1907 veröffentlichte eine Frau, die sich B.B.E. nannte, in der Zeitschrift „Century“ einen Bericht über ihren Spaniel Roger.
Sie erzählte, wie sie ihm das Erkennen von Spielkaraten beigebracht habe. Zunächst hatte sie mehrmals auf eine bestimmte Spielkarte gezeigt, wobei sie jedes Mal den Namen der Karte artikulierte. Roger musste diese dann apportieren und bekam eine kleine Belohnung dafür.
Später machte sie die Übung komplizierter. Sie verteilte mehrere Spielkarten auf dem Fußboden und verlangte eine von ihnen. Prompt richtete Roger die Schnauze auf diese und apportierte sie.
B.B.E. brachte dem Hund auf ähnliche Art und Weise den Umgang mit Buchstaben und Zahlen bei.
Roger konnte offenbar einige Wörter, darunter auch den eigenen Namen, buchstabieren und einfache Rechenaufgaben lösen.
Doch als B.B.E. eines Tages den genialen Hund danach fragte, wie viel zwei mal drei seien, während ihre Aufmerksamkeit auf die acht gelenkt war, apportierte Roger mit wedelndem Schwanz die acht.
B.B.E. war danach überzeugt, dass Roger wohl kein Genie war. Er habe nur eins beherrscht: die Fähigkeit, das zu erkennen, worauf das Augenmerk seines Frauchens gerichtet war.
Obiger Anekdote fehlen zwar die Anführungszeichen. Es handelt sich aber um ein Zitat - und jetzt ein wenig Selbstwerbung - aus meinen Buch „Kaspar Hausers Geschwister - auf der Suche nach dem wilden Menschen“, einer ausführlichen Abhandlung über das Phänomen des homo ferus. Das Buch wird im Januar 2018 in einer neuen, gründlich überarbeitet und aktualisierten Ausgabe beim Franz Steiner Verlag erscheinen.
Ende des Werbebanners.
Ich weiß nicht, ob der „kluge Hans“ immer noch als Begriff geläufig ist. Dieses Pferd hat vor dem Ersten Weltkrieg ganz Berlin unterhalten und erfreut. Der Schulmeister Wilhelm von Osten, Besitzer des Hansens, war fest überzeugt, dass sein schlaues Pferd einfache Rechenaufgaben lösen konnte. „Hans, wie viel sind sechs plus sieben?“ Mit scheuem Pferdeblick klopfte Hans mit dem Vorderhuf so lange, bis er die Zahl dreizehn erreicht hatte. Alle staunten… bis eines Tages der kluge Psychologe Oskar Pfungst beobachtete, dass von Osten - zugegeben ohne Arglist - das Hufklopfen seines Pferdes mittels klitzekleiner Bewegungen stets mitzählte. Kaum hatte von Osten mit dem Mitzählen aufgehört, stellte auch Hans das Klopfen ein. Hans war also kein Mathematiker, sondern ein Nachklopfer.
Mir fielen obige Beispiele nur deshalb ein, weil ich in der Schweizer “Weltwoche“ auf einen Artikel über den Mentalisten - zu Deutsch „Gedankenleser“ - Tobias Heinemann gestoßen bin. Heinemann tritt im Theater und im TV auf und setzt sein Publikum mühelos ins Staunen. Denn er kann Ihren PIN-Code erraten, er weiß, was Sie im Supermarkt zu kaufen vorhaben, im Handumdrehen sagt er, in welcher Hand Sie eine Münze versteckt halten etc. Eine nützliche Fähigkeit, vor allem wenn Sie ein Girokonto ausräumen oder Ihren Mitmenschen sonst irgendwie übers Ohr hauen möchten.
Heinemann beteuert, dass er über keine übersinnlichen Fähigkeiten verfügt. Alles, was er macht, sei erlernbar. Er hat sogar in einem neuen, eigenen Buch aus dem Nähkästchen geplaudert.
Soll ich Ihnen verraten, wie er es schafft, anderen Menschen ihre Gedanken, ihre Geheimnissen und ihre PIN-Codes zu entlocken?
Die Antwort ist - so Heinemann selbst - täuschend einfach. Manchmal stellt er scheinbar unschuldige Fangfragen, die das Gegenüber dazu bringt, durch Körpersprachesignale etwas zu verraten. Manchmal beobachtet er diese Signale ohne etwas zu erfragen. Man muss nur wissen, wie die Signale aussehen.
Er verwendet also die gleiche Technik wie Roger und der kluge Hans es taten.
Hallo Fake-news-isten! Wir haben jetzt den Dreh raus. Künftig schauen wir einfach auf eure Signale.
Erste Anekdote: V. war damals 17 und ich 22. Wir hatten uns erst kennengelernt.
Eines Abends saßen wir im Café und unterhielten uns. Was heißt unterhalten? Ich habe mit einem Ohr zugehört, und sie hat endlos weitergeplappert. Was heißt weiterplappern? Sie redete, ohne aufhören zu können - keine Ahnung, worüber.
Auf Englisch heißt das „verbal diarrhea“, Durchfall des Mundwerks.
Wissen Sie, was ich machte? Ich sagte: „Kannst du nicht kurz den Mund halten? Du bist so schön, wenn du schweigst.“
Ja, das hab ich gesagt. Heute wäre dieser Satz - zumindest im Abendland - nicht mehr möglich…vielleicht mit Recht.
Und wissen Sie, was sie machte? Sie schwieg! Sie schaute mich verblüfft an und schwieg.
Das war der Anfang einer intensiven Liebesgeschichte. Sie hielt vier Jahre. Es waren leidenschaftliche aber auch schmerzliche Jahre. V. reifte immer mehr heran und wurde immer schöner, und ich machte Dummheiten …
Ja, eine typische Liebesgeschichte aus der Jugendzeit und aus der Literatur.
