Zu Beginn ein geschmackloser Witz, ein sehr geschmackloser Witz sogar. Halten Sie es aus?
Gahh! Beinahe schäme ich mich ihn hier preiszugeben. Sie sehen: Ich kämpfe mit mir…Okay okay, aber nur dieses eine Mal und zwar aus guten Gründen…
Der Witz: Was haben die Saudi-Schlapphüte mit Jamal Khashoggi gemacht?
Die Antwort: Sie haben ihn…gehackt.
Aua! Tut mir leid. Geschmackloser kann kein Witz sein. Vielleicht wirkt er auf Englisch noch grausamer.
Eigentlich gibt es aber Schlimmeres als meinen geschmacklosen Witz. Zum Beispiel die „deep-fake“ Technologie. Mal davon gehört?
Aber der Reihe nach. Zuerst ein Beispiel der alten Fake-Technologie, als sie noch nicht „deep“ war:
Bis 1927 waren J. Stalin und L. Trotzki die wichtigsten Figuren der jungen Bolschewiki-Revolution. In diesem Jahr kam es dann zum Showdown. Stalin siegte, Trotzki ging ins Exil (um dann später in Mexiko „gehackt“ zu werden – siehe die Geschichtsbücher).
Vor vielen Jahren erzählte mir D., dass seine zwei Onkel leidenschaftliche Kommunisten waren. Einer stand auf Trotzki, der andere war Stalin-Fanboy. Seit 1927 sprachen sie miteinander nie wieder. So wirkt die Politik auf Normalsterbliche.
Aber zurück zur Fake-Technologie: Stalin ließ damals alle Fotos von Trotzki aus dem Verkehr ziehen. Auf Fotos, wo beide zu sehen waren – und jetzt endlich die Fake-Technologie – veranlasste er, dass das Konterfei Trotzkis ausgemerzt wurde, was damals richtiges Retuschier-Know-how erforderte.
Heute eine Figur auf einem Foto verschwinden zu lassen ist ein Kinderspiel, erst recht, wenn man am Rechner arbeitet.
Aber nun endlich zur „Deep-Fake“-Technologie. Wie der Name schon sagt geht diese Technologie in die Tiefe.
Dank einem neuen – wie man heute schön sagt – „Algorithmus“, vermag ein Techniker nicht nur die Darstellung eines Menschen nach Gutdünken zu verändern – bzw. verfälschen. Er kann jemandem in einem Video-Auftritt richtige, Ton-echte Worte in den Mund legen, und zwar so überzeugend, dass man meint, der Mensch in Frage hat die Worte tatsächlich gesagt.
Die New York Times hat in jüngster Zeit ausführlich über dieses Thema berichtet.
Beispiel: Man nimmt ein Video von Barack Obama und lässt ihm – s e h r überzeugend – deklarieren: „Ja, eigentlich finde ich Donald Trump sehr sympathisch. Er hat recht. Ich habe als Präsident nur dummes Zeug gemacht.“
Dank der „Deep-Fake“-Technologie kann man jeden so reden lassen, wie man es für die jeweiligen Propagandazwecke nötig hat, und es wirkt immer überzeugend.
Ich bin mir nicht sicher, ob diese ultimative Desinformationstechnique bereits ernsthaft in Usus gekommen ist. Aber warten Sie nur. Das Ergebnis wird sein, dass keiner mehr weiß, was wahr und was eine Fiktion ist.
Und so komme ich dazu, noch ein letztes Mal vom Schicksal des ermordeten Khashoggi zu sprechen. Stellen Sie sich vor: Es taucht irgendwann mal ein Interview mit ihm auf, indem er Meinungen äußert, die man bisher von ihm nicht gekannt hat: zum Beispiel über seine Treue und Liebe zum Saudi Herrschergeschlecht. Vielleicht könnte man sogar durch die „Deep-Fake“-Technologie seine „Hacker“ entlasten.
Nur ein Gedankenspiel. Erwähnte Technologie ist jedenfalls äußerst zukunftsträchtig. Falls Sie bisher noch nichts davon erfahren haben, vergessen Sie nicht: Sie haben es erst beim Sprachbloggeur gelesen…
Eins steht fest. Meghan und Harry bekommen ein Baby. Da freut sich das neugierige Herz, vor allem, weil man davon ausgehen kann, dass es sich hier nicht um fake news handelt.
Es freuen sich auch die Medien: ob print oder digital. Denn sie können die Geschichte bis zum letzten Tropfen Klatschinteresse ausquetschen.
„Meghan kaschiert ihren Babybauch“ – oder so ähnlich hieß es auf dem Extrablatt am Zeitungsverkaufskasten. Ach, süüüßß: Schöne Bilder vom glücklichen, jungen Ehepaar, beide im Heldenalter wie Mars und Venus.
Auch das mit Daniel Küblböck war keine Fake News. Tagelang Fotos, Reportagen, kluge Analysen über die Tragödie dieses kurzen Lebens, bis der Saft aus war und die Parasiten gesättigt. „Seine letzten bewussten Augenblicke auf dieser Welt: Hat er den Entschluss, sein Leben zu beenden bereut? Hat er im eisigen Meer gewusst, dass dieses Mal keiner kommt, um ihn aus der Patsche zu retten…“ usw. So ähnlich hieß es in einem Artikel zum Thema, den ich in einem sonst ernst zu nehmenden Wochenblatt vorfand.
Wenigstens keine fake news.
Ich kann mich noch erinnern, als man nicht „fake news“, sondern „Desinformation“ und „Propaganda“ sagte. Das war die Zeit vor Donald Trump, der, falls Sie es nicht wissen, den Begriff „fake news“ aus der Taufe gehoben hat.
