Du liebe Güte! Was? Schon wieder September! Das kann nur eins bedeuten: Bald ist Weihnachten. Und falls Sie schon jetzt über ein passendes Geschenk für den Sprachbloggeur nachdenken, hier mein Wunsch: Leserkommentare!
Ja, Leserkommentare! Die wünsche ich mir. Nur: Leider steht es momentan nicht in Ihrer Macht, diese mir zu schenken.
Damit meine ich: Auch wenn Sie wollten, könnten Sie mir momentan keine Kommentare schenken. Denn die Option dazu wurde auf dem Server längst abgeschaltet.
Zur Erinnerung: Letztes Jahr, ich glaube es war im Frühjahr, wurde diese Seite von einem üblen digitalen Ungeziefer angegriffen. Genauer gesagt, waren es zwei digitale Plagegeister. Laut der Netzpolizei (oder wie auch immer man die WehWehWeh-Überwachungsinstanzen nennen will) kamen diese Malwaremonster aus der Ukraine und aus Russland. Leider kann ich dies nicht bestätigen. Mir fiel lediglich die Ironie auf, als ich über die Herkunft meine Viren erfuhr, dass sich ausgerechnet zwei Länder, die miteinander Softkrieg führen, zusammentun, um meine harmlose Webseite kaputt zu kriegen. Ich fragte mich: Wozu das? Hier ist nix zu holen (ich meine bitcoinmäßig). Hier kann man nur meine gute Laune vermiesen, was der destruktive Code in der Tat auch tat.
Aber wer weiß, ob es wirklich Ukrainer und Russen waren. Im Zeitalter der Fakenews, kann sich jeder Hampel seinen Mummenschanz in getarnter Tracht ausspielen.
Es dauerte acht Wochen, bis diese Seite - Google sei dank - mit Persilschein der Öffentlichkeit wieder zugelassen wurde. Und ich…ich war dankbar, dass so viele Leser auch nach der langen Unterbrechung dieser Seite treu geblieben waren. Nach und nach sammelt jeder Beitrag tausende Klicks - und das auch ohne Werbung, ohne Twitter und Facebook (obwohl ich manchmal erwäge, der Glosse zuliebe, eine Präsenz auf diesen Medien zu wagen - das raten mir mittlerweile viele Leute).
Eine Narbe, eine empfindliche Narbe ist mir seit dem Cyberangriff des vorigen Jahres geblieben, und jetzt sind wir wieder beim Thema: Kommentare werden auf dieser Seite seitdem - zwecks Sicherheit - nicht mehr zugelassen.
Mein Hoster war nämlich der Meinung, dass sich meine falschen oder wahren Russen und Ukrainer den Weg auf den Server über die Kommentare erschlichen hatten. Schalte man die Kommentarfunktion wieder ein, könnte das ganze Theater wieder von vorne herein los gehen. Vielleicht hatte er recht. Aber wie haben die Killerclowns das Gift überhaupt reingeschleust? Ich habe alle Kommentare stets sorgfältig geprüft und jeglichen eingebetteten Link - egal wohin er führte - sogleich gelöscht.
Inzwischen aber sind wir wieder im Gespräch, der Hoster und ich, über die Möglichkeit es wieder mal mit den Kommentaren zu riskieren. Da freu ich mich.
Wie schon gesagt: Bald ist wieder Weihnachten. Und deshalb erlaube ich mir etwas zu wünschen - vielleicht sogar realistisch: Kommentare wieder!
Klar weiß ich, dass es zu jeder Zeit immer nur wenige Leser sind, die Kommentare schreiben. Dennoch freu ich mich immer. Wenn ein Kommentar relevant ist (bzw. keine offensichtliche Verarschung ist - und auch dann manchmal), wird er veröffentlicht und manchmal beantwortet.
Manche Schriftsteller schreiben nur des Geldes wegen. Wenn einer wie ich Schriftsteller aus Leidenschaft ist - dann freut er sich, seine Leser einfach in der Seele erreicht zu haben.
In diesem Sinne wünscht Ihnen im Voraus frohe Weihnachten
Ihr Sprachbloggeur.
Als Kind hatte ich Angst, ins Wasser über meinen Kopf zu gehen. So etwas nennen die Fachleute - vornehm griechisch ausgedruckt - eine „Hydrophobie“.
Auch Tollwut wird in der Fachsprache als „Hydrophobie“, wörtlich „Wasser-Angst“, bezeichnet.
Als Kind hatte ich außerdem Angst vor Hunden. Dafür gibt es ebenfalls einen terminus technicus: „Kynophobie“. „Kynos“ auf Griechisch bedeutet „Hund“. Der „Zyniker“ (eigentlich „Kyniker“) ist wohl ein „Hundiger“, also ein bissiger Mensch.
Aber zurück zur Angst vorm Wasser. Wie kommt es, dass ein Begriff, dass wörtlich „Wasserangst“ bedeutet, einer schrecklichen Krankheit wie der Tollwut angehängt wurde, einer Krankheit, die oft durch den Biss eines infizierten Hundes ausgelöst wird?
Weil Hunde, die an Tollwut erkrankt sind, angeblich wasserscheu werden. Warum das so ist, weiß ich nicht.
Lediglich weiß ich den Grund für meine eigene (damalige) Hunde- und Wasserangst: meine Mutter. Meine Mutter hat immer einen großen Bogen um Hunde gemacht. Ich dann natürlich auch. Warum sie dies tat? Dazu kann ich nur spekulieren. Vielleicht hatte sie als Kind erfahren (von ihrer Mutter?), dass Hunde Tollwut verbreiten. Ich kann mir vorstellen, dass, als meine Mutter (und meine Großeltern) jung waren, tollwütige Hunde wirklich auf der Straße umher torkelten. Das passierte sogar in meiner Kindheit.
