Die Präsidentschaftswahl in den USA ist nun vorbei. Auf Neudeutsch gesagt: „Sie ist Geschichte“, was eigentlich bloß eine Lohnübersetzung aus dem Amerikanischen ist, die den gleichen Sinn ergibt.
Vor dieser Wahl entschloss ich mich, das Orakel zu fragen, wer als Sieger (bzw. Siegerin) dieses spannenden Zweikampfs hervorgeht. Auf das Risiko hin, dass Sie gleich skeptisch werden, werde ich das Ergebnis dieser Konsultation verraten:
Mein Orakel hat mir die richtige Antwort gegeben.
Notabene: Ich bin amer. Staatsbürger und darf in den USA wählen. Ich habe aber diesmal keinen Gebrauch dieses Rechts gemacht. Weder der eine noch die andere hat mich überzeugt.
Dies sage ich nur nebenbei. Meine Wahlentscheidung wäre ohnehin irrelevant. Hier geht es ausschließlich um die Aussage eines Orakels.
Was für ein Orakel?, denken Sie wohl. Es ging folgendermaßen:
Vorerst habe ich mein linkes Knie den Namen „Trump“, mein rechtes „Harris“ gegeben. Dann begann ich auf Englisch abzuzählen. Damit meine ich: Ich habe mich eines Abzählreims bedient, den ich seit der Kindheit kenne. Ich fing links an und wechselte dann Silbe für Silbe mit dem Zeigefinger die Kniee in dem ich rezitierte:
“Eenie meenie miney mo, catch a tiger by the toe. If he hol-lers let him go. My mo-ther said to pick this one.”
Nebenbei: Die Aussprache der ersten vier Wörter entspräche auf Deutsch „ienie mienie meinie mo“.
Wie dem auch sei. Das letzte Wort, die letzte Silbe also, endete am linken Knie.
Übrigens: In meiner Kindheit sagten wir nicht „catch a tiger“, sondern „catch a nigger“. Das war nämlich die alte Tradition. Heutzutage darf man das „N-Wort“ weder sagen noch schreiben (außer man ist selbst schwarz). Ich tue es hier lediglich aus wissenschaftlichen Gründen. Ich kann mich noch erinnern, dass einer uns Kindern eines Tages sagte, es sei nicht mehr zulässig, die alte Version zu verwenden. Ab dann sind wir auf „tiger“ umgestiegen. Eine schmerzlose Veränderung.
Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen, dass dieses „eenie meenie miney mo“ an etwas Deutsches erinnert.
Klar. „Ene mene mu und raus bist du.“
Es sollte selbstverständlich sein, dass beide Abzählreimformulierungen eng verwandt sind. Nur: Haben Deutsche die englische Fassung oder Engländer (und Amerikaner) die deutsche Fassung übernommen?
Das weiß leider niemand mehr. Übrigens: Auch auf Niederländisch findet man diesen Abzählreim. Es gibt jedenfalls verschiedene Theorien über dessen Ursprung.
Manche vermuten, es sei eine Verballhornung der biblischen Stelle im Buch Daniel, an der die Zauberworte „Menetekel“ an der Wand erscheinen.
Manche ahnen einen alten Zauberspruch – sowie „Hokuspokus“ oder „Abrakadabra“. Nebenbei: Erster könnte Nonsens-Lateinisch und zweiter Nonsens-Hebräisch sein.
Es gibt auch die Theorie, dass „ene mene mu“ auf keltische Zahlen zurückgeht – in verballhornter Form freilich. Was wiederum auf einen einstigen keltischen Zauberspruch hinweisen könnte – oder auf etwas schrecklich Alltägliches: das Abzählen von Schafen durch den Hirten.
Kein Mensch weiß jedenfalls Bescheid. Nur einst steht fest: Mit „eenie meenie miney mo“ habe ich triftiger als alle Medienkommentatoren den Wahlsieger in den USA erraten.
Eins steht fest: Mein Zahnfleisch ist entzündet: hinten rechts unten, liebe Zahnärzte, liebe Zahnärztinnen. Oder sagen wir so: Ich vermute, dass die Schmerzen, die ich empfinde, vom Zahnfleisch stammen. Schein und Sein. Oder meine ich Schein oder Sein?
Und so sind wir beim eigentlichen Thema angelangt: „Genozid“ und „Faschist“. Falls Sie nicht auf den Malediven ohne Handy in Urlaub waren, dann werden Sie täglich mit diesen zwei Begriffen (unter anderen) konfrontiert.
Es sind Begriffe die, wie jeder Journalist weiß, anziehen.
Was wäre das für eine Welt, wenn man nur über Taylor oder „Diddy“ oder Justin Bieber Berichte lesen durfte? Oder über die „Ampelkoalition“, die Lastenradeln, das Comeback von…ähmm…wie heißt er wieder?
Doch zurück zu den obengenannten Begriffen, die, wenn ich mich nicht täusche, würdige Kandidaten fürs Wort des Jahres 2024 werden könnten.