Zweite Anekdote: Einmal lechzte V. nach einem hübschen Kleid, das aber 50$ kostete, damals sehr viel Geld. Wissen Sie, wie sie an die 50$ kam?
In unserer Kleinstadt lebte ein reicher junger Mann, der pflegte, Frauen 50$ zu schenken, wenn sie mit ihm ins Bett gingen. Man musste in nicht einmal küssen. Eine „Freundin“ V.s hat nun einen „Termin“ vermittelt, und V. ging mit ihm ins Bett. Mir hat diese Lösung nicht gefallen, auch wenn sie ihn nicht küssen musste. Ich sagte aber nix, weil sie sich so sehr nach dem Kleid gesehnt hatte, und ich hätte es ihr nicht schenken können.
Sie bekam ihr Kleid, und wir fühlten uns beide elend, zumindest eine Zeitlang.
Nun hab ich zwei Anekdoten erzählt. In der ersten trete ich auf wie ein Macho der alten Schule. In der zweiten kommt ein Mensch vor, der regelmäßig Intimes gegen Bar kauft. Vielleicht hieß er Harvey. Ich kann mich heute nicht mehr erinnern. Es handelt sich hier jedenfalls nicht um eine Vergewaltigung. V. hat sich vielmehr selbst vergewaltigt.
Als Harvey W. neulich zum Medienliebling wurde, fielen mir obige Anekdoten ein.
Damit wir uns nicht missverstehen: Ich halte jegliche Vergewaltigung für ein widerwertiges Verbrechen. Im Fall H.W. frag ich mich aber, warum es so lange gedauert hat, bis die von W. vergewaltigten Frauen an in die Öffentlichkeit gewendet haben oder warum sie ihn nicht gleich angezeigt hatten. Schließlich ist eine Vergewaltigung auch in den USA ein Verbrechen. So unbeliebt ist der Begriff „rape“, dass man das „Rapsöl“, Englisch „Rape seed oil“, in „canola oil“ umbenannt hat.
Oder haben die meisten Frauen, die von H.W. bedrängt wurden, nur deshalb von einer Anzeige absahen, weil sie sich, wie einst V., ein 50$-Kleid
wünschten?
Ich weiß es nicht.
Ich denke nur: Manche Geschichten haben auch Grautöne. Für die Medien aber sind Schwarz und Weiß die Lieblingsfarben. Ich, zum Beispiel, in den Jahren mit V. hab eine Zeitlang gekellnert. Manchmal hab ich es schwulen Gästen erlaubt, mir am Hintern kurz zu tätscheln. Denn ich wusste, es springt dann, da ich nicht gerade wie der Glöckner von Notre Dame aussah, ein gutes Trinkgeld. Heute weiß ich: Ja, me too.
Fangen wir erst mit der Prostatamassage an. Darüber habe ich jüngst in Bento, der „lifestyle“ Sparte von Spiegel-Online („SPON“), erfahren. Männer, gebt acht: Hier geht es um neue Höhen des männlichen sexuellen Erlebnisses, Höhen, die ich leider nicht bestätigen kann.
Genauer gesagt: Der Leser/die Leserin wird vom Bento-Autor (hab den Namen leider vergessen) angewiesen, wie man das walnusgroße Organ namens Prostata in ein Spielzeug der Gelüste verwandelt.
Da ich’s nicht ausprobiert hab, kann ich den erstaunlichen Lustgewinn nicht bestätigen.
Nebenbei: Die von ihm beschriebenen Exerzitien beziehen sich nicht auf gleichgeschlechtliche Handlungen. Homosexuelle kennen all dies gewiss längst, weshalb sie sich wohl „gay“ (heiter) nennen.
Sie fragen sich sicherlich, liebe Leser: Worauf der Sprachbloggeur hinaus will. Schreibt er plötzlich eine erotische Lifestyle-Kolumne?
Nein, nein. Es geht hier um den Zufall: Als ich vor ein paar Tagen im den Spiegel-Online nach Berichten über das katalanische Unabhängigkeitsreferendum suchte, stieß ich auf besagte digitale Aufklärungsfibel in Sache Prostata. Hmm, hab ich gedacht. Während unschuldige Menschen in Katalonien von der Guardia Civil mit Gummigeschossen niedergestreckt werden, tun andere abenteuerliche sexuelle Entdeckungen kund. Lustige Welt!
Hab ich „Referendum“ gesagt? Dem spanischen Ministerpräsident Rajoy (sprich ra-choj) behauptete, es habe kein Referendum gegeben, lediglich eine Farce (Spanisch „farsa“).
Inzwischen hatte mein Fokus auf die Prostatastimulierung ziemlich abgeebbt. Wer denkt an seine Prostata, wenn man sich in den traurigen Ereignissen in Katalonien vertieft? Da ich Katalonien - insbesondere Barcelona - einigermaßen kenne, hat mich die Sache besonders betrübt.
Wer es nicht weiß: Die katalanische und die spanischen Sprachen unterscheiden sich in etwa wie sich das Hochdeutsch vom Niederländischen.
Genauer gesagt: Katalanisch (und ähnliche Sprachen - etwa das Provenzalisch) entstanden vor ca. 2000 Jahren entlang der Mittelmeerküste in Richtung Hispania. Die Händler und die Soldaten, die an dieser Strecke unterwegs waren, sprachen eine Art Straßenlateinisch, das ganz anders klang als die vornehme lingua latina, die man heute in der Schule büffelt. Die vornehme Sprache hingegen verfestigte sich im hispanischen Inland, wo die reichen Grundbesitzer zuhause waren. Das Hochspanisch hat immer noch viele antiquieriende Züge der alten lateinischen Hochsprache.
