Mein Handy-Dienstleistender „Blau“ versicherte, ich werde nach voraussichtlich einer Minute Wartezeit telefonisch bedient werden. Nach 17 Minuten an der Strippe legte ich endlich auf. Vielleicht wurde ich bestraft, weil ich der einlullenden Stimme, die mich aufforderte, das Gespräch aufzeichnen zu lassen, nicht gefolgt bin.
„Blau“ brauche die Aufzeichnungen für Trainingszwecke, hieß es. Ja, liebe Lesende, so sieht im Info-Zeitalter die Kommunikation aus.
Ärgerlich, umso mehr, weil heute mein Handy-Dienstleistender nicht einmal mein Thema ist.
Vielmehr will ich über Helmuth den anonymen Hacker berichten. So ganz anonym ist er auch wiederum nicht. Seine Email-Adresse lautet helmuth_754@rr.anonymer-hacker.ga. Falls Ihnen das Domain “.ga” unbekannt ist: Es ist steht für „Gabun“. Ähmmm. Das ist in Afrika.
Vielleicht ist das bei den Hackern üblich, eine Email-Adresse aus Gabun zu haben. Müsste ich mal fragen.
Und nun ein paar Zitate mit dem Wesentlichsten:
„LETZTE WARNUNG pjb@sprachbloggeur.de!“
So steht es am Anfang. Und bald klingt es wie aus einem US-Gangster-Film der 1930er Jahre: „Weil Sie mich nicht pünktlich bezahlt haben, müssen Sie jetzt doppelt so viel bezahlen!“
Folgende Erklärung für den unhöflichen Ton gibt Helmuth an:
„Mein Programm hat Ihre Kamera eingeschaltet und den Prozess Ihrer Masturbation aufgezeichnet. Meine Software hat auch alle Ihre E-Mail-Kontaktlisten und eine Liste Ihrer Freunde auf Facebook heruntergeladen.“
Und dann - wieder Gangsterstil: „Sie können die Polizei besuchen, aber niemand wird Ihnen helfen. Ich lebe nicht in Ihrem Land. Ich habe diese Nachricht in Ihre Sprache übersetzt, damit Sie sie verstehen können.“ Notabene: Das Deutsch ist ausgezeichnet. Nicht einmal ein Kommafehler. Lässt denken, Helmuth habe in Deutschland die Schulbank gedrückt.
Und jetzt wird's ernst:
„Ich gebe Ihnen die letzten 72 Stunden, um die Zahlung zu tätigen, bevor ich ein Video mit Ihrer Masturbation an alle Ihre Freunde schicke.“ Und dann das Schönste: „Sie sind sehr pervers!“
Wie viel Geld will Helmuth a.H.? „Senden Sie sofort 2000 EUR an diese Bitcoin-Adresse: 3AyA829AyvESbzGwUGPEoTbgmNRydvjSvQ“
Ganz ehrlich: Ich hab Helmuth nix geschickt. Wem er sympathisch ist, kann ihn jederzeit mittels einer Überweisung unter den Arm nehmen. Selbstverständlich in Bitcoin. Aber noch ein schöner „Touch“ aus seiner Film-noir-Parodie:
„Versuchen Sie nicht, mich zu betrügen! Sobald Sie diese E-Mail öffnen, werde ich wissen, dass Sie sie geöffnet haben.“
Und damit hab ich Ihnen das Schönste aus der Mail von Helmuth dem anonymen Hacker mitgeteilt. Aber wer ist dieser Mensch eigentlich? Die Sprache ist so flapsig ernst, man ahnt zwangsläufig einen jungen Menschen (männlichen Geschlechts). Man will ihm vielleicht eine X-Box schenken, weil er dieses Jahr wahrscheinlich zu Weihnachten leer ausging. Und dann überlege ich: Schaut er sich – wie viele Jugendliche heute – gern Pornos an?
Wahrscheinlich schon und müsste sich wohl deshalb eigentlich selbst aus den oben erwähnten Gründen Erpressermails schicken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er eine Freundin hat.
Komisch, dass heutzutage so viele junge Menschen regelmäßig Pornos konsumieren.
Haben Sie gewusst, dass der ursprüngliche Sinn der Pornographie war – und zwar seit der Antike –, alten Männern mittels anzüglicher Bilder und Texte den Lebensabend zu versüßen? Das weiß kaum einer mehr.
Kennen Sie folgenden Witz? Ein 78jähriger Mann sitzt an der Bar. Eine attraktive junge Frau flirtet mit ihm und setzt sich anschließend zu ihm. „Für 100 Euro tu ich mit dir alles, was du mir in drei Worten mitteilen kannst“, sagt sie. Der Mann holt sein Portemonnaie aus der Tasche und legt der Frau 100 Euro in die Hand und sagt: „Meine Wohnung streichen.“
Viel Spaß mit Deinem X-Box, Helmuth, und bitte, nicht zu viele Schmuddelfilme anschauen. Sie bringen dich auf dumme Ideen.
Ach, jetzt muss ich „Blau“ wieder anrufen. Bähh. Ich glaube, ich werde kündigen.
170 Menschenjahre stehen an der Haustür. Frau F. will rein ins Haus; Frau S. will naus auf die Straße. Beide sind Rollatorfahrerinnen, und die Tür ist nicht breit. Es muss was geschehen.
In dem Augenblick ist mein Gespräch mit Frau F. ohnehin zu Ende. „Koana hod Zeit fiar mi“, hatte sie geklagt.
Was heißt „klagen“. Sie hat recht. Sie erleidet das Schicksal vieler alter Menschen: Frau F. ist einsam. Mann tot. Bekannte und Freundinnen tot. Wer noch lebt, hat meistens zu tun. Keiner hat Zeit mit ihr zu tratschen.
Genauer gesagt: Keiner interessiert sich für sie. Das ist die schreckliche Wahrheit. Jüngere Menschen finden sie… tja…langweilig. Mit ihr hat man keine gemeinsamen Themen.
