Als Kind hatte ich Angst, ins Wasser über meinen Kopf zu gehen. So etwas nennen die Fachleute - vornehm griechisch ausgedruckt - eine „Hydrophobie“.
Auch Tollwut wird in der Fachsprache als „Hydrophobie“, wörtlich „Wasser-Angst“, bezeichnet.
Als Kind hatte ich außerdem Angst vor Hunden. Dafür gibt es ebenfalls einen terminus technicus: „Kynophobie“. „Kynos“ auf Griechisch bedeutet „Hund“. Der „Zyniker“ (eigentlich „Kyniker“) ist wohl ein „Hundiger“, also ein bissiger Mensch.
Aber zurück zur Angst vorm Wasser. Wie kommt es, dass ein Begriff, dass wörtlich „Wasserangst“ bedeutet, einer schrecklichen Krankheit wie der Tollwut angehängt wurde, einer Krankheit, die oft durch den Biss eines infizierten Hundes ausgelöst wird?
Weil Hunde, die an Tollwut erkrankt sind, angeblich wasserscheu werden. Warum das so ist, weiß ich nicht.
Lediglich weiß ich den Grund für meine eigene (damalige) Hunde- und Wasserangst: meine Mutter. Meine Mutter hat immer einen großen Bogen um Hunde gemacht. Ich dann natürlich auch. Warum sie dies tat? Dazu kann ich nur spekulieren. Vielleicht hatte sie als Kind erfahren (von ihrer Mutter?), dass Hunde Tollwut verbreiten. Ich kann mir vorstellen, dass, als meine Mutter (und meine Großeltern) jung waren, tollwütige Hunde wirklich auf der Straße umher torkelten. Das passierte sogar in meiner Kindheit.
Ich erinnere mich, wie einmal in der Bronx jemand ausrief, er (oder sie) sehe auf der Straße einen tollwütigen Hund. Alle Frauen und Kinder wurden stracks in einen Keller getrieben. Tür zu. Ich schaute durch das Fensterglas der Kellertüre, konnte aber nix sehen. Leider weiß ich nicht, wie die Story ausgeht.
Aber zurück zu meiner Hydrophobie - und diesmal meine ich meine damalige Angst, im Wasser über meinem Kopf zu planschen. Diese Angst hatte ich, wie oben schon erwähnt, meiner Mutter zu verdanken. Sie war nämlich Nichtschwimmerin. Wie sie, glaubte auch ich, dass ich im Wasser über meinem Kopf wie ein Stein versinken und sofort ertrinken würde. Ich war 30, als ich das Schwimmen endlich gelernt habe! Echt.
Eigentlich wollte ich nur ganz kurz auf meine Angst vor Hunden (hab ich sie nimmer) und vor Wasser eingehen. Mir gehen vielmehr zwei ganz andere Phobien durch den Kopf: die Modebegriffe „Islamophobie“ und „Homophobie“. Ich frage mich des Öfteren: Haben Menschen wirklich Angst vor dem Islam und vor Homosexuellen?
Zuerst das mit den Homosexuellen. Dass Männer, die eigene homosexuelle Gefühle unterdrücken, Angst vor Homosexuellen haben könnten, leuchtet mir ein. Da könnte man wirklich von einer Phobie im klinischen Sinn reden. (Frauen leiden unter einer solchen Phobie so gut wie nie).
Aber eine Angst vor dem Islam? Gibt es sie wirklich? Kann man an einer Phobie gegen diese Religion leiden - an einer Phobie gegen überhaupt welche Religion? Ich denke nicht und halte diesen Begriff deshalb für äußerst unpräzise. Korrekter wäre die Überlegung, ob jemand Angst vor Muslimen hat. (Was übrigens laut einer neuen Statistik für die meisten Deutschen kaum zutreffen kann. Es heißt nämlich, dass ca. 80% der dt. Bevölkerung nix dagegen hätten, muslimische Nachbarn zu haben.
Und gesetzt den Fall, jemand hätte tatsächlich eine Abneigung gegen Muslime, dürfte man dies - wie bei der Homosexualität - als Phobie bezeichnen?
Nein, dürfte man nicht. Richtig wäre diese als „Hass“ zu beschreiben. Denken sie an die Juden. Kein Mensch käme auf die Idee ihre Abneigung als eine „Judaismusphobie“ oder eine „Judeophobie“ zu bezeichnen. Man sagt zu einer Abneigung gegen diese Gruppe schlicht und einfach „Judenhass“ oder, etwas vornehmer, „Antisemitismus“. Nota aber bene: Heute hätten 80% der dt. Bevölkerung auch nix dagegen Juden als Nachbarn zu haben.
Ich glaube, es lohnt sich zwischen Hass und Angst zu unterscheiden und vielleicht beide Begriffe, wenn man sie verspürt, ein wenig unter die Lupe zu nehmen.
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