Aber nun eine Fangfrage: Wer war der Urheber des folgenden Zitats: "Eine Lüge muss nur oft genug wiederholt werden. Dann wird sie geglaubt."
Eins: Homer Simpson
Zwei: Wladimir Lenin
Drei: Joseph Goebbels
Vier: Abraham Lincoln
Ping! Zeit ist um. Die Antwort lautet….keiner der oben Erwähnten!!
Warum fehlte „Keiner“ in der Auswahl, fragen Sie sich vielleicht? Ganz einfach! Ich wollte zeigen, wie das mit den fake news funktioniert. Bei den fake news gibt es nämlich nie ein „Keiner“. Man findet immer eine Antwort und behauptet, man wisse es ganz sicher.
Nebenbei: Die meisten Menschen hätten auf Goebbels…oder vielleicht auf Lenin getippt. Beide wären freilich durchaus in der Lage gewesen, so etwas formuliert zu haben; sie fanden aber andere Ausdrucksweisen, um das gleiche zu vermitteln.
Lincoln übrigens sagte mal: “You can fool all the people some of the time and some of the people all the time, but you cannot fool all the people all the time.” Auch dies ist aber nicht bewiesen.
Auch Wladimir Putin hätten wir auf die obige Liste setzen können.
Ja, liebe Sprachbloggeur-Leser der Zukunft, die eines Tages im Internet-Archiv auf diese Glosse stießen werden. Folgendes wollte ich mitteilen: wie es war in der Frühzeit der fake news, d.h., kurz bevor der wahre Terror einsetzte, zu leben, also bevor die Intrigen noch schlimmer wurde. Aus anderen Quellen können Sie (oder haben schon) die Details lesen.
Immerhin haben Meghan und Harry das Baby bekommen, ein Wonneproppen, nehm ich an. Und, ja, Daniel Kübelböck ist tot. Wäre nett, denke ich heute, wenn die Royals das Baby Daniel nannten. Das wissen Sie aber besser als ich…
Keine Ahnung, wie er hieß oder wann er lebte. Doch eines Tages war er mächtig böse auf jemanden. Auf wen? Seine Kinder? Seine Frau? Seine Knechte? Vielleicht seine Tiere?
Oder vielleicht war nicht er, sondern sie mächtig ungehalten! Wer weiß?
Jedenfalls er – oder sie – brüllte mit einem Mal: „Jetzt kriegst du Schmackes!“ (Hat es in den letzten Augenblicken im Leben des verschollenen Saudi Journalisten Jamal Kashoggi auch so erschollen?).
Schmackes? Das Wort war plötzlich da, frisch geboren. Vielleicht hat er (oder sie) an etwas wie „schmatzen“ gedacht. Oder er/sie hat einen dt. Dialekt gesprochen, wo das harte „K“ häufig vorkommt, so wie wenn Berliner usw. „ick“ für „ich“ sagen. Oder vielleicht spielt hier ein Wort wie das englische „smack“ eine Rolle. „Smack!“ So klingt – auf Englisch eine Ohrfeige…auch ein Kuss. „To smack someone“ bedeutet, jemanden mit offener Hand zu schlagen, also eine Ohrfeige austeilen.
Wie dem auch sei. Ein neues Wort machte Premiere. Vielleicht hat es ihm/ihr so gefallen, dass er/sie es bei jeder Gelegenheit benutzte. Auch den Nachbarn hat es vielleicht so gefallen, dass alle es ihm/ihr bald nachmachten: „Ja, unterstehe dich, mein lieber Kashoggi, sonst kriegst du Schmackes!“
Ich weiß nicht, ob all dies stimmt. Falls jemand einen besseren Vorschlag hat, melden Sie sich bitte. Ich lass mich, wenn ich Falsches behaupte, gern korrigieren.
Und dann gibt es auch als Idiom „mit Schmackes“. Ich gehe allerdings davon aus, dass der Erfinder dieser Redewendung, die etwas wie „mit Gusto“ bedeutet, ein anderer war als der/die andere. Ich weiß es natürlich nicht so genau.
Nebenbei: Heinz Küpper, Autor eines bekannten Wörterbuchs der deutschen Umgangssprache, rückt unser „Schmackes“ in die Nähe eines niederdeutschen Wortes „smakken“, das „laut werfen, prügeln, mit der Peitsche knallen“ bedeutet. Das würde bestätigen, dass der/die Erfinder(in) von „Schmackes kriegen“ ein verbales Vorbild bereits hatte. Einleuchtend, denn Nix entsteht aus dem Nix – auch nicht das, was sich wie nix anhört.
Zum Beispiel das Wort „Kodak“. Dieser Firmenname wurde ca. 1888 vom Firmengründer George Eastman nicht nur aus dem Boden gestampft. Denn es sollte nämlich ans Klicken des Auslösers seines neuen tragbaren Fotoapparats denken lassen. Seiner Wahrnehmung nach, klang dieses Klicken des Auslösers wie ein „ko—DAK!“. Hätte man mich damals gefragt, wie sich der Auslöser anhört, würde die Firma heute wahrscheinlich „K’Tok heißen. Ein Glück, dass ich damals noch nicht auf der Welt war.