Ja, so ist es – für viele, wenn niemand mehr da ist von früher.
Ja, sog amoi! Worüber hat man dann die vielen Jahre mit den anderen geredet? Über Gemeinsamkeiten natürlich! Über Sport, Politik, die Liebe, die Arbeit, die Hobbys, über die anderen, d.h., über die gemeinsamen Bekannten lästern, etc.
Mit mir ratscht Frau F., z.B., übers Altwerden, übers Wetter, oder sie tratscht doch mal gern ein bisschen über die Nachbarn. „Mit Eahna kon i no redn“, sagt sie. Stimmt auch…zumindest für 10-15 Minuten, eine Zeitspanne, die uns beiden zu reichen scheint.
So stehen wir, wie oben erklärt, an der Tür, als plötzlich Frau S. erscheint. „A guts naijes!“ ruft sie mir fröhlich zu. Auch mit Frau S. unterhalte ich mich manchmal. Selbe Themen wie mit Frau F.? Nein, nicht ganz. Sie klagt nie.
„Woj‘n Sie raus?“ fragt Frau F. Frau S.
„Ja, i woi naus“, antwortet sie und meint natürlich: „Aus dem Weg!“
Halt! Bei diesem Austausch fällt mir auch Sprachforscherisches ein. Beide sind nämlich alte Bayerinnen. Beide reden ausschließlich ihre bairische Muttersprache, aber die eine sagt „raus“, die andere „naus“? Wieso?
Die Frage hab ich den Damen nicht gestellt. Vielmehr hat’s mich interessiert, die zwei alten Damen zu betrachten, beide einsam, beide seit mindestens 50 Jahren Nachbarinnen, die sich noch immer siezen und nie auf die Idee kamen – trotz der Einsamkeit –, miteinander etwas zu unternehmen. Kaffee trinken oder so was.
Sie waren wohl nie befreundet. Stets einander fremd, zwei Sterne im Himmel, die schon immer nahe beieinander waren – aber von unterschiedlichen Planeten umkreist.
Was soll ich davon halten?
Nebenbei: Das mit „naus“ und „raus“ hat eine einfache Erklärung: Die Damen reden halt verschiedene Dialekte. Zwei alte Damen, die in verschiedenen Kreisen verkehrten, zwei Dialekte aus verschiedenen Sprechräumen…
Wie zum Beispiel Schos (d.h. „Schorsch“). Er war ein geborener Oberbayer und zog kurz nach dem Krieg (damit meine ich, liebe junge Lesende, den 2. Weltkrieg 1939-1945) nach Niederbayern. Die Einheimischen (Hoamische) haben ihn zeit seines Lebens als Zugeroasten erachtet, weil er ein anderes Bairisch redete. Jetzt hab ich vergessen. Ich glaube, man sagt in Niederbayern die „Mili“, in Oberbayern die „Moich“. Oder ist es umgekehrt?
Oder einmal beim Schützenverein hat ein Jungschützer gesagt: „I geh rauf“.
„Na na, naufi gehst du! Red Boarisch, du Lumperte! “ korrigierte P.
Immer die Details. Klein sind sie, aber sie haben‘s in sich.
Schon wieder jene Jahreszeit, wo man mit dem Alten Schluss macht, um freiwillig und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Man will sich am ersten Januar des neuen Jahres (in diesem Fall, liebe Historiker, ist die Rede vom Jahr 2019) sauber fühlen, als wäre der letzte Dezembertag des alten Jahres ein Tag, auf dem man sich bedeutungsschwer in die Badewanne begibt, um danach frisch und „squeaky clean“ auszusteigen, um in den neuen Tag hineinzumarschieren.
Frisch ins neue Jahr.
Manchen aber wird es leider nicht so ergehen. Sie werden ebenso schmutzig und vermodert ins neue Jahr starten wie sie das alte Jahr beendet haben.
Das gilt auch für manche, die sich am 31. Dezember extralange in der Badewanne einweichten, in der Hoffnung sauber zu werden. Sauber wurde denen nur die Haut, nicht das Herz.
Falls man nicht zu ihnen zählt, hat man wahrlich das Recht dankbar zu sein, auch wenn man (wie ich) sonst genügend Macken hat.
Und daher – wie so oft in der Vergangenheit – gebe ich auch dieses Jahr meine Liste der Gründe wieder, dankbar zu sein. Notabene: Ich habe diese Liste zwar in der ersten Person, in der „Ich“-Form also, geschrieben; sie gilt selbstverständlich nicht nur für mich. Es lohnt sich, sie stets laut vorzutragen:
Ich bin dankbar, dass ich kein Diktator bin, der friedliche Kritik über seinen Führungsstil nicht duldet und deshalb sein Land in eine unsägliche Katastrophe katapultiert, die hunderte von Tausenden Toten kostet und Millionen ins Unglück schickt.
Ich bin dankbar, dass ich nicht einer seiner Handlanger bin, der sich aus purem Opportunismus zu großen Verbrechen hat animieren lassen.
Ich bin dankbar, dass ich kein Anhänger einer mörderischen Ideologie bin, die das Leiden anderer als Tugend deutet.
Ich bin dankbar, dass ich noch nie auf die Idee gekommen bin, die Schwächsten zu ruinieren, indem ich mich als Enkel, Sohn, Freund, Polizist, Handwerker oder Krankenschwester ausgebe und sie dann mit Lügen ausnehme, nur damit ich mir ein kitschiges Haus bauen und sonstige Fantasiesymbole des Erfolgs raffen kann.
Ich bin dankbar, dass ich noch nie wie eine menschliche Stechmücke das Haus eines anderen in einen Selbstbedienungsladen verwandelt habe.
Ich bin dankbar, dass ich keine politische Führungskraft bin, dessen Ego wichtiger ist als Ihr Leben.
