You are here

спамеры умирают молодыми (siehe unten…)

Manchmal wird es mir zu viel, und dann kommen die bösen Gedanken.

So ist es in letzter Zeit wegen der Spammer, die sich täglich an der Pforte dieser Glosse, um Eingang bittend, so tun, als wollten sie „Kommentare“ abgeben.

Klar. Ich lese deren Erzeugnisse nie. Im Gegenteil. Ich lösche sie sofort. Zag! Weg! Am nächsten Tag hat sich aber schon wieder einiges um Eingang bittend an der Pforte gesammelt.

Ja, wie jeder Ladenbesitzer, kehre auch ich täglich vor dem Ladeneingang, damit echte Kundschaft den Eindruck bekommt, ich führe einen ordentlichen Laden.

Es sind momentan regelmäßig zwischen drei und zehn „Kommentare“, aller in kyrillischen Buchstaben geschrieben, die ich vorfinde. Sie tun so, als wollten sie diverse Glossen des Autors kommentieren.

Das wollen sie selbstverständlich nicht. Da ich etwas Russisch lesen kann, vermag ich manchmal in der Überschrift den Inhalt zu entziffern. Es geht meistens um Nonsens, Sex oder manchmal um echte Produkte (zumindest das bilde ich mir ein) aus einem wohl falschen Internetladen.

Komisch: Ich schreibe über Sprache; die Spammer bedienen sich eher der Unsprache.

Es könnte allerdings viel schlimmer sein. Früher bekam ich eine Zeitlang täglich mehr als 100 solcher Spams – auch meistens auf Russisch geschrieben. Mein Blogmeister, Herr P., hat dann etwas Technisches gezaubert, und der Dreck war weg. Er meinte damals: „Sie werden schnell aufgeben, weil jede Bitte, einen Kommentar abzugeben, viel Handarbeit erfordert.“

Es hat tatsächlich gut geklappt.

Das war aber damals. Inzwischen haben wir die KiKi, also die k. Intelligenz.

Meinem Sohn zufolge vermögen „Bots“ indes komplizierte Anmeldeverfahren im Handumdrehen zu umgehen. Man habe also keine Chance mehr.

Vielleicht muss ich doch endlich die neue Software, auf die Herr P. schon lange pocht, installieren. Bin aber so faul. Außerdem bekommt der Sprachbloggeur dadurch einen neuen Look. Wie sehr viele Menschen, vertrage auch ich nur sehr begrenzt Veränderungen.

Derart irritiert werde ich aber allmählich vom neuen täglichen Angriff der Spammer, dass ich vorhatte – auf Russisch – als Titel dieses Beitrags etwas wie „Spammer, ihr werdet bald impotent!“ (mit Hilfe von Google Translate) zu schreiben und veröffentlichen.

„Hilft nicht“, meinte mein Sohn. „Den Bots wäre jeglicher beliebige Titel egal. Sie lesen nicht, sie agieren.“

Trotzdem habe ich mit obigem Titel (siehe da) etwas probiert. Er lautet – transkribiert: „Spammeri umirajut molodimi“ und bedeutet „Spammer sterben jung“.

Ob das wirklich stimmt, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls werde ich vielleicht herausfinden, ob der Bot Russisch liest oder nicht.

Mein Sohn meint, nein. Außerdem behauptet er, die Spammer, bzw., die Bots könnten überall ihren Sitz haben. Myammar, z.B. Was weiß ich?

Jedenfalls, heute ein Experiment und bald vielleicht doch ein neuer Look beim Sprachbloggeur.

„Liberal“ oder „liberal“: Das ist die Frage…

Nun ist es geschehen. Lang habe ich gedacht, dass es doch nicht passieren würde: Aber nun beginnt ein klarer Begriff aus der Politik seine Konturen zu verlieren.

Die Rede ist von „liberal“.

Viele meiner Leser wissen, dass Ich Amerikaner bin. Einige ahnen das wohl nicht, womit ich meine neuen Spammer meine, die mir – momentan – täglich in russischer Sprache Schundbotschaften zukommen lassen. Wahrscheinlich halten sie mich für einen Russen, der deren Schund versteht und als „Kommentare“, diese Seite vermüllen lassen würde.

Komische, komische Welt…und es wird zurzeit immer bunter…zumindest eine Weile bleibt es so.

Aber zurück zu den „Liberalen“.

Als frisch zugezogener Amerikaner musste ich einst rasch erfahren, dass „liberal“ nicht gleichbedeutend ist mit „liberal“.

In den USA bedeutet „liberal“ etwas wie „sozialdemokratisch eingestellt“, ein Mensch also, der auf die freie Ausübung seiner…tja…“Liberalität“ steht.

Jeder solle also auf seine Art glücklich sein, solange er die Glückseligkeit des anderen respektiert…usw. usw. Eine freie und offene Gesellschaft ist also gleich einer „liberalen“ Gesellschaft.

Diejenigen in den USA, die der Meinung sind, dass die Freizügigkeit manchmal zu weit geht, nennt man hingegen „konservativ“.

„Liberal“ und „konservativ“. So heißen die Urpolaritäten im amer. polit. System.
Sie können sich bestimmt vorstellen, dass meine ersten Begegnungen mit dem deutschen – bzw. – europäischen Liberalismus rapide zu Missverständnissen geführt haben.