Oder „Google“. Die zwei Gründer dieser beliebten Datenkrake, Larry Page und Sergey Brin, wollten mit dem Namen auf die unendliche Vielfalt der Suchmöglichkeiten hinweisen. Sie dachten an eine damals, wenig bekannte Wortschöpfung „googol“, die 1940 der US-Mathematiker Edward Kasner verwendet hatte, um die Zahl eins mit einhundert Nullen plastisch darzustellen. Kasner hatte seinen achtjährigen Neffen gebeten, ihm einen Namen für eine unendlich große Zahl zu nennen. Der Knabe schlug spontan „goo-gol“ vor.
Aber zurück zu „Schmackes“.
Bin ich der einzige, der neben „smakken“ als Ursprung dieses Wortes auch an „Geschmack“, „schmecken“ usw. denkt?
Könnte es sein, frage ich, dass „Schmackes“ und Geschmack auch irgendwie verwandt sind? Nicht zu vergessen: Uns stehen fünf Sinne zur Verfügung, um die Welt wahrzunehmen. Natürlich sind es mehr als fünf. Für den Anfang aber genügen diese.
Genau genommen, ist ein Hieb (Schmackes) eine Art Vorantasten (zugegeben ein etwas aggressives) in die Welt. Doch das ist auch das „Schmecken“. Auch hier tastet man– in diesem Fall mit der Zunge – in der Welt voran. Oder?
Na, sehen Sie. Gerade schreibe ich das Wort „tasten“, was auf Deutsch mit „berühren“ zu tun hat. Dann denke ich: Auf Englisch aber benutzt man die gleiche Vokabel „taste“, bloß im Sinne von „schmecken“!
Was will ich damit sagen? Ganz klar: Das Tasten ist ebenso wie Schmackes ein Berühren. Heftiger zwar als das Berühren der Zunge, wenn dieses Organ in Kontakt mit Essbarem gerät, aber immerhin ein Berühren.
Noch dazu: Auf Englisch gibt es den Begriff „tongue lashing“. Man peitscht mit der Zunge auf jemanden ein. Das Opfer erhält sozusagen verbale Schmackes.
Ein tongue lashing kann sehr schlimm sein. Schlimmer ist es aber echte Schmackes zu kriegen. Davon könnte Jamal Kashoggi ein Lied singen…wenn er nur leben würde…
„Selbstverlag, ich wollte es testen und hatte keine Lust, bei den Agenten und Verlagen zu antichambrieren. So ist man motivierter…“
Ein Zitat von Wolfgang Chr. Goede…
… mutiger Schriftsteller und Journalist (er würde diese Berufsbezeichnungen andersrum anordnen, d.h.: Journalist und Schriftsteller). Vor kurzem hat er sein Erstlingswerk als Romanschriftsteller an den Tag gelegt: Alpha Deus. Und was für ein Erstlingswerk! Schade, dass der Nobelpreis für Literatur dieses Jahr zwecks diverser Schweinereien nicht verliehen wird. „Alpha Deus“ wäre mein Vorschlag ans Komitee.
Nochmals betont: Er hat’s gewagt, sein Buch im Selbstverlag zu verlegen! Mutig mutig (siehe obiges Zitat).
Goede (man denkt ja beinahe automatisch an Goethe) bezeichnet sein Buch als „Science Thriller“. Doch Vorsicht. Man bekommt leicht den falschen Eindruck. Außer, man wäre willens, auch George Orwells „1984“ als „Science Thriller“ zu etikettieren.
Tatsache ist: W. Goede hat nicht nur einen äußerst unterhaltsamen und spannenden (Science) Thriller geschrieben. Ihm ist es auch gelungen, mit allen Künsten der Wortzauberei, unserer heutigen Welt einen bösen Spiegel vorzuhalten, der vermittels feinster Ironie und eines haarscharfen Analysevermögens alle Pickel und Falten sichtbar macht.
Vom ersten bis zum letzten Wort dieses Buches legt der Autor seinen Schreibfinger auf die Wunde namens Dasein 2018, stets, wie wir auf Englisch sagen „with tongue in cheek“. Stellen Sie sich vor: Goede hockt vor der Tastatur und schmettert in die Tasten. Indes drückt er die ganze Zeit seine Zunge gegen seine Wange, ein Zeichen, dass er bewusst die satirischen und ironischen Nebenbedeutungen seines Stoffes genießt.
Ja, sein Buch ist irgendwie doch ein „Thriller“. Denn es ist immer spannend, und er zieht gekonnt alle Register, um die Absurdität der Politik, der Technologie und der Erbärmlichkeit des Privatlebens im Zeitalter der Info-Revolution unter die Lupe zu nehmen.
Ach du lieber! Nun fällt‘s mir ein! Ich habe bisher NIX über den Inhalt des Buches erzählt. Hier also in aller Kürze eine Zusammenfassung (vom Umschlagtext) – von W.G. selbst geschrieben:
„Die Weltfieberkurve steigt. Ressourcen werden knapp. Freibeuterei greift um sich. Die kolumbianische Journalistin Lisa Joana entdeckt eine Verschwörung. Der ominöse Technologisch-Informationelle-Komplex TIK will sich das reiche Kolumbinen unter den Nagel reißen. Dagegen schmiedet die mutige, jedoch von Zweifeln zerfressene Frau eine Allianz aus Guerilla, Mafia, internationalen Freiwilligenarmeen. Es eskaliert, ein Weltkrieg droht. Das digitale Superhirn Alpha Deus soll Frieden stiften, nur: Ein anderes fühlt sich zur Gottesmaschine berufen….“
Wenn Sie sich vorstellen, dass George Orwell dieses Buch geschrieben hätte, werden Sie gleich erkennen, was die Lektüre verspricht. Ach ja: Die Story spielt irgendwann mal in der Mitte des 21. Jahrhunderts, ein paar Jährchen also in der Zukunft. Das genaue Datum verrät er nicht.
