Bestellung findest du hier noch mal im Überblick: Deine Rechnung erhältst Du per E-Mail, sobald die Ware versendet wurde…. usw.“

Ja so war die erste Mail. Zwar weiß ich nicht, was mit „Projekt“ gemeint war, aber egal! Es folgte dann die zweite:

„Los geht’s
Deine Artikel sind bald bei dir.
Hey P.J.,
wir freuen uns dir mitzuteilen, dass wir deine Bestellung XXXXXXXXXXX gerade an unseren Versandpartner übergeben haben. Es dauert also nicht mehr lange, bis du mit deinem Projekt loslegen kannst…usw.“

Hey Sebastian, vielleicht leuchtet Dir bereits ein, worauf ich hinauswill. Ja, sehr richtig: Es geht um diese saloppe Art, mit der deine Firma einen erwachsenen Kunden anspricht.

Mal ehrlich: Ist Dir der lockere Ton meines Briefes auch in die falsche Kehle gelandet? Warst Du irritiert, dass ich Dich so anstandslos mit „Hey Sebastian“ angesprochen habe und dass ich Dich obendrein geduzt habe? Hast Du dich gefragt: Was bildet sich dieser fremde Mensch ein?

Falls es so war, dann wirst Du auch meine Irritation verstehen, wenn Obi, eine Firma, mit der ich lediglich ein Geschäft eingehe, so – wie man sagt – locker vom Hocker mit mir umspringt.

Kannst Du das verstehen? Mit Sicherheit bin ich nicht der einzige Kunde, der so denkt.

Zugegeben, Obi ist nicht die einzige Firma, die durch eine solche verbale Respektlosigkeit auffällt. Ich könnte eine ganze Liste derer aufstellen. Weiß Du aber, wohin diese Marotte führt? Schlussendlich machst Du und andere Firmen die deutsche Sprache kaputt!

Klar, unter Jugendlichen, die immer noch die Illusion hegen, dass alle Menschen irgendwie ihre „Freunde“ sind, kommst Du bestimmt gut an. Aber bei erwachsenen Menschen?? Denk darüber nach, Sebastian.

Denn Erwachsene unterscheiden gern zwischen „Freund“, „Bekannten“ und „Fremden“. Und um diesen Unterschied zu unterstützen, verfügt die deutsche Sprache über ein „Sie“ und ein „Du“. Willst Du diese alte sprachliche Tradition wirklich kaputt machen? Wäre echt schade.

Das wollte ich nur gesagt haben.

Ach übrigens. Was passiert, wenn ein Kunde seine Rechnung nicht begleicht, wie vereinbart? Kommt wieder ein „Hey XY, hast Du vergessen, Deine Rechnung zu bezahlen o.ä.? Falls ja, bitte bis zum folgenden Datum nachholen…usw.“?
Ursprünglich hatte ich in diesem Brief vor, auch die Namen anderer duzender Firmen aufzulisten, die ebenso liederlich mit der deutschen Sprache umgehen. Ich denke aber, dass für heute dieses eine Beispiel reichen wird.

Dein
PJ

„Sensitivity Reader“ gesucht! Lesen Sie weiter!

Schon von den „Sensitivity Readers“ gehört? Oder soll es vielleicht lieber „Sensitivity Reader*Innen“ heißen?

Womöglich ist Ihnen dieser Begriff schon bekannt. Denn sie sind in Deutschland bereits eingetroffen. Es fehlt nur noch eine sensible deutsche Übersetzung, um das auszudrücken, was dieser neue Beruf beinhaltet.

Eigentlich geht es um nix Neues. Früher (und in manchen Ländern noch immer) sagte man dazu „Zensur“, und jene Sittenrichter, die diese Zensur ausübten, bezeichnete man als „Zensoren“. Heute würden wir wohl „Zensor*Innen“ sagen.

Diese Sittenrichter hatten (und haben) die Aufgabe, diverse ungebührliche Ideen, Sprachformulierungen und Gefühle zu entsorgen, damit sich Künstler und Denker die Grenzen des Anstands zu respektieren lernen.

So entstand der sog. „sozialistischer Realismus“ oder sein Gegenteil die „entartete Kunst“.

Aber zurück zu den „sensitivity Readers“. Momentan scheint dieses Phänomen in den USA so etwas wie ein Traumberuf zu sein. Diese „Readers“ haben die Aufgabe, ihre Mitbürger vor diversen Ungebührlichkeiten in der Literatur zu schützen. (Ich weiß nicht, ob es bereits etwas Ähnliches in der bildenden Kunst gibt, und wenn ja, kenne ich die Berufsbezeichnung nicht).

Manche Amerikaner werden in den letzten Jahren merklich egalitär. Will sagen: Alle Menschen sollen als gleich gelten, damit keiner unter Nachteilen im Leben zu leiden habe. Klingt gut. Unterschiede werden sozusagen unter den Teppich gekehrt, damit Chancengleichheit vorherrscht. Um dies zu gewährleisten, ist einiges geschehen. Zum Beispiel: Autoren dürfen nur noch das beschreiben, was sie selber sind. Alles sonst gilt als „cultural appropriation“, etwa „die Usurpierung von Eigenschaften, die nicht die eigenen sind“. Ja die Übersetzung klingt unbeholfen, aber wie soll man sonst diesen komplizierten Anspruch verdeutschen?