Fangen wir mit „Genozid“ an. Ich habe leider vergessen, wer als Erster das, was in Gaza stattfindet, als „Genozid“ bezeichnete. Waren es russische oder iranische Geheimagenten? Beide hätten einen verständlichen Grund. Dieser Begriff, „Genozid“ wurde übrigens erst 1944 in den USA von einem amer. Juristen Raphael Lemkin geprägt, um die von den Nazis geplanten Ausrottung des jüdischen Volkes zu beschreiben. „Geno-“, Griechisch bedeutet in etwa „Typos“, „Art“ usw. „zid (bzw. „cide“) ist Lateinisch und hat mit „töten“ zu tun.
Denken Sie an Patrizid, Matrizid, Fratrizid (nur erstes wird im Deutschen verwendet). 1799 prägte einer den franz. Begriff “Populicide“ – alles jedenfalls Urahnen des „Genozids“.
Findet in Gaza ein „Genozid“ statt? Fragen Sie mich bitte nicht. Man könnte ebenso behaupten, ein Genozid gegen Israel sei von seinen Feinden im Gange. Ein Sprachbloggeur, wenn er seiner Berufung folgt, beschränkt sich lediglich auf Sprache und nicht auf politische Meinungen. Übrigens: Momentan werden in Sudan dunkelhäutige Menschen von Arabern geradezu pauschal abgeschlachtet. Davon liest man aber kaum etwas. Aber Schwamm drüber.
Fest steht jedenfalls: Das Wort „Genozid“ bleibt ein ernstzunehmender Kandidat fürs Wort des Jahres 2024. Ausschau halten.
Und nun zum zweiten Kandidaten: „Fascist“. Hier schreibe ich das Wort auf Englisch. Ist ja egal. Inzwischen schlafwandeln die aktuellen Begriffe hin und her über die Sprachgrenzen, ohne den Pass zeigen zu müssen. Schließlich herrscht momentan in den USA Wahlkampf. Die Harris-Anhängerschaft bezeichnet D. Trump als „Faschist“. Die Trumpisten hingegen werfen mit dem gleichen Dreck zurück.
Sind Trump und Harris Faschisten? Naja. Wie oben gesagt: Ich bin Sprachvernarrter und kein politischer Kommentator. Jeder soll während eines Wahlkampfs eigene Antworten schaffen, wenn es um Kandidaten geht.
Komischer Begriff „Kandidat“. „Candidatus“ bedeutet auf Lateinisch: „im Weiß bekleidet“. Denn im Wahlkampf trugen damals die Kandidaten eine weiße Toga. In Japan trägt man weiße Handschuhe.
Wie dem auch sei: Es ist zweifelhaft, ob Trump oder Harris „Faschisten“ sind, Das war Mussolini allerdings ganz bestimmt. Er wollte alles in einen einzigen Bund vereinen. „Bund“. Das ist nämlich die Bedeutung des Wortes „Fasces“.
Aber genug. Ich habe wichtigere Probleme als einen erfundenen Genozid und Scheinfaschisten zu kommentieren. Mein Zahnfleisch tut weh. Gerade habe ich bei meiner Zahnärztin einen Termin vereinbart.
Hmm. Hatte ich vor, ein Exempel zu statuieren oder übers Exempel statuieren zu schreiben? Leider habe ich vergessen. Denn, wissen Sie, in den letzten Tagen war einfach zu viel los.
Ich möchte Sie mit den Details aus meinem Leben nicht langweiligen. Bis auf eine Sache: Mein Mailprogramm, TheBat! genannt, spinnt seit Tagen. Jede Mail wird vom sog. Malwarewächter meines Microsoft-Defenders genau und sehr gemächlich unter die Lupe genommen, bis ich endlich die Gelegenheit bekomme, die Mails zu lesen. Ohnehin meistens Werbung. Trotzdem.
Das Warten treibt in den Wahnsinn (oder in Ähnliches). Ja klar. Es handelt sich um ein Luxusproblem. Ich denke an Sudan. Dort werden in diesem Augenblick dunkelhäutige Knaben und Männern von arabischen Söldnern pauschal abgeknallt…vielleicht um ein Exempel zu statuieren? Die Rede ist von zigtausend Toten. Männer und Knaben, sage ich. Die Frauen hingegen werden lediglich vergewaltigt. Zweck der Übung: diese dunkelhäutigen Menschen über die Grenze nach Chad zu vertreiben. Ethnische Säuberung halt.
Wahrscheinlich wissen Sie darüber gar nichts oder extrem wenig. Ist verständlich. Über dieses Thema wird in den Medien äußerst wenig publiziert. Die medialen Schlachtenbummler sind anderswo beschäftigt: etwa im Nahen Osten oder in der Ukraine.
Ich weiß davon, weil ich die New York Times lese. Ein Kommentator namens Nicholas Kristof schreibt – vor Ort – regelmäßig darüber. Dazu schildert er auch Einzelschicksale. Die Probe aufs Exempel.
Nebenbei: Kristof hat schon 2006 über ähnliche Umstände in dieser Gegend geschrieben – und war auch derzeit selber vor Ort. Damals lautete das Stichwort „Darfur“ (nicht mit „dafür“ zu verwechseln!).
