Falls Sie zart besaitet sind, wird vorgewarnt: Was nun folgt, könnte schwer verdaulich sein – zumindest Teile davon.
Es geht um einen Ohrwurm (lat. Dermaptera). Vom Standpunkt unserer Ästhetik und Formempfindung sehen diese Tierchen nicht gerade schönheitswettbewerbspreisverdächtig aus. Im Gegenteil:
Etwa zwei Zentimeter lang, schmal, bräunlich, vorne mit zwei steckenden Fühlern und hinten mit einem zweiteiligen Schwanz, der wie eine Zange aussieht, ausgestattet. Man bildet sich rasch ein, der Ohrwurm könnte mit dem Schwanz zwicken wie ein Skorpion. Oder man denkt: Vielleicht sind die Viecher giftig.
Obendrein: Die Biester schlängeln durch die Weltgeschichte wie Dämönchen aus einer mittelalterlichen Höllendarstellung.
Sie heißen Ohrwürmer, weil man früher behauptet hat, dass sie nachts einem Schlafenden ins Ohr krochen, um ihre Eier zu legen, wovon später tausende solche Kreaturen aus dem Ohr flutartig herauswimmelten.
Stimmt nicht. Falls sich ein Ohrwurm tatsächlich ins Ohr verirrt, handelt es sich um eine Ausnahmeerscheinung. Warum ein Lied, das man nicht mehr aus dem Kopf bekommt, als Ohrwurm bezeichnet wird, vermag ich nicht zu erklären.
Auf Englisch heißen diese unappetitlichen Viecher „earwigs“. „Ear“ ist easy zu verstehen, da es „Ohr“ bedeutet. „Wig“ leitet man von einer angelsächsischen Vokabel „wicga“ ab, das mit „Insekt“ zu übersetzen ist. Wahrscheinlich haben die Altengländer „witscha“ gesagt. Das Wort ist übrigens sprachgeschichtlich mit „beWEGen“ verwandt. Auf Englisch kennt man – auch heute – das Verb „wiggle“, im Sinne von „wackeln“. Wahrscheinlich sind „wiggle“ und „wackeln“ mit dem „-weg-“ in „bewegen“ – und mit „Wiege“ verwandt.
So weit so gut. Bisher habe ich Ihnen das Unappetitliche weitgehend erspart. Aber equal goes it loose…
Letzte Woche gab es bei mir zum Frühstück Müsli mit frischem Obst. Mmmm. Haferflocken, Blaubeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Erdbeeren, Banane und Aprikosen. Alles (mit Ausnahme der Haferflocken und der Banane holte ich aus dem Kühlschrank – auch die Milch, die ich der Mischung beigab.
Beim Essen saß ich gemütlich vor dem Rechner und schaute gestreamte Nachrichten. Zwischendurch löffelte ich träumerisch ein Häppchen Müsli in den Mund. Als ich einmal kurz auf die Schüssel blickte, nahm ich eine Bewegung wahr. Etwas schien an einer Himbeere zu kleben und wippte sich hilflos. Es war ein Ohrwurm.
Meine erste Reaktion war spontan nach hinten zu springen, gefolgt von einem genauen Hinschauen. Tierischer Instinkt halt. Nun erblickte ich das kleine Tierchen, das ganz mit Milch durchtränkt war. Es klammerte an der Himbeere wie an einem Rettungsring.
Dies stellte ich allerdings erst im Nachhinein fest. Zunächst war ich nur von Ekel gefüllt. Weshalb ich mich schnell erhob und festen Trittes mit Schüssel in Hand in die Küche ging, um den Inhalt des Löffels samt Ohrwurm in den Spülbecken zu klatschen.
Leider habe ich die Stimme des Tierchens nicht wahrgenommen, obwohl wir eigentlich ein Gespräch führten. „Was hast Du vor?“ fragte der Ohrwurm sichtlich verstört.
„Ich werde dich töten“, antwortete ich.
„Du kennst mich aber nicht!“
„Gerade deshalb“, antwortete ich. „Du ekelst mich an.“
„Und was meinst du, was ich empfinde, wenn ich dich sehe? Für solche wie mich erscheinst auch du recht ekelig: ein großer Klotz halt. Ich bevorzuge lieber die Gesellschaft der eigenen. Es sind schlanke, anmutige Wesen…“
„Warum heißen bei uns Lieder, die nicht aus dem Kopf gehen wollen, Ohrwürmer?“
Ich stellte die Frage, aber ich wartete nicht auf die Antwort. Denn ich hatte bereits ein Stück Küchenrolle geholt und das Tierchen fest damit zerdrückt. Als ich aufs zerknautschte Papier schaute. hat sich das Tier noch bewegt.
„Dummkopf“, sagte es mir. „Gerade wollte ich dir mein Geheimnis lüften.“ Doch schon hatte ich bereits ein zweites Mal fest gedrückt und den Batzen in die Küchentonne geworfen.
Vielleicht möchten Sie wissen, was ich mit dem Rest meines leckeren Müslis getan habe. Ganz einfach. Ich habe es gegessen. Wie man sagt: Ein Ohrwurm macht noch keinen Sommer…bzw. Herbst.
Erst im Nachhinein habe ich gedacht: Vielleicht wäre es gerechter gewesen, wenn ich das Ohrwürmchen einfach auf den Balkon in die Freiheit entlassen hätte. Andererseits, wer weiß? Vielleicht wäre ein Vogel gekommen, der das Tierchen gleich schnabuliert hätte.
Gemein kann die Natur sein…und grausam obendrein.
Eine peinliche Frage: Wären Sie bereit, mit einem Sex-Roboter ins Bett zu gehen?
Der Grund meiner Frage ist nämlich ein Text, den ich in einer online Ausgabe der britischen Boulevard-Zeitung: „Daily Star“ vom 17. September 2021 entdeckt habe. Dort heißt es wörtlich:
More than 40% of us want to sleep with Sex Robots – with men more keen than women
Zu Deutsch: Über 40% von uns möchten mit Sex-Robotern schlafen, wovon Männer mehr darauf erpicht sind als Frauen.
Diese Statistik gilt wohl nur für Großbritannien. Keine Ahnung, wie es diesbezüglich in der EU aussieht.