Irgendwie ist der europ. Liberale vielmehr ein Verwandter des amer. Konservativen als des amer. Liberalen.

Wird schnell konfus.

Die dt. bzw. europ. Liberalen entstammen, falls Sie dies vergessen haben – Traditionen aus dem 18. Jh. Stichwort Edmund Burke und Adam Smith u.a. Das waren mehr oder weniger die Ziehväter des heutigen europ. Liberalismus.

Es waren Denker und Ökonomen, die von einem globalen freien Handel träumten, der letztendlich die Länder Europas bereichern würden.

Vielleicht haben Sie mal in der Schule darüber etwas gelernt.

Ja. Freier Handel. Das ist sehr wohl etwas anders als die individuelle Freiheit, die das Hauptthema der amer. Denker war und geblieben ist.

Von daher ist die FDP also eine liberale Partei, weshalb sie in den Nachrichten „die Liberalen“ genannt werden.

Für einen Amerikaner wie mich, der nur so viel von der Politik verstehen will, um nicht ganz als ignorant dastehen zu müssen, war all dies eine große Überraschung.

„Falsche Freunde“ sagen dazu die Sprachennarren. „Liberal“ und „liberal“ sind ebenso falsche Freunde wie das englische „eventually“ und das deutsche „eventuell“ oder „also“ und „also“.

Nebenbei: Im UK hat „liberal“ die gleiche Bedeutung wie in Deutschland. Die britische Partei, die dem amer. Liberalismus entsprechen könnte, nennt man „Labour“. Aber: und nun der Clue – neulich bin ich in der „Guardian“ auf „liberal“ im amer. Sinn gestoßen. Ich bilde mir ein, dass ich diese Verwandelung auch mal im Deutschen gesehen habe…

Nein, heute schreibe ich nicht über die verrückte gegenwärtige Politik.
Das dürfen andere.

Ich möchte nur auf eins hinweisen: dass der amer. „Liberalismus“ peu à peu dem dt. Liberalismus den Sinn auszuhebeln droht.

Bleiben Sie wachsam. Sie werden dies selbst bestätigen können.

Vom „Negerküsschen“, „Zigeunerschnitzel“ usw.

Darf man noch mauscheln?

Diese Frage stellte mir neulich Freund O. Ich zitiere: „Neulich bei der Sitzung vom Kunstfond hat jemand mauscheln gesagt. Eine Künstlerin im Kuratorium hat sich daraufhin empört und gemeint, das sei ein antisemitischer Begriff. Stimmt das?“

Was meinen Sie, liebe Lesierende? Darf noch gemauschelt werden?

Zugegeben: Kein freundliches Wort. Laut Kiki (oder wie auch immer Google seinen neuen KI-Bot nennt) bedeutet „mauscheln“: „unter der Hand in undurchsichtiger Weise Vorteile aushandeln, begünstigende Vereinbarungen treffen, Geschäfte machen“.

Brrrr. Eiseskälte spürt man, wird einem das Mauscheln vorgeworfen.
Umso schlimmer ist die Sache, wenn man, wie genannte Künstlerin im Kuratorium, diese Vokabel erkennt als etwas aus der antisemitischen Kiste, was übrigens stimmt.

„Mauscheln“ ist die westjiddische Form von „Mose“. In der besser bekannten ostjiddischen Sprache sagte man „Mojsche“ bzw. „Mäjsche“. Mein seliger Schreibmentor Gerhard Peter Moosleitner wurde von seinen Freunden und Bekannten „Mojsche“ genannt. Kein Mensch hat da allerdings Antisemitisches heraushören können. Zudem war dieser „Mojsche“ bekannterweise sehr sehr katholisch.

Beim „Mauscheln“ ist es vielleicht doch etwas anders. Denn eigentlich will man mit dieser Vokabel „wie Mausche reden“ sagen. Was natürlich verstanden wird als „unter der Hand in undurchsichtiger Weise…“ usw.

Nebenbei: Es gibt noch ein „au“ Wort in der dt. Sprache, das heute sehr bekannt und wie „mauscheln“ noch immer sehr verbreitet ist. Allerdings denkt keiner da an antisemitische Anflüge. D.h.: „Saures“ wie in „gib ihm Saures“. „Saures“ ist nämlich die westjiddische (es handelt sich übrigens um eine ausgestorbene Sprache) Aussprache des ostjiddischen Wortes „zoress“, d.h., „Sorgen“. Das dt. Ohr hörte wohl einst „Saures“ wie in „Sauergurke“. Und so haben wir heute „gib ihm Saures“.

Nicht aber wegen „mauscheln“ bin ich auf den Gedanken gekommen, die heutige Glosse zu schreiben, sondern weil ich neulich in YouTube zufällig eine kurze Skizze mit Dieter Hallervorden und anderen gesehen habe. Dieter H. sitzt in diesem Video im „Sprachgefängnis“, weil er in der Bäckerei ein „Negerküsschen“ und in der Gaststätte einen „Zigeunerschnitzel“ bestellt habe.

Dann Schnitt im Video! Nun sieht man den alten Roberto Blanco, der erzählt – wohl in einem Interview –, dass er in seiner Jugend vom Begriff „Negerküsschen“ nur profitiert habe. Er habe stets mit großem Gewinn jungen Frauen ein „Negerküsschen“ angeboten!