Als einzige – hörbare – Stimme Kristof hat eine wichtige Rolle gespielt, den Massenmord ein Ende zu machen. Denn die Politiker wurden dank ihm endlich hellhörig. Nun ist es wieder wie damals. Und weil die Nachrichtenjunkies sich, während sie an ihren Müsliriegeln knabbern, lieber von Bildern aus Libanon, Gaza und der Ukraine füttern lassen, wird dieses noch größere Desaster schlichtweg ignoriert. Ähnliches gilt übrigens für die schreckliche Situation in Myanmar – und seinerzeit Berg Karabach.
Ja, liebe Exempelstatuierer, es gibt scheinbar einen Schönheitswettbewerb im Reich des Schreckens. Letztendlich kommt, wie es scheint, manches besser rüber als anderes.
Wäre ich ein „Influencer“, wie man heute sagt, könnte ich Sie bestimmt für mein eigenes Luxusproblem (s. oben) an Bord holen. Bin aber kein „Beeinflusser“ und auch kein Beeinflusste. Wahrscheinlich bin ich zu altmodisch dafür. Allerdings kann ich mich erinnern, als manche Baseballhelden in den USA Werbung für die Tabakindustrie machten. Immerhin gutes Geld.
Nein, heute wollte ich lediglich über den schönen deutschen Begriff „Exempel statuieren“ schreiben – und vielleicht über seinen Cousin ersten Grades „die Probe aufs Exempel“.
Woher kommen diese Begriffe?
Einfache Antwort: Es handelt sich ums Beamtendeutsch aus einer vergangenen Zeit – bzw. Beamtenlatein. Diese Zeit liegt wahrscheinlich etwa 400 Jahre zurück. Damals wurde noch viel Latein in der juristischen Sprache verwendet.
„Exempel statuieren“ ist lediglich eine Übersetzung des lateinischen Begriffs „exemplum statuere“ – mit derselben Bedeutung wie die deutsche Version.
Ich gehe davon aus, dass „die Probe aufs Exempel machen“ eine ähnliche Herkunft hat. Ich habe es aber nicht recherchiert.
Wie gesagt: Es war einfach viel zu viel los die letzten Tage, und ich mache lediglich die Probe aufs Exempel.
In eigener Sache: Bin auf Geheimmission wieder. Nächste Glosse Ende des Monats. Husch! Bald ist wieder ein Jahr vorbei.
Habe ich nicht mal über „cringe“ geschrieben? Ich glaube doch. Wenn schon, dürfte es 2021 gewesen sein, als diese Vokabel den Jugendsprache-Goldenen Bär einheimste.
Besserwisserischer wie erwachsenen Menschen sind, bin ich wahrscheinlich davon ausgegangen, dass dieses Wort, das damals auf allen jungen Zungen tönte, zu den sprachlichen Eintagsfliegen zählen würde, um bald den Doktoranden der Sprachwissenschaft als Kuriositäten seziert zu werden, damit sie lange Dissertationen schreiben könnten, um endlich mit dem Doktortitel zu brüsten.
Ich habe mich getäuscht.
Ich komme auf dieses Thema nur deshalb, weil ich gestern etwas flüchtig im Radio vernommen habe: irgendwas über junge Leute heute. Vielleicht hatte es mit Geld zu tun. Bafög oder so. Ich kann mich leider nicht mehr erinnern.
Wie dem auch sei. Ein junger Mensch erzählte etwas jedenfalls; die Worte flutschten rasend schnell und leidenschaftlich von der Zunge. Vielleicht ging es um etwas, das die „Alten“ nicht verstehen könnten, weil sie alt sind.
Letztendlich aber ist mir lediglich der Gebrauch des Wortes „cringe“ in Erinnerung geblieben. Ich hab gedacht: „Cringe“! Aha! Ja, der Jugendwortpreisträger von 2021 ist noch am Leben! Schau, schau! Na so was!
Nebenbei: „Cringe“ gebraucht man sowohl als Verb wie auch als Adjektiv. Vielleicht auch als Nomen. Der Sprecher hat jedenfalls die Qual des Wals.
Auch wenn „cringe“ (zumindest auf Deutsch) allein als Jugendwort bekannt ist, handelt es sich hier um ein ganz normales englisches Wort, das „zusammenzucken“ oder „erschaudern“ bedeutet. In diesem Fall zuckt man zusammen, weil einem etwas bzw. jemand peinlich ist. Man könnte das Wort mit „fremdschämen“ übersetzen.
Und so wird „cringe“ in der Jugendsprache verwendet. Etwa: „Das ist echt cringe“ (bzw. „cringy“).
Jetzt Historisches: „Cringe“ – genauer gesagt „cringan“ – ist eine angelsächsische Vokabel und bedeutete ursprünglich „im Kampf fallen“ oder „zusammenzucken vor Angst“. Sie sehen: Der Sinn hat sich nicht allzu sehr verändert. Ach ja: Das dt. „Kringel“ ist damit verwandt. Der „Cringer“ biegt sich kreisartig zusammen.
Ich denke aber, dass „cringe“ heute einen Tick ironischer gebraucht wird als in 2021. Man sagt: „Man, ist das cringe“, und meint damit: Das ist so absolut peinlich, dass es irgendwie interessant und lustig ist“. Im 2021 war „cringe“ ausschließlich negativ besetzt.
So eine Sinnwandlung geschieht mit Wörtern, wenn sie in der Popkultur einschlagen. Ich meine: Peu à peu benutzt man sie mit Ironie.