Kaum habe ich diesen Text im Daily Star gelesen, schon fielen mir einige Fragen ein. Zum Beispiel: Woher hat die Zeitung die Statistik. Noch wichtiger: Ist sie zu vertrauen? Und dann natürlich eine sprachliche Frage: Wenn die Zahl an Roboterliebenden Menschen wirklich so hoch ist, wie sieht es mit der sprachlichen Kommunikation zwischen Mensch und Maschine aus?
Nun gleich ins Zeug legen. Eine AI-Gesellschaft namens Tidio – so der Daily Star – hat besagte Umfrage erhoben. Von 1200 befragten Menschen antworteten genau 42% mit ja. (Es wäre vielleicht interessant gewesen, auch Roboter zu fragen, ob sie gern mit Menschen schlafen würden!)
Doch wer ist dieser Tidio? Vorsitzender Google erteilte mir folgende Antwort:
„Tidio ist ein Kommunikator für Unternehmen. Er hält Live-Chat, Messenger und E-Mail an einem Ort. Jetzt dauert es Sekunden, um mit deinen Kunden zu kommunizieren. Lasse keinen Kunden zurück! Hole dir den besten Live-Chat auf E-Commerce-Plattformen für dein Geschäft.“
Alles klar? Tidio behauptet, sollten wir hinzufügen, dass 48% der Jasager bei der Erhebung Männer und 33% Frauen waren. Zudem: 39% der Befragten konnten sich vorstellen, mit so einem Roboter eine romantische Beziehung einzugehen.
Aber wie läuft eine Liebesaffäre mit einem Roboter ab? Ich meine: Gesetzt der Fall, es handele sich nicht um ein „Quickie“ zwischen Mensch und Maschine.
Und damit komme ich auf die Frage: Was haben zwei Liebende in einer solchen Konstellation einander zu sagen?
Der amer. Schriftsteller Kurt Vonnegut hat sich mal in einem vor mindestens 50 Jahren geschriebenen SciFi-Roman so eine Liebesgeschichte vorgestellt. Sie war wirklich rührend, da sich die Beziehung zwischen Menschen und Humanoiden keineswegs unterschied von der zwischen zwei Menschen. Steven Spielberg in seinem Film AI von 2001 ist das gleiche gelungen. Alles aber nur Fiktion - wie Pinocchio.
Aber in der Wirklichkeit? Nicht zu vergessen: Der Roboter (werden wir bald auch „Roboterin“ sagen?) wird letztendlich von Menschen programmiert. Wird ja diese Tatsache eines Tages als menschliche Arroganz, Diskriminierung und koloniale Mentalität verunglimpft? Warten wir’s ab.
Sie sehen. Die Sache wird schnell knifflig. Und noch etwas: „Geliebte“ verbringen nur einen Bruchteil ihrer Zeit bei dem „intimen Kontakt“. Was tun Mensch und Roboter, während der restlichen Zeit?
Zankt man? Spielt man? Sitzen Partner in verschiedenen Zimmern. Haben beide unterschiedliche Freunde oder Freundinnen? Oder was ist, wenn man essen geht? Was essen Roboter? Lubrikant? Erzählt man gegenseitig aus der Kindheit, über Ängste, Träume…Träumen Roboter?
Sie verstehen das Problem, liebe menschlichen Leser…oder? Eine Art Selbstbefriedigung mit einem egal wie kuschligen mechanischen Spielzeug ist die eine Sache…aber als Grundlage für eine Liebe?
Doch es kommt womöglich alles noch schlimmer. Gerade gestern habe ich einen Artikel in der New York Times gelesen. Der Titel: „What if that Robot came after you?“ Zu Deutsch dem Sinne nach: Was wäre, wenn der Roboter nach ihnen trachtet?
Fakt ist: Wenn Roboter das Laufen und Greifen lernen – und das tun sie schon jetzt, werden sie zu sog. „Humanoiden“. Das heißt: Sie könnten sowohl besser dienen wie auch noch gefährlicher werden als der gefährlichste Wachhund…
Möchten Sie noch immer mit einem Roboter ins Bett steigen?
Wir fangen mit Herrn P. an. Er ist mein – ich glaube man sagt „Webhost“, oder „Provider“ oder „Webmaster“. Ich kenne mich mit dieser Terminologie nicht so gut aus. Ich sage zu ihm immer „Herr P.“, und für ihn bin ich „Herr PJ“.
Jemanden als „Host“ (Englisch für „Gastgeber“) zu bezeichnen, müsste eigentlich bedeuten, dass ich in meiner Rolle als „Sprachbloggeur“ quasi der Gast von Dienst bin. Andererseits gäbe es ohne mich keinen Sprachbloggeur. Insofern ist der „Gast“ in diesem Fall mehr als nur ein Gast. Außerdem: Wäre ich hier der Gast und er der Gastgeber, würde das bedeuten, dass ich ein schlechter Gast bin. Sie wissen, was man über Gäste und Fische am 3. Tag sagt.
Herrn P. als meinen „Provider“ (sprich „Fürsorger“) zu beschreiben, klingt ebenfalls ungenau. Man hat einen Fürsorger, wenn man für sich nicht sorgen kann. Das machen Eltern für ihre Kinder oder der Staat für jene Menschen, die nicht in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen. Früher galt der Ehemann als Fürsorger für seine Ehefrau. Das erwähne ich lediglich der Vollständigkeit halber.
Herrn P. meinen „Webmaster“ zu nennen, mutet auch seltsam an. Denn der „Master“ ist nicht nur der „Meister“ wie im Deutschen, sondern ebenfalls derjenige, der Sklaven besitzt. Und das geht erst recht nicht. Schließlich leben wir im 21. Jh.
Wer ist denn Herr P.? Er ist schlicht und einfach der Mensch, der es mir möglich macht, den „Sprachbloggeur“ als Internetplattform zu betreiben. Und dafür bin ich ihm dankbar. Nebenbei: Herr P. ist auch derjenige, der mich von meiner Botplage befreit hat. Auch dafür bin ich ihm dankbar. Wie hat er das geschafft? Er ließ die Bots im sog. „Honeypot“ verschwinden. Der „Honigtopf“ scheint ein Begriff aus dem Blogprogramming zu sein.