Ja, ein schwieriges Thema. Wann ist eine Redewendung rassistisch und wann einfach ein ziemlich harmloser Teil der Sprache?

Heute findet man in den dt. Medien beinahe ausschließlich „N-Wort“ für „Neger“ und „Z-Wort“ für „Zigeuner“ (und „Studierende“ für „Studenten“). Das mit dem dt. „N-Wort“ ahmt aber lediglich das englische „N-Word“ nach. Mit einem wichtigen Unterschied. Mit „N-Word“ wird auf Englisch „nigger“ gemeint – ein wahrhaftig unfreundliches Wort. Mit „N-Wort“ wird „Neger“ gemeint. Als ich nach Deutschland kam, galt diese Vokabel noch als untadelig, wollte man einen schwarzen Menschen als solchen bezeichnen.

Darf man „Negerküsschen“ und „Zigeunerschnitzel“ noch sagen? Wahrscheinlich nicht – zumindest nicht nach Meinung der Sprachpolizei. Auf der Straße hingegen werden „N“- und „Z“-Wörter so beliebt wie „Studenten“, „Leser“ und „Flüchtlinge“.

Auch „mauscheln“ wird weiterhin gemauschelt.

Kleine Fibel der Schweinereien

Letztes Jahr, nachdem in meinem Arbeitszimmer vier wuchtige und in Doppelreihen beladene Bücherregale innerhalb von zehn Sekunden einstürzten, habe ich mich gleich versprochen, und zwar Rilke zitierend: „Du musst dein Leben ändern“, was ich auch getan habe. Dennoch ein Schock.

Innerhalb vier Wochen entsorgte ich ca. 1200 Bücher auf Nimmerwiedersehen. Bis jetzt trauere ich so gut wie keinem nach – auch wenn viele sehr gute Bücher waren.

Ich erzähle dies, weil ich neulich an eins dieser Bücher gedacht habe, ein Wörterbuch der dt. Schweinereien, das ich seinerzeit im Nachlass meines Schwiegervaters mitgenommen habe. Es war ein dickes Werk, und wie ein wahrhaftiges Wörterbuch organisiert – zumindest so habe ich es in Erinnerung – voll mit ganzen Listen Synonymen für Geschlechtsverkehr, Genitalien und dergleichen.

Eigentlich habe ich in dieses Nachschlagwerk nur selten geschmökert. Vielleicht hätte ich es heute für diese Glosse konsultiert. Oder vielleicht eben nicht.
Aber egal. Anlass für diese Glosse ist eine Beobachtung, die ich seit einiger Zeit mache: Mir fällt nämlich auf, dass diverse Schimpfwörter und sonstige Schweinereien immer häufiger in der Tagespresse, der Wochenpresse und selbstverständlich in den social Medien zu lesen sind. Oft werden sie allerdings mit Sternchen versehen. Ja, mit dem gleichen Sternchen, das man verwendet, um Wörter gendergerecht zu gestalten.

Beispiel „F*ck“ oder „sh*t“, „Sch*ße“ u.v.a.m.

Als ich vor vielen Jahren nach Deutschland gekommen bin, stellte ich fest, dass die meisten Deutsche viel entspannter mit derben Vokabeln umgingen als damals die Mensch*innen in der angelsächsischen Welt. Auch im Fernsehen war das der Fall. „Scheiße“ hat man nicht selten gehört. Klar, nicht in der Tagesschau oder bei Dalli Dalli oder Aktenzeichen XY aber sonst ja doch.

Heute ist alles anders – vor allem in den prüden USA. Zum Beispiel folgende Aussage des US-Vizepräsidenten Vance, als er neulich in Grönland ankam. Er stieg aus dem Flugzeug aus und sagte vor laufender Kamera: „It’s p*ss cold here.“ „P*ss“ bedeutet natürlich „piss“.

Hmm. Eine komische Redewendung. Warum sollte Urin kalt sein? Eher warm bis heiß würde ich denken. In meiner Jugend sagte man in den USA übrigens „colder than a witch’s tit“.

Der Gebrauch des Anstandssternchens ist dennoch – zumindest in den Medien de rigueur. Das gilt sowohl für die anglosächsische Presse wie auch die deutsche. Eigentlich komisch. Früher waren, wie oben gesagt, die Deutschen weniger prüde. Vielleicht liegt es an den social Medien. YouTube (amer. Firma) ist voller Sternchen…und „Sternchen“. Dieses Zeichen ist gewissermaßen eine Erinnerung, dass die Sittenwächter stets wachsam bleiben.

Kleine Abwandlung: Sprachgeschichtlich sind „fuck“ und „fick“ nicht im geringsten miteinander verwandt. „Ficken“ ist ein altes germanisches Wort für „reiben“. „Fuck“ ist mit dem lateinischen „futuere“ („Geschlechtsverkehr haben“) verwandt. Und: „Fuck“ und „futuere“ sind letztendlich mit dem „fu“ in „future“ verwandt! Die ursprüngliche Bedeutung lautet „entstehen“.

