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Gedrucktes übers Lügen

Gestern habe ich gelogen. Das ist die Wahrheit. Freund M. meint, die Sache sei halb so schlimm, weil ich nur zur Hälfte gelogen habe.

Dazu fällt mir der Grieche Epimenides ein. Er soll vor ca. 2600 Jahren gelebt haben und Kreter gewesen sein. Es wird behauptet, er habe mal gesagt: „Alle Kreter sind Lügner.“ Natürlich eine skurrile Aussage. Denn, wenn einer selbst aus Kreta stammt und noch dazu beteuert, alle Kreter seien Lügner, so muss man sich notgedrungen fragen, ob so einer lügt oder die Wahrheit sagt.

Ich persönlich würde nie behaupten, dass alle Kreter Lügner sind. Ich war nämlich zweimal auf Kreta und habe dort eine Menge Menschen kennengelernt, die meiner Meinung nach sehr ehrlich waren.

Viele namhafte Philosophen – inklusiv Bertrand Russell – haben sich mit obigem „Epimenides-Paradoxon“ befasst. Sicherlich ist dieses Paradoxon auch nicht ganz ohne im Info-Zeitalter. Siehe „Fakenews“.

Aber zurück zu meiner Lüge. Und damit meine ich meine wahre Lüge. Gestern saß ich in der Münchener S-Bahn und war unterwegs zum Flötenunterricht. Ja so vielfältige Interessen kann ein Sprachbloggeur haben!

Normalerweise fahre ich mit meiner Vespa zum Unterricht. Da mir aber leider mein Portemonnaie gestohlen wurde (siehe meine vorige Glosse über Diebe), bin ich momentan ohne Führerschein. Das heißt: Auch wenn ich offiziell Führerscheinbesitzer bin, habe ich keinen. Würde mich ein Polizist fragen, „Haben Sie einen Führerschein“, wäre mein „Ja“ als Antwort sowohl eine Lüge wie auch die Wahrheit.

Aber lange Finger, kurzes Leben: Um in der S-Bahn die Zeit zu vertreiben, fotografiere ich zu Coronazeit sehr gern maskierte Menschen. Ganz heimlich mache ich das…husch husch wie ein Taschendieb. Ich fotografiere maskierte Menschen gern, weil Gesichter ohne Mundpartie oft – zumindest meiner Meinung nach – eine besondere Schönheit aufweisen. Dies hat mit der Schönheit der Seele zu tun, die sich in ihrer ganzen Reinheit, so denke ich, in den Augen widerspiegelt wird – außer ein Mensch ist ein wahres Ekel.

In diesem Fall war mein „Opfer“ ein junger schwarzer Mensch, der quergegenüber von mir saß und schöne Augen hatte. Upps! Darf ich das Wort „schwarz“ schreiben? Klingt das diskriminierend oder rassistisch? Ich glaube nicht. Es wäre ohnehin eine Lüge, wenn ich ihn anders beschreiben würde.

Außerdem war er in erster Linie Deutscher – und mit Sicherheit deutscher als ich. Ich spreche diese Sprache nämlich mit Akzent. Er hat normales Hochdeutsch gesprochen und besitzt bestimmt einen dt. Pass. Ich nicht. Auf die Frage, „Was ist deutsch?“, lass ich mich nicht ein.

Aber zum Thema: Der junge Mann hat mich beim Fotografieren erwischt. Das kommt sehr selten vor. Denn ich bin so flink wie der Taschendieb, der mir mein Portemonnaie geklaut hat (siehe vorige Glosse).

„Haben Sie mich gerade fotografiert?“ fragte er.

„Nein“, log ich.

„Mir kam es aber so vor“, antwortete er…sehr hartnäckig.

„Hab ich aber nicht“, log ich weiter.

Dann war Ruhe, Er war bestimmt verärgert und hat mir mit Sicherheit nicht geglaubt. Und ich? Ich habe mich sogleich geschämt, dass ich ihn angelogen habe. Also wandte ich mich zu ihm und sagte: „Wissen Sie, ich fotografiere maskierte Menschen in der S-Bahn in der Tat gern und oft. Auch Sie wollte ich fotografieren, habe ich dann aber doch nicht.“

Er schaute mich fortwährend skeptisch an.

Und ich? Mir war es gelungen, eine Lüge in eine Halblüge zu verwandeln. Ist eine halbe Lüge besser als eine ganze Lüge? Wahrscheinlich nicht. Freund M. ist anderer Meinung.

Vielleicht könnte man meinen Wiedergutmachungsversuch auf die Ebene einer „Notlüge“ (wessen Not?) herunterstufen. Auf Englisch heißt dies „white lie“.

Habe ich also einem schwarzen Menschen eine weiße Lüge aufgetischt? Ja die Sache ist wahrhaftig kompliziert.

Umso mehr, weil das Wort „lügen“ und das Wort „liegen“ sich sehr ähneln. Im Englischen ist die Gleichartigkeit dieser Vokabeln noch prägnanter: „lie“ und „lie“.

Irgendwie steckt eine ganze Wahrheit in dieser Story übers Lügen. Das behaupte ich, obwohl ich Nichtkreter bin.

Wie man einen Dieb am nachhaltigsten ärgert

Es kann jedem passieren: Im Nu ist der Geldbeutel weg. „Aber ich habe nix gespürt. Wie schafft er das? O Schreck! Nun stehe ich – ohne Geld, ohne Geldkarten, ohne Führerschein, ohne Krankenkassenkarte, ohne Paybackkarte und Supermarktklubkarte – hilflos da…etc.“

Heute will Ihnen, liebe Leser, der Sprachbloggeur beibringen, eine solche missliche Lage durch wenige nützliche Tipps künftig zu vermeiden.

Zunächst wende ich mich aus Gründen der Höfflichkeit den Genderisten zu. Entschuldigung, ich meine den GenderistInnen. Wie möchten Sie es gerne haben, liebe Leute? Soll ich „DiebIn“ und „DiebInnen“ schreiben? Ja, die Drecksäcke, mit denen wir uns hier befassen, könnten sowohl männlich wie auch weiblich sein. Vielleicht auch divers!

Ich weiche aber vom Thema ab. Denn letztendlich geht es hier darum, Diebe nachhaltig auszuhungern.

