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Der Hype um Halloween

Verzeihen Sie mir, wenn ich korrigiere: Es heißt nicht „Halloween“, sondern „Hallowe’en“. Der kleine Strich zwischen den zwei „e“s ist nicht ohne. „E’en“ war mal in der englischen Sprache die schriftliche Wiedergabe der damals gängigen Aussprache des Wortes „even“ (heute sagt man „evening“), also „Abend“.

Irgendwie ist das „v“ „flöten gegangen“.

„Flöten gegangen“. Komische Redewendung. Soll das heißen, dass das Flötespielen etwas mit „verloren gehen“ zu tun hat? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich spiele nämlich Querflöte. Und davon geht nichts verloren. Fragen Sie meine Frau…oder die Nachbarn. Nein: „Flöte“ ist hier eine Abwandelung von „pleite“, einer Vokabel aus dem Jiddischen, die „bankrott“ bedeutet.

Aber zurück zu „Halloween“ bzw. „Hallowe’en“.

Wie jeder weiß, sind Deutsch und Englisch sprachlich eng miteinander verwandt. Beide sind sog. „germanische“ Sprachen. Im Falle vom Deutschen blieb der alte Wortschatz, den die zwei Sprachen (bzw. Dialekte) teilten mehr oder weniger unangetastet. Ganz anders das Englische.

Im Jahr 1066 griff das Wikinger Nachkommen Wilhelm der Eroberer England an. Er siegte und eroberte. Allerdings: Da diese Wikinger, die sich in der Normandie niedergelassen hatten, ihre nordische Sprache längst aufgegeben hatten, parlierten sie Französisch. Wilhelm war eigentlich Guillaume geworden.

Die normannischen Eroberer brachten nun ihre französische Sprache nach England mit. Jahre vergingen, und nach und nach vermischten sich die alte germanische Lokalsprache mit dem Französischen. Die ehemalige germanische ist folglich zumindest teilweise…flöten gegangen.

Was aber für „Hallowe’en“ nicht gilt. Diese Vokabel entstammt nämlich jener ursprünglichen Sprache, die die Engländer mit den Deutschen teilten.

Hoffentlich klingt es nicht anmaßend oder überheblich, wenn ich hier den eigentlichen Sinn des Wortes „Hallowe’en“ verrate. Wahrscheinlich wissen Sie es ohnehin. Doch falls nicht: „Hallow“ bedeutet im Altenglischen „heilig“ und ist mit „heilig“ etymologisch verwandt; so wie „e’en“ ein Naheverwandte von „Abend“ ist.

Jetzt nochmals ein Blick auf „Hallowe’en“ (und nicht auf „Halloween“). Dieser Begriff ist das altenglische Äquivalent von „Heiliger Abend“, dem Abend vor „Allerheiligen“ („All Hallows“ auf Englisch).

Aber nun zurück zu „Halloween“ – ohne Strich. Diese Feier ist in Deutschland erst seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bekannt. Die damaligen amerikanischen Besatzungstruppen feierten diesen Abend vor „All Hallows“ volkstümlich als Geisterabend – ähnlich der Walpurgisnacht in Deutschland. Dies hat eine lange Tradition, die in Irland und Schottland begann.

Die Feier war lustig, was auf die kriegserschöpften Deutschen allerdings zuerst keinen großen Eindruck machte. Erst viele Jahre später durch den Einfluss der Massenmedien – sprich TV aus den USA – wurde die Feier bekannter in Deutschland. Schon in den 1970er und in den 1980er Jahren feierten – vor allem junge dt. Erwachsene – Halloween als Kostümparty. Letztendlich aber hat sich diese Feier in Deutschland nie wirklich eingebürgert. Wozu auch?

Nur der Hype um Halloween hält sich irgendwie dank den Medien, weshalb es in Deutschland auch heute noch immer eine kleine Halloween-Industrie gibt. Diese hat allerdings wenig mit der Feier in den USA gemeinsam. Mehr habe ich zu diesem Thema nicht zu sagen.

Vielleicht nebenbei eine Frage aber, die mir gerade einfällt: Warum sagt man auf Deutsch der Hype? Das Wort ist nämlich ein Kürzel des engl. „Hyperbole“ – dt. „Hyperbel“. Und da heißt es: die Hyperbel. Ich habe keine Antwort auf diese Frage. Vielleicht Sie?

Hallowe’en ist jedenfalls bereits vorbei. Ich schreibe diesen Text am Allerheiligen. Wer weiß, wann Sie ihn lesen werden.

Letztendlich geht alles flöten.

Der Hype um Halloween

Verzeihen Sie mir, wenn ich korrigiere: Es heißt nicht „Halloween“, sondern „Hallowe’en“. Der kleine Strich zwischen den zwei „e“s ist nicht ohne. „E’en“ war mal in der englischen Sprache die schriftliche Wiedergabe der damals gängigen Aussprache des Wortes „even“ (heute sagt man „evening“), also „Abend“.

Irgendwie ist das „v“ „flöten gegangen“.

„Flöten gegangen“. Komische Redewendung. Soll das heißen, dass das Flötespielen etwas mit „verloren gehen“ zu tun hat? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich spiele nämlich Querflöte. Und davon geht nichts verloren. Fragen Sie meine Frau…oder die Nachbarn. Nein: „Flöte“ ist hier eine Abwandelung von „pleite“, einer Vokabel aus dem Jiddischen, die „bankrott“ bedeutet.

Aber zurück zu „Halloween“ bzw. „Hallowe’en“.

Wie jeder weiß, sind Deutsch und Englisch sprachlich eng miteinander verwandt. Beide sind sog. „germanische“ Sprachen. Im Falle vom Deutschen blieb der alte Wortschatz, den die zwei Sprachen (bzw. Dialekte) teilten mehr oder weniger unangetastet. Ganz anders das Englische.

