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Kollege Lustwort

Die Mail an den Sprachbloggeur kam völlig unerwartet und glich zum Glück den üblichen Mitteilungen an diese Mailadresse nicht. Damit meine ich: keine Werbung für Qualitätsnasen-und-Mundschutzmasken, kein Bettelbrief, keine Mittteilung, dass mir ein reicher Wohltäter aus Nigeria Geld schenken wollte, keine Drohmail von einem „Hacker“, der meinen Rechner gekapert habe und mich heimlich beim geilen Pornoanschauen gefilmt hätte.

Nein diesmal war es eine freundliche, bescheidene Mail von einem Menschen, der sich „GORG“ oder „Gorg“ nannte und mir mitteilte, er betreibe einen Blog mit dem Namen „Lustwort“.

Er bat mich freundlich darum, seinen Blog mal zu besuchen, was ich auch tat.
Aber erst zum Namen. Gorg? Wie spricht man diesen Namen aus, hab ich mich gefragt. Wie den ungarischen „György“ (sprich Dschördsch) oder den jugoslawischen „Djordje“? Oder ist das „G“ hart wie in „garam masala“? Keine Ahnung.

Sofort nahm mich auch der Name der Webseite: „Lustwort“ in Beschlag. Toller Name hab ich gedacht. Denn er ergibt sowohl auf Englisch wie auch auf Deutsch einen Sinn. Viele Kräuter und Heilpflanzen auf Englisch enden nämlich mit der Silbe „-wort“ (liverwort, kidneywort, spleenwort). „Wort“ in diesem Sinn heißt im Angelsächsischen „Pflanze“ oder „Wurzel“. Entsprechendes gibt es auch im Deutschen: Steinwurz, Hauswurz, Dachwurz usw. Noch interessanter: „Lustwort“ zumindest auf Englisch ist der Name eines bekannten Aphrodisiakums, das auch „sundew“ genannt wird. Auf Deutsch kommt „Lustwort“ (sprich: „ein Wort, das Lust erzeugt“) sogar bei Goethe vor.

All dies nur zur Einführung. Nun schauen wir die Webseite etwas genauer an.
Die Aufmachung hat etwas… Geheimnisvolles! Vor allem deshalb, weil man auf Anhieb sehr wenig über den Blogisten erfährt – nicht einmal im Impressum. Er scheint nur in seinen Texten zu existieren und sich zu outen.

Zwei Sachen habe ich allerdings gleich festgestellt: 1.) dass Gorg in Berlin zu wohnen scheint und 2.) dass er einen bunten Strauß von Interessen hat – inklusiv ein Faible für Sprache.

Das Layout seiner „Lustwort“ wirkt sehr professionell (viel professioneller als meins) und kunstvoll. Er bietet sogar „cookies“ an (aber ohne Milch. Ja, schon gut. Vielleicht funktioniert dieser dumme Witz nur auf Englisch.). Wie es aber meine Gewohnheit ist, habe ich auch bei Gorg das Cookie-Angebot abgelehnt. Das mit den Cookies irritiert mich, weshalb ich beim Sprachbloggeur keine anbiete.

Nebenbei: Bei „Lustwort“ kann man sogar zwischen zwei sehr unterschiedlichen Layoutformaten wählen. Gorg schreibt: „Ich finde diese moderne Gestaltung grundsätzlich langweilig und wünsche mir etwas ganz anderes mit mehr Charme!” Klickt man auf diese Aussage des Blogisten und zack! Man landet bei einem völlig anderen Format! S e h r raffiniert!

Die Themen bei „Lustwort“ sind, wie schon gesagt, vielfältig. Wenn ich mich nicht verzählt habe, sind es 24! Darunter, „Allerbestes“, „Ehrfahrungen“, „Gedanken“, „Kultur“, „Philosophie“, „Musik“, „Wörter“ usw. usw.
Ich bin auf Beiträge gestoßen, die bis ins Jahr 2015 zurückführen. Gorgs Impressum trägt das Datum 2010. Gründungsjahr?

Genaueres weiß ich über Gorg nicht zu berichten. Denn allzu viele Texte habe ich nicht gelesen. In seiner Mail an mich hat er mitgeteilt, dass er viele Jahre im anglosächsischen Sprachraum verbracht habe. Er scheint aber ein Deutscher zu sein. Ich hingegen habe viele Jahre im dt. Sprachraum verbracht und bin kein Deutscher. Aber das wissen Sie schon, wenn Sie manchmal oder regelmäßig diese Seite besuchen. Nur meine Bots wissen all dies nicht.

Gorg hat mir darüber hinaus mitgeteilt, dass er schreibt, nicht um „viele Leser zu finden und bekannt zu werden…“ Er betreibe „das Ganze vor allem aus Spaß an der Sache.“ Sympathisch, nicht wahr?

Hoffentlich habe ich mit obigem Zitat kein Geheimnis verraten. Doch der Satz hat mich zutiefst beeindruckt. Klingt wie „Schriftsteller aus Leidenschaft“. Aber vielleicht schauen Sie selber mal bei „Lustwort“ vorbei. Sicherlich lohnt sich der Besuch. Und nicht vergessen, schöne Grüße an Gorg auszurichten.

Kollege Lustwort

Die Mail an den Sprachbloggeur kam völlig unerwartet und glich zum Glück den üblichen Mitteilungen an diese Mailadresse nicht. Damit meine ich: keine Werbung für Qualitätsnasen-und-Mundschutzmasken, kein Bettelbrief, keine Mittteilung, dass mir ein reicher Wohltäter aus Nigeria Geld schenken wollte, keine Drohmail von einem „Hacker“, der meinen Rechner gekapert habe und mich heimlich beim geilen Pornoanschauen gefilmt hätte.

Nein diesmal war es eine freundliche, bescheidene Mail von einem Menschen, der sich „GORG“ oder „Gorg“ nannte und mir mitteilte, er betreibe einen Blog mit dem Namen „Lustwort“.

Er bat mich freundlich darum, seinen Blog mal zu besuchen, was ich auch tat.
Aber erst zum Namen. Gorg? Wie spricht man diesen Namen aus, hab ich mich gefragt. Wie den ungarischen „György“ (sprich Dschördsch) oder den jugoslawischen „Djordje“? Oder ist das „G“ hart wie in „garam masala“? Keine Ahnung.