Doch erst wird’s etwas persönlich. Ich war neulich, zusammen mit meiner Frau, auf Besuch in einer sagenhaft schönen fremden Stadt in einem sympathischen Nachbarland. Corona bedingt, waren – zumindest am Anfang unserer Reise – nur wenige Turisti unterwegs.

Unsere Gastgeberin, F., warnte uns unmittelbar: „Passt gut auf. Die Diebe sind unterwegs, und sie haben großen Hunger.“ Damit meinte sie, dass die Pandemie eine tiefe Delle in ihrem Arbeitsleben verursacht hat.

Ich war überzeugt, dass ich die nötigen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte, vor allem, weil ich mein Portemonnaie in der vorderen Jeanstasche gesteckt hatte. Doch dann kam die große Hitze, und ich kam auf die Idee, eine „Cargohose“ aus leichter Mikrofaser zu kaufen. Sie kennen die Cargohosen…oder? Oben und unten am Schenkel Taschen. Männer eines gewissen Alters stehen auf viele Taschen. Keine Ahnung, warum.

Mein Portemonnaie steckte in einer der Schenkeltaschen – durch einen Klettverschluss geschützt. Und dann ist es passiert…zack! Mit einer bewunderungswerten Fingerfertigkeit hat sich ein Dieb (vielleicht eine Diebin oder ein Diverser oder eine Transe?) mein Portemonnaie geschnappt. Ich habe nix gespürt – so wie wenn ein Moskito sticht oder eine Ratte vorbei schleicht. Nach wenigen Minuten habe ich einen SMS von meiner Bank erhalten. Jemand habe versucht hohe Geldsummen mit meiner Karte von einer Geldmaschine abzuheben. Die Bank habe aber abgelehnt, da die Diebe keine PIN hatten.

Tja. Erste Reaktion: Schock. Zweite Reaktion: Man fällt in ein tiefes Loch. Dritte Reaktion: Man fühlt sich so hilflos. Vierte Reaktion: Das Grundvertrauen geht flöten. Zu bemerken: Ohne das Grundvertrauen ist das Gesellschaftsleben unmöglich. Fünfte Reaktion: Man beruhigt sich allmählich. Zugleich fantasiert man, wie man den Schurken am liebsten umbringen möchte…langsam und schmerzvoll selbstverständlich…auch blutig.

Ich habe Ihnen aber Praktisches versprochen, damit Ihnen Ähnliches nicht geschieht. Dies folgt jetzt gleich:

Erstens: Immer nur so wenig wie möglich mit herumtragen. Man stellt sich die Frage: Brauch ich unbedingt meinen Führerschein heute? Oder meine Kreditkarte? Oder meine Paybackkarte…etc? (Nur nebenbei: Ich besitze keine Payback- oder Supermarktkarte).

Zweitens: Verteilen! Lieber zwei hauch dünne Portemonnaies, indem die nötigen Ausweiskarten – und evtl. Geld – verteilt sind, so dass, falls eins entwendet wird, man das andere noch hat.

Drittens: Folgender Ratschlag gilt vor allem dann, wenn man verreist ist: Tragen Sie ein billiges und leicht zugängliches Portemonnaie als Köder mit. Dieses soll aber leer sein – mit Ausnahme von einem einzigen Zettel, worauf folgender Text steht. Ich schreibe ihn hier auf Italienisch. Man kann ihn in verschiedenen Sprachen übersetzen (Falls Sie Hilfe brauchen, wenden Sie sich an den SB):

Tu ladro: Sarai impotente e morirai presto

Zu Deutsch: „Du, Dieb: Du wirst impotent und du wirst bald sterben.“

Genderisten dürfen den Text so verändern, wie sie es für nötig halten.
Meinen Zettel habe ich zusätzlich mit einem primitiven Bild von einem Totenkopf versehen. Berufsdiebe sind nicht selten abergläubig…mehr als man denkt.

Mein Nachbar, er ist aus Ungarn, meinte: Man sollte an den Dieb denken und dann Zeige- und Mittelfinger wie eine Gabel vor sich halten, um den Dieb zu fluchen. Es funktioniere ausgezeichnet, hat er mir versichert
.
Mit den besten Empfehlungen,

Ihr
Sprachbloggeur

Jean Borno und das Geheimnis der Kirschblüten

Heute habe ich ein neues Wort gelernt, und ich möchte es mit Ihnen teilen: „hanami“. Ja, kein deutsches Wort, zumindest kein traditionelles, das man bis ins Althochdeutsch zurückverfolgen könnte.

Leider weiß ich nichts über das Gender dieser exotischen Vokabel. Umso schwieriger ist die Problematik, weil „hanami“ ein Verb ist, d.h., etwas was man tut. Kein Ding also, das man irgendwie als weiblich, männlich oder neutral etikettieren könnte.

„Hanami“ bedeutet wörtlich „Blüten betrachten“. Und das tun die Japaner jedes Jahr, so wie man hört, zwischen März und Mai. Insbesondere bewundern sie die Kirschblüten. (Nebenbei: Das tut man auch jedes Jahr in Washington D.C., auch für seine Kirschbäume und seine Präsidenten bekannt). „Hanami“ ist natürlich ein japanisches Wort. Aber das haben Sie ohnehin schon angenommen – oder haben Sie gemeint, es könnte Ungarisch oder Türkisch sein? Es hat allerdings nichts mit Kirschenblüten zu tun. Diese üppigen hotpinkfarbigen Blüten nennen die Japaner „sakura“.

Schauen Sie. Vor vielleicht drei Minuten hatten Sie wahrscheinlich keine Kenntnisse der japanischen Sprache (außer vielleicht „harakiri“ und „sajonara“). Jetzt kennen Sie zwei Wörter dieser Sprache, und Sie werden sie – vielleicht – bis zum Ende Ihres langen Lebens abrufen können.

Soweit so gut, aber jetzt zur Sache.

Ich habe dieses Wort „hanami“ heute auf YouTube entdeckt. Es diente nämlich als Motto für ein nagelneues Lied mit dem Titel „Tupperware Box“. Das Motto lautete: „Happy hanami“: Englisch und Japanisch als sprachliches Gespann. Der Sinn ist klar: Viel Freude beim Blütenbetrachten.