Ach ja, und noch etwas: In der dt. Sprache hat man ein „Du“ und ein „Sie“ um zwischen intim und höfflich zu unterscheiden; auf Englisch macht man das gleiche mit derben Wörtern. Will heißen: Man verwendet Schweinereien nur dann, wenn man den anderen so zu sagen „duzt“. In allen anderen Situationen gelten diese Wörter als Ausdruck einer Aggression.

Aber egal. Nun werde ich plötzlich neugierig zu wissen, wie viele Synonyme für Geschlechtsverkehr es gab im entsorgten Wörterbuch meines Schwiegervaters. Sch*ße nachzuschlagen wäre noch interessant gewesen, oder vielleicht doch nicht. Um mit Rilke zu reden: Ich habe mein Leben schon geändert.

Welche Sprache sprechen die Toten?

Komische Frage. Und gleich denkt man an reißerische YouTube-Video-Titel, die einem ein großes „Geheimnis“, verraten wollen.

Ich meine es aber mit dieser Frage ernst. Hier kein Leserköder, und gleichwohl keine Propaganda, keine Ideologie und ebenso wenig irgendwelche seichte „social media“ Unterhaltung.

Ich bleibe also bei der Frage: Welche Sprache sprechen die Toten?

Klar, so eine Frage setzt voraus, dass die Toten überhaupt über eine Sprache, bzw., über so etwas wie ein eigenes Bewusstsein verfügen könnten.

Keine Sorge. Ich werde Sie aber mit solchen Spekulationen nicht bemüßigen, außer zu sagen, dass die Toten sehr wohl ein Bewusstsein haben. Aus äpfi amen.
Zugegeben: Viele Menschen erhoffen sich so ein „Leben nach dem Tod“. Doch meistens, weil sie Angst vor dem Tod haben, was auch den Eifer vieler erklärt, die sich für religiös im konventionellen Sinn halten.

Manche sagen aber: Es gäbe kein Leben nach dem Tod, wenn es kein Leben vor der Geburt gibt. Alles sonst wäre ohnehin nicht logisch. Ich stelle es mir folgendermaßen vor: Es ist als hätte man in einer anderen Wirklichkeit eine Fahrkarte gekauft – aus Gründen, die ich leider nicht erklären kann – und zack! Auf einmal flutscht man mit einem blinden, empörten Geschrei in diese lichte Welt. Es dauert zwar eine Weile, bis man in der Lage ist, all dies rational zu verarbeiten. Dazu braucht man aber erst eine Sprache.

Ja, ich weiß. All dies klingt meinerseits sehr spekulativ, wenn nicht rundum doof oder anmaßend. Oder Sie denken: Heute will uns der Sprachbloggeur nur verarschen.

Schon gut. Um die Sache ein wenig einfacher zu machen, kehre ich wieder in die uns bekannte Welt zurück. Außerdem werde ich meine Eingangsfrage ein wenig verändert stellen.

Nun lautet sie: In welcher Sprache denken Sie?

Wenn Sie deutschsprachig sind, sagen Sie: Klar! Auf Deutsch! Und Sie denken: Hmm, dieser Sprachbloggeur tickt heute nicht so ganz richtig.

Aber halt! Denken Sie wirklich deutsch, wenn Sie denken? Vielleicht manchmal, aber…immer? Oder vielleicht denken Sie manchmal…ohne Worte?

Verstehen Sie, wie ich das meine? Fakt ist: Manchmal verzichten wir auf Worte, wenn wir Denken. Wir sehen etwas, oder wir haben eine Idee, aber der Kopf drückt diese Vorstellung nicht in Worten aus, sondern in etwas anderes, was wir trotzdem verstehen.

Oder bedenken Sie die Gedankenübertragung.

Das kennt jeder…oder? Man sitzt mit einem anderen homo sapiens zusammen. Auf einmal sagt man: „Mensch, ich würde so gern jetzt eine Pizza essen.“ Wobei der andre darauf antwortet: „He! Gerade hab ich dasselbe gedacht!“ Oder vielleicht denken Sie an eine Pizza, und der andre spricht plötzlich davon.

Manchmal kann man kaum feststellen, wer der Urheber des Gedankens war.
Es gibt viele Beispiele von der Gedankenübertragung, manche komplexer als andere. Ich gehe aber davon aus, dass jeder gelegentlich so eine Erfahrung macht.

Aber Achtung: Hört man den übertragenen Gedanken in Worten? Oder auf eine andere Weise? Das ist die Frage.

Wenn auf eine andere Weise, kann man davon ausgehen, dass man bereits jetzt die Sprache der Toten beherrscht hat.

Alles, wirklich alles, übers Wort „hack“

Englisch Unterricht schon wieder beim Sprachbloggeur! Schließlich bin ich auf diesem Gebiet Experte.

Es geht um „hack“, und zwar in allen dessen Abwandlungen.

Sie kennen das Wort – längst in Deutschland eingebürgert – hauptsächlich im Sinne dessen, was jene Untoten treiben, um sich Ihrer kostbaren Rechner zu bemächtigen oder ihn (aus Gründen, die ich nicht verstehe) wenigstens außer Gefecht zu setzen.

Früher (und wahrscheinlich noch heute) sagte man „Hack“ auf Englisch, um einen mittmäßigen Schriftsteller, Schauspieler usw. zu bezeichnen. Dict.cc bietet hier als Übersetzung „Schmierfink“ an. Da bin ich aber nicht ganz überzeugt. Ein journalistischer „hack“ kann auch Harmloses schreiben. „Schmierfink“ mutet negativ an.