Herrn P. wusste allerdings nicht, woher dieser Begriff stammt. Ich habe ihm deshalb erklärt, dass „Honeypot“ US-Marine-Slang ist, um den Behälter zu beschreiben, der auf einem Schiff als Sammelstelle für Exkremente dient. Die Honeypots werden selbstverständlich regelmäßig geleert. Diese Aufgabe hatte übrigens ein Jugendfreund von mir, als er Matrose war. Auch im Flieger, mit dem Sie nach Mallorca oder Kreta jetten, gibt es „Honigtöpfe“. (Jegliche Alternative wäre undenkbar). Auch meine Bots sind in einer Art digitalem Honigtopf steckengeblieben, wo sie entledigt werden. Hoffentlich bleibt es dabei.
Als die Situation mit den Blogbots besonders schlimm war, habe ich Herrn P. eine Mail geschickt – nein kein „Whatsapp“, sondern eine richtige Mail. Ich habe ihm mitgeteilt, dass ich erwäge, den „Sprachbloggeur“ über YouTube laufen zu lassen und auf geschriebene Texte vielleicht ganz zu verzichten.
Herr P. hat daraufhin folgendermaßen geantwortet: „Es gibt zwar die fürchterliche Tendenz heutzutage, für jeden Schei… ein Video anzubieten. Ich persönlich hasse das. Auch Dokumentation für IT-Leute gibt es immer mehr in Form von Videos. Was für eine scheußliche Zeitverschwendung.“
Und weiter: „Wenn es allerdings wirklich den Trend zum Nichtleser gibt, und wir demnächst in das Zeitalter der Nicht-Schriftkultur eintreten, werden das Sie und ich vielleicht leider nicht verhindern können.“
Herr P. hat natürlich recht. Ich meine das mit dem Unterschied zwischen einer Schrift- und Nicht-Schriftkultur. Allzu leicht vergisst man, dass es zwischen diesen Kommunikationsformen einen SEHR großen Unterschied gibt. Ich war aber ob meines Botfrusts verzweifelt; deshalb hab ich nach einem Ausweg gesucht. Fakt ist aber: Kulturen ohne Schrift kennen kein Mittel außer dem gesprochenen Wort, um Vergangenes festzuhalten. Das Resultat: Sie haben Mythen als einen Ersatz für Geschichte erfunden. Doch leider läuft es mit den Mythen nicht immer rund, wenn sie Fakten hüten sollen. Denn die Mythen verändern sich nämlich ständig. So sind halt die Menschen, wenn sie reden oder erzählen. Immer was Neues dazu, oder man vergisst etwas.
In einer Schriftkultur läuft es anders. Indem man schreibt, hält man quasi alles automatisch fest. Das heißt: Man kann zu einer späteren Zeit den genauen Wortlaut nochmals lesen.
Und noch ein Vorteil der Schriftkultur: Lernt man Sprache zu schreiben, wird das Hirn gezwungen, logisch zu denken. Ja im Ernst! Logisch! Will sagen: „A“ ist gleich „B“, „B“ ist gleich „C“, also ist „A“ gleich „C“. So ein Gedanke kann einer in einer schriftlosen Kultur unmöglich formulieren.
Fazit: Der Sprachbloggeur bleibt Ihnen als Wortladen erhalten. Vielleicht werden wir eines Tages das letzte Bollwerk der geschriebenen Sprache sein.
Wir fangen mit Herrn P. an. Er ist mein – ich glaube man sagt „Webhost“, oder „Provider“ oder „Webmaster“. Ich kenne mich mit dieser Terminologie nicht so gut aus. Ich sage zu ihm immer „Herr P.“, und für ihn bin ich „Herr PJ“.
Jemanden als „Host“ (Englisch für „Gastgeber“) zu bezeichnen, müsste eigentlich bedeuten, dass ich in meiner Rolle als „Sprachbloggeur“ quasi der Gast von Dienst bin. Andererseits gäbe es ohne mich keinen Sprachbloggeur. Insofern ist der „Gast“ in diesem Fall mehr als nur ein Gast. Außerdem: Wäre ich hier der Gast und er der Gastgeber, würde das bedeuten, dass ich ein schlechter Gast bin. Sie wissen, was man über Gäste und Fische am 3. Tag sagt.
Herrn P. als meinen „Provider“ (sprich „Fürsorger“) zu beschreiben, klingt ebenfalls ungenau. Man hat einen Fürsorger, wenn man für sich nicht sorgen kann. Das machen Eltern für ihre Kinder oder der Staat für jene Menschen, die nicht in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen. Früher galt der Ehemann als Fürsorger für seine Ehefrau. Das erwähne ich lediglich der Vollständigkeit halber.
Herrn P. meinen „Webmaster“ zu nennen, mutet auch seltsam an. Denn der „Master“ ist nicht nur der „Meister“ wie im Deutschen, sondern ebenfalls derjenige, der Sklaven besitzt. Und das geht erst recht nicht. Schließlich leben wir im 21. Jh.
Wer ist denn Herr P.? Er ist schlicht und einfach der Mensch, der es mir möglich macht, den „Sprachbloggeur“ als Internetplattform zu betreiben. Und dafür bin ich ihm dankbar. Nebenbei: Herr P. ist auch derjenige, der mich von meiner Botplage befreit hat. Auch dafür bin ich ihm dankbar. Wie hat er das geschafft? Er ließ die Bots im sog. „Honeypot“ verschwinden. Der „Honigtopf“ scheint ein Begriff aus dem Blogprogramming zu sein.
Herrn P. wusste allerdings nicht, woher dieser Begriff stammt. Ich habe ihm deshalb erklärt, dass „Honeypot“ US-Marine-Slang ist, um den Behälter zu beschreiben, der auf einem Schiff als Sammelstelle für Exkremente dient. Die Honeypots werden selbstverständlich regelmäßig geleert. Diese Aufgabe hatte übrigens ein Jugendfreund von mir, als er Matrose war. Auch im Flieger, mit dem Sie nach Mallorca oder Kreta jetten, gibt es „Honigtöpfe“. (Jegliche Alternative wäre undenkbar). Auch meine Bots sind in einer Art digitalem Honigtopf steckengeblieben, wo sie entledigt werden. Hoffentlich bleibt es dabei.