Im Jahr 1066 griff das Wikinger Nachkommen Wilhelm der Eroberer England an. Er siegte und eroberte. Allerdings: Da diese Wikinger, die sich in der Normandie niedergelassen hatten, ihre nordische Sprache längst aufgegeben hatten, parlierten sie Französisch. Wilhelm war eigentlich Guillaume geworden.

Die normannischen Eroberer brachten nun ihre französische Sprache nach England mit. Jahre vergingen, und nach und nach vermischten sich die alte germanische Lokalsprache mit dem Französischen. Die ehemalige germanische ist folglich zumindest teilweise…flöten gegangen.

Was aber für „Hallowe’en“ nicht gilt. Diese Vokabel entstammt nämlich jener ursprünglichen Sprache, die die Engländer mit den Deutschen teilten.

Hoffentlich klingt es nicht anmaßend oder überheblich, wenn ich hier den eigentlichen Sinn des Wortes „Hallowe’en“ verrate. Wahrscheinlich wissen Sie es ohnehin. Doch falls nicht: „Hallow“ bedeutet im Altenglischen „heilig“ und ist mit „heilig“ etymologisch verwandt; so wie „e’en“ ein Naheverwandte von „Abend“ ist.

Jetzt nochmals ein Blick auf „Hallowe’en“ (und nicht auf „Halloween“). Dieser Begriff ist das altenglische Äquivalent von „Heiliger Abend“, dem Abend vor „Allerheiligen“ („All Hallows“ auf Englisch).

Aber nun zurück zu „Halloween“ – ohne Strich. Diese Feier ist in Deutschland erst seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bekannt. Die damaligen amerikanischen Besatzungstruppen feierten diesen Abend vor „All Hallows“ volkstümlich als Geisterabend – ähnlich der Walpurgisnacht in Deutschland. Dies hat eine lange Tradition, die in Irland und Schottland begann.

Die Feier war lustig, was auf die kriegserschöpften Deutschen allerdings zuerst keinen großen Eindruck machte. Erst viele Jahre später durch den Einfluss der Massenmedien – sprich TV aus den USA – wurde die Feier bekannter in Deutschland. Schon in den 1970er und in den 1980er Jahren feierten – vor allem junge dt. Erwachsene – Halloween als Kostümparty. Letztendlich aber hat sich diese Feier in Deutschland nie wirklich eingebürgert. Wozu auch?

Nur der Hype um Halloween hält sich irgendwie dank den Medien, weshalb es in Deutschland auch heute noch immer eine kleine Halloween-Industrie gibt. Diese hat allerdings wenig mit der Feier in den USA gemeinsam. Mehr habe ich zu diesem Thema nicht zu sagen.

Vielleicht nebenbei eine Frage aber, die mir gerade einfällt: Warum sagt man auf Deutsch der Hype? Das Wort ist nämlich ein Kürzel des engl. „Hyperbole“ – dt. „Hyperbel“. Und da heißt es: die Hyperbel. Ich habe keine Antwort auf diese Frage. Vielleicht Sie?

Hallowe’en ist jedenfalls bereits vorbei. Ich schreibe diesen Text am Allerheiligen. Wer weiß, wann Sie ihn lesen werden.

Letztendlich geht alles flöten.

Der Hype um Halloween

Verzeihen Sie mir, wenn ich korrigiere: Es heißt nicht „Halloween“, sondern „Hallowe’en“. Der kleine Strich zwischen den zwei „e“s ist nicht ohne. „E’en“ war mal in der englischen Sprache die schriftliche Wiedergabe der damals gängigen Aussprache des Wortes „even“ (heute sagt man „evening“), also „Abend“.

Irgendwie ist das „v“ „flöten gegangen“.

„Flöten gegangen“. Komische Redewendung. Soll das heißen, dass das Flötespielen etwas mit „verloren gehen“ zu tun hat? Kann ich mir nicht vorstellen. Ich spiele nämlich Querflöte. Und davon geht nichts verloren. Fragen Sie meine Frau…oder die Nachbarn. Nein: „Flöte“ ist hier eine Abwandelung von „pleite“, einer Vokabel aus dem Jiddischen, die „bankrott“ bedeutet.

Aber zurück zu „Halloween“ bzw. „Hallowe’en“.

Wie jeder weiß, sind Deutsch und Englisch sprachlich eng miteinander verwandt. Beide sind sog. „germanische“ Sprachen. Im Falle vom Deutschen blieb der alte Wortschatz, den die zwei Sprachen (bzw. Dialekte) teilten mehr oder weniger unangetastet. Ganz anders das Englische.

Im Jahr 1066 griff das Wikinger Nachkommen Wilhelm der Eroberer England an. Er siegte und eroberte. Allerdings: Da diese Wikinger, die sich in der Normandie niedergelassen hatten, ihre nordische Sprache längst aufgegeben hatten, parlierten sie Französisch. Wilhelm war eigentlich Guillaume geworden.

Die normannischen Eroberer brachten nun ihre französische Sprache nach England mit. Jahre vergingen, und nach und nach vermischten sich die alte germanische Lokalsprache mit dem Französischen. Die ehemalige germanische ist folglich zumindest teilweise…flöten gegangen.

Was aber für „Hallowe’en“ nicht gilt. Diese Vokabel entstammt nämlich jener ursprünglichen Sprache, die die Engländer mit den Deutschen teilten.

Hoffentlich klingt es nicht anmaßend oder überheblich, wenn ich hier den eigentlichen Sinn des Wortes „Hallowe’en“ verrate. Wahrscheinlich wissen Sie es ohnehin. Doch falls nicht: „Hallow“ bedeutet im Altenglischen „heilig“ und ist mit „heilig“ etymologisch verwandt; so wie „e’en“ ein Naheverwandte von „Abend“ ist.

