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Seelenmedizin in düsteren Zeiten

Heute möchte ich Ihnen ein Buch empfehlen. Das mache ich äußerst selten. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das das letzte Mal gemacht habe.

Lesen Sie die Zeitung, oder schauen Sie sich Nachrichten im Fernsehen oder in den Onlinemedien an? Oder vielleicht sind TikTok oder YouTube Ihre Nachrichtenquelle. Ist im Grunde egal, woher Sie übers Weltgeschehen informiert werden.

Denn, wenn die Medien recht haben, so leben Sie am Rande eines Vulkans, der bald in die Luft geht. Ist nicht neulich in Indonesien oder auf Island oder an beiden Orten so etwas geschehen?

Ja, Gefahr in der Luft. Mucho mucho. Vorsicht und ein leichtes Unbehagen dienen im Augenblick als tägliche Verzehrzugabe. In Deutschland (und anderswo) rechnen manche sogar mit einer Atombombe aus Russland – oder mit noch Schlimmerem: dem Zusammenbruch des Internets! O je.

Aber halt! Habe ich nicht oben gesagt, ich wollte Ihnen ein Buch empfehlen? Ja, und das werde ich jetzt auch tun. Es geht nämlich um eine Lektüre, die Ihnen wieder Hoffnung und eine vernünftige Perspektive beschert.

Nein keine Kitschlektüre. Auch kein Glaubenspamphlet. Das Buch, das ich Ihnen nahelegen will, wird Sie nicht nur erheitern, sondern auf eine Weise Ihre Gedanken erfrischen.

Aber genug des langen Hinauszögerns (übrigens: immer ein nützliches Instrument, wenn man Spannung erzeugen will. Nur ein Tipp für Erzählende).

Das Buch, dass ich hier vorstellen möchte, ist nicht einmal vollständig erhalten geblieben. Es wurde nämlich im 1. Jh n.Chr. geschrieben. Heute weiß kein Mensch, wie lang es ursprünglich war. Nicht einmal der Titel ist gewiss. Wir kennen es als „Satyricon“ (bzw. „Satyrikon“). Der Autor, ein gewisser Gaius Petronius Arbiter (manche sagen Titus Petronius Arbiter), war ein betuchter Partyboy im Hof Neros. Nach Auskunft des römischen Historikers Tacitus, musste er sich das Leben nehmen, weil ein Neider ihn vor dem Kaiser verleumdet habe. Letztendlich weiß man aber nichts über ihn.

Der Satyrikon erzählt die Abenteuer eines gebildeten jungen Mannes namens Encolpius (er ist auch der Erzähler), der mit seinem noch jüngeren Toyboy Giton irgendwo im heutigen südlichen Italienunterwegs ist. Die zwei treffen auf diverse Menschen und Situationen. Im Grunde bietet uns der Autor ein Bild von einem Rom, das man kaum kennt. Man ist auf den rauen Straßen des Imperiums: bei den Reichen, bei den Armen, bei den Hochstaplern, in den Bordells. Man hört den Straßenlärm und trifft ständig auf schräge Zeitgenossen. Die Bilder sind lebendiger als jeglicher Film aus Hollywood.

Ich habe aber gesagt: Es handelt sich um ein Fragment. Tatsache ist: Man weiß nicht, wie das Buch als Ganzes aussah. Wir haben lediglich ca. 100 Seiten davon. Es kann sein, dass es ursprünglich viel viel länger war. Ein wichtiges Motiv des Buches scheint die Impotenz des Erzählers Encolpius zu sein. Irgendwie hat er wohl einen Geheimritus des Fruchtbarkeitsgottes Priapus versehentlich gestört, was seine sexuelle Unfähigkeit verursachte. Die Probleme des Encolpius bereiten – zumindest für Leser – jedoch sehr unterhaltsame Szenen.

Nebenbei, und hier etwas Selbstwerbung: Der Sprachbloggeur hat Elemente dieses antiken Romans zu eigenen Zwecken in einem auf Englisch selbst geschriebenen Roman, „Winston Hewlett’s Impotence“, der dieses Jahr in den USA erschienen ist, nachempfunden. Auch dieses Buch ist eine Komödie.

Warum empfehle ich Petronius (und auch Blumenthal) gerade jetzt? Ganz einfach: Wenn es so scheint, als würde die Welt bald untergehen, ist es hilfreich, sich zu erinnern, dass die Gegenwart bloß ein Augenblick in der langen Geschichte der Menschheit ausmacht.

Petronius malt Ihnen eine Welt, die vor zweitausend Jahren existierte und sich für höchst modern gehalten hat. Blumenthal tut das gleiche über eine Welt, die vor 50 Jahren als Höhepunkt des Modernen galt.

Zweifeln Sie nicht: Ein Blick in die Vergangenheit ist durchaus erfrischend, wenn man den Stellenwert der eigenen Gegenwart überzubewerten neigt.

Die Außerirdischen haben sich gemeldet und zeigen auf die rote Linie!

Endlich haben uns die Außerirdischen kontaktiert und eine Nachricht hinterlassen!