Wer sich für Geschichte interessiert, weiß auch, dass Katalonien einst ein unabhängiges Land mit eigener Kultur war - wie Bayern…bis beide Länder von einer größeren politischen Einheit einverleibt wurden.
So ist das Leben. Besonders grausam war aber der Diktator Franco, der den öffentlichen Gebrauch der katalanischen Sprache strafbar machte (wie übrigens einst Atatürk bzgl. der kurdischen Sprache), um aus Spanien einen sprachlichen und kulturellen Einheitsbrei zu etablieren.
Aber jetzt leben wir im Jahr 2017, und es geht uns in Europa verhältnismäßig gut, und die Katalanen dürfen ihre kulturelle Eigenständigkeit problemlos ausleben. Damit will ich sagen: Meiner Meinung nach war das Unabhängigkeitsreferendum eine dumme Idee. Die Mehrheit der Katalanen waren auch dieser Meinung und hätten das dumme Referendum mit nein abgelehnt.
Doch nun tritt der Präsident der spanischen Minderheitsregierung, Herrn Rajoy in Erscheinung. Sein Traum ist es wohl, eines Tages Präsident einer Mehrheitsregierung zu werden. Was tut man, um so etwas zu realisieren? Man zeigt Entschlossenheit und Härte, um bei manchen Wählern zu punkten. Also schickte er die Guardia Civil zu Tausenden nach Katalonien, um dort alles aufzumischen und die Bewunderung von Restspanien zu ernten.
„Jetzt erst recht“ war das Resultat: 90% der nicht beschlagnahmten Wahlzetteln der Katalanen wurde mit „Ja“, wir wollen raus aus Spanien, ausgefüllt.
Und nun denke ich: Schade, dass Herr Rajoy nicht auf besagten Artikel im Bento gestoßen wäre - und zwar Tage vor dem Referendum. Das war freilich nicht möglich, weil der Artikel erst später erschien. Der Autor verspricht himmlische sinnliche Erlebnisse, wenn die Prostata richtig stimuliert wird. Hätte sich der Präsident der Minderheitsregierung nur mit diesem biologischen Thema beschäftigt! Ach! Vielleicht hätte er dann das mit dem Referendum etwas lässiger vergehen lassen.
Das werden wir leider nie wissen. Alles im Leben ist Timing. So sehr spielt der Zufall eine Rolle in unseren aller Leben.
PS Bin nächste Woche auf der Buchmesse. Vielleicht ein Bericht vor Ort, vielleicht nicht.
Hilfe! Hilfe! Eine App hat mich bei lebendigem Leib verschlungen. Ich meine gefressen. Ja gefressen. Apps speisen nicht. Sie essen nicht. Sie fressen nur.
Und diesmal war ich dran! Wer hätte es gedacht?! Und jetzt befinde ich im Innenwerk der App. Und glauben Sie mir: Es ist grausam.
Ganz anders, als wenn man von einem Krokodil oder einem Hai (gibt es die noch - oder wurden sie schon alle in Haiflossensuppe verwandelt?) oder von einer riesen Abgottschlange verschnabuliert wird. Da ist alles - zumindest am Anfang - warm und glitschig, und vom Krokodil und vom Haifisch (wenn es sie noch gibt) wirst du dann in Stücke zerrissen, damit du keinen Magenweh verursachst.
Apps sind anders. Sie vereinleiben, ohne dass du es unbedingt merkst. Und dann, zack! Da bist du drinnen, wo es weder warm noch glitschig ist. Noch wirst du von Kabeln und so einem Zeug stranguliert. Aber du findest dich nicht mehr aus.
Doch welche App war es? Wenn ich das nur wüsste! Das letzte, woran ich mich erinnere: Auf dem Display meines Phons hieß es, dass elf Apps aktualisiert werden müssten. Aber welche war der Wildgewordene, verdammt nochmal!?
Merriam-Webster? Können Wörterbücher so gefräßig sein? Sie verschlingen Vokabeln (erst recht die englischsprachigen) aber gottlob keine Menschen! Oder?
YouTube? Hmm. Wäre ja möglich. Doch dann würde ich wohl überall Videos sehen…oder? Oder wenigstens Licht. Ich sehe aber nichts. Hier ist es nur dunkel. Videos sind ja Lichtmaschinen, gell? Haha. Lichtmaschinen! Ich glaube, ich hab mir ein Wortspiel erlaubt.
Ist aber kein Wortspiel, was ich erlebe. Ist nicht einmal ein Spiel, wenn man im Rachen einer wildgewordenen App steckt.
Facebook könnte es sein. Ja! Facebook! Irgendwo hab ich gelesen, dass die Facebook-App seit dem Anfang ums Zehnfache gewachsen ist. Bei so einem Appetit nach Bits und Bytes wäre es naheliegend, dass mich Facebook - auch wenn nur versehentlich - für Fraß gehalten hat. Und zack! ist man weg! Stracks! Was aber dann? Wird man dann entfreundet? Bekommt ein Hacker aus Kiew mein Passwort und versucht in meinem Namen meine Freunde mit Nacktbildern reinzulegen, um dann deren Konten zu hacken, um als Bitcoin-Milliardär davonzukommen? O je!
Nein. Es war bestimmt nicht Facebook. Denn ich bin nicht bei Facebook. Von daher weiß ich ganz bestimmt, dass ich nie aufgefordert werde, die Facebook-App zu aktualisieren.
