Kann man mit einem Fanatiker, bzw., mit einem Geisteskranken diskutieren? Natürlich nicht. Das weiß jeder.
ich kannte mal vor vielen Jahren einen Gleichaltrigen. Er spielte Gitarre, konsumierte diverse Modedrogen, erhoffte sich Intimitäten mit willfährigen Mädchen – wie jedes junges männliches Wesen jener Zeit.
Dann fand er Jesus. Genauer gesagt: Er trat einer Sekte bei. Auf einmal war er in der Lage, die Welt in „gut“ und „böse“ einzuteilen. Klares Weltbild also.
Eines Tages saßen wir zusammen. Er spielte – wie so oft – auf der Gitarre, und ich hörte zu. Vielleicht hatte er Talent als Musiker, vielleicht nicht. Ich kann mich nicht mehr erinnern.
Auf einmal fing er an mit mir über seinen neuen Glauben zu reden. Was heißt reden. Er wollte mich bekehren.
Menschen, die fanatisch sind, gehen davon aus, dass sie recht haben. Auch wenn sie im Unrecht sind. Schopenhauer hat ein ganzes Buch zu diesem Thema geschrieben. Es heißt „Die Kunst, Recht zu behalten“. Schopenhauer rühmte, dass seine „Kunst“ ebenso wirksam ist, wenn einer im Unrecht ist. Es geht nur darum, den Streit bzw. die Diskussion zu gewinnen.
Und so war es an dem Tag mit unserer Diskussion.
Er redete auf mich plötzlich ein, und schließlich antwortete ich: „Ja, schön für dich, aber Jesus suche ich momentan nicht.“
„Dann bist Du des Teufels.“ Seine Antwort.
„Wieso?“ Vielleicht bist du derjenige, der im Unrecht ist, wenn du meinst, ich soll deinen Weg zu meinem machen. Vielleicht irrst du dich.“
„Wenn du meinst, dass ich mich irre, dann ist es klar, dass der Teufel in dir eingefahren ist und dass er dir Argumente in den Mund legt.“
„Nein“, antwortete ich. „Ich versuche dich zu nichts zu bewegen. Du willst, dass ich etwas akzeptiere, was ich nicht kann oder will.“
„Der Teufel spricht aus deinem Mund. Merkst du das nicht? Du bist schon verloren, und du willst mich ebenso an den Teufel ausliefern…“
Ich möchte mein Gedächtnis wegen dieses Gesprächs nicht weiter strapazieren. Aber so ging es weiter, bis ich es allmählich mit der Angst bekam. Denn ich war überzeugt, dass dieser Mensch nicht mehr ganz normal war. Dann ging ich weg.
An dem Tag schwor ich, dass ich nie wieder mit einem Fanatiker diskutieren würde. Und dieser Schwur habe ich in der Tat eingehalten.
Ja, Sie ahnen, worauf ich hinaus will. Putin redet ebenso wie der erwähnte Gitarrenspieler. Oder? Putin greift an und behauptet: „Ihr greift mich an.“
Dagegen argumentieren? Im Ernst?
Das ist die eine Möglichkeit, Putins Benehmen zu erklären. Nämlich: dass er vollkommen übergeschnappt ist. Es gebe sogar einige Indizien dafür.
Oder geschieht hier etwas völlig anders? Damit meine ich: Mal von der „Madman-Theorie – zu Deutsch „Theorie vom Verrückten“ – gehört?
Diese beschreibt eine Taktik, die Richard Nixon 1969 verwendete, um den Vietnamkrieg rasch zu beenden. Damals spielte er bewusst den Verrückten, den Politiker, der zu allem entschlossen wäre. Er stellte sich als unzurechnungsfähig, als irrational an mit dem Zweck, Angst und Bange zu verbreiten. Jeder sollte denken, er wäre zu allem fähig – inklusiv den Griff zu den Atomwaffen. Auf diese Weise wollte er Nordvietnam zur Kapitulation erzwingen. Um dieses Vorhaben Nachdruck zu verleihen, attackierte er Kambodscha: mit verheerenden Ergebnissen.
Abgesehen von der schrecklichen Zerstörung Kambodschas, war alles sonst nur Bluff. Letztendlich aber ist die Rechnung nicht aufgegangen.
Nun die Frage: Spielt Putin die „Theorie vom Verrückten“ oder ist er wirklich verrückt geworden?
Wir werden mit Sicherheit nicht lang auf eine Antwort warten müssen…
Auf einmal war das kleine Zeichen nicht mehr wichtig. Ich meine das Gender-Sternchen. Kaum hat Mister Putin seine Panzer und seine Soldaten – sprich „Friedenstruppen“ – gen Dombass (kurz für „Donetzbecken“ bzw. „donetzki bassejn“) abkommandiert, zerbricht keiner mehr den Kopf wegen Begriffe wie Soldat*Innen und Panzer*Innen. Die Sprache passt sich immer an.
Schwer zu sagen, wohin nun die Reise. Ich hoffe jedenfalls, Sie haben Ihren Sicherheitsgurt angeschnallt. Genügend Pullover? Eine kuschlige Daunenjacke? Denn bald werden wir uns warm anziehen müssen.
Zum Glück bin ich weder Prophet noch Polemiker, lediglich Sprachennarr.
Sagt Ihnen der 1. September 1939 etwas? An dem Tag sagte Hitler nachdem deutsche „Friedenstruppen“ in Polen marschiert waren: „Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!“ Dieser Trick hat Tradition. Man inszeniert einen Angriff der Gegner, um einen Casus Belli zu ergründen.
Im jetzigen Fall wurden russische Propagandavideos gedreht, die einen Angriff des Feindes gegen Dombasspatrioten – mit blutigen Toten – dokumentieren. O-Ton Putin: „Die sogenannte zivilisierte Welt zieht es vor, den von Kiew begangenen Genozid im Donbass zu ignorieren.“
Notabene: „Genozid“ hat er gesagt. Und die Hintermänner dieser Mörderbande bezeichnet er als eine „Marionettenregierung“. Harter Tobak.