Ich bin dankbar, dass ich die Welt nicht als Schachbrett betrachte und mir Strategien ausdenke, das Spiel zu gewinnen, koste, was es wolle.
Ich bin dankbar, dass ich kein Spammer bin, der Ihr Haus zerstört, um meins einzurichten.
Ich bin dankbar, dass ich noch nie auf die Idee gekommen bin, eine(n) andere(n) zu animieren, sich in die Luft zu sprengen.
Ach, diese Liste lässt sich um einige Stellplätze verlängern. Aber Sie verstehen, worauf ich hinauswill.
In diesem Sinn, liebe Lesende, seien Sie dankbar, keiner der oben Erwähnten zu sein. Und falls Sie doch zu ihnen zählen, folgender Rat: Ziehen Sie sogleich die Bremse. Es ist nie zu spät, in den Genuss folgende aufrichtige Wünsche für ein gesundes, gutes, glückliches und erfolgreiches neues Jahr zu kommen.
Einmal wollte ich ein bisschen angeben. Ich sagte zu Boris, so heißt der sehr sympathische russische Mitarbeiter bei unserem Hausmeisterdienst: „Strasvuiztje! kak idjot?“ Zu Deutsch: Hallo! Wie geht’s?
Boris lachte und nickte freundlich wie immer mit dem Kopf, weil er ein freundlicher Mensch ist: „Sspassibo, charascho.“ Also, Danke, gut.
Ende der Geschichte? Nein, erst der Anfang.
Erstens: Der Mann, den ich „Bo-riss“ nenne (Betonung aufs „Bo“) heißt in Wirklichkeit „Ba-riess“ (Betonung auf dem „riess“).
Zweitens: In Wirklichkeit habe ich Ba-riess nicht um sein Befinden gefragt. Ich habe in etwa gesagt: „Hallo! Was für ein Dummkopf!“. Weshalb mir Ba-riess nun prompt ein bisschen russischen Sprachunterricht erteilte.
„Sie müssen ‚kak iddjOTT‘ sagen“, lachte er. „‚Kak idjOT‘… bedeutet“, und nun lachte er noch heftiger und zeigte auf seinen Kopf, während er Kopf und Augen etwas wirr drehte. Ich hab die Botschaft verstanden.
Ja, so ist es mit den Fremdsprachen. Überall lauern die Fettnäpfe und warten auf den ahnungslosen Fehltreter.
Anderes Beispiel: Das ungarische Wort „szar“ (sprich „ssorr“) bedeutet „Scheiße“. Das Ungarische verfügt über einen reichen Wortschatz der Unanständigkeiten. So sagt man, z.B.: „Nyakig ül a szarban“ (sprich: njokkig üll o szorrbonn). Zu Deutsch: „Er sitzt (ül) bis zum Hals (nyakig) in der Scheiße (szarban).
Es gibt aber im Ungarischen ein anderes Wort, „szár“, das „Halm“, „Stiel“, „Stängel“ bedeutet. Letzteres wird allerdings lang gesprochen (etwa: „ssaaar“). Wer „szár“ meint, darf sich nicht zum Idioten machen.
Ja, liebe Lesende. Wenn Sie wie ein Muttersprachler reden wollen, lernen Sie zwischen „kurz“ und „lang“ zu unterscheiden. Kurze Regel lange Tragweite.
Mein Jugendfreund B., Amerikaner wie ich, bestellte mal im Restaurant in Paris Kaninchen. Das französische Wort lautet „lapin“ und klingt wie „la-pä‘“ mit einer nasalen Endung, die man im Deutschen nicht mit Buchstaben darzustellen vermag. B. las direkt von der Speisekarte ab und teilte – ohne jegliche Französischkenntnisse – dem Kellner mit, er möchte „lapine“ (sprich „la-pien“), eine Vokabel, die es im Französischen nicht gibt, dafür aber etwas Ähnliches, „la pine“, was „der Penis“ ausdrückt. Ja, alle haben gelacht – nur Barry nicht.
Es muss aber nicht immer drastisch sein. Für Amerikaner, wenn wir uns ans Deutsche wagen, kann das mit der Vokallänge wirklich ein Stolperdraht sein. „Stadt“ und „Staat“, zum Beispiel. Ich weiß nicht, warum es so ist, aber wir Amerikaner ziehen es vor, beide kurz auszusprechen. Zugegeben alles nur halb so tragisch wie das mit szar und szár oder lapin und la pine. Dennoch: eine Stadt ist kein Staat (zumindest meistens nicht).
Vielleicht würde es helfen, wenn wir Amis Bairisch statt Deutsch lernten. Kurzes „A“ auf Bairisch ist nämlich ein „o“. Stott und Staat, wie „szar“ und „szár“, was auch helfen würde, um Ungarisch zu lernen. Nur ein Gedanke.
Sie sehen, wie einfach es ist, wie eine Muttersprache reden zu lernen. „Iren sind menschlich“, heißt es.
Oder Folgendes: Sie möchten, dass ich Ihren englischen Text korrigiere…
„Wie war mein Text?“ fragen Sie.
„Na ja,“ sage ich, „Er war etwas zu lang. Ich musste ihn radikal strafen.“
Wegen eines Wortes verlier ich schnell an Autorität! Ist mir immer wieder passiert.
Obacht bei den Vokalen. Sonst sitzen auch Sie mit Sicherheit bis zum Hals im Stängel.
Hallo rriederrs ov sa Sprachbloggeur. Tudaj vie b’ginn siss piess in Ienglisch. Yes?
Etc. etc. etc. Nein doch lieber Deutsch. Oder wenn schon English, dann vielleicht: how y’all doin. Whatcha say we do this un in English…etc. etc.
Ääm, worauf will er hinaus, der Sprachbloggeur?
Es geht um Folgendes: Letzte Woche hab ich irgendwo einen Artikel darüber gelesen, dass der Unterricht auf irgendwelcher dt. Uni oder Hochschule fortan auf Englisch stattfindet.
