Eins steht fest: Mein Zahnfleisch ist entzündet: hinten rechts unten, liebe Zahnärzte, liebe Zahnärztinnen. Oder sagen wir so: Ich vermute, dass die Schmerzen, die ich empfinde, vom Zahnfleisch stammen. Schein und Sein. Oder meine ich Schein oder Sein?
Und so sind wir beim eigentlichen Thema angelangt: „Genozid“ und „Faschist“. Falls Sie nicht auf den Malediven ohne Handy in Urlaub waren, dann werden Sie täglich mit diesen zwei Begriffen (unter anderen) konfrontiert.
Es sind Begriffe die, wie jeder Journalist weiß, anziehen.
Was wäre das für eine Welt, wenn man nur über Taylor oder „Diddy“ oder Justin Bieber Berichte lesen durfte? Oder über die „Ampelkoalition“, die Lastenradeln, das Comeback von…ähmm…wie heißt er wieder?
Doch zurück zu den obengenannten Begriffen, die, wenn ich mich nicht täusche, würdige Kandidaten fürs Wort des Jahres 2024 werden könnten.
Fangen wir mit „Genozid“ an. Ich habe leider vergessen, wer als Erster das, was in Gaza stattfindet, als „Genozid“ bezeichnete. Waren es russische oder iranische Geheimagenten? Beide hätten einen verständlichen Grund. Dieser Begriff, „Genozid“ wurde übrigens erst 1944 in den USA von einem amer. Juristen Raphael Lemkin geprägt, um die von den Nazis geplanten Ausrottung des jüdischen Volkes zu beschreiben. „Geno-“, Griechisch bedeutet in etwa „Typos“, „Art“ usw. „zid (bzw. „cide“) ist Lateinisch und hat mit „töten“ zu tun.
Denken Sie an Patrizid, Matrizid, Fratrizid (nur erstes wird im Deutschen verwendet). 1799 prägte einer den franz. Begriff “Populicide“ – alles jedenfalls Urahnen des „Genozids“.
Findet in Gaza ein „Genozid“ statt? Fragen Sie mich bitte nicht. Man könnte ebenso behaupten, ein Genozid gegen Israel sei von seinen Feinden im Gange. Ein Sprachbloggeur, wenn er seiner Berufung folgt, beschränkt sich lediglich auf Sprache und nicht auf politische Meinungen. Übrigens: Momentan werden in Sudan dunkelhäutige Menschen von Arabern geradezu pauschal abgeschlachtet. Davon liest man aber kaum etwas. Aber Schwamm drüber.
Fest steht jedenfalls: Das Wort „Genozid“ bleibt ein ernstzunehmender Kandidat fürs Wort des Jahres 2024. Ausschau halten.
Und nun zum zweiten Kandidaten: „Fascist“. Hier schreibe ich das Wort auf Englisch. Ist ja egal. Inzwischen schlafwandeln die aktuellen Begriffe hin und her über die Sprachgrenzen, ohne den Pass zeigen zu müssen. Schließlich herrscht momentan in den USA Wahlkampf. Die Harris-Anhängerschaft bezeichnet D. Trump als „Faschist“. Die Trumpisten hingegen werfen mit dem gleichen Dreck zurück.
Sind Trump und Harris Faschisten? Naja. Wie oben gesagt: Ich bin Sprachvernarrter und kein politischer Kommentator. Jeder soll während eines Wahlkampfs eigene Antworten schaffen, wenn es um Kandidaten geht.
Komischer Begriff „Kandidat“. „Candidatus“ bedeutet auf Lateinisch: „im Weiß bekleidet“. Denn im Wahlkampf trugen damals die Kandidaten eine weiße Toga. In Japan trägt man weiße Handschuhe.
Wie dem auch sei: Es ist zweifelhaft, ob Trump oder Harris „Faschisten“ sind, Das war Mussolini allerdings ganz bestimmt. Er wollte alles in einen einzigen Bund vereinen. „Bund“. Das ist nämlich die Bedeutung des Wortes „Fasces“.
Aber genug. Ich habe wichtigere Probleme als einen erfundenen Genozid und Scheinfaschisten zu kommentieren. Mein Zahnfleisch tut weh. Gerade habe ich bei meiner Zahnärztin einen Termin vereinbart.
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