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Google oder Facebook? “Choose your poison”, sage ich!

Hiermit oute ich mich: Ich benutze weder WhatsApp noch Facebook. Und zwar noch nie. Auch Instagram kenne ich nicht. Nie besucht. Was Instagram für ein Bewandtnis hat, kann ich überhaupt nicht schildern. Sicherlich bin ich eine Ausnahmeerscheinung.

Dies erzähle ich, weil mich ein Bekannter neulich dazu bringen wollte, an einer WhatsApp Gruppe teilzunehmen.

„Warum kannst du mir keine Emails zukommen lassen?“ fragte ich.

„Viel zu umständlich“, antwortete er.

Dies habe ich von eingeschworenen WhatsAppniks immer wieder gehört, wobei ich den Vorteil von WhatsApp immer noch nicht verstehe. Gleiches gilt für die anderen Messenger-Dienste. Schließlich kann man an Gruppen auch Emails via „cc“, bzw., „bcc“ verschicken.

Wenn ich aber so argumentiere, muss ich stets lange, skeptische, mitleidige Blicke erdulden.

„Benutzt du Google?“ fragt mein Bekannter.

„Ich weiß, worauf du hinauswillst“, sag ich. „Du willst mir weismachen, dass Google ebenso eine Datenkrake ist wie Facebook, dass beide mehr über mich wissen als die CIA, der BND und wie sie alle heißen zusammen.“
„Genau“, sagt er süffisant.

„Ja, und deshalb frage ich mich, wieso ich mich von zwei Datenkraken verschlingen lassen sollte. Mir reicht die eine.“

Nun schien er allmählich meinen Standpunkt zu verstehen.

„You’ve got to choose your poison”, sagte ich nun auf Englisch. Der Satz ist eine sehr geläufige Redewendung. Manche sagen allerdings „Pick your poison“. Man wählt das Gift, das man schlucken will.

Damit war das Thema erledigt.

Allerdings nicht ganz. Denn danach hab ich als Sprachenbesessener übers Idiom „Choose your poison“, nachgedacht.

Denn nun kam es mir sonderbar vor, dass das deutsche „Gift“ und das englische „gift“ gleichklingend aber sog. „falsche Freunde“ sind. „Gift“ auf Englisch ist „Geschenk“, auf Deutsch…Sie wissen schon – auch wenn beide Vokabeln dem Verb „geben“ bzw. „give“ entstammen.

„Gift“ auf Englisch ist immer noch eine Gabe. Aber das deutsche „Gift“! Es ist beileibe kein nettes Geschenk, sondern etwas Krankmachendes bzw. Todbringendes. Warum?

Und nun steigen wir in eine Zeitmaschine, um die Begegnung zweier Kulturen, der lernbegierigen Altgermanen und der hochkultivierten Griechen, beizuwohnen. Die Altgermanen profitierten erheblich von dieser Begegnung. U.a. erfuhren sie, dass die damaligen Griechen die Vokabel „dos“ – vom altgriechischen „didonai“ „geben“ – in zwei Sinnen verwendeten, einmal positiv als „Arznei“, einmal negativ als totbringendes „Gift“. Irgendwie logisch. Auch wir sagen über Medikamenten, dass es immer auf die Dosis ankommt.

Allerdings: Da die lernbegierigen Germanen das Wort die „Gift“ (im Sinne von „Geschenk“) bereits hatten, ergänzten sie es mit das Gift. Zweiteres im Sinne von „Medikament“. Irgendwann wurde das einfach zu verwirrend. Die „Gift“ verschwand, und das giftige Gift blieb hängen. Nur in „die Mitgift“ lebt das alte schenkende Wort weiter.

Was Facebook und Google betrifft: Ich bleibe dabei: „Choose your poison!“

He Opfer! Hier erste Hilfe!

Sind auch Sie ein Opfer? Kleiner Trost: Sie sind nicht allein. Heutzutage halten sich viele für Opfer! Als gäbe es auf der Welt mehr Opfer als Täter! Oder war das immer so?

Heute haben Sie aber Glück! Diese Glosse will allen Opfern erste Hilfe anbieten! Ja! Handfeste, praktische erste Hilfe für alle, die sich als Opfer identifizieren!

O je. Kaum schreibe ich obigen Satz, so denke ich als sprachinteressierter Mensch über den Begriff „erste Hilfe“ nach. Komisch. Es gibt Begriffe, die so selbstverständlich bzw. allgegenwärtig sind, dass man sich vorstellen kann, sie waren immer da. So kommt mir jedenfalls der Begriff „erste Hilfe“ vor.

Von daher habe ich mir erlaubt, eine Googlesuche durchzuführen: und zwar auf Englisch in dem ich nach dem „origin“ des „term“ „first aid“ frage; und auf Deutsch nach dem „Ursprung“ des „Begriffs“ „erste Hilfe“.

Die englischsprachigen Suchstichwörter führten direkt zu folgendem Zitat:
The term “first aid” first appeared in 1878 as a combination of “first treatment” and “National Aid.” In Britain, civilian ambulance crews were trained specifically for the railways, mines, and the police.

Muss ich übersetzen? Nein. Sie verstehen sicherlich jedes Wort.

Doch es geht weiter: wieder ein Zitat. Diesmal auf der Webseite der National Library of Medicine gefunden: St. John Ambulance was the first to use the concept of first aid in the United Kingdom in 1879. Princess Christian – the daughter of Queen Victoria translated from German into English five ambulance lectures given by Prof. Esmarch in 1882, which were published under the title “First Aid to the Injured” by Smith Elder and his partners.

