Eine peinliche Frage: Wären Sie bereit, mit einem Sex-Roboter ins Bett zu gehen?
Der Grund meiner Frage ist nämlich ein Text, den ich in einer online Ausgabe der britischen Boulevard-Zeitung: „Daily Star“ vom 17. September 2021 entdeckt habe. Dort heißt es wörtlich:
More than 40% of us want to sleep with Sex Robots – with men more keen than women
Zu Deutsch: Über 40% von uns möchten mit Sex-Robotern schlafen, wovon Männer mehr darauf erpicht sind als Frauen.
Diese Statistik gilt wohl nur für Großbritannien. Keine Ahnung, wie es diesbezüglich in der EU aussieht.
Kaum habe ich diesen Text im Daily Star gelesen, schon fielen mir einige Fragen ein. Zum Beispiel: Woher hat die Zeitung die Statistik. Noch wichtiger: Ist sie zu vertrauen? Und dann natürlich eine sprachliche Frage: Wenn die Zahl an Roboterliebenden Menschen wirklich so hoch ist, wie sieht es mit der sprachlichen Kommunikation zwischen Mensch und Maschine aus?
Nun gleich ins Zeug legen. Eine AI-Gesellschaft namens Tidio – so der Daily Star – hat besagte Umfrage erhoben. Von 1200 befragten Menschen antworteten genau 42% mit ja. (Es wäre vielleicht interessant gewesen, auch Roboter zu fragen, ob sie gern mit Menschen schlafen würden!)
Doch wer ist dieser Tidio? Vorsitzender Google erteilte mir folgende Antwort:
„Tidio ist ein Kommunikator für Unternehmen. Er hält Live-Chat, Messenger und E-Mail an einem Ort. Jetzt dauert es Sekunden, um mit deinen Kunden zu kommunizieren. Lasse keinen Kunden zurück! Hole dir den besten Live-Chat auf E-Commerce-Plattformen für dein Geschäft.“
Alles klar? Tidio behauptet, sollten wir hinzufügen, dass 48% der Jasager bei der Erhebung Männer und 33% Frauen waren. Zudem: 39% der Befragten konnten sich vorstellen, mit so einem Roboter eine romantische Beziehung einzugehen.
Aber wie läuft eine Liebesaffäre mit einem Roboter ab? Ich meine: Gesetzt der Fall, es handele sich nicht um ein „Quickie“ zwischen Mensch und Maschine.
Und damit komme ich auf die Frage: Was haben zwei Liebende in einer solchen Konstellation einander zu sagen?
Der amer. Schriftsteller Kurt Vonnegut hat sich mal in einem vor mindestens 50 Jahren geschriebenen SciFi-Roman so eine Liebesgeschichte vorgestellt. Sie war wirklich rührend, da sich die Beziehung zwischen Menschen und Humanoiden keineswegs unterschied von der zwischen zwei Menschen. Steven Spielberg in seinem Film AI von 2001 ist das gleiche gelungen. Alles aber nur Fiktion - wie Pinocchio.
Aber in der Wirklichkeit? Nicht zu vergessen: Der Roboter (werden wir bald auch „Roboterin“ sagen?) wird letztendlich von Menschen programmiert. Wird ja diese Tatsache eines Tages als menschliche Arroganz, Diskriminierung und koloniale Mentalität verunglimpft? Warten wir’s ab.
Sie sehen. Die Sache wird schnell knifflig. Und noch etwas: „Geliebte“ verbringen nur einen Bruchteil ihrer Zeit bei dem „intimen Kontakt“. Was tun Mensch und Roboter, während der restlichen Zeit?
Zankt man? Spielt man? Sitzen Partner in verschiedenen Zimmern. Haben beide unterschiedliche Freunde oder Freundinnen? Oder was ist, wenn man essen geht? Was essen Roboter? Lubrikant? Erzählt man gegenseitig aus der Kindheit, über Ängste, Träume…Träumen Roboter?
Sie verstehen das Problem, liebe menschlichen Leser…oder? Eine Art Selbstbefriedigung mit einem egal wie kuschligen mechanischen Spielzeug ist die eine Sache…aber als Grundlage für eine Liebe?
Doch es kommt womöglich alles noch schlimmer. Gerade gestern habe ich einen Artikel in der New York Times gelesen. Der Titel: „What if that Robot came after you?“ Zu Deutsch dem Sinne nach: Was wäre, wenn der Roboter nach ihnen trachtet?
Fakt ist: Wenn Roboter das Laufen und Greifen lernen – und das tun sie schon jetzt, werden sie zu sog. „Humanoiden“. Das heißt: Sie könnten sowohl besser dienen wie auch noch gefährlicher werden als der gefährlichste Wachhund…
Möchten Sie noch immer mit einem Roboter ins Bett steigen?
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