Wie einleitend erwähnt: Goede hat sich bewusst entschlossen, aufs Antichambrieren bei den Agenten und Verlagen zu verzichten. Er selbst ist eindeutig der Mensch – und der Schriftsteller – des 21. Jahrhunderts. Aufpassen Hanser, Rowohlt, Fischer und Freunde. Neues Geschäftsmodell bald fällig! Denn Wolfgang Chr. Goede und andere, ähnliche Wegweiser zeigen es uns vor und könnten Euch gefährlich werden. Goede und Co. gehen eigene Wege…forsch und zu jedem Risiko bereit.
Mein Vorschlag: Lesen Sie dieses Buch selber. Sie werden verstehen, was ich hier meine…
Leser: Was ist mit Ihnen, Sprachbloggeur? Sie wirken so missmutig, so in sich gekehrt? Haben Sie uns nix Unterhaltsames zu erzählen?
Sprachbloggeur: Missmutig? Haben Sie „missmutig“ gesagt?
Leser: Jaaa…
Sprachbloggeur: Da fällt mir gerade zu diesem Wort etwas ein. Vor vielen Jahren – damals gab es weder PCs, Handys noch Digicameras – auch keine Amazon, Google etc. Damals brachte ich meine Filme in die Fotoabteilung von Hertie…
Leser: Entschuldigung, was ist Hertie?
Sprachbloggeur: Hertie war ein Warenhaus, aber man konnte weder online noch telefonisch bestellen. Man musste immer hingehen.
Leser: Das heißt, man hatte keine zweiwöchige Bedenkzeit, um etwas ohne Gründe einfach zurückzugeben bei voller Wiedererstattung des bezahlten Geldes.
Sprachbloggeur: So ist es. Es war eine gefährliche Zeit.
Leser: Wieso hieß der Laden „Hertie“? Komischer Name.
Sprachbloggeur: Ja, eine deutschsprachige Eigenart: eine Abkürzung für „Hermann Tietz“. Er war ein deutscher Unternehmer, der, weil er Jude war, enteignet wurde…bzw. dazu gezwungen wurde, den Laden unter Wert zu verkaufen. Komisch. In der dt. Sprache wird diese Art Kürzel gern gebraucht: Groko, Stasi, Gestapo…Als ich vor langer Zeit in Santa Barbara, Kalifornien lebte, gab es eine VW-Werkstatt mit dem Namen „Heli“. Der Besitzer war Deutscher und hieß Heinz Lichtenstein oder ähnlich. Im Englischen kürzen wir nicht so ab. Bei uns werden Anfangsbuchstaben verwendet – etwa FBI, CIA, POTUS (President of the United States). Auch „PJ“, so wie ich mich nenne. Ein Deutscher namens „Hans Josef“ würde sich eher „Hajo“ nennen.
Leser: Was hat all dies mit Ihrem Missmut zu tun?
Sprachbloggeur: Ach ja. Mein Missmut. Ich wollte aber zuerst etwas zu dem Wort „missmutig“ erzählen…oder?
Leser: Beinahe vergessen. Ihren Glossen sind oft ziemlich ungrade. Aber erzählen Sie weiter…
Sprachbloggeur: Wo war ich stehengeblieben?
Leser: Sie haben Ihre Filme zu Hertie gebracht…und glauben Sie ja nicht, dass wir so dumm sind, dass wir nicht wissen, was ein Film ist!
Sprachbloggeur: Genau. Ich habe meine Filme zu Hertie gebracht, um sie entwickeln und Abzüge machen zu lassen. Die Frau hinter der Theke war immer unfreundlich, und das hat mich geärgert…
Leser: Warum sind Sie nicht woanders hingegangen?
Sprachbloggeur: Gute Frage. Wohl eine Schwäche von mir. Ich wollte nicht glauben, dass diese Frau immer so bleiben würde. Ich habe gehofft, dass sie irgendwann mal nett werden würde.
Leser: Und?
Sprachbloggeur: Nein, sie beharrte auf ihre sture Unfreundlichkeit. Manchmal dachte ich: Vielleicht bin ich daran schuld, weil ich mit einem Akzent spreche oder meine Sätze nicht immer perfekt formuliere.
Leser: Kein Grund unfreundlich zu sein…
Sprachbloggeur: Die Zeiten waren damals anders. Jedenfalls: Einmal brachte ich einen Film zu ihr. Und schon wieder murrte sie. Doch diesmal war bei mir das Fass voll. „Warum sind Sie so missmutig?“ fragte ich streng. Woher ich dieses Wort damals kannte, weiß ich nicht mehr. Die Frau aber stockte und antwortete plötzlich ganz kleinlaut und stotternd: „Missmutig?“ Und siehe. Auf einmal wurde sie ganz höflich.
Leser: Und dann?
Sprachbloggeur: Leider hab ich sie nie wieder gesehen. Ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist. Hoffentlich nix Schlimmes.
Leser: Und warum sind Sie so missmutig, Herr Sprachbloggeur?
Sprachbloggeur: Das ist einfach zu beantworten: Ich bange um den Status quo und komme wegen der blinden Lügner überall nicht aus dem Staunen. Allmählich nehmen sie die Oberhand, und auch das ist gefährlich…
In eigener Sache: Auf Geheimmission die nächsten paar Wochen. Nächste Glosse, voller Häme und Liebe, erst Anfang Oktober!
Die letzten Wochen war ich oft in den Internetforen, die auf Handys spezialisiert sind.
