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Heute mache ich die Probe aufs Exempel!

Hmm. Hatte ich vor, ein Exempel zu statuieren oder übers Exempel statuieren zu schreiben? Leider habe ich vergessen. Denn, wissen Sie, in den letzten Tagen war einfach zu viel los.

Ich möchte Sie mit den Details aus meinem Leben nicht langweiligen. Bis auf eine Sache: Mein Mailprogramm, TheBat! genannt, spinnt seit Tagen. Jede Mail wird vom sog. Malwarewächter meines Microsoft-Defenders genau und sehr gemächlich unter die Lupe genommen, bis ich endlich die Gelegenheit bekomme, die Mails zu lesen. Ohnehin meistens Werbung. Trotzdem.

Das Warten treibt in den Wahnsinn (oder in Ähnliches). Ja klar. Es handelt sich um ein Luxusproblem. Ich denke an Sudan. Dort werden in diesem Augenblick dunkelhäutige Knaben und Männern von arabischen Söldnern pauschal abgeknallt…vielleicht um ein Exempel zu statuieren? Die Rede ist von zigtausend Toten. Männer und Knaben, sage ich. Die Frauen hingegen werden lediglich vergewaltigt. Zweck der Übung: diese dunkelhäutigen Menschen über die Grenze nach Chad zu vertreiben. Ethnische Säuberung halt.

Wahrscheinlich wissen Sie darüber gar nichts oder extrem wenig. Ist verständlich. Über dieses Thema wird in den Medien äußerst wenig publiziert. Die medialen Schlachtenbummler sind anderswo beschäftigt: etwa im Nahen Osten oder in der Ukraine.

Ich weiß davon, weil ich die New York Times lese. Ein Kommentator namens Nicholas Kristof schreibt – vor Ort – regelmäßig darüber. Dazu schildert er auch Einzelschicksale. Die Probe aufs Exempel.

Nebenbei: Kristof hat schon 2006 über ähnliche Umstände in dieser Gegend geschrieben – und war auch derzeit selber vor Ort. Damals lautete das Stichwort „Darfur“ (nicht mit „dafür“ zu verwechseln!).

Als einzige – hörbare – Stimme Kristof hat eine wichtige Rolle gespielt, den Massenmord ein Ende zu machen. Denn die Politiker wurden dank ihm endlich hellhörig. Nun ist es wieder wie damals. Und weil die Nachrichtenjunkies sich, während sie an ihren Müsliriegeln knabbern, lieber von Bildern aus Libanon, Gaza und der Ukraine füttern lassen, wird dieses noch größere Desaster schlichtweg ignoriert. Ähnliches gilt übrigens für die schreckliche Situation in Myanmar – und seinerzeit Berg Karabach.

Ja, liebe Exempelstatuierer, es gibt scheinbar einen Schönheitswettbewerb im Reich des Schreckens. Letztendlich kommt, wie es scheint, manches besser rüber als anderes.

Wäre ich ein „Influencer“, wie man heute sagt, könnte ich Sie bestimmt für mein eigenes Luxusproblem (s. oben) an Bord holen. Bin aber kein „Beeinflusser“ und auch kein Beeinflusste. Wahrscheinlich bin ich zu altmodisch dafür. Allerdings kann ich mich erinnern, als manche Baseballhelden in den USA Werbung für die Tabakindustrie machten. Immerhin gutes Geld.

Nein, heute wollte ich lediglich über den schönen deutschen Begriff „Exempel statuieren“ schreiben – und vielleicht über seinen Cousin ersten Grades „die Probe aufs Exempel“.

Woher kommen diese Begriffe?

Einfache Antwort: Es handelt sich ums Beamtendeutsch aus einer vergangenen Zeit – bzw. Beamtenlatein. Diese Zeit liegt wahrscheinlich etwa 400 Jahre zurück. Damals wurde noch viel Latein in der juristischen Sprache verwendet.

„Exempel statuieren“ ist lediglich eine Übersetzung des lateinischen Begriffs „exemplum statuere“ – mit derselben Bedeutung wie die deutsche Version.
Ich gehe davon aus, dass „die Probe aufs Exempel machen“ eine ähnliche Herkunft hat. Ich habe es aber nicht recherchiert.

Wie gesagt: Es war einfach viel zu viel los die letzten Tage, und ich mache lediglich die Probe aufs Exempel.

In eigener Sache: Bin auf Geheimmission wieder. Nächste Glosse Ende des Monats. Husch! Bald ist wieder ein Jahr vorbei.

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