Als die Situation mit den Blogbots besonders schlimm war, habe ich Herrn P. eine Mail geschickt – nein kein „Whatsapp“, sondern eine richtige Mail. Ich habe ihm mitgeteilt, dass ich erwäge, den „Sprachbloggeur“ über YouTube laufen zu lassen und auf geschriebene Texte vielleicht ganz zu verzichten.
Herr P. hat daraufhin folgendermaßen geantwortet: „Es gibt zwar die fürchterliche Tendenz heutzutage, für jeden Schei… ein Video anzubieten. Ich persönlich hasse das. Auch Dokumentation für IT-Leute gibt es immer mehr in Form von Videos. Was für eine scheußliche Zeitverschwendung.“
Und weiter: „Wenn es allerdings wirklich den Trend zum Nichtleser gibt, und wir demnächst in das Zeitalter der Nicht-Schriftkultur eintreten, werden das Sie und ich vielleicht leider nicht verhindern können.“
Herr P. hat natürlich recht. Ich meine das mit dem Unterschied zwischen einer Schrift- und Nicht-Schriftkultur. Allzu leicht vergisst man, dass es zwischen diesen Kommunikationsformen einen SEHR großen Unterschied gibt. Ich war aber ob meines Botfrusts verzweifelt; deshalb hab ich nach einem Ausweg gesucht. Fakt ist aber: Kulturen ohne Schrift kennen kein Mittel außer dem gesprochenen Wort, um Vergangenes festzuhalten. Das Resultat: Sie haben Mythen als einen Ersatz für Geschichte erfunden. Doch leider läuft es mit den Mythen nicht immer rund, wenn sie Fakten hüten sollen. Denn die Mythen verändern sich nämlich ständig. So sind halt die Menschen, wenn sie reden oder erzählen. Immer was Neues dazu, oder man vergisst etwas.
In einer Schriftkultur läuft es anders. Indem man schreibt, hält man quasi alles automatisch fest. Das heißt: Man kann zu einer späteren Zeit den genauen Wortlaut nochmals lesen.
Und noch ein Vorteil der Schriftkultur: Lernt man Sprache zu schreiben, wird das Hirn gezwungen, logisch zu denken. Ja im Ernst! Logisch! Will sagen: „A“ ist gleich „B“, „B“ ist gleich „C“, also ist „A“ gleich „C“. So ein Gedanke kann einer in einer schriftlosen Kultur unmöglich formulieren.
Fazit: Der Sprachbloggeur bleibt Ihnen als Wortladen erhalten. Vielleicht werden wir eines Tages das letzte Bollwerk der geschriebenen Sprache sein.
Sind Sie mal einer Klapperschlange begegnet? Damit meine ich kein Reptil im übertragenen Sinn – davon gibt es jede Menge –, sondern ein echtes.
Ich jedenfalls schon, aber leider – ja leider! – hat sie mich nicht drohend angerasselt, was sicherlich sehr dramatisch gewesen wäre. Wir, d.h. die Klapperschlange und ich, trafen aufeinander in den Santa Ynez Bergen bei Santa Barbara, Kalifornien. Es war lange her. So überraschend war die Begegnung – für uns beide –, dass die Schlange keine Zeit hatte, eine klassische Drohstellung einzunehmen. Sie nahm mich wahr und machte sich wie eine nervöse Sinuskurve aus dem Staub.
Auch ich hatte wenig Zeit, das schöne, giftige Tier zu bewundern. Meine urmenschlichen Instinkte setzten mich automatisch in Rückwärtsgang.
Es liegen viele Jahre dazwischen, aber endlich weiß ich, dass Klapperschlangen über eine Sprache verfügen. Nein. Keine Sprache wie Georgisch oder Friesisch, sondern…was sonst? Eine Klappersprache! Nicht mit der Klappesprache eines Menschen zu verwechseln.
Zugegeben. Die Klappersprache ist nicht besonders kompliziert – dennoch feinfühlig. Wie ich das jetzt aus einem Text in der New York Times erfahre, besteht sie aus lediglich zwei „Wörtern“: einmal ein langsames und einmal ein schnelles Rasseln mit der Klapper. Langsam rasselt die Schlange, wenn eine Bedrohung – d.h., Sie oder ich – in einer gewissen Entfernung bewegungslos dastehen. Dieses Wort bedeutet: Vorsicht! Ich sehe dich, und ich kann beißen. Und wie!
Wenn aber Sie oder ich in Bewegung sind in Richtung Schlange – auch wenn wir zehn Schritte von ihr entfernt sind – verdoppelt sich die Geschwindigkeit des Rasselns. Das hat einen Sinn. Es soll so klingen, als wäre die Schlange noch näher, als sie eigentlich ist. Es ist zwar nur ein Trick, funktioniert aber fantastisch.
Nun wissen Sie so viel über Klapperschlangen wie ich.
In der gleichen Ausgabe der New York Times habe ich außerdem über die Sprache von Fledermäusen gelesen. Genauer gesagt: über die Sprache von Babyfledermäusen. Noch präziser: die Sprache von Babyfledermäusen in Costa Rica und Panama der Gattung Sackflügelfledermaus (Saccopteryx bilineata).
Es heißt, dass die Kleinen dieser Gattung unentwegt plappern ähnlich Menschensäuglingen. Dieses Plappern kann, so die Forscher im Feld, bis 43 Minuten andauern.
Menschenbabys plappern, weil sie auf diese Weise das Werkzeug für die echte Sprache üben. Ob das bei diesen kleinen Federmäusen der Fall ist, weiß ich nicht. Und leider sind meine Kenntnisse über die Sprache erwachsener Fledermäuse auch begrenzt. Ich weiß nur, dass sie für unsere Ohren unwahrnehmbare Piepstöne von sich geben, die quasi als Radarsignal dienen.
Jetzt haben Sie etwas Neues über die Sprache der Klapperschlangen und der Fledermäuse erfahren. Vor allem, dass es sich – in beiden Fällen – um wahrhafte Sprachen handelt. Denn in beiden der oben erwähnten Beispiele wollen die Tiere mit Sicherheit etwas mitteilen. Und darum geht es in jeder Sprache.