Okay. Zugegeben. Die Ukraine ist nicht gerade eine Musterregierung – obwohl Russland gilt als noch eine Stufe korrupter. Und nicht ganz daneben ist Putin, wenn er sich beklagt, dass er (oder meint er Russland) despektierlich vom Westen behandelt wird. Auch nicht falsch ist die Behauptung seinerseits, dass der historische Bezug zwischen Russland und der Ukraine groß ist.
Darüber hinaus reden sie zwei Sprachen, die sehr verwandt sind – so wie Niederländisch und Deutsch. Der ukrainische Präsident heißt mit Vornamen Volodymyr; Putin heißt Vladimir. Das erinnert an „Hendrik“ und „Heinrich“.
Es sind aber in der Tat zwei Sprachen, die auch Unterschiede aufweisen. „Luhansk“ heißt die umstrittene Stadt und Region im Osten der Ukraine, wo Putins „Friedenstruppen“ nun stationiert sind. Dieser Name ist aber eindeutig ukrainisch. Auf Russisch hieße es „Lugansk“. Das ukrainische „H“ wird auf Russisch zu einem „G“. Deshalb sagen Russen „Gamburg“ statt „Hamburg“. Ebenfalls wird das russische „O“ zu einem „I“ auf Ukrainisch. „Lwiw“ sagen die Ukrainer, „Lwow“ die Russen.
Ja, okay. Manchmal ist die Sache mit Grenzen und Sprachen konfus. Denken Sie an die dänische Minderheit im Südschleswig oder die ungarischen Gebiete in Rumänien, Slowakien…sogar in der Ukraine. Oder die Deutschen in Ostpreußen.
Wie dem auch sei: Taktiker Putin inszeniert momentan eine klassische „false flag operation“. „Einsatz unter falscher Flagge“ heißt das auf Deutsch. Die Taktik hat eine lange Tradition – bis zum 16. Jh wenn nicht länger. Damals hisste man „falsche Fahnen“ auf Schiffen, um aus dem Hinterhalt anzugreifen. Die CIA taufte diesen Trick in den 1950er Jahren in „plausible deviability“ um. Zu Deutsch: „glaubhafte Abstreitbarkeit“. Meisterhafte Doppeltgemoppeltkeit!
Sie wissen wahrscheinlich, dass Putin als Kind als Straßenjunge durch die Straßen Leningrad streifte und raufte für sein Leben gern. Ein bisschen kleiner gewachsen war er damals, aber er zeigte Nerven und lernte eifrig Judo.
Sein Judoka-Trainer, Anatolij Rachlin, eine Art Ersatzvater, schrieb über seinen talentierten Schüler, dass er einen Fehler hatte: „Er wollte unbedingt gewinnen und hat seine Kräfte nicht eingeschätzt. Im Sport ist das eine Schwäche.“ Über sich selbst sagt Putin, er habe einen niedrigen Instinkt für Gefahren. Dies betrachte er als ein „sehr ernster Mangel“.
(Obige Zitate stammen übrigens aus einer neu erschienenen politischen Biographie über Putin, geschrieben von Thomas Fasbender. Ich habe Auszüge dieser spannenden Lektüre in der Schweizer „Weltwoche“ gelesen).
Insofern weiß man noch nicht, inwieweit Putin bereit ist, die Weltordnung nachhaltig aufzumischen. Schließlich wählen die Russen 2024, und Putin möchte wiedergewählt werden. Wir werden es aber bald wissen.
By the way: Wenn ich Xi wäre, würde ich denken: Hmm, keine schlechte Zeit, Taiwan zu kassieren. Ja, so spricht man Dombass.
Fangen wir mit Aktuellem an: Vor ein paar Tagen wurde Frank-Walter Steinmeier als Bundespräsident wieder bestätigt! Ich gratuliere!
Falls Sie seiner Dankesrede nicht gelauscht haben, möchte ich Ihnen folgenden wichtigen Satz ins Gedächtnis rufen:
„Diese rote Linie müssen wir halten.“
Es folgte Applaus.
Was war hier wichtig? Es ging in diesem Satz des neuen alten Bundespräsidenten um Pandemie-Hooligans. Der Buprä wollte darauf hinweisen, dass Protest gegen etwas in Ordnung sei. Wie man aber protestiere, sei eine andere Sache. Noch präziser: Es gebe Regeln, genauer gesagt Grenzen fürs anständige Protestieren usw.
Das mag alles stimmen. Mich hat aber dieser kurze Satz – er zählt lediglich sechs Wörter – aus sprachlichen Gründen interessiert, und zwar aus zwei Gründen:
Erstens wegen der Floskel „rote Linie“. Dieser Begriff wurde erst seit zehn Jahren in die deutsche Sprache eingebürgert. Davor gab es lediglich rote Linsen.
Anlass für die schnelle Aufnahme: Der damalige US-Präsident Barack Obama hatte 2012 an die Adresse Syriens eine Drohung gerichtet: Falls die Regierungstruppen des Diktators Assad die Zivilbevölkerung einmal wieder mit Giftgas angreifen sollten, haben die Assadisten, , so Obama, eine „red line“ überschritten. Mit anderen Worten: Die USA würde mit „Maßnahmen“ antworten. Leider folgten damals seitens Amerika diese Worte keinen Taten. Dennoch hat das Idiom Eindruck gemacht und ging in diverse Sprachen über – inklusive ins Deutsch.
Nebenbei: Dem Vorsitzenden Google zufolge, wurde die erste rote Linie 1928 aus dem Boden gestampft. Damals gierten sowohl die USA, wie auch das UK und Frankreich nach profitablen Ölrechten im ehemaligen osmanischen Kaiserreich. Man machte sich Gedanken, wie man die Landkarte gerecht aufteilen könnte. Zu diesem Zweck konsultierten sie einen gewissen Calouste Gulbenkian, einen Geschäftsmann, der einen roten Stift in die Hand nahm und in einem Handumdrehen eine „rote Linie“ um das begehrte Gebiet zog. Erst später bekam diese Redewendung ihre neue Bedeutung.