Jedenfalls, liebe Cringe-Freunde (und Freundinnen), darf ich gratulieren! Dieses Wort hat bereits fünf Jahre (wenn nicht länger) als Begriff der Jugendsprache überlebt.
Doch Obacht! Nach fünf Jahren fängt auch Jugendwörter alt auszusehen.
Ich denke an „cool“. Diese Vokabel gibt es in der Popsprache seit den 1930er Jahren. Allmählich klingt es gar nicht so cool. Es ist vielleicht sogar ein wenig cringe geworden.
Falls Sie sich durch Zufall auf diese Insel im großen Cybersee verirrt haben, O Besucher, willkommen in einem Land, das sowohl der Vergangenheit wie auch der Zukunft gehört.
Der Vergangenheit, weil, falls Sie es vergessen haben, das Internet einst so war: ein Paradies der kleinen „Blogs“. Nebenbei „Blog“ ist ein Kofferwort, das in den 1990er Jahren von „web log“ geprägt wurde. Der Zukunft, weil man künftig nach der verlorenen Intimität des Blogs sehnen wird. Vielleicht sind die künftigen Blogger und Leser momentan fünf Jahre alt.
Hier auf meiner exotischen Insel erwartet Sie jedenfalls kein billiger Dopaminkick, der Sie nach einem kurzen Anschwellen der Erregung und Wonne in eine Leere zurückwirft, die Sie bald süchtig nach dem nächsten Nervenkitzel machen wird. Sie befinden sich im Reich der sanften, mal ironischen Unterhaltung, wo auch Tiefgang kein Fremdwort sein muss. Hier genießt Wort, Sprache und Sprachlosigkeit höchste Priorität. Sie sind leise und laut zugleich.
Hier wird noch gesiezt. Keine falschfreundliche Anbiederung, wie Sie dies wohl täglich bei Apple, Google, Facebook, Mediamarkt, Notbookbilliger usw. usw. erleben.
Hier sind Sprachtraditionen noch lebendig. Wir sagen „Studenten“, wenn wir beide studierende Geschlechter meinen und beteuern, dass dies nicht als Geringschätzung des Egalitären gedeutet werden darf. Ein Vorteil der tradierten Sitten: Generische Termini fließen schneller über die Zunge als die politisch korrekte.
Nebenbei: Es ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass in den Medien Wörter wie „Verbrecher“, „Räuber“, „Schwindler“ u.v.a.m. immer noch traditionell wiedergeben werden.
Doch warum fühle ich mich heute so nachdenklich? Die Gründe sind verschieden.
Zum einen: Wenn ich die Software Statistiken dieser App lese, frage ich mich, ob sich die Leserzahlen auf Menschen oder schnell vorbeifunkende Bots beziehen. Bots. Das sind die elektronischen Signale krimineller Banden, die lediglich Interesse haben, Schwachstellen einer Webseite zu eruieren, um diese dann mit Spam oder Viren zu vermüllen.
Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe solche Angriffe mehrmals abgewehrt. Eine Bloginsel wird zunehmend zu einer Festung, um nicht von Kräften überfallen zu werden, die nur Zerstörung im Sinne haben.
Irgendwie ist das Bloginselwesen die wahre Welt in Miniatur.
Vor ein paar Tagen habe ich einen Telefonanruf bekommen. Der Anrufer wollte den Sprachbloggeur im Bezug seiner Webseite interviewen. Hat dies mir geschmeichelt? Natürlich nicht. Man wird sofort argwöhnisch.
„Kein Interesse“, sagte ich.
„In Ordnung“, sagte der andere. Den Namen – er hat einen gesagt – hatte ich ohnehin nicht mitbekommen.
Habe ich eine einmalige Gelegenheit verpasst? Das werde ich nie wissen. Ich will mit dieser Anekdote lediglich darauf hinweisen, dass der Umgang mit Fremden immer mehr befremdet. Ein Zeichen unserer Zeit.
Trotzdem wird geduzt wie noch nie zuvor.
Was will ich eigentlich mit diesem etwas nachdenklichen Beitrag? Vielleicht weiß ich’s selber nicht ganz. Ich stelle nur fest, dass ich an einem Punkt gelangt bin, wo ich mich frage: Wie geht es weiter? Bzw. geht es überhaupt weiter?
Bald kommt ohnehin eine neue Aufmachung für diese Seite. Ich erfahre, dass die Software hoffnungslos veraltet ist. Man muss updaten. Das Erscheinungsbild wird also bald anders werden. Keine Ahnung wie. Ich verstehe wenig davon. Mache ich aber weiter?
Fortsetzung folgt…
PS Vielleicht ist Ihnen aufgefallen: Die Software erlaubt seit längerer Zeit keine Antwort auf Kommentare.
Wie hab ichs verpassen können! 2016 war es „Wort des Jahres“. Genauer gesagt; eins der zehn beliebtesten Wörter des Jahres. Keine Ahnung, wie die anderen hießen. Die Wörter des Jahres schmelzen ohnehin, wie man weiß, dahin wie…wie Schneeflocken!
