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MEME SEME HÄME – raus bist Du! (etc.)

Hab ich all dies nur erträumet?

Ich bilde mir ein, dass ich als Neuling in Deutschland vor endlosen Jahren Folgendes gehört habe: Enna menna mu, raus bist du.

Dieser Kinderspruch, um beim Spielen auszusortieren, hat mich damals sprachlich sehr interessiert, weil, ich aus meiner amer. Heimat etwas Verwandtes kannte:

„Eenie meenie miny mo (sprich ienie, mienie, meinie mo)
catch a tiger by his toe.
If he hollers let him go.
My mother said to pick this one.”

Notabene (und - Achtung! - jetzt wird es mit der politischen Korrektheit fraglich): Ursprünglich singsangten wir auf meiner Straße in der Bronx nicht „catch a tiger“, sondern „catch a nigger“. Diese heute als „N“-Wort bekannte Vokabel darf man in diesem Zusammenhang nicht mehr aussprechen. Verstehe ich auch. Dennoch haben wir sie als Kinder noch unschuldig getrillert…d.h., bis eines Tages ein älteres Kind uns klarmachte (so sah das Lerngefälle auf der Straße aus), dass man dieses „N“-Wort nicht mehr sagen darf und dass wir fortan „catch a tiger“ zu sagen hätten. Was wir dann auch brav taten.

In Deutschland kam ich dann in Kontakt mit besagtem „Enna-menna-mu-raus-bist-du“-Spruch. Vielleicht hab ich ihn im Kinderfernsehen entdeckt. Damals lief eine Sendung namens „Rappelkisten“. Oder vielleicht hab ich es von meiner derzeitigen Lebensabschnittspartnerin erfahren. Egal.

Fakt ist: Ich habe beide Sprüche für etymologisch verwandt erachtet.

Neulich entschloss ich mich in Google, eine Bestätigung für diese Theorie der etymologischen Verknüpfung zu suchen. Peinlich. So faul ist der wissenschaftliche Geist geworden! Er googelt anstatt in richtigen Nachschlagwerken zu recherchieren! Ich habe jedenfalls die gesuchte Bestätigung nicht gefunden. Lediglich war zu lesen, dass „eenie meenie miney mo“ frühesten um 1810 belegt ist, was mir ziemlich spät vorkommt. Denn ich bin überzeugt, dass hinter beide Sprüche ein alter, vergessener Zauberspruch von Kelten oder alten Germanen steckt.

Was enna menna mu betrifft, da verstummt Google völlig! Komisch. Auch mein sechsbändiger Duden und mein Kluge (etymologischen Wörterbuch der dt. Sprache) schweigen sich darüber aus. Auch merkwürdig.

Alles doch nur erträumet?

Eigentlich hatte ich für heute ein anderes, viel spannenderes Thema vor. Ich bin nämlich vor ein paar Wochen auf einen neuen Begriff gestoßen, der mich sauer aufstoßen ließ: SEME. Kennen Sie ihn?

SEME ist eine Abkürzung und steht für „search engine manipulation effect“. Eine kurze Erklärung des Begriffs soll hier genügen: Wenn Sie einen Begriff in die Suchmaschine („search engine“), z.B. Google, eintippen, kann es passieren, dass an dem Ergebnis manipuliert („manipulation effect“) wird. Will sagen: Sie geben den Begriff „Klimawandel“ ein, und prompt erscheinen nur Ergebnisse, welche die negative Wirkung des Klimawandels hervorheben. Seiten, die von Skeptikern geschrieben werden, stehen eher hintenan.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich betreibe hier keine Polemik gegen das Phänomen des Klimawandels. Ich gebe nur ein Beispiel darüber, wie ein SEME funktioniert.

Eins steht jedenfalls fest: Mit Sicherheit heißt der Begriff SEME so, um an MEME zu erinnern, Poptechsprache also. „MEME“ (Achtung: auf Englisch ist dies die Einzahl) spricht man als „miem“ aus. Ich nehme an, dass „SEME“ „ssiem“ ist. Die Memes und Co. sollen freilich an die „Genes“ (auf Englisch dschiens wie die blue jeans) erinnern. Diese Wortspielerei klappt weniger gut auf Deutsch.

Immerhin hat man hier Elemente, die man so wie bei enna menna mu auch zu einem Zauberspruch zusammenfügen könnte. Zum Beispiel: „MEME, SEME HÄME“, jetzt gehma…

…oder so.

MEME SEME HÄME – raus bist Du! (etc.)

Hab ich all dies nur erträumet?

Ich bilde mir ein, dass ich als Neuling in Deutschland vor endlosen Jahren Folgendes gehört habe: Enna menna mu, raus bist du.

Dieser Kinderspruch, um beim Spielen auszusortieren, hat mich damals sprachlich sehr interessiert, weil, ich aus meiner amer. Heimat etwas Verwandtes kannte:

„Eenie meenie miny mo (sprich ienie, mienie, meinie mo)
catch a tiger by his toe.
If he hollers let him go.
My mother said to pick this one.”

Notabene (und - Achtung! - jetzt wird es mit der politischen Korrektheit fraglich): Ursprünglich singsangten wir auf meiner Straße in der Bronx nicht „catch a tiger“, sondern „catch a nigger“. Diese heute als „N“-Wort bekannte Vokabel darf man in diesem Zusammenhang nicht mehr aussprechen. Verstehe ich auch. Dennoch haben wir sie als Kinder noch unschuldig getrillert…d.h., bis eines Tages ein älteres Kind uns klarmachte (so sah das Lerngefälle auf der Straße aus), dass man dieses „N“-Wort nicht mehr sagen darf und dass wir fortan „catch a tiger“ zu sagen hätten. Was wir dann auch brav taten.

In Deutschland kam ich dann in Kontakt mit besagtem „Enna-menna-mu-raus-bist-du“-Spruch. Vielleicht hab ich ihn im Kinderfernsehen entdeckt. Damals lief eine Sendung namens „Rappelkisten“. Oder vielleicht hab ich es von meiner derzeitigen Lebensabschnittspartnerin erfahren. Egal.