Früher übrigens sagte man „eine Linie im Sand ziehen“. Dies hat, so die Historiker, der hellenistische König Antiochus IV bereits 164 v.Chr. gesagt. Weshalb habe ich vergessen.
Heute findet man überall die roten Linien. Auch Vladimir Putin hat neulich bezüglich der Ukraine mit einer „rote Linie“ gedroht, die man nicht überschreiten dürfe.
Die Franzosen bleiben allerding bei einer „gelben Linie“. Wieso, weiß ich nicht.
Aber genug. Ich wollte nämlich auch einen zweiten Punkt im oben zitierten Satz des Bundespräsidenten ansprechen: Er hat ebenfalls gesagt „wir müssen…“.
Wissen Sie, was es bedeutet, wenn man – nicht nur der Bundespräsident – einen Satz mit „wir müssen“ bildet? Es bedeutet, dass wir eben das nicht tun. was wir müssen!
Denken Sie an die Zehn Gebote in der Bibel. Wenn man diese zehn Gebote liest, erfährt man, wie die Wirklichkeit der damaligen Gesellschaft aussah. Will heißen: Alles, was verboten wird, wird nur deshalb verboten, weil es praktiziert wird!
Falls Sie nicht bibelfest sind, darf ich Sie auf Levitikus 18 aufmerksam machen. Dort werden Sie alles erfahren, was Sie über das Sexleben der alten Hebräer (und auch das der anderem antiken Völker im Nahen Osten) erfahren wollten. Die Liste ist so lang wie Sex in der City.
Fassen wir kurz zusammen: Jedes „wir müssen“ weist konkret auf sein Gegenteil, zeigt also die Wirklichkeit, wie sie leibt und lebt. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal müssen. Das „müssen“ ist die einzige „rote Linie“, die es wirklich gibt.
Schon lange habe ich meine pädagogische Ader vernachlässigt. Echt schade. Dafür zeige ich Ihnen heute einen Trick, damit Sie besser Englisch reden als die meisten Muttersprachler!
Oh-oh. Nun bin ich gleich ins Fettnäpfchen getreten. Schon wieder hab ich vergessen, dass wir im 21. Jh. leben! Darf man noch immer von Muttersprachlern“ reden? Oder ziemt es sich auch hier lieber „MuttersprachlerInnen“ bzw. „Muttersprachler:innen“ oder so ähnlich zu schreiben?
Halt! Wieso immer die Rede von der „Muttersprache“? Warum nicht „Vatersprache“? Auch Ehemänner bekommen Vaterschaftsurlaub! Oder? Und sie reden mit dem Frischling im Haus ebenso wie die Mütter. Oder? Und dann habe ich mal Bilder gesehen von einem Typen mit Bart und Brusthaaren und noch dazu einem Babybauch. Er sei ein Mann, hieß es, aber als Frau geboren und von seiner Frau (als Mann geboren) geschwängert worden. Meine Frage: Ist das mit der „Muttersprache“ vielleicht endgültig überholt? Man muss mit der Zeit mitmarschieren! Oder?
Oder bedenken Sie dies: Unsere Kinder, ich meine, die von meiner Frau und mir, haben als Säuglinge sowohl eine Mutter- wie auch eine Vatersprache gelernt. Will heißen: Meine Frau hat stets und konsequent Deutsch mit den Kindern geredet und ich ebenso stetig und konsequent Englisch. In dem Fall ist Englisch – was sonst? – die Vatersprache meiner Kinder!
Und wenn eine Frau Geschäftsführerin einer großen Firma oder Ministerin in Berlin ist, während der Vater mit den Kindern als Hausmann werkelt, haben solche Kinder eine Mutter- oder eine Vatersprache? Hoffentlich verstehen Sie, wie kompliziert der Sachverhalt ist.
Aber jetzt endlich zum eigentlichen Thema. Manchmal lass ich mich leicht vom Weg abbringen. Wie gesagt: Es geht hier heute um Englischunterricht – und zwar der gehobenen Klasse, damit Sie, liebes Lesendevolk besser Englisch zu sprechen vermögen werden als viele Mutter- und Vatersprachler dieser Sprache!
Eigentlich geht es um Kleinigkeiten, „Fliegendreck“ sagen manche. Aber der Anmut steckt meistens in den Details. Oder? Genauer gesagt: Es geht ums Zählen im Englischen. Nein nicht das one two three four usw.
Fakt ist: Es gibt auf Englisch zwei Klassen von Nomen: die zählbaren und die unzählbaren. Den Unterschied erkennt der Elternsprachler ebenso automatisch wie der Deutsche sein der/die/das. „Apple“ ist zählbar. Ganz logisch. Ebenso „pencil“, „worry“, „footstep“ „tooth“ usw. usw. Alles was man stückweise zählen kann gilt als zählbares Nomen. Unzählbar hingegen sind Wörter wie „victory” oder “health” oder “information” (notabene: auf Deutsch zählbar) oder „soup“. Auch „mail“ (zu Deutsch „Post“) ist unzählbar. „Der Postbote bringt der Kundschaft „letters“ oder „postcards“, zählbare Dinge, oder die „mail“ (unzählbar).
Nun fällt mir die „e-mail“ ein. Schade, dass dies auf Deutsch nicht „E-Post“ heißt. „E-mails“ (auf Englisch) kann man zählen. Aus diesem Grund klang das Wort fürs engl. Ohr ursprünglich sehr fremd.
Ich erinnere mich, dass die New York Times damals eine Befragung durchgeführt hat, darüber, wie man „elektronische Post“ nennen sollte. Mein Vorschlag war „e-letter“. Wahrscheinlich war das zu aufwendig. „E-Mail“ hat jedenfalls gesiegt…und ist – auf Englisch – zum zählbaren Nomen geworden.