Ich war über diese Nachricht nicht erfreut, und zwar aus rein egoistischen Gründen: Ich bin nämlich Sprachpurist und mag nicht, wenn meine Muttersprache unnötigerweise verhunzt wird.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Es gibt wirklich sehr viele Deutsche, die ein exzellentes Englisch an den Tag legen. Vergleichen Sie diese Leistung mit der der Amerikaner, wenn sie überhaupt eine Zweitsprache können (außer diese Zweitsprache die eigentliche Muttersprache ist – z.B. unter hispanischen Menschen).
Glauben Sie mir. Ich hab Erfahrungen mit Menschen gemacht, die Englisch schreiben und keine Muttersprachler sind. Denn beinahe täglich überarbeite ich solche Texte für meine Frau, die Redakteurin ist für eine solche Fachzeitschrift.
Beispiel: „It can be obtained that the comprehensive mechanical property of sample L4 was the best, Table 3, but the content of Mg out of the content range of ADC12 aluminum alloy.” Alles klar? Ich werde Ihnen etwas verraten: Nein, alles ist nicht klar, und ich persönlich hab keine Ahnung, was der Autor, in diesem Fall ein Chinese, sagen will.
Die Texte, die ich überarbeite, werden übrigens von Chinesen, Indern, Türken, Deutschen etc. geschrieben. Was ihr Fachwissen betrifft, sind alle klasse. Nur haben viele dieser Wissenschaftler beim Englischunterricht wohl geschlafen oder sind auf die Toilette gegangen, um eine Zigarette oder ein Joint zu rauchen. Es gibt freilich Ausnahmen, Menschen, die ein sehr gutes Englisch können. Doch keiner schreibt meine Muttersprache absolut fehlerfrei…
…was normal ist! Schauen Sie mich an! Auch ich schreib in der Fremdsprache. Und das merken Sie manchmal sehr.
Aber zurück zum Artikel, den ich neulich gelesen habe. Ich war neugierig, ob dies stimmte und hab den Sohn eines alten Freunds, einen Studenten an der TU München, gefragt. Er hat’s mir bestätigt: Auf der Magisterebene – Verzeihung – auf the Master’s level – findet der Unterricht auf der TU auf Englisch statt.
„Das kann nicht gut gehen“, sagte ich dem Sohn meines Freunds. „Was ist, wenn der Professor selbst imperfekte Kenntnisse des Englischen hat?“
Keine Antwort von meinem Gegenüber: Er hat lediglich mit den Achseln gezuckt.
Nebenbei: Ich hab selbst zwei Jahre auf einer dt. Hochschule gearbeitet, wo die Unterrichtssprache Englisch war. Und ehrlich gesagt: Das Englisch mancher Profs hat nicht brilliert, was auch für viele Studenten** galt. Meine damalige Aufgabe war übrigens, Nichtmuttersprachler-Studenten** (äähm, Studierenden) beizubringen, englischsprachige journalistische Texte zu schreiben. Ich stellte allerdings bald fest, dass die meisten von ihnen nicht mal in der Lage waren, einfaches Englisch einwandfrei zu schreiben. Typische Fehler: Zeiten, Artikel und ein begrenzter Wortschatz.
Aus diesem Grund hab ich den Kurs eigenhändig umgekrempelt und den Studierenden** bread and butter (sprich: basic) Grammatik beigebracht.
Ehrlich gesagt: Ich mach mir Sorgen um die Zukunft der engl. Sprache…
…gerade deshalb, weil Englisch (genauer gesagt, das amer. Englisch) das Latein der Gegenwart ist. Wir wissen alle, was passierte, als im späten Römerzeit das Lateinische von diversen Völkern zur Umgangssprache wurde. Jeder sprach es anders, bis sie sich gegenseitig nicht mehr verstand. Der eine nannte seine Sprache folglich Italiano, der andere Español, der dritte Français usw.
Nebenbei: Als ich vor etlichen Jahren Altphilologie in den USA studierte, mussten wir noch Deutsch lernen, weil…stellen Sie sich vor: viele Fachzeitschriften auf Deutsch erschienen! Fremdsprachen lesen zu lernen, wäre auch heute eine Lösung, anstatt schlechtes Englisch schreiben zu müssen.
Oder…eine andere…gewagte…Lösung: Alle Fachschriften sollten auf Esperanto erscheinen! Tio estus bela! Das wäre schön, gell?
Ist Google männlich oder weiblich?
Wahrscheinlich haben Sie sich über diese Frage nie Gedanken gemacht. Ich auch nicht, bis ich neulich jemandem (bzw. „jemandin“) sagte, „Ich werde Onkel Google fragen.“
„Wieso ‚Onkel‘ Google. Vielleicht ist es ‚Tante‘ Google?“
Sie hatte recht. Ein alter Freund (nicht Freundin) sagt immer: „Weiß nur die Göttin“.
Aber halt. Das mit den Genderkriegen ist heute nicht mein Thema und fällt mir nur deshalb ein, weil ich mich heute bei YouTube (notabene ein Google-Produkt) eingeklinkt hatte.
Das tue ich übrigens öfters in letzter Zeit, weil ich mich momentan für Diverses interessiere, was ich dort in Fülle vorfinde. Zum Beispiel Videos übers Baglamas-Spielen. Notabene: Ich meine das griechische Instrument, das aussieht wie eine kleine Bouzouki und nicht das türkische Baglama, das etwa so groß ist wie eine Bouzouki. All diese Instrumente sind freilich schön – und letztendlich ähneln sich die beiden Musikrichtungen ohnehin, so wie sich griechischer und türkischer Kaffee ähneln.
Außerdem schau ich mir in letzter Zeit gern Videos über die ungarische Sprache (magyar nyelv) und Videos über mikrotonale Musik an.
