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Nun auch noch das „D“-Wort!!

Haben Sie schon vom „D“-Wort gehört? Ich gehe nicht davon aus. Denn es steht, soweit ich weiß, noch nicht auf der Liste der mit einem Buchstaben wiedergegebenen verbotenen Wörter. Das vermute ich jedenfalls.

Diese Fixierung mit Buchstabenkürzeln, um „gecancellte“ Begriffe zu tilgen, ist, wie jeder weiß, ein Import aus den Vereinigten Staaten (und wohl sekundär aus dem Vereinigten Königreich). Nun schlägt sie auch in Deutschland Wurzeln.

Es handelt sich stets um Begriffe, die man nicht mehr sagen oder gar ausschreiben darf, weil sie als verletzend erachtet werden.

So die Theorie.

In den USA kennt man bereits den Beruf des „sensitivity reader“. Das ist eine Person, die uns vor solchen Begriffen zu schützen hat. Leider habe ich vergessen, wie man „sensitivity reader“ auf Deutsch sagt. Vielleicht „Sensitivity-Reader*in“.
Ich erzähle Ihnen gewiss nichts Neues. Wörter wie „dick“, „kleinwuchsig“,
„zurückgeblieben“, „häßlich“ usw. werden entweder durch akzeptable Synonyme ausgetauscht, oder ein Text wird wohl abgelehnt bzw. entsprechend geändert.

Es gibt genügend Beispiele dieses Phänomens. Und Sie kennen sie ohnehin längst selbst. Am bekanntesten ist bestimmt das Hickhack um Mark Twains Figur „Nigger Jim“ in „Huckleberry Finn“. Leider habe ich vergessen, was man für eine Lösung gefunden hat. Auch Kinderbuchautor Roald Dahl wurde wegen seiner Dicken und Hässlichen u.v.a.m. als politisch äußerst unkorrekt eingestuft. Beispiele finden Sie im WehWehWeh zur Genüge.

Ich komme nun auf dieses Thema nur deshalb, weil sich in NRW, so erfahre ich, 12.000 sehr empfindliche Menschen, wahrscheinlich Abiturienten, wegen einer Abi-Prüfung-Frage beschwert haben. Der Grund: Sie sind auf das „N“-Wort in einem zu prüfenden Text von der amer. Schriftstellerin Mary-Alice Daniel gestoßen.

Folgendes aus dem „Spiegel-Online“:

„Die Verwendung des N-Worts rechtfertigte das Schulministerium damit, »dass dieser von der – selbst schwarzen – Autorin im Rahmen der Schilderung ihrer Erlebnisse bewusst selbst verwendet wird«, zudem sei er in Anführungszeichen gesetzt. »Den Begriff wegzulassen hätte die Intention der Autorin unangemessen verfälscht«, ist das Schulministerium überzeugt.“

Dennoch wurden innerhalb einer Woche 12.000 Unterschriften gesammelt und abgegeben.

By the way: In der amer. Zeitschrift “New Yorker” – sie gilt als prima-Adresse für Zeitgeist und neue Literatur – habe ich vor ein paar Jahren eine Kurzgeschichte von einem schwarzen – oder wie man heute sagt: „afro-amerikanischen“ Autor – gelesen, dessen Text mit dem Wort „nigger“ bzw. „niggah“ nur wimmelte. Das „New Yorker“-Magazin wird allerdings nicht von empfindlichen Abiturienten aus NRW gelesen, sondern von „hippen“ Literaturmenschen. Da der Autor selbst schwarz war (wie auch Mary-Alice Daniel) und die Sprache die einer schwarzen Umwelt wiedergibt, gab es auch hier keinen richtigen Bedarf, dass der Sensitivity Reader Alarm schlagen sollte.

Nebenbei: Im selben Text stößt man immer wieder auf das Schimpfwort „Whitey“, also „weißer Mensch“. Dies würde wohl in NRW nicht auffallen.

Naja. So eng sehe ich die Sache nicht. Meiner Meinung nach: Wenn eine Vokabel sinnvoll ist – und nicht die Absicht hat – andere zu verletzen, dann warum sollte man sie nicht verwenden?

Aber nun zurück zu dem oben versprochenen „D“-Wort. Wird auch er bald auf der schwarzen Liste landen? Upps! Ist es noch erlaubt, „schwarze Liste“ zu sagen? Werden wir bestimmt bald sehen.

Das „D“-Wort, falls Sie es selbst noch nicht erraten haben, steht für „dumm“.

Die Kunst der Übersetzung...

Übersetzen. Komisches Wort, mal trennbar: man setzt über – so wie bei den alten Griechen der Bootsmann Charon, der die Seelen der Toten über den Fluss des Vergessens, Lethe, übergesetzt hat; mal untrennbar – und darum geht es in dieser Glosse. Man übersetzt einen Text oder einen Satz aus einer Sprache in eine andere.

Im zweiten Sinn ist „übersetzen“ keine Vokabel der alten Germanen. Erst im 15. Jh. wurde sie in die dt. Sprache übergesetzt. Es war eine Zeit, als die Gelehrten die dt. Sprache eifrig mit vielen verdeutschten lateinischen Vokabeln aufhübschten. „Übersetzen“ ist letztendlich die dt. Version des lateinischen „traducere“, „überführen“.