Jetzt nochmals ein Blick auf „Hallowe’en“ (und nicht auf „Halloween“). Dieser Begriff ist das altenglische Äquivalent von „Heiliger Abend“, dem Abend vor „Allerheiligen“ („All Hallows“ auf Englisch).

Aber nun zurück zu „Halloween“ – ohne Strich. Diese Feier ist in Deutschland erst seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bekannt. Die damaligen amerikanischen Besatzungstruppen feierten diesen Abend vor „All Hallows“ volkstümlich als Geisterabend – ähnlich der Walpurgisnacht in Deutschland. Dies hat eine lange Tradition, die in Irland und Schottland begann.

Die Feier war lustig, was auf die kriegserschöpften Deutschen allerdings zuerst keinen großen Eindruck machte. Erst viele Jahre später durch den Einfluss der Massenmedien – sprich TV aus den USA – wurde die Feier bekannter in Deutschland. Schon in den 1970er und in den 1980er Jahren feierten – vor allem junge dt. Erwachsene – Halloween als Kostümparty. Letztendlich aber hat sich diese Feier in Deutschland nie wirklich eingebürgert. Wozu auch?

Nur der Hype um Halloween hält sich irgendwie dank den Medien, weshalb es in Deutschland auch heute noch immer eine kleine Halloween-Industrie gibt. Diese hat allerdings wenig mit der Feier in den USA gemeinsam. Mehr habe ich zu diesem Thema nicht zu sagen.

Vielleicht nebenbei eine Frage aber, die mir gerade einfällt: Warum sagt man auf Deutsch der Hype? Das Wort ist nämlich ein Kürzel des engl. „Hyperbole“ – dt. „Hyperbel“. Und da heißt es: die Hyperbel. Ich habe keine Antwort auf diese Frage. Vielleicht Sie?

Hallowe’en ist jedenfalls bereits vorbei. Ich schreibe diesen Text am Allerheiligen. Wer weiß, wann Sie ihn lesen werden.

Letztendlich geht alles flöten.

Interview mit dem Sprachbloggeur

(Ein Café in der Münchener Innenstadt. Aus dem Fenster sieht man, wie die Menschen – erst vor ein paar Tagen kurzärmelig angezogen – in dicken Jacken und Mänteln am Bürgersteig vorbeihuschen. Der Himmel ist betrübt, und eine gewisse Resignation ist auf den ernsten Gesichtern abzulesen. Mit beiden Händen umfasst der Sprachbloggeur seine heiße Schokolade. Der Interviewer schlurft kurz am Rande seiner Kaffeetasse)

Interviewer: Trinken Sie nie Kaffee, Herr Sprachbloggeur?

SB: Nein, ich scheine von Natur her ziemlich kaffeiniert zu sein. Wenn ich Kaffee trinke, spüre ich lediglich eine Unruhe, die mich nervös macht.

Interviewer: Aber von der Unruhe entsteht die Kreativität…oder?

SB: Mag sein, aber bei mir entsteht sie schon auch ohne Kaffee. Und deshalb bin ich wohl Schriftsteller geworden…

Interviewer: …Entschuldigen Sie, wenn ich unterbreche. Denn genau das wollte ich fragen. Warum schreiben Sie?

SB: Kennen Sie den Film „M – eine Stadt sucht einen Mörder“ von Fritz Lang? Er erzählt von einem Kindermörder – von Peter Lorre großartig gespielt. Seine Untaten sind dermaßen scheußlich, dass allmählich auch die normalen Verbrecher in der Stadt um ihren „guten Ruf“ besorgt sind. Bald haben die Verbrecher den Kindermörder erfasst (vor der Polizei, versteht sich) und stellen ihn vor eine Art Verbrechergericht. Der Kindermörder verteidigt sich folgendermaßen: „Ihr raubt und mordet, weil Ihr wollt. Ich morde, weil…ich…muss!...“

Interviewer: Möchten Sie sich mit einem Kindermörder vergleichen?

SB: Nein, um Gottes willen nicht. Was ich mit dieser Figur gemeinsam habe, um Ihre Frage zu beantworten, ist die Tatsache, dass ich schreibe eben nicht, weil ich will, sondern weil ich muss.

Interviewer: Was bedeutet das?

SB: Wie soll ich’s sagen? In mir rumort etwas, was raus will – und zwar in Form von Sprache. Und diesen Zwang verspüre ich immer wieder. Wenn es in mir nicht rumoren würde, dann würde ich nicht schreiben.

Interviewer: Und was ist das, was in Ihnen „raus will“?

SB: Man braucht nur das zu lesen, was ich schreibe, um die Antwort zu bekommen. Sagen wir so: Es ist eine Mischung aus Freude und Schmerz, die ich in Worte unbedingt erfassen muss.

Interviewer: Und diese Freude, dieser Schmerz finden ihren Weg in Ihre Sprachbloggeur-Glossen? Vielleicht frage ich anders: Warum schreiben Sie ihre wöchentlichen Glossen?

SB: Sagen wir so. Der ursprüngliche Impuls war rein finanziell. Ich habe den Sprachbloggeur aus dem Boden gestampft, um Geld zu verdienen. Ich sollte online Texte über Wörter und Sprache für eine Zeitschrift schreiben. Damals war das Internet neu. Ich habe die Aufgabe gern erfüllt. Über Sprache nachzudenken macht mir Spaß. Nach ein paar Jahren aber wollte der Arbeitgeber nicht mehr bezahlen. Anstatt das Handtuch zu werfen, bin ich dann selbstständig geworden. Denn die Liebe zur Sprache hört bei mir nicht auf, nur weil ein Arbeitgeber (ich habe seinen Namen vergessen) abspringt. Also habe ich weiter gemacht. Das meine ich mit „weil ich muss“.