Wieso weiß ich das? Weil ich neulich einen Artikel darüber auf der CNN-Webseite gelesen habe. Ich habe sogar die Botschaft der Außerirdischen gesehen.

Hmm. Wie soll ich diese Nachricht beschreiben? Auf einem schwarzen Hintergrund waren diverse Lichtbündel zu sehen, die aus Lichtpunkten bestanden, manche heller als andere und ein Tick größer. In jedem Bündel waren jeweils fünf oder sechs helle Punkte erkennbar.

Das aber war längst nicht alles. Die hellen Lichtpunkte waren ständig in Bewegung, und zwar quasi von Bündel zu Bündel, wobei der neue Lichtpunkt den Platz eines anderen einnahm. So habe ich es jedenfalls in Erinnerung.

Insgesamt waren das vielleicht sieben oder acht Bündel. Habe ich leider vergessen.

Was ich auch leider vergessen habe, ist wo genau diese Botschaft der Außerirdischen gefunden wurde. Das ist natürlich ein sehr wichtiger Punkt. Vielleicht können Sie das selbst recherchieren.

Leider bin ich aber ein typischer Schnellleser – vor allem, wenn es um Zeitungsberichte oder Internetnachrichtenwebseiten geht. Man kann sonst endlos viel Zeit mit Informationen vergeuden. Und nach einem Tag interessiert sich ohnehin keiner mehr für das, was so wichtig erschien.

Fest steht – oder so habe ich es in Erinnerung: Ein Vater und Tochter – oder war das ein Bruder und Schwester? – kamen auf die Idee, dass hier eine Botschaft von Außerirdischen vorliegen könnte.

Mit anderen Worten: Man weiß nicht, ob es sich tatsächlich um eine Botschaft handelt oder nicht.

Wenn ich mich aber richtig entsinne, vermuteten die Entdecker, dass die Sache etwas mit dem Sinn des Lebens zu tun hatte. Ja, so war es. Klar: Auch dies war lediglich eine Vermutung ihrerseits.

Ich aber möchte nun eine ganz andere Theorie vorführen: Meiner Meinung nach haben die Außerirdischen – falls es tatsächlich um eine Botschaft aus fernster Zeit und fernstem Raum handelt – Anderes im Sinne.

Ich behaupte, dass sie uns eine Warnung geschickt haben. Ich bin sogar überzeugt, dass ich in diesen merkwürdigen Ansammlungen von Lichtpunkten die Wörter „rote Linie“ herausgelesen habe.

Ja, die Außerirdischen wollen uns lediglich auf eine von ihnen gezeichnete rote Linie aufmerksam machen, die wir ja nicht ohne ernste Konsequenzen überschreiten dürfen.

Dieser Begriff „rote Linie“ ist, wie jeder weiß, momentan – auch auf Erden – sehr beliebt. Falls Sie vergessen haben: Der US-Präsident Barack Obama hat ihn als erster in jüngster Zeit verwendet. Damals ging es um eine rote Linie in Syrien, die nicht überschritten werden durfte.

Die Syrer haben diese rote Linie dennoch überschritten, und damit hat Obama als Weltpolitiker gewissermaßen an Schärfe verloren.

Nun ist die Frage: Sind die Außerirdischen – falls sie tatsächlich Urheber dieser Botschaft sind –falls es sich überhaupt um eine Botschaft handelt – Lebewesen wie Obama…oder sind sie doch anders?

All dies wissen wir noch nicht.

Ich würde sagen Fortsetzung folgt…

Das Orakel namens ene mene mu

Die Präsidentschaftswahl in den USA ist nun vorbei. Auf Neudeutsch gesagt: „Sie ist Geschichte“, was eigentlich bloß eine Lohnübersetzung aus dem Amerikanischen ist, die den gleichen Sinn ergibt.

Vor dieser Wahl entschloss ich mich, das Orakel zu fragen, wer als Sieger (bzw. Siegerin) dieses spannenden Zweikampfs hervorgeht. Auf das Risiko hin, dass Sie gleich skeptisch werden, werde ich das Ergebnis dieser Konsultation verraten:

Mein Orakel hat mir die richtige Antwort gegeben.

Notabene: Ich bin amer. Staatsbürger und darf in den USA wählen. Ich habe aber diesmal keinen Gebrauch dieses Rechts gemacht. Weder der eine noch die andere hat mich überzeugt.

Dies sage ich nur nebenbei. Meine Wahlentscheidung wäre ohnehin irrelevant. Hier geht es ausschließlich um die Aussage eines Orakels.

Was für ein Orakel?, denken Sie wohl. Es ging folgendermaßen:

Vorerst habe ich mein linkes Knie den Namen „Trump“, mein rechtes „Harris“ gegeben. Dann begann ich auf Englisch abzuzählen. Damit meine ich: Ich habe mich eines Abzählreims bedient, den ich seit der Kindheit kenne. Ich fing links an und wechselte dann Silbe für Silbe mit dem Zeigefinger die Kniee in dem ich rezitierte:

“Eenie meenie miney mo, catch a tiger by the toe. If he hol-lers let him go. My mo-ther said to pick this one.”