Was hat man früher gesagt, wenn man etwas aus einer Fremdsprache in dt. Sprache wiedergeben wollte? Wahrscheinlich „verdeutschen“. Auch heute verdeutscht man. Oder man konnte – ab dem 13. Jh. „dolmetschen“. Notabene: Dieses Wort haben Deutsche von den slawischen Sprachen abgeguckt. Eigentlich ein türkischer Begriff für „Vermittler: „dilmaç“. Auch Luther benutzte ihn.
Doch warum berichte ich jetzt übers „Übersetzen“?

Fakt ist: Ich bin momentan dabei, einen Text aus dem Deutschen ins Englische zu „übertragen“, zu „übersetzen“… zu „verenglischen“ aber nicht zu „dolmetschen“. Denn heute sagt man „dolmetschen“ nur, wenn „live“ (sprich „leiw“) übertragen wird. Es geht hier nicht um irgendeinen Text, sondern einen eigenen…was selten vorkommt.

Und zwar um eine Novella, „Hierons Gastmahl – oder das Wort als Ware“. Den Prolog dazu findet man übrigens auf der Sprachbloggeur-Seite unter der Rubrik „Wer bin ich?“. Sie wird jetzt verenglischt, weil mein amer. Verleger sie sehen möchte.

Es geht also um ein Kunstwerk. So was zu übersetzen, erfordert eine besondere Aufmerksamkeit, bzw., Sprachgefühl: Man will nämlich, dass die Übersetzung eine ähnliche Wirkung in der Fremdsprache hat wie im Original.

Klar: Man kann Texte nie ganz eins zu eins übertragen. Das ist eine Eigenart von Sprachen. Sie drücken das gleiche oft sehr unterschiedlich aus. Die dt. Sprache, z.B., liebt Wörter wie „doch“, „noch“, „schon“, „zwar“, „mithin“ usw., wofür man dann englische Lösungen finden muss. Englisch unterscheidet zwischen „I think“ und „I am thinking“, „I was thinking“, „I thought” usw. Oder Idioms. „Er lügt wie gedruckt“, „it’s raining cats and dogs“. Man ist immer auf der Suche nach Lösungen.

Eine harte Arbeit. Ich habe über die Jahre viele Texte – mal literarische mal sachliche – übersetzt. Es waren allerdings immer die Texte anderer. Meine Vorgehensweise war aber stets gleich: erster Schritt – eine wörtliche Übertragung, zweiter Schritt – der Versuch Fehler auszuräumen. Erst dann habe ich das Original beiseitegelegt und in einem dritten Schritt, ohne das Original anzusehen, habe ich alles gnadenlos ins idiomatische Englisch verfeinert.

Komischerweise finde ich es noch schwieriger, mein eigenes Werk ins Englisch zu übertragen. Zumindest dieses Werk. Vielleicht liegt es daran, dass die Sprache, da das Buch im alten Griechenland spielt, sehr schlicht gehalten wird, d.h. frei von Idioms, die in der Zeit nicht passen. Der Leser ist angehalten, sich vorzustellen, er lese Griechisch und befinde sich in der Antike. Das erfordert die Einhaltung einer heiklen sprachlichen Gratlinie: sowohl im ursprünglichen deutschen Text wie auch im Englischen.

Früher hatte ich als Übersetzungswerkzeuge nur Wörterbücher und Synonymwörterbücher. Heute stehen mir lauter digitale Werkzeuge zur Verfügung. Ich verwende persönlich: dict.cc, Leo, Google Übersetzer, DeepL, Linguee. Bisweilen auch mein altes Synonymwörterbuch und mein altes, dickes engl. Wörterbuch.

Bisher habe ich zweimal den deutschen Text und den englischen Satz für Satz miteinander verglichen. Beim dritten Mal, d.h., im Augenblick, tue ich das weniger. Ich versuche mich vielmehr auf den Ton des Englischen zu konzentrieren und ziehe das Deutsche nur manchmal zum Vergleich.

Wahrscheinlich werde ich in der vierten Fassung ganz auf die dt. Version verzichten und nur noch schleifen. Dann wird es eine fünfte Lesung geben: Mit diesem Schritt lasse ich mir meine Übersetzung von Word vorlesen. Das finde ich immer hilfreich.

Und somit habe ich Ihnen ein wenig über die Kunst der Übersetzung verraten – zumindest wie ich sie verstehe.

Obacht: Ein Sprachkrebs ist am Wuchern…

Wie so oft schreibe ich über etwas, wovon ich keine direkten Kenntnisse habe. In diesem Fall ein Buch, das ich nicht gelesen habe: „Der große Sprachumbau – Eine gesellschaftliche Katastrophe“ von einem gewissen Matthias Heine. Ich glaube nicht, dass er mit Heinrich H. verwandt ist, aber was weiß ich?

Ich habe eine Rezension über dieses Buch in der Schweizer Weltwoche gesehen. Haben Sie gewusst, dass auch ich manchmal für die Weltwoche geschrieben habe? Wahrscheinlich nicht. Ich bin meistens viel zu dumm (oder faul), um Werbung in eigener Sache zu machen. Deshalb wissen Sie wohl auch nichts von meinem englischsprachigen Roman „Winston Hewlett’s Impotence“, der vor beinahe einem Jahr erschienen ist und bisher keine einzige Rezension bekommen hat – obwohl es sich um ein sehr unterhaltsames und auch tiefschlürfendes Buch handelt.