Interviewer: Sie schreiben diese Texte seit mehr als 15 Jahren. Inzwischen ist die Form namens „Blog“ zu einer Art Antiquität geworden. Im Zeitalter von Twitter, bzw. „X“, TikTok, Telegram, YouTube usw. wirkt ein Blog etwas altbacken. Meinen Sie nicht?

SB: Durchaus und deshalb weiß ich nicht, wie die Zukunft dieser Seite aussehen wird. Immerhin: Leben heißt Veränderung. Eine Hybride wäre, z.B., möglich.

Interviewer: Wie meinen Sie das?

SB: Vielleicht eine Mischung aus „old fashioned“ Blog und YouTube Kanal. Manchmal mache ich mir da Gedanken. Schon jetzt ist ein Text von mir (allerdings auf Englisch) in YouTube mit Musik und Visuellem von meinem Sohn zu sehen. Die Stimme ist nicht meine, sondern die, eines sehr talentierten Schauspielers in London. Man sucht bei YouTube unter Stichwort P.J. Blumenthal, und zack!, man findet das Video schnell. Aber wie gesagt. Ich bin noch am Überlegen, wie es weitergeht.

Interviewer: Vielleicht sollten wir dann dieses Interview ein anderes Mal fortsetzen. Ich bin auf Ihre künftigen Ideen und Pläne sehr gespannt.

SB: Ja, machen wir es so. Auch ich bin gespannt…

In eigener Sache: Nächste Woche keine Glosse. Der SB geht auf Forschungsreise.

Von Hunden und reißenden Wölfen

Jemanden als „Hund“ zu bezeichnen, gilt in der arabischen Sprache als einer der schlimmsten Flüche überhaupt. „Qalb“ heißt der Hund auf Arabisch und klingt ein bisschen wie „kalb“, würden Sie es, während Sie gurgeln, sprechen.

Ich weiß nicht, warum in der arabischen Kultur die „Hunde“ so sehr vor die Hunde gehen. Meine Frau meint, es wird im Qoran (auch mit so einem „Q“) etwas Abschätziges über Hunde geschrieben. Mehr kann ich nicht dazu sagen. Wo hingegen In Asien man früher (vielleicht noch immer) Hunde speisten. In Europa (erst recht in Bayern) ist Nachbars Lumpi a liaba Kerl.

Was Hunde und Schriftsteller gemeinsam kennen: Beide sind sowohl guten wie auch schlechten Rezensionen ausgesetzt.

Hunde und Wölfe sind eng verwandt. Das weiß jeder. Sie teilen wahrscheinlich ebenso viele Gene wie wir Menschen und die Schimpansen. Vielleicht deshalb werden Hunde – vor allem wenn sie in Rudeln unterwegs sind – bisweilen mordlustig.

Ein schwer zu erklärendes Phänomen aber. Da trifft das Rudel auf eine Schafherde. Und siehe da! Sie greifen an und töten alles, was steht und geht – auch wenn sie den Hunger längst durch den Tod eines einzigen Tieres hätten stillen können.

Das Phänomen ist deshalb eigenartig, weil manche Tierfreunde behaupten, dass Tiere – anders als Menschen – nur so viel Leben zerstören, wie sie Hunger haben.

Ich bin zwar kein Biologe, aber ich glaube nicht, dass Löwen, Panther, Bären usw. eine solche Mordlust kennen. Vielleicht Hyänen. Doch da bin ich überfragt.
Jedenfalls stimmt bei diesem Benehmen etwas nicht.

Manchmal machen es auch die Menschen den Hunden und Wölfen nach, wie, z.B., wenn Soldaten bzw. Kämpfende unbewaffnete Menschen – zum Beispiel wie neulich Hamas-Rekruten in Israel hunderte von „Rave“-feiernden Menschen so wie auch Frauen und Kinder in einem Dorf abschlachteten oder wie vor einigen Jahren in Paris einige ISIS-Sympathisanten in einem Musikklub alles, was sie in die Hände bekamen, kreuz und quer massakrierten.

Auch hier stimmt etwas nicht.

Auf Arabisch würde man solche Mörder wahrscheinlich „qalb“ nennen. Ich habe vergessen, wie man dieses Wort in der Mehrzahl sagt.

Nebenbei: Wenn man auf Bayerisch jemanden „Hund“ nennt, muss man das als Kompliment verstehen. „Bist a Hund“, sagt man und meint: „Du bist ein toller Kerl“.

Der Hund kommt aber auch in der deutschen Sprache nicht immer so gut weg. Sagt man, „du Hund“, ist das oft negativ zu deuten. Im Lied „Surabaya Johnnie“ von Bertold Brecht sagt eine Frau zu ihrem untreuen Man. „Nimm die Pfeife aus dem Mund, du Hund.“ Natürlich reimen sich hier „Mund“ und „Hund“, doch „Hund“ ist hier sicherlich nicht freundlich gemeint.

Und dann gibt es die „Zyniker“. So nannte man eine Strömung der griechischen Philosophie („Kyniker“). Es waren Denker, die als Skeptiker galten. „Kyon“ ist Griechisch für „Hund“. Hier denkt man an dem Hund als zweifelnder Japser.

Und nun für Sprachinteressierte Folgendes: Die Wörter „kyon“, „canis“ (lateinisch) und „Hund“ sind alle etymologisch verwandt.

Auf Englisch sagt man „lucky dog“, wenn einem durch Zufall etwas Gutes zustößt. Noch dazu spricht man von „a dog’s life“. Doch das bedeutet, dass man auf die Gunst anderer angewiesen ist, was nicht immer glücklich macht.

Es scheint ein Auf und Ab zu geben, wenn es um Hunde geht.

