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Winnetou, Ravensburger Verlag…und Google dazu

Vor vielen Jahren hat mir Freund Graham Mackintosh (Gott hab ihn selig) mitgeteilt, er wolle ein Buch über Indianer-Foltermethoden schreiben. Hier ein paar Beispiele aus seinen Recherchen:

Eins: Die Apachen pflegten nackte Gefangene mit Honig zu beschmieren, um sie dann auf einem Ameisenhügel, an Hand- und Fußgelenken an Pflöcken zu befestigen und von den Ameisen bei lebendigem Leib fressen zu lassen. Am Schluss blieben nur noch Knochen übrig.

Zwei: Jedem Irokese Jüngling wurde ein Lied eingeprägt, das er für den Fall zu singen hatte, sollte er vom Feindesstamm gefangen genommen werden. Gefangene wurden nämlich vom Feind (leider den Namen des Feindesstammes vergessen) zu Tode gefoltert. Sie wurden an einem Pfahl festgebunden und dann stundenlang misshandelt, bevor man sie sterben ließ. Der ganze Stamm nahm an dieser argen Grausamkeit teil: Männer, Frauen, Kinder und Greise. Während der scheinbar endlosen Tortur, hielt sich der Gefolterte stets mittels seines Folterlieds zumindest einigermaßen bei Sinnen. Er brüllte das Lied wacker und lautstark in die Welt hinein.

Leider habe ich die anderen Torturen, die er gesammelt hatte, vergessen. Ich glaube, er kam nie dazu, sein Buch zu schreiben. Schade. (Nebenbei: Er war ein begnadeter Drucker und Verleger der damals neuen Literatur).

Wieso fällt mir Graham Mackintosh ein? Klar! Stichwörter Winnetou und Ravensburger Verlag.

Zur Erinnerung: Als Begleitliteratur zum Marketing des neuen Kinderfilms, „Der junge Häuptling Winnetou“, hat der Ravensburger Verlag ein Kinderbuch zum Thema an den Tag gelegt. Normaler Vorgang. Keiner hatte mit dem „Shitstorm“ in den Sozialmedien wegen des Buches gerechnet. (Notabene: Über das Wort „Shitstorm“ habe ich schon mal ausführlich geschrieben. Bitte googeln).

Die aufgebrachten Gegnermasse sind aber schnell auf die Barrikaden gegangen. Die gängigsten Beschimpfungen lauteten: „kolonialistisch“, „rassistisch“ und selbstverständlich: „kulturelle Aneignung“.

Wie die Ameisen um den Honig schwärmten diese „Gerechten“ umher, um die Rechte der vermeintlichen Unterdruckten bzw. Diskriminierten einzufordern.
Der Ravensburger Verlag zog die Konsequenzen umgehend: Zuerst die bußfertige Entschuldigung, dann folgte der Einzug der Bücher. Projekt gekippt.

Ende der Story? Nein, wahrscheinlich erst der Anfang. Fortsetzung folgt mit Sicherheit…

Nun eine ganz andere Story. Diesmal aus den USA. Diese Geschichte fängt ebenso harmlos an wie ein Karl May Roman: Junge Eltern in San Franzisko stellten fest, dass ihr zweijähriger Sohn eine Schwellung am Penis hatte, die auch wehtat. Es war während eines Corona-Lockdowns. Sie machten sich natürlich Sorgen und riefen den Kinderarzt an. Der Arzt, der sie nicht empfangen konnte, schlug vor, dass man ein Foto der entzündeten Stelle knipse, um dies an ihn via Internet zukommen zu lassen.

Gesagt, getan und zwar mit dem Telefon des Vaters. Nach wenigen Tagen wurde das G-Mail-Konto des Vaters – wie auch alle sonstige Google Dienste – gesperrt. Warum: Weil – so Google – der Mann habe kinderpornografische Inhalte via Google verschicken wollen. Bald wurde auch die Polizei eingeschaltet. Die Familie bekam offiziellen Besuch.

Großes Hickhack. Aber zum Glück nur kurz. Ein Bericht des Arztes hat die Sache geklärt. Geschwind erkannte die Polizei die Schuldlosigkeit des Vaters an. Google blieb jedoch stur. Was heißt „blieb“? Bis heute bekommt dieser Mann, Mark mit Vornamen, so die New York Times, kein Google-Konto mehr. Begründung: Solche Bilder dürfen über Google nicht geschickt werden. Aus Apfel Amen.

Fakt ist: Dank des Fortschritts in der künstlichen Intelligenz ist Google längst in der Lage, alles Mögliche inklusive Kinder Pornografie bereits unterwegs abzufangen – was einerseits gut ist. Nur: Die Software kann zwischen harmlos und kriminell nicht unterscheiden. Einmal erwischt, gibt es kein Pardon mehr von Google – auch nicht wenn einer unschuldig ist!

Diese Geschichte gibt natürlich Grund zur Sorge: Erstens, weil Google so viel über uns weiß und zweitens, weil Google praktisch uneingeschränkte Macht besitzt.

Nebenbei: Apple führt ein ähnliches System ein.

Was haben Winnetou und Google gemeinsam? Eigentlich wenig. Nur zwei Storys aus dem ersten Viertel des 21. Jahrhunderts. Glauben Sie mir: Es kann nur bunter werden, bis alles wieder gut ist.

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