Fakt ist: Ich habe beide Sprüche für etymologisch verwandt erachtet.

Neulich entschloss ich mich in Google, eine Bestätigung für diese Theorie der etymologischen Verknüpfung zu suchen. Peinlich. So faul ist der wissenschaftliche Geist geworden! Er googelt anstatt in richtigen Nachschlagwerken zu recherchieren! Ich habe jedenfalls die gesuchte Bestätigung nicht gefunden. Lediglich war zu lesen, dass „eenie meenie miney mo“ frühesten um 1810 belegt ist, was mir ziemlich spät vorkommt. Denn ich bin überzeugt, dass hinter beide Sprüche ein alter, vergessener Zauberspruch von Kelten oder alten Germanen steckt.

Was enna menna mu betrifft, da verstummt Google völlig! Komisch. Auch mein sechsbändiger Duden und mein Kluge (etymologischen Wörterbuch der dt. Sprache) schweigen sich darüber aus. Auch merkwürdig.

Alles doch nur erträumet?

Eigentlich hatte ich für heute ein anderes, viel spannenderes Thema vor. Ich bin nämlich vor ein paar Wochen auf einen neuen Begriff gestoßen, der mich sauer aufstoßen ließ: SEME. Kennen Sie ihn?

SEME ist eine Abkürzung und steht für „search engine manipulation effect“. Eine kurze Erklärung des Begriffs soll hier genügen: Wenn Sie einen Begriff in die Suchmaschine („search engine“), z.B. Google, eintippen, kann es passieren, dass an dem Ergebnis manipuliert („manipulation effect“) wird. Will sagen: Sie geben den Begriff „Klimawandel“ ein, und prompt erscheinen nur Ergebnisse, welche die negative Wirkung des Klimawandels hervorheben. Seiten, die von Skeptikern geschrieben werden, stehen eher hintenan.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich betreibe hier keine Polemik gegen das Phänomen des Klimawandels. Ich gebe nur ein Beispiel darüber, wie ein SEME funktioniert.

Eins steht jedenfalls fest: Mit Sicherheit heißt der Begriff SEME so, um an MEME zu erinnern, Poptechsprache also. „MEME“ (Achtung: auf Englisch ist dies die Einzahl) spricht man als „miem“ aus. Ich nehme an, dass „SEME“ „ssiem“ ist. Die Memes und Co. sollen freilich an die „Genes“ (auf Englisch dschiens wie die blue jeans) erinnern. Diese Wortspielerei klappt weniger gut auf Deutsch.

Immerhin hat man hier Elemente, die man so wie bei enna menna mu auch zu einem Zauberspruch zusammenfügen könnte. Zum Beispiel: „MEME, SEME HÄME“, jetzt gehma…

…oder so.

MEME SEME HÄME – raus bist Du! (etc.)

Hab ich all dies nur erträumet?

Ich bilde mir ein, dass ich als Neuling in Deutschland vor endlosen Jahren Folgendes gehört habe: Enna menna mu, raus bist du.

Dieser Kinderspruch, um beim Spielen auszusortieren, hat mich damals sprachlich sehr interessiert, weil, ich aus meiner amer. Heimat etwas Verwandtes kannte:

„Eenie meenie miny mo (sprich ienie, mienie, meinie mo)
catch a tiger by his toe.
If he hollers let him go.
My mother said to pick this one.”

Notabene (und - Achtung! - jetzt wird es mit der politischen Korrektheit fraglich): Ursprünglich singsangten wir auf meiner Straße in der Bronx nicht „catch a tiger“, sondern „catch a nigger“. Diese heute als „N“-Wort bekannte Vokabel darf man in diesem Zusammenhang nicht mehr aussprechen. Verstehe ich auch. Dennoch haben wir sie als Kinder noch unschuldig getrillert…d.h., bis eines Tages ein älteres Kind uns klarmachte (so sah das Lerngefälle auf der Straße aus), dass man dieses „N“-Wort nicht mehr sagen darf und dass wir fortan „catch a tiger“ zu sagen hätten. Was wir dann auch brav taten.

In Deutschland kam ich dann in Kontakt mit besagtem „Enna-menna-mu-raus-bist-du“-Spruch. Vielleicht hab ich ihn im Kinderfernsehen entdeckt. Damals lief eine Sendung namens „Rappelkisten“. Oder vielleicht hab ich es von meiner derzeitigen Lebensabschnittspartnerin erfahren. Egal.

Fakt ist: Ich habe beide Sprüche für etymologisch verwandt erachtet.

Neulich entschloss ich mich in Google, eine Bestätigung für diese Theorie der etymologischen Verknüpfung zu suchen. Peinlich. So faul ist der wissenschaftliche Geist geworden! Er googelt anstatt in richtigen Nachschlagwerken zu recherchieren! Ich habe jedenfalls die gesuchte Bestätigung nicht gefunden. Lediglich war zu lesen, dass „eenie meenie miney mo“ frühesten um 1810 belegt ist, was mir ziemlich spät vorkommt. Denn ich bin überzeugt, dass hinter beide Sprüche ein alter, vergessener Zauberspruch von Kelten oder alten Germanen steckt.

Was enna menna mu betrifft, da verstummt Google völlig! Komisch. Auch mein sechsbändiger Duden und mein Kluge (etymologischen Wörterbuch der dt. Sprache) schweigen sich darüber aus. Auch merkwürdig.

Alles doch nur erträumet?

Eigentlich hatte ich für heute ein anderes, viel spannenderes Thema vor. Ich bin nämlich vor ein paar Wochen auf einen neuen Begriff gestoßen, der mich sauer aufstoßen ließ: SEME. Kennen Sie ihn?