Nebenbei: Die Aussprache der ersten vier Wörter entspräche auf Deutsch „ienie mienie meinie mo“.

Wie dem auch sei. Das letzte Wort, die letzte Silbe also, endete am linken Knie.
Übrigens: In meiner Kindheit sagten wir nicht „catch a tiger“, sondern „catch a nigger“. Das war nämlich die alte Tradition. Heutzutage darf man das „N-Wort“ weder sagen noch schreiben (außer man ist selbst schwarz). Ich tue es hier lediglich aus wissenschaftlichen Gründen. Ich kann mich noch erinnern, dass einer uns Kindern eines Tages sagte, es sei nicht mehr zulässig, die alte Version zu verwenden. Ab dann sind wir auf „tiger“ umgestiegen. Eine schmerzlose Veränderung.

Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen, dass dieses „eenie meenie miney mo“ an etwas Deutsches erinnert.

Klar. „Ene mene mu und raus bist du.“

Es sollte selbstverständlich sein, dass beide Abzählreimformulierungen eng verwandt sind. Nur: Haben Deutsche die englische Fassung oder Engländer (und Amerikaner) die deutsche Fassung übernommen?

Das weiß leider niemand mehr. Übrigens: Auch auf Niederländisch findet man diesen Abzählreim. Es gibt jedenfalls verschiedene Theorien über dessen Ursprung.

Manche vermuten, es sei eine Verballhornung der biblischen Stelle im Buch Daniel, an der die Zauberworte „Menetekel“ an der Wand erscheinen.

Manche ahnen einen alten Zauberspruch – sowie „Hokuspokus“ oder „Abrakadabra“. Nebenbei: Erster könnte Nonsens-Lateinisch und zweiter Nonsens-Hebräisch sein.

Es gibt auch die Theorie, dass „ene mene mu“ auf keltische Zahlen zurückgeht – in verballhornter Form freilich. Was wiederum auf einen einstigen keltischen Zauberspruch hinweisen könnte – oder auf etwas schrecklich Alltägliches: das Abzählen von Schafen durch den Hirten.

Kein Mensch weiß jedenfalls Bescheid. Nur einst steht fest: Mit „eenie meenie miney mo“ habe ich triftiger als alle Medienkommentatoren den Wahlsieger in den USA erraten.

Das Orakel namens ene mene mu

Die Präsidentschaftswahl in den USA ist nun vorbei. Auf Neudeutsch gesagt: „Sie ist Geschichte“, was eigentlich bloß eine Lohnübersetzung aus dem Amerikanischen ist, die den gleichen Sinn ergibt.

Vor dieser Wahl entschloss ich mich, das Orakel zu fragen, wer als Sieger (bzw. Siegerin) dieses spannenden Zweikampfs hervorgeht. Auf das Risiko hin, dass Sie gleich skeptisch werden, werde ich das Ergebnis dieser Konsultation verraten:

Mein Orakel hat mir die richtige Antwort gegeben.

Notabene: Ich bin amer. Staatsbürger und darf in den USA wählen. Ich habe aber diesmal keinen Gebrauch dieses Rechts gemacht. Weder der eine noch die andere hat mich überzeugt.

Dies sage ich nur nebenbei. Meine Wahlentscheidung wäre ohnehin irrelevant. Hier geht es ausschließlich um die Aussage eines Orakels.

Was für ein Orakel?, denken Sie wohl. Es ging folgendermaßen:

Vorerst habe ich mein linkes Knie den Namen „Trump“, mein rechtes „Harris“ gegeben. Dann begann ich auf Englisch abzuzählen. Damit meine ich: Ich habe mich eines Abzählreims bedient, den ich seit der Kindheit kenne. Ich fing links an und wechselte dann Silbe für Silbe mit dem Zeigefinger die Kniee in dem ich rezitierte:

“Eenie meenie miney mo, catch a tiger by the toe. If he hol-lers let him go. My mo-ther said to pick this one.”

Nebenbei: Die Aussprache der ersten vier Wörter entspräche auf Deutsch „ienie mienie meinie mo“.

Wie dem auch sei. Das letzte Wort, die letzte Silbe also, endete am linken Knie.
Übrigens: In meiner Kindheit sagten wir nicht „catch a tiger“, sondern „catch a nigger“. Das war nämlich die alte Tradition. Heutzutage darf man das „N-Wort“ weder sagen noch schreiben (außer man ist selbst schwarz). Ich tue es hier lediglich aus wissenschaftlichen Gründen. Ich kann mich noch erinnern, dass einer uns Kindern eines Tages sagte, es sei nicht mehr zulässig, die alte Version zu verwenden. Ab dann sind wir auf „tiger“ umgestiegen. Eine schmerzlose Veränderung.

Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen, dass dieses „eenie meenie miney mo“ an etwas Deutsches erinnert.

Klar. „Ene mene mu und raus bist du.“

Es sollte selbstverständlich sein, dass beide Abzählreimformulierungen eng verwandt sind. Nur: Haben Deutsche die englische Fassung oder Engländer (und Amerikaner) die deutsche Fassung übernommen?

