Stammgäste dieser Seite wissen, dass ich manchmal auf „Lustwort“, einen Nachbar auf der Blogstraße, hinweise. Diese Straße befindet sich übrigens in einer ruhigen Wohn- und Einkaufsgegend weit vom Zentrum jener regen und zum Teil gefährlichen Stadt namens WehWehWeh.
Sollten Sie meinen Nachbarn Gorg, so heißt der Inhaber des Nachbarwortladens, besuchen, was ich empfehle, sage ihm von mir einen schönen Gruß. Gorg ist m.E. ein viel konsequenterer Bloggist als ich. Er meldet sich mit mal längeren mal kürzeren Beiträgen nur wenn er unbedingt das Bedürfnis hat, etwas mitzuteilen. Er buhlt also nie um Leserschaft. Wer das Glück hat, seinen eleganten Laden zu betreten, wird ein großes, diverses Angebot vorfinden.
Doch nun muss ich Peinliches eingestehen:
Manchmal komme ich mit dem Namen seines Wortladens „Lustwort“ durcheinander. Ich bilde mir ein, es müsste „Wortlust“ heißen…
Was irgendwie logisch wäre. „Wortlust“ signalisiert, dass einer – oder eine – Lust auf Wörter bzw. Worte hat. Oder?
Denke ich hingegen an „Lustwort“, fällt mir zuerst die Vokabel „Lust“ ein, ein Wort, das man zweierlei deuten kann. Man fragt sich: 1.) Geht es hier um Schweinereien? Oder: 2.) Verkündet der Ladeninhaber seine Lust auf Wörter bzw. Worte?
Vielleicht existiert diese Konfusion nur in meinem Kopf. Eines Tages fragte ich den Vorsitzenden Google über den Begriff „Wortlust“ aus. Im Nu erfuhr ich, dass ein URL mit diesem Namen zu erwerben wäre!
Gestern suchte ich wieder nach diesem Begriff. Und siehe da! Jemand hatte den URL gekauft! Diese „Wortlust“ scheint eine Art Erotik-Agentur geworden zu sein. Ich habe die Sache nicht näher untersucht.
Komisch, wie man sich täuschen kann.
Doch jetzt komme ich endlich zum eigentlichen Thema. Ich stellte mir die Frage: Was kann ich tun, damit ich nie wieder „Lustwort“ und „Wortlust“ durcheinanderbringe? Die Antwort ist easy, und sie lautet: Ich brauche lediglich einen Trick der altertümlichen Gedächtniskunst anzuwenden.
Noch nie davon gehört? Der Tradition zufolge wurde diese Kunst von einem gewissen Simonides von Keos erfunden. Er florierte am Anfang des 5. Jh. vor der Zeit und ging in die Geschichte ein als großer Lyriker. Leider haben nur ein paar seiner Gedichte den Zahn der Zeit überstanden. Das wäre für die Menschen der Antike, als würde ich sagen, es gab mal einen Typen namens Goethe. Wir kennen sein Werk aber nur aus einigen Fragmenten. Lediglich ein Gedicht, das mit den Worten „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn“ ist noch vollständig vorhanden.
Heute weiß man nicht, wie das Gedächtnislehre Simonides aussah. Die ersten ausführlichen Quellen entstanden in Rom. Das älteste Werk zum Thema heißt „Rhetorik für Herennius“ (Rhetorica ad Herennium) und wurde ca. 80 v.d. Z. verfasst. Man kennt den Autor nicht. Früher meinten die Gelehrten, es wäre wohl Cicero gewesen. Stimmt nicht.
Das Buch wurde extra für Rhetoriker geschrieben, weil die Rhetoriker lange Texte bzw. Plädoyers auswendig lernen mussten. Der unbekannte Autor hat viele praktische Tricks in petto. Alles kann ich in kurzen Worten nicht erläutern. Müssten Sie selbst lesen. Nur einen Trick verrate ich hier. Und den können Sie bestens verwenden, um Begriffe wie „Wortlust“ und „Lustwort“ auseinanderzuhalten. Darüber hinaus ist dieser Trick auch praktisch, falls Sie ohne Einkaufsliste in den Supermarkt vorpreschen möchten.
Es funktioniert folgendermaßen: Das, was man sich einprägen will, muss man bunt und fantasievoll einkleiden. Das heißt: sich ein Bild – ja ein richtiges Bild – ausdenken. Beispiel: Will ich mir einprägen, dass Gorgs Seite „Lustwort“ heißt, stelle ich mir vor, dass Gorg ein Pferd und sein Wortladen ein Pferdewagen ist. Gorg zieht den Wagen von links nach rechts voran. Das heißt: Das Pferd steht näher zum Wort „Wort“ als zum Wort „Lust“. Ich brauche lediglich jedesmal an dieses Bild zu denken, und prompt weiß ich, dass Gorgs Laden „Lustwort“ heißt.
Das wäre nur eine Möglichkeit. Jeder darf sich eine eigene ausdenken. Der anonyme Autor von „Rhetorik für Herennius“ empfielt auch derbe Schweinereien als Bilder, wenn sie helfen, etwas einzuprägen.
Lesen Sie „Ad Herrenium“ selber. So ein Buch vergisst keiner.
Zwei Wörter, die es in sich haben. Das eine ist noch kein deutsches, aber warten Sie ab. Das andere könnte – zumindest theoretisch – schon heute anstandslos in die neue Dudenin aufgenommen werden. Irgendwie ist es bereits ein deutsches Wort. Sie kennen es bloß nicht.
Doch jetzt zu den Details…
Vokabel Numero eins hat zwar, wie schon gesagt, noch keinen dt. Pass. Vielleicht sind Sie dennoch auf sie gestoßen. Wäre nicht unmöglich. Meine eigene oberflächliche Suche in den Gefilden des Vorsitzenden Google haben schnell ergeben, dass bereits einige deutschsprachige Reporter sie entdeckt haben. Letztes Jahr, z.B., hatte die „Stuttgarter Nachrichten“ darüber berichtet. Ebenso erschien etwas zum Thema in „Die Welt“. Es gab auch andere Berichte.