Wenn etwas auf Englisch zählbar ist und man ausdrücken will, dass man viel oder wenig davon hat, benutzt man „a few“ oder „many“., „A few“ (oder „many“) „footsteps“, „teeth“, „worries“, „pencils“, „apples“ etc.
Ist etwas unzählbar, verwendet man als Mengenbeschreibung “a little“ oder „much“. Man verfügt über „a little information” oder „much information“ usw. Die Sache ist eigentlich viel komplizierter. Ich vereinfache hier ein bisschen.
Fakt ist aber: Viele Mutter- und Vatersprachler werden, wenn sie reden, faul. Ist normal in der Sprachgeschichte. Von „Mundfaulheit“ ist die Rede. Deshalb sagen manche „a little“, wo sie eigentlich „a few“ meinen. „I’ll have a little beans, thank you.“ Das ist falsch. Es muss heißen “I’ll have a few beans.“ Es gibt viele solche Beispiele. Der Wink mit dem Zaunpfahl soll aber hier reichen.
Halten Sie jedenfalls die Ohren spitz, wenn Muttersprachler reden. Sie werden diesen Fehler oft vernehmen. Mein Vorschlag: Machen Sie es ihnen nicht nach! Sprechen Sie Englisch besser als die Muttersprachler!
PS - Noch ein Beispiel vergessen: "fewer" und "less". "Fewer" zählt man, "less" nicht. Korrekt: "We had fewer problems this year than last year." Falsch wäre "less". Fakt ist: Die Muttersprachler machen diesen Fehler ständig! Machen Sie es besser!
Das Beispiel ist unanständig, aber ich darf es – der Sprache zuliebe – nicht verschweigen. Es geht um die sinnlose Ermordung zweier Polizisten in Kusel, eines 29jährigen Polizisten und seiner 24jährigen Kollegin, die noch auf der Polizei-Hochschule studierte.
Über die Mörder darf man sich grausame Strafen ausdenken. Sie verdienen alle.
Doch zum Sprachlichen. Und abermals möchte ich mich hier entschuldigen. Ich wünschte, ich könnte hierfür ein harmloses Beispiel finden.
Folgendes will ich aber vorab hervorheben: Ich möchte allen Reportern meinen beherzten Dank aussprechen, dass sie bei der Berichterstattung über diese Tragödie – wohl aus Gründen der aufrichtigen Pietät – auf jeglichen Genderismus verzichtet haben.
Die Opfer dieses Verbrechens – wie jeder weiß – waren ein Polizist und eine Polizistin. In den Medien werden sie kollektiv als „Polizisten“ bezeichnet.
Was sonst, könnte man meinen? Doch wir leben im Zeitalter des Postkolonialismus und der Genderrelativität, und der gute Ton wird überall überarbeitet auch im obigen Fall. Dennoch wage ich zu fragen: Wie hätte man die zwei sonst bezeichnen können – ich meine, um tunlichst politisch korrekt in Erscheinung zu treten? Fest steht: Man bedarf in diesem Fall einer Pluralform. „Polizist/In“ geht nicht. Es klingt zu sehr verallgemeinernd. Man denkt vielmehr an ein „entweder oder“. Bei „Polizist/Innen“ schwebt einem eine große Anzahl von Polizisten beider Geschlechter vor. Sie sehen: Die Genderisten – wohl „GenderistInnen“ – haben ihre Sache nicht ganz durchgedacht.
Fakt ist: Die Suche nach jener erträumten sprachlichen Neutralität lässt seltsame Blüten sprießen. Beispiel „Studierendenschaft“! Manche werden meinen: „Wo ist denn das Problem? Man gewöhnt sich schnell daran, und bald klingt es auch schön.“
Mitglieder des Deutschen Journalistenverbands erhalten monatlich eine Zeitschrift, die, wenn man im Briefkasten schaut, entweder „Journalistin“ oder „Journalist“ heißt – alles wird nach dem Zufallsprinzip verschickt. Wenn mein Exemplar der „Journalistin“ ins Haus flattert, denke ich immer: Seit wann bekomme ich „Elle“ oder „Frau im Bild“ usw.?
Die Seuche der grammatikalischen Sprachgerechtigkeit breitet sich – zumindest in der westlichen Welt – schneller aus als das Omicron-Virus, und die Unlogik wächst zusehends. Hier ein schönes Beispiel: Während wir in Deutschland strebsam zwischen Männlein und Weiblein unterscheiden, tun es die Briten und die Amerikaner umgekehrt. In der angelsächsischen Welt werden jene Vokabeln, die auf die Eigenständigkeit der Frau hinweisen, gnadenlos in den Giftschrank eingesperrt.
Früher unterschied man zwischen „actor“ und „actress“. Heute gibt es auf Englisch nur noch die „actors“. Die weibliche Form gilt aus Gründen, die ich nicht verstehe, als „sexistisch“.
Genau das Gegenteil von der dt. Praxis! Komisch, nicht wahr. Die dt. Schauspielerin besteht auf ihr „in“! Stellen Sie sich vor: Es gäbe für diesen Schauspielerberuf eine Zeitschrift wie für die dt. Journalisten. Es müsste also „Actors“ heißen! Die „Actresses“ spielen keine Rolle mehr.
Auch andere weibliche Begriffe verschwinden aus der englischen Sprache. Früher sagte man „poet“ und „poetess“. Nun gibt es nur noch „poets“.
Ja, Sie brauchen mich nicht darauf hinzuweisen. Ich merke, dass ich heute sehr schwadroniere. Ich verspreche aber. Das nächste Mal kehre ich zu einem anderen Ton zurück.
Ich bin jedenfalls dankbar, dass das Feingefühl der Journalisten und Journalistinnen so weit gediehen ist, dass sie die Ermordung zweier jungen Polizisten respektvoll angegangen sind. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung für die dt. Sprache?