Wenn ich mich nicht täusche, dürfen Männer deshalb nicht versuchen in Frauenrollen zu schlüpfen – es sei denn selbstverständlich, man wechselt das Gender permanent. Ein heutiger „sensitivity Reader“ hätte, z.B., Gustave Flaubert getadelt, weil er so intim übers Innenleben von Madame Bovary geschrieben hatte. „Non non non, Monsieur Flaubert, schreiben Sie lieber über einen Mann!“, hätte der Leser gesagt. Wobei Flaubert höchstwahrscheinlich geantwortet hätte: “Madame Bovary, c’est moi!“ (Nebenbei: Dies ist O-Ton).

„Sensitivity Readers“ achten außerdem darauf, dass man keine Witze über dicke oder dünne, kleine oder große Menschen macht, dass man zwischen Sehenden und Blinden, Hörenden und Tauben, Gehenden und Lahmen nicht unterscheidet, etc. Man darf auch nicht über gefühlte Unterschiede hänseln oder ironisch schreiben. Alles soll nüchtern und gerecht vonstattengehen.

All dies wissen Sie bestimmt schon. Sie wissen auch, dass die Werke des engl. Autors Roald Dahl neu überarbeitet werden, damit sie niemandem die Gefühle verletzen. Auch Agatha Christie wird neuerdings unter die Lupe genommen.

Dieses „Sensitivity“-Phänomen breitet sich momentan, wie gesagt, vor allem in den USA und im UK aus. Und von daher engagieren viele Verlage „sensitivity readers“, damit sich Autoren – und Autorinnen – an den neuen Regeln zu halten lernen.

In Deutschland ist die Branche brandneu. Weshalb man nicht einmal einen dt. Begriff für diesen Berufszweig gefunden hat. „Sittenwächter“ oder „Sittenrichter“ klingt viel zu streng für das, was gemeint ist.

Das Schlüsselwort lautet ohnehin „sensitivity“. Auf Deutsch „Empfindsamkeit“ oder „Mitgefühl“. Das wäre auf Deutsch auch mit „sensibel“ zu übersetzen. Vielleicht wäre eine passende Übersetzung „Sensibilitätsleser“? Nein, klingt scheußlich. „Empfindsamkeitsleser“ hört sich auch nicht besser an. Ich muss noch drüber nachdenken.

Nebenbei: Das dt. „sensibel“ und das engl. „sensible“ sind – wie man sagt – „falsche Freunde“. „Sensible“ bedeutet „vernünftig. „Sensibel“ lässt sich mit „sensitive“ übersetzen. Aber vielleicht sind die „sensitivity Readers“ ebenso falsche Freunde!

Ach! Noch etwas habe ich vergessen zu erwähnen: Denken Sie zweimal drüber nach, falls Sie auf die Idee kommen, selbst „sensitivity Reader“ werden wollen. Ich habe gelesen, dass dieser Beruf sehr schlecht bezahlt wird. Dazu geht man dem Risiko ein, selbst verhöhnt zu werden. Und das ist genau das Gegenteil vom Zweck der „sensitivity Readers“ …

„Sensitivity Reader“ gesucht! Lesen Sie weiter!

Schon von den „Sensitivity Readers“ gehört? Oder soll es vielleicht lieber „Sensitivity Reader*Innen“ heißen?

Womöglich ist Ihnen dieser Begriff schon bekannt. Denn sie sind in Deutschland bereits eingetroffen. Es fehlt nur noch eine sensible deutsche Übersetzung, um das auszudrücken, was dieser neue Beruf beinhaltet.

Eigentlich geht es um nix Neues. Früher (und in manchen Ländern noch immer) sagte man dazu „Zensur“, und jene Sittenrichter, die diese Zensur ausübten, bezeichnete man als „Zensoren“. Heute würden wir wohl „Zensor*Innen“ sagen.

Diese Sittenrichter hatten (und haben) die Aufgabe, diverse ungebührliche Ideen, Sprachformulierungen und Gefühle zu entsorgen, damit sich Künstler und Denker die Grenzen des Anstands zu respektieren lernen.

So entstand der sog. „sozialistischer Realismus“ oder sein Gegenteil die „entartete Kunst“.

Aber zurück zu den „sensitivity Readers“. Momentan scheint dieses Phänomen in den USA so etwas wie ein Traumberuf zu sein. Diese „Readers“ haben die Aufgabe, ihre Mitbürger vor diversen Ungebührlichkeiten in der Literatur zu schützen. (Ich weiß nicht, ob es bereits etwas Ähnliches in der bildenden Kunst gibt, und wenn ja, kenne ich die Berufsbezeichnung nicht).