Ist was schon in der Luft, wird es von mehreren empfindlichen Nasen gewittert. War schon immer so.
Aber jetzt zur Sache: Es geht um den „Simp“. Schon davon gehört?
Meine Vermutung: Wenn Sie noch kein 18 sind, dann evtl. doch.
Letztendlich aber handelt es sich um einen nagelneuen Begriff aus dem amer. Jugendslang, der wohl von der Vokabel „simple“ oder „simpleton“ („Einfallspinsel“) abgeleitet wird.
„Simps“ sind fast ausschließlich Jungs, die willig sind allerlei Peinlichkeiten und Demütigungen auf sich zu nehmen, um akzeptiert, bzw., gemocht zu sein. Insbesondere wird das Wort verwendet, um die Bemühungen von Jungs zu beschreiben, wenn sie das Wohlwollen von Mädchen durchs Nettsein zu gewinnen erhoffen.
Mädchen (notabene: gemeint ist die neueste Generation der weiblichen Geschlechtsreifen) scheinen nicht auf solche Typen zu stehen. Das Herz dieser neuen Frauengeneration schlägt (zum Leid der Eltern und Erzieher kann man wohl annehmen) vielmehr für Typen, die groß, stark und frech sind.
War es nicht schon immer so in der Zeit des ersten Aufruhrs? Natürlich! Doch dann brach das Zeitalter des „sensitivity training“ an. Es sollte nur noch SiegerInnen geben, und jederIn sollte jedemer gleich und nett behandeln. Fairness halt. „Me too“ etc. hat sich tierisch bemüht, endgültig den uralten Balzritualen der Jugendlichen einen Strich durch die Rechnung zu ziehen.
Und siehe da: Auf einmal riskierten die Jungs, kaum zuhause in den frisch sexualisierten Leibern, ein „ sensitivity training“ aufgebrummt zu bekommen, falls sie was Falsches machten. Und die Mädchen wussten auch nicht weiter. Höflichkeit und Langeweile waren plötzlich „in“.
Ich weiß nicht, wer das Wort „Simp“ aus dem Boden gestampft hat. Waren es die frustrierten Mädchen oder die frustrierten Jungs? Fest steht: Den jüngsten Berichten zufolge, werden die braven, angepassten „Simps“ im Augenblick von den Gleichaltrigen beider Geschlechter gnadenlos runtergeputzt.
Was könnte dies für Folgen haben? Ganz simpel: Eine Rückkehr zum natürlichen Umgang miteinander wäre möglich! D.h.: Freche Jungs werden – wie schon immer – Mädchenherzen brechen, coole Mädchen werden die hübschesten Jungs den Mitbewerberinnen wegschnappen und die schüchternen Jungs verscheuchen. So ist die Biologie ausgerichtet. Erst später, d.h., im Heiratsalter, wird man (so war es immer) nach anderen Qualitäten suchen – und alles ohne „sensitivity training“.
Es lohnt sich, das Phänomen weiter zu verfolgen.
Ach ja! Ich habe Ihnen zwei neue Wörter versprochen…und bisher habe ich nur übers eine geschwafelt.
Also nun zum zweiten:“Nipah-Virus“.
Noch nie davon gehört?
Ich glaube, es stammt aus Malaysien und ist bereits in Indien unterwegs. Fest steht nur: Wenn Sie meinten, dass das Corona-Virus ein Störenfried wäre, dann kennen Sie die beeindruckenden Möglichkeiten des Nipah-Virus noch nicht.
Hoffentlich müssen wir sie nie kennenlernen… Können Sie selbst über diesen Begriff nachschlagen.
PS Willkommen im 21. Jahrhundert!
Zwei Wörter, die es in sich haben. Das eine ist noch kein deutsches, aber warten Sie ab. Das andere könnte – zumindest theoretisch – schon heute anstandslos in die neue Dudenin aufgenommen werden. Irgendwie ist es bereits ein deutsches Wort. Sie kennen es bloß nicht.
Doch jetzt zu den Details…
Vokabel Numero eins hat zwar, wie schon gesagt, noch keinen dt. Pass. Vielleicht sind Sie dennoch auf sie gestoßen. Wäre nicht unmöglich. Meine eigene oberflächliche Suche in den Gefilden des Vorsitzenden Google haben schnell ergeben, dass bereits einige deutschsprachige Reporter sie entdeckt haben. Letztes Jahr, z.B., hatte die „Stuttgarter Nachrichten“ darüber berichtet. Ebenso erschien etwas zum Thema in „Die Welt“. Es gab auch andere Berichte.
Ist was schon in der Luft, wird es von mehreren empfindlichen Nasen gewittert. War schon immer so.
Aber jetzt zur Sache: Es geht um den „Simp“. Schon davon gehört?
Meine Vermutung: Wenn Sie noch kein 18 sind, dann evtl. doch.
Letztendlich aber handelt es sich um einen nagelneuen Begriff aus dem amer. Jugendslang, der wohl von der Vokabel „simple“ oder „simpleton“ („Einfallspinsel“) abgeleitet wird.
„Simps“ sind fast ausschließlich Jungs, die willig sind allerlei Peinlichkeiten und Demütigungen auf sich zu nehmen, um akzeptiert, bzw., gemocht zu sein. Insbesondere wird das Wort verwendet, um die Bemühungen von Jungs zu beschreiben, wenn sie das Wohlwollen von Mädchen durchs Nettsein zu gewinnen erhoffen.
Mädchen (notabene: gemeint ist die neueste Generation der weiblichen Geschlechtsreifen) scheinen nicht auf solche Typen zu stehen. Das Herz dieser neuen Frauengeneration schlägt (zum Leid der Eltern und Erzieher kann man wohl annehmen) vielmehr für Typen, die groß, stark und frech sind.