Yepp, bei Tante Google, bzw. YouTube, findet man alles, was das Herz begehrt, aber auch Dinge, wonach man nicht gesucht hat. Das liegt daran, dass Tante Google auf der YouTube-Startseite gern Videos vorschlägt, die nix mit den eigenen Interessen zu tun haben. Nur so kam ich zu den toten Vögeln, die man in den Haag entdeckt hat. Sie fielen (aber wann?) regelrecht vom Himmel runter wie Hagel oder wie die Katzen und Hunde der engl. Redewendung „it’s raining cats and dogs“.
Was ich über diesen Totenvogelregen in den Haag erfuhr, entstammt einem Video, das eines Tages einfach da auf der Startseite von YouTube war. Einfach da.
Der Titel lautete wie folgt: “Hundreds of Birds Fall From the Sky During 5G Test in The Netherlands”
Stößt man auf so einen Aufhänger, wird man neugierig, oder? Vor allem, weil man in letzter Zeit in den Medien viel über die Lizenzen für diese neuen Hochgeschwindigkeitsphonefrequenzen erfährt. Man kann davon ausgehen, dass diese schnellen Frequenzen bald überall erhältlich sein werden wie heute 4G, LTE und wie sie alle heißen. Aber die toten Vögel?
Besagtes Video war, wie der Titel vermuten lässt, auf Englisch, und der Sprecher redete amerikanisch. Genauer gesagt, er klang wie ein Amerikaner aus den Südstaaten. Während vier Minuten berichtete er nüchternneutral über ein seltsames Vogelsterben, das ausgerechnet über einem Park in den Haag stattfand, und zwar, da, wo man dabei war, ein 5G-Mast zu testen. Viele hübsche Bilder von toten Vögeln waren im Video zu sehen. Womöglich waren es Spatzen. Die gleichen Bilder wurden allerdings wiederholt eingespielt.
Natürlich habe ich mich als kritisch denkender Mensch gefragt: Woher stammt dieses Video. Es war, wie ich bald erfuhr, ein Produkt der „NWO“. „NWO“? Das steht für „new world order“. Riechen Sie den Braten schon?
Daraufhin googelte ich Stichwort „dead birds – 5G“. Und siehe da! Tante Google zeigte mir mehrere Seiten, die solche Texte über 5G und tote Vögel zum Inhalt hatten. Zum Beispiel aus der „epochtimes“, oder aus dem, „forum-gigaherz“, aus der „deutschelobbyinfo“ etc.
Mich hat nur gewundert, dass ich zu diesem Thema nix in den – sagen wir…“konventionellen“ – Medien hab finden können.
Nein, stimmt nicht: „Zeit-Online“ stand unter den Suchergebnissen. Bloß, der Begriff „Vogelsterben“ wurde durchstrichen! Ja, und dann hab ich einen Hinweis bei einem ZDF-Heute-Tweet entdeckt. Fehlanzeige. Was ich dort zum Thema vorfand, stammte nicht vom ZDF, sondern von einem Tweeter.
Riechen Sie den Braten schon?
Ich auch, und es macht mich bange, womit ich nicht das Vogelsterben durch 5G meine, worüber Tante Google wertfrei hat berichten lassen.
Hallo Houston, wir haben ein Problem…
Ist Google männlich oder weiblich?
Wahrscheinlich haben Sie sich über diese Frage nie Gedanken gemacht. Ich auch nicht, bis ich neulich jemandem (bzw. „jemandin“) sagte, „Ich werde Onkel Google fragen.“
„Wieso ‚Onkel‘ Google. Vielleicht ist es ‚Tante‘ Google?“
Sie hatte recht. Ein alter Freund (nicht Freundin) sagt immer: „Weiß nur die Göttin“.
Aber halt. Das mit den Genderkriegen ist heute nicht mein Thema und fällt mir nur deshalb ein, weil ich mich heute bei YouTube (notabene ein Google-Produkt) eingeklinkt hatte.
Das tue ich übrigens öfters in letzter Zeit, weil ich mich momentan für Diverses interessiere, was ich dort in Fülle vorfinde. Zum Beispiel Videos übers Baglamas-Spielen. Notabene: Ich meine das griechische Instrument, das aussieht wie eine kleine Bouzouki und nicht das türkische Baglama, das etwa so groß ist wie eine Bouzouki. All diese Instrumente sind freilich schön – und letztendlich ähneln sich die beiden Musikrichtungen ohnehin, so wie sich griechischer und türkischer Kaffee ähneln.
Außerdem schau ich mir in letzter Zeit gern Videos über die ungarische Sprache (magyar nyelv) und Videos über mikrotonale Musik an.
Yepp, bei Tante Google, bzw. YouTube, findet man alles, was das Herz begehrt, aber auch Dinge, wonach man nicht gesucht hat. Das liegt daran, dass Tante Google auf der YouTube-Startseite gern Videos vorschlägt, die nix mit den eigenen Interessen zu tun haben. Nur so kam ich zu den toten Vögeln, die man in den Haag entdeckt hat. Sie fielen (aber wann?) regelrecht vom Himmel runter wie Hagel oder wie die Katzen und Hunde der engl. Redewendung „it’s raining cats and dogs“.
Was ich über diesen Totenvogelregen in den Haag erfuhr, entstammt einem Video, das eines Tages einfach da auf der Startseite von YouTube war. Einfach da.
Der Titel lautete wie folgt: “Hundreds of Birds Fall From the Sky During 5G Test in The Netherlands”
Stößt man auf so einen Aufhänger, wird man neugierig, oder? Vor allem, weil man in letzter Zeit in den Medien viel über die Lizenzen für diese neuen Hochgeschwindigkeitsphonefrequenzen erfährt. Man kann davon ausgehen, dass diese schnellen Frequenzen bald überall erhältlich sein werden wie heute 4G, LTE und wie sie alle heißen. Aber die toten Vögel?