SEME ist eine Abkürzung und steht für „search engine manipulation effect“. Eine kurze Erklärung des Begriffs soll hier genügen: Wenn Sie einen Begriff in die Suchmaschine („search engine“), z.B. Google, eintippen, kann es passieren, dass an dem Ergebnis manipuliert („manipulation effect“) wird. Will sagen: Sie geben den Begriff „Klimawandel“ ein, und prompt erscheinen nur Ergebnisse, welche die negative Wirkung des Klimawandels hervorheben. Seiten, die von Skeptikern geschrieben werden, stehen eher hintenan.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich betreibe hier keine Polemik gegen das Phänomen des Klimawandels. Ich gebe nur ein Beispiel darüber, wie ein SEME funktioniert.

Eins steht jedenfalls fest: Mit Sicherheit heißt der Begriff SEME so, um an MEME zu erinnern, Poptechsprache also. „MEME“ (Achtung: auf Englisch ist dies die Einzahl) spricht man als „miem“ aus. Ich nehme an, dass „SEME“ „ssiem“ ist. Die Memes und Co. sollen freilich an die „Genes“ (auf Englisch dschiens wie die blue jeans) erinnern. Diese Wortspielerei klappt weniger gut auf Deutsch.

Immerhin hat man hier Elemente, die man so wie bei enna menna mu auch zu einem Zauberspruch zusammenfügen könnte. Zum Beispiel: „MEME, SEME HÄME“, jetzt gehma…

…oder so.

Google „Du“ und Axel „Er“

Er hieß Axel. Das weiß ich noch genau. Und seine Frau war die…ähm…verdammt! Hab den Namen vergessen. Ist ja egal. Vielleicht fällt er mir später wieder ein. Wir sagten aber nie „Axel“ und „…“ zu ihnen, sondern stets „Grüß Gott, Herr…, Grüß Gott, Frau… Auch den Nachnamen hab ich vergessen!

Es war das Inhaberehepaar eines Obstundgemüseladens in einer Gegend, wo ich einst gewohnt hatte. Bin neulich vorbei gefahren. Ich glaube, es gibt sie noch.

Axel…bzw. Herr…war der einzige Mensch, der in all den Jahren, die ich in München bin, die dritte Person singulär verwendete, um seine Kunden zu siezen.

Klar: Manchmal hört man auch heute ein: „Was möchte der Herr?“ oder ein „Hat die Dame noch einen Wunsch?“ usw. Axel war viel radikaler. „Grüß Gott, Herr Blumenthal“, empfing er munter, „Was darf ich Ihm heute anbieten?“ „Kann ich Ihn mit noch etwas bedienen?“ usw.

Hand aufs Herz. Es war so. So hat er geredet.

Auf dieses …“Erzen“... keine Ahnung, wie man es sonst bezeichnen sollte, bin ich, abgesehen von Axel, ausschließlich in der dt. Literatur des 19. Jahrhunderts und noch früher gestoßen. Vielleicht ist es ein ländliches Sprachrelikt. Ich wüsste aber nicht, wen ich fragen sollte. Frau M. von Paradies, hat die Zelte leider abgebrochen. Sie wüsste es ganz bestimmt.

Eigentlich ist das mit dem Erzen nicht mein Thema. Es steht hier lediglich als Kontrapunkt zu dem, was mich heute in Wirklichkeit auf der Leber liegt …und zwar zu dem unbotmäßigen Grassieren des Duzens.

Nein, hier kein Gemecker über die Begeisterung der sog. „Millenials“ fürs „Du“. Junge Leute duzen immer gern…im Grunde, weil sie noch unweit der Grenze der verflossenen Kindheit angesiedelt sind…und sie duzen sorgenfrei weiter, bis sie schließlich feststellen, dass nicht jeder da draußen freundlich gesinnt ist. Erst dann entdecken sie den Zauber des Siezens, das für das Grauen der Welt wie maßgeschneidert kreiert wurde.

In vorliegender kurzer Meditation geht es vielmehr um jene Firmen, genauer gesagt, um jene Firmen, die eine prägende Präsenz im Internetbusiness haben, die ihre Kundschaft anbiedernd mit „du“ ansprechen. Meistens sind das neureiche Multis.

Zum Beispiel folgende Mail, die ich jüngst von Airbnb erhalten habe. Es ging um eine rein juristische Angelegenheit: das (abermalige) Aktualisieren der Nutzungsbedingungen. Nutzungsbedingungen sind, wie jeder weiß, alles anders als unterhaltsam, geschweige denn kurz. Airbnb, bei dem ich eigentlich kein Kunde bin, hat mir die veränderten Nutzungsbedingungen zugeschickt mit dem Kommentar: „Danke, dass du ein Mitglied unserer weltweiten Community bist.“ Nebenbei: „Du“ war kleingeschrieben, was heute häufig vorkommt. Über die Vokabel „Community“ brauch ich keinen Kommentar abzugeben.

Ach ja. Die Mail war außerdem an „Hallo P.J.“ adressiert. Junge Menschen (wie beim Duzen) sind weniger empfindlich, wenn sie von Fremden mit Vornamen angesprochen werden. In England und in den USA ist diese Umgangsform sogar sehr verbreitet. Manche vermuten deshalb eine „Infantilisierung der Gesellschaft“. Auf dem Kontinent sind wir (noch) anders. Achtung, kurzer Hinweis: Keine multinationale Firma ist Dein/e Freund/in.

Aber weiter. Zum Beispiel, Notebooksbilliger. Dieses Elektronik-Gigant (auch wenn eine dt. Firma) ermuntert in der Werbung: „Spare“ und duzt sonstwo stets. Oder Sony: „Hi Konsument, vielen Dank für dein Feedback…“ Das habe ich auf Amazon ausgegraben. Es war die Antwort auf eine Kundenbeschwerde in einer Bewertung.

Amazon selbst hingegen siezt (brav), nennt mich aber „P.J.“ (buuh). Auch Ebay beherrscht das Siezen (brav), P.J.t mich aber (buuh). Uber siezt erwartungsgemäß nicht. Diese Raubritterbeförderungsgesellschaft schreibt auf ihrer Webseite: „Mit Uber kannst du ganz einfach Reisen planen…“etc.