Auch hier dürfte das Englisch kein Problem sein. Nur die Jahreszahlen kommen mir etwas verkorkst vor. Aber egal. Eine kleine Ergänzung ist allerdings nötig: Dieser Prof. Esmarch – er lebte von 1823 bis 1908 – hieß mit Vornamen Friedrich und war, u.a., als Militärarzt im preußischen Heer tätig – auch während des Kriegs gegen Frankreich 1870. Noch wichtiger – zumindest was die erste Hilfe betrifft: Er veröffentlichte auf Deutsch „Die erste Hülfe bei plötzlichen Unglücksfällen – Ein Leitfaden für Samariter-Schulen“. Nebenbei: Auch die Samariter-Verein war seine Idee.

Mit anderen Worten: „Erste Hilfe“ ist ein deutscher Begriff, der ins Englische übersetzt wurde. Meistens läuft es andersrum.

All dies habe ich innerhalb fünf Minuten herausgefunden.

Doch nun fragte ich mich, wie Chat-GPT den gleichen Sachverhalt handhaben würde. Immerhin betreten wir das Neuland der KI. Folgende Zeilen erschienen nach wenigen Sekunden:

„Der Begriff ‚Erste Hilfe‘ wurde erstmals von einer freiwilligen Gruppe namens ‚St. John Ambulance Association‘ im späten 19. Jahrhundert verwendet, um die erste medizinische Unterstützung zu beschreiben, die Menschen geleistet wurde, bevor professionelle medizinische Hilfe eintrifft.“

Falsch ist die Antwort nicht. Aber die Rolle des Kriegsarztes Esmarch fehlt hier völlig. Oder hätte ich nun Chat-GPT zuerst fragen sollen, wer Friedrich Esmarch war?

Ach Du meine Güte!! Heute wollte ich eigentlich über Opfer schreiben! Stattdessen bin ich wegen meiner Sprachenfaible abgelenkt worden und habe eine Geschichte über den Ursprung des Begriffs „Erste Hilfe“ geschrieben!

Arme Opfer! Nein, ich will sie nicht vergessen. Denn schließlich wollte ich ihnen ein wenig erste Hilfe geben.

Aber wie!?

Ach nun fällt‘s mir ein! Liebe Opfer, lesen Sie das Buch von Doktor Esmarch! Er hat viele Opfer behandelt und weiß alles, was man braucht, um erste Hilfe zu leisten. Und nun wissen auch Sie mehr als jegliche Quelle der künstlichen Intelligenz…

Wutmedizin

Übers Wort „Laune“ habe ich schon mal geschrieben. Es ist mit „luna“ – also „Mond“ – verwandt. Wenn man gute Laune hat, dann gleitet man durch eine günstige Mondphase. Bei einer schlechten Laune…das Gegenteil.

Mehr muss man darüber nicht wissen. Doch bleiben wir jetzt kurz bei besagter schlechter Mondphase. Häufig wird sie durch einen Wutausbruch verursacht. Manchmal aber weiß man das nicht, weil man, wie es so unappetitlich heißt, seine Wut in sich hineingefressen hat.

Nebenbei: Wissen Sie, was diese zornige Vokabel „Wut“ wirklich bedeutet? Sie werden es wahrscheinlich nicht erraten. In den alten germanischen Sprachen meinte man mit dieser Vokabel ein Lied, ein Gedicht, eine Stimme und manchmal eine Leidenschaft. Leidenschaft. Wahrscheinlich von daher rutschte das Wort eines Tages in Richtung Rage ab.

Auf Latein gibt es die Vokabel „vates“ im Sinne von einem prophetischen Dichter. Auch er ist mit „Wut“ verwandt.

Ist es nicht ulkig, wie sich Wörter einer lang untergegangenen, uralten Sprache – man nennt sie Indogermanisch – im Sinne auseinanderdriften.

Und „Zorn“? Dieser Bedeutungszwilling der „Wut“ ist mit „zerren“ verwandt. Etwas im Gemüt wird, sozusagen, zer-rissen. Notabene: Auch das „zer“ in „zer-rissen“ dürfte eine Abwandlung von „Zorn“ sein.

Doch jetzt zum Medizinischen: Was kann ein Mensch tun, wenn er – um beim obigen Bild zu bleiben – eine Wut im Bauch hat, bzw., zornig ist?

Achtung! Die Behandlung setzt voraus, dass man in der Lage ist, den explosiven Zustand wahrzunehmen, was, wie schon oben gesagt, nicht immer der Fall ist. Denn die Wut ist bisweilen eine Tarnungskünstlerin. Sie maskiert sich, so dass sie nicht einmal im Umriss zu erkennen ist.

Anstelle eines inneren Polterns verspürt man manchmal lediglich Melancholie oder Traurigkeit. Alles aber Tarnung. Man braucht nur ein bisschen an der Oberfläche dieser Gemütszustände zu kratzen, und schon beginnt es innen zu brennen. Kratzt man weiter, und man stellt fest: Man ist wütend.

So weit so gut. Doch nun muss man den Grund für diese Wut herausfinden. Meistens eine Kränkung.

Und jetzt? Was tun?

Manchmal hat man nicht die Gelegenheit, es dem Verursacher, bzw. der Verursacherin, heimzuzahlen. Es ist der Chef oder eine Behörde usw. Man steht mit einer Wut da und weiß nicht, wie man sie loswerden soll. Schwierig…

Doch heute haben Sie Glück! Ich habe für Sie Lösungen herausgearbeitet!
Es gibt nämlich mehrere, um eine siedende Wut loszuwerden.

Z.B., durchs Schreiben! Das tun viele Schriftsteller öfter als Sie denken. Und da sind wir wieder beim „Wort“ und „Wut“!

Nur: Manche finden die Worte nicht. Was denn? Ganz einfach: Man geht in den Wald, und schreit die Wut aus. Vielleicht denken Sie: Wo findet man heute einen Wald, wo man ganz allein sein kann, um so, sozusagen, von den Dächern zu brüllen? Ist nicht so einfach. Dazu gibt es heutzutage die krank machenden Zecken usw.