Ich erinnere mich, wie einmal in der Bronx jemand ausrief, er (oder sie) sehe auf der Straße einen tollwütigen Hund. Alle Frauen und Kinder wurden stracks in einen Keller getrieben. Tür zu. Ich schaute durch das Fensterglas der Kellertüre, konnte aber nix sehen. Leider weiß ich nicht, wie die Story ausgeht.
Aber zurück zu meiner Hydrophobie - und diesmal meine ich meine damalige Angst, im Wasser über meinem Kopf zu planschen. Diese Angst hatte ich, wie oben schon erwähnt, meiner Mutter zu verdanken. Sie war nämlich Nichtschwimmerin. Wie sie, glaubte auch ich, dass ich im Wasser über meinem Kopf wie ein Stein versinken und sofort ertrinken würde. Ich war 30, als ich das Schwimmen endlich gelernt habe! Echt.
Eigentlich wollte ich nur ganz kurz auf meine Angst vor Hunden (hab ich sie nimmer) und vor Wasser eingehen. Mir gehen vielmehr zwei ganz andere Phobien durch den Kopf: die Modebegriffe „Islamophobie“ und „Homophobie“. Ich frage mich des Öfteren: Haben Menschen wirklich Angst vor dem Islam und vor Homosexuellen?
Zuerst das mit den Homosexuellen. Dass Männer, die eigene homosexuelle Gefühle unterdrücken, Angst vor Homosexuellen haben könnten, leuchtet mir ein. Da könnte man wirklich von einer Phobie im klinischen Sinn reden. (Frauen leiden unter einer solchen Phobie so gut wie nie).
Aber eine Angst vor dem Islam? Gibt es sie wirklich? Kann man an einer Phobie gegen diese Religion leiden - an einer Phobie gegen überhaupt welche Religion? Ich denke nicht und halte diesen Begriff deshalb für äußerst unpräzise. Korrekter wäre die Überlegung, ob jemand Angst vor Muslimen hat. (Was übrigens laut einer neuen Statistik für die meisten Deutschen kaum zutreffen kann. Es heißt nämlich, dass ca. 80% der dt. Bevölkerung nix dagegen hätten, muslimische Nachbarn zu haben.
Und gesetzt den Fall, jemand hätte tatsächlich eine Abneigung gegen Muslime, dürfte man dies - wie bei der Homosexualität - als Phobie bezeichnen?
Nein, dürfte man nicht. Richtig wäre diese als „Hass“ zu beschreiben. Denken sie an die Juden. Kein Mensch käme auf die Idee ihre Abneigung als eine „Judaismusphobie“ oder eine „Judeophobie“ zu bezeichnen. Man sagt zu einer Abneigung gegen diese Gruppe schlicht und einfach „Judenhass“ oder, etwas vornehmer, „Antisemitismus“. Nota aber bene: Heute hätten 80% der dt. Bevölkerung auch nix dagegen Juden als Nachbarn zu haben.
Ich glaube, es lohnt sich zwischen Hass und Angst zu unterscheiden und vielleicht beide Begriffe, wenn man sie verspürt, ein wenig unter die Lupe zu nehmen.
1. Szene - Landstraße, rundherum Bäume
Younes A.: Ich knall euch ab!
Guardia Civil: Manos arriba, sonst knallt’s.
Younes A.: Mich kriegt ihr nicht, Scheißbullen.
Guardia Civil: Waffe fallen lassen!
Sargento: He! Schaut! Er hat einen Sprengstoffgürtel an!
Younes A.: Ich bring euch um, hijos de puta! Haut ab! (Er bewegt sich geringfügig nach vorne).
Guardia Civil: Stehnbleiben, oder wir schießen!
Younes A.: Leckt mich! (Polizei zielt.) Allahu akbar!
PENG PENG PENG PENG PENG PENG
2. Szene - Alles hellgrau wie Nebel. Kein oben, kein unten. Kein Boden kein Himmel. Keine Wände. Nix.
Younes A.: Verfehlt! Haha! Nix tut weh. Sie sind weg. Ich hab’s geschafft. Haha. (hält kurz inne). He, wo bin ich? Ich seh nix. Ich hör nix. Alles ist grau. Ich hab das Gefühl, dass ich irgendwie schwebe, aber mir ist nicht schwindlig, und ich habe keine Angst, dass ich runterfalle. Komisch. Halloooo! Ist jemand da? (Stille) Allah? Bis du da? (Stille). Huhuuuu! Halloooo! Hmm. Hab ich mein Fon dabei? (Er will in seine Hosentasche langen) Scheiße. Nicht da. Ich finde die Tasche gar nicht. Ich finde nix. Das ist ja komisch. Irgendwo muss ich sein. So viel Nebel. Hab ich geschlafen?
(Eine Erscheinung tritt in die Sichtbarkeit. Younes A. erschrickt)
Younes A. He! Wer bist du? ( Keine Antwort) Sage! Wer bist du? (immer noch keine Antwort.).
PIEP!