Ich könnte obige Liste beliebig lang und differenziert fortsetzen. Oder schauen Sie sich selber um. Übrigens: Bei Google sind Sie ein Du.

Deutschland, hören Sie mich? Das „Siezen“ ist Ihr Tafelsilber. Bitte nicht verscherbeln!

Ach! Jetzt fällt‘s mir ein: Axels Frau hieß Andrea. Sie hat nie geerzt aber stets gesiezt. Der Nachname schlummert noch immer in Lethe.

Grausame Geschichten, die man jeden Tag lesen kann

Schade. Ich hab Baschar al-Assad um ein Interview gebeten. Er hat es nicht einmal für nötig gehalten, auf meine Bitte zu antworten. Freundin I. meint, das sei schon wieder ein Beispiel der verrohten Manieren unserer Zeit.

„Jeder ist mit sich beschäftigt“, sagt sie, „und jeder hält sich für den Mittelpunkt der Schöpfung. Die Leute benehmen sich wie die Säuglinge…ohne allerdings niedlich zu sein!“ Sie lacht.

Ich bin zwar kein Psychologe. Aber vielleicht ist was dran. Wie die Säuglinge. Das gilt auch für diverse Wichtigtuer aus allerlei Branchen: zum Beispiel, wenn man Probleme mit dem Handy oder Festnetz hat. Oder man will jemanden bei Google, Facebook etc. erreichen oder möchte mit einem Redakteur oder Verleger sprechen, um die eigene Meinung (oder den eigenen Text) zu vermitteln. Mal landet man bei einer Wichtigtuerin mal wird man behandelt wie Luft.

Wichtigtuer**Innen sind aber nicht mein Thema. Heute geht es lediglich um Verbrecher und diejenigen, die es gerne wären.

Ich hab Baschar al-Assad um ein Interview gebeten, weil ich neugierig war, wie ein Verbrecher seines Kalibers nachts schlafen kann.

Wahrscheinlich hätte er gekontert: „Verbrechen? Welches Verbrechen? Im Gegenteil. Ich habe mir eine große Verantwortung aufgebürdet: meine Heimat vor den wahren Verbrechern und Fanatikern zu retten!“

Ja, das hätte er entgegnen können. Das hätte er entgegnen müssen, und wahrscheinlich deshalb schläft er so gut.

Auch andere dieser Sorte würde ich gern interviewen. Zum Beispiel die Narcotraficantes, die neulich in Nordmexiko ein Autokorso (drei Wagen) voll mit Frauen und Kindern angegriffen hatten. Ihre Opfer waren Mitglieder einer mormonischen Sekte, die sich vor Generationen nach Mexiko abgesetzt hatten, weil sie noch an der Vielehe glauben. Vielehe bedeutet, dass ein Mann mehrere Frauen haben darf…nicht umgekehrt. Sorry girls.

Ja, diese Narcotraficantes haben aus reinem Blutgelüst gemordet. Ein paar Kinder konnten sich verstecken oder haben sich schnell – und instinktiv – aus dem Staub gemacht.

Wäre wirklich interessant zu wissen – in einem Interview, meine ich – was diese Mörder dabei dachten und ob auch sie, nach so einem grausamen Verbrechen nachts noch ruhig schlafen können.

Assad kann sich als Patriot rechtfertigen, aber die Narcotraficantes?

Oder noch ein Beispiel: die zwei Banditen, über die ich neulich in einem Bericht aus dem Zweiten Weltkrieg (inzwischen liegt dieser Krieg weit in der Vergangenheit zurück) gelesen habe. Zwei Frauen, eine Mutter und ihre erwachsene Tochter, sind auf der Flucht und gehen durch einen Wald im besetzten Polen. In der Ferne erblicken sie zwei Männer mit Stöcken. Nein, ausnahmsweise keine Deutsche, und nein: hier folgt keine Horrorvergewaltigung. Die zwei Männer treten an die Frauen heran, den Blick auf die rechte Hand der älteren Frau, die eine Tasche trägt, fixiert.

Nun drischt einer (oder waren es beide?) mit Stock solange gegen die Hand, bzw. das Handgelenk der älteren Frau, bis sie ihre Tasche fallen lässt. Seelenruhig schnappen die Unholden die Tasche und entfernen sich wieder.
Wäre interessant gewesen, die Banditen zu interviewen, sie zu fragen, ob sie mit dem Inhalt der Tasche (ich glaube es waren Lebensmittel) zufrieden waren. Oder ob sie gut schlafen.

Vielleicht hätten sie geantwortet: „Was weißt Du? Es war Krieg. Wir hatten Hunger! Was hättest Du an unserer Stelle getan?“

Warum mich heute ausgerechnet dieses Thema beschäftigt, verstehe ich selber nicht. Wahrscheinlich lese ich zu viel Internetnachrichten.

„Was, Herr Sprachbloggeur? Kein Wort heute über Sprache?“ fragt ein Leser.

„Schon“, antworte ich. Heute ging es um die Metasprache. Man redet sie sstets, wenn einem die Worte fehlen.“

Nächste Woche Triviales.

Halloween, nein danke!

Hoffentlich keine übereilte Vorfreude meinerseits, Kann es aber sein, dass das dt. Halloween dieses Jahr entsorgt worden ist?

Damit will ich sagen: Ich habe bisher keine Spuren dieses Importfestes wahrgenommen. Ob es nur daran liegt, dass ich die eigene Nachbarschaft (Neuenglisch „hood“) in München selten verlasse?

Aber auch keine Erwähnung eines Halloween-ähnlichen Ereignisses in der Boulevardpresse… zumindest bisher.

Darf ich annehmen, dass der 31. Oktober in den Reformationstag zurückverwandelt ist? Dass das mit dem Halloweenhoppla endgültig vorbei ist? Wäre schön.