Sofort nahm mich auch der Name der Webseite: „Lustwort“ in Beschlag. Toller Name hab ich gedacht. Denn er ergibt sowohl auf Englisch wie auch auf Deutsch einen Sinn. Viele Kräuter und Heilpflanzen auf Englisch enden nämlich mit der Silbe „-wort“ (liverwort, kidneywort, spleenwort). „Wort“ in diesem Sinn heißt im Angelsächsischen „Pflanze“ oder „Wurzel“. Entsprechendes gibt es auch im Deutschen: Steinwurz, Hauswurz, Dachwurz usw. Noch interessanter: „Lustwort“ zumindest auf Englisch ist der Name eines bekannten Aphrodisiakums, das auch „sundew“ genannt wird. Auf Deutsch kommt „Lustwort“ (sprich: „ein Wort, das Lust erzeugt“) sogar bei Goethe vor.

All dies nur zur Einführung. Nun schauen wir die Webseite etwas genauer an.
Die Aufmachung hat etwas… Geheimnisvolles! Vor allem deshalb, weil man auf Anhieb sehr wenig über den Blogisten erfährt – nicht einmal im Impressum. Er scheint nur in seinen Texten zu existieren und sich zu outen.

Zwei Sachen habe ich allerdings gleich festgestellt: 1.) dass Gorg in Berlin zu wohnen scheint und 2.) dass er einen bunten Strauß von Interessen hat – inklusiv ein Faible für Sprache.

Das Layout seiner „Lustwort“ wirkt sehr professionell (viel professioneller als meins) und kunstvoll. Er bietet sogar „cookies“ an (aber ohne Milch. Ja, schon gut. Vielleicht funktioniert dieser dumme Witz nur auf Englisch.). Wie es aber meine Gewohnheit ist, habe ich auch bei Gorg das Cookie-Angebot abgelehnt. Das mit den Cookies irritiert mich, weshalb ich beim Sprachbloggeur keine anbiete.

Nebenbei: Bei „Lustwort“ kann man sogar zwischen zwei sehr unterschiedlichen Layoutformaten wählen. Gorg schreibt: „Ich finde diese moderne Gestaltung grundsätzlich langweilig und wünsche mir etwas ganz anderes mit mehr Charme!” Klickt man auf diese Aussage des Blogisten und zack! Man landet bei einem völlig anderen Format! S e h r raffiniert!

Die Themen bei „Lustwort“ sind, wie schon gesagt, vielfältig. Wenn ich mich nicht verzählt habe, sind es 24! Darunter, „Allerbestes“, „Ehrfahrungen“, „Gedanken“, „Kultur“, „Philosophie“, „Musik“, „Wörter“ usw. usw.
Ich bin auf Beiträge gestoßen, die bis ins Jahr 2015 zurückführen. Gorgs Impressum trägt das Datum 2010. Gründungsjahr?

Genaueres weiß ich über Gorg nicht zu berichten. Denn allzu viele Texte habe ich nicht gelesen. In seiner Mail an mich hat er mitgeteilt, dass er viele Jahre im anglosächsischen Sprachraum verbracht habe. Er scheint aber ein Deutscher zu sein. Ich hingegen habe viele Jahre im dt. Sprachraum verbracht und bin kein Deutscher. Aber das wissen Sie schon, wenn Sie manchmal oder regelmäßig diese Seite besuchen. Nur meine Bots wissen all dies nicht.

Gorg hat mir darüber hinaus mitgeteilt, dass er schreibt, nicht um „viele Leser zu finden und bekannt zu werden…“ Er betreibe „das Ganze vor allem aus Spaß an der Sache.“ Sympathisch, nicht wahr?

Hoffentlich habe ich mit obigem Zitat kein Geheimnis verraten. Doch der Satz hat mich zutiefst beeindruckt. Klingt wie „Schriftsteller aus Leidenschaft“. Aber vielleicht schauen Sie selber mal bei „Lustwort“ vorbei. Sicherlich lohnt sich der Besuch. Und nicht vergessen, schöne Grüße an Gorg auszurichten.

„Deepfakerei“ – eine Anleitung

Ich fange heute mit einer wahren Geschichte an, die sich bereits im Mai an der Ostsee ereignete. Ich darf den genauen Ort nicht verraten.

Er saß im Sand am sonst menschenleeren Strand. Er war eine unauffällige Erscheinung, trug eine beige Hose und ein blaues Hemd und eine Schirmmütze gegen die Sonne. Die Farbe habe ich vergessen. Die Szene hätte eigentlich ein schönes Foto gegeben.

Rechts von dieser Person erspähte ich einen nahenden Jogger. Auch er irgendwie ein Teil der Idylle. Als der Jogger die Lage besagter sitzender Person erreichte, geschah es dann urplötzlich.

Ich vermute, dass der Jogger die Person am Strand gar nicht wahrgenommen hatte, da er nur sein Joggen im Sinn hatte.

Mit einem Mal jedoch mutierte die Person im Sand zu einem riesigen, höhlenartigen Mund. Ja, im Ernst! Der Jogger wusste nicht, wie ihm geschehen war. Im Nu war er weg! Bei lebendigem Leib verschlungen!! Weg! Es war, als ob ein Frosch mit federnder Zunge aus heiterem Himmel eine Fliege geschnappt hätte.

Ich weiß, dass es so war, weil ich den Vorgang aus sicherer Entfernung beobachtet habe. Weg war der Jogger, und die Person im Strand wurde wieder zu einem stillen Bestandteil jener meereslandschaftlichen Idylle, als wäre nichts geschehen.

Ganz sicher war ich nicht weniger schockiert als Sie.

Es ist eine wahre Geschichte. Eine wahre Geschichte, eine wahre…
Ich stelle mir vor, liebe Lesende, dass Sie sich jetzt in Rätselmode umgeschaltet haben.

Oder haben Sie den Schwindel bereits durchschaut?

Denn heute geht es um die „deep fakes“.

Diesen Begriff brauche ich nicht näher zu definieren. Jeder kennt ihn inzwischen. Nur: Man ahnt nicht, wie allgegenwärtig das Phänomen geworden ist. Denn an dieser neuen Technologie wird ständig weitergeschliffen, so dass mittlerweile alles Mögliche „gedeepfaket“ werden kann. Auch Blogs. Auch diesen Blog.

(Notabene: Ich bin womöglich der erste, der in der deutschen Sprache das Partizip „gedeepfaket“ verwendet. Das Wort existiert allerdings bereits im Niederländischen. Mal sehen, ob auch andere dieses Wort fürs Deutsche „erfinden“. Der Zeitgeist ist so ansteckend wie ein Coronavirus).

Natürlich ist dieses Phänomen keine neue Erfindung. Das Auftreten mit falscher Identität hat es immer gegeben. Denken Sie an Spionen. Nebenbei: Dieses sich Verstecken in einer fremden Identität nennt man auf Englisch „impersonation. Schade, dass es auf Deutsch keinen so knappen Begriff gibt.