Younes A.: (erschrickt) Eine Nachricht von Whatsapp? Endlich! Aber ich finde mein Fon nicht… verdammt nochmal. He. Wer bist du? (Die Erscheinung tritt an ihn heran). Ich kenn dich. Ja, ich kenn dich! Ja! Ja! Ja! Du bist es, o verehrter Lehrer Abdelbaki! Ja, du bist es in der Tat, Altes Haus! Asslama, ya Scheich! (Stille). Sag bitte, wo sind wir? Moment…Moment…jetzt erinnere ich mich…du bist ja…tot! Ich hab’s in den Nachrichten gesehen. Wieso bist du…denn…da? Bist du…zurückgekehrt? Oder…ich meine…he, he…nein, es kann nicht sein. Bin auch ich…tot? (Keine Antwort von seinem Gegenüber). Sag etwas…bitte…Sag etwas endlich! Warum redest du nicht. Du hast immer die passende Antwort gehabt, und jetzt schweigst du. Sag etwas…endlich! (Schweigen). Judensau, sprich! Jetzt reicht’s. Hast du verstanden?! Jetzt reicht’s. Wenn einer nicht auf den Mund gefallen war, dann bist du’s gewesen; hab ich immer gedacht. Was sagst du dazu?
PIEP!
Younes A.: Wo kommt das her? Ich finde mein Fon nicht. Hast du ein Fon dabei?
Abdelbaki: Ja, hab ich.
Younes A.: Na endlich. Du kannst doch reden. Ruft einer an?
Adbelbaki: Ja, und es ist für dich. (Er reicht Younes A. das Fon).
Younes A.: Hallo? Hallo? Da redet einer, aber ich versteh nix. Was sagt er?
Abdelbaki: Ich versteh auch nichts.
Younes A.: Was spricht er?
Abelbaki: Klingt wie Hebräisch.
3. Szene: Ein großer Raum. Sehr farbig. Viele Bilder an der Wand. Viele Menschen warten auf etwas…warten…auf etwas….
Als ich vor ein paar Wochen über „Game of Thrones“ berichtete, hatte ich leider vergessen, das mit dem „Spoiler“ zu erwähnen.
Spoiler? Schon wieder eins dieser neudeutschen Wörter (schon im neuen Duden?).
Neulich habe ich J. darüber gefragt - er ist fünfzehn und ziemlich auf den Laufenden -, ob er was über Spoiler wisse.
„Na klar“, erwiderte er und strotzte vor Selbstbewusstsein. Zwar hat er mir dann die Bedeutung dieses Wortes gar nicht verraten, man hat trotzdem geglaubt, dass er Bescheid wusste.
„Sag aber. Heißt es ‚der Spoiler‘‚das Spoiler‘ oder vielleicht ‚die Spoiler‘?“
„Man sagt, was man will“, antwortete er und zuckte mit den Achseln. „Der Spoiler, das Spoiler, die Spoiler. Ist ja egal.“
„Und was sagst du?“
„Kommt darauf an, wie ich mich fühle. Heute bin ich in einer… das Spoiler Stimmung. Aber morgen wird’s vielleicht die Spoiler sein. Man kann’s nie wissen.“
Dieses Gespräch mit J. werde ich nicht weiter schildern, zumal man bereits merkt, dass der Ton etwas schnodderig ist. Für mich aber ein Zeichen, dass J. ganz normal ist. Ich wünschte, ich wäre in seinem Alter ebenso schnodderig in meinem Umgang mit Erwachsenen gewesen.
Englisch „spoil“ bedeutet „verderben“, so wie wenn Lebensmittel verfaulen. Auch manche schnodderige Kinder bezeichnet man als „spoiled“. Doch dann wird das Wort mit „verwöhnt“ ins Deutsch übersetzt. Nein, damit meine ich nicht J. Überhaupt nicht. Er ist schnodderig, aber ich glaube nicht, dass er verwöhnt ist.
Im Neuenglischen ist die Rede von einem „Spoiler“, wenn einer den spannenden Schluss einer Geschichte öffentlich verplappert mit der Absicht, anderen den Spaß zu verderben. Damit verwandt ist die „Spoiler Alert“ (Spoilerwarnung). So heißt es, wenn, z.B., ein Rezensent über einen Film oder Buch berichtet und den überraschenden Schluss in seinem Text offenbart. Er gibt den Leser aber genügend Zeit, mit der Lektüre aufzuhören. Das nennt man eine „Spoiler alert“. Eigentlich ein anständiges Benehmen.
Das Wort „Spoiler“ tauchte neuerdings oft in den Nachrichten auf. Denn irgendwelche Hackers hatten die neuesten Folgen von „Game of Thrones“ geklaut und drohten, falls man ihnen nicht muchos Bitcoins überweisen würde, den Spoiler (ja, ich hab mich für „der“ Spoiler entschieden) zu posten. Gä-ä-ä-h-n. Ich habe vergessen, wie die Geschichte ausgeht.
Auch ich war mal Opfer eines Spoilerangriffs. Ich war damals so alt wie J. und, wie schon erwähnt, leider nicht so schnodderig.
Der Alfred Hitchcock Film „Psycho“ lief gerade in den Kinos und war der große Renner. Jeder wusste, dass der Film wahnsinnig spannend und grausam war. Ich war auf dem Weg ins Kino, um es zu sehen und freute mich sehr. An der Ecke traf ich zufällig auf Tommy G. und verkündete erfreut, „Ich gehe ins Kino, um ‚Psycho‘ zu sehen!“
„He, krasser Film“, antwortete er…und dann…dann, im nächsten Augenblick plapperte er mir gnadenlos den spannenden Schluss, genauer gesagt, den Namen des Täters, aus.
Ich, liebe Leser, bin selbst kein Spielverderber. Ich verrate Ihnen - auch heute nicht -, diesen spannenden Schluss zu „Psycho“. Wer weiß? Vielleicht gibt es noch da jemanden, der diesen alten Streifen noch nie gesehen hat. Dem will ich den Spaß nicht spoilen.
Ich saß an dem Tag im Kino. Mir war vollbewusst, wer der Täter war. Aber wissen Sie. Bald war es mir egal. Denn die Umstände waren viel wichtiger als die Identität des Täters, um den Schluss spannend zu halten. Da hätte mir der rücksichtslose Tommy G. viel mehr verraten müssen - lange Sätze sogar -, um mir den Spaß zu verderben.