Manche Amerikaner werden in den letzten Jahren merklich egalitär. Will sagen: Alle Menschen sollen als gleich gelten, damit keiner unter Nachteilen im Leben zu leiden habe. Klingt gut. Unterschiede werden sozusagen unter den Teppich gekehrt, damit Chancengleichheit vorherrscht. Um dies zu gewährleisten, ist einiges geschehen. Zum Beispiel: Autoren dürfen nur noch das beschreiben, was sie selber sind. Alles sonst gilt als „cultural appropriation“, etwa „die Usurpierung von Eigenschaften, die nicht die eigenen sind“. Ja die Übersetzung klingt unbeholfen, aber wie soll man sonst diesen komplizierten Anspruch verdeutschen?

Wenn ich mich nicht täusche, dürfen Männer deshalb nicht versuchen in Frauenrollen zu schlüpfen – es sei denn selbstverständlich, man wechselt das Gender permanent. Ein heutiger „sensitivity Reader“ hätte, z.B., Gustave Flaubert getadelt, weil er so intim übers Innenleben von Madame Bovary geschrieben hatte. „Non non non, Monsieur Flaubert, schreiben Sie lieber über einen Mann!“, hätte der Leser gesagt. Wobei Flaubert höchstwahrscheinlich geantwortet hätte: “Madame Bovary, c’est moi!“ (Nebenbei: Dies ist O-Ton).

„Sensitivity Readers“ achten außerdem darauf, dass man keine Witze über dicke oder dünne, kleine oder große Menschen macht, dass man zwischen Sehenden und Blinden, Hörenden und Tauben, Gehenden und Lahmen nicht unterscheidet, etc. Man darf auch nicht über gefühlte Unterschiede hänseln oder ironisch schreiben. Alles soll nüchtern und gerecht vonstattengehen.

All dies wissen Sie bestimmt schon. Sie wissen auch, dass die Werke des engl. Autors Roald Dahl neu überarbeitet werden, damit sie niemandem die Gefühle verletzen. Auch Agatha Christie wird neuerdings unter die Lupe genommen.

Dieses „Sensitivity“-Phänomen breitet sich momentan, wie gesagt, vor allem in den USA und im UK aus. Und von daher engagieren viele Verlage „sensitivity readers“, damit sich Autoren – und Autorinnen – an den neuen Regeln zu halten lernen.

In Deutschland ist die Branche brandneu. Weshalb man nicht einmal einen dt. Begriff für diesen Berufszweig gefunden hat. „Sittenwächter“ oder „Sittenrichter“ klingt viel zu streng für das, was gemeint ist.

Das Schlüsselwort lautet ohnehin „sensitivity“. Auf Deutsch „Empfindsamkeit“ oder „Mitgefühl“. Das wäre auf Deutsch auch mit „sensibel“ zu übersetzen. Vielleicht wäre eine passende Übersetzung „Sensibilitätsleser“? Nein, klingt scheußlich. „Empfindsamkeitsleser“ hört sich auch nicht besser an. Ich muss noch drüber nachdenken.

Nebenbei: Das dt. „sensibel“ und das engl. „sensible“ sind – wie man sagt – „falsche Freunde“. „Sensible“ bedeutet „vernünftig. „Sensibel“ lässt sich mit „sensitive“ übersetzen. Aber vielleicht sind die „sensitivity Readers“ ebenso falsche Freunde!

Ach! Noch etwas habe ich vergessen zu erwähnen: Denken Sie zweimal drüber nach, falls Sie auf die Idee kommen, selbst „sensitivity Reader“ werden wollen. Ich habe gelesen, dass dieser Beruf sehr schlecht bezahlt wird. Dazu geht man dem Risiko ein, selbst verhöhnt zu werden. Und das ist genau das Gegenteil vom Zweck der „sensitivity Readers“ …

„Sensitivity Reader“ gesucht! Lesen Sie weiter!

Schon von den „Sensitivity Readers“ gehört? Oder soll es vielleicht lieber „Sensitivity Reader*Innen“ heißen?

Womöglich ist Ihnen dieser Begriff schon bekannt. Denn sie sind in Deutschland bereits eingetroffen. Es fehlt nur noch eine sensible deutsche Übersetzung, um das auszudrücken, was dieser neue Beruf beinhaltet.

Eigentlich geht es um nix Neues. Früher (und in manchen Ländern noch immer) sagte man dazu „Zensur“, und jene Sittenrichter, die diese Zensur ausübten, bezeichnete man als „Zensoren“. Heute würden wir wohl „Zensor*Innen“ sagen.

Diese Sittenrichter hatten (und haben) die Aufgabe, diverse ungebührliche Ideen, Sprachformulierungen und Gefühle zu entsorgen, damit sich Künstler und Denker die Grenzen des Anstands zu respektieren lernen.

So entstand der sog. „sozialistischer Realismus“ oder sein Gegenteil die „entartete Kunst“.