Und nun sind wir passenderweise bei den „Snowflakes“ gelandet. Da ich über diesen Begriff aus der Neusprache nicht auf dem Laufenden war, habe ich…selbstverständlich... Vorsitzenden Google gefragt, was er drüber weiß.
„Aber klar, mein liebes Sprachbloggeurchen“, antwortete er. „Google weiß alles, Google kann alles, Google erbarmt aller, wenn man Seinen Namen nicht zu Eitlen missbraucht.“
Der liebe Google eröffnete mir daraufhin eine Wikipedia-Seite – in deutscher Sprache! Und siehe da! Es ging ums „Snowflake“.
So nennt man, habe ich nun erfahren, jene überempfindlichen Wesen, die im Nu zusammenschmelzen, wenn sie in einer erhitztem Situation landen.
Google zufolge – oder genauer: „Wikipedia“ (Wiki ist nämlich eine der engelhaften Erscheinungen im Google-Himmel) wird diese Vokabel in den letzten Jahren – zumindest in den USA – gern verwendet, um gewisse mimosenhafte Politiker – natürlich meinen wir auch Politikerinnen – zu bezeichnen, die geschwind dahinschmelzen, wenn es ihnen in der Küche zu heiß wird.
Nebenbei: Kennen Sie das amer. Idiom: „If it’s too hot for you, get out of the kitchen!” (Wird es dir zu heiß, dann raus aus der Küche). Nun habe ich vergessen, ob es auch Ähnliches im Deutschen gibt.
Diese überempfindlichen Seelchen neigen dazu – so dem Engel Wikipedia – in sich selbst verliebt zu sein. Es seien also Narzissen.
Noch dazu: Die bekanntesten Snowflakes, gehören wohl der sog. „Generation Y“. Manche zählen auch „Generation Z“ dazu. Ich zitiere lediglich aus Wikipedia. Hält dies der Engel für wahr, hab ich Fleischsack wenig zu beanstanden.
Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich mich in einer Glosse mit dem Phänomen der Generationen befasst: angefangen mit den „Boomers“. Wer mehr wissen will, soll sich an diesen Text wenden. Fragen Sie den lieben Google, wie Sie ihn finden können.
Fest steht jedenfalls: Die Bezeichnungen „Generation Y“ und „Generation Z“ werden in den USA und in Deutschland verschieden berechnet. Vielleicht liegt es daran, dass die deutsche „Boomer“-Zeit später anfing als die amerikanische.
Nur eins irritiert mich: „Gen Y“ bezeichnet die Generation, die vor den „Millennials“, in Erscheinung traten; „GenZ“ die danach.
Das würde bedeuten, dass die Millennials nicht zu jenen Überempfindlichen Wesen zählen. Warum gelten Politiker der GenY und GenZ (gibt es sie schon?) als überempfindliche und selbstverliebte Snowflakes während die Millennials eben nicht? Alles sehr kompliziert.
Vielleicht geschieht dies, weil wir mitten in einer Klimakrise stecken. Ja, das würde manches erklären.
Nur eine Vermutung meinerseits. Vielleicht muss ich mich in einem stillen Augenblick wieder an den lieben Google wenden…
Habe ich etwas verpasst? Neuerdings habe ich des Öfteren den Begriff „black box“ gehört: „schwarzer Kasten“ also. Zunächst habe ich gemeint, es handele sich um den „Flugzeugschreiber“, den man nach einem Flugzeugabsturz sucht.
Ich habe mich geirrt. Denn in den Situationen, wo man von „black box“ sprach, war nirgends die Rede von Flugzeugen.
Deshalb obige Frage: Habe ich etwas verpasst? Wäre nicht das erste Mal. Meine ersten Gedanken: Ist „black box“ ein neues Computerspiel oder vielleicht Jugendslang für etwas Unanständiges? Wie soll ich’s sagen? Ich fühlte mich, als befände ich mich in einem schwarzen Kasten des Unwissens.
Was mich dazu gebracht hat, obigen Begriff zu recherchieren. Will heißen: Man wendet sich an Google (oder DuckDuckGo, wenn Sie das Netz ohne Schnüffelei bereisen möchten) mit Stichwort „Black Box“.
Im neuen Infozeitalter erscheinen bei Google an oberster Stelle zunächst Kurzinfos in Form von Fragen, etwa: „Was genau ist eine „Black Box“? (Notabene: eine. Google denkt „Büchse“; ich denke „Kasten“, was denn einer verlangt). Die kurze Antwort lautet:
„Charakteristisch für eine Black Box ist, dass ein Input darin nach unbekannten Regeln oder Methoden verarbeitet wird und zu einem Output führt. Der Input auf der Eingabeseite kann aus einem Reiz oder Stimulus bestehen oder aus der Zufuhr von Energie, Materie, Information oder Daten.“
Alles klar? Mir nicht. Irgendwie Fachchinesisch (darf man dies noch sagen?) für mein Hirn.
Aber weiter. Nun die Antwort auf noch eine Google-Frage samt Antwort: „Was ist die Schwarze Box?:
„Black Box (englisch für „schwarzer Kasten“) ist in der Verhaltensbiologie, speziell im frühen Behaviorismus eine Metapher für sämtliche psychischen und kognitiven Prozesse, die sich (noch) nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden objektiv messen, beschreiben und reproduzieren lassen.“
Immerhin für mich etwas verständlicher.