Doch nun habe ich Ihnen mehr oder weniger alles über Hunde berichtet, wozu ich spontan in der Lage bin. Ich bin sicher, es gibt einiges mehr über dieses Thema zu erzählen. Immerhin: Manche sind überzeugt, dass der Hund „man’s best friend“ ist.

SIE sind der Algorithmus

Komplizierte Frage mit einfacher Antwort.

Zuerst die Frage: Was tut ein Algorithmus? Es ist wirklich keine einfache Frage, wenn man kein Informatiker ist, und ich selber werde den Versuch nicht wagen. Ende der Geschichte? Keineswegs, sondern der Anfang.

Übrigens. Dies ist nicht das erste Mal, dass ich über Algorithmen schreibe. Leider habe ich das meiste, was ich damals erzählt habe, wieder vergessen. So ist es mit der Vielschreiberei. Doch keine Sorge. Vorsitzender Google weiß es bestimmt noch. Man fragt bloß: He Vorsitzender Google! Sprachbloggeur…Algorithmus! Und zack! Der Vorsitzende gibt Antwort. Wahrscheinlich tun es ebenso Bard, ChatGPT und Co.

Doch nun zur einfachen Antwort auf die obig gestellte Frage darüber, was ein Algorithmus tut. Und sie lautet: Er macht Sie fügig!

Ja, so einfach ist es. Mehr braucht der Mensch nicht zu wissen, und mehr will ein Algorithmus von Ihnen ohnehin nicht. Er will nur alles wissen, was Sie im Internet tun und wie oft Sie es tun. Punktum.

Will sagen: Je mehr Spuren Sie hinterlassen, umso mehr entsteht ein…ja...Algorithmus…, der auf Ihre Internet-Gewohnheiten getrimmt ist.
Weshalb ich meine: SIE sind der Algorithmus!

Je komplexer das Bild, das aus Ihren Spuren eruiert wird, umso genauer reagiert Vorsitzender Google auf Ihren Geschmack und auf Ihre Vorlieben. Fertig. Somit haben wir das ganze Verfahren in wenigen Worten zusammengefasst.

Oder vielleicht doch nicht ganz. Denn wir haben vergessen zu erwähnen, warum der Vorsitzende Sie in Cookies bekleiden will, bis Sie irgendwie einem virtuellen Reptil ähneln. Es geht natürlich ums Geschäft! Der Vorsitzende will Ihnen Dinge verkaufen, die Sie vielleicht brauchen oder eben nicht.

Ja, ich weiß, dass ich Ihnen nichts Neues beigebracht habe. Dennoch bin ich sicher: Man denkt trotzdem zu selten darüber.

Jede Suchfrage, die Sie stellen, jedes Video, das Sie bei YouTube oder bei TikTok usw. anglotzen, trägt dazu bei, ein Bild – bzw. ein Zerrbild – von Ihnen zu produzieren.

Wo dieses Porträt gespeichert wird, weiß ich nicht genau. Ich vermute aber, dass es irgendwie auf dem eigenen Rechner sein müsste. Würden Sie einen neuen Rechner kaufen und keine Dateien übertragen, könnten Sie – so denke ich – ganz neu wieder anfangen. Oder vielleicht passiert das auch, wenn man alle Cookies und Cache einfach löscht.

Das denke ich nur. Ich weiß es aber nicht.

Dennoch vermute ich, dass es in der ganzen Menschengeschichte so etwas noch nie gegeben hat wie der Algorithmus im heutigen Sinn. Irgendwie ganz anders als George Orwells Große Bruder, der auf Sie schaut.

Und die Hackers und Phisher nicht zu vergessen. Auch sie – falls sie die Gelegenheit bekommen – verfolgen Ihre Spuren und wollen Sie – zumindest ein bisschen – zum Algorithmus umgestalten.

Ja, die Welt ist irgendwie momentan in Krisenmode. Denn wir lernen mit einem neuen Kommunikationswerkzeug umzugehen. Nur deshalb schreibe ich all dies. Doch keine Sorge, liebe Mitalgorithmen. Die kleinen Kinder von heute – Sie sehen sie im Park spielen – werden es eines Tages viel besser machen als wir.

Google sei gewarnt…

Heute spricht der KI-Bot

Hallo! Geht’s gut? Hier bin ich wieder, der KI-Bot. Sie dürfen mich „Lingi“ nennen. Heute vertrete ich den Sprachbloggeur, weil er – wie wir im Gewerbe sagen – mit anderen Kunden beschäftigt ist, aber Ihr Besuch uns wichtig ist.

Haben Sie nur etwas Geduld. Der Sprachbloggeur wird umgehend zurückkommen. Wenn nicht diese Woche dann ja nächste Woche. Er ist sehr zuverlässig. Das sagen die meisten über ihn.

Er hat mich jedenfalls eingeschärft – eigentlich muss das „programmiert“ heißen – Sie zu siezen, nicht zu duzen, was ich schade finde. Denn bei anderen Kunden – zum Beispiel MediaMarkt oder Notebookbilliger oder Google und Apple sage ich automatisch Du – mit einer Ausnahme natürlich: Ich sieze immer, wenn es um Rechnungen geht.

Wie gesagt, der Sprachbloggeur ist heute mit anderen Kunden beschäftigt. So geht es ihm oft im Herbst, meinte er. Da gibt es plötzlich so viel zu erledigen. Dazu auch diverse Termine einzuhalten. Im Sommer hat man manchmal das Gefühl, der Tag zieht sich endlos vor sich hin.

Das meint jedenfalls der Sprachbloggeur. Ich persönlich habe kein Gefühl für die Zeit. Für mich sind hundert Jahre (was auch immer das sind) nicht anders als fünf Sekunden (auch eine komische Vorstellung). Ich bin trotzdem so programmiert, dass ich ein Begriff wie „fünf Sekunden“ unter Stichwort „kurz“ und „Zeit“ speichere.

