Leider finde ich keine Übersetzung für den englischsprachigen Begriff „household word“, die das gleiche Bild verwendet wie im Original.
Ein „household word“ ist ein Wort für den tagtäglichen Gebrauch, ähnlich den Gegenständen, die man täglich im Haushalt gebraucht, etwa eine Zahnbürste oder das Spüli.
Zu einem sozusagen Haushaltswort ist seit einer Woche oder so ein gewisser Rezo geworden. Sie wissen, wen ich meine: den jungen Mann mit dem netten Lächeln und den blauen Haaren. Vielleicht sind auch die Augen blau. Das weiß ich nicht.
Rezo war wohl schon lange in den YouTubekreisen bei denen bekannt, die sich für Musik interessieren. Meistens waren seine Fans im jugendlichen Alter. Mir war er kein Begriff. Die YouTubevideos, die mich – momentan – am meisten interessieren, kreisen um die Mandoline den griechischen Baglamas und den Kalimba. Manchmal lausch ich auch Joseph Schmidt oder Billie Holliday.
Im Grunde weiß ich nicht, wie man den Namen Rezo ausspricht. Ich lebe so lange in Deutschland, dass ich alles Fremdes gleich verdeutsche. Ich möchte also „Re-Zo“ sagen. In den Nachrichten habe ich aber ein paar Mal „rie-so“ vernommen.
Egal. Rezo hat auf einmal – wie wir auf Englisch sagen – „a big splash“ gemacht, was ihn über Nacht zum Alltagsbegriff verwandelte. Kann es sein, dass er bereits zum Coverboy im Spiegel auserwählt wurde? Oder war es im Stern? Nicht so wichtig.
Sein „claim to fame“ (ja, heute lauter engl. Idioms) ruht auf ein 55 minutiges politisches Video mit dem Titel „Zerstörung der CDU“.
Im Nu war es ihm gelungen, „to ruffle a few feathers”. Im obersten Stockwerk des Konrad-Adenauer-Hauses sind die Leute plötzlich umhergerannt wie „chickens without a head“. Instinktiv zuckte die Obrigkeit die Waffen, um dem Jungspund – freilich im übertragenen Sinn – „kalt“ zu machen, was eigentlich nicht so einfach war. AKK (ich vergesse ihren Namen ständig) antwortete mit Sarkasmus, doch sie fiel prompt auf die christdemokratische Nase.
Dann hat man einen aus der Jungenunion auf ihn gehetzt (Jugend gegen Jugend, gell?). Fehlanzeige. Hat die Sache nur noch verschlimmert.
Ganz ehrlich, hab ich mir das verruchte Video des Rezo nicht angeschaut. Hat meine Frau aber. Ich weiß nicht, was ihre Meinung dazu war. Vielleicht hab ich vergessen zu fragen. Mir waren 55 Minuten einfach zu viel Zeit, um einem Referat über die „Zerstörung der CDU“ zu lauschen.
Doch zufällig hab ich – war das im SPON (Spiegel online)? – ein kurzes Interview mit dem sympathischen blauhaarigen jungen Mann entdeckt. Dort hab ich – zumindest für mich – das Wichtigste über Rezos „Zerstörung“ erfahren.
Damit meine ich den Sinn des Wortes „Zerstörung“.
Denn „Zerstörung“ bedeutet in diesem Zusammenhang keineswegs das, was man üblicherweise unter „Zerstörung“ versteht.
Im alten Sinn ist, wie jeder weiß, eine „Zerstörung“ das, was man tut, um etwas oder jemanden gründlich kaputtzumachen oder gar buchstäblich zu vernichten.
Dies ist aber mit der „Zerstörung der CDU“ nicht gemeint.
„Zerstörung“ – wie in „Zerstörung der CDU“ bedeutet in der Jugendsprache in etwa „scharf kritisieren“. Auf Englisch hieße das „to bash on“ oder „to bash“.
Rezo wollte also gar nichts vernichten. Er wollte lediglich eine vernichtende Kritik liefern. Ich weiß nicht, ob alle dessen bewusst sind. Man soll diesen „harangue“ (sprich ha-räng) also „Worterguss“, nicht in die falsche Kehle kommen lassen.
Fällt mir ein: Mein Titel ist falsch. Ich will diese „Zerstörung“im Sinne Rezos nicht im alten Sinn zerstören, lediglich genauer verstehen.
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