Ich bin sicher, dass die meisten Leser dieser Seite – ach Entschuldigung, ich vergesse immer, dass ich gendern muss – also….dass die meisten Leser(Pause)Innen dieser Seite – den Begriff „Tupperware Box“ auf Anhieb verstehen. Bei „hanami“ ist es freilich anders. Denn auch in Deutschland ist „Tupperware“ so bekannt wie Schokoküsse. Wahrscheinlich müsste ich bei „Tupperware“ de jure ein „©“ aufsetzen, damit jeder wisse, dass es sich um ein geschütztes Produkt handelt.

Übrigens: Wissen Sie, woher dieses Wort „Tupperware©“ stammt? Wahrscheinlich nicht. Oder?

Das engl. „ware“ (uäärr) hat dieselbe Bedeutung wie das dt. „Ware“, wodurch man erkennt, dass diese Sprachen ziemlich verwandt sind! Denken Sie an „baking ware“ und „Backware“! Lustig, gell?

Ein gewisser Herr Earl Silas Tupper (sprich „töpper“) hat 1938 diese gläsernen Behälter mit Kunststoffdeckel erfunden, um Essbares luftdicht zu lagern. Dazu wollte er anhand dieser Erfindung den eigenen Namen verewigen. Hätte ich diese Behälter erfunden, hießen sie heute Sprachbloggeurware!

Aber zurück in die Wirklichkeit. Diese Verknüpfung zwischen Tupperware© und hanami© habe ich heute nur dank besagtem Lied, „Tupperware Box“ entdeckt.

Ein gewisser Jean Borno hat Text und Musik geschrieben, und er tritt als Sänger im Video auf. Allmählich kennen viele Fans den Namen dieses Musikers. Er scheint Belgier zu sein wie, z.B., Hercules Poirot. Im sehr geschickten Video sind er und seine Mitarbeiter – bzw., Mitarbeiter©Innen zu sehen. Allerdings erkennt man die Gesichter nicht. Alle sind kostümiert so, als ob sie der Frühjahrsschlamm oder Zombies waren, und sie agieren in einer Welt der Kirschblüten. Hut ab, sag ich. Denn diese Verquickung aus üppigen Kirschblüten, Schlammmenschen(?), Frühjahr und einem Text, der sich mit dem Thema „Tupperware Boxes“ befasst, ist ein visuelles Blumen- und Tonfest.

Ich habe aber das Gefühl, dass besagte Ton- und Wortkünstler Borno ein bisschen tiefer unter der Matte kratzt. Ja, so ist es oft mit der Kunst. (Falls Sie neugierig geworden sind:https://www.youtube.com/watch?v=17ZrVrYVdmU).

Heute haben Sie verschiedene neue Begriffe gelernt. Aber was sind meine holprigen Beschreibungen wert? Schauen Sie selber bei YouTube. Sie werden bald kapieren, worum es geht.

In eigener Sache: Achtung Achtung. Die nächste Glosse erscheint erst Ende Juni. Zum ersten Mal seit einem Jahr ist der Sprachbloggeur auf Geheimmission unterwegs…vielleicht unerkannt auf Ihrer Straße!

Die Kolumbus-Cancel-Kameradschaft

Jeder kennt die Azteken…irgendwie. Was Sie aber vielleicht nicht wissen: dass Sie etliche Wörter ihrer Sprache (Nahuatl heißt sie) – manche beinahe täglich – benutzen. Zum Beispiel:

Schokolade – auf Nahuatl heißt es „Chocolatl“. Oder Tomate – ursprünglich „Tomatl“. Oder Avokado – in der Sprache der Azteken „Ahuacatl“. Die Liste ist lang, und meistens lecker. Doch so viel zum harmlosen Teil dieser Glosse. Ab jetzt wird es würzig und scharf wie Chili (Nahuatl „Chilli“)….

Besagte Azteken waren einst das mächtigste Volk Zentralmexikos. Ihre Hauptstadt, Tenochitlan, wurde auf einer Insel mitten in einem großen See gebaut. Und das Aussehen dieser Stadt hat die ersten Besucher aus Europa – es waren Spanier – prompt ins Staunen versetzt: prächtige Paläste und Tempel, hohe Pyramiden, steinerne Häuser, Prachtstraßen und Gassen. Vielleicht ein wenig Florenz der Medici mitten in Mexiko. Notabene: Wir sprechen hier von einer Zeit ab ca. 1300 n.Chr.

Diese Azteken waren, müsste man hinzufügen, keine Chorknaben (mein lieber Freund W. – er lebt abwechselnd auch in Columbia – benutzt anstelle von „Chorknaben“, den Begriff „Säulenheilige“, um diese kultivierten Raubeine zu beschreiben – was ich schön finde).

Gemeint ist: Die Azteken war ein grausames, imperialistisches Volk, das alle Nachbarvölker, eins nach dem anderen zu erobern bzw. einzuverleiben verstanden („Hegemonisten“ würden wir heute sagen) – nicht nur um das eigene Einflussgebiet zu erweitern, sondern ebenfalls wegen der Bedürfnisse ihrer Religion. Diese Religion war nämlich auf dem Opferkult basiert – genauer gesagt: auf dem Menschenopfer. Gern schnappten sich die Azteken deshalb Nachbarkrieger, um sie dann ihren Göttern als Opfergabe zu schenken.

Der Ritus ging folgendermaßen vor sich hin. Aztekische Priester versetzten den ausgewählten Gefangenen (sorry, Girls, hier gab’s keine GefangenInnen) unter Drogen, begleiteten sie zur Gipfelplattform einer heiligen Pyramide, packten das Opfer jählings an allen Gliedern, warfen ihn auf einen steinernen Opfertisch und peng! Sie senkten dem Opfer ein Feuersteinmesser in die Brust, wobei sie unterdessen das noch schlagende Herz aus dem Leib rausrissen und das leblose Opfer die steilen Treppen herunterschubsten.

Wir wissen all dies, weil die oben erwähnten Spanier die raubeinigen Azteken 1519 unter der Führerschaft von Hernan Cortés eroberten.