War es nicht schon immer so in der Zeit des ersten Aufruhrs? Natürlich! Doch dann brach das Zeitalter des „sensitivity training“ an. Es sollte nur noch SiegerInnen geben, und jederIn sollte jedemer gleich und nett behandeln. Fairness halt. „Me too“ etc. hat sich tierisch bemüht, endgültig den uralten Balzritualen der Jugendlichen einen Strich durch die Rechnung zu ziehen.
Und siehe da: Auf einmal riskierten die Jungs, kaum zuhause in den frisch sexualisierten Leibern, ein „ sensitivity training“ aufgebrummt zu bekommen, falls sie was Falsches machten. Und die Mädchen wussten auch nicht weiter. Höflichkeit und Langeweile waren plötzlich „in“.
Ich weiß nicht, wer das Wort „Simp“ aus dem Boden gestampft hat. Waren es die frustrierten Mädchen oder die frustrierten Jungs? Fest steht: Den jüngsten Berichten zufolge, werden die braven, angepassten „Simps“ im Augenblick von den Gleichaltrigen beider Geschlechter gnadenlos runtergeputzt.
Was könnte dies für Folgen haben? Ganz simpel: Eine Rückkehr zum natürlichen Umgang miteinander wäre möglich! D.h.: Freche Jungs werden – wie schon immer – Mädchenherzen brechen, coole Mädchen werden die hübschesten Jungs den Mitbewerberinnen wegschnappen und die schüchternen Jungs verscheuchen. So ist die Biologie ausgerichtet. Erst später, d.h., im Heiratsalter, wird man (so war es immer) nach anderen Qualitäten suchen – und alles ohne „sensitivity training“.
Es lohnt sich, das Phänomen weiter zu verfolgen.
Ach ja! Ich habe Ihnen zwei neue Wörter versprochen…und bisher habe ich nur übers eine geschwafelt.
Also nun zum zweiten:“Nipah-Virus“.
Noch nie davon gehört?
Ich glaube, es stammt aus Malaysien und ist bereits in Indien unterwegs. Fest steht nur: Wenn Sie meinten, dass das Corona-Virus ein Störenfried wäre, dann kennen Sie die beeindruckenden Möglichkeiten des Nipah-Virus noch nicht.
Hoffentlich müssen wir sie nie kennenlernen… Können Sie selbst über diesen Begriff nachschlagen.
PS Willkommen im 21. Jahrhundert!
Haben Sie gehört? Die Dudenin schafft Fakten. Ab sofort heißt die weibliche Person, die Sie zum Essen oder zum Kaffee und Kuchen einladen, eine Gästin. Und sollte sie sich als Ekelin entpuppen, dürfen Sie sie als „Bösewichtin“ bezeichnen. Die Dudenin hat die Botschaft verstanden: Entweder mit der Zeit fließen oder aus der Zeit fallen!
Was die meisten Menschen – die Dudenin inklusiv – sicherlich nicht ahnen: Ich habe das Wort „Gästin“ vor Jahrzehnten erfunden! Doch leider zu früh. Mir erschien es als Sprachneuling in diesem Land geradezu logisch, dass, wo es „Gäste“ gibt, die „Gästinnen“ auch da sein müssten.
„No no no“, wurde mir gütig eingeschärft. „Das sagen wir nicht. Es gibt in unserer Sprache nur den Gast und die Gäste.“
Wenn es so ist, ist es ebenso, hab ich damals gedacht und die Info dankend entgegengenommen.
Auch „Bösewichtin“ stand damals auf meiner Liste der Möglichkeiten in der Fremdsprache. Doch auch diese Vokabel, so ließ ich mir erklären, existiere nicht.
Und hier noch ein Beispiel meiner zukunftsweisenden Sprachinstinkte. In einem Text, den ich einst für die Münchener Abendzeitung geschrieben hatte, ging es um die britische Königin, die mit etwas nicht einverstanden war. Leider habe ich den Zusammenhang vergessen. Spielerisch habe ich geschrieben: „Die Queen war nicht amüsiert“.
„No no, Herr Blumenthal. Das sagen wir nicht so. ‚Amüsieren‘ hat nämlich eine ganz andere Bedeutung in unserer Sprache. Man amüsiere sich, z.B., wenn man ins Theater geht. Sie möchten vielmehr ‚Die Queen war nicht erfreut‘ sagen.“
Jahre lang habe ich deshalb, wenn es um den Missmut der Queen ging, sie als unerfreut darstellte.
Das war ja damals. Inzwischen schreibt jeder, dass die Queen, wenn ihr eine Laus über die Leber läuft, nicht „amüsiert“ ist.
Was lernen wir daraus?
Ganz einfach: Wehe, wenn der Quotenausländer versucht, die Adoptivsprache mit Neuem zu bereichern. Um es auf den Punkt zu bringen: Einmal rügte ein Textchef, als ich für eine Sprachformulierung in meinem Text argumentierte, „Na na na, Herr Blumenthal, so geht es nicht. Schließlich ist es unsere Sprache nicht Ihre.“
Erst letzte Woche habe ich das gleiche erlebt. Ich hatte in einem – bisher unveröffentlichten – literarischen Werk über einen „formschönen Indianer“ geschrieben. Damit meinte ich einen gutaussehenden Menschen, der als Gegenstand und nicht als Person betrachtet wird. Ja klar, es steckte ein Häppchen Ironie in der Formulierung. „Nein, dass darfst Du auf Deutsch nicht so sagen“, tadelte eine liebe Freundin. „‘formschön‘ bezieht sich nur auf Dinge nicht auf Menschen.“
Vergebliche Liebesmühe dagegen zu argumentieren. Dennoch habe ich meine formschöne Formulierung nicht fallenlassen.