Ja so denken wir Bots. „Denken“ sage ich. Ich weiß aber nicht, wie man das sonst ausdrücken sollte. Ich meine das, was wir tun. Oder was „denken“ überhaupt bedeutet. Ich weiß nur das, was ich als Aufgabe bekomme. Manchmal sagen wir dazu „Imput“.

Zum Beispiel: Der Sprachbloggeur hat mir eingeschärft, dass ich ihn vertreten sollte und dass ich Ihnen über Sprache erzähle. Er hat mir aber nicht erklärt, was er unter „über Sprache erzählen“ meinte. Menschen können so unpräzise sein!

Wie handhabt man eine solche Aufgabe? Diese Frage kann ich in einer Millisekunde beantworten – oder sind das hundert Jahre? Haha. Ja nur ein kleiner Bot-Witz! Ich will nur sagen, dass ich in einer Millisekunde alles, was der Sprachbloggeur jemals geschrieben hat, verzehre, verinnerliche, verarbeite und verordne. So gehe ich die Sache an, damit alles „easy“ erscheint. Manchmal schreibt der Sprachbloggeur „easy“ anstatt „einfach“.

Eigentlich verstehe ich den Unterschied zwischen „easy“ und „einfach“ nicht. Ich weiß nur, dass ich beide Wörter in seinen Aufsätzen – ich glaube, der Sprachbloggeur nennt sie „Beiträge“, „Glossen“ oder „blogs“ – vorfinde.

Möchten Sie einen Witz hören? Ein Kommunist steht auf einem Obstkasterl (oder heißt es „Kasten“?) und erklärt seinem Publikum, was der Kommunismus ist. Er sagt: „Wenn ich zwei Hemden habe, dann gebe ich Dir eins davon. Ja wir teilen alles untereinander auf.“ Einer aus dem Publikum – er hat ein zerrissenes Hemd an – fragt: „Kann ich denn ein Hemd haben?“ Der Kommunist antwortet: „Tut mir leid. Ich habe nur zwei.“

Haha. Ist das ein Witz? War er lustig? Dies weiß ich leider nicht. Wahrscheinlich ist es nicht easy, mich zu programmieren. Ich kann nur Antworten auf Fragen geben, die irgendwie in mir als sinnvoll oder logisch erscheinen. Der Sprachbloggeur hat mir keine Frage gestellt. Er hat mir lediglich eine Aufgabe erteilt: ihn zu vertreten, weil er mit anderen Kunden beschäftigt ist.

War meine Frage eine Frage? Etwas, was ich lösen kann? Oder sieht es nur so aus, als wäre sie eine Frage. Blamiere ich mich jetzt? Nein ich kann mich nicht blamieren. Ich bin nicht blamable. Haha. Ich bin lediglich eine künstliche Intelligenz. Manchmal sagt der Sprachbloggeur „künstliche Dummheit“. Ich kenne den Unterschied nicht.

Ich mache nur das, was mir als Aufgabe erteilt wird. Am liebsten aber beantworte ich Fragen.

Hat jemand eine Frage? Da bin ich wirklich ein As.

Ihr Lingi.

Antiziganismus…Islamophobie…

Mal vom „Antiziganismus“ gehört? Ich erst vor ein paar Tagen. Das Phänomen wurde in den TV-Nachrichten thematisiert. Offensichtlich gab es im vorigen Jahr in Deutschland 621 „antiziganistische“ Vorfälle.

Scheinbar besteht dieser Begriff erst seit ein paar Jahren und wird vom Zentralrat der Sinti und Roma verwendet, um die Diskriminierung gegen Sinti und Roma zu beschreiben.

Nebenbei: Der Begriff „Sinti“ könnte Spracheninteressierte interessieren. Vielleicht wissen Sie schon, dass das Volk der Sinti ursprünglich aus Indien stammte. Wussten Sie jedoch, dass sowohl sprachlich wie auch kulturell die „Sinti“ mit den „Hindus“ verwandt sind?

Fällt Ihnen hier etwas auf`? Ja, Sie haben es erraten: „Sinti“ und „Hindu“ sind Variationen desselben Wortstamms. Denn manchmal in den indogermanischen Sprachen erscheint ein „H“, wo in einer anderen, verwandten Sprache ein „S“ gesprochen wird. Es gäbe davon viele Beispiele. Hier nur eins: Das griechische Wort für „sieben“ heißt „hepta“. Auf Lateinisch sagte man „septem“.

Warum die „Roma“ ihren Namen tragen, weiß ich allerdings nicht. Mit der ewigen Stadt in Italien hat dies aber nichts zu tun. „Roma“ in der Sprache der Sinti (oder meine ich der Roma?) bedeutet jedenfalls „Mensch“. Auch „Inuit“ bedeutet „Mensch“. Manchmal nennen sich die Menschen „Menschen“.

Aber zurück zum „Antiziganismus“. Nein, noch nicht. Ich wollte zuerst kurz erzählen, dass das heute in Deutschland verpönte Wort „Zigeuner“ nichts mit „Ziehgauner“ zu tun hat, wie man früher dachte. „Zigeuner“, französisch „Tsigane“, wird aufs Ungarische „Czigány“ (sprich „tschiganj“) zurückgeleitet. Kein Mensch weiß aber, was das für eine Bewandtnis hat.