PS Zu schnell aus der Hüfte geschossen. Auf YouTube fand ich beim Sender Phoenix als Untertitel zu einem Beitrag übers Attentat Folgendes: „Thomas Meyer zur Tötung von zwei Polizist:innen bei Kusel“. Fazit: Jetzt wird’s gefährlich…ich meine natürlich für die dt. Sprache als Stilelement…
Das Beispiel ist unanständig, aber ich darf es – der Sprache zuliebe – nicht verschweigen. Es geht um die sinnlose Ermordung zweier Polizisten in Kusel, eines 29jährigen Polizisten und seiner 24jährigen Kollegin, die noch auf der Polizei-Hochschule studierte.
Über die Mörder darf man sich grausame Strafen ausdenken. Sie verdienen alle.
Doch zum Sprachlichen. Und abermals möchte ich mich hier entschuldigen. Ich wünschte, ich könnte hierfür ein harmloses Beispiel finden.
Folgendes will ich aber vorab hervorheben: Ich möchte allen Reportern meinen beherzten Dank aussprechen, dass sie bei der Berichterstattung über diese Tragödie – wohl aus Gründen der aufrichtigen Pietät – auf jeglichen Genderismus verzichtet haben.
Die Opfer dieses Verbrechens – wie jeder weiß – waren ein Polizist und eine Polizistin. In den Medien werden sie kollektiv als „Polizisten“ bezeichnet.
Was sonst, könnte man meinen? Doch wir leben im Zeitalter des Postkolonialismus und der Genderrelativität, und der gute Ton wird überall überarbeitet auch im obigen Fall. Dennoch wage ich zu fragen: Wie hätte man die zwei sonst bezeichnen können – ich meine, um tunlichst politisch korrekt in Erscheinung zu treten? Fest steht: Man bedarf in diesem Fall einer Pluralform. „Polizist/In“ geht nicht. Es klingt zu sehr verallgemeinernd. Man denkt vielmehr an ein „entweder oder“. Bei „Polizist/Innen“ schwebt einem eine große Anzahl von Polizisten beider Geschlechter vor. Sie sehen: Die Genderisten – wohl „GenderistInnen“ – haben ihre Sache nicht ganz durchgedacht.
Fakt ist: Die Suche nach jener erträumten sprachlichen Neutralität lässt seltsame Blüten sprießen. Beispiel „Studierendenschaft“! Manche werden meinen: „Wo ist denn das Problem? Man gewöhnt sich schnell daran, und bald klingt es auch schön.“
Mitglieder des Deutschen Journalistenverbands erhalten monatlich eine Zeitschrift, die, wenn man im Briefkasten schaut, entweder „Journalistin“ oder „Journalist“ heißt – alles wird nach dem Zufallsprinzip verschickt. Wenn mein Exemplar der „Journalistin“ ins Haus flattert, denke ich immer: Seit wann bekomme ich „Elle“ oder „Frau im Bild“ usw.?
Die Seuche der grammatikalischen Sprachgerechtigkeit breitet sich – zumindest in der westlichen Welt – schneller aus als das Omicron-Virus, und die Unlogik wächst zusehends. Hier ein schönes Beispiel: Während wir in Deutschland strebsam zwischen Männlein und Weiblein unterscheiden, tun es die Briten und die Amerikaner umgekehrt. In der angelsächsischen Welt werden jene Vokabeln, die auf die Eigenständigkeit der Frau hinweisen, gnadenlos in den Giftschrank eingesperrt.
Früher unterschied man zwischen „actor“ und „actress“. Heute gibt es auf Englisch nur noch die „actors“. Die weibliche Form gilt aus Gründen, die ich nicht verstehe, als „sexistisch“.
Genau das Gegenteil von der dt. Praxis! Komisch, nicht wahr. Die dt. Schauspielerin besteht auf ihr „in“! Stellen Sie sich vor: Es gäbe für diesen Schauspielerberuf eine Zeitschrift wie für die dt. Journalisten. Es müsste also „Actors“ heißen! Die „Actresses“ spielen keine Rolle mehr.
Auch andere weibliche Begriffe verschwinden aus der englischen Sprache. Früher sagte man „poet“ und „poetess“. Nun gibt es nur noch „poets“.
Ja, Sie brauchen mich nicht darauf hinzuweisen. Ich merke, dass ich heute sehr schwadroniere. Ich verspreche aber. Das nächste Mal kehre ich zu einem anderen Ton zurück.
Ich bin jedenfalls dankbar, dass das Feingefühl der Journalisten und Journalistinnen so weit gediehen ist, dass sie die Ermordung zweier jungen Polizisten respektvoll angegangen sind. Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung für die dt. Sprache?
PS Zu schnell aus der Hüfte geschossen. Auf YouTube fand ich beim Sender Phoenix als Untertitel zu einem Beitrag übers Attentat Folgendes: „Thomas Meyer zur Tötung von zwei Polizist:innen bei Kusel“. Fazit: Jetzt wird’s gefährlich…ich meine natürlich für die dt. Sprache als Stilelement…
Manchmal freut man sich, wenn ein gewisser Kandidat bzw. eine gewisse Kandidatin, den ersten Preis erhält. Man denkt: Ja, er (oder sie) hat Talent und hat die verliehene Auszeichnung verdient.
Das, z.B., ist meine Meinung bzgl. der Wahl des dt. Jugendwortes fürs Jahr 2021: „cringe“. Diese knapp zu sprechende Vokabel wird im Sinne von „peinlich“ benutzt. Ein verdienter Sieg! Hut ab!
Nur eins stört mich: Das Wort ist – wie so oft im oben genannten jährlichen Wettbewerb – keine deutsche Vokabel. Weshalb ich mich manchmal frage: Finden deutsche Jugendliche (bzw. das Jury) keine Wörter in der Muttersprache, die als Alltagsbegleiter durch die Peinlichkeiten, Schmerzen und Freuden des Lebens dienen könnten?