Hier müsste man aber hinzufügen, dass Haudegen Cortés und Co. die Unterstützung der Nachbarvölker der Azteken genossen. Denn diese von den Azteken arg unterdrückten Stämme haben allzu gern bei der Niederlage der verhassten Imperialisten kräftig mitgemacht.

Doch nun eine traurige Ironie: All dies ist nur wegen eines Missverständnisses den Azteken zugestoßen. Fakt ist, die Azteken wartete sehnlichst auf die Rückkehr ihrer Gottheit Quezlcoatl. Er war eine Art Heilsgott. Der Legende zufolge sollte er eines Tages in Form eines hellhäutigen und- haarigen Menschen von Übersee nach Tenochitlan zurückkehren, um dann quasi ein „messianisches“ Zeitalter einzuläuten. Und siehe da! Nun erscheint der hellhäutige und -haarige Cortés auf einem Schiff. Tja. Für die Azteken dumm gelaufen. Den Rest der Geschichte kennt man.

Und jetzt noch eine traurige Ironie. Diese Geschichte vom hellhäutigen und -haarigen göttlichen „Retter“ erfuhr ein mexikanischer Einwanderer, der sich als Kind (oder junger Mensch) in München niedergelassen hat. Nur: Leider hat er die Story ein bisschen durcheinandergebracht – vielleicht weil er so jung war, als er Mexiko verlassen hat. Seinem Gedächtnis zufolge sei es nicht Cortés, der die Azteken so schrecklich traktiert hatte und das indigene Paradies kaputt gemacht habe, sondern Christoph Kolumbus. Immerhin: Beide Namen fangen mit einem „K“ (bzw. „C“) an.

Der junge Mann wuchs in München heran, heiratete und wurde Vater. Gern erzählte er seinen Kindern eben diese alte Geschichte vom grausamen „Kolumbus“, der die Idylle Altmexikos zunichte gemacht habe. Die Geschichte machte auf die Kinder offensichtlich einen großen Eindruck.

Eines Tages wurden auch seine Kinder erwachsen. Und nun geschah es. Eine Tochter war derart entsetzt, dass es eine U-Bahn-Station in München gibt, die „Kolumbusplatz“ heißt, so dass sie heftig dagegen protestiert hat.

Was machte sie? Klar! Im Zeitalter der „Cancel Culture“ hat sie einen Verein (oder eine Gruppe) gegründet. Und siehe da! Der forschen Tochter war es gelungen, Politiker in München zu überzeugen, dass man den Namen der verruchten U-Bahn-Station unbedingt ändern müsste!

So wie es aussieht, will die Stadt dem Wunsch der Gruppe nachkommen und den verhassten Namen tatsächlich verändern. In was aber?

Hmm. Gute Frage. Mein Vorschlag: Cortésplatz!

Die Kolumbus-Cancel-Kameradschaft

Jeder kennt die Azteken…irgendwie. Was Sie aber vielleicht nicht wissen: dass Sie etliche Wörter ihrer Sprache (Nahuatl heißt sie) – manche beinahe täglich – benutzen. Zum Beispiel:

Schokolade – auf Nahuatl heißt es „Chocolatl“. Oder Tomate – ursprünglich „Tomatl“. Oder Avokado – in der Sprache der Azteken „Ahuacatl“. Die Liste ist lang, und meistens lecker. Doch so viel zum harmlosen Teil dieser Glosse. Ab jetzt wird es würzig und scharf wie Chili (Nahuatl „Chilli“)….

Besagte Azteken waren einst das mächtigste Volk Zentralmexikos. Ihre Hauptstadt, Tenochitlan, wurde auf einer Insel mitten in einem großen See gebaut. Und das Aussehen dieser Stadt hat die ersten Besucher aus Europa – es waren Spanier – prompt ins Staunen versetzt: prächtige Paläste und Tempel, hohe Pyramiden, steinerne Häuser, Prachtstraßen und Gassen. Vielleicht ein wenig Florenz der Medici mitten in Mexiko. Notabene: Wir sprechen hier von einer Zeit ab ca. 1300 n.Chr.

Diese Azteken waren, müsste man hinzufügen, keine Chorknaben (mein lieber Freund W. – er lebt abwechselnd auch in Columbia – benutzt anstelle von „Chorknaben“, den Begriff „Säulenheilige“, um diese kultivierten Raubeine zu beschreiben – was ich schön finde).

Gemeint ist: Die Azteken war ein grausames, imperialistisches Volk, das alle Nachbarvölker, eins nach dem anderen zu erobern bzw. einzuverleiben verstanden („Hegemonisten“ würden wir heute sagen) – nicht nur um das eigene Einflussgebiet zu erweitern, sondern ebenfalls wegen der Bedürfnisse ihrer Religion. Diese Religion war nämlich auf dem Opferkult basiert – genauer gesagt: auf dem Menschenopfer. Gern schnappten sich die Azteken deshalb Nachbarkrieger, um sie dann ihren Göttern als Opfergabe zu schenken.

Der Ritus ging folgendermaßen vor sich hin. Aztekische Priester versetzten den ausgewählten Gefangenen (sorry, Girls, hier gab’s keine GefangenInnen) unter Drogen, begleiteten sie zur Gipfelplattform einer heiligen Pyramide, packten das Opfer jählings an allen Gliedern, warfen ihn auf einen steinernen Opfertisch und peng! Sie senkten dem Opfer ein Feuersteinmesser in die Brust, wobei sie unterdessen das noch schlagende Herz aus dem Leib rausrissen und das leblose Opfer die steilen Treppen herunterschubsten.

Wir wissen all dies, weil die oben erwähnten Spanier die raubeinigen Azteken 1519 unter der Führerschaft von Hernan Cortés eroberten.

Hier müsste man aber hinzufügen, dass Haudegen Cortés und Co. die Unterstützung der Nachbarvölker der Azteken genossen. Denn diese von den Azteken arg unterdrückten Stämme haben allzu gern bei der Niederlage der verhassten Imperialisten kräftig mitgemacht.