Ach! Ich weiß! Ich weiß! Google-Maps hat mich verschlungen und mich, abfotografiert, irgendwo auf der Welt hinkopiert. Aber wohin? Nordkorea? Venezuela? Zimbabwe? Und warum denn? Nein, so was macht Google nicht. Heißt es nicht bei Google „Don’t be Evil“? Wer so eine Firmenlosung wie „sei nicht böse“ kundtut, kann doch nicht gleich böse werden, oder?
Aber was heißt „sei nicht böse“? Auf Englisch ist „evil“ halt „evil“. Auf Deutsch ist „böse“ nicht immer bös.
O je. Jetzt bin ich total konfus. Dennoch glaub ich nicht, dass es Google war, das mich bei lebendigem Leib verschlungen hat. Oder doch? Schließlich will Google ALLES über JEDEN wissen. Oder war es Amazon? Neulich hat mich Amazon aufgefordert, die Amazon-App upzudaten. Obendrein wollte Amazon ALLES über mein Gerät - und darüber hinaus wissen. Es wollte nämlich ALLE meine Kontakte haben, es wollte den Zugang zu meiner Cloud haben, es wollte über meine Musik, meine Dateien, meine Fotos verfügen. ALLES wollte die Amazon-App von mir wissen…und h a b e n…
Und wissen Sie, was ich gemacht habe? Ich habe NEIN! gesagt. Jawohl, nein.
Hat mich Amazon deshalb bei lebendigem Leib verschlungen? War es Rache? Ist ja so was möglich. Und wenn ja, heißt das, dass Sie mich ab jetzt bestellen können! Ob unter P.J. Blumenthal oder unter „Der Sprachbloggeur“ weiß ich nicht. Wenn Sie mich aber bestellten, dann könnten Sie mich vielleicht aus dieser misslichen Lage befreien. Oder? Ich weiß es nicht.
Aber vielleicht war es doch nicht Amazon, sondern eine andere App, die mich lebendig gefressen hat. Wenn ich nur wüsste!
Bin ich der einzige, dem so was widerfahren ist? Wenn nein, vielleicht bin ich nicht so ganz allein da. Hallo! Ist sonst jemand da?!
Ich denke, ich muss der Sache etwas genauer auf den Grund gehen. Anyway, Sie wissen, was die Leute in solchen Situationen sagen. Sie sagen: Ja mei, es wird immer heißer gekocht als gegessen, womit ich freilich „gefressen“ meine. Aber jetzt muss ich weiter suchen…
Hallo Sandra¬_r, wer sind Sie? Ich meine, wer sind Sie wirklich?
Diese Frage versteht - außer Sandra_r - keiner. Hier nun etwas Hintergrund…
Letzte Woche kam ich auf die Idee, mir ein sog. „Faltrad“ zu kaufen. Das sind sehr kompakte Fahrräder, die man zu einem kleinen, portablen Paket zusammenfalten und überall mitnehmen kann. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war. Doch plötzlich gefiel mir diese Idee.
Natürlich habe ich im Internet recherchiert. Schließlich bin ich ein Mensch des 21. Jahrhunderts. Aber nicht nur. Auf der Straße sah ich einen auf einem Faltrad. Wir warteten beide an der Ampel. Ich fragte ihn, wie es sich auf dem Faltrad fährt und was für eine Marke er empfehlen würde. Nach der Lobhymne aufs Faltrad folgte prompt der Name seiner Lieblingsmarke: „Brompton“.
Achtung. Hier keine Schleichwerbung. Es gibt auch andere interessante Marken, z.B., „Dahon“, „Tern“, „Moulton“…
Doch mir hat gerade dieses „Brompton“ auf dem er saß, zugesagt, und ich wollte mich genauer informieren.
In München gibt es, so konnte ich bald rausfinden, zwei Läden, die auf „Brompton“ spezialisiert sind, einen sogar unweit von mir. Nix wie hin.
Dort stellte ich meine Fragen und durfte dann auch probefahren. Wuschhhh! Nun war ich selbst auf einem Brompton unterwegs. Ein komisches Gefühl aber lustig, wenn auch der senkrechte Lenker etwas kippelig wirkte. Man gewöhnt sich aber schnell dran. Das Fahrgefühl hat mich an meinen Motorroller denken lassen.
Soweit so gut. Nur ein Problem: Dieses Faltrad ist, um es Bayerisch auszudrücken, sauteuer. Allein die Basisausführung fängt bei ca. 1000 Euro an.
Und jetzt kommen wir zu Sandra¬_r zurück. Ich habe am nächsten Tag in den Ebay-Kleinanzeigen ein Inserat von Sandra¬_r entdeckt „Brompton…wie neu unbedingt lesen…“, hieß es. Und ich hab’s gelesen…und kam schnell in Versuchung. Das Rad war nicht nur in einem guten Zustand (das bezeugten die vielen Fotos), sondern mit allen - wie wir auf Englisch sagen - „bells and whistles“ bestückt. Der Preis lag bei 680 Euro VB. Alles ist relativ auf dieser Welt. Dieser Betrag gilt aber - für ein Brompton - als preiswert. Ich gab mein Interesse kund und bekam eine Mail von Sandra¬_r, dass das Rad noch zu haben sei.
Als vernünftiger Konsumer stellte ich freilich diverse Fragen über Zustand, Pflege etc. und bekam - manches - beantwortet. Wo keine Antwort kam, fragte ich erneut, bis ich alle Fakten eingesammelt hatte. Schließlich machte ich Sandra_r ein faires Angebot. Doch es kam keine Antwort mehr.