Eigentlich wollte ich heute gar nicht jammern. Komisch aber, wie man so leicht abgelenkt wird, wenn man über sich selbst nachdenkt. Heute wollte ich vielmehr darüber schwadronieren, wie sehr die Sache mit der Gendergleichheit von Sprache zu Sprache rein willkürlich gehandhabt wird.
Während dt. Genderrechtler ins Feld ziehen, um die Ebenbürtigkeit der „Gästin“ mit dem „Gast“, die „Schauspielerin“ mit dem „Schauspieler“, die „Journalistin“ mit dem „Journalist“ durchzusetzen, verlangen die angelsächsischen Kameraden genau das Gegenteil. Nur ein paar Beispiele: Früher unterschieden Anglophonen zwischen „actor“ und „actress“ – wie eben Deutschsprachige. Heute gibt es nur noch den „actor“. Gleiches gilt für den „poet“. Die „actress“, die „poetess“ sind out. Allein die männliche Form ist in. Das wäre, als wollte der dt. Genderist „dier SchauspielerIn“ zugunsten „der Schauspieler“ entsorgen!
Aber zum Schluss eine besonders knifflige Frage: Wie nennt man das Organ, in dem ein Fötus heranwächst? Ja, jeder weiß, dass das „Gebärmutter“ heißt. Aber was ist, wenn die Mutter als Transsexual zum Mann migriert ist und trotzdem schwanger wird? (ist schon geschehen). Wie bezeichnet man dieses Organ unter solchen Umständen? Ganz klar: Gebärvater!
Haben Sie gehört? Die Dudenin schafft Fakten. Ab sofort heißt die weibliche Person, die Sie zum Essen oder zum Kaffee und Kuchen einladen, eine Gästin. Und sollte sie sich als Ekelin entpuppen, dürfen Sie sie als „Bösewichtin“ bezeichnen. Die Dudenin hat die Botschaft verstanden: Entweder mit der Zeit fließen oder aus der Zeit fallen!
Was die meisten Menschen – die Dudenin inklusiv – sicherlich nicht ahnen: Ich habe das Wort „Gästin“ vor Jahrzehnten erfunden! Doch leider zu früh. Mir erschien es als Sprachneuling in diesem Land geradezu logisch, dass, wo es „Gäste“ gibt, die „Gästinnen“ auch da sein müssten.
„No no no“, wurde mir gütig eingeschärft. „Das sagen wir nicht. Es gibt in unserer Sprache nur den Gast und die Gäste.“
Wenn es so ist, ist es ebenso, hab ich damals gedacht und die Info dankend entgegengenommen.
Auch „Bösewichtin“ stand damals auf meiner Liste der Möglichkeiten in der Fremdsprache. Doch auch diese Vokabel, so ließ ich mir erklären, existiere nicht.
Und hier noch ein Beispiel meiner zukunftsweisenden Sprachinstinkte. In einem Text, den ich einst für die Münchener Abendzeitung geschrieben hatte, ging es um die britische Königin, die mit etwas nicht einverstanden war. Leider habe ich den Zusammenhang vergessen. Spielerisch habe ich geschrieben: „Die Queen war nicht amüsiert“.
„No no, Herr Blumenthal. Das sagen wir nicht so. ‚Amüsieren‘ hat nämlich eine ganz andere Bedeutung in unserer Sprache. Man amüsiere sich, z.B., wenn man ins Theater geht. Sie möchten vielmehr ‚Die Queen war nicht erfreut‘ sagen.“
Jahre lang habe ich deshalb, wenn es um den Missmut der Queen ging, sie als unerfreut darstellte.
Das war ja damals. Inzwischen schreibt jeder, dass die Queen, wenn ihr eine Laus über die Leber läuft, nicht „amüsiert“ ist.
Was lernen wir daraus?
Ganz einfach: Wehe, wenn der Quotenausländer versucht, die Adoptivsprache mit Neuem zu bereichern. Um es auf den Punkt zu bringen: Einmal rügte ein Textchef, als ich für eine Sprachformulierung in meinem Text argumentierte, „Na na na, Herr Blumenthal, so geht es nicht. Schließlich ist es unsere Sprache nicht Ihre.“
Erst letzte Woche habe ich das gleiche erlebt. Ich hatte in einem – bisher unveröffentlichten – literarischen Werk über einen „formschönen Indianer“ geschrieben. Damit meinte ich einen gutaussehenden Menschen, der als Gegenstand und nicht als Person betrachtet wird. Ja klar, es steckte ein Häppchen Ironie in der Formulierung. „Nein, dass darfst Du auf Deutsch nicht so sagen“, tadelte eine liebe Freundin. „‘formschön‘ bezieht sich nur auf Dinge nicht auf Menschen.“
Vergebliche Liebesmühe dagegen zu argumentieren. Dennoch habe ich meine formschöne Formulierung nicht fallenlassen.
Eigentlich wollte ich heute gar nicht jammern. Komisch aber, wie man so leicht abgelenkt wird, wenn man über sich selbst nachdenkt. Heute wollte ich vielmehr darüber schwadronieren, wie sehr die Sache mit der Gendergleichheit von Sprache zu Sprache rein willkürlich gehandhabt wird.
Während dt. Genderrechtler ins Feld ziehen, um die Ebenbürtigkeit der „Gästin“ mit dem „Gast“, die „Schauspielerin“ mit dem „Schauspieler“, die „Journalistin“ mit dem „Journalist“ durchzusetzen, verlangen die angelsächsischen Kameraden genau das Gegenteil. Nur ein paar Beispiele: Früher unterschieden Anglophonen zwischen „actor“ und „actress“ – wie eben Deutschsprachige. Heute gibt es nur noch den „actor“. Gleiches gilt für den „poet“. Die „actress“, die „poetess“ sind out. Allein die männliche Form ist in. Das wäre, als wollte der dt. Genderist „dier SchauspielerIn“ zugunsten „der Schauspieler“ entsorgen!