Ich wäre froh gewesen, wenn einer über mein Buch schreiben würde, auch wenn er es nicht gelesen hat, wie ich es hier mit einem Buch mache, das ich nicht gelesen habe. Freilich aber nur wenn er etwas Positives zu berichten hätte.

Im Fall von Matthias Heines neuem Buch, das in der Weltwoche von Wolfgang Koydl besprochen wird, gibt‘s jedenfalls einiges zu sagen.

Der Titel des Heine Buches sagt schon alles. Nämlich: das, was er als „Sprachumbau“ bezeichnet, ende in einer Katastrophe für Sprache und Gesellschaft.

Was meint er mit „Sprachumbau“? Es geht bei ihm um den „Genderismus“, um die sprachliche politische Korrektheit u.v.a.m.

Manchmal fehlt diese Seuche nicht auf, weil sie bereits allgegenwärtig geworden ist. Will heißen: Immer öfters wird streng um eine sprachliche Gerechtigkeit zwischen Männlein und Weibchen bemüht. Sie kennen das schon: „alle Lehrerinnen und Lehrer“ oder „alle Lehrer*innen“ (bzw. „LehrerInnen“). Im Rundfunk, vernimmt man, wenn man genau hinhört, einen „Glottisschlag“. Etwa: Lehrer – hikk! – Innen. Somit weiß man, falls MAN es noch nicht erraten hat, dass ein Begriff allumfassend zu verstehen ist – zumindest gendermäßig.

Soldatinnen und Soldaten eines neuen Sprachkriegs rufen zu den Waffen. Ja ladies first – auch wenn es meistens die Männer sind, die in einem Krieg sterben oder töten. Lediglich werden „Täter“, „Einbrecher“, „Räuber“ und dergleichen nicht vergegendert.

Vergessen Sie auch die „Lesenden“ und die „Radfahrenden“ nicht. Oder die „Studierendenschaft“, das Wort, das ich in der dt. Sprache am meisten hässlich finde!

Doch was tut MAN, wenn man die Bisexualität betonen will, und das zu gendernde Wort in der Einzahl ist? Für diese Frage finde ich bisher keine Antwort. Darf man, wenn man allgemein redet, „der Lesende“ sagen? Etwa: „Der Lesende wird dieses Buch spannend finden.“ Denn möglicherweise ist „der“ Lesende in Wirklichkeit eine Frau (was übrigens, bzgl. Bücher meistens der Fall ist). „Die Lesende“ klingt aber in diesem Zusammenhang nicht ganz richtig.

Vielleicht müsste man „der oder die Lesende wird dieses Buch spannend finden“ sagen. Ja, der Satz ist allemal länger als „der Leser wird dieses Buch spannend finden“, aber so ist es mit der sprachlichen Gerechtigkeit.

Die gute Nachricht: Der neue Genderismus findet man – bisher – fast ausschließlich in der Sprache der Medien. Auf der Straße reden die (meisten) Menschen noch immer recht normal. Doch wie lange noch?!

Naja, es könnte alles viel schlimmer sein. Auf Englisch sagen manche „they“, wenn sich der Subjekt eines Satzes als „binär“ versteht – also keinem Geschlecht zugehörend. Auch die New York Times erlaubt sich diesen Pronomen, um solche Menschen zu kennzeichnen.

Kurze Zwischenfrage: Wie viele binäre Menschen gibt es in der Gesamtbevölkerung? Genug um die Sprache auf den Kopf zu stellen?

Noch eine kleine Verrücktheit im Englischen: Die Vokabeln „actress“ (Schauspielerin) und „poetess“ (Lyrikerin) werden neuerdings in den angelsächsischen Medien nicht mehr verwendet. Es gibt nur mehr „actors“ und „poets“. Aufs Deutsche übertragen würde das ade Gendersternchen bedeuten!

Ja, ein Sprachkrebs ist am Wuchern. Findet FRAU eine Impfung dagegen?

спамеры умирают молодыми (siehe unten…)

Manchmal wird es mir zu viel, und dann kommen die bösen Gedanken.

So ist es in letzter Zeit wegen der Spammer, die sich täglich an der Pforte dieser Glosse, um Eingang bittend, so tun, als wollten sie „Kommentare“ abgeben.

Klar. Ich lese deren Erzeugnisse nie. Im Gegenteil. Ich lösche sie sofort. Zag! Weg! Am nächsten Tag hat sich aber schon wieder einiges um Eingang bittend an der Pforte gesammelt.

Ja, wie jeder Ladenbesitzer, kehre auch ich täglich vor dem Ladeneingang, damit echte Kundschaft den Eindruck bekommt, ich führe einen ordentlichen Laden.

Es sind momentan regelmäßig zwischen drei und zehn „Kommentare“, aller in kyrillischen Buchstaben geschrieben, die ich vorfinde. Sie tun so, als wollten sie diverse Glossen des Autors kommentieren.

Das wollen sie selbstverständlich nicht. Da ich etwas Russisch lesen kann, vermag ich manchmal in der Überschrift den Inhalt zu entziffern. Es geht meistens um Nonsens, Sex oder manchmal um echte Produkte (zumindest das bilde ich mir ein) aus einem wohl falschen Internetladen.

Komisch: Ich schreibe über Sprache; die Spammer bedienen sich eher der Unsprache.