Vielleicht ist das Rad schon weg, mutmaßte ich. Erst am nächsten Tag kam eine Mail reingeflattert. Sandra_r fragte verwundert, warum ich auf die letzte Mail nicht geantwortet hätte. Sie legte nun als Anlage ein JPG mit der Abbildung einer Kontonummer und mit einem exotischen Namen, der nicht annähernd wie Sandra_r. klang als Kontoinhaber, bei und kommentierte, dass sie bald nicht mehr im Fahrradgeschäft sein würde. Nach dieser witzigen Bemerkung war ein Smiley zu sehen. Irgendwas gefiel mir aber nicht. Erstens die lange Verzögerung. Dazu: Ich hatte weder Tel.-Nr. noch Anschrift für Sandra_r und sollte Geld in ein Konto überweisen, für das ich nur einen JPG-Abdruck und einen exotischen Kontoinhabernamen hatte. Ich wusste nicht einmal, wie Sandra_r mit Nachnamen hieß. Also bat ich Sandra_r mir nun ihre Anschrift und Telefonnummer zu schicken und gab an, dass ich Freunde im selben Ort hätte, die das Fahrrad begutachten wollten. Es kam keine Antwort.
Dann legte ich noch eins drauf und verkündete, dass ich nun selbst vorhabe, mit der Bahn zu ihr zu fahren, um den Deal zu schließen. Wieder keine Antwort. Für mich war die Sache erledigt.
Am nächsten Tag Mail von Ebay-Kleinanzeigen. In großen Buchstaben: „Warnung zur Anzeige über das Brompton Faltrad…“.
Aha! Sandra¬_r ist eine Phisherin!…oder… ein Phisher? Wer weiß? Vielleicht hat Sandra_r einen buschigen Bart? Denn Frauennamen wirken stets vertrauenswürdiger - auch Frauenstimmen… Alexa und Co. z.B.
Wie dem auch sei. Ich habe kein Brompton gekauft, und ich danke Sandra¬_r herzlichst. Denn jetzt weiß ich, dass ich immer noch in der Lage bin, den Braten zu riechen. Ich wünsche Sandra_r einen schönen Aufenthalt im Kittchen.
Letzte Woche hab ich ein (zumindest mir) neues - deutsches - Wort gelernt. Sie kennen es bestimmt längst. Da ich aber Stubenhocker bin, verpasse ich vieles, was da draußen geschieht. Ich bewundere die Leute, die so viel Zeit haben, um querbeet durch die Medien einzutauchen, um dann die Welt mit Neuigkeiten zu bestäuben. Mir reichen die wenigen Zeitungen und Zeitschriften, die ich täglich oberflächlich konsumiere. Auch die sind mir manchmal zu viel. Ich komme kaum mehr dazu, richtige Bücher zu lesen.
Aber zurück zu besagtem neuem Wort, das ich übrigens von meiner Freu, die aktive Teilnehmerin in der Welt ist, gehört habe: „biodeutsch“.
Ja, ich hab’s gewusst: Sie kennen es schon.
Es war nicht schwierig, den Sinn dieser Vokabel zu erraten, auch wenn ich beinahe automatisch an „Biojogurt“ gedacht habe. Manche Begriffe haben halt das Pech, dass sie an etwas anders erinnern: „Spinner am Morgen“, z.B., oder Pferdeschwanz.
Was aber soll man von „biodeutsch“ halten? Klingt dieser Begriff arg? Und damit meine ich: Klingt er „rassistisch“? Aufs Risiko hin, dass Sie mich falsch verstehen, sag ich: Nein, er klingt nicht schlimm, zumindest mir nicht; vielleicht etwas misslungen wegen der Nähe zu Biojogurt, aber sonst nicht schlimm.
Haben Sie gewusst, dass es bei uns (in Amerika) „Bioamerikaner“ gibt? Wir nennen sie aber „Indianer“ und seit dem PC-Zeitalter „native Americans“. Und dann gibt es die „Yankees“. Das sind die Leute, die sich bereits seit dem Anfang des 17. Jh. in den USA aufhalten und die viel dazu beigetragen haben, besagte Bioamerikaner abzumurksen.
Aber zurück zu den „Biodeutschen“. Wer sind sie? Vorsicht! Fangfrage. Ich habe lang darüber nachgedacht, und bin nun überzeugt, dass ich diese Frage am besten durch ein paar repräsentative „biodeutsche“ Sätze antworten kann. Etwa: „Ich liebe Spreegurken!“, oder „Die Mettwurst mit Grünkohl meiner Großmutter war immer lecker“, oder „Eigentlich waren wir Schwaben, aber dann zog mein Ururgroßvater nach Brandenburg“ usw.
Übrigens: Auch die Franzosen haben sich einen Namen ausgedacht für diejenigen, die schon immer da waren, Crêpes und Bouillabaisse mangieren und „La vie en rose“ trillern: Das sind die „Gauloises“. Doch nun wird es komplizierter. Denn eigentlich waren die ersten „Gauloises“ Kelten, während die Franzosen teils Kelten, teils Römer, Germanen (s. „Frankenreich“) usw. sind…
…so wie die Biodeutschen ein Mischmasch aus Germanen, Slawen, Römer, Kelten, Hugenotten etc. sind.
Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen mit Migrationshintergrund. Haben Sie bitte Verständnis dafür - auch wenn Sie Mettwurst, das Musikantenstadl und Fasching nicht mögen - dass es viele native Germans gibt, für die diese Dinge sehr wichtig sind.
Manchmal bezeichnen sie ihre Sitten als „Leitkultur“. Auch dass ist okay.
Ich merke es: Ich versuche hier etwas zu erklären und mache alles nur noch komplizierter. Vermutlich gibt es für manches wohl keine klärenden Wörter…
Aber jetzt reicht’s mir. Nun Themenwechsel…aber erst nächste Woche…
Du liebe Güte! Was? Schon wieder September! Das kann nur eins bedeuten: Bald ist Weihnachten. Und falls Sie schon jetzt über ein passendes Geschenk für den Sprachbloggeur nachdenken, hier mein Wunsch: Leserkommentare!
