Hiermit oute ich mich: Ich benutze weder WhatsApp noch Facebook. Und zwar noch nie. Auch Instagram kenne ich nicht. Nie besucht. Was Instagram für ein Bewandtnis hat, kann ich überhaupt nicht schildern. Sicherlich bin ich eine Ausnahmeerscheinung.
Dies erzähle ich, weil mich ein Bekannter neulich dazu bringen wollte, an einer WhatsApp Gruppe teilzunehmen.
„Warum kannst du mir keine Emails zukommen lassen?“ fragte ich.
„Viel zu umständlich“, antwortete er.
Dies habe ich von eingeschworenen WhatsAppniks immer wieder gehört, wobei ich den Vorteil von WhatsApp immer noch nicht verstehe. Gleiches gilt für die anderen Messenger-Dienste. Schließlich kann man an Gruppen auch Emails via „cc“, bzw., „bcc“ verschicken.
Wenn ich aber so argumentiere, muss ich stets lange, skeptische, mitleidige Blicke erdulden.
„Benutzt du Google?“ fragt mein Bekannter.
„Ich weiß, worauf du hinauswillst“, sag ich. „Du willst mir weismachen, dass Google ebenso eine Datenkrake ist wie Facebook, dass beide mehr über mich wissen als die CIA, der BND und wie sie alle heißen zusammen.“
„Genau“, sagt er süffisant.
„Ja, und deshalb frage ich mich, wieso ich mich von zwei Datenkraken verschlingen lassen sollte. Mir reicht die eine.“
Nun schien er allmählich meinen Standpunkt zu verstehen.
„You’ve got to choose your poison”, sagte ich nun auf Englisch. Der Satz ist eine sehr geläufige Redewendung. Manche sagen allerdings „Pick your poison“. Man wählt das Gift, das man schlucken will.
Damit war das Thema erledigt.
Allerdings nicht ganz. Denn danach hab ich als Sprachenbesessener übers Idiom „Choose your poison“, nachgedacht.
Denn nun kam es mir sonderbar vor, dass das deutsche „Gift“ und das englische „gift“ gleichklingend aber sog. „falsche Freunde“ sind. „Gift“ auf Englisch ist „Geschenk“, auf Deutsch…Sie wissen schon – auch wenn beide Vokabeln dem Verb „geben“ bzw. „give“ entstammen.
„Gift“ auf Englisch ist immer noch eine Gabe. Aber das deutsche „Gift“! Es ist beileibe kein nettes Geschenk, sondern etwas Krankmachendes bzw. Todbringendes. Warum?
Und nun steigen wir in eine Zeitmaschine, um die Begegnung zweier Kulturen, der lernbegierigen Altgermanen und der hochkultivierten Griechen, beizuwohnen. Die Altgermanen profitierten erheblich von dieser Begegnung. U.a. erfuhren sie, dass die damaligen Griechen die Vokabel „dos“ – vom altgriechischen „didonai“ „geben“ – in zwei Sinnen verwendeten, einmal positiv als „Arznei“, einmal negativ als totbringendes „Gift“. Irgendwie logisch. Auch wir sagen über Medikamenten, dass es immer auf die Dosis ankommt.
Allerdings: Da die lernbegierigen Germanen das Wort die „Gift“ (im Sinne von „Geschenk“) bereits hatten, ergänzten sie es mit das Gift. Zweiteres im Sinne von „Medikament“. Irgendwann wurde das einfach zu verwirrend. Die „Gift“ verschwand, und das giftige Gift blieb hängen. Nur in „die Mitgift“ lebt das alte schenkende Wort weiter.
Was Facebook und Google betrifft: Ich bleibe dabei: „Choose your poison!“
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