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Viren und Priesterehe

Achtung, Hysteriker*Innen. Ich kenne jemanden, der im Januar bei Webasco war, als die chinesische Kollegin eine Schulung für Webasco-Mitarbeiter, äähm, Mitarbeitende, äähm, Mitarbeiter*Innen führte.

Bisher ist diese Person ohne Symptome, weder Fieber noch Husten, und das gleiche gilt für mich. Wahrscheinlich bleibt es dabei. Toitoitoi!

Doch dann hab ich gedacht: Vielleicht ist das Coronavirus auch über den Rechner ansteckend? Wer weiß? Ich meine: wie ein Computervirus…

Wäre es so, dann ist Vorsicht wahrlich geboten. Besser gesagt, gute Nacht!
Immerhin leben wir im Informationszeitalter, und alles ist möglich, oder?

Irgendwo habe ich gelesen, dass ein Sprachdienst – hab vergessen, ob Alexa, Siri oder ein anderer – auf einmal angefangen hat, Spanisch anstatt Englisch zu reden – als würde die Sprachroboterin Botschaften an jemanden (oder an etwas) heimlich übermitteln. Interessant, hmm?

Aber zurück zu den Viren.

Für Sprachmigranten, wie ich einer bin, ist es besonders verwirrend, wenn ein und dasselbe Wort…wie soll man es sagen?...bisexuell?... ist.

Das gilt nämlich für den/das Virus.

Einst habe ich mir als Lernender dieser Sprache eingeprägt, dass ein Virus nur dann ein „das“ ist, wenn man mit wissenschaftlichen Kollegen drüber spricht. „Virus“ ist eigentlich ein lateinisches Wort und bedeutet „Schleim“, „Gift“, „Pflanzensaft“. Als es ins Deutsche einwanderte, haben die Herren Wissenschaftler (damals gab es kaum eine Frau Wissenschaftlerin) es schlicht und einfach zum Neutrum erklärt.

Erst im Lauf der Zeit haben wenige gelahrte Bürger aus diesem Neutrum ein Maskulinum gemacht – und zwar deshalb, weil „virus“ mit „-us“ endet, was im Lateinischen generell als ein männlich aufgefasst wird.

Alles klar? Aus diesem Grund habe ich gedacht, dass ein Computervirus – weil der Begriff wirklich nicht aus gelehrten Kreisen stammt – ein „der“ sein müsste. Hu-ii, Hab ich mich getäuscht! Für die meisten Deutschen ist das Computervirus, nämlich…ein „das“. Vielleicht denkt man an – das „Digitalungeziefer“.

Wie dem auch sei: Ich glaube nicht, dass Sie durch die Lektüre dieser Glosse ein oder einen Virus aufschnappen werden – zumindest kein Coronavirus.
Was das Digitalungeziefer betrifft: Das kann man im Infozeitalter nie wissen. Die Gangster bleiben stets aktiv – so dumm wie Viren.

By the way: Ich habe gelesen, dass echte Viren, wenn sie vom Tier auf den Menschen überspringen, immer weniger „virulent“ (ein Wort, das von „Virus“ abgeleitet wird!) werden. Der Grund: Diese Kleinstviecher möchten selbst überleben. Wenn sie alle Infizierte umbringen, dann bringen sie sich folgerichtig selbst um. Deshalb verläuft die Coronavirus-Infektion in nur 2% aller Fällen tödlich.

Und jetzt Themenwechsel: Es gibt nämlich noch ein deutschsprachiges Wortzwillingspärchen, das jeden Sprachmigranten in den sprachlichen Wahnsinn zu treiben fähig wäre: Zölibat.

Über das Thema Zölibat wird in den Medien momentan eifrig diskutiert. Manche halten ex-Papst Benedetto für einen Gegner der Lockerung dieses Zustandes unter Geistlichen und Papst Francisco für einen Befürworter. Der Spiegel hat geschrieben: „Zwei Päpste streiten um den Zölibat“.

He, hab ich gedacht, sollte es nicht das Zölibat heißen?

Vielleicht handelt es sich um einen Fehler, mutmaßte ich. Nein, der Fehler war meine Mutmaßung. Es stellt sich nämlich heraus, dass nur das Fußvolk – sprich die in Kirchensachen Ungebildeten – „das“ Zölibat“ sagen und schreiben. Für Theologen gilt das Zölibat als ein „der“. Komisch, gell?

Meine Theorie: Die Sprache selbst leidet an einem Virus. Und kein Mensch weiß sich dagegen zu wehren. Atemmasken für Sprachen gibt es leider nicht.

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