Das Wort „Cringe“ ist mir als englischer (bzw. amer.) Muttersprachler selbstverständlich seit meiner Kindheit bekannt. Früher wurde es allerdings anders verwendet als heute. Zufällig besitze ich noch mein Webster’s Dictionary aus den 1950er Jahren. Damals wurde „cringe“ in zwei verschiedenen Sinnen benutzt: 1.) sich aus Angst zusammenzucken. Beispiel: „He saw the monster and cringed. D.h.: Bibberbibberbibber.“ und 2.) sich arschkriecherisch benehmen. Beispiel: „When he saw the rock star, he cringed as if ready to lick his boots. Seufz! Du bist mein Held!” Notabene: “Cringe” wurde damals nur als Verb verwendet.
Von diesen zwei Bedeutungen ist heute wenig übriggeblieben – zumindest nicht in der dt. – aber auch nicht in der amer. – Jugendsprache.
Heute wird „cringe“ im Sinne von „Oh wie peinlich!“ benutzt, also nicht als Verb, eher als Ausruf oder manchmal als Adjektiv. Sie sehen etwas oder jemanden in einer peinlichen Situation, und Sie zucken zusammen (you cringe), als wollten Sie Ihr Mitgefühl (oder Ihr Hohn) zum Ausdruck bringen.
Dieser Gebrauch des Wortes ist, wie gesagt, neu und in den englischsprachigen Foren bzw. in den „social media“ bekannt geworden. Wenn Millionen von TikTok-Fans das Wort „cringe“ hören, überspringt es geschwind die Sprachgrenze.
Ich finde das Wort geradezu perfekt, um das Empfinden der Peinlichkeit auszudrücken. „Krindsch“. Lauter Konsonanten umzingeln ein einsames kurzes „i“. Das „kr“ klingt wie wenn man ein Stück Papier zusammenknautscht. Und dann folgt „ndsch“, und hört sich an, als würde man mit dem bereits zusammengeknautschten Papierball eine dichte Papierpille machen.
Wie gesagt, ich kenne das Wort von früher nur als Verb. Neulich nahm ich – Corona sei Dank – an einer Zoomkonferenz in den USA teil. Alle Mitwirkende – auch ich - waren Amerikaner. Unser Thema war die Schreibkunst. Eine Autorin hat von einer peinlichen Situation erzählt und betonte, dieses Ereignis sei „cringeworthy“, also „cringe-würdig“. Als Muttersprachler habe ich sofort verstanden, worauf sie hinauswollte – obwohl mir der Ausdruck neu war.
Inzwischen erfahre ich, dass „cringeworthy“ ein weitverbreiteter Begriff ist.
„Cringe“ sagt man übrigens meistens, wenn man die Peinlichkeit eines anderen und nicht die eigene peinliche Handlung kommentieren will. Für diese Situation gibt es übrigens auch einen deutschen Begriff: „Fremdschämen“.
Schönes Wort, nicht wahr?
Dazu ist „Fremdschämen“ – kaum zu glauben – ein neues Wort. Ich habe in meinem sechsbändigen Duden von 1978 danach gesucht. Damals gab es noch kein „Fremdschämen“. Was hat man bloß gesagt?
Doch nun frage ich mich, wieso „fremdschämen“ nicht so populär ist wie „cringe“? Zugegeben, man kann es nicht als Ausruf verwenden, und es ist bei weitem nicht so kompakt und klingt nicht so, wie wenn man ein Stück Papier zusammenknautscht. Dafür ist es aber ein hübsches Wort – und elegant auf eine Weise, die „cringe“ niemals werden wird.
Und jetzt habe ich alles zu diesem Thema gesagt, was mir einfällt.
Sie wären, zum Beispiel, eine Transsexuelle… Stopp! Heißt es die oder der Transsexuelle? Der Duden schreibt „die“ vor und meint damit einen biologischen Mann, der sich zu einer Frau werden lässt. Aber wie ist es mit Frauen, die zu Männern werden? Was bekommen sie für einen Artikel in der dt. Sprache? Eine Frage an Frau Duden…
Doch zurück zum Thema. Sie sind transsexuell und möchten sich an J.K. Rowling rächen. Sie möchten sich rächen, weil sich J.K. Rowling ihrer Meinung nach unflätig über das Phänomen der Transsexualität, geäußert hat.
Nun die Frage: Wie würden Sie diese Sache angehen?
Zu bemerken: Im vorliegenden Beitrag geht es nicht um die Transsexualität als Phänomen. Wir richten unsere Aufmerksamkeit lediglich aufs Sprachliche, will heißen, auf die Dinge, die man braucht, um Konkretes oder Abstraktes in Worten bzw. Metaworten zu fassen. Meine Frage über die Rache ist hier also nicht politisch zu verstehen.
Lange Leitung kurzes Kinn. Unmittelbarer Anlass für diese Fragestellung: Gestern habe ich in der „Guardian“ einen Artikel zur Causa Frau Rowling gelesen.
Vielleicht erinnern Sie sich noch: 2020 hat J.K. Rowling einen Essay veröffentlicht, in dem sie den Verlust des Wortes „Frau“ im transsexuellen Wortschatz zum Ausdruck gebracht hat.
Seitdem ist sie zur Buhfrau der transsexuellen Bewegung geworden. Neulich haben „transsexuelle Aktivistinnen“ (Guardian) vor ihrem Haus in Edinburgh Fotos geknipst. Weil diese Fotos alsbald samt Anschrift im Internet aufgetaucht sind, reichte die Erfinderin von Harry Potter bei der Ortspolizei eine Beschwerde ein.
Die Polizei in Edinburgh winkte aber ab. Der Grund: man sehe in der Aktion der Aktivistinnen keine „Kriminalität“. So die „Guardian“.