Übrigens: Dieser Gebrauch der Vokabel „hack“ wird vom Eigenschaftswort „hackneyed“ abgeleitet, das „abgedroschen“ bedeutet.

Und nun wird die Sache mysteriös. „Hackney“ ist eine alte Bezeichnung für das, was auf Deutsch „Droschke“ heißt. Hmm. „Hackney“, „hackneyed“, „Droschke“, „abgedroschen“. Ahne ich hier eine merkwürdige Verbindung?

Sorry. Nur der Zufall spielt hier verrückt. „Hackney“ wird nach einem Pferd genannt, das …tja…„Hackney“ heißt. Genannte Transportkutsche wurde ursprünglich von so einem „Hackney“ gezerrt. „Droschke“ hingegen ist ein russisches Wort für „Kutsche“. „Abgedroschen“ hingegen stammt von „dreschen“. Jetzt wissen wir’s.

Aber zurück zum „Hack“. Als Verb sagt man „Hack“, um das, was man tut, wenn man Dauerhusten hat, zu beschreiben.

„Hack“ als Verb wird aber auch anders verwendet. Man sagt: „I can hack that“, also: „Das schaffe ich.“

Wahrscheinlich hat all dies mit dem ursprünglichen Sinn von „hack“ zu tun. Wie auf Deutsch bedeutet auch „hack“ ursprünglich das, was man mit Holz tut, um ihn zu entzweien. Nur: Im Englischen kann man sich im übertragenen Sinn mittels einer gewissen Hartnäckigkeit durch etwas durchhacken: „to hack away at something.“ D.h.: durch harte Arbeit erreichen.

Was uns zur Informatik zurückführt. So weit ich informiert bin, hat man in der Computer-Wissenschaft schon immer nach Kniffen gesucht, um Programme zum Laufen zu bringen. Diese Tricks bzw. „Kniffe“ nennt man „hacks“.

Die „hacks“ der „Hacker“, also der Untoten, beziehen sich lediglich auf üble Abwandlungen solcher Kniffe. Der „Hacker“ im heutigen Sinn ist also zum Gegenbild des Informatikers geworden.

Aber in letzter Zeit bin ich auf einen nagelneuen Gebrauch dieses Wortes gestoßen, und er scheint in der angelsächsischen Welt ziemlich verbreitet zu sein. Ich sage „neu“, aber irgendwie ist er alt:

Immer wieder lese ich über Menschen, die sich einen „hack“ ausgedacht haben, um etwas zu schaffen, das früher nicht möglich war.

Will heißen: Der „hack“ hat sich schon wieder noch weiter und weiter vom Pferd, von der Axt, vom Husten und jetzt von der Informatik entfernt. Ein „hack“ ist heute schlichtweg eine „Weise“, besser gesagt, ein „schlauer Kniff“ geworden.

Nun habe ich meines Erachtens alles ziemlich ausgehackt, was es über diesen Begriff auszuhecken gibt. Und somit wissen Sie und ich beinahe alles zum Thema.

Was ein Algorithmus ist…? SIE sind ein Algorithmus!

Nicht das erste Mal, das ich über Algorithmen schreibe. Allerdings habe ich den damaligen Inhalt längst vergessen. So ist das Schicksal des Vielschreibers. Mit Sicherheit habe ich aber etwas über die Herkunft besagter Vokabel erzählt.

Hmm. Beinahe reimt sich „Algorithmus“ mit „Logarithmus“, obwohl die Kombination etwas hoppelig wirkt.

„Logarithmus“ ist jedenfalls ein griechisches Wort. Da schmeißt die Laus keine Maden ab. Griechisch vielleicht, aber erst 1614 von einem schottischen Mathematiker namens John Napier erfunden. Da wurden schlicht und einfach „logos“ (Wort) und „arithmos“ (Zahl) zusammengefügt. Wieso? Weiß ich leider nicht. Das wüsste aber bestimmt jeder Mathematiker.

Auch „Algorithmus“ scheint – zumindest auf erstem Blick – irgendwie Griechisch zu sein. Hat etwas mit „arithmos“ zu tun. So jedenfalls haben es die europäischen Mathematiker im Mittelalter verstanden, obwohl das „al-“ eindeutig arabisch anmutet, was auch stimmt. Der „Algorithmus“ wurde nämlich nach einem gewissen persischen Mathematiker Al-Chwarismi genannt. Er lebte ca. 780-850 und hat auf Arabisch geschrieben. Damals hatten die Araber Persien erobert und islamisiert.

Der Algorithmus hatte – soweit ich es verstanden habe – etwas mit einer Dezimalrechenart zu tun. Herr Google weiß vielmehr als ich darüber.

Wictionary zufolge bedeutet Algorithmus: „Vorgehensweise zum Lösen eines Problems in endlich vielen und eindeutig beschriebenen Schritten.“

Alles klar?

Mir nicht. Denn heute scheint „Algorithmus“ eine ganz andere – und vielleicht ominösere – Bedeutung zu haben.