Es könnte allerdings viel schlimmer sein. Früher bekam ich eine Zeitlang täglich mehr als 100 solcher Spams – auch meistens auf Russisch geschrieben. Mein Blogmeister, Herr P., hat dann etwas Technisches gezaubert, und der Dreck war weg. Er meinte damals: „Sie werden schnell aufgeben, weil jede Bitte, einen Kommentar abzugeben, viel Handarbeit erfordert.“

Es hat tatsächlich gut geklappt.

Das war aber damals. Inzwischen haben wir die KiKi, also die k. Intelligenz.

Meinem Sohn zufolge vermögen „Bots“ indes komplizierte Anmeldeverfahren im Handumdrehen zu umgehen. Man habe also keine Chance mehr.

Vielleicht muss ich doch endlich die neue Software, auf die Herr P. schon lange pocht, installieren. Bin aber so faul. Außerdem bekommt der Sprachbloggeur dadurch einen neuen Look. Wie sehr viele Menschen, vertrage auch ich nur sehr begrenzt Veränderungen.

Derart irritiert werde ich aber allmählich vom neuen täglichen Angriff der Spammer, dass ich vorhatte – auf Russisch – als Titel dieses Beitrags etwas wie „Spammer, ihr werdet bald impotent!“ (mit Hilfe von Google Translate) zu schreiben und veröffentlichen.

„Hilft nicht“, meinte mein Sohn. „Den Bots wäre jeglicher beliebige Titel egal. Sie lesen nicht, sie agieren.“

Trotzdem habe ich mit obigem Titel (siehe da) etwas probiert. Er lautet – transkribiert: „Spammeri umirajut molodimi“ und bedeutet „Spammer sterben jung“.

Ob das wirklich stimmt, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls werde ich vielleicht herausfinden, ob der Bot Russisch liest oder nicht.

Mein Sohn meint, nein. Außerdem behauptet er, die Spammer, bzw., die Bots könnten überall ihren Sitz haben. Myammar, z.B. Was weiß ich?

Jedenfalls, heute ein Experiment und bald vielleicht doch ein neuer Look beim Sprachbloggeur.

„Liberal“ oder „liberal“: Das ist die Frage…

Nun ist es geschehen. Lang habe ich gedacht, dass es doch nicht passieren würde: Aber nun beginnt ein klarer Begriff aus der Politik seine Konturen zu verlieren.

Die Rede ist von „liberal“.

Viele meiner Leser wissen, dass Ich Amerikaner bin. Einige ahnen das wohl nicht, womit ich meine neuen Spammer meine, die mir – momentan – täglich in russischer Sprache Schundbotschaften zukommen lassen. Wahrscheinlich halten sie mich für einen Russen, der deren Schund versteht und als „Kommentare“, diese Seite vermüllen lassen würde.

Komische, komische Welt…und es wird zurzeit immer bunter…zumindest eine Weile bleibt es so.

Aber zurück zu den „Liberalen“.

Als frisch zugezogener Amerikaner musste ich einst rasch erfahren, dass „liberal“ nicht gleichbedeutend ist mit „liberal“.

In den USA bedeutet „liberal“ etwas wie „sozialdemokratisch eingestellt“, ein Mensch also, der auf die freie Ausübung seiner…tja…“Liberalität“ steht.

Jeder solle also auf seine Art glücklich sein, solange er die Glückseligkeit des anderen respektiert…usw. usw. Eine freie und offene Gesellschaft ist also gleich einer „liberalen“ Gesellschaft.

Diejenigen in den USA, die der Meinung sind, dass die Freizügigkeit manchmal zu weit geht, nennt man hingegen „konservativ“.

„Liberal“ und „konservativ“. So heißen die Urpolaritäten im amer. polit. System.
Sie können sich bestimmt vorstellen, dass meine ersten Begegnungen mit dem deutschen – bzw. – europäischen Liberalismus rapide zu Missverständnissen geführt haben.

Irgendwie ist der europ. Liberale vielmehr ein Verwandter des amer. Konservativen als des amer. Liberalen.

Wird schnell konfus.

Die dt. bzw. europ. Liberalen entstammen, falls Sie dies vergessen haben – Traditionen aus dem 18. Jh. Stichwort Edmund Burke und Adam Smith u.a. Das waren mehr oder weniger die Ziehväter des heutigen europ. Liberalismus.

Es waren Denker und Ökonomen, die von einem globalen freien Handel träumten, der letztendlich die Länder Europas bereichern würden.

Vielleicht haben Sie mal in der Schule darüber etwas gelernt.

Ja. Freier Handel. Das ist sehr wohl etwas anders als die individuelle Freiheit, die das Hauptthema der amer. Denker war und geblieben ist.

Von daher ist die FDP also eine liberale Partei, weshalb sie in den Nachrichten „die Liberalen“ genannt werden.

Für einen Amerikaner wie mich, der nur so viel von der Politik verstehen will, um nicht ganz als ignorant dastehen zu müssen, war all dies eine große Überraschung.

„Falsche Freunde“ sagen dazu die Sprachennarren. „Liberal“ und „liberal“ sind ebenso falsche Freunde wie das englische „eventually“ und das deutsche „eventuell“ oder „also“ und „also“.

Nebenbei: Im UK hat „liberal“ die gleiche Bedeutung wie in Deutschland. Die britische Partei, die dem amer. Liberalismus entsprechen könnte, nennt man „Labour“. Aber: und nun der Clue – neulich bin ich in der „Guardian“ auf „liberal“ im amer. Sinn gestoßen. Ich bilde mir ein, dass ich diese Verwandelung auch mal im Deutschen gesehen habe…

Nein, heute schreibe ich nicht über die verrückte gegenwärtige Politik.
Das dürfen andere.