Aber zurück zur obigen Strandgeschichte. Natürlich war sie eine glatte Fiktion (Geht’s Ihnen jetzt besser?).

Nur: Stellen Sie sich vor, dass nicht ich, sondern ein Sprachbloggeur-Imitator, ein „impersonator“, obige Geschichte als „Deepfake“ geschrieben hätte.

Wäre ja möglich: Ein Fremder kapert einen Blog (kinderleicht für Hacker), um in die Identität eines anderen zu schlüpfen, um dann eigenes (aus Spaß oder aus Bosheit) in die Welt zu verstreuen! Schrecklich, nicht wahr? Bald wird man zwischen wahr und fake nicht mehr unterscheiden können, kann man sich vorstellen.

Aber nun die gute Nachricht:

Ich behaupte, Sie hätten schnell den Braten gerochen.

Warum sage ich das? Weil die Geschichte völlig unlogisch ist! Und so schreibe ich nie! Ich meine: Wie kann eine so unscheinbare Person am Strand einen ganzen Jogger verschlingen, ohne hinterher so auszusehen? Denken Sie an eine Schlange. Wenn sie Großes herunterwürgt, sieht sie aus wie ein hochschwangerer Schlauch!

Hätte ich obige Geschichte verfasst, wäre es mir wichtig gewesen, Passendes über die „après diner“ Form des Monsters zu schildern.

Und damit habe ich Ihnen einen Schlüssel gegeben, um jedes Deepfake zu enttarnen: Denn die Wahrheit unterliegt immer einer festen Logik. Deepfakes nie. Wer sie produziert, knausert immer mit den Fakten wie jeder Falschmünzer (oder Schriftsteller). Denn manches kann man nicht verfälschen.

Auch Deepfakes haben kurze Beine.

Die Giftmasken!

Haben Sie schon von den „Giftmasken“ gehört?

Falls Sie das Neueste versäumt haben, Folgendes: Es sind Masken, die man aufsetzt, um dann von der Maske vergiftet zu werden! Genauer gesagt: Sie versetzen Sie in einen Zustand, der Sie obrigkeitsgehörig macht!! Niederträchtig, geradezu teuflisch, gell?

Kein Wunder, dass bei der Großdemo in Berlin so wacker protestiert wurde. Es war im Grunde ein Protest gegen die Giftmasken. Zwischen 17.000 und 1,3 Millionen ehrbare BürgerInnen und MitbürgerInnen waren da – so hab ich gelesen – , um ihren Unmut gegen die Masken usw. zum Ausdruck zu bringen. Sie witterten nämlich eine Verschwörung, eine riesige Verschwörung, die insbesondere Europa und die USA mit einer heimtückischen, ja giftigen Gefügigkeit ersticken sollte. Im Hintergrund vermuteten die Protestierenden die schlimmsten Übeltäter und Strippenzieher: Menschen wie Bill „Wildimpfer“ Gates, George „an allem Schuld“ Soros, Mark Zuckerberg, Jeff Bezos, Jeffrey Epstein – ja er lebt noch! (alles noch geheim) – vielleicht auch den Papst oder den Netanjahu!! Alle seien irgendwie Pädophilen, die minderjährige Sexsklaven aus dem 3D-Drucker zu produzieren drohen.

Noch perfider seien die Giftmasken selbst. Wer sie trage, vergisst bald, dass es jemals Kneipen, Konzerte, Partys, Fußball usw. gegeben habe. Nur ewigen Lockdown, Skype und Zoom-Propaganda werde man fortan über sich ergehen lassen. Auch Natursendungen, Netflix und Lieferwagenkonsum. Und noch schlimmer Auch TikTok stehe vor dem Aus!

In den USA spricht es schon lange um, dass obige Bösewichte (und andere) alles aus dem Untergrund steuern. Dieses Phänomen nennen die Retter „deep state“. Der „tiefer Staat“ habe als Aufgabe, Donald Trumps heilige Mission zu sabotieren.

So jedenfalls die Theorie, liebe Sprachbloggeur-Lesende. Eigentlich ist die Sache ganz anders.

Nachdem ich zum ersten Mal von den Giftmasken erfuhr, bin ich der Sache natürlich etwas tiefer nachgegangen. Immerhin leben wir im Google-Zeitalter. Dazu bin ich ein neugieriger Mensch.

Und siehe da! Gleich musste ich feststellen, dass das Ganze, den „Giftmasken“ betreffend, auf einem Missverständnis beruht – wie ja so oft die großen Ereignisse der Menschheitsgeschichte. „Giftmaske“ ist, so stellt sich heraus, lediglich eine verballhornte Übersetzung des englischen „gift mask“, was eigentlich nur „Geschenkmaske“ bedeutet! Ja, ich weiß, dass ich mit dieser Nachricht einige Leute enttäuschen werde. Fakt ist aber: In den USA haben einige findige Bürger während dieser Pandemie, die dort besonders verheerend wütet, lustige Masken entworfen, um von der Misere abzulenken. Sie verkaufen diese als „Geschenkmasken“, und sie sollen das dröge Maskentragen ein bisschen aufheitern. Irgendwie à la „Carnevale“.

Sorry, dass ich nichts Aufregenderes zu berichten habe.

Und jetzt ein wenig Sprachgeschichte. Vielleicht haben Sie sich mal gefragt, wieso auf Englisch die Vokabel „gift“ (von „give“) „Geschenk“ oder „Gabe“ bedeutet, das entsprechende dt. Wort etwas „Giftiges“ signalisiert.

Die gute Nachricht: Früher gab es zwei dt. Wörter die man g-i-f-t buchstabierte: einmal die und einmal das „Gift“. Ersteres hatte erwartungsgemäß die gleiche Bedeutung wie das heutige engl. „gift“ wie in „gift mask“. (Denken Sie an die „Mitgift“). Letztere deutete ebenso ein Geschenk an…bloß ein Geschenk der besonderen Art. Aber nicht das, was Sie denken. Sagte man „das Gift“, meinte man früher ein Arzneimittel!

In vielen Sprachen, z.B. im Altgriechischen, im Aramäischen, im Arabischen, bedeutet ein und dasselbe Wort „Gift“ und „Medikament“. Es kommt allerdings immer auf die Dosis an.

Was mich also zu den Masken zurückbringt. Denn nicht anders sind sie – und damit meine ich diejenigen, die wir momentan zu (er)tragen haben – ob verschenkt oder selbst erworben. Denn auch sie haben einen medizinischen Zweck, auch wenn man manchmal – vor allem bei einer großen Hitze – das Gefühl hat, man kriege keine Luft.

