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„Sensitivity Reader“ gesucht! Lesen Sie weiter!

Schon von den „Sensitivity Readers“ gehört? Oder soll es vielleicht lieber „Sensitivity Reader*Innen“ heißen?

Womöglich ist Ihnen dieser Begriff schon bekannt. Denn sie sind in Deutschland bereits eingetroffen. Es fehlt nur noch eine sensible deutsche Übersetzung, um das auszudrücken, was dieser neue Beruf beinhaltet.

Eigentlich geht es um nix Neues. Früher (und in manchen Ländern noch immer) sagte man dazu „Zensur“, und jene Sittenrichter, die diese Zensur ausübten, bezeichnete man als „Zensoren“. Heute würden wir wohl „Zensor*Innen“ sagen.

Diese Sittenrichter hatten (und haben) die Aufgabe, diverse ungebührliche Ideen, Sprachformulierungen und Gefühle zu entsorgen, damit sich Künstler und Denker die Grenzen des Anstands zu respektieren lernen.

So entstand der sog. „sozialistischer Realismus“ oder sein Gegenteil die „entartete Kunst“.

Aber zurück zu den „sensitivity Readers“. Momentan scheint dieses Phänomen in den USA so etwas wie ein Traumberuf zu sein. Diese „Readers“ haben die Aufgabe, ihre Mitbürger vor diversen Ungebührlichkeiten in der Literatur zu schützen. (Ich weiß nicht, ob es bereits etwas Ähnliches in der bildenden Kunst gibt, und wenn ja, kenne ich die Berufsbezeichnung nicht).

Manche Amerikaner werden in den letzten Jahren merklich egalitär. Will sagen: Alle Menschen sollen als gleich gelten, damit keiner unter Nachteilen im Leben zu leiden habe. Klingt gut. Unterschiede werden sozusagen unter den Teppich gekehrt, damit Chancengleichheit vorherrscht. Um dies zu gewährleisten, ist einiges geschehen. Zum Beispiel: Autoren dürfen nur noch das beschreiben, was sie selber sind. Alles sonst gilt als „cultural appropriation“, etwa „die Usurpierung von Eigenschaften, die nicht die eigenen sind“. Ja die Übersetzung klingt unbeholfen, aber wie soll man sonst diesen komplizierten Anspruch verdeutschen?

Wenn ich mich nicht täusche, dürfen Männer deshalb nicht versuchen in Frauenrollen zu schlüpfen – es sei denn selbstverständlich, man wechselt das Gender permanent. Ein heutiger „sensitivity Reader“ hätte, z.B., Gustave Flaubert getadelt, weil er so intim übers Innenleben von Madame Bovary geschrieben hatte. „Non non non, Monsieur Flaubert, schreiben Sie lieber über einen Mann!“, hätte der Leser gesagt. Wobei Flaubert höchstwahrscheinlich geantwortet hätte: “Madame Bovary, c’est moi!“ (Nebenbei: Dies ist O-Ton).

„Sensitivity Readers“ achten außerdem darauf, dass man keine Witze über dicke oder dünne, kleine oder große Menschen macht, dass man zwischen Sehenden und Blinden, Hörenden und Tauben, Gehenden und Lahmen nicht unterscheidet, etc. Man darf auch nicht über gefühlte Unterschiede hänseln oder ironisch schreiben. Alles soll nüchtern und gerecht vonstattengehen.

All dies wissen Sie bestimmt schon. Sie wissen auch, dass die Werke des engl. Autors Roald Dahl neu überarbeitet werden, damit sie niemandem die Gefühle verletzen. Auch Agatha Christie wird neuerdings unter die Lupe genommen.

Dieses „Sensitivity“-Phänomen breitet sich momentan, wie gesagt, vor allem in den USA und im UK aus. Und von daher engagieren viele Verlage „sensitivity readers“, damit sich Autoren – und Autorinnen – an den neuen Regeln zu halten lernen.

In Deutschland ist die Branche brandneu. Weshalb man nicht einmal einen dt. Begriff für diesen Berufszweig gefunden hat. „Sittenwächter“ oder „Sittenrichter“ klingt viel zu streng für das, was gemeint ist.