Längst weiß jeder, dass „Handy“ kein Englisch ist. Im Englischen ist „Handy“ ausschließlich ein Adjektiv und bedeutet so etwas wie „praktisch“ (it’s a handy solution) und manchmal „fingerfertig“ (he’s very handy when it comes to fixing mobile phones). Noch ein Indiz, dass „Handy“ kein englisches Wort ist: die Form der Mehrzahl. Die müsste auf Englisch „handies“ lauten.
Widerwillig hab ich mir diese dt. Mehrzahlsschreibart angeeignet, ebenso wie ich es bei „Storys“ etc. tue. Miss Fitzpatrick, meine Lehrerin in der ersten und der dritten Klasse, würde, wüsste sie dass ich mir erlaube, „Storys“ zu schreiben, im Grabe toben.
„Aber, Miss Fitzpatrick, so schreiben es die Deutschen. Ich weiß, dank Ihnen, wie es im Englischen sein muss.“
„Dann musst du die Lümmel da drüben umerziehen, junger Mann! Ach! Was sag ich? Das schaffst du nie. Du warst immer viel zu brav, um dreist zu sein. Klug aber brav. Muss wohl ein anderer es tun.“
Aber zurück zu den Handys…
Meinen Sie auch, dass das Wort „Smartphone“ bereits etwas verstaubt klingt? Wer sagt noch „Smartphone“ außer Menschen ab 40? (Nebenbei: Haben Sie gewusst, dass „smart“ mit „Schmerz“ verwandt ist? Man sagt auf English: „Ow! That smarts!“ und meint, das tut weh).
Ja, die Handies (schon besser, Miss Fitzpatrick?). Meins hat in letzter Zeit angefangen, etwas zu schwächeln. Nicht weil es alt (Jahrgang 2013), sondern weil es ein Blackberry ist, dessen Operating System (OS10) Stück für Stück enteignet und entwertet wird. Als dann plötzlich eines Tages mein Q10 (bitte googeln, ein tolles Gerät!) alle Mails und Messages ins digitale Jenseits verschwinden ließ, hab ich die Botschaft kapiert: Zeit auf Apfel oder Android oder Google umzusteigen. Umso mehr notwendig, weil die Firma Blackberry angekündigt hat: Support fürs alte (großartige) OS wird am 1.1.20 endgültig eingestellt werden. Es ist wie den Termin einer Hinrichtung abwarten.
Diese Nachricht hab ich übrigens im Forum erfahren. Dort findet man sehr engagierte Leute, die eine ganz andere Art zu sprechen haben als man auf der Straße hört. Darüber hinaus duzen sich alle. „Funzen“ ist mein Lieblingswort in den Foren. Ich denke, es ist der Versuch, das engl. „function“ so genau wie möglich ins Deutsche zu übernehmen. Ist also bestimmt keine Verkürzung von „funktionieren“.
Ich mutmaße, dass die Leute im Forum, die diese Vokabel benutzen, fast ausschließlich männlich und ab 35 und bis 50 Jahre alt sind. Sie lungern in den Foren sicherlich seit einem Jahrzehnt rum. Einst klang diese Vokabel „funzen“ ganz bestimmt sehr zeitgenössisch. Inzwischen reihe ich es in die gleiche Kategorie wie „Smartphone“.
Ein ähnliches Schicksal ereilt übrigens das Kürzel „LOL“. Wird es im Deutschen oder nur im Englischen gebraucht? Ich weiß es nicht. Man findet es jedenfalls überall in den US Foren, in den amer. SMSen (text messages), Emails, Whatsapps, Tweets usw. Es steht für „laughing out loud“. Das hab ich lange nicht gewusst und gedacht, es bedeute „lots of luck“. Man hat mich deshalb ausgelacht. Egal. Ich verstehe immer noch nicht, wie man es gebraucht.
Was ich aber doch feststelle: LOL galt früher als eine Vokabel der „leading edge“-Internet-Jugendsprache. Heute sind es nur noch die 60-80jährigen Cybernauten, die es verwenden. Vielleicht auch ein paar 40jährige.
Da fällt mir auch die „emojis“ ein. Inzwischen findet man sie auf jedem Phone/Phon/Fon als Font. Chinesen lieben sie, weil sie so Chinesisch wirken. D.h.: ein Schriftbild als Ersatz für die Buchstabenschrift.
Aber wie lange werden diese putzigen Fratzen noch becircen?
Und wie lange wird man noch von „Selfies“ reden?
Nebenbei: Mein neues Phone/Phon/Fon ist wieder ein Blackberry. Diesmal ein Modell mit Android. Man marschiert halt mit der Zeit.
Nettes Gerät, aber ich muss noch rauszukriegen, wie das Ding funzt. Außerdem möchte ich endlich wissen, wie ich das Gerät zu nennen habe, wenn es bald mal kein Handy, Phone/Phon/oder Fon ist. Alles ist im Fluss…
Die letzten Wochen war ich oft in den Internetforen, die auf Handys spezialisiert sind.
Längst weiß jeder, dass „Handy“ kein Englisch ist. Im Englischen ist „Handy“ ausschließlich ein Adjektiv und bedeutet so etwas wie „praktisch“ (it’s a handy solution) und manchmal „fingerfertig“ (he’s very handy when it comes to fixing mobile phones). Noch ein Indiz, dass „Handy“ kein englisches Wort ist: die Form der Mehrzahl. Die müsste auf Englisch „handies“ lauten.
Widerwillig hab ich mir diese dt. Mehrzahlsschreibart angeeignet, ebenso wie ich es bei „Storys“ etc. tue. Miss Fitzpatrick, meine Lehrerin in der ersten und der dritten Klasse, würde, wüsste sie dass ich mir erlaube, „Storys“ zu schreiben, im Grabe toben.