Seitdem weiß ich, dass eine Story, die nur von der Pointe lebt, meistens eine schlechte Story ist. Gute Geschichten kann man nie spoilen.
[Nacht. Im finsteren Schlafzimmer]
Vorstandsvorsitzender: Wurm!
Wurm: [ liegt im Bett und öffnet die Augen ] Herr? Sind Sie das?
Vorstandsvorsitzender: Wer soll es sonst sein…Ihr Kopfkino?
Wurm: Aber wie kommen Sie dazu…
Vorstandsvorsitzender: Was heißt, wie ich dazu komme?! Ich herrsche über Sie…oder? Oder haben Sie etwa vergessen?
Wurm: Nein, o Herr des Universums…
Vorstandsvorsitzender: …so ist brav. Ja, so heiße ich. Beinahe habe ich gedacht, Sie hätten vergessen.
Wurm: O nein, o Herr. Auch wenn Sie lange…tot…sind.
Vorstandsvorsitzender: Ich? Tot? Unsinn!
Wurm: Nein, o Herr. Sie sind definitiv tot…Das weiß ich genau. Ich war nämlich da, als es passiert ist. Ich hab alles gesehen. Gerade hatten Sie den allerletzten Angestellten - ich glaube, er war von der Müllabfuhr - gefeuert, und dann wollten Sie auch mich feuern…obwohl ich längst für Sie als Freier arbeitete…
Vorstandsvorsitzender: Ja, das war großartig, nicht wahr? Ich habe alle Zeitschriften in Kambodscha schreiben und herstellen lassen. Eine geniale Idee! Radikal! Vorwärtsdenkend!
Wurm: Ja, o Herr, aber dann sind Sie vor meinen Augen zusammengesackt. Ihr Gesicht wurde so grau wie Ihr Armani-Anzug. Es geschah, nachdem ich Ihnen erzählt hatte, dass Sie die Rechnung ohne Internet gemacht hatten. „Idiot!“ sagten Sie zu mir, und dann verdrehten Sie die Augen und waren weg.
Vorstandsvorsitzender: Unsinn!! Ich hatte immer großartige Ideen. Oder nicht, lieber Wurm?
Wurm: (stumm)
Vorstandsvorsitzender: Ich hab gesagt: ODER NICHT, LIEBER WURM?
Wurm: Ja, o Herr des Universums.
Vorstandsvorsitzender: Und jetzt behaupten Sie, ich sei tot! Schade.
Wurm: Herr?
Vorstandsvorsitzender: Denn ich hätte wieder Arbeit für Sie. Schauen Sie mich nicht so dankbar an. Ja, Arbeit! Für Sie! Und ich lasse Sie sogar wieder anstellen! Na? Was halten Sie davon?
Wurm: Tut mir leid, o Herr. Ich habe aber längst eine neue Arbeitsstelle.
Vorstandsvorsitzender: Was!! Sind Sie mir etwa untreu geworden!? Für wen arbeiten Sie?
Wurm: Ich arbeite für eine Firma, die Pop-up-Werbung produziert. Wissen Sie, was das ist?
Vorstandsvorsitzender: Natürlich! Weiß ich nicht alles, mein Wurm? Werbung ist Werbung! Oder? Ach, mein braver Wurm, kein Wunder, dass Sie stets mein Lieblingsmitarbeiter waren. Erzählen Sie: Verdienen Sie gut?
Wurm: O ja, o Herr. Sehr gut. Aber die Kundschaft hasst mich…
Vorstandsvorsitzender: Großartig! Ich war doch ein guter Lehrer, nicht wahr? Hmmm. Aber… was halten Sie davon, wenn wir zwei alte Freunde wieder zusammenarbeiteten? Sie wissen: Ich habe immer die besten Ideen. Nicht wahr? Es wäre, wie in den guten alten Zeiten. Ähh? Möchten Sie das? Auch ich bezahle sehr gut. Das wissen Sie. Und auch ich bin ein Meister der Pappa-Werbung! Wie könnte es anders sein? Morgen kommen Sie in mein Büro. Da besprechen wir zwei die Details. Vergessen Sie nicht Ihren Lunch mitzubringen. Es könnte länger dauern. Ich habe großartige Ideen. Ich bin gut. Wirklich gut. Wurm? Hören Sie mich? Hören Sie mich? Wurm! Wo sind Sie? Wo ist der Idiot? Sofort erscheinen, Wurm, oder Sie sind gefeuert! Wurm? Ach zur Hölle mit ihm. Er ist gar nicht mehr unterhaltsam. Im Ernst. Heute findet man keine gute Arbeitskräfte mehr. Zur Hölle mit ihm…
Wurm: Huch. Gerade hatte ich einen Traum. Er war sehr intensiv, und ich schwitze noch. Doch schon hab ich ihn vergessen. Bald wird‘s wieder Tag, und ich habe viel zu tun. Die Leute unglücklich zu machen ist immer eine schwere Arbeit, aber es ist Arbeit… nicht wahr?
Folgendes weiß ich über „Game of Thrones“ („GoT“ genannt):
1.) Es ist eine TV-Serie.
2.) Es läuft seit einigen Jahren.
3.) Es ist bekannt.
Freund E., wie ich Amerikaner, erklärte mir, in GoT die Figuren werden von Folge zu Folge abgemurkst; außerdem bumsen sie ziemlich viel.