Besagtes Video war, wie der Titel vermuten lässt, auf Englisch, und der Sprecher redete amerikanisch. Genauer gesagt, er klang wie ein Amerikaner aus den Südstaaten. Während vier Minuten berichtete er nüchternneutral über ein seltsames Vogelsterben, das ausgerechnet über einem Park in den Haag stattfand, und zwar, da, wo man dabei war, ein 5G-Mast zu testen. Viele hübsche Bilder von toten Vögeln waren im Video zu sehen. Womöglich waren es Spatzen. Die gleichen Bilder wurden allerdings wiederholt eingespielt.
Natürlich habe ich mich als kritisch denkender Mensch gefragt: Woher stammt dieses Video. Es war, wie ich bald erfuhr, ein Produkt der „NWO“. „NWO“? Das steht für „new world order“. Riechen Sie den Braten schon?
Daraufhin googelte ich Stichwort „dead birds – 5G“. Und siehe da! Tante Google zeigte mir mehrere Seiten, die solche Texte über 5G und tote Vögel zum Inhalt hatten. Zum Beispiel aus der „epochtimes“, oder aus dem, „forum-gigaherz“, aus der „deutschelobbyinfo“ etc.
Mich hat nur gewundert, dass ich zu diesem Thema nix in den – sagen wir…“konventionellen“ – Medien hab finden können.
Nein, stimmt nicht: „Zeit-Online“ stand unter den Suchergebnissen. Bloß, der Begriff „Vogelsterben“ wurde durchstrichen! Ja, und dann hab ich einen Hinweis bei einem ZDF-Heute-Tweet entdeckt. Fehlanzeige. Was ich dort zum Thema vorfand, stammte nicht vom ZDF, sondern von einem Tweeter.
Riechen Sie den Braten schon?
Ich auch, und es macht mich bange, womit ich nicht das Vogelsterben durch 5G meine, worüber Tante Google wertfrei hat berichten lassen.
Hallo Houston, wir haben ein Problem…
Verdammt! Heute wollte ich Fachmännisch übers Gendersternchen schreiben. Bloß, ich kann mich leider nicht mehr erinnern, wie man das mit dem Sternchen handhabt! (Und bin zu faul, um mich in der einschlägigen Literatur zu vertiefen).
Wie war das wieder…ich meine orthographisch: „Terrorist*innen“ oder „Terrorist*en“? „Straßenräuber*innen“ oder „Straßenräuber*n? Sorry, glatt vergessen!
Bin aber letztendlich noch lernfähig, und falls der Duden, PETA, Greenpeace usw. die neuen geschlechtsneutralen Formen durchsetzen, werde ich sie mir mit Sicherheit einprägen können. So erging es mir auch damals, als man* das „dass“ anstelle des schönen und richtig individuellen „daß“ einführte, das frau* früher verwendete.
Heute entsinnt sich gar niemand mehr – abgesehen von ein paar hartnäckigen Sentimentalist*innen – an das damalige Daß. So ändern sich die Sitten.
Aber zurück zum Gendersternchen*. Nebenbei: Kennen sie den Unterschied zwischen einem Gendersternchen* und einem Genderstern*? Nein? Also: Ersteres möchte gern bekannt werden. Zweiteres ist schon bekannt (Kardashian vs. Bardot).
Aber die Sternchen*: Sie sollen, so hab ich gelesen, als Zeichen der Gleichberechtigung der Geschlechter dienen. Nix „Studenten“, nix „Lehrer“, nix „Künstler“. Man* will ein gemeinsames Sprachformat finden, das weder „ihm“ noch „ihr“ bevorzugt. Klingt logisch.
Aber Hand aufs Herz…War die dt. Sprache jemals die Ursache der geschlechtlichen Ungerechtigkeit? Okay. Zugegeben: Es gibt Sätze in dieser Sprache, die unhöflich, geradezu beleidigend wirken. Hier keine Beispiele. Aber die Sprache selbst, ihre Formen, ihre Grammatik…?
Oder umgekehrt: Kann eine Sprache dazu beitragen, ein Zeitalter der absoluten geschlechtlichen Gleichberechtigung einzuläuten? Genauer gesagt: Kann man eine Sprache so geschlechtsneutralfreundlich konstruieren, sodass sie das allgemeine Bewusstsein auf Gerechtigkeit trimmt? Denn darum geht es mit dem Sternchen*, oder?
Jetzt ein paar Fangfragen*:
Fangfrage eins: welcher deutschen Kulturgruppe rechnet man* einen höheren Anteil an Ehrenmorden: 1.) einer, deren Vorfahren mehrere Generation innerhalb der europäischen Kultur lebt; 2.) einer, die bis vor kurzem in Anatolien gelebt hat 3.) der Gruppe der getarnten Außerirdischen, die heimlich und seit ewig in den dt. Ländern zuhause ist, aus Gründen, die keine*r kennt?
Fangfrage zwei: Welche Sprache ist von der Grammatik her geschlechtsneutraler: 1.) Deutsch, 2.) Türkisch 3.) Ungarisch?
Die Antwort zur ersten Fangfrage ist jedem klar. Und bitte: Der Sprachbloggeur zählt keineswegs zu den versteckten Rassist*innen. Das was ich schreibe, ist einfach so. Übrigens: Unter den Außerirdischen ist der Ehrenmord vollends unbekannt.
Was die zweite Frage betrifft: Haben Sie gewusst, dass das Türkische zwischen „er“, „sie“ und „es“ nicht unterscheidet? (und auch sonst nicht zwischen Nomen und Adjektiven). „O“ bedeutet „er“, „sie“ und „es“. Gleiches gilt auch fürs Ungarische.
Vielleicht weiß jemand etwas über Ehrenmorde in Ungarn. Leider ist meine allgemeine Bildung noch nicht so weit.
