Hallo rriederrs ov sa Sprachbloggeur. Tudaj vie b’ginn siss piess in Ienglisch. Yes?
Etc. etc. etc. Nein doch lieber Deutsch. Oder wenn schon English, dann vielleicht: how y’all doin. Whatcha say we do this un in English…etc. etc.
Ääm, worauf will er hinaus, der Sprachbloggeur?
Es geht um Folgendes: Letzte Woche hab ich irgendwo einen Artikel darüber gelesen, dass der Unterricht auf irgendwelcher dt. Uni oder Hochschule fortan auf Englisch stattfindet.
Ich war über diese Nachricht nicht erfreut, und zwar aus rein egoistischen Gründen: Ich bin nämlich Sprachpurist und mag nicht, wenn meine Muttersprache unnötigerweise verhunzt wird.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Es gibt wirklich sehr viele Deutsche, die ein exzellentes Englisch an den Tag legen. Vergleichen Sie diese Leistung mit der der Amerikaner, wenn sie überhaupt eine Zweitsprache können (außer diese Zweitsprache die eigentliche Muttersprache ist – z.B. unter hispanischen Menschen).
Glauben Sie mir. Ich hab Erfahrungen mit Menschen gemacht, die Englisch schreiben und keine Muttersprachler sind. Denn beinahe täglich überarbeite ich solche Texte für meine Frau, die Redakteurin ist für eine solche Fachzeitschrift.
Beispiel: „It can be obtained that the comprehensive mechanical property of sample L4 was the best, Table 3, but the content of Mg out of the content range of ADC12 aluminum alloy.” Alles klar? Ich werde Ihnen etwas verraten: Nein, alles ist nicht klar, und ich persönlich hab keine Ahnung, was der Autor, in diesem Fall ein Chinese, sagen will.
Die Texte, die ich überarbeite, werden übrigens von Chinesen, Indern, Türken, Deutschen etc. geschrieben. Was ihr Fachwissen betrifft, sind alle klasse. Nur haben viele dieser Wissenschaftler beim Englischunterricht wohl geschlafen oder sind auf die Toilette gegangen, um eine Zigarette oder ein Joint zu rauchen. Es gibt freilich Ausnahmen, Menschen, die ein sehr gutes Englisch können. Doch keiner schreibt meine Muttersprache absolut fehlerfrei…
…was normal ist! Schauen Sie mich an! Auch ich schreib in der Fremdsprache. Und das merken Sie manchmal sehr.
Aber zurück zum Artikel, den ich neulich gelesen habe. Ich war neugierig, ob dies stimmte und hab den Sohn eines alten Freunds, einen Studenten an der TU München, gefragt. Er hat’s mir bestätigt: Auf der Magisterebene – Verzeihung – auf the Master’s level – findet der Unterricht auf der TU auf Englisch statt.
„Das kann nicht gut gehen“, sagte ich dem Sohn meines Freunds. „Was ist, wenn der Professor selbst imperfekte Kenntnisse des Englischen hat?“
Keine Antwort von meinem Gegenüber: Er hat lediglich mit den Achseln gezuckt.
Nebenbei: Ich hab selbst zwei Jahre auf einer dt. Hochschule gearbeitet, wo die Unterrichtssprache Englisch war. Und ehrlich gesagt: Das Englisch mancher Profs hat nicht brilliert, was auch für viele Studenten** galt. Meine damalige Aufgabe war übrigens, Nichtmuttersprachler-Studenten** (äähm, Studierenden) beizubringen, englischsprachige journalistische Texte zu schreiben. Ich stellte allerdings bald fest, dass die meisten von ihnen nicht mal in der Lage waren, einfaches Englisch einwandfrei zu schreiben. Typische Fehler: Zeiten, Artikel und ein begrenzter Wortschatz.
Aus diesem Grund hab ich den Kurs eigenhändig umgekrempelt und den Studierenden** bread and butter (sprich: basic) Grammatik beigebracht.
Ehrlich gesagt: Ich mach mir Sorgen um die Zukunft der engl. Sprache…
…gerade deshalb, weil Englisch (genauer gesagt, das amer. Englisch) das Latein der Gegenwart ist. Wir wissen alle, was passierte, als im späten Römerzeit das Lateinische von diversen Völkern zur Umgangssprache wurde. Jeder sprach es anders, bis sie sich gegenseitig nicht mehr verstand. Der eine nannte seine Sprache folglich Italiano, der andere Español, der dritte Français usw.
Nebenbei: Als ich vor etlichen Jahren Altphilologie in den USA studierte, mussten wir noch Deutsch lernen, weil…stellen Sie sich vor: viele Fachzeitschriften auf Deutsch erschienen! Fremdsprachen lesen zu lernen, wäre auch heute eine Lösung, anstatt schlechtes Englisch schreiben zu müssen.
Oder…eine andere…gewagte…Lösung: Alle Fachschriften sollten auf Esperanto erscheinen! Tio estus bela! Das wäre schön, gell?
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