Das weiß leider niemand mehr. Übrigens: Auch auf Niederländisch findet man diesen Abzählreim. Es gibt jedenfalls verschiedene Theorien über dessen Ursprung.

Manche vermuten, es sei eine Verballhornung der biblischen Stelle im Buch Daniel, an der die Zauberworte „Menetekel“ an der Wand erscheinen.

Manche ahnen einen alten Zauberspruch – sowie „Hokuspokus“ oder „Abrakadabra“. Nebenbei: Erster könnte Nonsens-Lateinisch und zweiter Nonsens-Hebräisch sein.

Es gibt auch die Theorie, dass „ene mene mu“ auf keltische Zahlen zurückgeht – in verballhornter Form freilich. Was wiederum auf einen einstigen keltischen Zauberspruch hinweisen könnte – oder auf etwas schrecklich Alltägliches: das Abzählen von Schafen durch den Hirten.

Kein Mensch weiß jedenfalls Bescheid. Nur einst steht fest: Mit „eenie meenie miney mo“ habe ich triftiger als alle Medienkommentatoren den Wahlsieger in den USA erraten.

Das Orakel namens ene mene mu

Die Präsidentschaftswahl in den USA ist nun vorbei. Auf Neudeutsch gesagt: „Sie ist Geschichte“, was eigentlich bloß eine Lohnübersetzung aus dem Amerikanischen ist, die den gleichen Sinn ergibt.

Vor dieser Wahl entschloss ich mich, das Orakel zu fragen, wer als Sieger (bzw. Siegerin) dieses spannenden Zweikampfs hervorgeht. Auf das Risiko hin, dass Sie gleich skeptisch werden, werde ich das Ergebnis dieser Konsultation verraten:

Mein Orakel hat mir die richtige Antwort gegeben.

Notabene: Ich bin amer. Staatsbürger und darf in den USA wählen. Ich habe aber diesmal keinen Gebrauch dieses Rechts gemacht. Weder der eine noch die andere hat mich überzeugt.

Dies sage ich nur nebenbei. Meine Wahlentscheidung wäre ohnehin irrelevant. Hier geht es ausschließlich um die Aussage eines Orakels.

Was für ein Orakel?, denken Sie wohl. Es ging folgendermaßen:

Vorerst habe ich mein linkes Knie den Namen „Trump“, mein rechtes „Harris“ gegeben. Dann begann ich auf Englisch abzuzählen. Damit meine ich: Ich habe mich eines Abzählreims bedient, den ich seit der Kindheit kenne. Ich fing links an und wechselte dann Silbe für Silbe mit dem Zeigefinger die Kniee in dem ich rezitierte:

“Eenie meenie miney mo, catch a tiger by the toe. If he hol-lers let him go. My mo-ther said to pick this one.”

Nebenbei: Die Aussprache der ersten vier Wörter entspräche auf Deutsch „ienie mienie meinie mo“.

Wie dem auch sei. Das letzte Wort, die letzte Silbe also, endete am linken Knie.
Übrigens: In meiner Kindheit sagten wir nicht „catch a tiger“, sondern „catch a nigger“. Das war nämlich die alte Tradition. Heutzutage darf man das „N-Wort“ weder sagen noch schreiben (außer man ist selbst schwarz). Ich tue es hier lediglich aus wissenschaftlichen Gründen. Ich kann mich noch erinnern, dass einer uns Kindern eines Tages sagte, es sei nicht mehr zulässig, die alte Version zu verwenden. Ab dann sind wir auf „tiger“ umgestiegen. Eine schmerzlose Veränderung.

Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen, dass dieses „eenie meenie miney mo“ an etwas Deutsches erinnert.

Klar. „Ene mene mu und raus bist du.“

Es sollte selbstverständlich sein, dass beide Abzählreimformulierungen eng verwandt sind. Nur: Haben Deutsche die englische Fassung oder Engländer (und Amerikaner) die deutsche Fassung übernommen?

Das weiß leider niemand mehr. Übrigens: Auch auf Niederländisch findet man diesen Abzählreim. Es gibt jedenfalls verschiedene Theorien über dessen Ursprung.

Manche vermuten, es sei eine Verballhornung der biblischen Stelle im Buch Daniel, an der die Zauberworte „Menetekel“ an der Wand erscheinen.

Manche ahnen einen alten Zauberspruch – sowie „Hokuspokus“ oder „Abrakadabra“. Nebenbei: Erster könnte Nonsens-Lateinisch und zweiter Nonsens-Hebräisch sein.

Es gibt auch die Theorie, dass „ene mene mu“ auf keltische Zahlen zurückgeht – in verballhornter Form freilich. Was wiederum auf einen einstigen keltischen Zauberspruch hinweisen könnte – oder auf etwas schrecklich Alltägliches: das Abzählen von Schafen durch den Hirten.

Kein Mensch weiß jedenfalls Bescheid. Nur einst steht fest: Mit „eenie meenie miney mo“ habe ich triftiger als alle Medienkommentatoren den Wahlsieger in den USA erraten.

Das Orakel namens ene mene mu

Die Präsidentschaftswahl in den USA ist nun vorbei. Auf Neudeutsch gesagt: „Sie ist Geschichte“, was eigentlich bloß eine Lohnübersetzung aus dem Amerikanischen ist, die den gleichen Sinn ergibt.