Vor langer Zeit habe ich mich auf dieser Seite heftig über die hiesige Inbesitznahme dieses Festes beschwert. Es störte mich, dass man überall Kürbisse aus Kunststoff mit dämonischen Fratzen feilbot. Spinnennetze aus Nylon usw. waren ebenfalls der letzte Schrei. Heute ist das ganze Zeug wohl längst Walfischfutter geworden. Insbesondere aber waren es die Halloween-Partys, die mich skeptisch machten. Meistens feierten Menschen zwischen 20 und 30. (Inzwischen haben diese Leute die 50 erreicht. Tja, so vergeht die Zeit). Zudem: Diese „Halloween“ Partys wurden nicht immer am 31. Oktober abgehalten, sondern eher am nächstliegenden Freitag- oder Samstagabend! Waschechte Amis hätten nur gestaunt und mit dem Kopf geschüttelt.

Im Übrigen haben damals manche Fans ihre kostümierten Kinder, mit Beutetüten ausgerüstet, an Nachbarstür gedrängt, um nach „Süßem oder Saurem“ zu betteln. Auf Englisch heißt das „trick or treat“, also „Streich oder Leckerli“.

Üblicherweise schauten die verdutzten Nachbarn in die Röhre, wussten nicht, wie sie auf diese getarnten Gören reagieren sollten.

Es sollte aber der Anfang einer neuen dt. Tradition werden – trotz meiner Proteste. „Nein, mein Fest! Ihr habt Euren Fasching!“ tobte ich. Man hielt mich für den zugewanderten Grantler vom Dienst.

Während einer kurzen Zeit rechnete ich bereits mit der Globalisierung des geklonten Brauchs. Aber nun zum Glück setzt sich wieder der Vernunft ein. Hoffe ich jedenfalls. Der Vernunft war schon immer hartnäckig.

Fakt ist: „Halloween“ lässt sich nicht so einfach importieren wie Uber oder Starbucks. „Hallowe’en“ (so die richtige Schreibweise) ist nämlich eine altgediegene angelsächsische Vokabel und bedeutet das gleiche wie das Deutsche „Heiliger Abend“ – auch etymologisch. „Hallowe’en“ war nämlich der Abend vor „All Hallows“, zu Deutsch „Alle Heilige“.

Erst in Irland und Schottland hat man Hallowe’en als einen Dämonenabend gefeiert. Die irischen und schottischen Einwanderer brachten ihren Brauch – wohl im 19. Jh – in die USA mit. Wahrscheinlich hatte für diese Kelten der 31. Oktober einst die gleiche Bedeutung wie der 30. April – sprich Walpurgisnacht – für die Deutschen.

Noch heute findet man in den USA große Landesstrecken (meistens im Nordosten), wo Hallowe’en noch sehr traditionell gefeiert wird. Dort schmückt man die Veranda mit Strohmännern in karierten Hemden und mit großen Kürbissen, auch mit trockenen Maiskolben. Alles sieht sehr herbstlich aus. Klar, dass das mit einem Erntefest zu tun hat.

Dazu marschieren die kostümierten Kinderscharen durch die Straßen, klingeln an der Tür, um ein Leckerli zu erbetteln. Das mit dem Streich kommt später.

Während alle schlafen, streifen die Halbwüchsigen durch die Straßen, um die schönen Strohmänner etc. mutwillig zu zerstören. Denn diese Jugendliche sind darauf bedacht, alles kaputtzumachen, was nur geht. Dämonen halt.

Das ist ja das wirkliche Hallowe’en. Schön, dass die Parodie allmählich aus Deutschland verschwindet. Hoff ich jedenfalls, dies behaupten zu dürfen.

Halloween ade!

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Der Tod des Paradieses – Nein, nicht tot im Paradies

Über einen Tod zu berichten, ist (meistens) eine traurige Sache (außer, wenn einer wie Assad etc. an geronnenem Blut erstickt).

In diesem Fall – sprich Todesfall – schlägt die Sache schwer zu Buche: Das Paradies ist gestorben.

Treue Leser dieser esoterischen Glosse ahnen bereits, worum es hier geht. Neulinge (hallo und willkommen!) fragen sich: Wie kann das Paradies sterben? Ein Mensch stirbt…aber das Paradies?

Nun schmunzelt der erfahrene Leser, die erfahrene Leserin (oder wird mit dieser zähflüssigen Einleitung ungeduldig).

Die Rede ist von einem Obstundgemüseladen namens „Paradies“, der in dieser Glosse oft thematisiert wurde. Googelt man unter „Sprachbloggeur“ und „Paradies“ wird man ausreichende Beispiele finden.

Ja, liebe Kenner und Kennerinnen, heute gebe ich kund, dass das „Paradies“, seine Türe für immer geschlossen hat.

Kein Paradies mehr. Frau M., die Chefin, hat das Handtuch geworfen. Jenen talentierten Kundenbetreuerinnen, Frau M., Frau B. und Frau O. wird man nur noch per Zufall auf der Straße begegnet sein.

„Die Kundschaft stirbt uns weg“, erklärte mir Frau M. „Und die Baustellen und neue Leute in den Luxussanierten Häusern interessieren sich nicht fürs Paradies. Manche wohnen nicht einmal in deren neuen Luxuswohnung. Sie haben es als Investment gekauft oder um Geld zu waschen…wos woaß i? Und dann, falls die Stadt tatsächlich die grüne Straßenbahn baut, wird wieder eine große Baustelle über etliche Jahre entstehen, und es wird wieder noch weniger Kunden geben.“

Willkommen im 21. Jahrhundert, liebe Lesende. Nun sind wir doch endlich richtig gelandet. 20. Jahrhundert ade. Viele irdische Neubürger kennen das vorige Jahrhundert nicht einmal.