Und nun wissen Sie’s: In jeder Verschwörungstheorie steckt immer ein Körnchen Wahrheit!

Tragen Sie Ihre Masken weiterhin schön brav – erst recht, wenn sie Giftmasken sind. Da freut sich der/die Geber/in. Endlich wieder etwas mit ‘nem besonderen Touch zu verschenken! Hat man beileibe nicht jeden Tag.

“Political-Correctness” und Sex

Vor ein paar Tagen stieß ich in einer Schweizer Zeitschrift auf die Formulierung „die Political-Correctness“. Ich wurde gleich stützig. Denn eigentlich hatte ich hier mit dem Artikel „das“ gerechnet.

Meine Begründung: Das englischsprachige Suffix „-ness“ ist eindeutig mit dem dt. Suffix „-nis“ verwandt. Da man, z.B., „das Missverständnis“ sagt, könnte man schließen, dass...Okay. Ich gebe zu. Das mit „-nis“ haut nicht jedes Mal hin. Denken Sie an „Säumnis“, das (die) so wohl „die“ als auch „das“ Säumnis heißen kann. Ein „Hindernis“ bleibt allerdings immer ein Hindernis.

Hmm, überlegte ich. Vielleicht sagt man nur in der Schweiz die Political-Correctness, zumal die Schweizer „das Email“, und nicht wie in Deutschland „die Email“ sagen. Sie machen manches gern anders als die Deutschen.

Der Deutsche denkt an „die Post“ (warum nicht an „der Brief“?), während der Schweizer „das Schreiben“ im Kopf hat. Keine Ahnung.

Nach diesen kurzen Betrachtungen fragte ich meine Frau, welcher Artikel für sie zu „Political-Correctness“ am besten passt.

„Klar“, antwortete sie ohne lang zu zögern. „Es heißt die Political Correctness“.

„Aber warum?“

„Weiß ich nicht“, antwortete sie, als hätte man kein Bedürfnis (notabene: Neutrum) auf so eine Frage zu antworten. Deutschmuttersprachler reagieren stets lässig, wenn sie etwas über ihre Sprache verstehen, das dem Migrantler nicht logisch erscheinen kann. Es steckt natürlich eine Portion Sadismus in so einer Reaktion. „Es ist einfach so.“

(Upps! Eigentlich müsste ich im Jahr 2020 „DeutschmuttersprachlerInnen“ schreiben. Alles sonst wäre für Studierende der dt. Sprache gar nicht politisch korrekt und führte langfristig in die Irre).

Aber zurück zu meiner Frau. Denn auf einmal bemühte sie sich freundlicherweise doch um eine Antwort. Vielleicht hat sie mir meine linguistische Verzweiflung angesehen. „Wahrscheinlich heißt es ‚die‘ und nicht ‚das‘ Political-Correctness, weil man an ‚die‘ politische Korrektheit denkt. So würde ich jedenfalls argumentieren.“

„Sag ehrlich. Kommt es dir nicht ein bisschen wunderlich vor, dass ausgerechnet der Begriff ‚Political- Correctness‘ in der deutschen Sprache weiblich ist? Als verträte der Begriff ausschließlich der Interessen von Frauen? Wenn du mich fragst, sollte ‚Political-Correctness‘ – wenigstens aus Gründen der Fairness – neutral sein. Oder?“

„Ach! Diese männliche Überempfindlichkeit! Aber wieso? Es ist halt, wie es ist. Schau. Gerade hast du ‚Fairness‘ gesagt. Fällt dir nicht auf, dass auch ‚Fairness‘ weiblich ist?“

„Irgendwie unfair.“

„Ich weiß, was du meinst, mein lieber Mann. Aber auch du betonst immer wieder, dass keine Sprache fair sein kann.“

Natürlich hatte meine Frau recht. Sprache ist in dem Sinne unfair. Noch dazu: Sie ist selten logisch!

Und daher folgende Überlegung: Wenn Sprache weder fair noch logisch ist, warum wird sie in den letzten Jahren so arg zurechtgebogen, um eine sprachliche Fairness künstlich zu äffen? Sie wissen mit Sicherheit, was ich damit meine.

Upps! Habe ich „äffen“ geschrieben? Hoffentlich sind keine Spione von PETA in der Nähe. (Achtung! Heißt es „der“, „die“ oder „das“ PETA? „People for the ethical treatment of animals”). Sonst droht heftige und möglicherweise gefährliche Kritik.

Nebenbei: Wie lautet die Mehrzahl von „SpionIn“?

Stopp! Heute schwadroniere ich nicht über die Gender-Correctness, die momentan die bekanntesten europäischen Sprachen pandemisch befallt. Vielleicht ein anderes Mal.

Die gute Nachricht: Endlich weiß ich, dass „Political-Correctness“ weiblich ist. Den Fehler mit dem das PC mache ich bestimmt nie wieder.

Werden Sie Influencer! Hier ein paar Tipps

„Hilfe! Kann mir jemand bloß sagen, was ich mit meinem Leben anfangen soll?!“

Sie kennen diese Problematik vielleicht, liebe Lesende? Denn es scheint sich tatsächlich um eine sehr verbreitete Zeitgeistkrise ums eigene Dasein zu handeln – im anno Coronae I nochmals verschärft.

Doch keine Sorge. Sie sind beim Sprachbloggeur, wo jedes Jammern fremd ist. Hier suchen wir nach Lösungen. Hier schwelgt man nie in Larmoyanz.

Daher die vorliegende Lebenshilfe – bzw. mein Tipp: Werden Sie YouTube-Influencer!

Wer heute ziellos durch die steinigen Schleusen des Lebens abprallt, hat dank WehWehWeh größere Chancen denn je zu reüssieren. Man kann sich nämlich selbst zu einem vermarktbaren Produkt machen!

Hoffentlich klingt das nicht verrucht…als würde ich eine Art Prostitution empfehlen. Weit davon entfernt natürlich! Der Influencer braucht nie intime Körperteile preiszugeben. Fakt ist: Ein YouTube-Influencer darf keine intimen Körperteile entblößen.

Es geht lediglich um Einflussnahme, wie das Wort „Influencer“ schon sagt.
Was für Einfluss? Denn mit etwas muss man ja bezirzen! Nicht wahr?
Die besten Chancen für einen raschen Erfolg (Betonung auf „rasch“) hat ein Einflussnehmer, wenn er (oder sie) noch jung und hübsch ist. Hilfreich ist auch, wenn man sich sparsam bekleidet (Badeanzug, Shortshorts usw.). Denn er (oder sie) beeinflusst am besten, der versteht des Publikums Sehnsüchte zu erwecken.