Aber zurück zu den „sensitivity Readers“. Momentan scheint dieses Phänomen in den USA so etwas wie ein Traumberuf zu sein. Diese „Readers“ haben die Aufgabe, ihre Mitbürger vor diversen Ungebührlichkeiten in der Literatur zu schützen. (Ich weiß nicht, ob es bereits etwas Ähnliches in der bildenden Kunst gibt, und wenn ja, kenne ich die Berufsbezeichnung nicht).

Manche Amerikaner werden in den letzten Jahren merklich egalitär. Will sagen: Alle Menschen sollen als gleich gelten, damit keiner unter Nachteilen im Leben zu leiden habe. Klingt gut. Unterschiede werden sozusagen unter den Teppich gekehrt, damit Chancengleichheit vorherrscht. Um dies zu gewährleisten, ist einiges geschehen. Zum Beispiel: Autoren dürfen nur noch das beschreiben, was sie selber sind. Alles sonst gilt als „cultural appropriation“, etwa „die Usurpierung von Eigenschaften, die nicht die eigenen sind“. Ja die Übersetzung klingt unbeholfen, aber wie soll man sonst diesen komplizierten Anspruch verdeutschen?

Wenn ich mich nicht täusche, dürfen Männer deshalb nicht versuchen in Frauenrollen zu schlüpfen – es sei denn selbstverständlich, man wechselt das Gender permanent. Ein heutiger „sensitivity Reader“ hätte, z.B., Gustave Flaubert getadelt, weil er so intim übers Innenleben von Madame Bovary geschrieben hatte. „Non non non, Monsieur Flaubert, schreiben Sie lieber über einen Mann!“, hätte der Leser gesagt. Wobei Flaubert höchstwahrscheinlich geantwortet hätte: “Madame Bovary, c’est moi!“ (Nebenbei: Dies ist O-Ton).

„Sensitivity Readers“ achten außerdem darauf, dass man keine Witze über dicke oder dünne, kleine oder große Menschen macht, dass man zwischen Sehenden und Blinden, Hörenden und Tauben, Gehenden und Lahmen nicht unterscheidet, etc. Man darf auch nicht über gefühlte Unterschiede hänseln oder ironisch schreiben. Alles soll nüchtern und gerecht vonstattengehen.

All dies wissen Sie bestimmt schon. Sie wissen auch, dass die Werke des engl. Autors Roald Dahl neu überarbeitet werden, damit sie niemandem die Gefühle verletzen. Auch Agatha Christie wird neuerdings unter die Lupe genommen.

Dieses „Sensitivity“-Phänomen breitet sich momentan, wie gesagt, vor allem in den USA und im UK aus. Und von daher engagieren viele Verlage „sensitivity readers“, damit sich Autoren – und Autorinnen – an den neuen Regeln zu halten lernen.

In Deutschland ist die Branche brandneu. Weshalb man nicht einmal einen dt. Begriff für diesen Berufszweig gefunden hat. „Sittenwächter“ oder „Sittenrichter“ klingt viel zu streng für das, was gemeint ist.

Das Schlüsselwort lautet ohnehin „sensitivity“. Auf Deutsch „Empfindsamkeit“ oder „Mitgefühl“. Das wäre auf Deutsch auch mit „sensibel“ zu übersetzen. Vielleicht wäre eine passende Übersetzung „Sensibilitätsleser“? Nein, klingt scheußlich. „Empfindsamkeitsleser“ hört sich auch nicht besser an. Ich muss noch drüber nachdenken.

Nebenbei: Das dt. „sensibel“ und das engl. „sensible“ sind – wie man sagt – „falsche Freunde“. „Sensible“ bedeutet „vernünftig. „Sensibel“ lässt sich mit „sensitive“ übersetzen. Aber vielleicht sind die „sensitivity Readers“ ebenso falsche Freunde!

Ach! Noch etwas habe ich vergessen zu erwähnen: Denken Sie zweimal drüber nach, falls Sie auf die Idee kommen, selbst „sensitivity Reader“ werden wollen. Ich habe gelesen, dass dieser Beruf sehr schlecht bezahlt wird. Dazu geht man dem Risiko ein, selbst verhöhnt zu werden. Und das ist genau das Gegenteil vom Zweck der „sensitivity Readers“ …

„Sensitivity Reader“ gesucht! Lesen Sie weiter!

Schon von den „Sensitivity Readers“ gehört? Oder soll es vielleicht lieber „Sensitivity Reader*Innen“ heißen?

Womöglich ist Ihnen dieser Begriff schon bekannt. Denn sie sind in Deutschland bereits eingetroffen. Es fehlt nur noch eine sensible deutsche Übersetzung, um das auszudrücken, was dieser neue Beruf beinhaltet.

Eigentlich geht es um nix Neues. Früher (und in manchen Ländern noch immer) sagte man dazu „Zensur“, und jene Sittenrichter, die diese Zensur ausübten, bezeichnete man als „Zensoren“. Heute würden wir wohl „Zensor*Innen“ sagen.

Diese Sittenrichter hatten (und haben) die Aufgabe, diverse ungebührliche Ideen, Sprachformulierungen und Gefühle zu entsorgen, damit sich Künstler und Denker die Grenzen des Anstands zu respektieren lernen.