Vor dieser Wahl entschloss ich mich, das Orakel zu fragen, wer als Sieger (bzw. Siegerin) dieses spannenden Zweikampfs hervorgeht. Auf das Risiko hin, dass Sie gleich skeptisch werden, werde ich das Ergebnis dieser Konsultation verraten:

Mein Orakel hat mir die richtige Antwort gegeben.

Notabene: Ich bin amer. Staatsbürger und darf in den USA wählen. Ich habe aber diesmal keinen Gebrauch dieses Rechts gemacht. Weder der eine noch die andere hat mich überzeugt.

Dies sage ich nur nebenbei. Meine Wahlentscheidung wäre ohnehin irrelevant. Hier geht es ausschließlich um die Aussage eines Orakels.

Was für ein Orakel?, denken Sie wohl. Es ging folgendermaßen:

Vorerst habe ich mein linkes Knie den Namen „Trump“, mein rechtes „Harris“ gegeben. Dann begann ich auf Englisch abzuzählen. Damit meine ich: Ich habe mich eines Abzählreims bedient, den ich seit der Kindheit kenne. Ich fing links an und wechselte dann Silbe für Silbe mit dem Zeigefinger die Kniee in dem ich rezitierte:

“Eenie meenie miney mo, catch a tiger by the toe. If he hol-lers let him go. My mo-ther said to pick this one.”

Nebenbei: Die Aussprache der ersten vier Wörter entspräche auf Deutsch „ienie mienie meinie mo“.

Wie dem auch sei. Das letzte Wort, die letzte Silbe also, endete am linken Knie.
Übrigens: In meiner Kindheit sagten wir nicht „catch a tiger“, sondern „catch a nigger“. Das war nämlich die alte Tradition. Heutzutage darf man das „N-Wort“ weder sagen noch schreiben (außer man ist selbst schwarz). Ich tue es hier lediglich aus wissenschaftlichen Gründen. Ich kann mich noch erinnern, dass einer uns Kindern eines Tages sagte, es sei nicht mehr zulässig, die alte Version zu verwenden. Ab dann sind wir auf „tiger“ umgestiegen. Eine schmerzlose Veränderung.

Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen, dass dieses „eenie meenie miney mo“ an etwas Deutsches erinnert.

Klar. „Ene mene mu und raus bist du.“

Es sollte selbstverständlich sein, dass beide Abzählreimformulierungen eng verwandt sind. Nur: Haben Deutsche die englische Fassung oder Engländer (und Amerikaner) die deutsche Fassung übernommen?

Das weiß leider niemand mehr. Übrigens: Auch auf Niederländisch findet man diesen Abzählreim. Es gibt jedenfalls verschiedene Theorien über dessen Ursprung.

Manche vermuten, es sei eine Verballhornung der biblischen Stelle im Buch Daniel, an der die Zauberworte „Menetekel“ an der Wand erscheinen.

Manche ahnen einen alten Zauberspruch – sowie „Hokuspokus“ oder „Abrakadabra“. Nebenbei: Erster könnte Nonsens-Lateinisch und zweiter Nonsens-Hebräisch sein.

Es gibt auch die Theorie, dass „ene mene mu“ auf keltische Zahlen zurückgeht – in verballhornter Form freilich. Was wiederum auf einen einstigen keltischen Zauberspruch hinweisen könnte – oder auf etwas schrecklich Alltägliches: das Abzählen von Schafen durch den Hirten.

Kein Mensch weiß jedenfalls Bescheid. Nur einst steht fest: Mit „eenie meenie miney mo“ habe ich triftiger als alle Medienkommentatoren den Wahlsieger in den USA erraten.

Faschisten und Genozid

Eins steht fest: Mein Zahnfleisch ist entzündet: hinten rechts unten, liebe Zahnärzte, liebe Zahnärztinnen. Oder sagen wir so: Ich vermute, dass die Schmerzen, die ich empfinde, vom Zahnfleisch stammen. Schein und Sein. Oder meine ich Schein oder Sein?

Und so sind wir beim eigentlichen Thema angelangt: „Genozid“ und „Faschist“. Falls Sie nicht auf den Malediven ohne Handy in Urlaub waren, dann werden Sie täglich mit diesen zwei Begriffen (unter anderen) konfrontiert.

Es sind Begriffe die, wie jeder Journalist weiß, anziehen.

Was wäre das für eine Welt, wenn man nur über Taylor oder „Diddy“ oder Justin Bieber Berichte lesen durfte? Oder über die „Ampelkoalition“, die Lastenradeln, das Comeback von…ähmm…wie heißt er wieder?

Doch zurück zu den obengenannten Begriffen, die, wenn ich mich nicht täusche, würdige Kandidaten fürs Wort des Jahres 2024 werden könnten.