Das Schlüsselwort lautet ohnehin „sensitivity“. Auf Deutsch „Empfindsamkeit“ oder „Mitgefühl“. Das wäre auf Deutsch auch mit „sensibel“ zu übersetzen. Vielleicht wäre eine passende Übersetzung „Sensibilitätsleser“? Nein, klingt scheußlich. „Empfindsamkeitsleser“ hört sich auch nicht besser an. Ich muss noch drüber nachdenken.

Nebenbei: Das dt. „sensibel“ und das engl. „sensible“ sind – wie man sagt – „falsche Freunde“. „Sensible“ bedeutet „vernünftig. „Sensibel“ lässt sich mit „sensitive“ übersetzen. Aber vielleicht sind die „sensitivity Readers“ ebenso falsche Freunde!

Ach! Noch etwas habe ich vergessen zu erwähnen: Denken Sie zweimal drüber nach, falls Sie auf die Idee kommen, selbst „sensitivity Reader“ werden wollen. Ich habe gelesen, dass dieser Beruf sehr schlecht bezahlt wird. Dazu geht man dem Risiko ein, selbst verhöhnt zu werden. Und das ist genau das Gegenteil vom Zweck der „sensitivity Readers“ …

„Sensitivity Reader“ gesucht! Lesen Sie weiter!

Schon von den „Sensitivity Readers“ gehört? Oder soll es vielleicht lieber „Sensitivity Reader*Innen“ heißen?

Womöglich ist Ihnen dieser Begriff schon bekannt. Denn sie sind in Deutschland bereits eingetroffen. Es fehlt nur noch eine sensible deutsche Übersetzung, um das auszudrücken, was dieser neue Beruf beinhaltet.

Eigentlich geht es um nix Neues. Früher (und in manchen Ländern noch immer) sagte man dazu „Zensur“, und jene Sittenrichter, die diese Zensur ausübten, bezeichnete man als „Zensoren“. Heute würden wir wohl „Zensor*Innen“ sagen.

Diese Sittenrichter hatten (und haben) die Aufgabe, diverse ungebührliche Ideen, Sprachformulierungen und Gefühle zu entsorgen, damit sich Künstler und Denker die Grenzen des Anstands zu respektieren lernen.

So entstand der sog. „sozialistischer Realismus“ oder sein Gegenteil die „entartete Kunst“.

Aber zurück zu den „sensitivity Readers“. Momentan scheint dieses Phänomen in den USA so etwas wie ein Traumberuf zu sein. Diese „Readers“ haben die Aufgabe, ihre Mitbürger vor diversen Ungebührlichkeiten in der Literatur zu schützen. (Ich weiß nicht, ob es bereits etwas Ähnliches in der bildenden Kunst gibt, und wenn ja, kenne ich die Berufsbezeichnung nicht).

Manche Amerikaner werden in den letzten Jahren merklich egalitär. Will sagen: Alle Menschen sollen als gleich gelten, damit keiner unter Nachteilen im Leben zu leiden habe. Klingt gut. Unterschiede werden sozusagen unter den Teppich gekehrt, damit Chancengleichheit vorherrscht. Um dies zu gewährleisten, ist einiges geschehen. Zum Beispiel: Autoren dürfen nur noch das beschreiben, was sie selber sind. Alles sonst gilt als „cultural appropriation“, etwa „die Usurpierung von Eigenschaften, die nicht die eigenen sind“. Ja die Übersetzung klingt unbeholfen, aber wie soll man sonst diesen komplizierten Anspruch verdeutschen?

Wenn ich mich nicht täusche, dürfen Männer deshalb nicht versuchen in Frauenrollen zu schlüpfen – es sei denn selbstverständlich, man wechselt das Gender permanent. Ein heutiger „sensitivity Reader“ hätte, z.B., Gustave Flaubert getadelt, weil er so intim übers Innenleben von Madame Bovary geschrieben hatte. „Non non non, Monsieur Flaubert, schreiben Sie lieber über einen Mann!“, hätte der Leser gesagt. Wobei Flaubert höchstwahrscheinlich geantwortet hätte: “Madame Bovary, c’est moi!“ (Nebenbei: Dies ist O-Ton).

„Sensitivity Readers“ achten außerdem darauf, dass man keine Witze über dicke oder dünne, kleine oder große Menschen macht, dass man zwischen Sehenden und Blinden, Hörenden und Tauben, Gehenden und Lahmen nicht unterscheidet, etc. Man darf auch nicht über gefühlte Unterschiede hänseln oder ironisch schreiben. Alles soll nüchtern und gerecht vonstattengehen.