Junge Männer (solange sie noch niedlich sind) finden ihre „Beeinflussten“ hauptsächlich in den Reihen der Teenie-Mädchen, was verständlich ist. Der Beeinflusser muss lediglich über Persönliches erzählen und irgendwie charmant wirken. Man redet, z.B., über Dating oder übers Verliebtsein. Auch persönliche Probleme kommen gut an. Etwa: „Ich leide unter einer Körper-Dystrophie“. Wer nicht weiß, was das ist (ich, zum Beispiel): Die „Körper-Dystrophie“ beschreibt eine Unzufriedenheit mit Teilen des eigenen Körpers (Beine zu kurz, Nase zu groß usw.).

Auch junge, reizende Frauen dürfen über obige Themen vortragen. Dazu hätten sie auch andere brennende Themen: Etwa Erfahrungen mit Make-up, Diät, Körperertüchtigung, wie man Cellulite am Po strafft – vielleicht verraten sie auch Peinlichkeiten über ihre „Tage“.

Junge (männliche)Homosexuelle (insbesondere, wenn sie noch niedlich und charmant sind) finden ebenso mühelos ein großes Publikum. (Auch Mädchen zählen zu ihren Fans – träumen davon, sie „umzupolen“). Diese Jungs können, z.B., übers „coming out“ erzählen oder über ihre Sehnsucht nach einem Partner, übers Dating schlechthin oder über den gescheiterten Versuch „es“ mit dem anderen Geschlecht zu realisieren.

Und hier noch ein Lieblingsthema für alle junge Influencer**I**nnen: Sie interviewen Mama und Papa und stellen Fragen wie: „Wann hast du es zum ersten Mal gemacht?“, oder „Wie viele Partners hast du gehabt?“, „Hast du Drogen genommen?“ etc.

Die Klickzahl, die man (oder frau) für die oben erwähnten Selbstdarstellungen erreicht, schnellen im Nu in Millionenhöhe hoch. Im Ernst.

Wissen Sie, was das bedeutet? Ja! Bald klingelt es in der Kasse! Tsching! Tsching!

Denn Influencing ist zum big business geworden. Einflussnehmer mit hohen Besucherzahlen bekommen Geld für ihre Redseligkeit, und zwar durch Werbung. Als Influencer können Sie sogar s e h r reich werden!

Bisher klingt es vielleicht, als wäre Influencing lediglich ein Geschäft für junge und hübsche Knaben und Mädchen. Weit davon entfernt! Man darf in jedem Alter sein – auch alt und runzlig! Und trotzdem kann man Einfluss nehmen! Man braucht lediglich ein „Produkt“, das man verkaufen kann. Und die meisten Influencer dürfen sogar anständig angezogen bleiben. Verschwörungstheorien zum Beispiel! Das wäre ein gutes Thema. Oder Aktivismus! Oder Sie bewerten Produkte wie Fotoapparate, Handys, Rechner etc. etc. Oder Sie zeigen Videos von verrückten Dingen: z,B., von Kindern, die vom Fahrrad runterplumpsen, vom Fuchs im Garten, der von der Hausmieze verjagt wird, vom Enkelkind, das stepptanzt oder Cola aus der Nase schnäuzt usw.

Sie sehen: Für jeden Topf sein Deckel! Dazu auch eine Aufgabe fürs Leben! Und nicht zu vergessen: Geld! Geld! Geld!

Werden Sie Influencer! Hier ein paar Tipps

„Hilfe! Kann mir jemand bloß sagen, was ich mit meinem Leben anfangen soll?!“

Sie kennen diese Problematik vielleicht, liebe Lesende? Denn es scheint sich tatsächlich um eine sehr verbreitete Zeitgeistkrise ums eigene Dasein zu handeln – im anno Coronae I nochmals verschärft.

Doch keine Sorge. Sie sind beim Sprachbloggeur, wo jedes Jammern fremd ist. Hier suchen wir nach Lösungen. Hier schwelgt man nie in Larmoyanz.

Daher die vorliegende Lebenshilfe – bzw. mein Tipp: Werden Sie YouTube-Influencer!

Wer heute ziellos durch die steinigen Schleusen des Lebens abprallt, hat dank WehWehWeh größere Chancen denn je zu reüssieren. Man kann sich nämlich selbst zu einem vermarktbaren Produkt machen!

Hoffentlich klingt das nicht verrucht…als würde ich eine Art Prostitution empfehlen. Weit davon entfernt natürlich! Der Influencer braucht nie intime Körperteile preiszugeben. Fakt ist: Ein YouTube-Influencer darf keine intimen Körperteile entblößen.

Es geht lediglich um Einflussnahme, wie das Wort „Influencer“ schon sagt.
Was für Einfluss? Denn mit etwas muss man ja bezirzen! Nicht wahr?
Die besten Chancen für einen raschen Erfolg (Betonung auf „rasch“) hat ein Einflussnehmer, wenn er (oder sie) noch jung und hübsch ist. Hilfreich ist auch, wenn man sich sparsam bekleidet (Badeanzug, Shortshorts usw.). Denn er (oder sie) beeinflusst am besten, der versteht des Publikums Sehnsüchte zu erwecken.

Junge Männer (solange sie noch niedlich sind) finden ihre „Beeinflussten“ hauptsächlich in den Reihen der Teenie-Mädchen, was verständlich ist. Der Beeinflusser muss lediglich über Persönliches erzählen und irgendwie charmant wirken. Man redet, z.B., über Dating oder übers Verliebtsein. Auch persönliche Probleme kommen gut an. Etwa: „Ich leide unter einer Körper-Dystrophie“. Wer nicht weiß, was das ist (ich, zum Beispiel): Die „Körper-Dystrophie“ beschreibt eine Unzufriedenheit mit Teilen des eigenen Körpers (Beine zu kurz, Nase zu groß usw.).

Auch junge, reizende Frauen dürfen über obige Themen vortragen. Dazu hätten sie auch andere brennende Themen: Etwa Erfahrungen mit Make-up, Diät, Körperertüchtigung, wie man Cellulite am Po strafft – vielleicht verraten sie auch Peinlichkeiten über ihre „Tage“.