Aber zum Schluss eine besonders knifflige Frage: Wie nennt man das Organ, in dem ein Fötus heranwächst? Ja, jeder weiß, dass das „Gebärmutter“ heißt. Aber was ist, wenn die Mutter als Transsexual zum Mann migriert ist und trotzdem schwanger wird? (ist schon geschehen). Wie bezeichnet man dieses Organ unter solchen Umständen? Ganz klar: Gebärvater!
Haben Sie gehört? Die Dudenin schafft Fakten. Ab sofort heißt die weibliche Person, die Sie zum Essen oder zum Kaffee und Kuchen einladen, eine Gästin. Und sollte sie sich als Ekelin entpuppen, dürfen Sie sie als „Bösewichtin“ bezeichnen. Die Dudenin hat die Botschaft verstanden: Entweder mit der Zeit fließen oder aus der Zeit fallen!
Was die meisten Menschen – die Dudenin inklusiv – sicherlich nicht ahnen: Ich habe das Wort „Gästin“ vor Jahrzehnten erfunden! Doch leider zu früh. Mir erschien es als Sprachneuling in diesem Land geradezu logisch, dass, wo es „Gäste“ gibt, die „Gästinnen“ auch da sein müssten.
„No no no“, wurde mir gütig eingeschärft. „Das sagen wir nicht. Es gibt in unserer Sprache nur den Gast und die Gäste.“
Wenn es so ist, ist es ebenso, hab ich damals gedacht und die Info dankend entgegengenommen.
Auch „Bösewichtin“ stand damals auf meiner Liste der Möglichkeiten in der Fremdsprache. Doch auch diese Vokabel, so ließ ich mir erklären, existiere nicht.
Und hier noch ein Beispiel meiner zukunftsweisenden Sprachinstinkte. In einem Text, den ich einst für die Münchener Abendzeitung geschrieben hatte, ging es um die britische Königin, die mit etwas nicht einverstanden war. Leider habe ich den Zusammenhang vergessen. Spielerisch habe ich geschrieben: „Die Queen war nicht amüsiert“.
„No no, Herr Blumenthal. Das sagen wir nicht so. ‚Amüsieren‘ hat nämlich eine ganz andere Bedeutung in unserer Sprache. Man amüsiere sich, z.B., wenn man ins Theater geht. Sie möchten vielmehr ‚Die Queen war nicht erfreut‘ sagen.“
Jahre lang habe ich deshalb, wenn es um den Missmut der Queen ging, sie als unerfreut darstellte.
Das war ja damals. Inzwischen schreibt jeder, dass die Queen, wenn ihr eine Laus über die Leber läuft, nicht „amüsiert“ ist.
Was lernen wir daraus?
Ganz einfach: Wehe, wenn der Quotenausländer versucht, die Adoptivsprache mit Neuem zu bereichern. Um es auf den Punkt zu bringen: Einmal rügte ein Textchef, als ich für eine Sprachformulierung in meinem Text argumentierte, „Na na na, Herr Blumenthal, so geht es nicht. Schließlich ist es unsere Sprache nicht Ihre.“
Erst letzte Woche habe ich das gleiche erlebt. Ich hatte in einem – bisher unveröffentlichten – literarischen Werk über einen „formschönen Indianer“ geschrieben. Damit meinte ich einen gutaussehenden Menschen, der als Gegenstand und nicht als Person betrachtet wird. Ja klar, es steckte ein Häppchen Ironie in der Formulierung. „Nein, dass darfst Du auf Deutsch nicht so sagen“, tadelte eine liebe Freundin. „‘formschön‘ bezieht sich nur auf Dinge nicht auf Menschen.“
Vergebliche Liebesmühe dagegen zu argumentieren. Dennoch habe ich meine formschöne Formulierung nicht fallenlassen.
Eigentlich wollte ich heute gar nicht jammern. Komisch aber, wie man so leicht abgelenkt wird, wenn man über sich selbst nachdenkt. Heute wollte ich vielmehr darüber schwadronieren, wie sehr die Sache mit der Gendergleichheit von Sprache zu Sprache rein willkürlich gehandhabt wird.
Während dt. Genderrechtler ins Feld ziehen, um die Ebenbürtigkeit der „Gästin“ mit dem „Gast“, die „Schauspielerin“ mit dem „Schauspieler“, die „Journalistin“ mit dem „Journalist“ durchzusetzen, verlangen die angelsächsischen Kameraden genau das Gegenteil. Nur ein paar Beispiele: Früher unterschieden Anglophonen zwischen „actor“ und „actress“ – wie eben Deutschsprachige. Heute gibt es nur noch den „actor“. Gleiches gilt für den „poet“. Die „actress“, die „poetess“ sind out. Allein die männliche Form ist in. Das wäre, als wollte der dt. Genderist „dier SchauspielerIn“ zugunsten „der Schauspieler“ entsorgen!
Aber zum Schluss eine besonders knifflige Frage: Wie nennt man das Organ, in dem ein Fötus heranwächst? Ja, jeder weiß, dass das „Gebärmutter“ heißt. Aber was ist, wenn die Mutter als Transsexual zum Mann migriert ist und trotzdem schwanger wird? (ist schon geschehen). Wie bezeichnet man dieses Organ unter solchen Umständen? Ganz klar: Gebärvater!
Haben Sie gehört? Die Dudenin schafft Fakten. Ab sofort heißt die weibliche Person, die Sie zum Essen oder zum Kaffee und Kuchen einladen, eine Gästin. Und sollte sie sich als Ekelin entpuppen, dürfen Sie sie als „Bösewichtin“ bezeichnen. Die Dudenin hat die Botschaft verstanden: Entweder mit der Zeit fließen oder aus der Zeit fallen!