„Aber, Miss Fitzpatrick, so schreiben es die Deutschen. Ich weiß, dank Ihnen, wie es im Englischen sein muss.“
„Dann musst du die Lümmel da drüben umerziehen, junger Mann! Ach! Was sag ich? Das schaffst du nie. Du warst immer viel zu brav, um dreist zu sein. Klug aber brav. Muss wohl ein anderer es tun.“
Aber zurück zu den Handys…
Meinen Sie auch, dass das Wort „Smartphone“ bereits etwas verstaubt klingt? Wer sagt noch „Smartphone“ außer Menschen ab 40? (Nebenbei: Haben Sie gewusst, dass „smart“ mit „Schmerz“ verwandt ist? Man sagt auf English: „Ow! That smarts!“ und meint, das tut weh).
Ja, die Handies (schon besser, Miss Fitzpatrick?). Meins hat in letzter Zeit angefangen, etwas zu schwächeln. Nicht weil es alt (Jahrgang 2013), sondern weil es ein Blackberry ist, dessen Operating System (OS10) Stück für Stück enteignet und entwertet wird. Als dann plötzlich eines Tages mein Q10 (bitte googeln, ein tolles Gerät!) alle Mails und Messages ins digitale Jenseits verschwinden ließ, hab ich die Botschaft kapiert: Zeit auf Apfel oder Android oder Google umzusteigen. Umso mehr notwendig, weil die Firma Blackberry angekündigt hat: Support fürs alte (großartige) OS wird am 1.1.20 endgültig eingestellt werden. Es ist wie den Termin einer Hinrichtung abwarten.
Diese Nachricht hab ich übrigens im Forum erfahren. Dort findet man sehr engagierte Leute, die eine ganz andere Art zu sprechen haben als man auf der Straße hört. Darüber hinaus duzen sich alle. „Funzen“ ist mein Lieblingswort in den Foren. Ich denke, es ist der Versuch, das engl. „function“ so genau wie möglich ins Deutsche zu übernehmen. Ist also bestimmt keine Verkürzung von „funktionieren“.
Ich mutmaße, dass die Leute im Forum, die diese Vokabel benutzen, fast ausschließlich männlich und ab 35 und bis 50 Jahre alt sind. Sie lungern in den Foren sicherlich seit einem Jahrzehnt rum. Einst klang diese Vokabel „funzen“ ganz bestimmt sehr zeitgenössisch. Inzwischen reihe ich es in die gleiche Kategorie wie „Smartphone“.
Ein ähnliches Schicksal ereilt übrigens das Kürzel „LOL“. Wird es im Deutschen oder nur im Englischen gebraucht? Ich weiß es nicht. Man findet es jedenfalls überall in den US Foren, in den amer. SMSen (text messages), Emails, Whatsapps, Tweets usw. Es steht für „laughing out loud“. Das hab ich lange nicht gewusst und gedacht, es bedeute „lots of luck“. Man hat mich deshalb ausgelacht. Egal. Ich verstehe immer noch nicht, wie man es gebraucht.
Was ich aber doch feststelle: LOL galt früher als eine Vokabel der „leading edge“-Internet-Jugendsprache. Heute sind es nur noch die 60-80jährigen Cybernauten, die es verwenden. Vielleicht auch ein paar 40jährige.
Da fällt mir auch die „emojis“ ein. Inzwischen findet man sie auf jedem Phone/Phon/Fon als Font. Chinesen lieben sie, weil sie so Chinesisch wirken. D.h.: ein Schriftbild als Ersatz für die Buchstabenschrift.
Aber wie lange werden diese putzigen Fratzen noch becircen?
Und wie lange wird man noch von „Selfies“ reden?
Nebenbei: Mein neues Phone/Phon/Fon ist wieder ein Blackberry. Diesmal ein Modell mit Android. Man marschiert halt mit der Zeit.
Nettes Gerät, aber ich muss noch rauszukriegen, wie das Ding funzt. Außerdem möchte ich endlich wissen, wie ich das Gerät zu nennen habe, wenn es bald mal kein Handy, Phone/Phon/oder Fon ist. Alles ist im Fluss…
Teufelchen: Ich hab’s!
Engelchen: Das sagst du immer, und du hast es nie.
Teufelchen: Mach dich nicht über mich lustig. Überheblichkeit ist auch keine Tugend, mein lieber.
Engelchen: Ich mach mich nicht über dich lustig. Ich weiß bloß, dass du, wenn du „Ich hab’s!“ sagst, jedes Mal ins Schlittern kommst. Ich will dir nur helfen.
Teufelchen: Helfen?! Immer willst du helfen. Das ist deine große Schwäche. Denn zu helfen bist du wirklich unfähig. Das weißt du selber. Ich hingegen habe eine Idee, die wirklich nützt.
Engelchen: Also, dann schieß los. Sag mir, wie du die da auf dem Spielglobus zu helfen vorhast. Glaub mir. Ich weiß, wie es um die da bestellt ist. Ich bin dort ebenso oft wie du.
Teufelchen: Vergebliche Liebesmühe. Denn du verstehst die Sprache nicht, und keiner versteht dein Larifari. Ich hingegen rede immer Klartext. Das kommt an.
Engelchen: Selbstlob stinkt.
Teufelchen: Immer willst du wehtun. So schlimm wie du war ich noch nie. Außerdem ist Klartextreden nicht mit Selbstlob zu vergleichen. Davon würdest auch du profitieren.