Worauf will ich hinaus? Ganz einfach: Hilfe*! Hilfe*! Jemand* will die deutsche Sprache kaputtmachen, und ich kann sie* ganz allein nicht retten!
Ende des Predigts.
Interviewer: Grüß Gott, Herr Sprachbloggeur.
Sprachbloggeur: Grüß Gott
Interviewer: Sie sind Amerikaner, aber Sie bedienen sich gern eines bayerischen Wortschatzes…
Sprachbloggeur: …na freilich. Schließlich hab ich Deutsch in München gelernt. Man redet die Sprache, die man um sich herum aufnimmt. Ganz am Anfang meines Aufenthalts in München hatte meine derzeitige Lebensabschnittspartnerin einen VW-Käfer. Als der Akku mal hops machte, ging ich zur Tankstelle um die Ecke – meine Deutschkenntnisse waren noch sehr begrenzt – und erkundigte mich. „Meine Batterie ist leer“, sagte ich (und mein Wörterbuch), oder so ähnlich. „Oiso, do miaßma ihn afflodn“, antwortete der Mechaniker. „wennst herbringst.“ Ich kehrte mit dem abgebauten Akku zurück und sagte: „So, jetzt können Sie es afflodn.“ Ich war überzeugt, dass „afflodn“ ein normales, deutsches Wort war.
Interviewer: Trotzdem, wie man hört, reden Sie, wenn auch mit Akzent, Hochdeutsch. Wie kommt das?
Sprachbloggeur: So redeten die Leute, mit denen ich damals zu tun hatte. Aber schade. Ich habe meine einzige Chance verpasst, waschechter Wahlbayer zu werden.
Interviewer: Jetzt was anders: Sie betreiben Ihre Webseite seit ca. zehn Jahren. Warum bleiben Sie dabei? Reich werden Sie davon nicht.
Sprachbloggeur: Weil ich das Bedürfnis habe, mich in geschriebenen Worten auszudrücken. Wäre dies nicht der Fall, würde ich diese Seite lieber heute als morgen einstellen. Aus diesem Grund trägt mein Blog den – zugegeben – etwas kitschigen Untertitel „Schriftsteller aus Leidenschaft“. Heute darf man so was von sich gar nicht behaupten, ohne dass die Leute einen für weich im Hirn halten.
Interviewer: Sind Sie mit Ihren Leserzahlen zufrieden?
Sprachbloggeur: Durchaus, ich meine, insofern es sich tatsächlich um Leser handelt. Das weiß man heute nicht so ganz.
Interviewer: Sie meinen…die Bots…?
Sprachbloggeur: Ja, genau, die Bots. Wenn Sie meine Texte lesen, dann wissen Sie, dass ich für ihre Erzeuger einen besonderen Platz in der Hölle reserviert habe. Doch, um die Wahrheit zu sagen, versteh ich die Motivation nicht, eine Webseite kaputt machen zu wollen, nur weil es da ist.
Interviewer: Von so einem Angriff können Sie auch ein Lied singen...
Sprachbloggeur: Und wie. Es war das Allerschmerzlichste, was ich auf dieser Seite erlebt habe. Die Sache liegt inzwischen zweiundhalb Jahre zurück. Zwei Stück digitale Ungeziefer hatten sich irgendwo und irgendwie auf der Seite eingeigelt: vermutlich waren sie in einem Kommentar versteckt. Wie das passiert ist, weiß ich bis heute nicht. Fest steht nur: Ganz plötzlich landete ich bei Google, Firefox und anderen Prüfstellen auf der schwarzen Liste. Ich musste die Seite für sechs Wochen einstellen. „Der Sprachbloggeur“ wurde zum verseuchten Sperrgebiet. Meinem Provider war es zum Glück gelungen, einen der digitalen Angreifer zu isolieren und vernichten. Der Andere wurde nie gefunden. Und weil wir vermuteten, dass er sich unter den Kommentaren befand, wurden alle Kommentare entfernt. Ein Jahr lang gab es sogar keine Möglichkeit mehr, beim Sprachbloggeur einen Kommentar zu hinterlassen. Erst seit einigen Monaten wurde die Kommentarfunktion wieder eingeschaltet. Wenn ich ehrlich bin, nehme ich es den Idioten, die diese willkürliche Verseuchung ausgeübt haben, sehr übel. Somit haben sie eine mir sehr wichtige Funktion kaputt gemacht.
Interviewer: Ich verstehe. Der Austausch mit den Lesern ist eine wichtige Feedbackquelle.
Sprachbloggeur: In der Tat. Denn nur durch Kommentare hat man die Bestätigung, dass die Klicks, die man bekommt, tatsächlich von einer menschlichen und keiner Roboter-Leserschaft herkommen. Zugegeben: Ich bekam nie besonders viele Kommentare. Meine Glossen verleiten nicht dazu. Aber trotzdem.
Interviewer: Also sind Ihnen Kommentare doch nicht so wichtig.
Sprachbloggeur: Im Gegenteil. Ich freue mich, wenn ich sie erhalte.
Interviewer: Wie sehen Sie die Zukunft des Internets.
Sprachbloggeur: Das Internet wäre ein perfektes Kommunikationsvehikel in einer perfekten Welt. In unserer Welt aber wird sie als Machtinstrument großer Firmen und diverser Regierungen und als Spielplatz Krimineller und Geisteskranker missbraucht. Und es wird vorerst nur noch schlimmer. Ich sehe momentan keine Lösung…außer der Rückkehr zum Printmedium.
Interviewer: Sie haben schon immer Ihre Leser gesiezt. Warum?
Sprachbloggeur: Das Internet verleitet zum illusionären Gedanken, dass die Menschheit eine große Familie ist. Das stimmt nicht ganz. Es herrscht ein Chaos von Meinungen. Das Siezen ist ein Realitätscheck, hilft den Kontakt zumindest ein bisschen ziviler zu halten.
Interviewer: Danke, Herr Sprachbloggeur.