Genau das Gegenteil also von Spammern und Bots im WehWehWeh. Diese haben – wenn man genau hinschaut – kein Bedürfnis, etwas mitzuteilen. Im Gegenteil: Sie bemühen sich, jegliche Kommunikation zu zerstören. Ein gefährliches Unterfangen, das sich irgendwann rächen könnte.
Stellen Sie sich vor, diese Pirat***In***nen machen das Internet unzuverlässig. Und plötzlich hat eine der Botproduzentinnen einen Notfall und bedarf dringend Hilfe aus dem Netz. Nur: Das kaputte Netz funktioniert nicht mehr zuverlässig!
Auf Englisch heißt dies: „What goes around, comes around.“ Das weiß auch jede Klapperschlange und auch jede Fledermaus besser als jeglicher Spammer.
Nun wissen Sie es: Es gibt Menschen, die weniger intelligent sind als Schlangen und Fledermäuse.
Achtung: Nächste Woche kein neuer Beitrag. Der SB verinnerlicht sich. Erst wieder am 15ten des Monats.
Sprachbloggeur: Danke, dass Sie heute ein bisschen Zeit genommen haben, um mit uns zu reden. Ich bin überzeugt, dass Sie unter Zeitdruck stehen. Wenn ich bedenke, dass ich täglich ca. 1000 Spamkommentare bekomme, bei denen Ihr Name als Absender vielleicht zu 80% steht, so denke ich mir: Ich bin bestimmt nicht Ihr einziger Kunde. Oder?
Tuyetsmest: Wohl wahr, lieber Herr Sprachbloggeur, und darf ich sagen: Es freut mich, Sie endlich persönlich kennenzulernen. In meinem Beruf kommt eine solche Begegnung nur selten zustande. Und darf ich sagen: Ihre Webseite hat mich schon besonders interessiert. Ihre Titel sind häufig derart apart! Allerdings muss ich eingestehen, dass ich den Sinn ausschließlich über den Google-Übersetzer verstehe.
Sprachbloggeur: Ein wichtiger Punkt. Vielleicht müssen wir unsere Leser informieren, dass wir dieses Gespräch auf Englisch führen und dass Sie Englisch nicht ganz akzentfrei reden. Dafür aber nicht schlecht.
Tuyetsmest: Oh danke! Von Ihnen ist das ein Kompliment!
Sprachbloggeur: Wenn ich mich täusche, dürfte Russisch Ihre Muttersprache sein. Es könnte aber auch Bjelorus oder Ukrainisch sein.
Tuyetsmest: Nein, Sie haben richtig getippt – und ich bin ebenso stolz auf meine Sprache wie Sie auf Ihre.
Sprachbloggeur: Das höre ich gerne. Vielleicht könnten Sie mir und meinen Lesern dann erklären, wieso Sie als sprachenverliebter Mensch ins Spamkommentargeschäft gestiegen sind? Denn mir kommt es vor – wenn ich’s sagen darf – , dass Sie genau das Gegenteil tun vom dem, was Sie zu bewundern behaupten. Sie gehen nämlich respektlos mit der kreativen Arbeit anderer um. Entschuldigen Sie, wenn ich das so deutlich ausdrücke.
Tuyetsmest: Um Gottes willen. Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Wissen Sie, Herr Sprachbloggeur, ich halte meine Arbeit für ebenso kreativ wie Sie die Ihre. Bedenken Sie aber. Täglich erhalten Sie um die 1000 Spamkommentare. Manche Kunden bekommen sogar noch mehr als Sie. Stellen Sie sich vor, was das für einen Aufwand ist! Ich muss auf laufenden Band hunderte von kurzen Spamtexten schreiben, die ich dann an die Kundschaft – Blogger wie Sie – verschicke. Und irgendwie müssen auch meine Texte witzig wirken. Manchmal komme ich wahrhaftig ins Schwitzen. Vor allem deshalb, weil es mir Spaß macht, so viele sprachliche Abwechselung wie möglich zu produzieren. Sonst wird die Arbeit einfach zu dröge. Und Langeweile wünscht sich kein halbwegs schöpferischer Mensch. Oder?
Sprachbloggeur: Ja, das verstehe ich gut. Auch ich will wöchentlich meinen Lesern Neues, Frisches anbieten…
Tuyetsmest: Und das machen Sie auch! Chapeau, Gospodin Sprachbloggeur!
Sprachbloggeur: Erzählen Sie, warum Sie sich „Tuyetsmest“ nennen. Das ist mit Sicherheit ein erfundener Name. Einmal habe ich sogar „Tuyetsmest“ gegoogelt…
Tuyetsmest: Sie meinen, Sie haben beim „Vorsitzenden Google“ geschaut. So schreiben Sie es immer. Find ich köstlich…
Sprachbloggeur: Danke. Ich habe jedenfalls unter diesem Namen „Tuyetsmest“ nichts gefunden – mit Ausnahme eines Hinweises auf einen Text von mir. Denn einmal hatte ich versehentlich einen Ihrer Schmuddelkommentare veröffentlicht. Ich habe ihn allerdings schnell wieder gelöscht…
Tuyetsmest: Na, sehen Sie! Der Vorsitzende Google vergisst nichts! Den Sinn meines Namens? Eigentlich ein russisches Wortspiel. Die freundliche Übersetzung wäre „an deiner Stelle“…
Sprachbloggeur: Und die weniger freundliche Übersetzung…?
Tuyetsmest: Fragen Sie lieber einen Russen. Ich drücke mich ungern vulgär aus. Ich hatte eine gute Kinderstube.
Sprachbloggeur: Also dann noch eine Frage: Wozu Ihren Dreck ins Netz schleudern? Um Treffer für diverse – inklusive pornografische Seiten – zu erzeugen? Damit meine ich: um das sog. „Ranking“ peinlicher Seiten zu bessern?
Tuyetsmest: Das denken viele Leute. Aber ganz ehrlich gibt es einen anderen, trefflicheren Grund für meine Arbeit: Um Chaos zu verursachen – um Kommunikation zu stören. So einfach ist es.
Sprachbloggeur: Und was haben Sie davon?