Leider kann ich diese Behauptungen Freund E.‘s. selbst nicht bestätigen. Denn ich hab noch nie eine Folge der „Kultserie“ (so wird sie in den Medien genannt) gesehen. Ich wüsste nicht einmal, wo sie im Fernsehprogramm zu finden wäre…
…umso weniger, weil unser Fernseher seit fünf Monaten kaputt ist, und ich mich noch nicht dazu animieren hab können, einen neuen Apparat zu anzulegen. Irgendwie komme ich ohne TV bestens aus.
Hören Sie das, liebe Fernsehanstalten? Wenn es Weitere gibt wie mich, könnte es Euch an den Kragen gehen - vor allem wegen der fehlenden Werbung.
Nebenbei: Wissen Sie, wie man auf Englisch „mein Fernseher ist kaputt“ sagt? Ich biete Ihnen jetzt eine elegante Übersetzung: „My TV is on the fritz.“ „On the fritz“? Ja, weil am Anfang des 20. Jahrhunderts Billigware nicht aus China, sondern aus Deutschland kam, und die Dinge gingen schnell kaputt, on the „fritz“ also. Manchmal sagten die Engländer „gerry [also „German“] built“, um eine billige Bauart zu beschreiben.
Man kann übrigens auch „my TV went on the blink“ sagen.
Aber zurück zu „Game of Thrones“. Freund E. meinte, dass die Leute Kostüme tragen wie im alten Rom. Seine Tochter D. wiedersprach. Sie meinte, das seien Kostüme aus dem Mittelalter. Ich weiß es nicht.
Neulich hätte ich vielleicht Gelegenheit gehabt, GoT selbst zu erleben. Meine Frau und ich verbrachten nämlich eine Woche in einer Ferienwohnung in Hamburg im Grenzgebiet zwischen St. Pauli und Schanze. Nette Gegend, wenn man von den Scheißgraffitis absieht. (Es wurde übrigens auch auf unserer Straße randaliert. Die „G20“-Schmierereien sind da noch zu sehen, wie archäologische Spuren einer antiken Kultur).
In der Wohnung hatten wir einen Fernseher dessen Bildschirm beinahe so groß war wie die Leinwand im ARRI-Kino in München - und obendrein in HDR-Format. Um den Fernseher einzuschalten, hatten wir drei Fernbedienungen nötig: eine um das Gerät selbst einzuschalten, eine um die Stereo-Lautsprecher einzuschalten und letztlich eine, um die Kanäle zu wechseln („channel surfing“). Ich habe meine Forschungen beim 150. Sender eingestellt. Keine Ahnung, wie viele es noch gegeben hätte.
Von daher aber bin ich überzeugt, dass auch GoT dabei gewesen wäre.
Schade. Nie wieder werde ich Gelegenheit haben, GoT zu erleben - außer vielleicht ausschnittsweise in YouTube - oder falls wir doch mal wieder einen Fernseher anschaffen. 
Hab ich mich damit endgültig aus dem Zeitgeist ausgeklinkt? O je. Nie wieder die Gelegenheit haben, mit anderen über GoT wissend mitzureden. Nie wieder mit klugen Sprüchen auftreten zu können. Permanente Außenseiter also…
Stellen Sie sich vor: Mehr als den Inhalt dieser kurzen Glosse werde ich wohl niemals über Game of Thrones zu bieten haben. O je.
„Opa, ich kann nicht schlafen. Es ist zu heiß, und wir leben in Europa, wo man keine Klimaanlagen hat. Erzähl mir eine Geschichte…“
„Eine Geschichte? Ich kenne nur Geschichten. Möchtest du eine alte oder neue Geschichte hören?“
„Erzähl mir, wie du damals eigenhändig die Bank of America in Schutt und Asche gelegt hast.“
„Ich? Nein, das hast du falsch verstanden. Ich war nur Zuschauer. Du willst nur glauben, dass ich höchstpersönlich die Bank niedergebrannt habe, damit Du mit der Geschichte angeben kannst.“
„Bitte erzähl die Geschichte, auch wenn du nur Zuschauer warst.“
"Weißt du, es war eine Sommernacht so wie diese. Die Leute lungerten auf der Straße rum und wussten nicht, was sie machen sollten. Es gab nämlich damals noch  kein Internet, kein Gaming oder Phons und Apps usw.“
„Habt ihr auch keine Autos gehabt?“
„Ja natürlich hatten wir Autos. Warum fragst du?“
„Wenn ihr Autos gehabt hättet, dann hättet ihr irgendwo hinfahren können.“
„Hmm. Gute Idee. Leider hat da keiner daran gedacht. Stattdessen haben manche Jungs alte Autoreifen irgendwoher geholt und in Brand gesetzt.“
„Wie kann man Autoreifen anzünden?“
„Das hab ich vergessen. Ich war nicht die ganze Zeit dabei. Ich saß nämlich die meiste Zeit mit Freunden im Café. Erst als die Autoreifen schön brannten, ging ich wieder vor die Tür. Da sah ich lauter Jungs auf der Straße, die um die brennenden Reifen herumtanzten.“
„Wo waren die Mädchen?“
„Das weiß ich nicht. Vielleicht haben auch sie getanzt. Ich glaub es aber nicht. Die Jungs tanzten lang. Und das Feuer loderte immer höher. Wäre ein schönes Foto gewesen, bloß damals haben nur wenige Leute Fotoapparate dabei gehabt. Es war aber alles ziemlich harmlos, und die Jungs hatten endlich was zu tun. Doch dann wie aus dem heiteren Himmel sahen wir einen Müllwagen auf der Straße. Er fuhr ganz langsam auf uns zu. Ganz langsam. Alle haben hingeschaut, und jeder hat sich gefragt: Was macht ein Müllwagen um diese Zeit da? Es ist Nacht. Die Müllmänner arbeiten nicht nachts. Und plötzlich - als hätten sie auf ein Zeichen gewartet - standen lauter Polizisten im Müllwagen kerzengrad auf. Sie sahen aus wie die Griechen im trojanischen Pferd. Die Geschichte kennst du auch, hab ich dir schon ein paarmal erzählt.“