Sprachbloggeur: Ich habe, wie immer, zu danken.
Interviewer: Grüß Gott, Herr Sprachbloggeur.
Sprachbloggeur: Grüß Gott
Interviewer: Sie sind Amerikaner, aber Sie bedienen sich gern eines bayerischen Wortschatzes…
Sprachbloggeur: …na freilich. Schließlich hab ich Deutsch in München gelernt. Man redet die Sprache, die man um sich herum aufnimmt. Ganz am Anfang meines Aufenthalts in München hatte meine derzeitige Lebensabschnittspartnerin einen VW-Käfer. Als der Akku mal hops machte, ging ich zur Tankstelle um die Ecke – meine Deutschkenntnisse waren noch sehr begrenzt – und erkundigte mich. „Meine Batterie ist leer“, sagte ich (und mein Wörterbuch), oder so ähnlich. „Oiso, do miaßma ihn afflodn“, antwortete der Mechaniker. „wennst herbringst.“ Ich kehrte mit dem abgebauten Akku zurück und sagte: „So, jetzt können Sie es afflodn.“ Ich war überzeugt, dass „afflodn“ ein normales, deutsches Wort war.
Interviewer: Trotzdem, wie man hört, reden Sie, wenn auch mit Akzent, Hochdeutsch. Wie kommt das?
Sprachbloggeur: So redeten die Leute, mit denen ich damals zu tun hatte. Aber schade. Ich habe meine einzige Chance verpasst, waschechter Wahlbayer zu werden.
Interviewer: Jetzt was anders: Sie betreiben Ihre Webseite seit ca. zehn Jahren. Warum bleiben Sie dabei? Reich werden Sie davon nicht.
Sprachbloggeur: Weil ich das Bedürfnis habe, mich in geschriebenen Worten auszudrücken. Wäre dies nicht der Fall, würde ich diese Seite lieber heute als morgen einstellen. Aus diesem Grund trägt mein Blog den – zugegeben – etwas kitschigen Untertitel „Schriftsteller aus Leidenschaft“. Heute darf man so was von sich gar nicht behaupten, ohne dass die Leute einen für weich im Hirn halten.
Interviewer: Sind Sie mit Ihren Leserzahlen zufrieden?
Sprachbloggeur: Durchaus, ich meine, insofern es sich tatsächlich um Leser handelt. Das weiß man heute nicht so ganz.
Interviewer: Sie meinen…die Bots…?
Sprachbloggeur: Ja, genau, die Bots. Wenn Sie meine Texte lesen, dann wissen Sie, dass ich für ihre Erzeuger einen besonderen Platz in der Hölle reserviert habe. Doch, um die Wahrheit zu sagen, versteh ich die Motivation nicht, eine Webseite kaputt machen zu wollen, nur weil es da ist.
Interviewer: Von so einem Angriff können Sie auch ein Lied singen...
Sprachbloggeur: Und wie. Es war das Allerschmerzlichste, was ich auf dieser Seite erlebt habe. Die Sache liegt inzwischen zweiundhalb Jahre zurück. Zwei Stück digitale Ungeziefer hatten sich irgendwo und irgendwie auf der Seite eingeigelt: vermutlich waren sie in einem Kommentar versteckt. Wie das passiert ist, weiß ich bis heute nicht. Fest steht nur: Ganz plötzlich landete ich bei Google, Firefox und anderen Prüfstellen auf der schwarzen Liste. Ich musste die Seite für sechs Wochen einstellen. „Der Sprachbloggeur“ wurde zum verseuchten Sperrgebiet. Meinem Provider war es zum Glück gelungen, einen der digitalen Angreifer zu isolieren und vernichten. Der Andere wurde nie gefunden. Und weil wir vermuteten, dass er sich unter den Kommentaren befand, wurden alle Kommentare entfernt. Ein Jahr lang gab es sogar keine Möglichkeit mehr, beim Sprachbloggeur einen Kommentar zu hinterlassen. Erst seit einigen Monaten wurde die Kommentarfunktion wieder eingeschaltet. Wenn ich ehrlich bin, nehme ich es den Idioten, die diese willkürliche Verseuchung ausgeübt haben, sehr übel. Somit haben sie eine mir sehr wichtige Funktion kaputt gemacht.
Interviewer: Ich verstehe. Der Austausch mit den Lesern ist eine wichtige Feedbackquelle.
Sprachbloggeur: In der Tat. Denn nur durch Kommentare hat man die Bestätigung, dass die Klicks, die man bekommt, tatsächlich von einer menschlichen und keiner Roboter-Leserschaft herkommen. Zugegeben: Ich bekam nie besonders viele Kommentare. Meine Glossen verleiten nicht dazu. Aber trotzdem.
Interviewer: Also sind Ihnen Kommentare doch nicht so wichtig.
Sprachbloggeur: Im Gegenteil. Ich freue mich, wenn ich sie erhalte.
Interviewer: Wie sehen Sie die Zukunft des Internets.
Sprachbloggeur: Das Internet wäre ein perfektes Kommunikationsvehikel in einer perfekten Welt. In unserer Welt aber wird sie als Machtinstrument großer Firmen und diverser Regierungen und als Spielplatz Krimineller und Geisteskranker missbraucht. Und es wird vorerst nur noch schlimmer. Ich sehe momentan keine Lösung…außer der Rückkehr zum Printmedium.
Interviewer: Sie haben schon immer Ihre Leser gesiezt. Warum?
Sprachbloggeur: Das Internet verleitet zum illusionären Gedanken, dass die Menschheit eine große Familie ist. Das stimmt nicht ganz. Es herrscht ein Chaos von Meinungen. Das Siezen ist ein Realitätscheck, hilft den Kontakt zumindest ein bisschen ziviler zu halten.
Interviewer: Danke, Herr Sprachbloggeur.
Sprachbloggeur: Ich habe, wie immer, zu danken.
Recent comments