Ja, Sie haben recht. Dann genügt es, einfach einen Baum zu finden, den man treten kann. Armer Baum. Nein. Bäume sind zäh. Notfalls kann man den eigenen Kopfkissen schlagen.

Nun jedenfalls wissen Sie das Wichtigste über die Wut. Heben Sie diese Glosse für den Notfall sorgfältig auf. Sie wird Ihnen vielleicht mal helfen.

Schwarz auf weiß und die Farbproblematik

Lisa Lim, Professorin in Perth, Australien, war schneller als ich. Anlässlich „International Colour Day“ hat sie im März 2019 v.C. („vor Corona“) einen Bericht für die South China Morning Post über den Ursprung der zwei Urfarben – wenn man sie so bezeichnen darf: „black“ und „white“ verfasst.

„Black“, schreibt Prof. Lim, sei mit dem dt. „bleich“ und dem französischen „blanc“ (weiß) sprachlich verwandt. Am Anfang ihrer Reise durch die Sprachengeschichte bedeutete diese Vokabel nämlich etwas wie „glühend“ oder „glänzend“. Hab ich das richtig verstanden? Hat „black“ einst „white“ bedeutet?

Wenn dem so ist, wie kommt es denn, dass dieses Wort zum Inbegriff der Dunkelheit geworden ist? Antwort: Weil das „Glühen“ irgendwie mit „Brennen“ zu tun hat. Wenn etwas brennt, leuchtet es zunächst hell auf. Am Schluss bleibt nur das Verkohlte übrig.

Und „white“? Diese Farbe hat wohl vom Anfang an „scheinen“ oder „hell sein“ bedeutet. Wie langweilig, wie eintönig.

Gleiches gilt übrigens fürs dt. „schwarz“? Denn es hat immer etwas Dunkles bezeichnet.

Über die „Mohren“ habe ich schon einmal geschrieben. Man sollte bedenken, dass dieses Wort in der Berbersprache „Land“ bezeichnet. Da die Griechen und die Römer in Nordafrika auf eine dunklhäutige Bevölkerung stießen, die ihr Land irgendwas mit dem Laut „mor“ murmelten, und da die Griechen und Römer der Berbersprache nicht kundig waren, verwendeten sie dieses „mor“ als Beschreibung der Menschen dieser Gebiete. „mauroi“ (auf Griechisch) „mauri“ auf Lateinisch nannten sie sie. Und bald hatte diese Vokabel die Bedeutung „dunkel“.

Seit ein paar Jahren sind die vielen „Mohren-Apotheken“ oder „Gasthaus zum Mohren“ aus Gründen der pol. Korrektheit verschwunden. Nicht verschwunden aber sind die uralten Namen „Mauretanien“, „Marokko“ und „Marrakesch“. Bisher hat niemand es gewagt, eine Namensänderung im Sinne der Gleichberechtigung aufzufordern. Vielleicht kommt’s noch.

Nebenbei: Das Porträt des dunkelhäutigen Heiligen Mauritius hängt, falls Sie sich gefragt haben, nach wie vor in der Münchener Alten Pinakothek. Wie lange aber noch wird diese kulturelle Aneignung andauern?

Nein, Sie hören keine Ironie in meiner Stimme heraus, obwohl sich in mir drei verhasste Zustände – zumindest in bestimmten Kreisen verhasst – vereinen: weiß, alt und Mann. Klingt wie ein Lottogewinn!

Letztes Jahr erblickte ich auf einer Umweltdemonstration eine junge weiße Frau, die ein Plakat hochhielt: „Alte weiße Männer vergewaltigen Muttererde“.

Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, dass ich Muttererde vergewaltigt habe. Schlafwandler war ich aber nie. Vielleicht eine sich anbahnende Demenz. Doch vielleicht hab ich’s getan und weiß es nicht mehr. Kommt bestimmt unter Verbrechern vor. Wenn ich aber schuldig bin, so sind auch andere, ob männlich, weiblich, schwarz, weiß, gelb etc. Ich könnte sogar Namen nennen.

Das alles nur nebenbei. Denn nun fällt mir etwas anderes ein: Könnte mir jemand erklären, warum ausgerechnet „weiß“, „schwarz“ und „gelb“ die gängigen Bezeichnungen für Hautfarben sind?

Nehmen Sie mich, z.B. Ich bin alles anders als weiß. Ebenso wenig sind keine meiner „schwarzen“ Freunde „schwarz“. Zudem habe ich in meinem Leben nie einen gelben Menschen gesehen. Nein, das stimmt nicht. Als ich meinen Großvater im Krankenhaus besucht habe – ich war damals 13 – war sein Zimmergenosse durch und durch „gelb“. Man nennt diesen Zustand „Gelbsucht“. Kein schöner Anblick für mein zartes Dasein.

Halt! Hat diese Glosse einen Sinn bzw. eine Aussage? Wahrscheinlich nicht.
Ja, natürlich, hat sie einen Sinn. Ich wollte lediglich zeigen, dass Menschen gewisse Farbbezeichnungen benutzen, weil sie sonst auf der Schnelle keine Wörter finden, um einen Teint zu beschreiben. Und davon gibt es viele. Microsoft verfügt über 64.000, oder sind das 640.000? Ich hab’s vergessen. Eine Farbe akkurat zu beschreiben, erfordert Zeit.

Ein anderes Mal Vielleicht werde ich über Farben schreiben.

In eigener Sache: Nächste Glosse erst Anfang August. Ich tauche unter. Vielleicht werden Sie mich auf Ihrer Straße sehen…ohne zu wissen, wer ich bin.

Der „Käfigkampf“: erste Unterrichtsstunde

Neuer Begriff für Sie der „Käfigkampf“? Für mich auch.