So entstand der sog. „sozialistischer Realismus“ oder sein Gegenteil die „entartete Kunst“.

Aber zurück zu den „sensitivity Readers“. Momentan scheint dieses Phänomen in den USA so etwas wie ein Traumberuf zu sein. Diese „Readers“ haben die Aufgabe, ihre Mitbürger vor diversen Ungebührlichkeiten in der Literatur zu schützen. (Ich weiß nicht, ob es bereits etwas Ähnliches in der bildenden Kunst gibt, und wenn ja, kenne ich die Berufsbezeichnung nicht).

Manche Amerikaner werden in den letzten Jahren merklich egalitär. Will sagen: Alle Menschen sollen als gleich gelten, damit keiner unter Nachteilen im Leben zu leiden habe. Klingt gut. Unterschiede werden sozusagen unter den Teppich gekehrt, damit Chancengleichheit vorherrscht. Um dies zu gewährleisten, ist einiges geschehen. Zum Beispiel: Autoren dürfen nur noch das beschreiben, was sie selber sind. Alles sonst gilt als „cultural appropriation“, etwa „die Usurpierung von Eigenschaften, die nicht die eigenen sind“. Ja die Übersetzung klingt unbeholfen, aber wie soll man sonst diesen komplizierten Anspruch verdeutschen?

Wenn ich mich nicht täusche, dürfen Männer deshalb nicht versuchen in Frauenrollen zu schlüpfen – es sei denn selbstverständlich, man wechselt das Gender permanent. Ein heutiger „sensitivity Reader“ hätte, z.B., Gustave Flaubert getadelt, weil er so intim übers Innenleben von Madame Bovary geschrieben hatte. „Non non non, Monsieur Flaubert, schreiben Sie lieber über einen Mann!“, hätte der Leser gesagt. Wobei Flaubert höchstwahrscheinlich geantwortet hätte: “Madame Bovary, c’est moi!“ (Nebenbei: Dies ist O-Ton).

„Sensitivity Readers“ achten außerdem darauf, dass man keine Witze über dicke oder dünne, kleine oder große Menschen macht, dass man zwischen Sehenden und Blinden, Hörenden und Tauben, Gehenden und Lahmen nicht unterscheidet, etc. Man darf auch nicht über gefühlte Unterschiede hänseln oder ironisch schreiben. Alles soll nüchtern und gerecht vonstattengehen.

All dies wissen Sie bestimmt schon. Sie wissen auch, dass die Werke des engl. Autors Roald Dahl neu überarbeitet werden, damit sie niemandem die Gefühle verletzen. Auch Agatha Christie wird neuerdings unter die Lupe genommen.

Dieses „Sensitivity“-Phänomen breitet sich momentan, wie gesagt, vor allem in den USA und im UK aus. Und von daher engagieren viele Verlage „sensitivity readers“, damit sich Autoren – und Autorinnen – an den neuen Regeln zu halten lernen.

In Deutschland ist die Branche brandneu. Weshalb man nicht einmal einen dt. Begriff für diesen Berufszweig gefunden hat. „Sittenwächter“ oder „Sittenrichter“ klingt viel zu streng für das, was gemeint ist.

Das Schlüsselwort lautet ohnehin „sensitivity“. Auf Deutsch „Empfindsamkeit“ oder „Mitgefühl“. Das wäre auf Deutsch auch mit „sensibel“ zu übersetzen. Vielleicht wäre eine passende Übersetzung „Sensibilitätsleser“? Nein, klingt scheußlich. „Empfindsamkeitsleser“ hört sich auch nicht besser an. Ich muss noch drüber nachdenken.

Nebenbei: Das dt. „sensibel“ und das engl. „sensible“ sind – wie man sagt – „falsche Freunde“. „Sensible“ bedeutet „vernünftig. „Sensibel“ lässt sich mit „sensitive“ übersetzen. Aber vielleicht sind die „sensitivity Readers“ ebenso falsche Freunde!

Ach! Noch etwas habe ich vergessen zu erwähnen: Denken Sie zweimal drüber nach, falls Sie auf die Idee kommen, selbst „sensitivity Reader“ werden wollen. Ich habe gelesen, dass dieser Beruf sehr schlecht bezahlt wird. Dazu geht man dem Risiko ein, selbst verhöhnt zu werden. Und das ist genau das Gegenteil vom Zweck der „sensitivity Readers“ …

„Sensitivity Reader“ gesucht! Lesen Sie weiter!

Schon von den „Sensitivity Readers“ gehört? Oder soll es vielleicht lieber „Sensitivity Reader*Innen“ heißen?

Womöglich ist Ihnen dieser Begriff schon bekannt. Denn sie sind in Deutschland bereits eingetroffen. Es fehlt nur noch eine sensible deutsche Übersetzung, um das auszudrücken, was dieser neue Beruf beinhaltet.