„Ja, Opa.“
„Die Polizisten hatten alle Helme an wie Darth Vader, weißt du, und Knüppel in der Hand…“
„Was habt ihr gemacht?“
„Das weißt du selber. Du hörst diese Geschichte nicht zum ersten Mal. Ich selbst hab nix gemacht. Ich hab nur zugeschaut. Andere aber haben sich Steine geholt - woher weiß ich nicht mehr -, mit denen sie die Polizisten bewarfen, was die Polizei ziemlich überrascht hat. Der Müllwagen bremste nun hart, machte kehrt, und im Nu sauste er wieder davon. Dieser unerwartete Sieg - wenn man’s so nennen darf - muss die Jungs auf der Straße irgendwie angestachelt haben. Sie haben gefeiert, als hätten sie eben einen Krieg gewonnen. Inzwischen waren die Reifen ziemlich verkohlt, und da alle nun derart aufgedreht waren, dachten sie nur noch ans Weiterrandalieren. Es war, denk ich, in dem Moment, dass irgendwelche Jungs auf die Idee gekommen sind, die Feier nun vor die Bank of America zu verlagern. Das weiß ich nicht mehr so genau. Denn ich bin zurück ins Café gegangen. Als ich wieder auf die Straße ging, standen sie alle schon vor der Bank und machten Radau. Nun bin auch ich dorthin gegangen. Die Eingangstür hatten sie bereits eingeschlagen. Lauter Jungs streunten durch den großen Raum wie Ameisen - nein, nicht um Geld zu rauben. Das Geld war ohnehin im Safe. Sie wollten nur randalieren, weil sie wieder Langeweile hatten und die Polizei sie da nur weiter angestachelt hatte.
Auch ich bin in die Bank gegangen, um mich rumzuschaun. Ich kann mich aber nur an einen Jungen genau erinnern. Er hatte ein Gipsbein und saß auf einem Schreibtisch neben seiner Krücke und hatte den Telefonhörer am Ohr. Damals gab es noch keine Handys. ‚Mama?‘, sagte er in den Apparat. ‚Stell dir vor, wo ich bin! In der Bank of America! Ja! Wir haben sie gerade gestürmt!‘“
„Aber die Bank brannte noch nicht…“
„Nein, das kam erst später. Und bevor das passiert  ist, war ich längst in meinen Wagen gestiegen und hab  mich aus den Staub gemacht. Aus der Ferne aber konnte ich sehen, wie die Bank lichterloh gebrannt hat…“
„Warum macht man das heute nicht mehr, Opa?“
„Tut man aber doch. Aber anders.“
„Wieso anders?“
„Damals haben die Jungs das gemacht, weil sie Langeweile hatten. Heute hat man andre Gründe.“
„Was, zum Beispiel?“
„Wie soll ich‘s dir sagen…Die Jungs heute möchten wieder in einer Zeit leben, in der man sich wie früher langeweilen könnte, weil sie heute keine Zeit mehr haben, um sich zu langweiligen. Sie denken: Wenn ich die Dinge kaputt mache, werde ich mich endlich langeweilen können... Komisch…“
„Ich wünschte, ich wäre so alt wie du. Alles, was früher war, kann man immer gut erklären.“
In eigener Sache: Nächste Woche ruht die Cyberdruckerei kurz. Bin im Schanzenviertel…im Ernst.
Ich finde im Augenblick, dass ich viel bildhafter auf Deutsch leide als auf Englisch.
Ich denke, z.B., an meinen Hexenschuss. Er traf ein (wie der Name so schön anmuten lässt) wie aus dem heiteren Himmel (aus der düsteren Hölle wäre genauer).
Hexenschuss. So ein schönes Wort um die Ursache meiner Schmerzen zu beschreiben. So bildhaft umfasst er mein Leiden.
Ja, natürlich verstehe ich, dass ein dunkles Kapitel der dt. (bzw. europ.) Geschichte hinter diesem Begriff steckt, dass früher unschuldige Frauen bei lebendigem Leib frittiert wurden, weil irgendeiner Lümmel wie ich plötzlich Rückenschmerzen hatte usw. Das war aber damals…
...fürs heutige europ. (dt.) Ohr klingt der Hexenschuss hingegen wie ein Märchen aus dem Gebr. Grimm. (Vielleicht ist es anders in Teilen Afrikas und in Teilen der islamischen Welt, wo noch heute Frauen als Hexen…um es höflich auszudrücken… „traktiert“ werden).
Aber zurück zu meiner Märchenwelt:
Ich persönlich werde - zum Glück - nur selten von einem Hexenschuss heimgesucht (Achtung, liebe Deutsche: Ist nicht „heimsuchen“ ein reizendes Wort? - so bildlich!) und ich kann mit diesem Leiden eigentlich recht routiniert umgehen. Das heißt:
Bewegung, Bewegung, Bewegung. Aufstehen, spazieren gehen. Lediglich mit dem Bücken bin ich vorsichtig. Das kann ja höllisch weh tun. Wenn ich etwas aufheben muss, geh ich dann mit gradem Rücken in die Knie.
Darüber hinaus creme ich die verhexte Stelle mit einer Salbe ein, lege einen Kirschkerndlkissen in die Mikrowelle dreiundhalb Minuten bei 545 Watt und wärme den Rücken 15 oder 20 Minuten auf.  Dies am besten dreimal täglich (auch dreimal eincremen). Der Spuk ist meistens nach zwei oder drei Tagen bereits vorbei.