Es scheint, dass sich Webseiten gewisser „Algorithmen“ bedienen, um etwas über SIE zu erfahren. Um dies zu bewerkstelligen, verwenden sie, soweit ich das als völliger Laie erklären kann, tatsächlich eine Vorgehensweise, um ein Problem in endlosen Schritten zu lösen.

Was für Problem(e)? Zum Beispiel, um SIE (als Problem quasi) dazu zu bringen, Ihre kostbare Zeit auf einer beliebigen Webseite zu vertrödeln, wo SIE mit seichten bzw. blöden Inhalten berieselt werden.

Ich bin aber mit meinem Latein lange nicht zu Ende. Nihil nisi. Bei weitem nicht. Fakt ist: Ich möchte nun noch eine Definition für diesen hehren Begriff Algorithmus geben, der, wie gesagt, nach einem persischen Gelehrten aus dem 9. Jh. genannt wird, der auch auf Arabisch geschrieben hat.

Diese Definition haben SIE ja bereits oben gelesen. Sie steht im Titel: „Was ein Algorithmus ist…? SIE sind ein Algorithmus!“. So steht es, und ich bin fest überzeugt, dass ich recht habe.

Ist IHNEN dies noch nie aufgefallen?

Beispiel: Ich stöbere ein wenig auf YouTube herum und siehe da: Ich schaue mir ein Video an, das zeigt, wie ein großer Schäferhund mit einem kleinen harmlosen Kätzchen kuschelt. Süüüüßß. Doch dann geschieht es: Beim nächsten Besuch auf YouTube werden mir mehrere solche Videos angeboten, die diverse süße Kleintiere zeigen, die sich in innerer Harmonie mit großen Tieren zusammentun.
Mit Sicherheit läuft die Chose es genauso bei TikTok (oder noch schlimmer)…und wie sie sonst alle heißen.

Oder: Kaum habe ich etwas über Handys gegoogelt, finde ich, wenn ich Amazon besuche, Angebote für neue Handys!

Das sind nur kleine, harmlose Beispiele. Fakt ist aber: Für die digitale Welt sind SIE ein gefundenes Fressen. IHRE Fußstapfen werden genau beobachtet. Man will SIE einordnen, damit SIE weiterhin irgendwo lange weilen…Langeweile…

Vielleicht habe ich nun freundlich geschrieben, aber das Problem, liebe Algorithmen, ist ernster als SIE denken…

In eigener Sache: Nächste Glosse Mitte März. Bin auf Geheimexpedition…

FCK SB und andere Schweinereien

Wahrscheinlich haben Sie sie gesehen: diese Texte, manchmal als Kleber, manchmal auch als Wandschmierereien: FCK NZS“ oder „FCK MSK“ bzw. „FCK TRP“ etc. Man erblickt sie überall – außer vielleicht in den entlegensten Dörfern.

Nein, das „FCK“ steht in diesem Fall nicht für FC Kaiserslautern, falls Sie daran denken.

Und ja, mit „NZS“ meint man „Nazis“. Mit „MSK“ meint man „Musk“; mit „TRP“ natürlich „Trump“.

Klar, es gibt auch andere. Vielleicht bin ich neulich auf einen „FCK MRZ“- Kleber gestoßen.

„FCK“ steht selbstverständlich fürs englische Wort „fuck“. „Fick“ wohl weniger.
Und letztendlich geht es hier um derbe politische Meinungsäußerungen. Der Punkt ist aber: Das angelsächsische „fuck“ scheint momentan Wahlschweinerei in der dt. Sprache geworden zu sein.

Das war aber nicht immer so. Vielleicht erinnern Sie sich (falls Sie alt genug sind).

Als ich, vor sehr langer Zeit frisch aus den USA nach Deutschland – damals BRD genannt – kam, waren Scheiße und Co. die bevorzugten Vulgaritäten in der dt. Sprache. Wer diese Vokabeln umschiffen wollte, bediente sich des vornehmeren „Scheibenkleister“ oder Ähnliches. Auch „Arsch“ und sein anatomisches Epizentrum „Arschloch“ waren sehr beliebt.

„Scheiße“, „Arschloch“ wiesen – so die Experten – auf eine gewisse anale Fixierung. Keine Ahnung, und ich schreibe hier keine Doktorarbeit.

Auch heute sind die Wörter aus dem Popogebiet beliebt. Mit Konkurrenz allerdings: Denn die neue Generation – heißen sie jetzt Millennials, GenX oder GenAlpha? – bevorzugt nunmehr jene angelsächsische Vokabel, die sich wörtlich mit Geschlechtsverkehr befasst: „fuck“ also.

Und jetzt sind wir wieder bei „FCK“ gelangt. Ich denke, dessen Gebrauch ist erst ein paar Lenze alt – und vor allem als Aussage im politischen Bereich ein Renner. Wieso es so ist, weiß ich nicht.

Während meiner ersten Jahre in der BRD sagte man häufig: „Fick mich ins Knie“. Komisches Bild habe ich damals gedacht, wie sieht das in der Wirklichkeit aus? Manche sagten auch „abgefackt“ bzw. „abgefuckt“. Das war natürlich Jugendsprache und wohl eine Lehnübersetzung des engl. „fucked up“.