Junge (männliche)Homosexuelle (insbesondere, wenn sie noch niedlich und charmant sind) finden ebenso mühelos ein großes Publikum. (Auch Mädchen zählen zu ihren Fans – träumen davon, sie „umzupolen“). Diese Jungs können, z.B., übers „coming out“ erzählen oder über ihre Sehnsucht nach einem Partner, übers Dating schlechthin oder über den gescheiterten Versuch „es“ mit dem anderen Geschlecht zu realisieren.

Und hier noch ein Lieblingsthema für alle junge Influencer**I**nnen: Sie interviewen Mama und Papa und stellen Fragen wie: „Wann hast du es zum ersten Mal gemacht?“, oder „Wie viele Partners hast du gehabt?“, „Hast du Drogen genommen?“ etc.

Die Klickzahl, die man (oder frau) für die oben erwähnten Selbstdarstellungen erreicht, schnellen im Nu in Millionenhöhe hoch. Im Ernst.

Wissen Sie, was das bedeutet? Ja! Bald klingelt es in der Kasse! Tsching! Tsching!

Denn Influencing ist zum big business geworden. Einflussnehmer mit hohen Besucherzahlen bekommen Geld für ihre Redseligkeit, und zwar durch Werbung. Als Influencer können Sie sogar s e h r reich werden!

Bisher klingt es vielleicht, als wäre Influencing lediglich ein Geschäft für junge und hübsche Knaben und Mädchen. Weit davon entfernt! Man darf in jedem Alter sein – auch alt und runzlig! Und trotzdem kann man Einfluss nehmen! Man braucht lediglich ein „Produkt“, das man verkaufen kann. Und die meisten Influencer dürfen sogar anständig angezogen bleiben. Verschwörungstheorien zum Beispiel! Das wäre ein gutes Thema. Oder Aktivismus! Oder Sie bewerten Produkte wie Fotoapparate, Handys, Rechner etc. etc. Oder Sie zeigen Videos von verrückten Dingen: z,B., von Kindern, die vom Fahrrad runterplumpsen, vom Fuchs im Garten, der von der Hausmieze verjagt wird, vom Enkelkind, das stepptanzt oder Cola aus der Nase schnäuzt usw.

Sie sehen: Für jeden Topf sein Deckel! Dazu auch eine Aufgabe fürs Leben! Und nicht zu vergessen: Geld! Geld! Geld!

Wie ich die deutsche Sprache eroberte

Sind Sie eine Minderheit?

Ich schon. Ich bin zum Beispiel Linkshänder. Haben Sie gewusst, dass wir Linkshänder diskriminiert werden? Im Ernst. Ob Gemüseschäler ATM-Maschinen, einarmige Banditen, Schraubenzieher…fast alles dreht sich um die Fingerfertigkeit des Rechtshänders.

Ist Ihnen jemals aufgefallen, dass eine Füllfeder…besser gesagt: die Schrift selbst… für Rechtshänder günstiger zu handhaben ist?

Wenn ich einen Füller in die Hand nehme, verschmiere ich fast immer!

Noch schlimmer: Keiner scheint sich für meine schwierige Lage zu interessieren. Wir Linkshänder haben nämlich keine Lobby! Nicht einmal bei den Grünen, die meistens ein Herz für Minderheiten haben!

Ich bin aber kein Jammerer. War nie einer, was vielleicht schade ist. Denn die Jammerer (und viele Minderheiten jammern gern) sehen ihre Gesichter in der Zeitung oder in den Online-Nachrichten und dürfen ergiebig über eine gefühlte Diskriminierung abreagieren. Und dann zack! Es erscheinen lauter Seite-Drei-Artikel über die diskriminierten Jammerer.

Sie sagen: Ich bin eine Minderheit. Ich werde diskriminiert. Ich fühle mich in diesem Land nicht akzeptiert…etc.

Wie gesagt. Ich jammere nicht. Ich will nur darauf aufmerksam machen, dass ich eine Minderheit bin.

Ach ja. Hab ich beinahe vergessen! Ich bin auch Ausländer, was auch eine anerkannte Weise ist, eine Minderheit zu sein. Upps! Hab vergessen. „Ausländer“ sagt man nicht mehr. Ich meine, ich bin Mitbürger mit Migrantenhintergrund. Manche von uns – ich meine Leute mit einem Migrantenhintergrund – jammern gerne, weil sie keine Inländer sind.
Man fühlt sich als Migrantler (bzw. Migrantlerin) diskriminiert, wenn, z.B., einer, der keinen Migrantenhintergrund hat, einen, der doch einen Migrantenhintergrund hat, fragt, woher diese(r) kommt. Prompt fühlt man sich diskriminiert, weil dadurch auf den eigenen Minderheitstatus aufmerksam gemacht worden ist.

Einmal – das war schon lange her – suchte ich nach einer Wohnung. Ich stieß in der Zeitung (damals gab es noch kein Internet) auf eine Annonce, die eine Wohnung, die mich interessiert hätte, inserierte. Also rief ich an (damals gab es auch keine Handys), um mich über die Wohnung näher zu informieren.

Die Dame am anderen Ende der Strippe vernahm sofort, dass ich einen Migrantenhintergrund hatte und sagte: „Es tut mir leid. Ich vermiete nicht an Ausländer.“ (Damals gab es den Begriff „Mitbürger mit Migrantenhintergrund nicht“).

Wissen Sie, was ich antwortete? Ich sagte: „Gute Dame, ich bin kein Ausländer. Ich bin Amerikaner!“

Mei. Das hat ins Mark getroffen. Sie wusste nicht, wie sie antworten sollte. Es dauerte eine Weile, dann sagte sie: „Ach. Oh. Ahh. Ja, mein Schwager lebt in Brooklyn.“ Notabene: Brooklyn ist ein Stadtteil in New York. In New York, liebe Leser, sind auch Sie der Ausländer, will sagen, der „foreigner“. Ich aber nicht.

Notabene: Amerikaner gelten manchmal hier in Deutschland nicht immer als richtige Ausländer. Das kommt daher, dass wir bis Corona die stärkste Macht auf der Welt waren und ehemalige Besatzungsmacht obendrein. Na ja, die Macht kommt, die Macht vergeht. Kluge Amerikaner konnten schon immer die „Amerika-Karte“ spielen, wenn sie in Deutschland Probleme hatten. Dies half allerdings nicht immer. Als ich einmal mein Buch „Wie ich die deutsche Sprache eroberte“ einem angesehenen dt. Verlag zur Publikation angeboten hatte, bekam ich die Antwort von einer Lektorin. „Sie schreiben witzig und schön und obendrein mit Tiefgang. Nur leider sind sie der falsche Ausländer.“

By the way: Eins lassen die „Biodeutschen“ nie aus der Hand – und das gilt auch für die Anhänger**Innen der Willkommenskultur: nämlich die dt. Sprache selbst. Gelingt es einem (bzw. einer) Ausländer(in) die dt. Sprache – in Wort und Schrift – zu „erobern“, ist das für einen „Biodeutschen“ selten eine Freude. „Ja, Sie schreiben ein s c h ö n e s Deutsch!“, heißt es…als hätte der Affe das Reden gelernt (s. Kafka).