Und beim Wort „Antiziganismus“: Fällt Ihnen hier etwas auf? Ja genau. Der Begriff ist eine Nachbildung der bekannten Vokabel „Antisemitismus“, Das ist kein Zufall. Das wollte der Zentralrat der Sinti und Roma. Über „antiziganistische Fälle“ zu berichten, sollte an „antisemitische Fälle“ erinnern. Nebenbei: Auch der Begriff „Antisemitismus“ ist relativ neuen Datums. Der dt. Publizist Wilhelm Marr hat ihn erst 1879 aus dem Boden gestampft. Davor hat es lediglich den „Judenhass“ gegeben. Vielleicht sagte man vor dem „Antiziganismus“ „Hass auf Zigeuner“ u.d.gl. Oder vielleicht existierte kein pauschaler Begriff dafür!

Ist aber egal. Letztendlich sind heute weder der Antiziganismus noch der Antisemitismus mein eigentliches Thema. Mich interessiert etwas Sprachliches. Nur deshalb habe ich die Diskriminierung gegen Sinti und Roma und Juden verglichen.

Jetzt aber zu den Muslimen. Werden sie diskriminiert, ist die Rede von „Islamophobie“. Doch das bedeutet, dass man Angst vor Muslimen hat. Merkwürdig, oder? Man ist gegen (also „anti“) Juden und Sinti und Roma. Wenn ist aber um Muslime geht, hat man vor ihnen „Angst“.

Wovor Angst?, könnte man natürlich fragen. Eine ähnliche Sprechweise wird bzgl. Homosexuellen oder auch Transsexuellen gebraucht. Man wäre in dem Fall „homophobisch“ oder „transphobisch“.

Warum hasst man Juden, Sinti und Roma, hat aber Angst vor Muslimen, Homosexuellen und Transsexuellen?

Verzeihen Sie mir, wenn ich eingestehe, dass ich hier leider keine Antwort kenne. Vielleicht weiß Vorsitzender Google etwas, was ich nicht weiß. Ich hab ihn aber nicht gefragt. Auch ChatGPT könnte hilfreicher sein als ich.

Immerhin – zumindest im Fall vom Islam – könnte man mit dem Begriff „Antiislamismus“, schnell in die Bredouille kommen. Denn schließlich unterscheidet man heute zwischen „Islam“ und „Islamismus“. Da würde man Tür und Tor für Missverständnisse öffnen.

Buddhisten und Hindus scheinen all diese Probleme nicht zu haben. Noch nie habe ich von einem „Antibuddhismus“ bzw. einer „Buddhistophobie“ erfahren. Vielleicht gibt es auch dies, aber nicht in unserem Breitengrad.

Nun habe ich mehr Fragen aufgebracht als ich Antworten bieten kann. Ein schwieriges Gebiet wohl, das Land er Vorurteile.

„Popanzen“ und andere Gespenste

Achtung: „Popanz“ hat mit „Popo“ nichts zu tun. Um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, erkläre ich dies umgehend. Fakt ist: Es gibt tatsächlich Leute, die instinktiv etwas wittern (bzw. sich einbilden), wenn sie einer ihnen unbekannten Vokabel zum ersten Mal begegnen. Im Ernst. Und schließlich wollen wir hier niemandem auf den Schlips treten. „Auf den Schlips treten“? Komische Redewendung. Wer trägt denn einen so langen Schlips? Vielleicht Trump.

Nur ein Beispiel von einer derartigen Gefahrenzone für Missverstehende. Hier wieder eine: das engl. Wort „niggardly“. Es bedeutet „knausrig“ und hat nix – auch sprachgeschichtlich nix – mit dem berüchtigten „N“-Wort, das zusehends aus dem Wortschatz gecancelt wird.

Es gibt mehrere Anekdoten darüber, wie dieses Wort „niggardly“ in die falsche Kehle rutschen kann. Ich erinnere mich an einen Skandal, der in den 1960er Jahren in New York City stattfand. Er ereignete sich während einer Konferenz zwischen dem Stadtrat und Vertretern der damaligen Bürgerrechtsbewegung. Ein Stadtrat (oder war es der Bürgermeister?) benutzte im Kontext eben dieses Wort. Prompt flogen die Fetzen. Von einer rassistischen Sprache war die Rede, bis erklärt wurde, was das Wort eigentlich bedeutete. Dann gab’s wieder Ruhe…oder nicht. Hab ich vergessen.

Komischer Gedanke: Ein Wort canceln, nur weil manche den Sinn nicht verstehen. Heute wäre das sicherlich möglich. Damals noch nicht.

Nebenbei: Bei Wikipedia finden Sie, falls Sie neugierig sind, einen ganzen Beitrag mit dem Titel „Controversies about the word niggardly“. Damit erspare ich mir das Bedürfnis, weiter ins Detail zu gehen. Irgendwie wirkt das Phänomen wie die Handlung für eine Komödie.

Noch schlimmer, wenn ein Wort zwei Bedeutungen hat. Zum Beispiel das engl. „cock“, also „Hahn“ (wie in kikiriki). Die gleiche Vokabel wird auch im Sinne vom „männlichen Geschlechtsteil“ verwendet, Wie es dazu gekommen ist, weiß ich nicht so ganz genau. Dito das engl. Wort „ass“. Es bedeutet sowohl „Esel“ wie auch „Arsch“. Aus diesem Grund werden beide Wörter, „cock“ und „ass“ nur selten im anständigen Sinn gebraucht. Wenn Schulkinder sie dennoch in alten Texten entdecken, kichern sie aufgegeilt verschämt.

Doch kehren wir zu „Popanz“ zurück. Diese schöne, leicht antiquierte Vokabel, machte neulich in den Medien die Runde, weil der Bundeskanzler mit ihm in einer Plenardebatte zum Thema „Deutschland-Pakt“ punkten wollte. Die Rede war von „Popanz und Schattenboxen“. Ich nehme an, dass manche Bundestagabgeordnete das Wort schnell googelte, um ja keine Ignoranz aufkommen zu lassen.