Doch nun eine traurige Ironie: All dies ist nur wegen eines Missverständnisses den Azteken zugestoßen. Fakt ist, die Azteken wartete sehnlichst auf die Rückkehr ihrer Gottheit Quezlcoatl. Er war eine Art Heilsgott. Der Legende zufolge sollte er eines Tages in Form eines hellhäutigen und- haarigen Menschen von Übersee nach Tenochitlan zurückkehren, um dann quasi ein „messianisches“ Zeitalter einzuläuten. Und siehe da! Nun erscheint der hellhäutige und -haarige Cortés auf einem Schiff. Tja. Für die Azteken dumm gelaufen. Den Rest der Geschichte kennt man.

Und jetzt noch eine traurige Ironie. Diese Geschichte vom hellhäutigen und -haarigen göttlichen „Retter“ erfuhr ein mexikanischer Einwanderer, der sich als Kind (oder junger Mensch) in München niedergelassen hat. Nur: Leider hat er die Story ein bisschen durcheinandergebracht – vielleicht weil er so jung war, als er Mexiko verlassen hat. Seinem Gedächtnis zufolge sei es nicht Cortés, der die Azteken so schrecklich traktiert hatte und das indigene Paradies kaputt gemacht habe, sondern Christoph Kolumbus. Immerhin: Beide Namen fangen mit einem „K“ (bzw. „C“) an.

Der junge Mann wuchs in München heran, heiratete und wurde Vater. Gern erzählte er seinen Kindern eben diese alte Geschichte vom grausamen „Kolumbus“, der die Idylle Altmexikos zunichte gemacht habe. Die Geschichte machte auf die Kinder offensichtlich einen großen Eindruck.

Eines Tages wurden auch seine Kinder erwachsen. Und nun geschah es. Eine Tochter war derart entsetzt, dass es eine U-Bahn-Station in München gibt, die „Kolumbusplatz“ heißt, so dass sie heftig dagegen protestiert hat.

Was machte sie? Klar! Im Zeitalter der „Cancel Culture“ hat sie einen Verein (oder eine Gruppe) gegründet. Und siehe da! Der forschen Tochter war es gelungen, Politiker in München zu überzeugen, dass man den Namen der verruchten U-Bahn-Station unbedingt ändern müsste!

So wie es aussieht, will die Stadt dem Wunsch der Gruppe nachkommen und den verhassten Namen tatsächlich verändern. In was aber?

Hmm. Gute Frage. Mein Vorschlag: Cortésplatz!

Neue englische Wörter zu verschenken!

Englischunterricht beim Sprachbloggeur! Heute stellen wir zwei nagelneue Wörter vor, die man sich unbedingt einprägen sollte (falls Sie sie nicht bereits kennen). Erst ein wenig vor dem Spiegel üben, um sie dann beim nächsten Treffen mit Freunden…ach Entschuldigung…ich meine natürlich „FreundInnen“…im Schanigarten – wie ja nebenbei fallen zu lassen.

„Schanigarten“ kennen Sie…oder? In München hat sich das Wort erst im anno Coronae I hören lassen. Wie aus dem Nichts. Keine neuzeitliche Erfindung allerdings. Der „Schanigarten“ hat eine lange Tradition, vor allem in Österreich und im südlichen Bayern als Bezeichnung für ein irgendwie überdachtes Freiluftrestaurant.

Keiner weiß, woher das Wort „Schani“ kommt. Manche tippen auf einen legendären ital. Wirt namens Gianni bzw. einen legendären Franzosen namens Jean. Andere meinen, dass „Schani“ Wienerisch für „Schankkellner“ ist. Oder aus „scha na hi“, Dialektwort für „schau nur hin“ entstanden ist. Fest steht: Den Schanigarten gibt es unter diesem Namen bereits seit dem 17. oder 18. Jahrhundert.

Ich wandere aber vom Thema ab.

Also zur Sache: Neulich war ich auf einer Zoomreise in Brooklyn, New York, USA. Dort verkehre ich einmal monatlich mit einer netten Gruppe amer. Schriftstellern – ach Entschuldigung – ich meine SchriftstellerInnen! – mit der ich mich über dies und jenes aus dem Reich der Schriftstellerei unterhalte.

Ein Mitglied dieser Gruppe (haha – ich habe das „*Innen“ geschickt umsteuert!) benutzte zwei Vokabeln, die mir fremd waren: „Stan“ und „Doxing“.

Spontan habe ich freilich an „Stan und Ollie“ gedacht, was mit dem Thema nix zu tun hat. Sie wissen, wer Stan und Ollie waren, oder? In Deutschland kannte man sie früher als „Dick und Doof“ – was ein schreckliches Vergehen ist. Denn Stan Laurel und Oliver Hardy waren begnadete Komiker, die zwischen ca. 1925 und 1955 als Team in zahllosen Kinofilmen zusammenarbeiteten.

Das Mitglied meinte allerdings mit „Stan“ ein gewisses, nagelneues „Kofferwort“, d.h., ein Wort, das aus zwei Begriffen zu einem neuen Begriff zusammengefügt wird, wie z.B.: „Teuro“ (von „teuer“ und „Euro“), oder „Mediathek“ (manchmal „Mediothek“ – von „Medien“ und „Bibliothek“) oder „Motel“ (von „Motor“ und „Hotel“).

„Stan“ ist die Verschmelzung von „Stalker“ (einer der einem anderen nachstellt) und „Fan“ (gekürzt von „Fanatiker“). Wenn also ein Fan – genauer gesagt „FanIn“ – einer prominenten Figur nachstellt, was unter Umständen sehr bedrohlich sein kann, bezeichnet man diese FanIn als „Stan“. Denken Sie an den Mörder von John Lennon. Heute im Internetzeitalter ist die Situation noch übler. Online-Stans sind zu einer digitalen Plage geworden.

Womöglich ist dieser Begriff „Stan“ eine Erfindung des Sängers Eminem. Und wenn von ihm keine Erfindung, hat er ihn wenigstens bekannter gemacht.

Jetzt zum zweiten Wort: „Doxing“, manchmal, zumindest auf Deutsch, „Doxxing“ geschrieben, was darauf hinweist, dass dieses Wort bereits wahlberichtigt in Deutschland ist. Es wird sogar als Verb „doxen“ (bzw. „doxxen“) verwendet.