Neulich teilte ich meiner Babysitterin mit, dass ich von einem Hexenschuss heimgesucht worden war. Ja, Sie haben richtig gelesen: meine Babysitterin, Ethel. Sie war einst das Nachbarskind nebenan in der Bronx und hat mich behütet, wenn meine Eltern am Abend eingeladen waren.
Ich wusste allerdings nicht, wie man „Hexenschuss“ auf Englisch sagt - vielleicht weil ich damals, als ich nach Deutschland kam, noch keinen Hexenschuss gehabt hatte. Ich schrieb Ethel: „I was - as the Germans say - ‘struck by a witch’“. Dann fügte ich hinzu, dass ich „lower back pain“ hatte. Ja, aber das ist nicht unbedingt dasselbe wie ein Hexenschuss.
Also schlug ich im Wörterbuch nach und entdeckte zu meiner Überraschung, dass ich an einem „spasm“ litt, genauer gesagt einem „back spasm“.
So ein langweiliger Begriff, dachte ich. „Spasm“ (Deutsch: „Spasmus“), das klingt wie eine Zuckung, muss nicht einmal wehtun. Ich war deshalb nicht überzeugt, dass die Übersetzung stimmt. Inzwischen weiß ich, dass Amerikaner immer „back spasms“ haben. Echt.
Worauf will ich hinausgehen? Vielleicht mein ich nur dies: Wenn schon Schmerzen, dann sollen sie wenigsten einen interessanten Namen haben. Deswegen komme ich auch mit meinem gelegentlichen Fracksausen zurecht. Nomen ist schließlich Omen!
He! Plötzlich tut mein Rücken gar nicht mehr weh! Sauber.
Heute behaupten auch die Naturwissenschaftler , dass nicht nur wir Menschen, sondern auch manche Tiere über eine Sprache verfügen.
Über die Sprache der Walfische und Delfinen hat man schon dicke Bände geschrieben. In den 1970er Jahren wurde die Singsprache der Walfische einem vergeistigten Publikum sogar als exotische Musik präsentiert.
Auch Affen, Krähen, Tauben, Papageien sogar Bienen und Ameisen zählen heute zu den sprachbegabten Tieren dieser Erde. Wenn es Sie interessiert, könnten Sie sich den ganzen Tag mit diesem Sachverhalt im Internet unterhalten. Sie würden alles erfahren, was es darüber zu wissen gilt.
Ich komme auf dieses Thema, weil ich auf einen Artikel aus der New York Times (er erschien bereits im Mai) gestoßen bin, der diese Fähigkeit auch dem Präriehund zuschreibt: „Can prairie dogs talk?“ lautete die provokative Überschrift.
Also, können sie?
Vom Aussehen her wirken Präriehunde ausgesprochen niedlich: gleichsam eine gelungene Mischung aus Eichhörnchen und Ratte. Bloß der Schwanz ist anders: kurz und schön aufgeräumt. Außerdem stehen diese Viecher kerzengrad da - und zwar oft. Man könnte sagen, sie machen „Männchen“. Doch wer weiß? Vielleicht machen wir - zumindest vom ihrem Standpunkt - „Präriehündchen“!
Fakt ist: Sieht man eine Präriehundekolonie, wie sie so rumsteht, denkt man automatisch an einer Menschversammlung. Dazu passt auch das allgegenwärtige Piepsen, Klacksen, Schnaken, Zirpen und Zwitschern, die sie von sich geben. Man muss meiner Meinung nach völlig fantasielos, um sich da keine Sprache vorzustellen. Wahrhaftig faszinierende Tiere. Kein Wunder, dass der mittlerweile emeritierte amer. Biologieprofessor Con Slobodchikoff seit dreißig Jahren Präriehunde im nördlichen Arizona zum Forschungsobjekt auserkoren hat. Längst zählt er zu den großen Koryphäen auf diesem Gebiet, und längst ist er überzeugt, dass diese possierlichen Geschöpfe über eine eigene Sprache…eine sogar sehr differenzierte Sprache verfügen.
Diese Sprache besteht allerdings nicht aus Worten, sondern aus kurzen Gesamtbotschaften. Das heißt: Ein Laut wirkt wie ein ganzer Satz: „Achtung! Ein Fuchs! Weg von hier!“ oder „Mein Erdnuss! Du Depp! Hau ab!“ etc. Alles mit einem Zirp.
Noch interessanter: Für jede Art Drohung, gibt es einen eigenen Laut. „Habicht!“ klingt anders als „Mensch!“, „Fuchs!“, „Schlange!“ usw.
So differenziert drücken sich die Präriehunde aus, dass sie auch zwischen den Hunderassen unterscheiden. Prof. Slobodchikoff schickte - jeweils allein - zuerst einen Spaniel, dann einen Husky, einen Retriever, und einen Dalmatiner in eine Präriehundversammlung. Das resultierende Gezirp klang jedes Mal anders, als ob de Tiere bestens informiert waren über die Hunderassen. Und jetzt zum Erstaunlichen: Manchmal hat der gleiche Laut in der Präriehundsprache mehr als eine Bedeutung, und zwar, wenn der Ton des jeweiligen Lauts moduliert wird: also mal hoch, mal tief etc. Kommt ihnen so etwas bekannt vor?
Jawohl! So funktioniert auch Chinesisch.
Zur Erinnerung: Chinesisch ist eine Tonsprache. Mandarin Chinesisch hat, z.B., vier Töne, in anderen Dialekten sind es noch mehr. Ein einziges Wort kann, je nach Tonart, etwas völlig anders ausdrücken. „Ma“, z.B., kann „Mutter“, „Pferd“, „schimpfen“ oder „Hanf“ bedeuten. Allein die Betonung bestimmt den Sinnesunterschied.