Dem Vorsitzenden Google zufolge wird diese Neudeutsch-Vokabel vom englischen „cage fight“ ins Deutsch übertragen. Es scheint ein Terminus aus der „MMA“-Szene zu sein – womit ich die „mixed martial arts“-Szene meine.

In einem MMA-Kampf vermengt man allerlei Kampfkünste: Judo, Karate, Tai Kwan Do usw., wobei der Käfig die Sahne auf dem Törtchen zu sein scheint. Denn diese Mischmasch-Kampfhandlung wird in einem Käfig ausgeführt – genauer gesagt in einem achteckigen Käfig.

Ich habe erst darüber erfahren – Sie wahrscheinlich auch –, nachdem Elon Musk Mark Zuckerberg zu einem solchen Käfigkampf herausgefordert hat. Oder war es umgekehrt? Hab die Details leider vergessen.

Was der Grund für einen solchen Kampf zwischen diesen zwei Multimilliardären sein sollte, weiß ich leider auch nicht. Hat einer der Kontrahenten den anderen beleidigt? Oder vielleicht dessen Mutter oder Frau oder Kinder?

Leider habe ich mich in der Sache nicht ausreichend vertieft.

Oder vielleicht geht es nur darum, etwas Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen? Als wären diese zwei Geldschwergewichte bereits nicht satt begafft worden!

Na na, lieber Sprachbloggeur, jetzt bitte mit der moralischen Keule zu schwingen aufhören!

Ach du lieber Mäuschen! Ja! Genau das tue ich. Wie peinlich! Ich bin genauso wie jeder andere. Ich meine: Hat man nix Vernünftiges zu sagen, so meckert man über die anderen.

Deshalb folgende Überlegung: Meiner Meinung nach soll der Käfigkampf zwischen den zwei steinreichen Wirtschaftslokomotiven doch stattfinden. Allerdings unter folgenden Bedingungen: Jeder soll eine Milliarde Dollar als Einsatz vorschieben müssen. Wer verliert, der muss dann noch zwei Milliarden blechen. Wer hingegen gewinnt selbst wieder fünf Milliarden obendrauf.

Was macht man dann mit diesem Geld? Immerhin geht es um neun Milliarden Dollar.

Gibt es etwas wofür neun Milliarden Doller gut wären?

Na klar, denken Sie. Man könnte mit so viel Geld zig Leben retten, mehrere Kriege beenden, drohende Hungersnot abwenden und die leidende Deutsche Bahn endlich wieder auf Vordermann bringen.

Nein ich träume nur. Von diesem Geld würde mit Sicherheit ein großer Batzen auf zwielichtige Kanäle umgeleitet werden und in fremde Taschen landen, wo es niemanden nutzen würde außer Gangstern, Politikern und einigen sehr reichen Weltbürgern.

Außerdem fällt mir ein: Musk ist bereits 51 Jahre alt. Ist er überhaupt noch fit genug, um sich gegen den drahtigen 39jährigen Zuckerberg durchzusetzen? Zwar ist ein Mensch mit fünfzig Jahren noch weit davon entfernt, alt zu sein. Zuckerberg ist aber immerhin nicht einmal vierzig! Und, soweit ich weiß, gut trainiert.

Ach! Ich habe vergessen zu erwähnen: So ein „cage fight“ wird, wie ich gelesen habe, stets vor einem Publikum ausgeführt. Man könnte also von jeder Zuschauerin fünfzigtausend Euro Eintrittsgeld verlangen. Stünden, zum Beispiel, fünftausend Sitzplätze zur Verfügung, käme eine hübsche Summe zusammen.

Nun fällt mir ein: Selbstverständlich könnte man noch mehr Geld für die Logenplätze oder für die ersten Reihen verlangen als für die sonstigen Plätze. Da käme was zusammen! Oder? Und immerhin um etwas billiger (und heilsamer) als eine haarrissige Reise zum Titanic-Wrack.

Doch Ende der Fantasie. Gerade erreichen mir Breaking News. Denn nun habe ich Folgendes erfahren: Musks Mutter Maye zufolge sei jetzt der Käfigkampf mit Zuckerberg abgesagt worden! Ach Schade! Hmm. Nun fällt mir ein: Wie wäre es mit Meghan und Harry als Ersatzteam? Auch sie wären bestimmt nicht abgeneigt, ein bisschen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Die Wahrheit über die „Nachhaltigkeit“

Sie haben sich ein neues Phone oder Tablet erstanden oder vielleicht einen neuen Fotoapparat. Sicherlich haben Sie sich dabei, die IP-Höhe des neuen Kleinods eruiert. IP68? Oder wenigstens IP67?

Soll Ihnen dieser Begriff „IP“ fremd vorkommen: Es geht um die Wasserfestigkeit eines Geräts. „IP“ steht für „International Protection“. Schon wieder ein Fremdwort.

IP68 bedeutet übrigens, dass ein Gerät 30 Minuten eine Wassertiefe von 1,5 Meter aushält. Leider kenne ich die Messung für IP67 nicht. Fragen Sie den Vorsitzenden Google. Zum Vergleich: Bei Fotoapparaten reicht IP57 durchaus. So gilt ein Fotoapparat als „Spritzwasser geschützt“.

Ich erwähne dieses Thema lediglich deshalb, weil man beim Erwerb eines teuren Geschenks – ob Phone, Tablet, Fotoapparat usw. – das Gefühl haben will, der neue Liebling wird sehr sehr lange halten. Ist verständlich.

So eine Empfindung fängt bereits in der Kindheit an. Man wünscht sich ein Spielzeug, das nicht kaputt gehen wird.

Früher – und damit meine ich vor 10 oder 20 Jahren – hätte man vor dem Kauf gefragt: „Kann ich davon ausgehen, dass es robust (bzw. solide) gebaut ist?“
Das war damals. Heute interessieren wir uns für die „Nachhaltigkeit“.