Ja, Leserkommentare! Die wünsche ich mir. Nur: Leider steht es momentan nicht in Ihrer Macht, diese mir zu schenken.
Damit meine ich: Auch wenn Sie wollten, könnten Sie mir momentan keine Kommentare schenken. Denn die Option dazu wurde auf dem Server längst abgeschaltet.
Zur Erinnerung: Letztes Jahr, ich glaube es war im Frühjahr, wurde diese Seite von einem üblen digitalen Ungeziefer angegriffen. Genauer gesagt, waren es zwei digitale Plagegeister. Laut der Netzpolizei (oder wie auch immer man die WehWehWeh-Überwachungsinstanzen nennen will) kamen diese Malwaremonster aus der Ukraine und aus Russland. Leider kann ich dies nicht bestätigen. Mir fiel lediglich die Ironie auf, als ich über die Herkunft meine Viren erfuhr, dass sich ausgerechnet zwei Länder, die miteinander Softkrieg führen, zusammentun, um meine harmlose Webseite kaputt zu kriegen. Ich fragte mich: Wozu das? Hier ist nix zu holen (ich meine bitcoinmäßig). Hier kann man nur meine gute Laune vermiesen, was der destruktive Code in der Tat auch tat.
Aber wer weiß, ob es wirklich Ukrainer und Russen waren. Im Zeitalter der Fakenews, kann sich jeder Hampel seinen Mummenschanz in getarnter Tracht ausspielen.
Es dauerte acht Wochen, bis diese Seite - Google sei dank - mit Persilschein der Öffentlichkeit wieder zugelassen wurde. Und ich…ich war dankbar, dass so viele Leser auch nach der langen Unterbrechung dieser Seite treu geblieben waren. Nach und nach sammelt jeder Beitrag tausende Klicks - und das auch ohne Werbung, ohne Twitter und Facebook (obwohl ich manchmal erwäge, der Glosse zuliebe, eine Präsenz auf diesen Medien zu wagen - das raten mir mittlerweile viele Leute).
Eine Narbe, eine empfindliche Narbe ist mir seit dem Cyberangriff des vorigen Jahres geblieben, und jetzt sind wir wieder beim Thema: Kommentare werden auf dieser Seite seitdem - zwecks Sicherheit - nicht mehr zugelassen.
Mein Hoster war nämlich der Meinung, dass sich meine falschen oder wahren Russen und Ukrainer den Weg auf den Server über die Kommentare erschlichen hatten. Schalte man die Kommentarfunktion wieder ein, könnte das ganze Theater wieder von vorne herein los gehen. Vielleicht hatte er recht. Aber wie haben die Killerclowns das Gift überhaupt reingeschleust? Ich habe alle Kommentare stets sorgfältig geprüft und jeglichen eingebetteten Link - egal wohin er führte - sogleich gelöscht.
Inzwischen aber sind wir wieder im Gespräch, der Hoster und ich, über die Möglichkeit es wieder mal mit den Kommentaren zu riskieren. Da freu ich mich.
Wie schon gesagt: Bald ist wieder Weihnachten. Und deshalb erlaube ich mir etwas zu wünschen - vielleicht sogar realistisch: Kommentare wieder!
Klar weiß ich, dass es zu jeder Zeit immer nur wenige Leser sind, die Kommentare schreiben. Dennoch freu ich mich immer. Wenn ein Kommentar relevant ist (bzw. keine offensichtliche Verarschung ist - und auch dann manchmal), wird er veröffentlicht und manchmal beantwortet.
Manche Schriftsteller schreiben nur des Geldes wegen. Wenn einer wie ich Schriftsteller aus Leidenschaft ist - dann freut er sich, seine Leser einfach in der Seele erreicht zu haben.
In diesem Sinne wünscht Ihnen im Voraus frohe Weihnachten
Ihr Sprachbloggeur.
Als Kind hatte ich Angst, ins Wasser über meinen Kopf zu gehen. So etwas nennen die Fachleute - vornehm griechisch ausgedruckt - eine „Hydrophobie“.
Auch Tollwut wird in der Fachsprache als „Hydrophobie“, wörtlich „Wasser-Angst“, bezeichnet.
Als Kind hatte ich außerdem Angst vor Hunden. Dafür gibt es ebenfalls einen terminus technicus: „Kynophobie“. „Kynos“ auf Griechisch bedeutet „Hund“. Der „Zyniker“ (eigentlich „Kyniker“) ist wohl ein „Hundiger“, also ein bissiger Mensch.
Aber zurück zur Angst vorm Wasser. Wie kommt es, dass ein Begriff, dass wörtlich „Wasserangst“ bedeutet, einer schrecklichen Krankheit wie der Tollwut angehängt wurde, einer Krankheit, die oft durch den Biss eines infizierten Hundes ausgelöst wird?
Weil Hunde, die an Tollwut erkrankt sind, angeblich wasserscheu werden. Warum das so ist, weiß ich nicht.
Lediglich weiß ich den Grund für meine eigene (damalige) Hunde- und Wasserangst: meine Mutter. Meine Mutter hat immer einen großen Bogen um Hunde gemacht. Ich dann natürlich auch. Warum sie dies tat? Dazu kann ich nur spekulieren. Vielleicht hatte sie als Kind erfahren (von ihrer Mutter?), dass Hunde Tollwut verbreiten. Ich kann mir vorstellen, dass, als meine Mutter (und meine Großeltern) jung waren, tollwütige Hunde wirklich auf der Straße umher torkelten. Das passierte sogar in meiner Kindheit.