Was die meisten Menschen – die Dudenin inklusiv – sicherlich nicht ahnen: Ich habe das Wort „Gästin“ vor Jahrzehnten erfunden! Doch leider zu früh. Mir erschien es als Sprachneuling in diesem Land geradezu logisch, dass, wo es „Gäste“ gibt, die „Gästinnen“ auch da sein müssten.
„No no no“, wurde mir gütig eingeschärft. „Das sagen wir nicht. Es gibt in unserer Sprache nur den Gast und die Gäste.“
Wenn es so ist, ist es ebenso, hab ich damals gedacht und die Info dankend entgegengenommen.
Auch „Bösewichtin“ stand damals auf meiner Liste der Möglichkeiten in der Fremdsprache. Doch auch diese Vokabel, so ließ ich mir erklären, existiere nicht.
Und hier noch ein Beispiel meiner zukunftsweisenden Sprachinstinkte. In einem Text, den ich einst für die Münchener Abendzeitung geschrieben hatte, ging es um die britische Königin, die mit etwas nicht einverstanden war. Leider habe ich den Zusammenhang vergessen. Spielerisch habe ich geschrieben: „Die Queen war nicht amüsiert“.
„No no, Herr Blumenthal. Das sagen wir nicht so. ‚Amüsieren‘ hat nämlich eine ganz andere Bedeutung in unserer Sprache. Man amüsiere sich, z.B., wenn man ins Theater geht. Sie möchten vielmehr ‚Die Queen war nicht erfreut‘ sagen.“
Jahre lang habe ich deshalb, wenn es um den Missmut der Queen ging, sie als unerfreut darstellte.
Das war ja damals. Inzwischen schreibt jeder, dass die Queen, wenn ihr eine Laus über die Leber läuft, nicht „amüsiert“ ist.
Was lernen wir daraus?
Ganz einfach: Wehe, wenn der Quotenausländer versucht, die Adoptivsprache mit Neuem zu bereichern. Um es auf den Punkt zu bringen: Einmal rügte ein Textchef, als ich für eine Sprachformulierung in meinem Text argumentierte, „Na na na, Herr Blumenthal, so geht es nicht. Schließlich ist es unsere Sprache nicht Ihre.“
Erst letzte Woche habe ich das gleiche erlebt. Ich hatte in einem – bisher unveröffentlichten – literarischen Werk über einen „formschönen Indianer“ geschrieben. Damit meinte ich einen gutaussehenden Menschen, der als Gegenstand und nicht als Person betrachtet wird. Ja klar, es steckte ein Häppchen Ironie in der Formulierung. „Nein, dass darfst Du auf Deutsch nicht so sagen“, tadelte eine liebe Freundin. „‘formschön‘ bezieht sich nur auf Dinge nicht auf Menschen.“
Vergebliche Liebesmühe dagegen zu argumentieren. Dennoch habe ich meine formschöne Formulierung nicht fallenlassen.
Eigentlich wollte ich heute gar nicht jammern. Komisch aber, wie man so leicht abgelenkt wird, wenn man über sich selbst nachdenkt. Heute wollte ich vielmehr darüber schwadronieren, wie sehr die Sache mit der Gendergleichheit von Sprache zu Sprache rein willkürlich gehandhabt wird.
Während dt. Genderrechtler ins Feld ziehen, um die Ebenbürtigkeit der „Gästin“ mit dem „Gast“, die „Schauspielerin“ mit dem „Schauspieler“, die „Journalistin“ mit dem „Journalist“ durchzusetzen, verlangen die angelsächsischen Kameraden genau das Gegenteil. Nur ein paar Beispiele: Früher unterschieden Anglophonen zwischen „actor“ und „actress“ – wie eben Deutschsprachige. Heute gibt es nur noch den „actor“. Gleiches gilt für den „poet“. Die „actress“, die „poetess“ sind out. Allein die männliche Form ist in. Das wäre, als wollte der dt. Genderist „dier SchauspielerIn“ zugunsten „der Schauspieler“ entsorgen!
Aber zum Schluss eine besonders knifflige Frage: Wie nennt man das Organ, in dem ein Fötus heranwächst? Ja, jeder weiß, dass das „Gebärmutter“ heißt. Aber was ist, wenn die Mutter als Transsexual zum Mann migriert ist und trotzdem schwanger wird? (ist schon geschehen). Wie bezeichnet man dieses Organ unter solchen Umständen? Ganz klar: Gebärvater!
„Die Ungarn werden das russische Vakzin verimpfen.“ Diese Nachricht habe ich letzte Woche vielleicht im Spiegel-Online gelesen. Schön für die Ungarn möchte man sagen. Denn Sputnik V, der russische Impfstoff, scheint wirklich ordentlich gegen Covid19 zu schützen.
Doch Hand aufs Herz. Haben Sie das Wort „verimpfen“ gekannt? Wahrscheinlich nicht. Auch mein Word-Programm reagiert verschnupft, wenn ich es schreibe. Ein roter „He!-ich-kenne-diese-Vokabel-nicht“-Strich erscheint unter dem Wort.
Mein Duden ist nicht weniger ahnungslos.
Mit gutem Grund: „Verimpfen“ existiert in der dt. Sprache nicht.
Oder sagen wir lieber: „Verimpfen“ existiert nicht mehr in der dt. Sprache. Denn wer im Grimmschen Wörterbuch, einem Werk des dem 19. Jhs., schmökert, stößt sehr wohl auf diese Vokabel.
Hier der Eintrag im O-Ton:
„VERIMPFEN verb. impfend verbrauchen: die vorräthige lymphe verimpfen, durch impfung übertragen, dann überhaupt übertragen: seinen hasz auf den sohn verimpfen.“
Schon im 19. Jh. also, konnte man in Deutschland eine „vorräthige Lymphe“ – gemeint ist wohl ein Impfstoff – verimpfen. Man konnte allerdings auch Hass und sonstige Ideen und Gefühle auf Beliebigen verimpfen, d.h. übertragen. Im letzteren Sinn ähnelt diese Vokabel das heutige „einimpfen“, das übrigens ebenfalls im Grimmschen Wörterbuch zu finden ist.