Man könnte fast sagen: Die „Nachhaltigkeit“ ist die neue „Robustheit“. Nein. Stimmt nicht ganz. Diese Vokabeln stimmen bedeutungsgemäß nur zum Teil überein. „Robust“ bezieht sich auf den Wunsch, dass etwas nicht leicht kaputtgeht. „Nachhaltig“ ist zum Leitwort einer ideologischen Bewegung geworden, die mit der Umwelt zu tun hat.

Meinem fünfbändigen Duden von 1979 zufolge hat „nachhaltig“ folgenden Sinn: „sich auf längere Zeit stark auswirkend“. Es ist eine weitere Bildung des Verbs „nachhalten“, das „längere Zeit anhalten“ oder „bleiben“ bedeutet. Deshalb, so steht es im Duden, ist eine Suppe nicht „nachhaltig“. Sie sättige nur eine kurze Zeit. Wahrscheinlich wäre es früher der falsche Begriff gewesen, wenn ich mich über die Robustheit eines Kaufwunsches erkundigt hätte.

Nebenbei: In meinem alten Duden findet man auch das Wort „Nachhaltigkeit“. Es wurde aber ausschließlich in der Forstwirtschaft verwendet im Sinne von der Zukunftsträchtigkeit des Baumbestands.

Wie kam es dazu, dass die „Nachhaltigkeit“ zum Schlagwort der ökologischen Bewegung wurde? Meine Theorie: Es schien eine passende Übersetzung für das englische „sustainability“ zu sein, das unter amer. Umweltschützer en vogue wurde.

Dem WehWehWeh zufolge wurde seit Ende der 1980er Jahre der Begriff „sustainability“ zum Fanal für die amer. Umweltbewegung. Sagt Wikipedia: “sustainability is a social goal about the ability of people to co-exist on Earth over a long time…etc.”. Das heißt: Sie sei ein gesellschaftliches Ziel, das die menschliche Fähigkeit betrifft, langfristig auf Erden zusammenzuleben…etc.

Nebenbei: In meinem 5kg „Webster’s Unabridged Dictionary“ aus dem Jahr 1989 existiert das Wort „sustainability“ gar nicht – lediglich das Adjektiv „sustainable“ in der Bedeutung von „in der Lage, aufrechterhalten zu werden“. Das Verb „sustain“ bedeutet nämlich „aufrechterhalten“, „unterstützen“ usw.

Wenn Sie mich fragen, passt „Nachhaltigkeit“ als Übersetzung für „sustainability“ nicht besonders gut. Zwar gibt es Übereinstimmungen zwischen den zwei Begriffen aber nur zum Teil. Denn „sustain“ (unterstützen) und „nachhalten“ (länger anhalten) unterscheiden sich erheblich.

Hier übrigens – Wikipedia zufolge – die neuste Bedeutung der „Nachhaltigkeit“:
„Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip bei der Nutzung von Ressourcen. Hierbei soll eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung gewährleistet werden, indem die natürliche Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme bewahrt wird, vor allem von Lebewesen und Ökosystemen.“

Nun wissen Sie so viel über dieses Thema wie ich. Möge unser Wissen stets auf IP68 zertifiziert bleiben!

Kann ein Autor ein Fremdwort sein?

Ich, ja ich der Sprachbloggeur bin ein Fremdwort! Mit Vornamen nennt man mich „PJ“, was die Anfangsbuchstaben meiner eigentlichen Vornamen sind. „PJ“ klingt auf Englisch wie „Pidschäj“. Manche Deutsche scheinen Schwierigkeiten mit der Aussprache zu haben. Sie sagen deshalb „Pidschi“ – reimt sich mit „Fidschi“.

Über Fremdwörter schwadroniert man gern und leidenschaftlich. Ein beliebtes Thema sowohl der Medien wie auch Leserbriefeschreiber. Dann heißt es: „O je! Die deutsche Sprache geht dem Bach runter! Alles für die Cat! Alle reden über ‚Lunch‘ und ‚Meetings‘ und ‚Computers‘ und ‚Sales‘ und ‚Managers‘! Wo sind das „Mittagessen“, die „Sitzung“ usw. geblieben?

Ja. Es stimmt tatsächlich. Englische Vokabeln (manche total überflüssig) schleichen sich immer häufiger in die deutsche Sprache. Und mit Sicherheit wird es – zumindest eine Zeitlang – nur noch schlimmer werden.

Deshalb von mir heute eine gute Nachricht: Machen Sie sich keine Sorge um die Zukunft Ihrer schönen Sprache. Sie wird nicht nur das Gendern, sondern auch den englischen Einfluss überleben.

Fakt ist: Nur Praktisches und Schönes aus der Fremde bekommt den dt. Pass. Voilà!

Voilà? Sagen Sie auch manchmal „voilà“? Ich öfter. Und nicht nur, wenn ich Deutsch spreche. Ebenso, wenn ich Englisch rede oder Italienisch oder Spanisch radebreche. Ich habe „voilà“ sogar in Lettland verwendet! Jeder kennt das Wort. Es ist eine jener Vokabeln, die multinational geworden sind – wie „okay“.

Neulich entdeckte ich ein zweibändiges Fremdwörterbuch. Es heißt: „Wörterbuch zur Erklärung fremder, aus andern Sprachen in die Deutsche aufgenommener Wörter und Redensarten, welche in Schriften und Büchern sowohl, als im täglichen Leben häufig gebraucht werden. Mit beygefügten Beyspielen und mit Anzeige ihrer Abstammung und richtigen Aussprache“.