Engelchen: Von dir profitieren? Ach geh! Von dir profitiert man nie. Man hat nur Ärger, weiß man‘s aber nicht, bis es zu spät ist.
Teufelchen: Hör ich vielleicht ein bisschen Neid in den Nebentönen? Wäre nett, wenn du – so wie ich –dein Publikum ritzeratze zu erreichen verstündest. Aber nein. Du ziehst lieber über mich her. Schau dich mal a bisserl länger in den Spiegel an, du Sitzpinkler.
Engelchen: Immer wenn du nix Besseres zu sagen hast, langst du in den Schimpfkasten.
Teufelchen: Ich! Und wie nennst du das, was du mit mir machst?
Engelchen: Ich tu nur das, was dich vor dir selbst rettet. Und gib zu. Dann bist du dankbar, wenn ich dich aus der Patsche hole. Möchtest du ein paar Beispiele?
Teufelchen: Spar mir bitte die Details. Immer reißt du das Maul auf, wenn alles längst schiefgegangen ist. Soll ich dir ein paar Beispiele geben? Außerdem: Dank deinem Gelaber komm ich nicht dazu, dir endlich meine neue Idee zu sagen.
Engelchen: Ach beinahe vergessen. Sorry.
Teufelchen: Und wenn sie einschlägt, dann hab ich mehr für die da getan, als du jemals.
Engelchen: Also schieß los: Was hast du vor?
Teufelchen: Ich werde eine neue politische Bewegung gründen: die „Nachhaltigkeitspartei!“ Na? Gefällt’s dir?
Engelchen: „Nachhaltigkeit“? Was soll das bedeuten?
Teufelchen: Ich bringe denen bei, so zu wirtschaften, dass alles lange hält. Clever, gell?
Engelchen: Und was soll das bringen?
Teufelchen: Dann geht alles immerfort weiter, wie gehabt. Na, was sagst du dazu?
Engelchen: Du bist ein richtiges Teufelchen.
Vielleicht kennen Sie den Begriff „fake views“. Es reimt sich mit „fake news“ und beschreibt die Tätigkeit gewisser Firmen, die Sie – gegen Bezahlung – zu (u.a.) einem YouTube-Starauftritt verhelfen. Oder wenn aber nicht gerade zum Starrang Ihr Ranking wenigstens um einiges erhöht.
Kurzer Abstecher: Stellen Sie sich vor. Es ist 1993. Ihre Zeitmaschine erlaubt Ihnen Einblick in die Welt, wie sie in 25 Jahren aussehen wird. Während Ihrer Zeitreise kommen Sie auf diese Glosse und lesen obige Sätze. Meinen Sie, Sie wären als Mensch des späten 20. Jh. in der Lage zu verstehen, worum es in den obigen Sätzen geht? Und wenn wir heute eine Glosse, die in 25 Jahren erscheinen wird, ergeht es uns anders?
Genug der Metphysik und zurück zu den fake views.
In der New York Times erschien jüngst ein ausführlicher Artikel zu diesem Thema. Dort erfuhr ich, wie die Sache funktioniert, wenn man bei einer Webseite oder einem Twitter-, Instagram- oder Youtube-Konto den Eindruck erwecken möchte, dass die Seite Mengen von Hits, Besuchern usw. bekommt.
Wie schafft man es? Ganz simpel. 1.) „fake views“ googeln. Dort finden Sie die einschlägigen Seiten, die besagte „fake views“ (etwa: „getürkte Besuche“) verkaufen. Zum Beispiel: YTMonster oder QQTube... 2.) Kontaktieren, 3.) blechen…
Die NY Times führte ein Interview mit einem gewissen Martin Vassilev. Herr V. ist Kanadier. Er habe, so erklärte er, lange bei seinem Vater gewohnt und sein Taschengeld von der staatlicher Wohlfahrt erhalten, bis er eines Tages auf die Idee kam, fake views zu verkaufen. Das war im Jahr 2014. Innerhalb 18 Monate war er Besitzer eines BMW 328i und eines Eigenheims.
Er behauptet, er bekomme 150-200 Bestellungen täglich und verdiene…$30.000 monatlich.
Leider weiß ich nicht, ob das US oder CN Dollar sind.
Ja, liebe Lesende, man kommt in Versuchung. Ich meine nicht die Versuchung, fake views zu kaufen, sondern sie zu verkaufen!
Wer kauft sich diese fake views? Mr. Vassilev will selbstverständlich keine Namen nennen. Nur so viel verrät er: PR und Marketing Firmen sind dabei.
Und was tut eine Fake-View-Firma? Ganz easy. Sie erhöhen die Zahl der Treffer, indem sie positive Kommentare schreiben, „likes“ schenken usw. (Wäre vielleicht nützlich für den Verkauf meines neuen Buches, das sich bei Amazon arg vernachlässigt fühlt).
Der Artikel in der NYT war jedenfalls sehr umfangreich, und ich habe ihn deshalb nur überflogen. Ich glaube aber gelesen zu haben, dass es Schlupflöcher in den Gesetzen gibt, die einem wie M.V. ermöglicht, ganz legal fake views durch das WehWehWeh zu verstreuen.
Oder vielleicht hab ich gelesen, dass die Chose (abgesehen von den Schlupflöchern) nicht zulässig ist. Muss man selbst erforschen. Ich biete Ihnen hier lediglich die nötigen Hinweise, die eigene Forschung ermöglicht.