„Schade ums Paradies“, sagt der Alte auf der Straße, der mich gestern begrüßt. „Es war mehr als ein Obstundgemüseladen“, sagt er. „Es war ein Kommunikationszentrum. Man hat dort Sachen erfahren, die uns alle in der Gegend betrafen. Schauen Sie, das Leben wird immer anonymer. Die Leute, die die Wohnungen in der Luxusbaute gekauft haben, werden kaum da sein – nur vielleicht, um ihre Sommer- oder Winterfrische zu verbringen. Geldwäsche schwemmt viel Geld in die Stadt, macht zugleich alles kaputt.“

Das sagt er mir, als wir uns zufällig auf der Straße begegnen. Wir haben uns oft im Paradies gesehen. Man kaufte Erdbeeren oder Salat oder Nüsse oder Blumen dort, und man ratschte ein wenig. Meistens nahm auch Frau M. daran rege teil. Hätten der Alte und ich uns nur auf der Straße immer wieder gesehen und nie im Paradies, wäre es höchstens zu einem freundlichen, anonymen Nicken gekommen.

Ja, liebe Lesende, nicht nur meine Straße: Es könnte auch mal Ihre Straße werden. So sind nun mal die Zeiten.

Frau K. vom Zeitungsstand sieht die Lösung darin, ein Einparteisystem zu gründen, damit nur eine Partei – ohne Opposition – zwei Jahre regiert und vernünftige Gesetze durchpowert.

Ich bin nicht ihrer Meinung. „Was ist“, frage ich, „wenn diese eine Partei während dieser zwei Jahre ein Gesetz verabschiedet, dass der Partei erlaubt, nicht zwei, sondern zwanzig Jahre im Amt zu bleiben? So was hat Herr Xi in China gemacht.“

Frau K. lässt sich nicht umstimmen. Sie mag keine Korruption, keine Vetternwirtschaft, und sie sehnt sich nach einer funktionierenden Alternative.

Das Paradies stirbt überall, und viele denken wie Frau K.

Ja, lieber Leser, liebe Leserin, nun sind wir endlich im 21. Jahrhundert angekommen. Es ist eine Zeit, wo das Paradies überall zumacht.

PS Bin nicht so ein Pessimist. Später wird alles wieder gut…Ehrenwort!

Nichtbinäre Dysphorie für Unwissende (Titel verstanden?)

Was haben E-Scooters und Nichtbinarität gemeinsam?

Schon ratlos? Falls ja, haben Sie dann entweder keine Ahnung, was ein E-Scooter ist, oder Sie sind noch nicht über die Nichtbinarität auf dem Laufenden.

Da man Gelegenheit hat, auf nahezu jeder Straße in Deutschland über einen querstehenden Scooter zu stolpern, gehe ich davon aus, dass Ihre Wissenslücke eher im Bereich der „Nichtbinarität“ liegt, ein Wort, das Sie wohl nicht täglich im Rundfunk oder im Supermarkt antreffen.

Falls Sie mal dem Wort begegnet sind, dann höchstens in der adjektivischen Form „nichtbinär“, was auch kein Alltagswort ist. Tatsache ist: Man muss in ganz gewissen Kreisen verkehren, um den Kontakt mit diesem Begriff zu machen…

…und zwar in „dysphorischen“ Kreisen!

Schon wieder ein ungewohntes Wort! Aber alles der Reihe nach. „Dysphorie“ (Adjektiv: „dysphorisch“) ist quasi das Gegenteil von „Euphorie“. Jeder weiß, was „Euphorie“ ist…oder? Man ist „euphorisch“, wenn es einem besonders gut geht. Man schwebt quasi im siebten Himmel oder so.

Geht es einem nicht besonders gut, ist die Rede von einer „dysphorischen Verstimmung“. Das sagen vor allem die Psychologen, wenn sie miteinander über depressive Zustände fachsimpeln. Eine dysphorische Verstimmung kann mitunter ein sehr ernstes Problem sein. Wer sich über längere Zeit dysphorisch fühlt, sollte sich auf jeden Fall nach Hilfe umsehen. Kann wirklich helfen.

Seit ein paar Jahren wurde in der dt. Sprache (und im Englischen) ein neuer Begriff aus dem Boden gestampft: die „Genderdysphorie“. Will sagen, dass jemand mit der Zuordnung im eigenen biologischen Gender (sprich: Geschlechtszugehörigkeit) nicht zufrieden ist. Ist ein Mensch über die eigene Geschlechtszugehörigkeit nicht euphorisch, wird er „genderdysphorisch“: etwa Männer, die sich nicht „männlich“, sondern „weiblich“ fühlen und Frauen, die sich „männlich“ empfinden.

Eine genderdysphorische Person kann sich auch als „nichtbinär“ bezeichnen. Und somit kehren wir zum ersten ernannten Begriff in dieser Glosse (neben E-Scooter) zurück.

„Binär“ (binarius) ist eine spätlateinische Bildung (15. Jh.) und bedeutet „zweifach“. „Binäre Zahlen“ bezeichnen ein System bei der nur zwei Ziffern verwendet werden, um bis zur Unendlichkeit zu zählen. Das tun Computers. Sie verstehen lediglich „1“ und „O“. Diese sog. „Maschinensprache“ im Chiphirn eines Computers übersetzt lange Reihen von Einsern und Nullen in alles Mögliche – egal ob Text, Zahl, Bild oder Ton.

Auch Menschen sind „binär“. Deshalb existieren wir als Männlein und Weiblein. Nein, das stimmt nicht ganz. Es gibt auch sog. „Intersexuelle“. Sie werden mit den genetischen Merkmalen beider Geschlechter geboren. Ihre Situation ist von daher nicht immer einfach, und man soll ihnen stets den Daumen drücken.

Einen Menschen als „nichtbinäre“ zu bezeichnen, ist allerdings eine Sprachneuigkeit. Das sind Menschen, die sich zwar genetisch als Männlein und Weiblein eingeordnet werden können, die jedoch behaupten, dass sie im falschen Körper geboren wurden. Manche dieser Personen unterziehen sich deshalb eine Geschlechtsumwandlung. Diese erfolgt durch eine hormonelle Behandlung oder noch drastischer (bzw. unumkehrbarer) durch Chirurgie. In den letzten Jahren werden solche Menschen auch „transsexuell“ genannt.