Eigentlich geht es um nix Neues. Früher (und in manchen Ländern noch immer) sagte man dazu „Zensur“, und jene Sittenrichter, die diese Zensur ausübten, bezeichnete man als „Zensoren“. Heute würden wir wohl „Zensor*Innen“ sagen.

Diese Sittenrichter hatten (und haben) die Aufgabe, diverse ungebührliche Ideen, Sprachformulierungen und Gefühle zu entsorgen, damit sich Künstler und Denker die Grenzen des Anstands zu respektieren lernen.

So entstand der sog. „sozialistischer Realismus“ oder sein Gegenteil die „entartete Kunst“.

Aber zurück zu den „sensitivity Readers“. Momentan scheint dieses Phänomen in den USA so etwas wie ein Traumberuf zu sein. Diese „Readers“ haben die Aufgabe, ihre Mitbürger vor diversen Ungebührlichkeiten in der Literatur zu schützen. (Ich weiß nicht, ob es bereits etwas Ähnliches in der bildenden Kunst gibt, und wenn ja, kenne ich die Berufsbezeichnung nicht).

Manche Amerikaner werden in den letzten Jahren merklich egalitär. Will sagen: Alle Menschen sollen als gleich gelten, damit keiner unter Nachteilen im Leben zu leiden habe. Klingt gut. Unterschiede werden sozusagen unter den Teppich gekehrt, damit Chancengleichheit vorherrscht. Um dies zu gewährleisten, ist einiges geschehen. Zum Beispiel: Autoren dürfen nur noch das beschreiben, was sie selber sind. Alles sonst gilt als „cultural appropriation“, etwa „die Usurpierung von Eigenschaften, die nicht die eigenen sind“. Ja die Übersetzung klingt unbeholfen, aber wie soll man sonst diesen komplizierten Anspruch verdeutschen?

Wenn ich mich nicht täusche, dürfen Männer deshalb nicht versuchen in Frauenrollen zu schlüpfen – es sei denn selbstverständlich, man wechselt das Gender permanent. Ein heutiger „sensitivity Reader“ hätte, z.B., Gustave Flaubert getadelt, weil er so intim übers Innenleben von Madame Bovary geschrieben hatte. „Non non non, Monsieur Flaubert, schreiben Sie lieber über einen Mann!“, hätte der Leser gesagt. Wobei Flaubert höchstwahrscheinlich geantwortet hätte: “Madame Bovary, c’est moi!“ (Nebenbei: Dies ist O-Ton).

„Sensitivity Readers“ achten außerdem darauf, dass man keine Witze über dicke oder dünne, kleine oder große Menschen macht, dass man zwischen Sehenden und Blinden, Hörenden und Tauben, Gehenden und Lahmen nicht unterscheidet, etc. Man darf auch nicht über gefühlte Unterschiede hänseln oder ironisch schreiben. Alles soll nüchtern und gerecht vonstattengehen.

All dies wissen Sie bestimmt schon. Sie wissen auch, dass die Werke des engl. Autors Roald Dahl neu überarbeitet werden, damit sie niemandem die Gefühle verletzen. Auch Agatha Christie wird neuerdings unter die Lupe genommen.

Dieses „Sensitivity“-Phänomen breitet sich momentan, wie gesagt, vor allem in den USA und im UK aus. Und von daher engagieren viele Verlage „sensitivity readers“, damit sich Autoren – und Autorinnen – an den neuen Regeln zu halten lernen.

In Deutschland ist die Branche brandneu. Weshalb man nicht einmal einen dt. Begriff für diesen Berufszweig gefunden hat. „Sittenwächter“ oder „Sittenrichter“ klingt viel zu streng für das, was gemeint ist.

Das Schlüsselwort lautet ohnehin „sensitivity“. Auf Deutsch „Empfindsamkeit“ oder „Mitgefühl“. Das wäre auf Deutsch auch mit „sensibel“ zu übersetzen. Vielleicht wäre eine passende Übersetzung „Sensibilitätsleser“? Nein, klingt scheußlich. „Empfindsamkeitsleser“ hört sich auch nicht besser an. Ich muss noch drüber nachdenken.

Nebenbei: Das dt. „sensibel“ und das engl. „sensible“ sind – wie man sagt – „falsche Freunde“. „Sensible“ bedeutet „vernünftig. „Sensibel“ lässt sich mit „sensitive“ übersetzen. Aber vielleicht sind die „sensitivity Readers“ ebenso falsche Freunde!

Ach! Noch etwas habe ich vergessen zu erwähnen: Denken Sie zweimal drüber nach, falls Sie auf die Idee kommen, selbst „sensitivity Reader“ werden wollen. Ich habe gelesen, dass dieser Beruf sehr schlecht bezahlt wird. Dazu geht man dem Risiko ein, selbst verhöhnt zu werden. Und das ist genau das Gegenteil vom Zweck der „sensitivity Readers“ …

„Sensitivity Reader“ gesucht! Lesen Sie weiter!

Schon von den „Sensitivity Readers“ gehört? Oder soll es vielleicht lieber „Sensitivity Reader*Innen“ heißen?