Sie stellen schon fest, dass wir uns in einem anderen Zeitalter befinden, wo man sich noch gern sehr lange Titel ausgedacht hatte…wahrscheinlich, weil das lesende Publikum damals mehr Muße zum Lesen hatte als das heutige. Das Buch – zumindest die „zweyte, stark vermehrte und verbesserte Ausgabe“, die ich besitze, stammt aus dem Jahr 1811 und wurde in Zürich veröffentlicht. Der Herausgeber hieß Johann Conrad Schweizer (passender Name für einen Schweizer) und war Schul-Inspector und Pfarrer zu Birmenstorf im Kanton Zürich.

Die zwei Bänder haben ca. 900 Seiten. Stellen Sie sich vor: Schon 1811 gab es so viele Fremdwörter!

By the way: Man findet in dem Werk nirgends das heute so beliebtes „okay“ – auch nicht „voilà“. Dafür aber „Ohe! jam satis ist!“, was mit „Oho! es ist schon genug“ übersetzt wird. Heute sagen wir dies nicht mehr. Zumindest nicht in Bayern.

Doch hier noch einige Köstlichkeiten aus besagtem Werk:

Zum Beispiel „Comet“? Heute schreibt man dieses Wort mit „K“, und es ist, wie jeder bestätigen wird, längst zum ehrenwürdigen Bürger der deutschen Sprache geworden. Nebenbei: Wissen Sie, was Deutsche früher sagten, um „Komet“ auszudrücken? Sie redeten vom „Wandelstern“, „Haarstern“, „Schweifstern“. Alles heute, seufz, äußerst selten, bzw., ungebraucht.

Oder dann habe ich in diesem Wörterbuch „Jacht“ entdeckt. Ich habe stets gedacht, das sei mit Sicherheit eine urdeutsche Vokabel. Damals sagte man allerdings „Jacht-Schiff“, womit ein Schiff gemeint war, „welches sehr gut steuert und schnell segelt.“ Hatte damals nichts mit einem Seetransport von Oligarchen zu tun.

Oder wie wäre es mit „Perversität“? Herr Schweizer gibt dieses Wort als Übersetzung für „Verkehrtheit“ an. Schade, dass es heute keine „Verkehrtheit“ mehr gibt.

Andererseits haben auch viele Fremdwörter aus der damaligen Zeit ihr Verfallsdatum erreicht. „Baratterie“, z.B. 1811 sagt man dies für „Betrug“ oder „Unterschleif“ besonders bei der Seehandlung. Aus irgendeinem Grund hat man aber lieber „Betrug“ gesagt. Vielleicht war die Aussprache leichter. Schade aber, dass man gegenwärtig keinen „Unterschleif“ mehr hat.

Wie dem auch sei. Heute möchte ich, der ich selbst ein Fremdwort bin, die frohe Botschaft verkünden, dass die schöne dt. Sprache noch am Leben ist und weiterhin so bleiben wird!

Zukunftsangst, Seneca und YouTube

Vielleicht werden Sie diesen Text kurz nach seiner Fertigstellung lesen oder auf ihn erst in ein paar Wochen oder Monate…oder gar Jahre… stoßen.

Egal. Die Gemütsregung, über die hier erörtert wird, die Zukunftsangst, wird es zu jeder Zeit gegeben haben auch in der tiefsten Vergangenheit.

Zum Beispiel Seneca. Wahrscheinlich kennen Sie den Namen. Er lebte von 4 v. Chr. bis 65 n. Chr. und war Schriftsteller und Philosoph. Wenn ich mich nicht täusche, lief in letzter Zeit ein Kinofilm übers Leben Senecas an. Ich habe den Film nicht gesehen. Ich glaube, der Filmemacher wollte mit seinem Film die Idee verbreiten, dass dieser Seneca so einer war, der Wasser predigt und Wein trinkt.

Er mag auch recht haben. Aber so what.

Seneca war nicht nur talentiert als Schriftsteller und Philosoph. Er war auch der Lehrer des Kaisers Nero und ging ein und aus in den kaiserlichen Hof wie Sie vielleicht bei Starbucks. Er hatte auch einen großen Einfluss auf Nero – der übrigens nicht nur Bösewicht war. Denn der komplizierte Nero war einerseits Reformer in Rom und bemühte sich als Kaiser, den althergebrachten Einfluss des Senats (sprich: der „Oligarchen“) zu bändigen; andererseits war er tatsächlich nicht ganz normal im Kopf. Kommt in den besten Familien vor.

Vielleicht deshalb hat sich Seneca während seiner letzten Lebensjahre zunehmend vom kaiserlichen Hof distanziert. Er war sogar Mitverschwörer bei einem Aufbegehren gegen den exzentrischen Nero, was ihm schließlich zum Verhängnis wurde. Denn Seneca bekam den Befehl: Selbstmord zu begehen oder sich hinrichten zu lassen. Er entschied sich für Ersteres, was damals bei Menschen seines Standes üblich war.

Ich lese gerade ein Alterswerk Senecas: Moralische Briefe (Epistulae Morales). Das sind 124 zum Teil sehr lange Briefe, die der Autor an einen jüngeren Freund, einen Schriftsteller namens Lucilius, geschrieben hat. Die Themen sind bunt: Natürlich geht es meistens um philosophische Fragen. Doch zwischen den Zeilen erlebt man Rom durch Senecas Augen. Er erzählt viel aus dem täglichen Leben. Zum Beispiel, dass er seekrank wird und deshalb nicht mit dem Schiff fahren wollte. Wir erfahren, dass es im Erdgeschoss seines Hauses in Rom ein Fitness-Studio gegeben hat. Er beschreibt, wie es ist einem Konzert beizuwohnen und schildert sogar die blutrünstigen Gladiatorenkämpfe.