Als ich einmal mit meinem Textchef (damals war ich Zeitschriftjournalist) über eine knifflige Formulierung diskutieren wollte, erwiderte er blitzschnell: „Nein, so nicht. Schließlich ist es unsere Sprache, Herr Blumenthal, nicht Ihre.“ Ende der Diskussion.

Und jetzt verstehen Sie ein wenig, wie es ist, liebe Lesende, eine Minderheit zu sein.

In meinem Fall ist das Minderheitsdasein besonders vielfältig, und ich habe bisher nur einige meiner Qualifikationen preisgegeben. Hier aber noch ein Beispiel: In meiner Jugend hatte ich – und nun wird es sehr persönlich – einen Bauchnabel, der sich nach außen erhob wie ein Pfropf. Das nannten wir in New York ein „outie“. Es war nur eine Minderheit von Menschen, die einen solchen Bauchnabel hatten. Mit den Jahren aber bin auch ich zum „innie“ geworden. Es ist einfach so passiert. Keine Ahnung, wie.

Sie können es sich kaum vorstellen, wie schön es ist – zumindest auf einem Gebiet – keine Minderheit mehr zu sein!

Ist „Rasse“ rassistisch?

Wir schreiben nicht nur anno Coronae I, sondern – falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist – gleichfalls anno sancti Floydii I, weshalb eifrig nun nach Zeichen und Symbolen des Rassismus geahndet wird. Liebgewonnene Denkmäler werden gestürzt, Opfer jeglicher gefühlten Diskriminierung verkaufen ihre traurigen Geschichten an Zeitungen und Verlage, erzählen über YouTube, Twitter etc. etc. Nix ist wie es war.

In diesem Sinne möchten nun die Grünen/Bündnis90 mittels einer Unterschriftsaktion dazu beitragen, das Wort „Rasse“ aus dem Grundgesetz zu streichen. „Es gibt keine Rassen, es gibt nur Menschen“, heißt es auf deren Webseite.

Angesichts dieser Sachlage fühle ich mich nun als Sprachbloggeur verpflichtet, Folgendes zu fragen: Was ist eigentlich eine „Rasse“? Und nun folgt etwas Sprachgeschichte…

Das Wort „Rasse“, so unschuldig wie dieser Text, kursiert durch die europäischen Sprachen mindestens seit dem 15. Jh. im Sinne von „Stamm“, „Nation“ oder „Ethnie“: auf Französisch (race), auf Spanisch (raza), auf Italienisch (razza) usw. Möglich ist, dass das lateinische „radix“ („Wurzel“) oder das arabische „ra’as“ („Kopf“) als Ahnherr dahintersteckt. Egal. Fest steht: Gäbe es diesen Begriff nicht, hätte man es neu erfinden müssen. Alles braucht einen Namen.

Doch nun ein Sprung ins 19. Jh. Und jetzt geht’s los…

Darf ich vorstellen: den französischen Grafen Arthur de Gobineau (1816-1882).

Aus Gründen, die ich im Detail leider vergessen habe, litt der junge Arthur an etwas, was man heute als „Minderwertigkeitskomplex“ bezeichnen würde.

Diese Gemütsstörung Gobineaus wurde offenbar verschärft, weil der dünnhäutige Arthur an die Herkunft seiner Mutter, eine Kréolin – also teils europäische, teils afrikanische Abstammung – litt. Denn sonst floss durch die Adern der Familie väterlicherseits nachweislich über endlose Generationen nur blaublutiges französisches Adelsblut.

Vielleicht deshalb kam dieser mürrische junge Mensch Mitte der 1850er Jahre auf die Idee, sein „Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen“ zu verfassen. Mit „Menschenrassen“ meinte er allerdings nicht das, was Sie denken.

Als „Toprasse“ für Gobineau galt nämlich die „Arier“. Und damit meinte er nicht die Deutschen. Diese betrachtete er als „Mischvolk“ aus Kelten und Slawen und von daher minderwertig. Reine Arier waren, z.B., Skandinavier oder blaublutige Franzosen wie seine Familie (väterlicherseits)! Klar, dass auch Juden zu den Untermenschen zählten.

„Rasse“ für Gobineau hatte wenig mit dem zu tun, was wir heute als „Menschenrassen“ bezeichnen. Seine Rassen waren eigentlich nur die traditionellen Stämme, Nationen und Ethnien der früheren Zeit. Siehe oben.

Gobineaus Buch wurde jedenfalls eifrig gelesen. Dem bekennenden „Rassisten“ Richard Wagner schmeckte die Theorie Gobineaus erwartungsgemäß wenig. Als Antwort darauf verfasste er ein eigenes Werk zum Thema, „Heidenthum und Christenthum“, bei dem die Deutschen eine höhere Wertstellung bekommen durften. Auch der Wagner-Schwiegersohn, Houston Stewart Chamberlain, legte ins Zeug, um eine eigene Rassentheorie – auch auf Ethnien basiert – aus dem Boden zu stampfen.

Und nicht zu vergessen: Wir schreiben hier das 19. Jh., d.h., das Zeitalter von Charles Darwin und vom sog. „social darwinism“, als sich viele Hobbywissenschaftler immer neue Theorien über die Evolution der „Menschenrassen“ zusammendichteten.

Ein Leser dieser Werke war leider der junge österreichische Gefreite Adolf H….

Genau genommen, weiß ich nicht, wer zuerst auf die Idee kam, die Menschheit als Ganzes in „Farben“, also „weiß“, „schwarz“, „gelb“ und „rot“, einzuteilen. Fest steht aber: Dieser neue Gebrauch des Begriffs „Rasse“ sollte den alten ablösen. Klar, dass es sich um eine Simplifizierung handelte. Immerhin: Es fehlte jegliche Wertschätzung! So habe ich’s in der Schule gelernt. Und wenn es dieses Wort nicht gäbe, müssten wir ein neues mit der gleichen Bedeutung erfinden!

(Kurz zu „Rassismus“. Die Endung „-ismus“ bedeutet immer, dass aus etwas – in diesem Fall das Wort „Rasse“ – eine Ideologie gemacht worden wird. Da sind wir aber wieder bei Gobineau, Chamberlain usw.)