Ich erinnere mich, wie einmal in der Bronx jemand ausrief, er (oder sie) sehe auf der Straße einen tollwütigen Hund. Alle Frauen und Kinder wurden stracks in einen Keller getrieben. Tür zu. Ich schaute durch das Fensterglas der Kellertüre, konnte aber nix sehen. Leider weiß ich nicht, wie die Story ausgeht.
Aber zurück zu meiner Hydrophobie - und diesmal meine ich meine damalige Angst, im Wasser über meinem Kopf zu planschen. Diese Angst hatte ich, wie oben schon erwähnt, meiner Mutter zu verdanken. Sie war nämlich Nichtschwimmerin. Wie sie, glaubte auch ich, dass ich im Wasser über meinem Kopf wie ein Stein versinken und sofort ertrinken würde. Ich war 30, als ich das Schwimmen endlich gelernt habe! Echt.
Eigentlich wollte ich nur ganz kurz auf meine Angst vor Hunden (hab ich sie nimmer) und vor Wasser eingehen. Mir gehen vielmehr zwei ganz andere Phobien durch den Kopf: die Modebegriffe „Islamophobie“ und „Homophobie“. Ich frage mich des Öfteren: Haben Menschen wirklich Angst vor dem Islam und vor Homosexuellen?
Zuerst das mit den Homosexuellen. Dass Männer, die eigene homosexuelle Gefühle unterdrücken, Angst vor Homosexuellen haben könnten, leuchtet mir ein. Da könnte man wirklich von einer Phobie im klinischen Sinn reden. (Frauen leiden unter einer solchen Phobie so gut wie nie).
Aber eine Angst vor dem Islam? Gibt es sie wirklich? Kann man an einer Phobie gegen diese Religion leiden - an einer Phobie gegen überhaupt welche Religion? Ich denke nicht und halte diesen Begriff deshalb für äußerst unpräzise. Korrekter wäre die Überlegung, ob jemand Angst vor Muslimen hat. (Was übrigens laut einer neuen Statistik für die meisten Deutschen kaum zutreffen kann. Es heißt nämlich, dass ca. 80% der dt. Bevölkerung nix dagegen hätten, muslimische Nachbarn zu haben.
Und gesetzt den Fall, jemand hätte tatsächlich eine Abneigung gegen Muslime, dürfte man dies - wie bei der Homosexualität - als Phobie bezeichnen?
Nein, dürfte man nicht. Richtig wäre diese als „Hass“ zu beschreiben. Denken sie an die Juden. Kein Mensch käme auf die Idee ihre Abneigung als eine „Judaismusphobie“ oder eine „Judeophobie“ zu bezeichnen. Man sagt zu einer Abneigung gegen diese Gruppe schlicht und einfach „Judenhass“ oder, etwas vornehmer, „Antisemitismus“. Nota aber bene: Heute hätten 80% der dt. Bevölkerung auch nix dagegen Juden als Nachbarn zu haben.
Ich glaube, es lohnt sich zwischen Hass und Angst zu unterscheiden und vielleicht beide Begriffe, wenn man sie verspürt, ein wenig unter die Lupe zu nehmen.
1. Szene - Landstraße, rundherum Bäume
Younes A.: Ich knall euch ab!
Guardia Civil: Manos arriba, sonst knallt’s.
Younes A.: Mich kriegt ihr nicht, Scheißbullen.
Guardia Civil: Waffe fallen lassen!
Sargento: He! Schaut! Er hat einen Sprengstoffgürtel an!
Younes A.: Ich bring euch um, hijos de puta! Haut ab! (Er bewegt sich geringfügig nach vorne).
Guardia Civil: Stehnbleiben, oder wir schießen!
Younes A.: Leckt mich! (Polizei zielt.) Allahu akbar!
PENG PENG PENG PENG PENG PENG
2. Szene - Alles hellgrau wie Nebel. Kein oben, kein unten. Kein Boden kein Himmel. Keine Wände. Nix.
Younes A.: Verfehlt! Haha! Nix tut weh. Sie sind weg. Ich hab’s geschafft. Haha. (hält kurz inne). He, wo bin ich? Ich seh nix. Ich hör nix. Alles ist grau. Ich hab das Gefühl, dass ich irgendwie schwebe, aber mir ist nicht schwindlig, und ich habe keine Angst, dass ich runterfalle. Komisch. Halloooo! Ist jemand da? (Stille) Allah? Bis du da? (Stille). Huhuuuu! Halloooo! Hmm. Hab ich mein Fon dabei? (Er will in seine Hosentasche langen) Scheiße. Nicht da. Ich finde die Tasche gar nicht. Ich finde nix. Das ist ja komisch. Irgendwo muss ich sein. So viel Nebel. Hab ich geschlafen?
(Eine Erscheinung tritt in die Sichtbarkeit. Younes A. erschrickt)
Younes A. He! Wer bist du? ( Keine Antwort) Sage! Wer bist du? (immer noch keine Antwort.).
PIEP!
Younes A.: (erschrickt) Eine Nachricht von Whatsapp? Endlich! Aber ich finde mein Fon nicht… verdammt nochmal. He. Wer bist du? (Die Erscheinung tritt an ihn heran). Ich kenn dich. Ja, ich kenn dich! Ja! Ja! Ja! Du bist es, o verehrter Lehrer Abdelbaki! Ja, du bist es in der Tat, Altes Haus! Asslama, ya Scheich! (Stille). Sag bitte, wo sind wir? Moment…Moment…jetzt erinnere ich mich…du bist ja…tot! Ich hab’s in den Nachrichten gesehen. Wieso bist du…denn…da? Bist du…zurückgekehrt? Oder…ich meine…he, he…nein, es kann nicht sein. Bin auch ich…tot? (Keine Antwort von seinem Gegenüber). Sag etwas…bitte…Sag etwas endlich! Warum redest du nicht. Du hast immer die passende Antwort gehabt, und jetzt schweigst du. Sag etwas…endlich! (Schweigen). Judensau, sprich! Jetzt reicht’s. Hast du verstanden?! Jetzt reicht’s. Wenn einer nicht auf den Mund gefallen war, dann bist du’s gewesen; hab ich immer gedacht. Was sagst du dazu?