Ob die Polizei richtig gehandelt hat oder nicht, lassen wir auf sich beruhen. Ich kenne mich in der schottischen Gesetzgebung nicht aus.
Aber zurück zum Sprachlichen. Das, was Frau Rowling aufgebracht hat, hat einen Namen: doxxing. Reimt sich mit „Boxing“. Die Autorin fühlte sich „gedoxt“.
Notabene: Manchmal wird der Begriff mit einem „x“, manchmal mit zwei „x’e“ geschrieben. So neu ist die Sache, dass die Schreiber noch immer nicht einig worden sind.
„Doxing“ oder „Doxxing“ lässt sich vom Internetbegriff „.doc“ ableiten, das wiederum eine Abkürzung des englischen Worts „document“ ist.
Wenn jemand Dokumente über einen anderen Menschen ansammelt, um diese im Internet anderen zugänglich zu machen, ist die Rede von „doxxing“. Lange war dieses Vorgehen nicht strafbar.
Vorsitzender Google zufolge ist das Doxxing, will heißen, „das Gefährdende Verbreiten personenbezogener Daten“ seit dem 22.09.2021 gemäß § 126a StGB verboten. Ob dieses Verbot für ganz Europa gilt, weiß ich nicht.
Ebenso wenig weiß ich, wie es in Schottland mit dem „doxxing“ steht.
Dieser Begriff „doxing“ bzw. „doxxing“ kursiert seit dem 1990er Jahren und wurde zuerst in der Hackerszene gebraucht: damals im Sinne von „dropping docs“ (Dokumente vorfallen lassen) mit dem Zweck, jemandem seiner Anonymität zu berauben. Neonazis, immer ihrer Zeit voraus, haben bereits vor zehn Jahren „gedoxte Feindeslisten“ im Netz veröffentlicht. Mittlerweile hat sich die Kraft dieser Waffe vervielfacht.
Aber jetzt wissen Sie so viel über „doxing“ wie ich. Passend, dass sich „doxing“ mit „Boxing“ reimt. Nur: Der Gedoxte ist ständig dabei, gegen einen Schatten zu kämpfen. Vorteil „Boxing“, wo man seinen Kontrahenten immerhin sieht.
Können Sie diesen Satz lesen? Dumme Frage. Natürlich können Sie ihn lesen. Sonst wären Sie nicht auf dieser Seite gelandet, wo es weit und breit weder Bilder zu glotzen noch Musik zu lauschen gibt. So eine Seite wird übrigens immer mehr zu einer Seltenheit.
Die gute Nachricht: Sie werden, weil Sie lesen können, weiterhin ein lesender Mensch bleiben. Das Lesen ist wie das Fahrradfahren. Man vergisst es nie – es sei denn Sie sind Chinese. Im Ernst. Wenn ein Chinese über Jahre keine Texte seiner Zeichensprache vor Augen gehabt hat, kann es vorkommen, dass er nicht mehr oder kaum zu lesen vermag.
Daher der Vorteil der Alphabetisierung der Sprache. War echt ein guter Einfall.
Das Alphabet ist so praktisch, dass auch die Ägypter und die Babylonier ihre Zeichensprache mit zig-tausende Zeichen peu à peu alphabetisiert haben. Na ja, nicht ganz. Ihr Schriftsystem bezeichnet man vielmehr als Silbenschrift. Es gab also ein Schriftzeichen für die die Silbe „scha“, eine für „sche“, eine für „schu“, für „la“, „li“, „lo“ etc., Ich glaube es waren am Schluss um die fünfzig oder sechzig Zeichen.
Wissen Sie, was das Lesen bewirkt, wenn ein Mensch es lernt?
Wenn ein Mensch zu lesen lernt, geschieht etwas in seinem Hirn. Er lernt nämlich automatisch logisch zu denken. Im Ernst. Wahrscheinlich habe ich Ihnen diese Info schon mehrmals mitgeteilt. Doch mehrmals hält immer besser.
Zuerst aber eine Frage: Was versteht man unter logisch denken? Hier ein Beispiel:
Alle Tiere haben vier Beine. Hunde haben vier Beine. Daher kann man schließen, dass Hunde Tiere sind!
Das nennen die Logiker einen Syllogismus. Man kann ihn auch mathematisch ausdrücken: a=b; b=c. Folglich ist a=c.
Fakt ist aber: Bis die Menschen zu lesen gelernt haben, hat dieses logische Denken nicht existiert. Nirgends.
Aber was heißt „Lesen“? Man kombiniert Zeichen mit Lauten um dadurch eine Sprache symbolisch, d.h., schriftlich darzustellen. Dieses Verfahren tut etwas im Hirn. Und dieses Etwas nennt man „logisch denken“.
Logisch!
Und wie sieht es für Menschen aus, die ihre Sprache nicht schriftlich festzulegen wissen? Wie denken sie?
Hier ein Beispiel, das ich vor vielen Jahren gelesen habe. Ein europäischer oder amerikanischer Wissenschaftler (den Namen habe ich momentan nicht im Kopf) verbrachte etwas Zeit in einer Kultur, wo man des Lesens nicht mächtig war. Vielleicht war das damals in Westafrika, als die Menschen in dieser Gegend noch immer ein Stammesleben führten. Der neugierige Wissenschaftler stellte zwei Becher auf einen Tisch. Der eine Becher war breit, der andere schmal. Er füllte den breiten Becher dreiviertel voll mit Wasser; den schmalen wurde bis zum Rand gefüllt. Nun fragte er seine Versuchspersonen: In welchem Becher befindet sich mehr Wasser? Die Versuchspersonen antworteten spontan: in dem schmalen! Das meinten sie, weil der Becher randvoll war. Die Antwort war falsch.
Logisch!
Wie aber denken Menschen in schriftlosen Kulturen, wenn sie nicht über die Logik verfügen? Sie denken „mythologisch“. Will heißen: Sie erzählen Geschichten, die die Phänomene dieser Welt erklären. Schöne Geschichten, manchmal darunter auch weise oder moralisierende. Eins besitzen diese Geschichten aber nicht: die objektive, mathematische Logik.
