Wie sagt man Bodyshaming auf Deutsch?
Klar: „Bodyshaming“! Das Bodyshaming natürlich. Gottseidank! Stellen Sie sich vor: es hieße „der“ oder „die“ Bodyshaming. Dann gäbe es dazu eine ganz andere Dimension der Kränkungshierarchie: die des Genders.
Denn heute zählt die Kränkungshierarchie zu den höchsten Tugenden – zumindest für manche (s. unten).
Was ist „Bodyschaming“? Das geschieht, wenn einer die körperlichen Eigenschaften eines anderen, bzw. einer anderen, hervorhebt: also dick, dünn, hässlich, klein, groß usw. Für manche gilt es sogar, solche Hinweise auch in der Literatur zu tilgen.
Lokalpatrioten, bzw., diejenigen, die es für wichtig halten, Fremdwörtern den dt. Pass auszustatten, haben bereits dem „Bodyshaming“ eine passende deutschsprachige Entsprechung aus dem Boden gestampft: „Körperbeschämung“.
Frage: Wie oft haben Sie in den letzten sechs Wochen den einen oder den anderen Begriff verwendet – bzw. über dieses Phänomen der Körperbeschämung nachgedacht? Falls Ihre Antwort lautet „kein einziges Mal“, dann sind Sie wahrscheinlich ein…darf ich’s sagen?...stinknormaler deutscher Mensch.
Fakt ist: Der Begriff „Bodyshaming“ ist viel weniger im Umlauf, als manche vermuten.
Eins steht fest: Dieser Begriff entstammt dem Wortschatz der Viktimologie made in USA. Doch auch da drüben, so bilde ich mir ein, wird er weniger gebraucht wird, als man denkt.
So ist es im Allgemein mit dem neuen politisch korrekten Wortschatz
Vor ein paar Tagen habe ich Frau K., die mir täglich meine Boulevardzeitung verkauft, meinen Sieger fürs hässlichste Wort der dt. Sprache anvertraut. Treue Leser dieser Glosse kennen dieses Wort längst: „Studierendenschaft“.
„Noch nie gehört“, erwiderte Fr. K.
„Im Ernst?“
„Im Ernst. Kenne ichs nicht.“
„Und ‚Studierende‘?“
„Aa noch nicht g‘hört.“
So eine Reaktion gibt zu denken. Die sorgfältige Neuartung der dt. Sprache scheint doch nicht so zu zünden, wie es die Spracherneuerer-sternchen-Innen erhoffen.
Nach wie vor sind es die Blattmacher, die Rundfunksprecher, die TV-Treibende und natürlich diverse kleine Gruppierungen von Diversitätsstifter-sternchen-Innen, die am eifrigsten von der Idee beseelt sind, dass man die dt. Sprache im Namen der Gleichheit und der Gerechtigkeit auf den Kopf stellen müsse, damit sich bloß niemand in seinen Gefühlen verletzt werden sollte.
O je. Halt. Bald fange ich an zu zetern.
Zurück also zu Bodyshaming.
Glauben Sie mir. Ich finde es nicht anständig, wenn Leute wegen ihres Aussehens verhöhnt werden. Es ist immer ein Zeichen, dass der Verhöhnende nicht ganz richtig tickt. Das weiß man meistens nicht, wenn man – um es lateinisch auszudrücken – einem „ad hominen“-Attacke ausgesetzt wird.
Würde aber der Angegriffene dies wissen, könnte er (oder sie) einfach fragen: „Sag mal, hast du alle Tassen im Schrank? Warum soll mein Aussehen dir was bedeuten? Hast du nichts Besseres zu tun?“
Das wäre die passende Antwort auf jegliche Körperbeschämung.
Meiner Erfahrung nach sind Körperbeschämer gar nicht auf solche Fragen vorbereitet. Der Schuss geht dann stets nach hinten.
Naja. Nur eine spontane Empfehlung meinerseits.
Sie würde aber dennoch viele Probleme lösen – und vielleicht müsste man dann die dt. Sprache (und auch andere Sprachen) eben nicht der Höflichkeit wegen auf den Kopf stellen.
Nebenbei: Haben Sie es gewusst, dass in Deutschland Bodyshaming gesetzlich geahndet wird? Das habe ich von KiKi, der gekünstelten Intelligenz Googles erfahren. Siehe da.
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