Fangen wir erst mit ein paar altgediegenen Volkskrankheiten an.
Als ich vor vielen Jahren in Deutschland eintraf, hieß die beliebteste Volkskrankheit im Lande „Kreislaufprobleme“.
Man sagte: „O je. Ich hab’s heute mit dem Kreislauf“, oder „Bei mir ist der Kreislauf wirklich im Keller…“ usw.
Damals habe ich als Neuling nicht gewusst, dass auch ich einen Kreislauf hatte. Man musste mir erst erklären, was das mit dem Kreislauf bedeutete. Trotzdem habe ich nicht ganz verstanden.
Auf jeden Fall: Sobald mir beigebracht wurde, dass auch ich einen hatte, wurde mir eingetrichtert, dass er im Keller war. Vielleicht weil sich junge Leute in der Früh oft schlapp fühlen. Nie hingegen am Abend.
Nebenbei: Ich habe damals auch erfahren, dass die Engländer keinen Kreislauf hatten, dafür aber Rückenschmerzen.
Das war aber damals. Heute reden fast nur noch alte Menschen von ihrem Kreislaufleiden.
Was gibt es denn heute für Volkskrankheiten?
Zum Beispiel ADHS. Das steht für „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung“. Eigentlich eine amer. Volkskrankheit. Dort sagt man ADS, „Attention deficit syndrome“.
Es gibt diese Störung, wenn ich mich nicht täusche, seit ca. 30-40 Jahren. Damals bekamen „hyperaktive“ Kinder zur Behandlung „Ritalin“. Ich weiß nicht, ob das immer noch geläufig ist. Wenn ich mich erinnere, hatte die Behandlung irgendwelche unangenehme Nebenwirkungen. Vielleicht irre ich mich. Google weiß alles und KIKI noch mehr. Man ist schnell im Bild. Siehe da.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin überzeugt, dass es tatsächlich Kinder – und Erwachsene – gibt, die ein ernstes Problem mit der Konzentration haben – so wie es Menschen gibt, die richtige Kreislaufprobleme haben.
Nur, ich frage mich: Ist Konzentration ein Fixum? Oder kann es sein, dass manche Leute mehr andere weniger davon haben?
Ich will aber hier keine Doktorarbeit über dieses Thema schreiben, Ich teile mit Ihnen lediglich ein paar Gedanken, die mir in den letzten Tagen durch den Kopf gehen.
Heute würde man sagen: Menschen mit diversen Konzentrationsfähigkeiten seien „im Spektrum“.
Und prompt sind wir bei der nächsten neuen Volkskrankheit: Autismus.
Ist es Ihnen aufgefallen, dass immer mehr Menschen heute als „autistisch“ gelten – insbesondere, wenn sie schüchtern oder – wie man früher sagte – „introvertiert“ sind?
Weil ich ein Buch über sog. „Wolfskinder“ geschrieben habe: „Kaspar Hausers Geschwister“, habe ich dieses Thema ausführlich recherchiert. Denn viele Forscher waren lange der Meinung, dass auch viele sog. Wolfskinder in Wirklichkeit Autisten waren. So einfach ist die Sache aber nicht. Lesen Sie halt mein Buch. Nein, keine Werbung in eigener Sache.
Klar: Wie bei der AHDS gibt es tatsächlich richtige Autisten, will heißen, Menschen, die tatsächlich mit einem ernsthaften Verhaltensproblem leben. Auch diesbezüglich hilft KIKI (und mein Buch) weiter. Die meisten jedoch sind lediglich, „im Spektrum“, weil sie schüchterner sind als andere. So ist es mit den Volkskrankheiten.
Ach ja! Das Wichtigste hab ich dummerweise vergessen! Die Geschlechtsdysphorie! Notabene: Das Wort ist beinahe nagelneu, frisch aus der Vokabelfabrik. So frisch, dass man noch nicht auf die Idee gekommen ist, dass es auch in der Sexualität ein „Spektrum“ der Empfindungen gibt, so dass chirurgische und medikamentöse Eingriffe zu einer schrecklichen Makulatur werden…
Ich hätte viel mehr über dieses Thema zu sagen. Doch leider ist heute mein Kreislauf am Arsch. Vielleicht ein andres Mal.
In eigener Sache: Bin bald auf Forschungsprojekt. Nächste Glosse Anfang August. Tja. Und dann zack! haben wir Herbst!
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