Hmm. Welchen Wochentag haben wir? Welchen Monat? Welches Jahr?
Falls diese Fragen unsinnig klingen, nur deshalb, weil ich plötzlich das Bedürfnis habe, über das Unsinnigste der Welt zu schreiben: üben den „Nihilismus“.
Warum darüber schreiben? Weil ich neulich auf einen Artikel auf der CNN-Webseite gestoßen bin. Es ging darum, dass der Nihilismus momentan am Kommen ist.
Wie so oft habe ich auch diesen Nachrichtentext aus den Medien nur schnell und oberflächlich überflogen. Fest steht jedenfalls: Der Autor hat aus diversen ernstzunehmenden Büchern zum Thema „Nihilismus“ zitiert, bzw., den Inhalt kurz zusammengefasst. Ich bin ihm jedenfalls dankbar, weil er mir wieder etwas wachschütttelte, was ich sonst vielleicht verschlafen hätte: Der Nihilismus breitet sich jetzt rasend aus.
Nihilismus. Wissen Sie, was das bedeutet?
Es kommt vom lateinischen „nihil“, d.h., „nichts“ und ist mit „nullus“ und „non“ und „nein“ und „ne“ und „no“ verwandt. Ja, so viele „N“-Wörter gibt es!
Ein Wort also, dass man buchstäblich als „Negativum“ bezeichnen darf!
Aber Achtung! Kein Platz für falsche Rhetorik: Das „Nein“ ist im Leben ebenso wichtig wie das „Ja“.
Manchmal spielt das „Nein“ sogar eine unverzichtbare und schöpferische Rolle im Weltgeschehen.
Beispiel: In der griechischen Antike – zunächst in Ionien – waren es Menschen, manche sagen „Denker“ oder „Philosophen“, die, indem sie mal einfach „nein“ sagten, eine radikale Erneuerung auslösten.
Zur Erinnerung: Damals im 6. Jahrhundert v. Chr. musste man in den meisten Weltkulturen – z.B., Persien, Ägypten, Babylonien – mit der Vokabel „nein“ sehr sehr vorsichtig umgehen. Wenn – sagen wir – der König oder die Priester eine Meinung zu etwas hatten, und ein anderer wagte es, „nein“ oder „au contraire“ zu sagen, riskierte er nicht nur im übertragenen Sinn Kopf und Kragen.
In den dezentralisierten Städten Ioniens hingegen war alles damals anders. Da stand man nicht unter der Obhut eines mächtigen Priesters oder eines Königs. Menschen durften Sachen denken und sagen, die sie sonstwo mit dem Leben hätten bezahlen müssen. Zum Beispiel: an die Existenz der Götter zweifeln. Das tat – u.a. - ein gewisser Xenophanes. Er meinte: Wenn die Pferde und Löwen Götter hätten, würden sie aussehen wie Pferde und Löwen. Ein gewisser Demokritus hat sich damals eine Theorie ausgedacht, dass alles aus Atomen bestand - auch die Götter! Usw.
Das „Nein-sagen“ geht also mit der Geburt unserer westlichen Zivilisation einher. Zugegeben: Wir sind im Westen weit von perfekt. Es war schon immer so. Wir begehen recht oft arge Dummheiten. Trotzdem: Die Freiheit „nein“ zu sagen, hat uns weit gebracht.
Doch nun zurück zum „Nihilismus“. Das ist etwas ganz anders als das „Nein-“sagen. „Nihilismus“ geschieht, wenn man in nichts einen Sinn findet. Man will daher nur willkürlich zerstören und Chaos stiften, als würde nichts von Bedeutung sein (außer vielleicht das eigene Wohlergehen).
Denken Sie an den berühmten Spruch des zog. „islamischen Staats“ (IS) (oder war es Al-Kaida?): „Ihr liebt das Leben; wir lieben den Tod“.
Eigentlich dumm so etwas zu sagen – und beileibe keine Einstellung der meisten Muslime. Doch IS- und Al-Kaida-Anhänger sind halt Nihilisten!
Momentan scheint die Anbetung des Nichts eine Sternstunde zu erleben. Beinahe täglich ein neuer Amoklauf. Dazu die Ausbreitung von Ideologien, die nur auf Macht und Zerstörung aus sind. Denken Sie an die Randale in Paris nach dem PSG-Sieg, wo hunderte von Menschen an den Champs-Élysées statt zu feiern nur Lust aufs Zerstören und Plündern hatten. So was erinnert ans Phänomen des jagdtrunkenen Fuchses im Hühnergehege. Ja, die Opportunisten sind auf dem Vormarsch – und sie befinden sich nicht nur in der Meute, sondern auch in der Politik…
Hmm…vieles scheint momentan aus dem Gleichgewicht geraten zu sein. Und warum?
Meine Antwort: Wir leben in der Übergangszeit zwischen einem analogen und einem digitalen Zeitalter. Viele Menschen haben die Orientierung verloren. Eine günstige Zeit für Chaoten.
Was schlage ich vor? Gurt anschnallen und weiterfahren, bis der Spuk wieder vorbei ist. Keine Sorge. Auch diese Zeit kommt bestimmt.
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