Die wahre Krönung des angelsächsischen „four letter word“ fand in Deutschland allerdings erst in den letzten Jahren statt. Oder so kommt es mir jedenfalls vor. Auch in den Zeitungen liest man es manchmal – oder als Buchtiteln usw.

Doch Achtung: Der Gebrauch dieser Vokabel im Deutschen ähnelt mitnichten dem Gebrauch in der angelsächsischen Welt. Bis heute gehen wir Muttersprachler viel vorsichtiger mit „fuck“ und Co. um als ist der Fall in Deutschland. Wie soll ich’s sagen? Der Gebrauch des „four letter word“ verrät etwas Intimes. Wenn Menschen (vor allem Männer) unter sich dieses Wort verwenden, ist das ein klares Zeichen, dass sie per Du sind.

Mein Latein Professor auf der Uni in den USA sagte mir einmal: „Die four letter words stellen die einzige Magie dar, die wir in unserer Sprache noch besitzen. Deshalb muss man sie behutsam verwenden.“ Das hat mich beeindruckt…bis heute.

Neulich sah ich einen Werbespruch auf einem Wagen: Es hieß: „Just A Fucking Good Magician“. Offensichtlich war der Besitzer des Wagens ein Zauberer.

Ich habe ein Foto des Wagens gemacht und an einen Freund in den USA mit der Bemerkung geschickt: „Stell dir vor, man bringt so einen Spruch an einem Wagen in deiner Gegend an.“ Unmöglich natürlich.

Mir war das nur eine Bestätigung, dass die meisten Deutschen immer noch nicht verstehen, dass dieses Wort – und andere – auf Englisch in der Tat noch immer voller Zauberkraft sind.

Ja ja, denken Sie: FCK SB…

„Hybridenkriege“? (Und nebenbei Putin…)

Ich fürchte, ich muss es als Erster sagen. Ich wollte nicht. Wenn ich aber muss, dann mache ich es…

Eigentlich wollte ich heute über den „Hybridenkrieg“ schreiben. Kennen Sie den Begriff? Dumme Frage. Natürlich kennen Sie ihn! Er zählt momentan zu den Lieblingswörtern der Medien und ist Goldwert.

Aber zum „Hybridenkrieg“: zum Beispiel in der Ostsee, wo die sog. „Schattenflotte“, mit russischem Öl beladen, dahintuckert, wo man das Öl – trotz Embargo – verkaufen kann.

Derweil schleifen die Anker dieser Schattenflotteschiffe am Meeresboden entlang und trennen die Unterwassserkommunikationskabel diverser Länder.

Schlaue Idee.

Oder die Spionagedrohnen. Sie fliegen überall herum und machen Bilder.
All dies heißt jetzt „Hybridenkrieg“. Eigentlich ein hübsches Wort.

Vor sehr langer Zeit habe ich eine Firma in Kalifornien besucht, der ein Hybridenwagen entworfen hatte. Damit meine ich einen Wagen, der sowohl mit Strom wie auch mit Benzin betrieben werden kann. Diese Art gibt es auch heute. Der Vorteil: Er ist – spritweise – viel leistungsfähiger als ein normaler Benziner – und – strommäßig – weniger kompliziert und anfällig wie ein Elektrovehikel.

Der Motor, von dem ich hier erzähle, war aber anders als die heutigen Hybriden. Denn er wurde nicht mit einem traditionellen Kolbenbetrieb ausgerüstet, sondern mit einer einzigen Turbine – wie ein Düsenflugzeug.

Man konnte damit sehr weite Strecken fahren – ohne dass man viel Sprit verbrauchte. Und: In Benzinermodus, wurde der Elektromotor wiederaufgeladen. Andersseits: Während er auf der Schnellstraße sauste, war er 100%ig elektrisch.
Wie genau das funktioniert hat, weiß ich leider nicht. Oder ich hab’s vergessen.

Tolle Idee? Ja. Aber der „Start-up“, der dieses Auto entworfen hatte, konnte aber damals die Autoindustrie dafür nicht begeistern. Ich weiß nicht, warum nicht. Der Wagen ist also nie in Serie gegangen. Ein Fehler? Vielleicht doch. Denn – wie man weiß – die Autoindustrie ächzt und krächzt momentan.

Aber genug der Vergangenheit. Nun zurück zur Vokabel „Hybride“. Wissen Sie, woher dieses Wort kommt?

Es ist ein lateinischer Begriff für die Mischung zweier Dinge – vielleicht waren es damals Hunde. Erst im 16. Jh. hat man das Wort wiederentdeckt und zwar als Bezeichnung für eine Mischung zwischen einer Sau und einem Wildschwein.

Doch nun was Seltsames: Dieses Wort „hibrida“ oder „hybrida“ ist eigentlich mit dem griechischen Begriff…„Hybris“ sehr eng verwandt!

„Hybris“ kennt jeder. Es bedeutet „Hochmut“ oder „Überheblichkeit“. Für die alten Griechen galt sie als eine sehr wichtige moralische Fehlleistung.

Wie aus „Hybris“ „Hybride“ wurde, weiß leider keiner.

Doch nun kehre ich zum Anfang dieses Textes zurück. Da ging es um etwas, was ich leider sagen muss: Mir ist nämlich neulich jemanden eingefallen, der besonders voller Hybris ist: den Präsidenten von Russland. Er ist clever, wie jeder weiß, und er versteht es gut, „Hybridenkriege“ zu führen.