Tuyetsmest: Sagen Sie lieber: Was hat mein Arbeitsgeber davon?
Sprachbloggeur: Sie meinen wohl den russischen Geheimdienst?
Tuyetsmest: Das sagen Sie.
Sprachbloggeur: Schon gut. Was hat Ihr Arbeitsgeber davon?
Tuyetsmest: Habe ich ja gesagt: Chaos zu säen.
Sprachbloggeur: Und wozu dieses Chaos? Leben Sie gern in chaotischen Verhältnissen?
Tuyetsmest: Um Gottes willen keinesfalls! Ich bin ein ordentlicher Mensch. Aber ich merke jetzt. Sie möchten mich sanft in einen Widerspruch bugsieren. Vielleicht setzen wir dieses Gespräch lieber ein anderes Mal fort. Ich darf nur so viel sagen…
Sprachbloggeur: Ist schon recht. Aber da dies meine Webseite ist, bestehe ich auf etwas Grundsätzliches…
Tuyetsmest: Und das wäre…?
Sprachbloggeur: das letzte Wort.
Sheesh! Immer häufiger frag ich mich, ob es noch etwas bringt, ,meine Glossen Woche für Woche aufs schier endlose Meer des WehWehWehs zu schicken. Fakt ist: Die Zeiten ändern sich, und ein Blog wie dieser wird immer mehr zu einem Exotikum, zu einem Nischenprodukt.
Dennoch: Dem auf dieser Seite eingebauten Zähler zufolge (nur ich sehe ihn), werden diese Glossen sehr rege angeklickt.
Doch von wem? Im Internetzeitalter ist jede hohe Zahl an Klicks sus (kurzes „u“ und scharfes „s“). Denn anklicken können auch Bots…d.h., automatisierte Maschinenimpulse, die sich mittlerweile im WehWehWeh überall profilieren wie dichte Fischschulen und nur eine Aufgabe haben: zerstören.
Das mit den Bots ist ein großes Problem – nicht nur für den Sprachbloggeur.
Und dann gibt es die andere große Blogistenplage: die Spamkommentare, von denen ich täglich ca. 1000 erhalte. Klar haben sie es nicht nur auf den Sprachbloggeur abgesehen. Es sind total verkrebste SEO (Search Engine Optimization)-Werkzeuge. Sie werden täglich milliardenfach durch den digitalen Organismus geschleudert mit der Aufgabe zu infizieren. Als Nebenwirkung erwürgen sie den lebendigen Austausch zwischen Blogisten und Lesern.
Echt cringe, meine ich.
Letztendlich sind diese Bots und Spammer nur Geringverdiener. Die Botschaft ist nur noch nicht bei ihnen angekommen.
Also, liebe Lesende, willkommen in den wilden Westen Jahren des digitalen Zeitalters. Nix für Ungut. Jedes neue Kommunikationssystem wird von destruktiven Parasiten befallen. Das ist die Natur der Sache. Kaum wurden die ersten Straßen gelegt, und zack! Es traten die Straßenräuber in Erscheinung.
Ohne die Schifffahrt, gäbe es keine Piraten. Die Eisenbahn war für Jesse James und Co. ein Aha-Erlebnis. Das Flugzeug brachte Kubaner und Jassir Arafat und zahllose Nachahmer auf die Idee, Politik durchs Kapern von Fliegern zu betreiben. Das Telefon ist der Nährboden der Enkeltrickgangster…und das Internet…ja das Internet…
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich finde das WehWehWeh absolut papatastisch. Im Ernst. Und auch Vorsitzender Google ist manchmal unser Digga.
Na ja. Alles halb so wild. Dennoch denke ich über die Zukunft dieser Seite nach. Ist sie noch zeitgemäß? Vielleicht eine Ergänzung via Twitter oder YouTube wäre fällig (nicht allerdings via Facebook oder TikTok – nicht meine Bühne).
By the way: Vielleicht ist Ihnen im Lauf dieser meditativen Gedanken aufgefallen, dass ich heute einige ungewohnte Vokabeln verwendet habe.
Genauer gesagt: „sheesh“, „sus“, „cringe“ „Digga“, „papatastisch“, „Geringverdiener“ (ist gleich „Loser“) und „wild“.
Wissen Sie, warum?
Es handelt sich um sieben der zehn Kandidaten fürs Jugendwort des Jahres 2021. Ich hab letzte Woche in der Münchener Abendzeitung darüber erfahren.
Jährlich nämlich veranstaltet der Langenscheidt Verlag einen Wettbewerb ums Jugendwort des Jahres zu krönen. Offensichtlich dürfen nur Jugendliche an dieser Wahl teilnehmen. Warum, der Verlag sich der Jugend so anbiedert, ist doch klar: um ein neues Buch zu verkaufen und um den eigenen Namen in Umgang zu halten! Nix dagegen einzuwenden: Bin ich, was den Sprachbloggeur betrifft, anders? Nur schreibt keiner über den Sprachbloggeur weder in der Abendzeitung oder sonst wo.
Egal. Wichtig ist, dass Sie nun sieben der zehn Kandidaten für diesen Wettbewerb kennengelernt haben. Ich weiß nicht, ob nur deutsche Staatsbürger an der Wahl teilnehmen dürfen, bzw., ab welchem Alter man nicht mehr wahlberechtigt ist.
Ach, und noch etwas: Dem AZ-Artikel zufolge hat Pons Langenscheidt aufgekauft. Meine Güte! Die Welt wird täglich kleiner!
Sheesh! Immer häufiger frag ich mich, ob es noch etwas bringt, ,meine Glossen Woche für Woche aufs schier endlose Meer des WehWehWehs zu schicken. Fakt ist: Die Zeiten ändern sich, und ein Blog wie dieser wird immer mehr zu einem Exotikum, zu einem Nischenprodukt.
Dennoch: Dem auf dieser Seite eingebauten Zähler zufolge (nur ich sehe ihn), werden diese Glossen sehr rege angeklickt.
Doch von wem? Im Internetzeitalter ist jede hohe Zahl an Klicks sus (kurzes „u“ und scharfes „s“). Denn anklicken können auch Bots…d.h., automatisierte Maschinenimpulse, die sich mittlerweile im WehWehWeh überall profilieren wie dichte Fischschulen und nur eine Aufgabe haben: zerstören.