Fangen wir mit „Genozid“ an. Ich habe leider vergessen, wer als Erster das, was in Gaza stattfindet, als „Genozid“ bezeichnete. Waren es russische oder iranische Geheimagenten? Beide hätten einen verständlichen Grund. Dieser Begriff, „Genozid“ wurde übrigens erst 1944 in den USA von einem amer. Juristen Raphael Lemkin geprägt, um die von den Nazis geplanten Ausrottung des jüdischen Volkes zu beschreiben. „Geno-“, Griechisch bedeutet in etwa „Typos“, „Art“ usw. „zid (bzw. „cide“) ist Lateinisch und hat mit „töten“ zu tun.

Denken Sie an Patrizid, Matrizid, Fratrizid (nur erstes wird im Deutschen verwendet). 1799 prägte einer den franz. Begriff “Populicide“ – alles jedenfalls Urahnen des „Genozids“.

Findet in Gaza ein „Genozid“ statt? Fragen Sie mich bitte nicht. Man könnte ebenso behaupten, ein Genozid gegen Israel sei von seinen Feinden im Gange. Ein Sprachbloggeur, wenn er seiner Berufung folgt, beschränkt sich lediglich auf Sprache und nicht auf politische Meinungen. Übrigens: Momentan werden in Sudan dunkelhäutige Menschen von Arabern geradezu pauschal abgeschlachtet. Davon liest man aber kaum etwas. Aber Schwamm drüber.

Fest steht jedenfalls: Das Wort „Genozid“ bleibt ein ernstzunehmender Kandidat fürs Wort des Jahres 2024. Ausschau halten.

Und nun zum zweiten Kandidaten: „Fascist“. Hier schreibe ich das Wort auf Englisch. Ist ja egal. Inzwischen schlafwandeln die aktuellen Begriffe hin und her über die Sprachgrenzen, ohne den Pass zeigen zu müssen. Schließlich herrscht momentan in den USA Wahlkampf. Die Harris-Anhängerschaft bezeichnet D. Trump als „Faschist“. Die Trumpisten hingegen werfen mit dem gleichen Dreck zurück.

Sind Trump und Harris Faschisten? Naja. Wie oben gesagt: Ich bin Sprachvernarrter und kein politischer Kommentator. Jeder soll während eines Wahlkampfs eigene Antworten schaffen, wenn es um Kandidaten geht.

Komischer Begriff „Kandidat“. „Candidatus“ bedeutet auf Lateinisch: „im Weiß bekleidet“. Denn im Wahlkampf trugen damals die Kandidaten eine weiße Toga. In Japan trägt man weiße Handschuhe.

Wie dem auch sei: Es ist zweifelhaft, ob Trump oder Harris „Faschisten“ sind, Das war Mussolini allerdings ganz bestimmt. Er wollte alles in einen einzigen Bund vereinen. „Bund“. Das ist nämlich die Bedeutung des Wortes „Fasces“.

Aber genug. Ich habe wichtigere Probleme als einen erfundenen Genozid und Scheinfaschisten zu kommentieren. Mein Zahnfleisch tut weh. Gerade habe ich bei meiner Zahnärztin einen Termin vereinbart.

Heute mache ich die Probe aufs Exempel!

Hmm. Hatte ich vor, ein Exempel zu statuieren oder übers Exempel statuieren zu schreiben? Leider habe ich vergessen. Denn, wissen Sie, in den letzten Tagen war einfach zu viel los.

Ich möchte Sie mit den Details aus meinem Leben nicht langweiligen. Bis auf eine Sache: Mein Mailprogramm, TheBat! genannt, spinnt seit Tagen. Jede Mail wird vom sog. Malwarewächter meines Microsoft-Defenders genau und sehr gemächlich unter die Lupe genommen, bis ich endlich die Gelegenheit bekomme, die Mails zu lesen. Ohnehin meistens Werbung. Trotzdem.

Das Warten treibt in den Wahnsinn (oder in Ähnliches). Ja klar. Es handelt sich um ein Luxusproblem. Ich denke an Sudan. Dort werden in diesem Augenblick dunkelhäutige Knaben und Männern von arabischen Söldnern pauschal abgeknallt…vielleicht um ein Exempel zu statuieren? Die Rede ist von zigtausend Toten. Männer und Knaben, sage ich. Die Frauen hingegen werden lediglich vergewaltigt. Zweck der Übung: diese dunkelhäutigen Menschen über die Grenze nach Chad zu vertreiben. Ethnische Säuberung halt.

Wahrscheinlich wissen Sie darüber gar nichts oder extrem wenig. Ist verständlich. Über dieses Thema wird in den Medien äußerst wenig publiziert. Die medialen Schlachtenbummler sind anderswo beschäftigt: etwa im Nahen Osten oder in der Ukraine.

Ich weiß davon, weil ich die New York Times lese. Ein Kommentator namens Nicholas Kristof schreibt – vor Ort – regelmäßig darüber. Dazu schildert er auch Einzelschicksale. Die Probe aufs Exempel.

Nebenbei: Kristof hat schon 2006 über ähnliche Umstände in dieser Gegend geschrieben – und war auch derzeit selber vor Ort. Damals lautete das Stichwort „Darfur“ (nicht mit „dafür“ zu verwechseln!).