Deshalb frag ich mich hier, ob vielleicht vom evolutionären Standpunkt die Sprache der Präriehunde als Vorvorvorgänger des Chinesischen betrachtet werden könnte.
Ja, ich weiß, dass dies eine gewagte Theorie ist, und ich kenne niemanden, der bisher diese Frage gestellt hat.
Zudem leben wir in keiner so günstigen Zeit, um solche Ideen zu erforschen. In gewissen Ländern steht die Evolutionstheorie aus religiösen Gründen gar nicht mehr auf dem Lehrplan: z.B. in Teilen der USA, in der Türkei, und in vielen sonstigen islamischen Ländern.
Vielleicht soll ich ein Präriehund fragen…
   
Wie heißt das Ding wieder? Nein, ich meine nicht „Ding“, sondern „Prozedur“, „Einrichtung“, „Vorrichtung“„Verfahren“ oder so. Wie heißt es, wenn Sie auf dem Phone eine Mail oder eine SMS schreiben, und Sie bekommen vom Phone Hilfsangebote, um ein Wort zu ergänzen, auch bevor Sie das Wort fertiggeschrieben haben - als würde das Phone „mitdenken“.
Ich bekäme die Frage freilich schnell beantwortet, würde ich mich an Onkel Google wenden. Das will ich aber nicht ….
…weil ich ebenso in Eile (sprich „faul“) bin wie alldiejenigen, die sich auf die Schreibhilfe der oben umschriebenen Ein- oder Vorrichtung, deren Namen ich vergessen habe, verlassen.
Heute, z.B., habe ich eine Mail von R. bekommen. Wir kennen uns seit sehr vielen Jahren. Er ist Schweizer, d.h., bei ihm heißt es das und nicht die Mail.
R. hat sich für meinen ungewöhnlichen Vornamen „PJ“ (sprich „Pi-Dschäj) eine eigene Schreibart ausgedacht: Er schreibt „Pitje“. Das find ich schön, auch wenn ich nicht überzeugt bin, dass diese Schreibart meinen Vornamen korrekt wiedergibt. „Pitje“ klingt - zumindest mir - ein Tick anders als „Pi-Dschäj“. Ich glaube, dass bei ersterer Aussprache die Zunge etwas höher liegt als bei letzterer. Zudem wird die Zunge, wenn man „Pitje“ im Gegensatz zu „Pi-Dschäj“ sagt, etwas weiter nach vorne geneigt.
Aber zurück zum Schreibhilfeprogramm auf dem Smartphone.
R. hat mir ein (bzw. eine) Mail von seinem Phone geschickt und hat dabei nicht aufgepasst. Er wollte sein(e) Mail, wie immer, an „Lieber Pitje“ richten. Nur: Da der Schreibroboter diesen „String“, „“Pitje“ nicht kannte, hielt er ihn für einen Tippfehler. Der Roboter machte also daraus „Putze“. Und so hieß es in der Mail, die ich erhalten habe: „Lieber Putze“.
„Putze“? hab ich mich gefragt. Was will R. damit sagen? Irgendwie klingt das wie „putzig“. Sicherlich wollte mich R. nicht mit „putzig“ anreden. Denn putzig bin ich sicherlich nicht.
Prompt traf ein(e) zweite(s) Mail von R. ein. Er sei entsetzt, dass sein Schreibroboter aus „Pitje“ „Putze“ gemacht hätte, hat er mir mitgeteilt. Nun verstand ich, warum ich „Putze“ wurde. Damit war für mich die Sache erledigt.
Doch jetzt eine Frage, genauer gesagt, ein Denkanstoß: Kann es sein, dass der Gebrauch von Schreibhilferobotern auf Smartphones und Tablets evtl. zu einer vorzeitigen Demenz führt? Ja, echt!
Ich rede nicht von R.; ich meine lediglich: Wenn eine Maschine in der Lage ist, Gedanken - nach eigenem Gutdünken - selbstständig fertig zu denken, wird, so behaupte ich, die Arbeit der kleinen grauen Zellen des de facto Schreibenden entsprechend reduziert. Man denkt: „Soll der Roboter es erledigen. Ich höre lieber Musik oder schau Pornos an.“
Das Ergebnis: Man wird denkfaul.
Nebenbei: Die Denkfaulheit sollte man nicht mit dem „faule-Zunge-Syndrom“ verwechseln. Unter FZS versteht man eine althergebrachte Weise, den Sprachwandel zu fördern. Beispiel: Man sagt (oder schreibt) „funzen“ und meint „funktionieren“. Ein klarer Fall der Zungenfaulheit, die sogar eines Tages womöglich in die dt. Hochsprache aufgenommen werden wird. Oder „Specs“ für „Spezificationen“, „Info“ usw. Alles logisch. Spanisch, Französisch etc. sind eigentlich nur Formen eines zungenfaulen Lateins.
Aber Denkfaulheit! Haben Sie jemals darüber nachgedacht, dass Roboter in vielleicht 20 Jahre in der Lage sein werden dementen Menschen die Inkontinenzwindeln zu wechseln? So geschickt wie Pfleger auch! Der Träger wird den Vorgang vielleicht kaum (oder gar nicht) merken. Zu sehr wird er mit seiner Musik oder mit virtuellen Pornos abgelenkt sein. Oder er wird dabei Emails schreiben. Genauer gesagt: Er wird zuschauen,während der Roboter, der ihn bestens zu kennen behauptet, Emails schreibt. „Hallo, puppi, wird der Roboter schreiben, „Wie geht’s Dir? Mir geht’s ausgezeichnet…“
  
Recent comments