Das mit den Bots ist ein großes Problem – nicht nur für den Sprachbloggeur.
Und dann gibt es die andere große Blogistenplage: die Spamkommentare, von denen ich täglich ca. 1000 erhalte. Klar haben sie es nicht nur auf den Sprachbloggeur abgesehen. Es sind total verkrebste SEO (Search Engine Optimization)-Werkzeuge. Sie werden täglich milliardenfach durch den digitalen Organismus geschleudert mit der Aufgabe zu infizieren. Als Nebenwirkung erwürgen sie den lebendigen Austausch zwischen Blogisten und Lesern.
Echt cringe, meine ich.
Letztendlich sind diese Bots und Spammer nur Geringverdiener. Die Botschaft ist nur noch nicht bei ihnen angekommen.
Also, liebe Lesende, willkommen in den wilden Westen Jahren des digitalen Zeitalters. Nix für Ungut. Jedes neue Kommunikationssystem wird von destruktiven Parasiten befallen. Das ist die Natur der Sache. Kaum wurden die ersten Straßen gelegt, und zack! Es traten die Straßenräuber in Erscheinung.
Ohne die Schifffahrt, gäbe es keine Piraten. Die Eisenbahn war für Jesse James und Co. ein Aha-Erlebnis. Das Flugzeug brachte Kubaner und Jassir Arafat und zahllose Nachahmer auf die Idee, Politik durchs Kapern von Fliegern zu betreiben. Das Telefon ist der Nährboden der Enkeltrickgangster…und das Internet…ja das Internet…
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich finde das WehWehWeh absolut papatastisch. Im Ernst. Und auch Vorsitzender Google ist manchmal unser Digga.
Na ja. Alles halb so wild. Dennoch denke ich über die Zukunft dieser Seite nach. Ist sie noch zeitgemäß? Vielleicht eine Ergänzung via Twitter oder YouTube wäre fällig (nicht allerdings via Facebook oder TikTok – nicht meine Bühne).
By the way: Vielleicht ist Ihnen im Lauf dieser meditativen Gedanken aufgefallen, dass ich heute einige ungewohnte Vokabeln verwendet habe.
Genauer gesagt: „sheesh“, „sus“, „cringe“ „Digga“, „papatastisch“, „Geringverdiener“ (ist gleich „Loser“) und „wild“.
Wissen Sie, warum?
Es handelt sich um sieben der zehn Kandidaten fürs Jugendwort des Jahres 2021. Ich hab letzte Woche in der Münchener Abendzeitung darüber erfahren.
Jährlich nämlich veranstaltet der Langenscheidt Verlag einen Wettbewerb ums Jugendwort des Jahres zu krönen. Offensichtlich dürfen nur Jugendliche an dieser Wahl teilnehmen. Warum, der Verlag sich der Jugend so anbiedert, ist doch klar: um ein neues Buch zu verkaufen und um den eigenen Namen in Umgang zu halten! Nix dagegen einzuwenden: Bin ich, was den Sprachbloggeur betrifft, anders? Nur schreibt keiner über den Sprachbloggeur weder in der Abendzeitung oder sonst wo.
Egal. Wichtig ist, dass Sie nun sieben der zehn Kandidaten für diesen Wettbewerb kennengelernt haben. Ich weiß nicht, ob nur deutsche Staatsbürger an der Wahl teilnehmen dürfen, bzw., ab welchem Alter man nicht mehr wahlberechtigt ist.
Ach, und noch etwas: Dem AZ-Artikel zufolge hat Pons Langenscheidt aufgekauft. Meine Güte! Die Welt wird täglich kleiner!
Immer wieder schwadroniere ich über jene sog. „Kommentarspammer“, die diese Seite täglich mit bis zu 1000 (in Wörtern: eintausend) „Kommentaren“ vermüllen. Eigentlich halb so schlimm. Denn mittlerweile vermag ich ca. 400 (in Wörtern: vierhundert) Müllkommentare binnen zwei oder drei Minuten zu entsorgen. Zum Glück klebt diese Art Müll nie. Es ist viel zu substanzlos.
Einziges Problem: Auch echte Kommentare werden bei der täglichen Reinigung versehentlich mitentsorgt. Falls dies Ihnen geschehen ist, möchte ich mich entschuldigen.
So ist es, zum Beispiel, meinem Mitblogger, meinem lieben Kollegen Gorg, neulich ergangen. Gorg betreibt die Seite „Lustwort“ (siehe da).
Was den entsorgten Kommentar betrifft: Er hat mir später in einer Mail den Inhalt mitgeteilt. Es ging um meinen Gebrauch des Wortes „Hirnochse“. Ja, Sie haben richtig gelesen. Gorg hat dieses Wort in einem meiner Beiträge über meine Vermüller entdeckt und meinte, ich habe diese Vokabel absichtlich gebraucht.
Wahrscheinlich stimmt das nicht. Viel wahrscheinlicher habe ich den bekannteren Begriff „Hornochse“ einfach vermurkst.
Ich denke, es kommen zwei mögliche Gründe für diesen Fehler in Frage:
Erster Grund: Ich habe mich vertippt. Denn schließlich befinden sich das „I“ und das „O“ auf der Tastatur direkt nebeneinander. Das wäre also eine vernünftige Erklärung.
Zweiter Grund: Es handelt sich schlicht und einfach um einen Sprachfehler meinerseits. Das heißt: Ich habe – weil mir in dem Augenblick der richtige Begriff den Spießrutenlauf durch meine Synapsen nicht gelang – „Hirnochse“ für „Hornochse“ geschrieben. So etwas kommt mal vor – und nicht nur, weil Deutsch nicht meine Mutterzunge ist.
Fakt ist: Sprache – jede Sprache – ist stets in Bewegung. Kleine „Fehler“ bzw. „Unreinheiten“ gehören nun mal zur Tagesordnung wie die imperfekte Vervielfältigung eines Corona-Viruses. Sprache und Viren sind ständig am Wandeln.