Rückblick: Noch heute höre ich den Nachrichtsprecher im Radio…
Wir schreiben das Jahr 1973, was inzwischen sehr lange her ist. Wer sich nicht auskennt: Es war eine Zeit, als jeder gern das eigene Gesicht in den Fernsehnachrichten entdeckte oder die eigene Stimme im Radio hörte – dies geschah hauptsächlich durch Straßeninterviews. Und das wussten die Sender.
Ich lebte damals in San Francisco und hörte eines Tages die Nachrichten.
Der Nachrichtensprecher erzählte, dass Andy Warhol gerade behauptet habe, dass jeder Mensch in den Vereinigten Staaten bis 1974 für fünfzehn Minuten berühmt sein würde.
Heute ist das mit den „Fünfzehn Minuten“ zum geflügelten Wort geworden. Allerdings ohne den Hinweis auf das Jahr 1974.
Mit fake views, liebe Lesende, bleibt die Aufmerksamkeit auf Sie noch länger als 15 Minuten. Dies könnte der Anfang einer tollen Karriere sein.
Die liebe Alina (Gott hab sie selig) hat mir mal den Unterschied zwischen „fliehen“ und „flüchten“ erklärt, weil ich diese Begriffe ständig durcheinanderbrachte. Wenn ich „fliehen“ meinte, habe ich stets „flüchten“ geschrieben.
Alina kannte den Unterschied sehr wohl. Sie war nämlich selbst mal Flüchtling gewesen. Komisch, auf Deutsch kann man „Flüchtlingin“ nicht sagen (auch nicht „Gästin“). Erst recht gibt es keine „FlüchtlingInnen“.
Geradezu passend, wenn man bedenkt, dass die meisten Flüchtlinge, die ab ca. 2014 in Richtung Europa zogen – dank der emsigen kriminellen Energie der Familie Assad in Syrien – weitgehend männlich waren.
Alina und ihre Mutter waren jedenfalls waschechte weibliche Flüchtlinge.
Wir schreiben das Jahr 1945, das heißt, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, eines Ereignisses, das ebenfalls von der emsigen kriminellen Energie – in diesem Fall eines Menschen mit Schnauze und seiner Anhänger – ausgelöst wurde.
Alina stammte aus Thorn, damals eine deutsche Stadt (Heimat des Kopernikus) in Ostpreußen. Heute ist Thorn polnisch. Deutsche und Polen liegen noch immer im Clinch, ob Kopernikus Deutsche oder Pole war. Als die Russen Thorn annäherten, flüchteten die Deutschen. Die Männer hatten Angst erschossen, die Frauen vergewaltigt zu werden.
Notabene: Im obigen Satz passt „flüchten“ gut. Mein persönliches Problem mit „flüchten“ und „fliehen“ lag wahrscheinlich daran, dass in meiner amerikanischen Muttersprache wir lediglich einen Begriff für beide Zustände kennen: „flee“.
Der „Flüchtling“ selbst heißt auf Englisch „refugee“, vom Lateinischen „refugare“. „Fugare bedeutet „vertreiben“, „in die Flucht schlagen“.
Neben „refugee“ kennt das Englisch auch „fugitive“. Letzeres hat allerdings einen anderen Sinn. Der „fugitive“ (meistens handelt es sich um Männer) beschreibt einen, der auf der Flucht vor dem Gesetz ist: weil er Verbrecher oder das Gesetz verbrecherisch ist. Z.B. Jean Valjean im Roman „Les Miserables“ von Victor Hugo.
Ganz nebenbei: Auch ich bin das Nachkommen von Flüchtlingen, womit ich „refugees“ und nicht „fugitives“ meine. Denn meine Familie wurde in der alten Heimat (d.h., im zaristischen Russland) verfolgt.
„Fliehen“ und „flüchten“ sind natürlich etymologisch mit „fliegen“ verwandt. Fliegen kann man, wie jeder weiß, auch ohne Flügeln. Das passiert, z.B., wenn einer in einer Kneipe randaliert und raus „fliegt“.
„Fugare“ – Stammvater des „refugee“, „fugitive” usw. – ist auch mit “Fuge” verwandt. J.S. Bach hat sehr viele Fugen geschrieben. Die eine Melodie ist auf der Flucht vor der anderen.
Und jetzt kommen wir zum „Migrant“(en). Dieses Wort kann man genau nach Geschlecht einteilen: Es gibt den „Migranten“ und die „Migrantin“. Alina und ihre Mutter waren aber keine Migranten, sondern waschechte Flüchtlinge.
Momentan, stell ich aber fest, dass die Medien diese zwei Begriffe ziemlich regelmäßig durcheinanderbringen.
Wie ist sonst zu erklären, dass die Menschen, die Europa momentan zu erreichen hoffen (meistens übers Mittelmeer), eigentlich nicht auf der Flucht (d.h., ums eigene Leben zu retten), sondern auf der Suche (nach einem besseren Leben) sind? Trotzdem werden sie oft als „Flüchtlinge“ bezeichnet.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Auch ich würde wahrscheinlich in ein undichtes Schlauchboot einsteigen, wenn ich in einem der vielen korrupten Ländern lebte, wie es davon momentan in Afrika scheinbar sehr viele gibt. Vielleicht erzähle ich ein anderes Mal über Ibrahim aus Dakar…
Nun, liebe Leser: sind wir wenigstens im Klaren über den Unterschied zwischen „Flüchtling“ und „Migrant“. Nächste Schritt: eine Lösung für ein sehr ernstes Problem zu finden, das mit den Migranten meine ich. Ich fange an: Wie wäre es mit neuen Gesetzen für die legale Immigration und zeitgleich für die Unterbindung der illegalen Immigration?
Und Sie, was meinen Sie?
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