Womöglich ist Ihnen dieser Begriff schon bekannt. Denn sie sind in Deutschland bereits eingetroffen. Es fehlt nur noch eine sensible deutsche Übersetzung, um das auszudrücken, was dieser neue Beruf beinhaltet.

Eigentlich geht es um nix Neues. Früher (und in manchen Ländern noch immer) sagte man dazu „Zensur“, und jene Sittenrichter, die diese Zensur ausübten, bezeichnete man als „Zensoren“. Heute würden wir wohl „Zensor*Innen“ sagen.

Diese Sittenrichter hatten (und haben) die Aufgabe, diverse ungebührliche Ideen, Sprachformulierungen und Gefühle zu entsorgen, damit sich Künstler und Denker die Grenzen des Anstands zu respektieren lernen.

So entstand der sog. „sozialistischer Realismus“ oder sein Gegenteil die „entartete Kunst“.

Aber zurück zu den „sensitivity Readers“. Momentan scheint dieses Phänomen in den USA so etwas wie ein Traumberuf zu sein. Diese „Readers“ haben die Aufgabe, ihre Mitbürger vor diversen Ungebührlichkeiten in der Literatur zu schützen. (Ich weiß nicht, ob es bereits etwas Ähnliches in der bildenden Kunst gibt, und wenn ja, kenne ich die Berufsbezeichnung nicht).

Manche Amerikaner werden in den letzten Jahren merklich egalitär. Will sagen: Alle Menschen sollen als gleich gelten, damit keiner unter Nachteilen im Leben zu leiden habe. Klingt gut. Unterschiede werden sozusagen unter den Teppich gekehrt, damit Chancengleichheit vorherrscht. Um dies zu gewährleisten, ist einiges geschehen. Zum Beispiel: Autoren dürfen nur noch das beschreiben, was sie selber sind. Alles sonst gilt als „cultural appropriation“, etwa „die Usurpierung von Eigenschaften, die nicht die eigenen sind“. Ja die Übersetzung klingt unbeholfen, aber wie soll man sonst diesen komplizierten Anspruch verdeutschen?

Wenn ich mich nicht täusche, dürfen Männer deshalb nicht versuchen in Frauenrollen zu schlüpfen – es sei denn selbstverständlich, man wechselt das Gender permanent. Ein heutiger „sensitivity Reader“ hätte, z.B., Gustave Flaubert getadelt, weil er so intim übers Innenleben von Madame Bovary geschrieben hatte. „Non non non, Monsieur Flaubert, schreiben Sie lieber über einen Mann!“, hätte der Leser gesagt. Wobei Flaubert höchstwahrscheinlich geantwortet hätte: “Madame Bovary, c’est moi!“ (Nebenbei: Dies ist O-Ton).

„Sensitivity Readers“ achten außerdem darauf, dass man keine Witze über dicke oder dünne, kleine oder große Menschen macht, dass man zwischen Sehenden und Blinden, Hörenden und Tauben, Gehenden und Lahmen nicht unterscheidet, etc. Man darf auch nicht über gefühlte Unterschiede hänseln oder ironisch schreiben. Alles soll nüchtern und gerecht vonstattengehen.

All dies wissen Sie bestimmt schon. Sie wissen auch, dass die Werke des engl. Autors Roald Dahl neu überarbeitet werden, damit sie niemandem die Gefühle verletzen. Auch Agatha Christie wird neuerdings unter die Lupe genommen.

Dieses „Sensitivity“-Phänomen breitet sich momentan, wie gesagt, vor allem in den USA und im UK aus. Und von daher engagieren viele Verlage „sensitivity readers“, damit sich Autoren – und Autorinnen – an den neuen Regeln zu halten lernen.

In Deutschland ist die Branche brandneu. Weshalb man nicht einmal einen dt. Begriff für diesen Berufszweig gefunden hat. „Sittenwächter“ oder „Sittenrichter“ klingt viel zu streng für das, was gemeint ist.

Das Schlüsselwort lautet ohnehin „sensitivity“. Auf Deutsch „Empfindsamkeit“ oder „Mitgefühl“. Das wäre auf Deutsch auch mit „sensibel“ zu übersetzen. Vielleicht wäre eine passende Übersetzung „Sensibilitätsleser“? Nein, klingt scheußlich. „Empfindsamkeitsleser“ hört sich auch nicht besser an. Ich muss noch drüber nachdenken.

Nebenbei: Das dt. „sensibel“ und das engl. „sensible“ sind – wie man sagt – „falsche Freunde“. „Sensible“ bedeutet „vernünftig. „Sensibel“ lässt sich mit „sensitive“ übersetzen. Aber vielleicht sind die „sensitivity Readers“ ebenso falsche Freunde!

Ach! Noch etwas habe ich vergessen zu erwähnen: Denken Sie zweimal drüber nach, falls Sie auf die Idee kommen, selbst „sensitivity Reader“ werden wollen. Ich habe gelesen, dass dieser Beruf sehr schlecht bezahlt wird. Dazu geht man dem Risiko ein, selbst verhöhnt zu werden. Und das ist genau das Gegenteil vom Zweck der „sensitivity Readers“ …

Die zwei deutschen Sprachen und ein Witz

Wettbewerb beim Sprachbloggeur!