Aber nun zurück zum Grundgesetz, wo mit juristischer Spitzfindigkeit jede Kategorie, bei der eine Diskriminierung möglich wäre, fein aufgelistet werden sollte. Insofern ist es logisch, dass auch das Wort „Rasse“ nicht fehlen durfte.

Macht sich das Grundgesetz durch den Gebrauch des Wortes „Rasse“ “ rassistisch“?

Hier nun Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. Nun dürfen Sie selbst ein Urteil über diese Frage fällen:

„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen odeer politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“

In eigener Sache: Die nächsten paar Woche keine neue Beiträge. Bin auf Geheimmission.

Sneaker oder Sneakers?

Freund M. schlenderte letzte Woche an einem Modegeschäft irgendwo im Münchner Schwabing vorbei. Nicht ganz vorbei. Denn es stand eine schier endlose Schlange maskierter Menschen, die auf Einlass ins Geschäft warteten. M. wurde neugierig.

Da er weder schüchtern noch auf den Mund gefallen ist, fragte er einen Anstehenden höflich, worum es hier ging.

„Die neuen Sneaker von [Piiiip!! Piiiip!! Notabene: Keine Schleichwerbung beim Sprachbloggeur! Wir bleiben selbstständig und frei!] sind eingetroffen“, antwortete der Befragte, ein Mann, der – so hab ich’s verstanden – zwischen 25 und 30 war.

„Man steht an, um Sneaker zu kaufen? Sind sie so besonders?“ fragte M.

„Es handelt sich um eine limitierte Edition der Firma [Piiip!!]“, erklärte der maskierte Kunde.

„Darf ich fragen, was diese Sneaker kosten?“

„220 Euro.“

„Im Ernst?“

„Klar.“

Am nächsten Tag rief mich M. an: „Du. Ich hätte für dich ein Thema für dein Bloggeur-Dings.“ Dann erzählte er mir obige Geschichte. Nicht nur. Er hatte die Sache noch ausführlicher recherchiert.

„Stell dir vor“, sagte er. „Manche dieser Sneaker können bis über 400 Euro kosten!“

Ich gebe zu. Das habe ich nicht gewusst.

„Nix aber für mich“, setzte er fort. „Ich mag lieber die schlichten Sneaker, weißt du, im klassischen Stil. Diese teuren – du sollst dir die Bilder anschauen – sind so klobig, so als würdest du die Schuhkartons anziehen. Potthässlich, wenn du mich fragst.“

„Ich besitze keine Sneaker“, antwortete ich. „Und du?“

„Nein, eigentlich nicht. Aber es wäre ein tolles Geschäft. Vor allem zu Corona-Zeit. Zum Beispiel für arbeitslos gewordene Künstler und Hoteliers…“

„…Du meinst: Sie könnten Sneaker verkaufen?“

„Ich sehe. Du verstehst von der Sache nichts. Man kann da Millionen verdienen. Schau, ich habe gelesen, dass die meisten Sneaker in Asien hergestellt werden…aber dann…dann werden sie nach Asien re-importiert und als europäische Modeartikel nochmals verkauft! Und dazu noch teurer! Ich sage Dir…Millionen könnte man verdienen! Außerdem kann man Sneaker nicht nur anziehen oder verkaufen. Man kann sie auch sammeln!“

„Wie sammeln?“

„Ja, du kaufst dir verschiedene Sorten, und bald kannst du ein Museum öffnen. Ich schwöre: Die Leute würden Geld ausgeben noch und nöcher, bloß um seltene Auflagen zu begaffen.“

„Was ist, wenn die Leute dann das Interesse verlieren? In den USA vor 30 Jahren gab es diese mit Linsen oder so was gefüllten Kleintiere – sie hießen ‚Beanie Babies‘ und waren damals der letzte Schrei. Manche wurden nur in kleinen Zahlen produziert und erzielten Preise von über tausend Dollar (heute wären das zweitausend oder noch mehr). Und dann eines Tages: Paff! Der Zauber war weg. Die zu produzieren, kostete übrigens nur ein paar Cents; und plötzlich hatten sie wieder einen Wert von nur ein paar Cents. Könnte auch mit Sneakern passieren…“

„Mag sein, deswegen jetzt einsteigen und schnell wiederverkaufen“, sagte M. „Sonst könnte es werden wie die Tulpenmanie in den Niederlanden im 17. Jh..“

„Eben…“

„Oder vielleicht doch nicht…“

Liebe Sneaker-Fans. Ich werde dieses Gespräch jetzt abbrechen. Das Wichtigste wurde ohnehin schon gesagt, und bisher hatte all dies nix mit Sprache zu tun. Diesen Missstand werde ich nun richten. Schließlich bin ich ein Sprachbloggeur.

Fakt ist: Während des ganzen Gesprächs rebellierte mein englischsprachiges Ohr gegen das Wort „Sneaker“ im Sinne von ein Paar „Turnschuhe“.
Denn für mich klingt das Wort „Sneaker“ wie die Hälfte eines Paars“. Sneaker“ ist auf Englisch ein Singular. Nur auf Deutsch wird es als Mehrzahl gebraucht, was in Ordnung ist – im Deutschen. Man sagt: „ein Läufer“ und „zwei Läufer“. Nein, das ist kein gutes Beispiel. Heute hieße es zwei „LäuferInnen“. Bei „Räuber“ wirkt das Beispiel besser: „ein Räuber“, „zwei Räuber“. Für mein Ohr aber muss dieses Schuhwerk – wie auf Englisch – in der Mehrzahl „die Sneakers“ heißen. Sonst fehlt etwas Sinngebendes: wie eine Butterbreze ohne die Butter.

Nebenbei: Ich weiß nicht, warum diese Fußbedeckung „Sneaker“ (bzw. „Sneakers“) heißen. Denn „to sneak“ bedeutet auf Englisch „schleichen“. Mit Sneakern schleicht man aber nicht – erst recht nicht, wenn sie so klobig sind. In meiner Kindheit sagte man, dass du mit Sneakers schneller rennen könntest als mit normalen Schuhen, was wahrscheinlich auch gestimmt hat. Lederschuhe waren nämlich viel schwerer als Sneakers. Nebenbei: Können Sie sich erinnern, als die Sneaker in Deutschland „Sportschuhe“ und „Turnschuhe“ hießen?

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe nix gegen die neue Mode. Was ich hier schreibe, ist eigentlich nur ein Plädoyer für den Gebrauch des Wortes „Sneakers“ auch in der dt. Sprache. Ist das zu viel verlangt? Ich hoffe, ich habe Sie beeinflusst.

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