Im Übrigen: Schriftlose Völker leben auch ohne Geschichtsbücher. Aus diesem Grund wird die Vergangenheit durch Weitererzählen tradiert oder überlebt in Form von Mythen, die von göttlichen Königen und Helden erzählen. Da aber das Gedächtnis alles anders als zuverlässig ist, mutieren diese Geschichten mit der Zeit zu Fantasien.
Warum erzähle ich heute all diese schöne Dinge? Deshalb: Gestern habe ich gelesen, dass lediglich 30% der heutigen Jugend Bücher lesen. Die meisten dieser Leser sind übrigens Mädchen.
Was kann man daraus schließen? Folgendes: Es kommt mal eine Zeit, wo nur noch eine kleine Minderheit des Lesens und der Logik mächtig sein wird. Das werden die Lenker sein. Und der Rest? Der Rest wird schöne Geschichten erzählen übers Leben in der Metawelt…
Können Sie diesen Satz lesen? Dumme Frage. Natürlich können Sie ihn lesen. Sonst wären Sie nicht auf dieser Seite gelandet, wo es weit und breit weder Bilder zu glotzen noch Musik zu lauschen gibt. So eine Seite wird übrigens immer mehr zu einer Seltenheit.
Die gute Nachricht: Sie werden, weil Sie lesen können, weiterhin ein lesender Mensch bleiben. Das Lesen ist wie das Fahrradfahren. Man vergisst es nie – es sei denn Sie sind Chinese. Im Ernst. Wenn ein Chinese über Jahre keine Texte seiner Zeichensprache vor Augen gehabt hat, kann es vorkommen, dass er nicht mehr oder kaum zu lesen vermag.
Daher der Vorteil der Alphabetisierung der Sprache. War echt ein guter Einfall.
Das Alphabet ist so praktisch, dass auch die Ägypter und die Babylonier ihre Zeichensprache mit zig-tausende Zeichen peu à peu alphabetisiert haben. Na ja, nicht ganz. Ihr Schriftsystem bezeichnet man vielmehr als Silbenschrift. Es gab also ein Schriftzeichen für die die Silbe „scha“, eine für „sche“, eine für „schu“, für „la“, „li“, „lo“ etc., Ich glaube es waren am Schluss um die fünfzig oder sechzig Zeichen.
Wissen Sie, was das Lesen bewirkt, wenn ein Mensch es lernt?
Wenn ein Mensch zu lesen lernt, geschieht etwas in seinem Hirn. Er lernt nämlich automatisch logisch zu denken. Im Ernst. Wahrscheinlich habe ich Ihnen diese Info schon mehrmals mitgeteilt. Doch mehrmals hält immer besser.
Zuerst aber eine Frage: Was versteht man unter logisch denken? Hier ein Beispiel:
Alle Tiere haben vier Beine. Hunde haben vier Beine. Daher kann man schließen, dass Hunde Tiere sind!
Das nennen die Logiker einen Syllogismus. Man kann ihn auch mathematisch ausdrücken: a=b; b=c. Folglich ist a=c.
Fakt ist aber: Bis die Menschen zu lesen gelernt haben, hat dieses logische Denken nicht existiert. Nirgends.
Aber was heißt „Lesen“? Man kombiniert Zeichen mit Lauten um dadurch eine Sprache symbolisch, d.h., schriftlich darzustellen. Dieses Verfahren tut etwas im Hirn. Und dieses Etwas nennt man „logisch denken“.
Logisch!
Und wie sieht es für Menschen aus, die ihre Sprache nicht schriftlich festzulegen wissen? Wie denken sie?
Hier ein Beispiel, das ich vor vielen Jahren gelesen habe. Ein europäischer oder amerikanischer Wissenschaftler (den Namen habe ich momentan nicht im Kopf) verbrachte etwas Zeit in einer Kultur, wo man des Lesens nicht mächtig war. Vielleicht war das damals in Westafrika, als die Menschen in dieser Gegend noch immer ein Stammesleben führten. Der neugierige Wissenschaftler stellte zwei Becher auf einen Tisch. Der eine Becher war breit, der andere schmal. Er füllte den breiten Becher dreiviertel voll mit Wasser; den schmalen wurde bis zum Rand gefüllt. Nun fragte er seine Versuchspersonen: In welchem Becher befindet sich mehr Wasser? Die Versuchspersonen antworteten spontan: in dem schmalen! Das meinten sie, weil der Becher randvoll war. Die Antwort war falsch.
Logisch!
Wie aber denken Menschen in schriftlosen Kulturen, wenn sie nicht über die Logik verfügen? Sie denken „mythologisch“. Will heißen: Sie erzählen Geschichten, die die Phänomene dieser Welt erklären. Schöne Geschichten, manchmal darunter auch weise oder moralisierende. Eins besitzen diese Geschichten aber nicht: die objektive, mathematische Logik.
Im Übrigen: Schriftlose Völker leben auch ohne Geschichtsbücher. Aus diesem Grund wird die Vergangenheit durch Weitererzählen tradiert oder überlebt in Form von Mythen, die von göttlichen Königen und Helden erzählen. Da aber das Gedächtnis alles anders als zuverlässig ist, mutieren diese Geschichten mit der Zeit zu Fantasien.
Warum erzähle ich heute all diese schöne Dinge? Deshalb: Gestern habe ich gelesen, dass lediglich 30% der heutigen Jugend Bücher lesen. Die meisten dieser Leser sind übrigens Mädchen.
Was kann man daraus schließen? Folgendes: Es kommt mal eine Zeit, wo nur noch eine kleine Minderheit des Lesens und der Logik mächtig sein wird. Das werden die Lenker sein. Und der Rest? Der Rest wird schöne Geschichten erzählen übers Leben in der Metawelt…
Recent comments