PIEP!
Younes A.: Wo kommt das her? Ich finde mein Fon nicht. Hast du ein Fon dabei?
Abdelbaki: Ja, hab ich.
Younes A.: Na endlich. Du kannst doch reden. Ruft einer an?
Adbelbaki: Ja, und es ist für dich. (Er reicht Younes A. das Fon).
Younes A.: Hallo? Hallo? Da redet einer, aber ich versteh nix. Was sagt er?
Abdelbaki: Ich versteh auch nichts.
Younes A.: Was spricht er?
Abelbaki: Klingt wie Hebräisch.
3. Szene: Ein großer Raum. Sehr farbig. Viele Bilder an der Wand. Viele Menschen warten auf etwas…warten…auf etwas….
Als ich vor ein paar Wochen über „Game of Thrones“ berichtete, hatte ich leider vergessen, das mit dem „Spoiler“ zu erwähnen.
Spoiler? Schon wieder eins dieser neudeutschen Wörter (schon im neuen Duden?).
Neulich habe ich J. darüber gefragt - er ist fünfzehn und ziemlich auf den Laufenden -, ob er was über Spoiler wisse.
„Na klar“, erwiderte er und strotzte vor Selbstbewusstsein. Zwar hat er mir dann die Bedeutung dieses Wortes gar nicht verraten, man hat trotzdem geglaubt, dass er Bescheid wusste.
„Sag aber. Heißt es ‚der Spoiler‘‚das Spoiler‘ oder vielleicht ‚die Spoiler‘?“
„Man sagt, was man will“, antwortete er und zuckte mit den Achseln. „Der Spoiler, das Spoiler, die Spoiler. Ist ja egal.“
„Und was sagst du?“
„Kommt darauf an, wie ich mich fühle. Heute bin ich in einer… das Spoiler Stimmung. Aber morgen wird’s vielleicht die Spoiler sein. Man kann’s nie wissen.“
Dieses Gespräch mit J. werde ich nicht weiter schildern, zumal man bereits merkt, dass der Ton etwas schnodderig ist. Für mich aber ein Zeichen, dass J. ganz normal ist. Ich wünschte, ich wäre in seinem Alter ebenso schnodderig in meinem Umgang mit Erwachsenen gewesen.
Englisch „spoil“ bedeutet „verderben“, so wie wenn Lebensmittel verfaulen. Auch manche schnodderige Kinder bezeichnet man als „spoiled“. Doch dann wird das Wort mit „verwöhnt“ ins Deutsch übersetzt. Nein, damit meine ich nicht J. Überhaupt nicht. Er ist schnodderig, aber ich glaube nicht, dass er verwöhnt ist.
Im Neuenglischen ist die Rede von einem „Spoiler“, wenn einer den spannenden Schluss einer Geschichte öffentlich verplappert mit der Absicht, anderen den Spaß zu verderben. Damit verwandt ist die „Spoiler Alert“ (Spoilerwarnung). So heißt es, wenn, z.B., ein Rezensent über einen Film oder Buch berichtet und den überraschenden Schluss in seinem Text offenbart. Er gibt den Leser aber genügend Zeit, mit der Lektüre aufzuhören. Das nennt man eine „Spoiler alert“. Eigentlich ein anständiges Benehmen.
Das Wort „Spoiler“ tauchte neuerdings oft in den Nachrichten auf. Denn irgendwelche Hackers hatten die neuesten Folgen von „Game of Thrones“ geklaut und drohten, falls man ihnen nicht muchos Bitcoins überweisen würde, den Spoiler (ja, ich hab mich für „der“ Spoiler entschieden) zu posten. Gä-ä-ä-h-n. Ich habe vergessen, wie die Geschichte ausgeht.
Auch ich war mal Opfer eines Spoilerangriffs. Ich war damals so alt wie J. und, wie schon erwähnt, leider nicht so schnodderig.
Der Alfred Hitchcock Film „Psycho“ lief gerade in den Kinos und war der große Renner. Jeder wusste, dass der Film wahnsinnig spannend und grausam war. Ich war auf dem Weg ins Kino, um es zu sehen und freute mich sehr. An der Ecke traf ich zufällig auf Tommy G. und verkündete erfreut, „Ich gehe ins Kino, um ‚Psycho‘ zu sehen!“
„He, krasser Film“, antwortete er…und dann…dann, im nächsten Augenblick plapperte er mir gnadenlos den spannenden Schluss, genauer gesagt, den Namen des Täters, aus.
Ich, liebe Leser, bin selbst kein Spielverderber. Ich verrate Ihnen - auch heute nicht -, diesen spannenden Schluss zu „Psycho“. Wer weiß? Vielleicht gibt es noch da jemanden, der diesen alten Streifen noch nie gesehen hat. Dem will ich den Spaß nicht spoilen.
Ich saß an dem Tag im Kino. Mir war vollbewusst, wer der Täter war. Aber wissen Sie. Bald war es mir egal. Denn die Umstände waren viel wichtiger als die Identität des Täters, um den Schluss spannend zu halten. Da hätte mir der rücksichtslose Tommy G. viel mehr verraten müssen - lange Sätze sogar -, um mir den Spaß zu verderben.
Seitdem weiß ich, dass eine Story, die nur von der Pointe lebt, meistens eine schlechte Story ist. Gute Geschichten kann man nie spoilen.
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