„Doxen“ tut selbstverständlich jede(r) „StalkerIn“. Sie sammelt im Internet (Google, Facebook usw. zu Dank) Fakten bzw. Faktoiden über einen anderen Menschen, um Peinliches zu dokumentierten und dann zu veröffentlichen. Manchmal dient hier eine gute alte Erpressung als Beweggrund, manchmal hat man bzw. frau das Bedürfnis, jemandem einen Schaden zuzufügen. Ja, einfach so.

Ich hoffe, ich habe Sie mit Nützlichem aufgewartet.

Und jetzt ab in den Schanigarten, liebe Bürger und Bürgerinnen des 21. Jahrhunderts.

Harry und Bill und Jeff und Elon und…Sie!

Quizfrage! Scharf nachdenken! Also: Wenn ich den Namen „Harry“ sage und dazu auch „und“, welches Folgewort fällt Ihnen spontan ein? Wenn sie auf „Meghan“ tippen, haben Sie die Frage richtig beantwortet. Klar gibt es „Harry und Sally“ (Filmtitel) oder „Harry und Louis“ (Friseuren), doch ganz oben auf der Liste stehen Harry und Meghan.

Nächste Frage: Wenn ich „Bill“ und dann „und“ sage… Was folgt jetzt? Klar, dass die Antwort „Melinda“ heißen muss. Was sonst? Doch nun weiter…

Sage ich „Jeff und…“ „Biiiiip! Ich glaube, jemand hat gerade „Mackenzie“ gedacht. Guter Versuch, aber sorry. Diesmal liegen Sie falsch. Richtig wäre: Auf „Jeff“ folgt „Annie“. Mir leider kein Begriff. Ihnen vielleicht.

Sag ich „Jeff Bezos“ gefolgt von „und“, lande ich sofort bei „Amazon“, „Washington Post“, „Elon Musk“ oder „Lauren Sanchez“. Denn so heißt Jeffs neue Freundin.

Wie sollen wir dieses Spiel nennen? He! Wie wäre es mit „Google Suche“! Denn genau das, was wir hier machen, heißt bei Google „Suchalgorithmus“.

Und? Was hat all das für eine Bewandtnis?

Ganz einfach. Google macht täglich milliardenfach genau das, was wir täglich tausende Male mit unseren kleinen grauen Zellen machen. Wir „assoziieren“. Schönes lateinisches Wort für „Vorstellungen mit etwas verknüpfen“.

Heißt das, dass wir denken wie Google? Ne-e-e-in. Das Gegenteil ist wahr: Google denkt wie wir! Mit dem Unterschied: Google kann viel umfangreicher assoziieren als wir. Aus diesem Grund hat uns Google den Gang zur Bibliothek erspart, wo wir früher stundenlang in nach Holz riechenden Karteikartenkatalogen und in dicken nach alter Tinte riechenden Wälzern recherchierten, um diverse Trivialitäten an den Tag zu legen.

Jetzt aber noch eine Quizfrage. Wie heißt der Gründer von Google? Ha! Ich wette, dass Ihnen dieser Name weniger geläufig ist als der der oben erwähnten Promis. Außerdem gibt es den Gründer nicht, sondern nur die Gründer, und sie heißen Larry Page und Sergey Brin.

Hätte ich diese letzte Frage wie oben formuliert, also mit „Larry und…“, wären Sie nicht weitergekommen. Sie hätten vielmehr „Larry and Brady“ gegoogelt. Vielleicht kennen Sie sie nicht? Es sind zwei putzige schwule Jünglinge, die eine profitable YouTube-Karriere mit Videos aufgebaut haben mit Titeln wie „Making my boyfriend do whatever I say“ oder „We had a baby“ usw.

Oder Sie wären auf „Larry and Jenny“ gestoßen. Das sind zwei Reality Stars aus den USA, die sich auf einer einschlägigen Reality Show verlobt haben. Mehr darüber weiß ich leider nicht. Können Sie selbst googeln.

Oder „Larry und Gaby“, zwei wichtige Figuren aus einer brasilianischen Soap.

By the way: Ganz unten auf der Suchseite (oder vielleicht auf Seite zwei) wären Sie endlich bei „Larry und Sergey“ gelandet. Falls es Sie interessiert: Larry ist mit Lucinda und Sergey mit Nicole verheiratet.

Skandalöses habe ich über beide auf Anhieb nicht gefunden. Nein, stimmt nicht. Ich habe gelesen, dass die einstige Firmenlosung von Google „Don’t be evil“, also „Sei nicht böse“ lautete; dass diese aber seit 2018 vom Verhaltenskodex dieser multinationalen Krake entfernt worden war. Warum, weiß ich nicht. Google zufolge, möchte Google keine Details zu diesem Thema preisgeben.

Wie Sie sehen, liebe Sprachbloggeurist*I**nnenennin, nun hat das 21. Jahrhundert endlich begonnen. Viel Spaß! Google zufolge wird dieses neue Jahrhundert sehr spannend sein…und das 22. noch spannender!

Das Allerwichtigste über das „N-Wort“

Nein. Nicht, was Sie denken. Nicht das „N-Wort“, wie Sie vielleicht meinen. Gedanken über diese verruchte N-Vokabel werden Sie im folgenden Text nicht finden. Nicht jedenfalls heute. Vielleicht ein anderes Mal.

Das „N-Wort“, worüber hier doziert wird, lautet schlicht und einfach „Normalität“. Klingt harmlos, nicht wahr? By the way, wissen Sie, woher diese Vokabel stammt? Wahrscheinlich nicht. Ich denke, nur wenige wissen es.

Das lateinische „norma“ bedeutete „Zimmermannswinkel“, will sagen: das Werkzeug, das jeder Zimmermann seit den obskuren Anfängen der Zivilisation verwendet, um Ecken zuverlässig und genau zu errechnen.

Es ist offensichtlich! Ohne haargenaue Maßstäbe kann man keine Häuser und sonstige rechteckige Dinge zustande bringen.

Dass die Römer dieses Wort auch im übertragenen Sinne benutzten, um auf jeglichen „normierenden“ Maßstab hinzudeuten, liegt auf der Hand.

Manchmal denke ich, dass es schön wäre, wieder in einer Welt zu leben, wo eine gewisse Normalität vorherrschte.