Auch die Zukunftsangst war bisweilen sein Thema. Einmal schrieb er: „Unglücklich ist, wer vor der Zukunft Angst hat.“ Ja, er war dagegen. Er war gegen jegliche Angst sogar und begründet dies mit dem Argument, dass man ohnehin über die Zukunft nichts wissen kann. Denn schließlich leben wir in der Gegenwart.

Nebenbei: Seneca war nicht der einzige Schriftsteller der Antike, der sich mit diesem Thema befasst hat.

Wie komme ich dazu, heute, über die Zukunftsangst zu schreiben?

YouTube hat mich auf die Idee gebracht. Ich mag YouTube, wenn es darum geht, Information über ein Lieblingsthema zu sammeln. Ich schaue mir, z.B., Videos über Fotoapparate, Musiktheorie, Mandoline Spielen, Info über elektronische Geräte, wenn ich etwas kaufen will, etc. Manchmal frage ich YouTube, wenn ich einen Tipp suche, wie man Fenster putzt oder Armatur sauber bekommt…usw.
In letzter Zeit stelle ich aber fest, dass YouTube irgendwie anders geworden ist.

Immer mehr finde ich mich mit einem Sammelsurium zeitverschwenderischen Infotainments konfrontiert, wo früher Videos, die meinen Interessen
entsprachen, dargeboten wurden. Die meisten dieser Videos wurden bereits zig Millionen Mal angeklickt. Beispiele: Einer erzählt, wie er fünf Jahre ohne Shampoo überlebt hat; oder will die Frage beantworten, wieso Mao nie Taiwan erobert hatte; oder man erfährt alles, was man wissen (oder nicht wissen) wollte, über die grausame Hinrichtung Robespierre usw. Noch dazu: Überall sind Videos von sog. „Influencern“, Menschen, die einen überzeugen wollen, etwas zu kaufen, und so tun, als wären sie unparteiisch, was sie nicht sind.

Was mich betrifft: Ich finde YouTube allmählich langweilig, und ich frage mich: O je. Wo führt dieser Nonsens hin? TikTok, YouTube, Instagram, Spotify. Die Info-Revolution wird zusehends zu einem Markt für multinationale Firmen. Und so bin ich bei der Zukunftsangst gelandet. In diesem Fall geht es um die Monetisierung der Kreativität.

Umso mehr Werbung in eigener Sache: Ja, auch ich – in Kollaboration mit meinem Sohn und einem Schauspieler aus London – habe ein YouTube Video veröffentlicht. Die gute Nachricht: Er ist kurz, und keine multinationale Firma ist mein Sponsor. Falls Sie Interesse haben, hier der Link:

https://www.youtube.com/watch?v=bHy90oIX6Rc

Nur wenn der „kleiner Mann“ (und die „kleine Frau“) bereit sind, weiter zu kreieren, entsteht etwas jenseits des big business. Machen Sie auch mit! Weg mit der Zukunftsangst! Das hätte auch Seneca bestimmt unterzeichnet.

Das hässlichste Wort in der deutschen Sprache

Über die hässlichste Vokabel in der deutschen Sprache zu schreiben: das habe ich mir vorgenommen. Denn ich weiß, wie sie lautet.

Doch dann geschah es – wie ein Blitzschlag aus dem kollektiven Unterbewusstsein: Ich bin nämlich auf eine Leserzuschrift in der Münchener Abendzeitung gestoßen. Und siehe da: Jemand schien auf der gleichen Schiene zu seinawie ich!

Sie heißt Anneliese Niekamp. Ich kenn sie persönlich nicht und weiß sonst gar nicht über sie außer einer Sache: Wir sind wohl beide Leser der AZ…oder sollte ich lieber „Leser*Innen“ dieser Zeitung sagen?

Nein brauche ich wirklich nicht. Ich glaube, Frau Niekamp würden, sollte sie sich als Teil eines gegenderten Wortes entdecken, die Haare zu Berge stehen. Hier zum Beispiel ein Zitat aus ihrem Leserbrief, der in der Pfingst-Feiertagausgabe dieser Zeitung veröffentlicht wurde:

„Entweder wird gegendert oder nicht. Wenn ich schon mal dabei bin, die Anlieger-Schilder. Ich fühle mich als Frau ausgegrenzt und bitte darum, die Schilder mit „Anlieger*innen neu aufzustellen.“

Ja. So stand es im. „Leserforum“

Hmm. Wäre es eigentlich nicht korrekter – ich meine politisch korrekter – anstatt „Leserforum“ „Lesendeforum“ zu schreiben? Oder falls das zu blöd klingt, vielleicht „Leser*Innenforum“?

Kein Wunder, dass einer manchmal das Gefühl hat, dass die Genderist*Innen nicht wirklich konsequent genug durchgreifen. Eben das ist worüber sich Frau Niekamp beklagte, als sie sich ein Schild vorstellte, worauf „Anlieger*Innen frei“ oder so ähnlich stehen würde.

Aber ich wollte Ihnen heute eigentlich meine Wahl für das hässlichste Wort in der deutschen Sprache vorstellen und wurde dann abgelenkt, weil ich gemeint habe, dass Frau Niekamp über das gleiche Wort schwadroniert hatte wie ich. Das stimmte aber nicht, wie ich nun entdecke.

Jedenfalls: Mein Kandidat in diesem Wettbewerb heißt…“Studierendenschaft“.
Für einen Augenblick habe ich mir eingebildet, dass auch Frau Niekamp dieses Wort auf den Magen ging, aber ich habe mich geirrt. Frau N. hat vielmehr in ihrem Leserbrief („Leser*Innenbrief“?) Folgendes geschrieben:

„Was sind Sie dann nun, Studenten oder Studierende? Studierendenwerk – wie sich das anhört! Komisch, sehr komisch. Und dann die U-Bahn- und Bushaltestelle ‚Studentenstadt‘. Sofort, aber sofort plädiere ich dafür, dass sie ab jetzt ‚Studierendenstadt‘ heißt…“

Amen!