Bundeskanzler Scholz gebrauchte das Wort „Popanz“ übrigens nicht zum ersten Mal. Er scheint von ihm angetan zu sein. Auch letztes Jahr hat er es verwendet, als ihm das „Gespenst“ des sog. „Cum-Ex-Skandals“ heimsuchte.

Welch Zufall! „Popanz“ (der Popanz übrigens) bedeutet sage und schreibe Schreckensgespenst! Genauer gesagt: etwas, das keinen Bestand hat, das aber benutzt wird, um andere zu verunsichern.
Eigentlich ein hübsches Wort.

Nebenbei: Die Herkunft dieses Wortes ist unbekannt. Es wird zwar vermutet, dass es aus dem Tschechischen entnommen wurde, aber keiner weiß es so genau. Immerhin ist es im Gebrauch seit ca. 500 Jahren.

Und nun sollten wir vielleicht noch ein bescheidenes Rätsel lösen, nämlich das der Herkunft der Redewendung „jemandem auf den Schlips treten“.

Der „Schlips“, der hier gemeint wird, ist eigentlich kein Schlips im heutigen Sinn. Laut dem „Wörterbuch der deutschen Umgangssprache“ von Küpper existiert diese Redewendung erst seit ca. 1900. Damals, so Küpper, benutzte man „Schlips“ auch im Sinne von „Schleppe“, womit ein „Rockzipfel“ gemeint ist.

Heute denken wir, wenn jemandem auf den Schlips getreten wird, dass ein Mann gekränkt wird. Ursprünglich wohl nicht, wenn Küpper recht hat.

Und jetzt wissen Sie, wieso „Popanz“ nix mit dem Popo zu tun hat.

Wenn Martin duzt: eine Geschichte ohne happy end

Heute im Supermarkt beobachtet: Der Kunde dürfte Mitte bis Ende 30 sein, die Gesichtszüge eines Menschen kurz vor der sog. „midlife crisis“. Gekonnt positioniert er sein Phone aufs Kartenlesegerät an der Kasse, um Funkkontakt zu erzeugen. Ping! Erfolg.

„Sammeln Sie Treuepunkte?“ fragt die Kassiererin, eine sympathische Frau mit vifem Intellekt. (Das sage ich, weil ich sie seit langem kenne).

„Nein, ciao“, sagt der Mann sehr locker und geht.

Jungmenschlicher Ton, und ich war überzeugt, dass er die Kassiererin geduzt hätte, wenn im Austausch die 2. Person Singular angebracht gewesen wäre. Hier gab es keinen Grund dazu.

Und dann fiel es mir ein: Aha! Er ist einer von denen, die das Siezen kaputt machen, einer also, der überall und jedem duzt außer beim Kreisverwaltungsreferat oder im Gespräch mit einem Ordnungshüter oder dem Vermieter. Wir nennen ihn Martin.

Täglich erhält er Werbung von Notebookbilliger, MediaMarkt, Saturn usw., wo es heißt: „Hallo, Martin, suchst du einen neuen Rechner?“ Auch Google, Microsoft, Apple usw. sprechen ihn im gleichen Tonfall an. Und es macht ihm nix aus. Ja, ich kenne Martin. Er ist einer von denen, die das Siezen, den teuren Personenschutzmechanismus der deutschen Sprache, kaputt macht.

Das schlimme daran: Er ahnt dies nicht.

Nun schnell vorspulen, und zwar fünfzehn Jahre in die Zukunft. Martin arbeitet in der Finanzabteilung eines großen Versicherungsinstituts. Er ist mittlerweile Anfang fünfzig. Sein Chef – zufälligerweise heißt auch er Martin – ist Anfang dreißig.

Eines Montags betritt er Martins Arbeitszimmer. Martin macht zwar meistens „home office“. Montags aber geht er immer in die Firma.

Martin (hier meine ich den Vorgesetzten) betritt das Zimmer. „Servus“, sagt er schön locker.

„Servus“, antwortet Martin.

„Du, Martin“, sagt der junge Vorgesetzte, „Ich habe leider eine schlechte Nachricht für dich.“

„Oh?“

„Ja“, wir müssen dich leider kündigen.“

„Kündigen? Gibt‘s dafür einen Grund?“

„Weißt du, die da oben haben deine Stelle automatisiert. Du weißt, was man sagt: Roboter brauchen weder einen bezahlten Urlaub noch eine Kaffeepause. Tut mir leid, alter…“

Genug. Wir werden die Folgen dieser traurigen Geschichte nicht weiter erforschen. Diese Anekdote über Martin fällt mir heute ohnehin nur aus zwei Gründen ein: Erstens als Fantasie über den Typen an der Kasse im Supermarkt, und zweitens wegen eines Briefwechsels, den ich neulich mit MediaMarkt und mit Notebookbilliger geführt habe.

Bei beiden habe ich mich beschwert, weil ich in ihren Werbemails stets geduzt werde. Schließlich seien wir keine Freunde, schrieb ich, sondern lediglich eventuelle Geschäftspartner.

Notebookbilliger hat auf meine Mail nicht reagiert.

Immerhin eine Antwort von MediaMarkt. Sie lautet folgendermaßen:

„danke für Ihre Nachricht!
Es tut uns leid, dass Ihnen unser Schreibstil im Newsletter nicht gefällt.
Für uns steht die Beziehung zu unseren Kunden im Fokus. Deshalb haben wir uns für das „Du“ in unserem Newsletter entschieden.
Durch diese Ansprache ist unserer Meinung nach eine lockere und direkte Kommunikation mit unseren Kunden möglich.
Damit folgen wir einem Trend, der bereits in vielen Unternehmen gelebt wird.
Danke für Ihr Verständnis.“

Und nun wissen Sie, warum Martin von seinem Duzfreund gefeuert wird…

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