Ich möchte nur auf eins hinweisen: dass der amer. „Liberalismus“ peu à peu dem dt. Liberalismus den Sinn auszuhebeln droht.

Bleiben Sie wachsam. Sie werden dies selbst bestätigen können.

Vom „Negerküsschen“, „Zigeunerschnitzel“ usw.

Darf man noch mauscheln?

Diese Frage stellte mir neulich Freund O. Ich zitiere: „Neulich bei der Sitzung vom Kunstfond hat jemand mauscheln gesagt. Eine Künstlerin im Kuratorium hat sich daraufhin empört und gemeint, das sei ein antisemitischer Begriff. Stimmt das?“

Was meinen Sie, liebe Lesierende? Darf noch gemauschelt werden?

Zugegeben: Kein freundliches Wort. Laut Kiki (oder wie auch immer Google seinen neuen KI-Bot nennt) bedeutet „mauscheln“: „unter der Hand in undurchsichtiger Weise Vorteile aushandeln, begünstigende Vereinbarungen treffen, Geschäfte machen“.

Brrrr. Eiseskälte spürt man, wird einem das Mauscheln vorgeworfen.
Umso schlimmer ist die Sache, wenn man, wie genannte Künstlerin im Kuratorium, diese Vokabel erkennt als etwas aus der antisemitischen Kiste, was übrigens stimmt.

„Mauscheln“ ist die westjiddische Form von „Mose“. In der besser bekannten ostjiddischen Sprache sagte man „Mojsche“ bzw. „Mäjsche“. Mein seliger Schreibmentor Gerhard Peter Moosleitner wurde von seinen Freunden und Bekannten „Mojsche“ genannt. Kein Mensch hat da allerdings Antisemitisches heraushören können. Zudem war dieser „Mojsche“ bekannterweise sehr sehr katholisch.

Beim „Mauscheln“ ist es vielleicht doch etwas anders. Denn eigentlich will man mit dieser Vokabel „wie Mausche reden“ sagen. Was natürlich verstanden wird als „unter der Hand in undurchsichtiger Weise…“ usw.

Nebenbei: Es gibt noch ein „au“ Wort in der dt. Sprache, das heute sehr bekannt und wie „mauscheln“ noch immer sehr verbreitet ist. Allerdings denkt keiner da an antisemitische Anflüge. D.h.: „Saures“ wie in „gib ihm Saures“. „Saures“ ist nämlich die westjiddische (es handelt sich übrigens um eine ausgestorbene Sprache) Aussprache des ostjiddischen Wortes „zoress“, d.h., „Sorgen“. Das dt. Ohr hörte wohl einst „Saures“ wie in „Sauergurke“. Und so haben wir heute „gib ihm Saures“.

Nicht aber wegen „mauscheln“ bin ich auf den Gedanken gekommen, die heutige Glosse zu schreiben, sondern weil ich neulich in YouTube zufällig eine kurze Skizze mit Dieter Hallervorden und anderen gesehen habe. Dieter H. sitzt in diesem Video im „Sprachgefängnis“, weil er in der Bäckerei ein „Negerküsschen“ und in der Gaststätte einen „Zigeunerschnitzel“ bestellt habe.

Dann Schnitt im Video! Nun sieht man den alten Roberto Blanco, der erzählt – wohl in einem Interview –, dass er in seiner Jugend vom Begriff „Negerküsschen“ nur profitiert habe. Er habe stets mit großem Gewinn jungen Frauen ein „Negerküsschen“ angeboten!

Ja, ein schwieriges Thema. Wann ist eine Redewendung rassistisch und wann einfach ein ziemlich harmloser Teil der Sprache?

Heute findet man in den dt. Medien beinahe ausschließlich „N-Wort“ für „Neger“ und „Z-Wort“ für „Zigeuner“ (und „Studierende“ für „Studenten“). Das mit dem dt. „N-Wort“ ahmt aber lediglich das englische „N-Word“ nach. Mit einem wichtigen Unterschied. Mit „N-Word“ wird auf Englisch „nigger“ gemeint – ein wahrhaftig unfreundliches Wort. Mit „N-Wort“ wird „Neger“ gemeint. Als ich nach Deutschland kam, galt diese Vokabel noch als untadelig, wollte man einen schwarzen Menschen als solchen bezeichnen.

Darf man „Negerküsschen“ und „Zigeunerschnitzel“ noch sagen? Wahrscheinlich nicht – zumindest nicht nach Meinung der Sprachpolizei. Auf der Straße hingegen werden „N“- und „Z“-Wörter so beliebt wie „Studenten“, „Leser“ und „Flüchtlinge“.

Auch „mauscheln“ wird weiterhin gemauschelt.

Kleine Fibel der Schweinereien

Letztes Jahr, nachdem in meinem Arbeitszimmer vier wuchtige und in Doppelreihen beladene Bücherregale innerhalb von zehn Sekunden einstürzten, habe ich mich gleich versprochen, und zwar Rilke zitierend: „Du musst dein Leben ändern“, was ich auch getan habe. Dennoch ein Schock.

Innerhalb vier Wochen entsorgte ich ca. 1200 Bücher auf Nimmerwiedersehen. Bis jetzt trauere ich so gut wie keinem nach – auch wenn viele sehr gute Bücher waren.

