Wahrscheinlich wissen es schon alle. Denn die spannendsten Nachrichtenmeldungen grassieren wie die Masern. Die Nachrichtenagenturen schielen gierig auf den Ticker, um Köstliches endlich übermittelt zu bekommen.
Ich geh davon aus, dass die – seriösen – Zeitungen bzw. Online-Portale gutes Geld ausgeben nur deshalb, um Ihnen und mir mit so einer aufregenden Story wie die folgende zu fesseln. Mehr Leser, mehr Werbung. Money money money.
Es geht um die Schlangen. Nein, diesmal nicht darum, dass sie wie die Bienen und die Schmetterlinge und die Nashörner vom Aussterben bedroht sind, sondern darum, dass jährlich 138.000 Menschen – weltweit – an Schlangenbissen sterben. Im Ernst.
Stellen Sie sich vor: Wenn es ca. acht Milliarden (oder sind es noch immer sieben?) gäbe, dann stürben eines derartig grausamen Todes nach zehn Jahren schon 1.380.000 Menschen. Nach hundert Jahren wären es 13.800.000 usw. Die Zeit ist geduldig. Langfristig sieht es für uns Menschen nicht gut aus.
Noch schlimmer: Man darf die windigen Biester nicht mehr einfach totmachen. Denn sie sind wohl vorteilhaft für die Natur (außer in den US-Bundesstaat Florida, wo die Würgeschlangen nicht heimisch sind und sich wie die Ratten vermehren, wobei sie auch Bello und Fluffi mit großem Appetit ver-schling-en).
Nebenbei: Falls Sie sich eingebildet haben, dass es Schlangen gibt wie den Sand am Meer…sorry, es ist nicht so. Deshalb muss man das mit den Schlangenbissen irgendwie hinnehmen.
Außerdem: Das mit dem Sand am Meer ist auch ein Mythos. Fakt ist: Der Sand am Meer ist ebenso bedroht wie die Bienen, die Schmetterlinge und die Nashörner und evtl. die Schlangen. Und zwar deshalb, weil die Menschen davon zu sehr bedient haben, um Straßen, Flughäfen, Häuser und heimliche Angriffstunnel zu konstruieren.
Das sind freilich düstere Prospekte. Doch letztendlich war ich schon immer ein kurzfristiger Pessimist und langfristiger Optimist.
Wie komme ich darauf, über Schlangen etc. zu erzählen? Eigentlich hat mich heute ein ganz anderes Thema interessiert, und zwar die Tatsache, dass die letzte Staffel von „Game of Thrones“ uns bevorsteht. Oder war sie schon? Manchmal bin ich schlecht informiert. Fest steht jedenfalls: Momentan sind die Medien voll mit Storys darüber.
Ganz ehrlich: Ich habe noch nie eine Folge dieser Serie geglotzt…keine einzige. Ich schaue überhaupt nicht fern. Ich weiß nicht einmal, worum es geht. Ich hoffe, Sie werden mich, wenn ich mich so oute, noch als Menschen ernst nehmen. Ich sehe nur ab und zu in den Medien Bilder von Menschen, die wohl Figuren aus dieser Serie sind. Sie tragen Fantasieuniforme wie aus Krieg der Sterne oder Superman-Heften. Und sie sehen toll aus: die Männer und die Frauen – als kämen sie gerade vom Fitnessstudio und darüber hinaus eine Ewige-Jugend-Tablette geschluckt haben.
Was macht der Sprachbloggeur mit seiner Zeit, fragen Sie sich vielleicht, wenn er nicht fernsieht? Ich lese zum Beispiel Bücher. Momentan sind es Kurzgeschichten von Isabela Allende, eine Sammlung mit dem Titel „Los Cuentos de Eva Luna“, die „Erzählungen von Eva Luna“. Ja, ich lese das Buch auf Spanisch, weil ich als Sprachidiot gerne in Fremdsprachen lese.
Die Story, die ich gerade angefangen habe, erzählt von Indios, die so tief im Wald leben, dass sie nie die Sonne oder den Himmel zu sehen bekommen – außer wenn ein Baum kaputtgeht und von allein umfällt.
Im Wald leben auch Schlangen, giftige Schlangen. Doch die Indios meckern nicht deshalb. Gefährlich für diese Indios sind lediglich die Menschen, die in den Wald drängen, um dort die Bäume abzuholzen und sonst alles kaputtzumachen.
Wäre ich ein Podcast und kein Bloggeur, dann hätten Sie gerade einige „Sound bites“ von mir über dies und jenes gehört. Ha! He! Von den Schlangenbissen zu den „Sound bites“, den „Geräuschbissen“. Nettes Bild. Oder? Meistens aber dienen die Sound bites dem selben Zweck wie die Schlangenbisse: Eine Info-Firma will Ihre Aufmerksamkeit einfangen, damit Sie von der umliegenden Werbung sachte umlullt werden, damit Sie etwas kaufen… Denn wenn Sie etwas kaufen, geht die Welt irgendwie doch nicht unter.
Keine Ahnung, was ich damit sagen will. Heute alles nur unausgegorene Gedankenfetzen eines traumbesessenen Schriftstellerhirns.
Add new comment