STÖHN…höre ich. Und auf einmal sagt einer:

„Also dann bitte, Herr Sprachbloggeur, was ist denn Ihrer Meinung nach ‚normal‘?“

Gute Frage. Und jetzt folgen zwei unaussprechbare Wörter – nein, nix, was mit dem sog. N-Wort zu tun haben – , sondern zwei Perlen aus dem Wortehimmel: Kataphase und Apophase. Ich glaube, sie stammen aus der Theologie der Orthodoxen Kirche und haben mit der Gottesfrage zu tun. Kataphase bedeutet den Versuch die Eigenschaften Gottes aufzulisten. Apophase ist das Gegenteil. Man definiert Gott, indem man sagt, was er (er?) nicht ist.

Doch nun zurück zum „Normalen“ – und zwar mit Hilfe der Apophase.
Will sagen: Was ist also die Normalität nicht?

Zum Beispiel, das Leben während einer Pandemie! Oder?

Ja! Es ist wohl nicht normal, dass man unter einem Lockdown oder Lockup, mit täglichen Inzidenzzahlen, Verimpfungsnachrichten u.d.gl. lebt. Ja. Genau. Das ist einfach nicht normal.

Vielleicht deshalb behaupten manche Leute, dass unsere Pandemie keine richtige ist, und sie nennen sich „Querdenker“.

Aber Achtung! Wenn einer von sich behauptet, er sei ein „Querdenker“, dann sind die anderen, die nicht so denken wie er, automatisch „Normaldenkende“. Aber: Wenn die Pandemie das Gegenteil von Normalität ist, dann ist der „Querdenker“ derjenige, der sich für „normal“ hält. Very confusing…oder?

In den USA ist die Situation bezüglich der Normalität verworren auf eine andere Art – ich meine hier in Bezug auf die Pandemie. Dort lassen sich nur diejenigen gegen das Virus impfen, wenn sie auch gegen Trump sind; diejenigen die gegen Biden sind, lassen sich hingegen nicht impfen. Und beide halten sich für normal, und zwar in einer Zeit, die nicht normal ist.

Dazu fallen mir die islamischen Fundamentalisten in Pakistan und in Afghanistan ein. Sie verbieten jegliche Impfung gegen Kinderlähmung. Man bekomme Aids. Jungs werden impotent, Mädchen unfruchtbar etc. Das Resultat: Die Kinderlähmung grassiert noch immer in diesen Gegenden.

Sie sehen. Nun habe ich Ihnen ein paar Beispiele gegeben, die zeigen, was nicht normal ist. Irgendwie haben beide mit Krankheit und Pandemie zu tun.
Eigentlich könnte ich diese apophasische Liste um einige Gebiete ergänzen. Ich schreibe hier aber keine Doktorarbeit. Außerdem wirkt dieser Text meiner Meinung nach bereits zu polemisch. Und so einer bin ich wirklich nicht.

Kennen Sie den alten chinesischen (oder englischen) Fluch: Mögen Sie in interessanten Zeiten leben? So spannend ist es ja am Anfang des 21. Jh zu leben. Es kann nur noch normaler werden! Aber nicht vergessen: Auch in der Zukunft werden die Menschen Häuser bauen müssen.

Ein kleines Glossar zum Opfersein

Heute pauken wir den Wortschatz der Gleichberechtigung, liebe Lernende. Ich brauche nicht zu betonen, wie wichtig es ist, diesen Wortschatz zu meistern. Umso mehr, falls Sie zu den Privilegierten gehören…was ich allerdings nicht wissen kann. Denn ich sehe Sie nicht.

Aber lange Hose kurze Beine. Jetzt ans Eingemachte!

Im Grunde möchte ich lediglich das mit Ihnen teilen, was ich selber neulich gelernt habe. Ich bin nämlich in der Wochenendausgabe der Münchener Abendzeitung ( „AZ“ genannt) auf ein Interview mit der Filmemacherin Doris Dörrie gestoßen. Frau Dörrie leitet ein Seminar über „weiße Privilegiertheit“.

Es scheint wohl eine neue Vokabel zu sein, diese „Priviligiertheit“. Man hätte wahrscheinlich in Altdeutsch „Privileg“ oder noch besser „Bevorzugung“ oder „Sonderrechte“ gesagt.

Aber die Zeiten ändern sich nun mal und ebenfalls die Sprache.

Wie schon gesagt. Ich kann nicht wissen, wer meine Leser sind – erst recht nicht, ob sie privilegiert sind oder nicht…oder ob sie überhaupt Menschen sind. Manche könnten Bots sein. Kommt heute immer häufiger vor.

Hier geht es lediglich darum, Ihnen mit dem passenden Wortschatz zum Thema aufzuwarten. Denn die AZ hat nämlich mit dem erwähnten Interview ein kleines „Glossar“ des „Privilegiertheitsseins“ mitgeliefert. Da findet man alle wichtigen Termini, die „Privilegierten“ (gemeint sind „privilegierte Weißen“) verhelfen sollten, Ihrer Privilegien bewusst zu werden. Hier nun einige Beispiele:

Oben auf der Liste steht „critical Whiteness“. Ich bin mir leider nicht sicher, ob dieser Begriff bereits die Dudenaufnahmeprüfung bestanden hat. Sicherlich wird das bald der Fall sein. Im früheren Deutsch hätte man dieses Konzept vielleicht mit „Selbstkritik seitens weißhäutiger Europäer bezüglich ihrer besonderen Privilegien in der europäischen Gesellschaft“ wiedergegeben.

Zugegeben: „Critical Whiteness“ sagt all dies viel knapper. Vielleicht deshalb sind manche der Meinung, man sollte diese umständliche dt. Sprache endlich zu Grabe tragen, und stattdessen Englisch reden.

Als Gegensatz zu den privilegierten Weißen findet man im Glossar „POC“. Damit sind „people bzw. person of color” gemeint. Das sind diejenigen, die wegen der Privilegiertheit der Weißen eben unterprivilegiert bzw. unprivilegiert sind.

Die Lösung zu dieser Problematik – so das Glossar – wäre für den weißen Privilegierten „color blindness“ zu praktizieren, also Farbenblindheit.