Ich erzähle dies, weil ich neulich an eins dieser Bücher gedacht habe, ein Wörterbuch der dt. Schweinereien, das ich seinerzeit im Nachlass meines Schwiegervaters mitgenommen habe. Es war ein dickes Werk, und wie ein wahrhaftiges Wörterbuch organisiert – zumindest so habe ich es in Erinnerung – voll mit ganzen Listen Synonymen für Geschlechtsverkehr, Genitalien und dergleichen.

Eigentlich habe ich in dieses Nachschlagwerk nur selten geschmökert. Vielleicht hätte ich es heute für diese Glosse konsultiert. Oder vielleicht eben nicht.
Aber egal. Anlass für diese Glosse ist eine Beobachtung, die ich seit einiger Zeit mache: Mir fällt nämlich auf, dass diverse Schimpfwörter und sonstige Schweinereien immer häufiger in der Tagespresse, der Wochenpresse und selbstverständlich in den social Medien zu lesen sind. Oft werden sie allerdings mit Sternchen versehen. Ja, mit dem gleichen Sternchen, das man verwendet, um Wörter gendergerecht zu gestalten.

Beispiel „F*ck“ oder „sh*t“, „Sch*ße“ u.v.a.m.

Als ich vor vielen Jahren nach Deutschland gekommen bin, stellte ich fest, dass die meisten Deutsche viel entspannter mit derben Vokabeln umgingen als damals die Mensch*innen in der angelsächsischen Welt. Auch im Fernsehen war das der Fall. „Scheiße“ hat man nicht selten gehört. Klar, nicht in der Tagesschau oder bei Dalli Dalli oder Aktenzeichen XY aber sonst ja doch.

Heute ist alles anders – vor allem in den prüden USA. Zum Beispiel folgende Aussage des US-Vizepräsidenten Vance, als er neulich in Grönland ankam. Er stieg aus dem Flugzeug aus und sagte vor laufender Kamera: „It’s p*ss cold here.“ „P*ss“ bedeutet natürlich „piss“.

Hmm. Eine komische Redewendung. Warum sollte Urin kalt sein? Eher warm bis heiß würde ich denken. In meiner Jugend sagte man in den USA übrigens „colder than a witch’s tit“.

Der Gebrauch des Anstandssternchens ist dennoch – zumindest in den Medien de rigueur. Das gilt sowohl für die anglosächsische Presse wie auch die deutsche. Eigentlich komisch. Früher waren, wie oben gesagt, die Deutschen weniger prüde. Vielleicht liegt es an den social Medien. YouTube (amer. Firma) ist voller Sternchen…und „Sternchen“. Dieses Zeichen ist gewissermaßen eine Erinnerung, dass die Sittenwächter stets wachsam bleiben.

Kleine Abwandlung: Sprachgeschichtlich sind „fuck“ und „fick“ nicht im geringsten miteinander verwandt. „Ficken“ ist ein altes germanisches Wort für „reiben“. „Fuck“ ist mit dem lateinischen „futuere“ („Geschlechtsverkehr haben“) verwandt. Und: „Fuck“ und „futuere“ sind letztendlich mit dem „fu“ in „future“ verwandt! Die ursprüngliche Bedeutung lautet „entstehen“.

Ach ja, und noch etwas: In der dt. Sprache hat man ein „Du“ und ein „Sie“ um zwischen intim und höfflich zu unterscheiden; auf Englisch macht man das gleiche mit derben Wörtern. Will heißen: Man verwendet Schweinereien nur dann, wenn man den anderen so zu sagen „duzt“. In allen anderen Situationen gelten diese Wörter als Ausdruck einer Aggression.

Aber egal. Nun werde ich plötzlich neugierig zu wissen, wie viele Synonyme für Geschlechtsverkehr es gab im entsorgten Wörterbuch meines Schwiegervaters. Sch*ße nachzuschlagen wäre noch interessant gewesen, oder vielleicht doch nicht. Um mit Rilke zu reden: Ich habe mein Leben schon geändert.

Welche Sprache sprechen die Toten?

Komische Frage. Und gleich denkt man an reißerische YouTube-Video-Titel, die einem ein großes „Geheimnis“, verraten wollen.

Ich meine es aber mit dieser Frage ernst. Hier kein Leserköder, und gleichwohl keine Propaganda, keine Ideologie und ebenso wenig irgendwelche seichte „social media“ Unterhaltung.

Ich bleibe also bei der Frage: Welche Sprache sprechen die Toten?

Klar, so eine Frage setzt voraus, dass die Toten überhaupt über eine Sprache, bzw., über so etwas wie ein eigenes Bewusstsein verfügen könnten.

Keine Sorge. Ich werde Sie aber mit solchen Spekulationen nicht bemüßigen, außer zu sagen, dass die Toten sehr wohl ein Bewusstsein haben. Aus äpfi amen.
Zugegeben: Viele Menschen erhoffen sich so ein „Leben nach dem Tod“. Doch meistens, weil sie Angst vor dem Tod haben, was auch den Eifer vieler erklärt, die sich für religiös im konventionellen Sinn halten.

Manche sagen aber: Es gäbe kein Leben nach dem Tod, wenn es kein Leben vor der Geburt gibt. Alles sonst wäre ohnehin nicht logisch. Ich stelle es mir folgendermaßen vor: Es ist als hätte man in einer anderen Wirklichkeit eine Fahrkarte gekauft – aus Gründen, die ich leider nicht erklären kann – und zack! Auf einmal flutscht man mit einem blinden, empörten Geschrei in diese lichte Welt. Es dauert zwar eine Weile, bis man in der Lage ist, all dies rational zu verarbeiten. Dazu braucht man aber erst eine Sprache.