Als einzige – hörbare – Stimme Kristof hat eine wichtige Rolle gespielt, den Massenmord ein Ende zu machen. Denn die Politiker wurden dank ihm endlich hellhörig. Nun ist es wieder wie damals. Und weil die Nachrichtenjunkies sich, während sie an ihren Müsliriegeln knabbern, lieber von Bildern aus Libanon, Gaza und der Ukraine füttern lassen, wird dieses noch größere Desaster schlichtweg ignoriert. Ähnliches gilt übrigens für die schreckliche Situation in Myanmar – und seinerzeit Berg Karabach.

Ja, liebe Exempelstatuierer, es gibt scheinbar einen Schönheitswettbewerb im Reich des Schreckens. Letztendlich kommt, wie es scheint, manches besser rüber als anderes.

Wäre ich ein „Influencer“, wie man heute sagt, könnte ich Sie bestimmt für mein eigenes Luxusproblem (s. oben) an Bord holen. Bin aber kein „Beeinflusser“ und auch kein Beeinflusste. Wahrscheinlich bin ich zu altmodisch dafür. Allerdings kann ich mich erinnern, als manche Baseballhelden in den USA Werbung für die Tabakindustrie machten. Immerhin gutes Geld.

Nein, heute wollte ich lediglich über den schönen deutschen Begriff „Exempel statuieren“ schreiben – und vielleicht über seinen Cousin ersten Grades „die Probe aufs Exempel“.

Woher kommen diese Begriffe?

Einfache Antwort: Es handelt sich ums Beamtendeutsch aus einer vergangenen Zeit – bzw. Beamtenlatein. Diese Zeit liegt wahrscheinlich etwa 400 Jahre zurück. Damals wurde noch viel Latein in der juristischen Sprache verwendet.

„Exempel statuieren“ ist lediglich eine Übersetzung des lateinischen Begriffs „exemplum statuere“ – mit derselben Bedeutung wie die deutsche Version.
Ich gehe davon aus, dass „die Probe aufs Exempel machen“ eine ähnliche Herkunft hat. Ich habe es aber nicht recherchiert.

Wie gesagt: Es war einfach viel zu viel los die letzten Tage, und ich mache lediglich die Probe aufs Exempel.

In eigener Sache: Bin auf Geheimmission wieder. Nächste Glosse Ende des Monats. Husch! Bald ist wieder ein Jahr vorbei.

Sind Sie cringe?

Habe ich nicht mal über „cringe“ geschrieben? Ich glaube doch. Wenn schon, dürfte es 2021 gewesen sein, als diese Vokabel den Jugendsprache-Goldenen Bär einheimste.

Besserwisserischer wie erwachsenen Menschen sind, bin ich wahrscheinlich davon ausgegangen, dass dieses Wort, das damals auf allen jungen Zungen tönte, zu den sprachlichen Eintagsfliegen zählen würde, um bald den Doktoranden der Sprachwissenschaft als Kuriositäten seziert zu werden, damit sie lange Dissertationen schreiben könnten, um endlich mit dem Doktortitel zu brüsten.

Ich habe mich getäuscht.

Ich komme auf dieses Thema nur deshalb, weil ich gestern etwas flüchtig im Radio vernommen habe: irgendwas über junge Leute heute. Vielleicht hatte es mit Geld zu tun. Bafög oder so. Ich kann mich leider nicht mehr erinnern.

Wie dem auch sei. Ein junger Mensch erzählte etwas jedenfalls; die Worte flutschten rasend schnell und leidenschaftlich von der Zunge. Vielleicht ging es um etwas, das die „Alten“ nicht verstehen könnten, weil sie alt sind.

Letztendlich aber ist mir lediglich der Gebrauch des Wortes „cringe“ in Erinnerung geblieben. Ich hab gedacht: „Cringe“! Aha! Ja, der Jugendwortpreisträger von 2021 ist noch am Leben! Schau, schau! Na so was!

Nebenbei: „Cringe“ gebraucht man sowohl als Verb wie auch als Adjektiv. Vielleicht auch als Nomen. Der Sprecher hat jedenfalls die Qual des Wals.

Auch wenn „cringe“ (zumindest auf Deutsch) allein als Jugendwort bekannt ist, handelt es sich hier um ein ganz normales englisches Wort, das „zusammenzucken“ oder „erschaudern“ bedeutet. In diesem Fall zuckt man zusammen, weil einem etwas bzw. jemand peinlich ist. Man könnte das Wort mit „fremdschämen“ übersetzen.

Und so wird „cringe“ in der Jugendsprache verwendet. Etwa: „Das ist echt cringe“ (bzw. „cringy“).

Jetzt Historisches: „Cringe“ – genauer gesagt „cringan“ – ist eine angelsächsische Vokabel und bedeutete ursprünglich „im Kampf fallen“ oder „zusammenzucken vor Angst“. Sie sehen: Der Sinn hat sich nicht allzu sehr verändert. Ach ja: Das dt. „Kringel“ ist damit verwandt. Der „Cringer“ biegt sich kreisartig zusammen.