Beispiel: Heute sagen viele Menschen, dass etwas „einen Sinn macht“. Früher galt dies als falsches Deutsch. Richtig wäre, dass etwas „einen Sinn ergibt“ oder „einen Sinn hat“. „Einen Sinn machen“ wurde einfach aus Gründen einer Mode aus dem Englisch übernommen. Etwas „makes sense“.
Oder noch ein Beispiel – diesmal ein englisches. Und zwar das englische Wort „butterfly“ – also „Schmetterling“ zu Deutsch. („Schmetterling“ übrigens, weil das Tierchen mit den Flügeln „schmettert“).
Spontan denkt man, dass das Wort „butterfly“ etwas mit „Butter“ und mit „Fliege“ („fly“) zu tun hat. Aber wirklich. So etwas macht keinen Sinn. Sollte man ernsthaft glauben, dass die „butterfly“ buttert?
Tatsache ist: Die „butterfly“ heißt so, weil jemand einst – und zwar vor aberhunderten Jahren – einen Sprachfehler begangen hat – so wie ich mit „Hirn- und Hornochse“. Man muss wissen, dass das farbenfrohe Tierchen einst auf Englisch „flutterby“ hieß. Will sagen: etwas, das „vorbei flattert“. Und das tut der Schmetterling in der Tat.
Im Grunde also habe ich Ähnliches gemacht, um ein Hornochse in einen Hirnochsen zu verwandeln. Kein schlechtes Wort aber…oder?
Mein Vorschlag: Lassen wir auch den Hirnochsen in dem Stall und wünschen ihn viel Glück für seinen weiteren Werdegang.
Und bedenken Sie: Wenn es keine Blogkommentarvermüller gegeben hätte, gäbe es ebenfalls keine Hirnochsen!
PS Grad eben habe ich den Begriff „Hirnochse“ beim Vorsitzenden Google gesucht. Fazit: Auch andere haben dieses Wort „erfunden“! So klein ist die Welt.
Immer wieder schwadroniere ich über jene sog. „Kommentarspammer“, die diese Seite täglich mit bis zu 1000 (in Wörtern: eintausend) „Kommentaren“ vermüllen. Eigentlich halb so schlimm. Denn mittlerweile vermag ich ca. 400 (in Wörtern: vierhundert) Müllkommentare binnen zwei oder drei Minuten zu entsorgen. Zum Glück klebt diese Art Müll nie. Es ist viel zu substanzlos.
Einziges Problem: Auch echte Kommentare werden bei der täglichen Reinigung versehentlich mitentsorgt. Falls dies Ihnen geschehen ist, möchte ich mich entschuldigen.
So ist es, zum Beispiel, meinem Mitblogger, meinem lieben Kollegen Gorg, neulich ergangen. Gorg betreibt die Seite „Lustwort“ (siehe da).
Was den entsorgten Kommentar betrifft: Er hat mir später in einer Mail den Inhalt mitgeteilt. Es ging um meinen Gebrauch des Wortes „Hirnochse“. Ja, Sie haben richtig gelesen. Gorg hat dieses Wort in einem meiner Beiträge über meine Vermüller entdeckt und meinte, ich habe diese Vokabel absichtlich gebraucht.
Wahrscheinlich stimmt das nicht. Viel wahrscheinlicher habe ich den bekannteren Begriff „Hornochse“ einfach vermurkst.
Ich denke, es kommen zwei mögliche Gründe für diesen Fehler in Frage:
Erster Grund: Ich habe mich vertippt. Denn schließlich befinden sich das „I“ und das „O“ auf der Tastatur direkt nebeneinander. Das wäre also eine vernünftige Erklärung.
Zweiter Grund: Es handelt sich schlicht und einfach um einen Sprachfehler meinerseits. Das heißt: Ich habe – weil mir in dem Augenblick der richtige Begriff den Spießrutenlauf durch meine Synapsen nicht gelang – „Hirnochse“ für „Hornochse“ geschrieben. So etwas kommt mal vor – und nicht nur, weil Deutsch nicht meine Mutterzunge ist.
Fakt ist: Sprache – jede Sprache – ist stets in Bewegung. Kleine „Fehler“ bzw. „Unreinheiten“ gehören nun mal zur Tagesordnung wie die imperfekte Vervielfältigung eines Corona-Viruses. Sprache und Viren sind ständig am Wandeln.
Beispiel: Heute sagen viele Menschen, dass etwas „einen Sinn macht“. Früher galt dies als falsches Deutsch. Richtig wäre, dass etwas „einen Sinn ergibt“ oder „einen Sinn hat“. „Einen Sinn machen“ wurde einfach aus Gründen einer Mode aus dem Englisch übernommen. Etwas „makes sense“.
Oder noch ein Beispiel – diesmal ein englisches. Und zwar das englische Wort „butterfly“ – also „Schmetterling“ zu Deutsch. („Schmetterling“ übrigens, weil das Tierchen mit den Flügeln „schmettert“).
Spontan denkt man, dass das Wort „butterfly“ etwas mit „Butter“ und mit „Fliege“ („fly“) zu tun hat. Aber wirklich. So etwas macht keinen Sinn. Sollte man ernsthaft glauben, dass die „butterfly“ buttert?
Tatsache ist: Die „butterfly“ heißt so, weil jemand einst – und zwar vor aberhunderten Jahren – einen Sprachfehler begangen hat – so wie ich mit „Hirn- und Hornochse“. Man muss wissen, dass das farbenfrohe Tierchen einst auf Englisch „flutterby“ hieß. Will sagen: etwas, das „vorbei flattert“. Und das tut der Schmetterling in der Tat.
Im Grunde also habe ich Ähnliches gemacht, um ein Hornochse in einen Hirnochsen zu verwandeln. Kein schlechtes Wort aber…oder?
Mein Vorschlag: Lassen wir auch den Hirnochsen in dem Stall und wünschen ihn viel Glück für seinen weiteren Werdegang.
Und bedenken Sie: Wenn es keine Blogkommentarvermüller gegeben hätte, gäbe es ebenfalls keine Hirnochsen!
PS Grad eben habe ich den Begriff „Hirnochse“ beim Vorsitzenden Google gesucht. Fazit: Auch andere haben dieses Wort „erfunden“! So klein ist die Welt.
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