Ja, ich weiß. All dies klingt meinerseits sehr spekulativ, wenn nicht rundum doof oder anmaßend. Oder Sie denken: Heute will uns der Sprachbloggeur nur verarschen.

Schon gut. Um die Sache ein wenig einfacher zu machen, kehre ich wieder in die uns bekannte Welt zurück. Außerdem werde ich meine Eingangsfrage ein wenig verändert stellen.

Nun lautet sie: In welcher Sprache denken Sie?

Wenn Sie deutschsprachig sind, sagen Sie: Klar! Auf Deutsch! Und Sie denken: Hmm, dieser Sprachbloggeur tickt heute nicht so ganz richtig.

Aber halt! Denken Sie wirklich deutsch, wenn Sie denken? Vielleicht manchmal, aber…immer? Oder vielleicht denken Sie manchmal…ohne Worte?

Verstehen Sie, wie ich das meine? Fakt ist: Manchmal verzichten wir auf Worte, wenn wir Denken. Wir sehen etwas, oder wir haben eine Idee, aber der Kopf drückt diese Vorstellung nicht in Worten aus, sondern in etwas anderes, was wir trotzdem verstehen.

Oder bedenken Sie die Gedankenübertragung.

Das kennt jeder…oder? Man sitzt mit einem anderen homo sapiens zusammen. Auf einmal sagt man: „Mensch, ich würde so gern jetzt eine Pizza essen.“ Wobei der andre darauf antwortet: „He! Gerade hab ich dasselbe gedacht!“ Oder vielleicht denken Sie an eine Pizza, und der andre spricht plötzlich davon.

Manchmal kann man kaum feststellen, wer der Urheber des Gedankens war.
Es gibt viele Beispiele von der Gedankenübertragung, manche komplexer als andere. Ich gehe aber davon aus, dass jeder gelegentlich so eine Erfahrung macht.

Aber Achtung: Hört man den übertragenen Gedanken in Worten? Oder auf eine andere Weise? Das ist die Frage.

Wenn auf eine andere Weise, kann man davon ausgehen, dass man bereits jetzt die Sprache der Toten beherrscht hat.

Alles, wirklich alles, übers Wort „hack“

Englisch Unterricht schon wieder beim Sprachbloggeur! Schließlich bin ich auf diesem Gebiet Experte.

Es geht um „hack“, und zwar in allen dessen Abwandlungen.

Sie kennen das Wort – längst in Deutschland eingebürgert – hauptsächlich im Sinne dessen, was jene Untoten treiben, um sich Ihrer kostbaren Rechner zu bemächtigen oder ihn (aus Gründen, die ich nicht verstehe) wenigstens außer Gefecht zu setzen.

Früher (und wahrscheinlich noch heute) sagte man „Hack“ auf Englisch, um einen mittmäßigen Schriftsteller, Schauspieler usw. zu bezeichnen. Dict.cc bietet hier als Übersetzung „Schmierfink“ an. Da bin ich aber nicht ganz überzeugt. Ein journalistischer „hack“ kann auch Harmloses schreiben. „Schmierfink“ mutet negativ an.

Übrigens: Dieser Gebrauch der Vokabel „hack“ wird vom Eigenschaftswort „hackneyed“ abgeleitet, das „abgedroschen“ bedeutet.

Und nun wird die Sache mysteriös. „Hackney“ ist eine alte Bezeichnung für das, was auf Deutsch „Droschke“ heißt. Hmm. „Hackney“, „hackneyed“, „Droschke“, „abgedroschen“. Ahne ich hier eine merkwürdige Verbindung?

Sorry. Nur der Zufall spielt hier verrückt. „Hackney“ wird nach einem Pferd genannt, das …tja…„Hackney“ heißt. Genannte Transportkutsche wurde ursprünglich von so einem „Hackney“ gezerrt. „Droschke“ hingegen ist ein russisches Wort für „Kutsche“. „Abgedroschen“ hingegen stammt von „dreschen“. Jetzt wissen wir’s.

Aber zurück zum „Hack“. Als Verb sagt man „Hack“, um das, was man tut, wenn man Dauerhusten hat, zu beschreiben.

„Hack“ als Verb wird aber auch anders verwendet. Man sagt: „I can hack that“, also: „Das schaffe ich.“

Wahrscheinlich hat all dies mit dem ursprünglichen Sinn von „hack“ zu tun. Wie auf Deutsch bedeutet auch „hack“ ursprünglich das, was man mit Holz tut, um ihn zu entzweien. Nur: Im Englischen kann man sich im übertragenen Sinn mittels einer gewissen Hartnäckigkeit durch etwas durchhacken: „to hack away at something.“ D.h.: durch harte Arbeit erreichen.

Was uns zur Informatik zurückführt. So weit ich informiert bin, hat man in der Computer-Wissenschaft schon immer nach Kniffen gesucht, um Programme zum Laufen zu bringen. Diese Tricks bzw. „Kniffe“ nennt man „hacks“.

Die „hacks“ der „Hacker“, also der Untoten, beziehen sich lediglich auf üble Abwandlungen solcher Kniffe. Der „Hacker“ im heutigen Sinn ist also zum Gegenbild des Informatikers geworden.