Warum will ich dies mitteilen? Ganz einfach: Ich will kundtun, was für ein Wunderwerk die dt. Sprache ist! Bedenken Sie: Sie sind noch nie mit dem Wort „verimpfen“ konfrontiert worden und wissen trotzdem, was gemeint ist, wenn Sie lesen, dass die Ungarn Sputnik V verimpfen.
Sprachwissenschaftler würden sagen, dass das Präfix „ver-“ noch produktiv ist. Das heißt: Man kann mit ihm jederzeit neue deutsche Wörter produzieren, und jeder wird sie verstehen. Sagte ich, z.B., dass der ehemalige US-Präsident seine Zeit „vertwittert“ hatte, verstünde jeder, was da gemeint ist.
By the way: Wissen Sie, woher dieses Wort „impfen“ kommt? Die Sache erfordert allerdings Kenntnisse über das Gesetz der faulen Zunge. Dieses Gesetz besagt, dass Wörter kein Genussmittel sind wie Schokolade oder Sorbet, die man gern auf der Zunge zergehen lässt. Wörter will man so schnell wie möglich konsumieren, um rasch zum nächsten zu gelangen.
Dieses Gesetz wirkt auch, wenn fremdsprachliche Begriffe verdeutscht werden. Man nimmt keine Rücksicht auf die ursprüngliche Aussprache.
Von den Römern lernten die Germanen die feine Kunst des Veredelns und Pfropfens von Obstgehölzen. „Imputare“ nannte die Römer diese botanische Technik. Das Wort war aber für die germanische Zunge zu umständlich. Daraus wurde „impfen“.
Nun wissen Sie mehr über dieses Thema als Sie jemals erhofft haben. Aber warum nicht? Während eines Lockdowns hat man Zeit.
Stellen Sie sich vor: Bald wird es die Geimpften und die Verungeimpften geben. Und eines Tages paff! Corona wird so plötzlich verschwinden, wie sie gekommen ist. Das war schon immer der Fall mit Pandemien.
Ach du lieber! Jetzt fällt mir ein: Ich wollte auch über „Vakzination“ und „Inokulierung“ erzählen, hab mich aber in der Verimpfung verfangen. Wahrhaftig: Es gibt auf dieser Welt so viel zu erklären!
Die Sprachjury hat wieder zugeschlagen: wie immer aber mit den Augen auf die Vergangenheit gerichtet, eine Sichtweise, die lediglich auf Hinterteile zeigt.
Worum geht es? Den Medienberichten zufolge wurden nun die „Anglizismen des Jahres 2020“ gekürt. Und wie heißen die Sieger dieses spannenden rückwärts gewandten Wettbewerbs? Wahrscheinlich wissen Sie es schon. Solche Nachrichten werden gern in den Massenmedien hinausposaunt, um müde Seelen aufzupäppeln.
Die Siegervokabel war:
„Lockdown“! Na klar „Lockdown“. Es geht noch weiter: Den zweiten Platz teilten sage und schreibe fünf(!) Konkurrentinnen: “Social Distancing”, “Homeoffice”, “Homeschooling”, “Shutdown” und – last but not least – “Superspreader”! Ob es ein Preisgeld gibt?
Treue Leser dieser Seite wissen natürlich, dass der Sprachbloggeur schon vor ein paar Monaten übers Thema „Lockdown“ ausführlich referiert hatte – ohne daraus einen Wettbewerb ins Leben rufen zu müssen.
Unterdessen richten wir in diesem kleinen Tante-Emma-Wortladen, während sich eine Jury mit Vergangenem beschäftigt hat, unser Auge auf Aktuelles.
Von daher wenden wir uns heute dem „Leerverkauf“ zu. Auf Englisch heißt dies „short selling“. Die engl. Version interessiert uns aber kaum.
Mit „Leerverkauf“ ist Folgendes gemeint. A borgt von B eine Wertsache, üblicherweise Aktien (notabene: er kauft sie nicht). Allerdings muss er B für die vereinbarte Ausleihzeit eine gewisse Summe hinterlegen, eine Art Pfand.
Warum will A diese Aktien bzw. Wertsachen ausleihen? Weil er spekuliert! Er hofft, bzw., glaubt, dass besagte Wertsache, wenn die Ausleihzeit um ist, weniger Wert haben wird als am Anfang. Falls dem so ist, muss B ihm die Wertdifferenz ausbezahlen. Kurz gesagt: A macht einen Gewinn.
Keine Ahnung, warum diese Masche „Leerverkauf“ heißt. Die Sache ist weder leer noch ein Verkauf. Ein „Leerverkauf“ ist also insofern wie ein Leberkäse, der, wie jeder weiß, weder Leber noch Käse beinhaltet.
Es dürfte also jedem klar sein, dass es hier allein ums Zocken geht. Dieses Spielchen mit dem Leerverkauf ist besonders bei den sog. „Hedgefonds“ beliebt. Erinnern Sie sich? 2005 wurden diese Investmentgesellschaften vom damaligen Bundestagsvizepräsidenten Franz Müntefering als „Heuschrecken“ angegriffen. Nebenbei: „Hedge“ lässt sich mit „Hecke“ übersetzen. Die „Hedgefond“-Spekulanten umgeben ihre Investitionen – zumindest theoretisch – mit einer Art „Hecke“ wohl zum Selbstschutz.
Es wurde in jüngster Zeit sehr viel über den „Leerverkauf“ geschrieben. Vor allem deshalb, weil es einem Socialmedia-Flashmob (alle diese Begriffe gelten als Neudeutsch) gelungen war, einen Hedgefond namens Melvin Capital, ein Leerverkaufgeschäft derart zu sabotieren, dass Melvin Milliarden Euro Verluste einstecken musste.