Nun muss ich selber überlegen, ob „Studierendenschaft“ wirklich das hässlichste Wort der deutschen Sprache ist. Vielleicht ist „Studierendenstadt“ ebenso hässlich oder noch mehr so. Bloß: „Studierendenstadt“ ist eine Fantasieschöpfung. „Studierendenschaft“ gibt es tatsächlich.

Oder vielleicht bin ich noch nicht aufs hässlichste Wort in der deutschen Sprache gekommen. Wahrscheinlich könnte man die Kandidatenliste erweitern. All diese Gedanken haben wir der sprachlichen Gleichberechtigung zu verdanken.

Jetzt muss ich also nochmals darüber nachdenken, ob auch andere frische Hässlichkeiten noch hässlicher sind. Arme deutsche Sprache. Sie war einst so schön.

Vielleicht haben auch Sie einen eigenen Lieblingskandidaten, die Sie vorschlagen möchten. Man kann es nie wissen.

Nebenbei: Hoffentlich werde ich von der AZ wegen irgendeiner Urheberrechtsverletzung nicht verklagt. Man weiß es heute nie. Immerhin habe ich die Quelle ordnungsgemäß angegeben.

Ein kurzer Exkurs über die Sklaverei – für Sprachinteressierte (und andere)

Wir schreiben das Jahr 1581. Es ist Juli, und wir befinden uns nahe Pisa an der Mittelmeerküste, wohin wir Michel de Montaigne auf einer langen Reise begleitet haben.

Montaigne hatte im vorigen Jahr, d.h., 1580 seine heute berühmten Essays veröffentlicht. „Essay“ bedeutet auf Französisch „Versuch“ und stammt aus dem lateinischen „exagium“, das etwas wie „Erwägung“ bedeutet. Nun ist Montaigne auf Reise.

Genauer gesagt: Er nimmt auf sich die lange Strecke von seiner Kleinstadt namens Montaigne in der Nähe von Bordeaux nach Italien, wo er sich am Heilbad bei Lucca Linderung für seine schmerzhaften Nierenkoliken erhofft. Nebenbei: In seinen Essays pflegte der Leidende stets abschätzig über die Ärzte zu schwadronieren. Doch die Literatur und die Wirklichkeit sind, wie jeder weiß, zwei Paar Schuhe.

Übrigens: Dieses Tagebuch seiner Reise ist ein faszinierendes Werk. Man erfährt, wie es damals im täglichen Leben in Frankreich, Süddeutschland, in der Schweiz und in Italien ausgesehen hat. Kann ich nur empfehlen.

Aber zurück nach Pisa. Wir lassen Montaigne selbst berichten:

„Am zweiundzwanzigsten [Juli] landeten hier in der Nähe drei türkische Korsarenschiffe und entführten fünfzehn bis zwanzig Fischer und arme Schäfer als Gefangene.“

Ende des Zitats und weg waren sie. Die Piratenschiffe stachen auf nimmer wiedersehen wieder in See.

Was wollten diese Piraten von diesen italienischen Fischern und Schäfern? Ganz klar: Diese sollten im osmanischen Reich als Sklaven verkauft werden! Was sonst?

Ich weiß: Dies ist eine längst und gern vergessene Episode in der europäischen Geschichte. Doch fakt ist: Jahrhunderte lange verübten osmanische Freibeuter Menschenraubzüge in Europa. Darüber hat Mozart eine Oper komponiert: Die Entführung aus dem Serail.

Doch keine Sorge: Es waren nicht nur die Osmanen, die aus dem Menschenhandel einen profitablen Sport gemacht haben. Hier noch ein Zitat aus Montaignes Reisebericht:

„Am selben Tag [er meint hier den 14. Juli] flohen in der Nähe meines Hauses einundzwanzig türkische Sklaven aus dem Arsenal und bemächtigten sich eines voll ausgerüsteten Ruderschiffs…“

Das mit der Sklaverei schien damals eine weitverbreite Sitte zu sein. Zur gleichen Zeit waren auch arabische Freibeuter an der sog. „barbarei Küste“ Nordafrikas recht aktiv im Geschäft – und blieben so bis zum 19. Jh!

Ja so waren die Menschen damals: ob Türken, Araber, Europäer – auch übrigens Afrikaner. Trotz alledem bleibt uns am bekanntesten uns allerdings jener ominöse Handel europaseits vor allem der Handel mit Afrikanern, die in die Neue Welt als unfreiwillige Arbeitskräfte verfrachtet wurden. Vergessen Sie aber nicht: Das Wort „Sklave“ bezog sich ursprünglich auf gefangene Slawen, die von Magyaren an Byzantiner verkauft wurden.

Und auch nicht zu vergessen: Schließlich waren es Engländer, die schon Mitte des 18. Jh begannen, dieses Geschäft moralisch in Frage zu stellen, und sogar die ersten Gesetze gegen die Versklavung von Menschen verabschiedeten, was wiederum peu à peu das Ende der Sklaverei in Europa einläutete. In Nordafrika und im osmanischen Reich hat dies etwas länger gedauert, bis man diesen Handel einstellte.

Eigentlich war es ziemlich überraschend, dass auf die Sklaverei verzichtet wurde. Denn sie war seit der Antike in vielen Kulturen eine Selbstverständlichkeit. Vielleicht hat man dank der industriellen Revolution keine Sklaven mehr gebraucht!?

Ende der Geschichte? Nein, eigentlich nicht. Heute, so habe ich gerade eben in den Nachrichten gehört, leben ca. 50 Millionen Erdbürger in der Sklaverei. Schlagen Sie selbst beim Vorsitzenden Google nach. Er weiß alles, und wir werden zusehends zu Sklaven seines Allwissens…

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