Aber zuerst etwas über die zwei deutschen Sprachen. Ja, es gibt davon zwei! – und damit meine ich nicht Schrift- und Umgangssprache. Das hat es immer gegeben.

Nein, die Rede hier ist von einer anderen Zweisprachigkeit der einen Sprache. Hier geht es um den Genderismus. Die eine Sprache ist diejenige, die man im täglichen Umgang mit anderen verwendet. Sie hat wenig Zeit für Gendersternchen oder sonstige „-Innen-en“. Sie kennt keine Studierende usw. „Meine Kinder? Was sie machen?“, sagt Frau M., „Die Lisa und der Majk sind beide Studenten. Wie die Zeit vergeht…usw.“

Die andere Sprache erreicht uns von oben herab. Genauer gesagt: Sie unterliegt den Regeln einer selbst ernannten Sprachpolizei. Will heißen: der Willkür von Politikern (oder soll ich hier lieber „PolitikerInnen“ schreiben?) und den Medien.

Das kennen Sie alles bestimmt. Wahrscheinlich aber war das mit den zwei Sprachen Ihnen nicht so ganz bewusst.

Oder ist die Sache noch nicht so einfach zu erfassen? Folgendes Beispiel: Neulich glotzte ich eine ZDF-Nachrichtensendung. Ein Nachrichtensprecher (oder war das eben eine Nachrichtensprecherin? Das weiß ich nicht mehr) hat etwas über „Studierende“ berichtet. Dann schaltete er – oder sie – um, damit eine Kollegin (ja, diesmal war es eine Frau) das Thema vertiefe. Sie aber benutzte das Wort „Studenten“. Hmm. Kann das bedeuten, dass der Kulturkampf um die Sprache in eine neue Runde geht?

Neulich, erzählte ich auf dieser Seite, dass der dt. Journalistenverband seit ein paar Jahren ihre monatliche Hauspostille in zwei Versionen versendet: die eine heißt – wie es früher war – „Der Journalist“, die andere– was sonst? – „Die Journalistin“. Damit sollte für Gendergerechtigkeit gesorgt werden. Denn schließlich gebe es nicht nur Journalisten auf dieser Welt, sondern ebenso Journalistinnen. Nachdem aber einige Monate infolge nur „Die Journalistin“ in meinen Briefkasten reinschneite, wurde ich stützig. Ich kam nicht umhin zu denken, dass diese Zeitschrift lediglich Themen behandelte, die weibliche Kollegen interessieren könnten – so als hätte ich „Elle“ oder „Vanity Fair“ bekommen. Mit dem Ergebnis, dass ich die Zeitschrift meistens ungelesen beiseite legte.

Demgegenüber kam mir der Titel „Der Journalist“, neutral vor, als könnte allerlei Themen drin sein. Schließlich gibt es eine lange Tradition fürs sog. „generisches Maskulinum“. Ich habe dies auch an den Journalistenverband geschrieben, bekam aber nie eine Antwort.

Es ist nicht lange her, dass das generische Maskulinum noch verbreitet war. Auch im Zeitalter der „Studierenden“ gibt es noch „Studentenproteste“ und keine „Studierendeproteste“. Sind alle Protestierende männlich? Gibt es keine Ärztinnen in der Ärztekammer? Keine Schauspielerinnen im Schauspielerverband?

Die Münchener Abendzeitung „gendert“ sein langem. Mit einer Ausnahme. Es wird immer noch über „Täter“ und nie „TäterInnen“ geschrieben. Meine Mail an die AZ über dieses Thema wurde schlichtweg ignoriert.

Trotz dem neuen Genderismus, so behaupte ich, bleibt die dt. Umgangssprache noch immun. Wie lange aber, bis die Sprachpolizei interveniert?

Aber genug des Schwadronierens. Oben habe ich einen Wettbewerb erwähnt. Es geht um Folgendes: Jeder kennt den rasch gewisperten Werbespruch "Lesen Sie den Beipackzettel oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker". Mir war aufgefallen, dass diese Formulierung vielleicht nicht mehr zeitgemäß ist. Denn wo bleiben die Ärztinnen und Apothekerinnen?

Hier können Sie vielleicht helfen. Wir brauchen einen gendergerechten Werbespruch mit dem gleichen Inhalt. Nur: Er muss so schnell zu sprechen sein, wie der bisherige. Immerhin: Zeit ist Geld. Na? Wie wäre es?

Nein halt! Im Titel habe ich Ihnen auch einen Witz versprochen. Und jetzt kommt er: Es stellt sich heraus, dass ich nicht der erste bin, der „fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ vom Standpunkt des Genderismus unter die Lupe genommen hat. Ende 2022 war dies auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aufgefallen. Auch er sucht nach einem Alternativ. Mit einem Unterschied zu mir allerdings: Er meint die Sache ernst…sehr ernst…

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