Ich denke aber, dass „cringe“ heute einen Tick ironischer gebraucht wird als in 2021. Man sagt: „Man, ist das cringe“, und meint damit: Das ist so absolut peinlich, dass es irgendwie interessant und lustig ist“. Im 2021 war „cringe“ ausschließlich negativ besetzt.

So eine Sinnwandlung geschieht mit Wörtern, wenn sie in der Popkultur einschlagen. Ich meine: Peu à peu benutzt man sie mit Ironie.

Jedenfalls, liebe Cringe-Freunde (und Freundinnen), darf ich gratulieren! Dieses Wort hat bereits fünf Jahre (wenn nicht länger) als Begriff der Jugendsprache überlebt.

Doch Obacht! Nach fünf Jahren fängt auch Jugendwörter alt auszusehen.
Ich denke an „cool“. Diese Vokabel gibt es in der Popsprache seit den 1930er Jahren. Allmählich klingt es gar nicht so cool. Es ist vielleicht sogar ein wenig cringe geworden.

In eigener Sache (muss mal sein)

Falls Sie sich durch Zufall auf diese Insel im großen Cybersee verirrt haben, O Besucher, willkommen in einem Land, das sowohl der Vergangenheit wie auch der Zukunft gehört.

Der Vergangenheit, weil, falls Sie es vergessen haben, das Internet einst so war: ein Paradies der kleinen „Blogs“. Nebenbei „Blog“ ist ein Kofferwort, das in den 1990er Jahren von „web log“ geprägt wurde. Der Zukunft, weil man künftig nach der verlorenen Intimität des Blogs sehnen wird. Vielleicht sind die künftigen Blogger und Leser momentan fünf Jahre alt.

Hier auf meiner exotischen Insel erwartet Sie jedenfalls kein billiger Dopaminkick, der Sie nach einem kurzen Anschwellen der Erregung und Wonne in eine Leere zurückwirft, die Sie bald süchtig nach dem nächsten Nervenkitzel machen wird. Sie befinden sich im Reich der sanften, mal ironischen Unterhaltung, wo auch Tiefgang kein Fremdwort sein muss. Hier genießt Wort, Sprache und Sprachlosigkeit höchste Priorität. Sie sind leise und laut zugleich.

Hier wird noch gesiezt. Keine falschfreundliche Anbiederung, wie Sie dies wohl täglich bei Apple, Google, Facebook, Mediamarkt, Notbookbilliger usw. usw. erleben.

Hier sind Sprachtraditionen noch lebendig. Wir sagen „Studenten“, wenn wir beide studierende Geschlechter meinen und beteuern, dass dies nicht als Geringschätzung des Egalitären gedeutet werden darf. Ein Vorteil der tradierten Sitten: Generische Termini fließen schneller über die Zunge als die politisch korrekte.

Nebenbei: Es ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass in den Medien Wörter wie „Verbrecher“, „Räuber“, „Schwindler“ u.v.a.m. immer noch traditionell wiedergeben werden.

Doch warum fühle ich mich heute so nachdenklich? Die Gründe sind verschieden.
Zum einen: Wenn ich die Software Statistiken dieser App lese, frage ich mich, ob sich die Leserzahlen auf Menschen oder schnell vorbeifunkende Bots beziehen. Bots. Das sind die elektronischen Signale krimineller Banden, die lediglich Interesse haben, Schwachstellen einer Webseite zu eruieren, um diese dann mit Spam oder Viren zu vermüllen.

Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe solche Angriffe mehrmals abgewehrt. Eine Bloginsel wird zunehmend zu einer Festung, um nicht von Kräften überfallen zu werden, die nur Zerstörung im Sinne haben.

Irgendwie ist das Bloginselwesen die wahre Welt in Miniatur.

Vor ein paar Tagen habe ich einen Telefonanruf bekommen. Der Anrufer wollte den Sprachbloggeur im Bezug seiner Webseite interviewen. Hat dies mir geschmeichelt? Natürlich nicht. Man wird sofort argwöhnisch.

„Kein Interesse“, sagte ich.

„In Ordnung“, sagte der andere. Den Namen – er hat einen gesagt – hatte ich ohnehin nicht mitbekommen.

Habe ich eine einmalige Gelegenheit verpasst? Das werde ich nie wissen. Ich will mit dieser Anekdote lediglich darauf hinweisen, dass der Umgang mit Fremden immer mehr befremdet. Ein Zeichen unserer Zeit.

Trotzdem wird geduzt wie noch nie zuvor.

Was will ich eigentlich mit diesem etwas nachdenklichen Beitrag? Vielleicht weiß ich’s selber nicht ganz. Ich stelle nur fest, dass ich an einem Punkt gelangt bin, wo ich mich frage: Wie geht es weiter? Bzw. geht es überhaupt weiter?

Bald kommt ohnehin eine neue Aufmachung für diese Seite. Ich erfahre, dass die Software hoffnungslos veraltet ist. Man muss updaten. Das Erscheinungsbild wird also bald anders werden. Keine Ahnung wie. Ich verstehe wenig davon. Mache ich aber weiter?

Fortsetzung folgt…

PS Vielleicht ist Ihnen aufgefallen: Die Software erlaubt seit längerer Zeit keine Antwort auf Kommentare.

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