Es gibt allerdings Fälle von Transsexuellen, die sich nach der Umwandlung es auch anders überlegen. Sie möchten dann zurück. Man nennt diese Rückverwandlung eine „Detransition“ oder manchmal eine „Retransition“. Falls aber ein operativer Einschnitt bereits erfolgt ist, kann diese „Detransition“ nie vollständig realisiert werden.

Sie sehen: Die Sache kann sehr kompliziert werden.

Doch nun zurück zur Öffnungsfrage: Was haben E-Scooters und Nichtbinarität gemeinsam?

Nein, dies ist keine Fangfrage.

Die Antwort liegt auf der Hand: Beide sind Fahrweisen, die fast ausschließlich von Menschen zwischen 18-35 in Anspruch genommen werden.

Jetzt wissen Sie Bescheid.

Von „Onanieren“, „Masturbieren“ und anonymen Hackerinnen

Schon wieder ein Besuch vom anonymen Hacker. Über ihn hab ich schon mal geschrieben, auch wenn ich inzwischen die Details vergessen habe.

Zur Erinnerung: Er ist derjenige, der Sie (bzw. mich) vor dem Bildschirm Ihres (meines) Rechners bei der Pornopeepschau vermittels einer Zaubersoftware, wovon auch die Geheimdienste nur träumen, beim Onanieren (bzw. Masturbieren) ertappt hat.

Erster Gedanke: Im Zeitalter der Gleichberechtigung müssen wir unbedingt davon ausgehen, dass es sich um einen anonymen Hacker handelt? Kann es ja sein, dass diese Drohmails in Wirklichkeit von einer anonymen Hackerin stammen?

Im Ernst. Im Zuge der grammatikalischen und syntaktischen Gleichberechtigung möchte ich daher vorschlagen, dass wir uns künftig pauschal über „anonyme Hacker*Innen“ herziehen.

Zweiter Gedanke: Diese/r anonyme Hacker*In scheint ein wahrhaftes Sprachgenie zu sein. Mittlerweile habe ich Mitteilungen von ihm/ihr (so kompliziert dieses „ihm/ihr“ – wie wäre es mit „ihmer“?) in verschiedenen Sprachen erhalten: Russisch, wo sier sich als mein „Koschmar“ vorstellt. (Das Wort habe ich aus dem Kyrillischen transkribiert). Eigentlich handelt es sich um eine französische Vokabel „cauchemar“, die „Albtraum“ bedeutet: „Alb“, weil ein „Alb“ ein elfenartiges Wesen ist, das nachts seinem Opfer auf der Brust legt und schlechte Träume in Gang setzt. Das Wort „Alb“ ist übrigens mit dem englischen „elf“ (und wohl mit der dt. „Elfe“) verwandt. Früher hat man anstatt „Albtraum“ „Alptraum“ geschrieben. Frau Duden fand dies aber wegen der bereits bestehenden Form „Alb“ unlogisch und hat die Schreibart reformiert. Zudem könnte man beim „Alptraum“ irrigerweise an Berge denken. Jetzt wissen auch Sie Bescheid.

Aber zurück zu den Sprachkenntnissen der oben erwähnten anonymen Hackerin: Sie schreibt auch bisweilen auf Englisch. Dann bezeichnet sie sich als Ihr (mein) schlimmster „nightmare“. Nur zur Information: Auf Deutsch kann man anstelle von „Albtraum“ auch „Nachtmahr“ sagen. Klingt edler. Und stellen Sie sich vor: der „Mahr“ im besagten „Nachtmahr“ bezeichnete ursprünglich – wie der „Alb“ in „Albtraum“ – ein dämonenartiges Wesen, das wie der Alb einem Schlafenden (bzw. einer Schlafenden) auf der Brust saß und Druck ausübte. (Achtung #me-too-er*Innen: Bei den Frauen sitzt der Mahr stets nur sittlich auf der Brust).

By the way: Dieser „Mahr“ – auch wenn der Artikel heute männlich anmutet – war ursprünglich ein weibliches dämonisches Wesen. Der Mahr weiblich?? Sprachen sind halt unlogisch.

Beinahe habe ich vergessen, die dritte Sprache deser anonymen Hacker*/in(s) zu erwähnen. Denn manchmal schreibt diese Figur ihrseinere Drohbriefe auf Deutsch.

Wie dem auch sei. Immer geht es um dasselbe. Nämlich: dieen Empfänger*/In zu beschämen. Dier Empfänger*/In wird ermutigt zu glauben, dass dier anonyme Hacker*/In dieen Empfänger*/In während des Pornoanschauens beim Onanieren bzw. Masturbieren vermittels der An-Bord-Webcamera erwischt hat.

Ach, entschuldigen Sie die Unterbrechung, doch hier nun eine Zwischenfrage: Wissen Sie den Unterschied zwischen „Onanieren“ und „Masturbieren“? Wahrscheinlich nicht. Das lateinische „masturbare“ tritt erst im späten ersten nachchristlichen Jahrhundert in einem Gedicht des röm. Lyrikers Martial in Erscheinung. Vielleicht hat es etwas mit „turbare“, also „in Aufruhr versetzen“ zu tun. Und vielleicht ist das „mas“ mit „manu“, also „Hand“ verwandt.

Leider muss ich aber berichten, liebe Leser*Innen, dass sich dieses Wort in der römischen Antike ausschließlich auf eine männliche „Handlung“ (wie in „Hand“ haha) bezog. Später wurde es aber im Namen der Gleichberechtigung auch Frauen zugelassen.