Nun tippte ich auf Wikipedia. Dort erfährt man, dass „Black Box“ ein Konvolut von Begriffen ist, jeder mit eigenem Eintrag. Darunter natürlich die Flugzeugtechnologie. Darüber hinaus findet man einen Eintrag für Systemtheorie, Psychologie, aber auch für die Kunst. Auch Kinos und Vorführungssäle werden zuweilen „Black Box“ genannt.
Doch wir sind – so meine ich – noch immer weit entfernt von der/dem Black Box entfernt, von der/dem ich in letzter Zeit irgendwie am Rande erfahren habe.
Dann geschah es: Ich habe – ganz zufällig – entdeckt, dass es auch etwas mit Titel „Black Box AI“ gibt. Damit wir ein Anbieter für die künstliche Intelligenz gemeint. Ich war überzeugt, dass dies den/die Black Box war, den/die ich suchte.
Also habe ich unter „Black Box AI“ gegoogelt. Und siehe da! Sogleich entdeckte ich eine Seite namens „Chat Black Box“. Mit dem Zauber eines Mausklicks wurde ich prompt dahingeführt. Können Sie es auch, falls Sie neugierig sind…
Dort angekommen, habe ich einen Kasten (eine Büchse? – aber nein!) entdeckt und gefragt: „Who are you?“
Es folgte eine lange Antwort sogleich. Ich werde Sie aber mit der Antwort nicht traktieren. Denn von Neugier getrieben, fragte ich nun auf Deutsch: „Wer sind Sie?“ (notabene: ich hätte auch duzen können, wollte aber nicht). Es erschien nun die gleiche wie vorhin, doch nun auf Deutsch. Hier einige Auszuge:
„Hallo!
Ich bin ein KI-Assistent, entwickelt von BLACKBOX AI. Ich bin hier, um Ihnen bei einer Vielzahl von Aufgaben zu helfen, darunter:
• Analyse: Ich kann Ihnen helfen, komplexe Probleme in beherrschbare Teile zu zerlegen und Einsichten anzubieten, um Entscheidungen zu treffen.
• Fragen beantworten: Wenn Sie eine Frage haben, werde ich mein Bestes tun, um eine präzise und genaue Antwort zu liefern.
• Mathematik: Ich kann bei mathematischen Problemen helfen, von einfachen Berechnungen bis hin zu fortgeschrittenen Gleichungen.
• Programmierung: Ich kann bei Programmieraufgaben helfen, einschließlich des Schreibens von Code in verschiedenen Programmiersprachen, Debugging und Erklärung von Konzepten…“
Es folgten dann auch andere Zuständigkeitsgebiete: etwa „kreatives Schreiben“, „Unterrichten“, „Rollenspiel“ (?!) usw. Schließlich hieß es: „Fragen Sie mich einfach, und ich werde mein Bestes tun, um Ihnen zu helfen!“
Und nun wissen Sie so viel über den/die Black Box wie ich. Oder vielleicht wissen Sie ohnehin schon noch mehr als ich…
Neulich habe ich einen jungen Franzosen kennengelernt. Er besucht während ein paar Monate ein Seminar oder ähnliches an der Uni. Etwas mit Wirtschaft. Mehr kann ich dazu nicht sagen, und ich habe nicht gefragt.
Wir unterhalten uns auf Englisch. Sein Englisch ist sehr gut. Mein Französisch ist nicht schlecht. Ich bin halt aus der Übung und faul dazu.
Seine Deutschkenntnisse hingegen sind mehr als bescheiden. Schade. Er hätte bestimmt während seines Aufenthalts etwas dazu lernen können. Wenn man jung ist, hat man noch die Fähigkeit, Fremdsprachen schnell(er) zu lernen, zumal man leicht Anschluss zu anderen bekommt – hauptsächlich Altersgenossen, die meistens unvoreingenommener sind als alte, verschrobene Erwachsene und Greise. Man redet dann einfach darauf los.
Oder man hat auch Liebschaften. Ja, das kommt in jungen Jahren vor.
Dieser junge Franzose zeigte aber wenig Interesse, Deutsch zu lernen. Vielleicht ticken Wirtschaftswissenschaftler anders. Keine Ahnung. Darüber habe ich nie eine Studie gelesen – obwohl es mit Sicherheit so etwas gibt.
Wie dem auch sei. Neulich saßen wir bei einer Versammlung an einem Tisch zusammen und unterhielten uns. Mit dabei war auch ein Deutscher, etwas älter als er, der aber noch sehr jugendlich wirkt. Tu ich übrigens auch – und wenn ich Greis bin.
Im Lauf eines Gesprächs übers Deutschlernen habe ich mich plötzlich erinnert, wie es war, als ich Deutsch lernte. Ich meine nicht aus einem Buch gelernt, sondern in der Gesellschaft junger, deutscher Menschen.
Zum Beispiel Lu. Eigentlich hieß sie Luitgard. Ich lernte sie in San Francisco kennen. Der Name war mir so fremd wie der der neuen Premierministerin Thailands. Derzeit wohnte Lu bei mir. Man könnte sagen, dass wir ein kleines Techtelmechtel hatten. Aber nur kurz. Nebenbei: Sie ist längst – und leider zu früh – gestorben. Lungenkrebs glaube ich. Ja, sie hat auch geraucht - viel.