Aber Achtung! Bevor Sie mit obigen neuen Begriffen losziehen, folgender Hinweis: Es gibt nämlich in meiner engl. Muttersprache den Begriff „colored people“ – singular: „colored person“. Diese Formulierung darf man ja nicht mit „people/person of color“ verwechseln. Das wäre ebenso tückisch wie „schwül“ mit „schwul“ zu verwechseln – was übrigens manche Menschen mit Migrationshintergrund – unabhängig von ihrer Hautfarbe – tun.

Und letztlich steht im Glossar folgender Terminus „kulturelle Aneignung“. Falls Sie mit diesem Begriff keine Erfahrung haben, hier die Erklärung. Ich zitiere: „…die Übernahme und Beschreibung fremder Kulturen und Lebenswirklichkeiten durch KünstlerInnen, die dieser Lebenswirklichkeit selbst nicht angehören.“

Ich wünschte, ich könnte obige Definition verstehen. Wenn ich mich nicht irre, bedeutet es, dass ich als Amerikaner die Werke von Goethe ins Englische nicht übersetzen dürfte, weil ich Wolfgangs Lebenswirklichkeit nicht angehöre. Oder habe ich etwas falsch verstanden?

Lustigerweise hat ein Albaner, dessen Familie viele Jahre in München lebt, einen Leserbrief zum erwähnten Interview geschrieben. Er sei zwar weißhäutig, schreibt der Münchner mit Balkan Migrantenhintergrund, habe sich aber nie als privilegiert empfunden. Im Gegenteil. Er musste ständig gegen Vorurteile kämpfen.

O o. Jetzt wird's schwierig. Was sagen Sie dazu, Frau Dörrie?

Ein kleines Glossar zum Opfersein

Heute pauken wir den Wortschatz der Gleichberechtigung, liebe Lernende. Ich brauche nicht zu betonen, wie wichtig es ist, diesen Wortschatz zu meistern. Umso mehr, falls Sie zu den Privilegierten gehören…was ich allerdings nicht wissen kann. Denn ich sehe Sie nicht.

Aber lange Hose kurze Beine. Jetzt ans Eingemachte!

Im Grunde möchte ich lediglich das mit Ihnen teilen, was ich selber neulich gelernt habe. Ich bin nämlich in der Wochenendausgabe der Münchener Abendzeitung ( „AZ“ genannt) auf ein Interview mit der Filmemacherin Doris Dörrie gestoßen. Frau Dörrie leitet ein Seminar über „weiße Privilegiertheit“.

Es scheint wohl eine neue Vokabel zu sein, diese „Priviligiertheit“. Man hätte wahrscheinlich in Altdeutsch „Privileg“ oder noch besser „Bevorzugung“ oder „Sonderrechte“ gesagt.

Aber die Zeiten ändern sich nun mal und ebenfalls die Sprache.

Wie schon gesagt. Ich kann nicht wissen, wer meine Leser sind – erst recht nicht, ob sie privilegiert sind oder nicht…oder ob sie überhaupt Menschen sind. Manche könnten Bots sein. Kommt heute immer häufiger vor.

Hier geht es lediglich darum, Ihnen mit dem passenden Wortschatz zum Thema aufzuwarten. Denn die AZ hat nämlich mit dem erwähnten Interview ein kleines „Glossar“ des „Privilegiertheitsseins“ mitgeliefert. Da findet man alle wichtigen Termini, die „Privilegierten“ (gemeint sind „privilegierte Weißen“) verhelfen sollten, Ihrer Privilegien bewusst zu werden. Hier nun einige Beispiele:

Oben auf der Liste steht „critical Whiteness“. Ich bin mir leider nicht sicher, ob dieser Begriff bereits die Dudenaufnahmeprüfung bestanden hat. Sicherlich wird das bald der Fall sein. Im früheren Deutsch hätte man dieses Konzept vielleicht mit „Selbstkritik seitens weißhäutiger Europäer bezüglich ihrer besonderen Privilegien in der europäischen Gesellschaft“ wiedergegeben.

Zugegeben: „Critical Whiteness“ sagt all dies viel knapper. Vielleicht deshalb sind manche der Meinung, man sollte diese umständliche dt. Sprache endlich zu Grabe tragen, und stattdessen Englisch reden.

Als Gegensatz zu den privilegierten Weißen findet man im Glossar „POC“. Damit sind „people bzw. person of color” gemeint. Das sind diejenigen, die wegen der Privilegiertheit der Weißen eben unterprivilegiert bzw. unprivilegiert sind.

Die Lösung zu dieser Problematik – so das Glossar – wäre für den weißen Privilegierten „color blindness“ zu praktizieren, also Farbenblindheit.

Aber Achtung! Bevor Sie mit obigen neuen Begriffen losziehen, folgender Hinweis: Es gibt nämlich in meiner engl. Muttersprache den Begriff „colored people“ – singular: „colored person“. Diese Formulierung darf man ja nicht mit „people/person of color“ verwechseln. Das wäre ebenso tückisch wie „schwül“ mit „schwul“ zu verwechseln – was übrigens manche Menschen mit Migrationshintergrund – unabhängig von ihrer Hautfarbe – tun.

Und letztlich steht im Glossar folgender Terminus „kulturelle Aneignung“. Falls Sie mit diesem Begriff keine Erfahrung haben, hier die Erklärung. Ich zitiere: „…die Übernahme und Beschreibung fremder Kulturen und Lebenswirklichkeiten durch KünstlerInnen, die dieser Lebenswirklichkeit selbst nicht angehören.“

Ich wünschte, ich könnte obige Definition verstehen. Wenn ich mich nicht irre, bedeutet es, dass ich als Amerikaner die Werke von Goethe ins Englische nicht übersetzen dürfte, weil ich Wolfgangs Lebenswirklichkeit nicht angehöre. Oder habe ich etwas falsch verstanden?

Lustigerweise hat ein Albaner, dessen Familie viele Jahre in München lebt, einen Leserbrief zum erwähnten Interview geschrieben. Er sei zwar weißhäutig, schreibt der Münchner mit Balkan Migrantenhintergrund, habe sich aber nie als privilegiert empfunden. Im Gegenteil. Er musste ständig gegen Vorurteile kämpfen.

O o. Jetzt wird's schwierig. Was sagen Sie dazu, Frau Dörrie?

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