Diese frohe Botschaft der Gleichberechtigung gilt aber fürs „Onanieren“ leider nicht. Denn dieses Wort leitet man vom Namen „Onan“ im Buch Genesis (38, 8-10) ab. Dieser Onan, so steht es im Heiligen Buch, wollte seine verwitwete Schwägerin partout nicht schwängern und ließ seinen Samen stattdessen „auf die Erde fallen“. Tausende gelahrte Traktate wurden über die Jahrhunderte über diese Passage geschrieben, um den Sinn des „auf die Erde fallen“ zu eruieren. Die meisten Wissenschaftler tippen auf einen „coitus interruptus“ (bitte googeln) und nicht auf eine selbstbefriedigende Tätigkeit.

Wie Sie sehen: Die Sache, die wir hier thematisieren, ist äußerst kompliziert, und letztendlich versteht auch die anonyme Hackerin höchstwahrscheinlich nix davon.

Nachhaltiges über die Nachhaltigkeit

Jetzt wird’s allmählich ernst.

Auf dem Heimweg bin ich an mehreren abgefackelten SUVs vorbeigegangen. Bei einem war ein Sticker zu lesen, worauf „DU STINKST“ noch sichtbar war. Aber nur kurz…denn plötzlich ist die ganze Karre in die Luft hochgegangen…und wie! Kah…BUM! Hat mich an die Fliegerbombe erinnert, die sie damals an der Münchener Freiheit sprengten.

Wir Schaulustige standen ca. ein Kilometer von der Aktion entfernt (wir durften nicht näher heran wegen der Gefahr herumfliegender Granatsplitter). Als die Bombe zündete, war sie so laut, ich hätte meinen können, ich wäre daneben gewesen. Ich habe gleich gedacht: Mei, wenn bloß eine einzige Bombe beim Explodieren so laut ist, wie war es damals in der Bombennacht, als sie (d.h. meine Leute, also Amerikaner und Engländer) hunderte solche Ottos über München haben fallen lassen? Das hat sicherlich wie das Ende der Welt geklungen – und war es wohl für manche.

Aber das mit den SUVs. Das eine ist, wie gesagt, plötzlich hochgegangen – samt „DU STINKST“-Sticker. Ich hatte wirklich Angst, von den rumfliegenden Splittern durchsiebt zu werden. Mit recht.

Große Ironie: Nach der Druckwelle hat es nicht nur Autoteile geregnet, sondern auch ein Nummernschild, das mir dann direkt vor den Füßen landete. Das zweite war offenbar bei den jubelnden Brandschatzern runtergepurzelt. Denn auf einmal hörte ich, wie einer brüllte: Scheiße! Es war ein E-SUV!! Verdammte Scheiße!!!“

Ja, in der Tat. Das weiß ich so genau, weil das Nummernschild, das vor meinen Füßen lag, mit einem „e“ (für „elektrik“) versehen war.

Und falls Sie’s nicht wissen, ein explodierender E-Wagen ist noch gefährlicher wegen des Lithiums usw. als ein angefackelter Benziner. Ja, das hab ich früher nicht gewusst, bis mir das ein Physiker erklärt hatte…

Natürlich ist obige Szene eine reine Erfindung meines unartigen (bzw. abartigen) Fantasievermögens. Ich kann leider nix dafür. So bin ich halt.

Eigentlich wollte ich aber über was ganz anders schreiben…und zwar erwartungsgemäß über ein sprachliches Thema. Schließlich bin ich Sprachbloggeur vom Beruf und kein Polemiker.

Ich wollte nämlich von einem nagelneuen Wort erzählen. Nein, nicht „Klimanazi“. Heute hab ich erfahren, dass dieser Begriff, „Klimanazi“, gute Chancen hat, als Unwort des Jahres gekürt zu werden.

Mein sprachlicher Fokus ist aber viel harmloser. Ich war schon immer ein Harmloser. Wahrscheinlich liegt das an den Genen. Heute wollte ich übers Wort „nachhaltig“ bzw. „Nachhaltigkeit“ berichten.

Vor ein paar Tagen (Achtung Fact-Checker: Es war am 20. September 2019) entdeckte ich in der Münchener Abendzeitung folgende Überschrift: „Nachhaltig reisen – geht das?“

Vielleicht kommt Ihnen dieser Satz normal vor. Mir nicht. Zwar kenne ich das dt. Wort „nachhaltig“ und das dt. “reisen“. Aber so zusammengeschrieben? Mein erster Gedanke war: Hmm, vielleicht wird gefragt, ob es möglich ist, ewig zu verreisen. (Ich bin übrigens der Meinung, dass das ganze Leben eine Art Reise ist. Insofern wäre das Leben selbst tatsächlich quasi eine nachhaltige Reise!)

Ich glaube trotzdem nicht, dass der Schreibende der obigen Überschrift das, was ich meinte, meinte. Ich glaube vielmehr, dass die Autor-Person mit dieser Überschrift fragen wollte, ob es möglich ist, auf ökologische Art und Weise zu verreisen, d.h., indem man einen reduzierten CO2-Fussabdruck hinterlässt.

Mit anderen Worten: „Nachhaltig“ bedeutet heute viel mehr als früher. Es ist praktisch gleichbedeutend mit „umweltfreundlich“ oder „klimaschonend“.

Oder noch ein Beispiel im SPON (d.h. Spiegel-Online – und zwar am 22.09, liebe Fact-Checker). Da hieß die Überschrift: “Nachhaltigkeit an Schulen“. Es folgte dann folgender Text: „Viele Kinder wollen Orang-Utans retten, halten aber noch keinen Wurm auf der Hand“. Lustig, gell? Aber wie Sie sehen: In diesem Beispiel bedeutet “Nachhaltigkeit“ mit Sicherheit: „Umweltbewusstsein“ und nicht etwa, dass man lernt mit der Kreide schonender umzugehen.

By the way: Falls Sie auf Englisch nachhaltig werden möchten, so heißt dieser Begriff “sustainable“, oder als Nomen „Sustainability“. Es gibt allerdings noch immer keine „sustainable holidays“ – außer Ihr „Boss“ Sie vor die Tür setzt mit einem freundlichen: „Oh by the way, Bob (oder Mary), you’re fired.“ Was aber nicht ist, kann ja noch kommen.

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