Lu verfügte über beste Englischkenntnisse, und wir haben uns deshalb meistens auf Englisch unterhalten. Wahrscheinlich hätte sie ohnehin keine Geduld gehabt, mein radebrechendes Deutsch zu ertragen. Dafür habe ich sie oft am Telefon gehört, wie sie mit ihren Freundinnen (oder waren das bloß Bekannten?, wenn man jung ist, zählen alle Leute als „Freunde“) gequatscht. Meistens sagte sie aber lediglich „Genau.“ oder „Genau, genau.“
Das Wort kannte ich nicht, und ich fragte sie nach dem Sinn. Einmal gelernt, hat man’s für immer. Ach ja. Manchmal verwendete sie am Telefon auch ein zweites Wort: „Eben“, bzw. „Eben eben.“
Bald hatte ich zwei Vokabeln, „genau“ und „eben“, verinnerlicht. Die Bedeutung ist ohnehin ziemlich das gleiche.
Aber zurück zum jungen Franzosen. Als wir zu dritt am Tisch saßen, erzählte ich ihm diese Sprachgeschichte – etwas knapper allerdings als an dieser Stelle. Ich wollte ihn eigentlich nur einschärfen, dass er nur diese zwei Wörter zu lernen hätte: „eben“ und „genau“, und jeder würde meinen, er beherrsche die deutsche Sprache perfekt.
Der Dritte von der Partie, schaute mich und den jungen Franzosen an, nickte und sagte: „Genau.“
Ich bin überzeugt, dass ich ihn an diesem Abend bestens beraten habe. Falls er jemals das Bedürfnis bzw. Notwendigkeit hat, Deutsch zu lernen, hat er längst schon die zwei wichtigsten Vokabeln intus.
Oder?
Die Antwort lautet selbstverständlich: „Genau.“
Nun stelle ich fest, dass ich ein Rawdogger bin.
Kennen Sie den Ausdruck? Ich erst seit ein paar Tagen, obwohl ich Englisch Muttersprachler bin. Ich musste erst Onkel Google fragen. Er weiß alles.
„Raw“ ist gleich „rau“ und „roh“. „Dog“ ist ja…“dog“. Kennt jeder diese Vokabel, auch wenn die Englischkenntnisse dürftig sind.
Doch, ein rauer bzw. roher Hund? Was soll denn das?
Onkel Google zufolge bedeutet dieser Begriff in erster Linie einen, der Geschlechtsverkehr ohne Kondome hat. Will heißen: Der „Hund“ befindet sich im „rohen“ (eher roh als rau – denke ich) Zustand. Der „Hund“ ist also dadrinnen wie der liebe Gott ihn erschaffen hat…oder so ähnlich.
Im übertragenen Sinn: Der Mann trägt keine Kondome. Nachvollziehbares Bild.
Für mich als Englisch Muttersprachler klingt „rawdogger“ in diesem Sinn äußerst derb und entstammt mit Sicherheit der männlichen bzw. macho Ecke.
Das überrascht mich. Denn heute soll der Mann nicht als Macho auftreten. Oder? Das sagt man jedenfalls. Kann es sein, dass manche Frauen dennoch auf macho Männer stehen? Doch das ist eben eine andere Geschichte.
Ich vermute, dass dieser Begriff – im sexuellen Sinn – die Schöpfung eines erfinderischen männlichen Wesens ca. zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre alt war. In diesem Alter ist der junge Macho besonders energisch und angeberisch. Alte Knacker machen sich lächerlich, wenn sie so einen Spruch von sich geben.
Ist dieser Begriff ursprünglich im schwarzen Milieu beheimatet? Das war mein erster Gedanke. Denn viel Slang kommt aus dieser Ecke. Wenn ja, würde das bedeuten, dass „dog“ auch mal im Sinne von „Penis“ gebräuchlich ist. Onkel Google verneint meine Vermutung. Ihm zufolge ist „dog“ – wie im Deutschen – eine abwertende Beschimpfung für „Mann“. Manchmal aber sage man „dog“ und meint damit „Kumpel“.
Als Verb habe ich allerdings „to dog“ entdeckt, eine Vokabel, die „Sex haben“ bedeutet. Dies scheint aber eher in Großbritannien gebräuchlich. Heißt das, dass England auch die Heimat des „rawdog“ ist? Keine Ahnung. Fest steht nur: „Rawdoggen“ hat sich inzwischen im Deutschen eingebürgert.
Seit wie langem, weiß ich nicht. Letztens wird in diversen Zeitungen und Zeitschriften Berichte darüber geschrieben. Die Medien werden zunehmend lifestylig getrimmt.
Neues gibt es aber im Punkto „rawdog“ und „rawdoggen“ zu sagen. Der Sinn dieses Wortes hat sich nämlich inzwischen radikal verändert, so dass es auch für alle Menschen brauchbar wäre.
Ein „Rawdogger“ bezeichnet nunmehr jemanden, der sich ohne jegliche Annehmlichkeiten auf langen Reisen begibt. Kein Handy, kein Notebook, keine Musik im Ohr, auch keine Gespräche im Flugzeug mit fremden Menschen. Lediglich das raue Erlebnis des Reisens.