Seine Hybris besteht vielleicht darin, dass er siegen will, koste, was es wolle. Er hat allerdings eine Schwäche, eine sehr große Schwäche: Er nimmt zwar den Tod anderer in Kauf, hat aber selbst schreckliche Angst vor dem Tod, dem eigenen Tod. Komisch.

Was würde geschehen, ist mir eingefallen, wenn er plötzlich einen Schlaganfall bekäme? Er würde leben und doch außer Gefecht gesetzt werden. Ich denke, das wäre ein Ereignis mit großen Folgen. Mehr weiß ich nicht darüber zu berichten. Oder vielleicht weiß ich gar nichts, fantasiere nur und habe schon zu viel gesagt.

Sexismus aus der deutschen Sprache tilgen! Endgültig!

Hmm. An wen könnte man sich wenden, um auf folgendes Problem aufmerksam zu machen?

Es geht darum, den letzten Rest des sprachlichen Patriarchalismus zu tilgen. Endgültig!

Ich bin nämlich auf einer reichen Quelle des Restpatriarchalismuses gestoßen. So unsichtbar wie die eigene Nase!

Irgendwie verstehe ich nicht, wie man ihn so lange hätte unentdeckt währen lassen.

„Letzter Rest“ habe ich gesagt? Nein, es ist viel mehr. Es wird ein ganzes Leben dauern, um ihn restlos zu tilgen. Vielleicht genügt nicht einmal eine Lebenszeit.

Zur Sache:

Es ist wohl den Genderist*Innen nie aufgefallen, dass man das dt. Wörterbuch – und jetzt meine ich etwas wie den Großen Duden – von A bis Z durchkämmen müsste, um den geschlechtlichen Egalitarismus endlich vollständig durchzusetzen.

Genauer gesagt: Es geht um Adjektive. Zum Beispiel „groß“. „dünn“, „fein“, „schön“ etc. etc. etc.

Adjektive werden entweder als Attribute oder als Prädikate verwendet. Beispiele der Attribute: „schöne“ Frau, „großer“ Mann usw. Mit Prädikat meint man, dass das Adjektiv hinter dem Verb (meistens ist das Verb „sein“ gemeint) steht, z.B., „Die Frau ist schön“, „der Mann ist groß“ usw.

Nur: Wenn man nach einem Adjektiv im Wörterbuch sucht, findet man stets die Prädikatform. Meine Frage: Ist das fair?

Denn die Prädikatform – so kommt es mir jedenfalls vor – erinnert eher ans Maskulinum als ans Femininum. Das behaupte ich, weil beim Prädikatadjektiv die weibliche Endung fehlt.

Wäre es, so frage ich, nicht gerechter im Wörterbuch, Adjektive so einzutragen, dass man die Gendergleichheit hervorhebt? Zum Beispiel „große*r“, „schöne*r“ usw.? Ich sage, ja.

Vielleicht könnte die KI diesen Sexismus beseitigen. Ich weiß aber leider nicht, ob die KI auf Anhieb hundertprozentig zu erkennen vermag, welche Vokabeln in der dt. Sprache Adjektive sind.

Ja, ich weiß, was Sie denken: Herr Sprachbloggeur, heute haben Sie sich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Sie scheinen vergessen zu haben, dass die dt. Sprache über drei „Geschlechter“ verfügt: männlich, weiblich und sachlich. Im Wörterbuch steht wohl etwas wie die sachliche Form.

Wirklich, liebe*r Herr/Frau Kriktiker*in? In der dt. Sprache endet das dt. Neutrum mit „es“. „großes Haus“, „schönes Mädchen“ usw. Oder stimmt das nicht?

Ich bleibe dabei: Etwas verfault im Wörterbuch. Von daher fordere ich Duden usw. auf, diese Ungerechtigkeit zu korrigieren.

Nebenbei: Die Sache ist wohl in anderen Sprachen noch ärger. Bedenken Sie: Warum steht in einem spanischen (oder auch italienischen) Wörterbuch „caro“, also „teuer“, „lieb“ und nicht „cara“. „Caro“ ist die männliche Form, „cara“ weiblich. Ist das gerecht? Vielleicht schreibt man lieber „carx“.

Das mit den Adjektiven ist nicht das einzige Problemgebiet der sprachlichen Gleichheit.

Bedenken Sie folgenden Satz: „Ein fleißiger Lehrer steht auf verlorenen Posten, wenn er versucht, den Schülern Disziplin beizubringen.“

Der Satz ist als Verallgemeinerung formuliert – also quasi geschlechtsneutral – zu verstehen. Ist er aber? Natürlich nicht! Man sollte lieber: „Eine/r fleißige/r Lehrer*In steht auf verlorenen Posten, wenn er/sie versucht den Schüler/Innen Disziplin beizubringen“. Oder nicht?

Nebenbei: Warum gibt es noch immer kein passendes, gleichstellendes Wort für „Schüler“ wie es eins für „Studenten“ gibt? Ist es nicht höchste Zeit, dass die dt. Sprache auf Vorderfraumann gebracht wird?

Ich hätte über diese Sachen noch viel mehr zu berichten. Ein anderes Mal…

Pages

Subscribe to Front page feed