Die Fakten: Melvin hatte sich die Aktien einer maroden Computerspiel-Firma „Gamestop“ „leergekauft“, in der Hoffnung, der Wert dieser Aktien würde während der vereinbarten Leihfrist noch weiter abstürzen, was Melvin einen dicken Gewinn eingebracht hätte. „Klassisches Hedgefondgeschäft also.
Dem war aber nicht so. Denn ein „Flashmob“ hatte sich ausgerechnet diese Aktien eifrig aufgekauft, um den Wert künstlich in die Höhe zu treiben. Tausende von Kleinstinvestoren machten mit, und bald hatte die sieche Firma „Gamestop“ einen Wert wie Siemens oder Amazon oder so. Melvin Capital wurde folglich in die Knie gezwungen, musste nach Fristende blechen.
Ja, all dies klingt wie ein Märchen. Ist aber keins. Willkommen im Informationszeitalter. Nichts wird so sein wie früher. Die Info-Revolution zeigt täglich ihre wenig erforschten Möglichkeiten. Und sie wächst schnell heran!
Fazit: Die Spielregeln auf verschiedenen Fronten müssen stets neu geschrieben werden…
…und die Zeiten des „Leerverkaufs“ sind nun gezählt…
Würden Sie sich gern mal mit einem Känguru unterhalten? Dies ist kein frivoler Aufhänger, um Ihre Aufmerksamkeit einzufangen, sondern eine ernste Frage.
Vor einer Woche bin ich auf einen Artikel in der New York Times gestoßen,
dessen Überschrift prangte: „Wissenschaftler sagen, dass Kängurus mit Menschen kommunizieren können“. Klar, dass so eine Überschrift neugierig macht. Doch der Inhalt hat enttäuscht. Man erfährt lediglich, dass sich Kängurus in der Gefangenschaft an ihre „Menschen“ wenden, um ihren Hunger kundzutun.
Genauer gesagt: Sie nörgeln. Das kennen Sie schon von Hunden und Katzen.
Katzen miauen und gucken einen in die Augen, Hunde verschieben den Futternapf mit gezieltem Nasenschub, oder sie winseln.
Kängurus schauen ihren „Menschen“ mit großen Augen an und zeigen auf die Box, wo ihr Futter gelagert ist. Das wiederholen sie…bis es bei dem Menschen schnackelt.
Kein besonderes Kunststück, sondern nur Logik und nicht viel anders als das, was Jungtiere machen, um das Muttertier auf ihren Hunger aufmerksam zu machen. Denken Sie ans Vöglein mit großaufgeschlagenem Schnabel.
Damit will ich nicht behaupten, dass Tiere auch mal anderes zum Ausdruck bringen können als nur ihren Hunger kundzutun. Das weiß jeder Hundebesitzer bzw. Katzenfan.
Vor ca. 60 Jahren wurde es in der Wissenschaft modisch, Primatenjungtieren unsere Menschensprache beibringen zu wollen. Da aber Primaten (in diesem Fall Schimpansen und Gorillas) keine Stimmbänder haben wie wir, kamen die Forscher auf die Idee, ihren Primaten eine Art Gestensprache – ähnlich der der Taubstummen – als Sprechmittel zu verwenden.
Der wohl berühmteste sprechende Gorilla war Koko, eine Gorilladame, die erst vor ein paar Jahren, ziemlich betagt, verstarb (bzw. verendete).
Ich habe vergessen, wie viele Worte Koko beherrscht haben sollte. Es waren jedenfalls, wenn man ihrer Betreuerin glaubt, über ein tausend. Da die Betreuerin auch als Kokos Chefdolmetscherin diente, kann man nicht wissen, wie sehr das Wunschdenken seitens der Dolmetscherin einen Einfluss auf diese Wortzahl hatte. Fest steht jedenfalls: Koko konnte einiges „sagen“ und verstehen.
Hier ein Auszug aus einem Telefoninterview zwischen einem Reporter und Koko – übermittelt von der Betreuerin (By the way: Dieser Dialog findet man in meinem Buch über Wolfskinder „Kaspar Hausers Geschwister“, erschienen bei Steiner Verlag – ja, Schleichwerbung):
Frage: Was willst du zu Weihnachten?
Koko: Süßigkeiten, Medizin-Süßigkeiten (d.h. Vitamin C), Apfel.
Frage: Bist du glücklich?
Koko: Ich gut….
Frage: Wie ist das Leben unter Menschen für dich?
Koko: Menschen gut. Ich durstig…
Es geht weiter, wir belassen es aber bei diesem Ausschnitt, denn das Übrige befasst sich zumeist mit demselben Thema: das Fressen.
Ob Koko wirklich wusste, was Weihnachten ist, halte ich übrigens für fraglich.
Fakt ist: Tiere bedürfen keiner Menschensprache. Sie müssen nicht übers Wetter reden oder sich über Politik oder TikTok unterhalten. Sie passen sich einfach ihrer Situation in der Gruppe an. Nur wenn sie unter Menschen leben (und abhängig werden), halten sie es für nötig, auf ihren Hunger und noch ein paar Bedürfnisse aufmerksam zu machen.
Nebenbei: Untereinander verwenden auch „sprechende“ Primaten kaum oder gar keine erlernte Gestensprache. Denn Tiere wissen immer, was sie miteinander zu bereden haben: Fressen, Machtverhältnisse und Sex. Wie der Mensch halt.
In den 1930er Jahren wollte Prof. Winthrop Kellogg seinen kaum einjährigen Sohn Donald mit einem Schimpansenbaby namens Gua als Geschwister erziehen. Das Ziel: Gua sollte zu einem Donald werden. Kellogg musste aber das Experiment jäh abbrechen. Denn alles geschah anders: Donald war auf dem Weg eine Gua zu werden. (S. Kaspar Hausers Geschwister für die Details).
Und jetzt wissen Sie alles, was Sie über kommunizierende Kängurus zu wissen brauchen.
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