„Rawdoggen“ ist also zu einer Art persönlichen Herausforderung geworden. Zu einer Meditation quasi. Ganz ehrlich verstehe ich die Aufregung nicht. Früher war das Reisen ohnehin ein „Rawdoggen“. Es gab weder Phones noch Laptops, Ohrknöpfe usw. Und das Gespräch mit dem Sitznachbarn war ohnehin meistens dröge, weshalb ich es vermied, indem ich die Augen zumachte.
Aber egal. Die einfachen Dinge sind offensichtlich wieder in Mode. Vielleicht ist das was Gutes. Man will sich als Abenteurer oder Helden verstehen, wenn man ein paar Stunden ohne irgendeine Infodröhnung auskommt. Held bleibt aber Held.
Die deutsche Sprache kennt zwei Viren. Leider kann ich den Unterschied nicht ganz erklären. Einmal heißt es der, einmal das Virus.
Soweit ich‘s verstanden habe, sagt man das Virus, wenn sich Ärzte oder Wissenschaftler in der Kantine oder in der Fachzeitschrift über diverse Virenarten unterhalten. Der Virus überlässt man dem Laien. Habe ich den Unterschied richtig erfasst? Ist das wichtig?
Lange waren die Viren beinahe ausschließlich ein winterliches Thema. Denn zu dieser Zeit kursieren die viralen Krankheiten am intensivsten. Dann kam Corona – oder wie manche sagen: Covid-19, also „corona virus disease 2019“. Auf einmal ist das Wort „Virus“ viral gegangen.
By the way: Die Vokabel “Virus” entstammt dem Lateinischen und bedeutet „zähe Flüssigkeit“, „Schleim“, „Gift“. Erst am Ende des 19. Jh. erahnte Wissenschaftler, dass es Erreger gaben, die winzig wie Bakterien waren aber doch anders. Ich glaube, dieses Etwas wurde erst im Schleim einer Tabakpflanze entdeckt.
Vielleicht irre ich mich. Man sagt über Viren, dass sie irgendwie Lebewesen sind oder vielleicht doch nicht. Manche me, es seien nur Informationsketten.
Wie dem auch sei. Dieses Wort ist seit Jahren zunehmend viral gegangen. Heute sind der und das Virus zu festen Bestandteilen sowohl der wissenschaftlichen wie auch populären Sprache mutiert.
Und dann glitten wir ins digitale Zeitalter. Und auch die Inforevolution ist viral gegangen.
Zuerst zeigten die Verbrecher wenig Interesse. Doch dann fragten sie sich: Hmm, wie können wir dieses neue, weltumfassende Kommunikationsmittel vergolden? Die Antwort wissen Sie längst: Phishing und Hacking usw.
Aber wie nennt man die Hauptkomponente des Erfolgs der Cyberkriminalität? Ja, klar: die Viren! Kleine giftige Informationsketten, die einen Rechner „infizieren“. Der Name ist wie maßgeschneidert.
Informationsketten? Eigentlich winzige Progrämmchen, die aus Bits und Bytes bestehen und in der Lage sind, Rechner krank oder lahm wie Polio zu machen.
Vielleicht wurden diese Viren am Anfang nur als der Schabernack heranwachsender Informatiker erdacht. Nach dem Motto: Mal sehen, was geschieht, wenn ein Rechner „infiziert“ wird.
Wie aber jeder weiß, sind die Viren viral gegangen!
Viral gehen. Schon wieder dieser Begriff, der in diesem Text wie ein Refrain wirkt. Können Sie sich noch erinnern, was man sagte, bevor es das „Viral gehen“ gegeben hat? Vielleicht „weggehen wie die warmen Semmeln“?
Eigentlich eine Lehnübersetzung aus dem englischen „to go viral“. Sie war aber so pfiffig, dass sie in Eilverfahren den deutschen Pass erhielt.
Doch wie kam es, dass „Viral gehen“ derart viral gegangen ist?
Dumme Frage.
„To go viral“ und seine deutschsprachige Entsprechung sind deshalb viral gegangen, weil wir im Zeitalter der Sozialmedien leben! Da gehen die Moden und Sprüche weg wie die warmen Semmeln.
Kein Mensch weiß genau, wann und wo „to go viral“ zuerst viral gegangen ist. Die Experten mutmaßen Ende des 20. bzw. Anfang des 21. Jh. als Zeitpunkt. Und wo? Ich persönlich tippe auf „Twitter“. Können Sie sich noch erinnern? Alle haben früher getwittert, bevor Twitter ge-X-t wurde.
Ich werde die Sache aber weiter recherchieren. Bin neugierig. Hier aber ein letzter Gedanke: Wenn Twitter so schnell verschwunden ist, könnte dieses Schicksal auch anderen Granden der Gegenwart ereilen? Amazon, z.B., oder Facebook? Und nun denke ich: Es könnte auch einmal eine Impfung gegen „Viral gehen“ geben. Fortsetzung folgt…
In eigener Sache: Nächste Woche keine Glosse. Forschungsreise in tiefster Vergangenheit.
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