Aber in letzter Zeit bin ich auf einen nagelneuen Gebrauch dieses Wortes gestoßen, und er scheint in der angelsächsischen Welt ziemlich verbreitet zu sein. Ich sage „neu“, aber irgendwie ist er alt:

Immer wieder lese ich über Menschen, die sich einen „hack“ ausgedacht haben, um etwas zu schaffen, das früher nicht möglich war.

Will heißen: Der „hack“ hat sich schon wieder noch weiter und weiter vom Pferd, von der Axt, vom Husten und jetzt von der Informatik entfernt. Ein „hack“ ist heute schlichtweg eine „Weise“, besser gesagt, ein „schlauer Kniff“ geworden.

Nun habe ich meines Erachtens alles ziemlich ausgehackt, was es über diesen Begriff auszuhecken gibt. Und somit wissen Sie und ich beinahe alles zum Thema.

Was ein Algorithmus ist…? SIE sind ein Algorithmus!

Nicht das erste Mal, das ich über Algorithmen schreibe. Allerdings habe ich den damaligen Inhalt längst vergessen. So ist das Schicksal des Vielschreibers. Mit Sicherheit habe ich aber etwas über die Herkunft besagter Vokabel erzählt.

Hmm. Beinahe reimt sich „Algorithmus“ mit „Logarithmus“, obwohl die Kombination etwas hoppelig wirkt.

„Logarithmus“ ist jedenfalls ein griechisches Wort. Da schmeißt die Laus keine Maden ab. Griechisch vielleicht, aber erst 1614 von einem schottischen Mathematiker namens John Napier erfunden. Da wurden schlicht und einfach „logos“ (Wort) und „arithmos“ (Zahl) zusammengefügt. Wieso? Weiß ich leider nicht. Das wüsste aber bestimmt jeder Mathematiker.

Auch „Algorithmus“ scheint – zumindest auf erstem Blick – irgendwie Griechisch zu sein. Hat etwas mit „arithmos“ zu tun. So jedenfalls haben es die europäischen Mathematiker im Mittelalter verstanden, obwohl das „al-“ eindeutig arabisch anmutet, was auch stimmt. Der „Algorithmus“ wurde nämlich nach einem gewissen persischen Mathematiker Al-Chwarismi genannt. Er lebte ca. 780-850 und hat auf Arabisch geschrieben. Damals hatten die Araber Persien erobert und islamisiert.

Der Algorithmus hatte – soweit ich es verstanden habe – etwas mit einer Dezimalrechenart zu tun. Herr Google weiß vielmehr als ich darüber.

Wictionary zufolge bedeutet Algorithmus: „Vorgehensweise zum Lösen eines Problems in endlich vielen und eindeutig beschriebenen Schritten.“

Alles klar?

Mir nicht. Denn heute scheint „Algorithmus“ eine ganz andere – und vielleicht ominösere – Bedeutung zu haben.

Es scheint, dass sich Webseiten gewisser „Algorithmen“ bedienen, um etwas über SIE zu erfahren. Um dies zu bewerkstelligen, verwenden sie, soweit ich das als völliger Laie erklären kann, tatsächlich eine Vorgehensweise, um ein Problem in endlosen Schritten zu lösen.

Was für Problem(e)? Zum Beispiel, um SIE (als Problem quasi) dazu zu bringen, Ihre kostbare Zeit auf einer beliebigen Webseite zu vertrödeln, wo SIE mit seichten bzw. blöden Inhalten berieselt werden.

Ich bin aber mit meinem Latein lange nicht zu Ende. Nihil nisi. Bei weitem nicht. Fakt ist: Ich möchte nun noch eine Definition für diesen hehren Begriff Algorithmus geben, der, wie gesagt, nach einem persischen Gelehrten aus dem 9. Jh. genannt wird, der auch auf Arabisch geschrieben hat.

Diese Definition haben SIE ja bereits oben gelesen. Sie steht im Titel: „Was ein Algorithmus ist…? SIE sind ein Algorithmus!“. So steht es, und ich bin fest überzeugt, dass ich recht habe.

Ist IHNEN dies noch nie aufgefallen?

Beispiel: Ich stöbere ein wenig auf YouTube herum und siehe da: Ich schaue mir ein Video an, das zeigt, wie ein großer Schäferhund mit einem kleinen harmlosen Kätzchen kuschelt. Süüüüßß. Doch dann geschieht es: Beim nächsten Besuch auf YouTube werden mir mehrere solche Videos angeboten, die diverse süße Kleintiere zeigen, die sich in innerer Harmonie mit großen Tieren zusammentun.
Mit Sicherheit läuft die Chose es genauso bei TikTok (oder noch schlimmer)…und wie sie sonst alle heißen.

Oder: Kaum habe ich etwas über Handys gegoogelt, finde ich, wenn ich Amazon besuche, Angebote für neue Handys!

Das sind nur kleine, harmlose Beispiele. Fakt ist aber: Für die digitale Welt sind SIE ein gefundenes Fressen. IHRE Fußstapfen werden genau beobachtet. Man will SIE einordnen, damit SIE weiterhin irgendwo lange weilen…Langeweile…

Vielleicht habe ich nun freundlich geschrieben, aber das Problem, liebe Algorithmen, ist ernster als SIE denken…

In eigener Sache: Nächste Glosse Mitte März. Bin auf Geheimexpedition…

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