All dies wissen Sie bestimmt schon. Sie wissen auch, dass die Werke des engl. Autors Roald Dahl neu überarbeitet werden, damit sie niemandem die Gefühle verletzen. Auch Agatha Christie wird neuerdings unter die Lupe genommen.

Dieses „Sensitivity“-Phänomen breitet sich momentan, wie gesagt, vor allem in den USA und im UK aus. Und von daher engagieren viele Verlage „sensitivity readers“, damit sich Autoren – und Autorinnen – an den neuen Regeln zu halten lernen.

In Deutschland ist die Branche brandneu. Weshalb man nicht einmal einen dt. Begriff für diesen Berufszweig gefunden hat. „Sittenwächter“ oder „Sittenrichter“ klingt viel zu streng für das, was gemeint ist.

Das Schlüsselwort lautet ohnehin „sensitivity“. Auf Deutsch „Empfindsamkeit“ oder „Mitgefühl“. Das wäre auf Deutsch auch mit „sensibel“ zu übersetzen. Vielleicht wäre eine passende Übersetzung „Sensibilitätsleser“? Nein, klingt scheußlich. „Empfindsamkeitsleser“ hört sich auch nicht besser an. Ich muss noch drüber nachdenken.

Nebenbei: Das dt. „sensibel“ und das engl. „sensible“ sind – wie man sagt – „falsche Freunde“. „Sensible“ bedeutet „vernünftig. „Sensibel“ lässt sich mit „sensitive“ übersetzen. Aber vielleicht sind die „sensitivity Readers“ ebenso falsche Freunde!

Ach! Noch etwas habe ich vergessen zu erwähnen: Denken Sie zweimal drüber nach, falls Sie auf die Idee kommen, selbst „sensitivity Reader“ werden wollen. Ich habe gelesen, dass dieser Beruf sehr schlecht bezahlt wird. Dazu geht man dem Risiko ein, selbst verhöhnt zu werden. Und das ist genau das Gegenteil vom Zweck der „sensitivity Readers“ …

„Sensitivity Reader“ gesucht! Lesen Sie weiter!

Schon von den „Sensitivity Readers“ gehört? Oder soll es vielleicht lieber „Sensitivity Reader*Innen“ heißen?

Womöglich ist Ihnen dieser Begriff schon bekannt. Denn sie sind in Deutschland bereits eingetroffen. Es fehlt nur noch eine sensible deutsche Übersetzung, um das auszudrücken, was dieser neue Beruf beinhaltet.

Eigentlich geht es um nix Neues. Früher (und in manchen Ländern noch immer) sagte man dazu „Zensur“, und jene Sittenrichter, die diese Zensur ausübten, bezeichnete man als „Zensoren“. Heute würden wir wohl „Zensor*Innen“ sagen.

Diese Sittenrichter hatten (und haben) die Aufgabe, diverse ungebührliche Ideen, Sprachformulierungen und Gefühle zu entsorgen, damit sich Künstler und Denker die Grenzen des Anstands zu respektieren lernen.

So entstand der sog. „sozialistischer Realismus“ oder sein Gegenteil die „entartete Kunst“.

Aber zurück zu den „sensitivity Readers“. Momentan scheint dieses Phänomen in den USA so etwas wie ein Traumberuf zu sein. Diese „Readers“ haben die Aufgabe, ihre Mitbürger vor diversen Ungebührlichkeiten in der Literatur zu schützen. (Ich weiß nicht, ob es bereits etwas Ähnliches in der bildenden Kunst gibt, und wenn ja, kenne ich die Berufsbezeichnung nicht).

Manche Amerikaner werden in den letzten Jahren merklich egalitär. Will sagen: Alle Menschen sollen als gleich gelten, damit keiner unter Nachteilen im Leben zu leiden habe. Klingt gut. Unterschiede werden sozusagen unter den Teppich gekehrt, damit Chancengleichheit vorherrscht. Um dies zu gewährleisten, ist einiges geschehen. Zum Beispiel: Autoren dürfen nur noch das beschreiben, was sie selber sind. Alles sonst gilt als „cultural appropriation“, etwa „die Usurpierung von Eigenschaften, die nicht die eigenen sind“. Ja die Übersetzung klingt unbeholfen, aber wie soll man sonst diesen komplizierten Anspruch verdeutschen?

Wenn ich mich nicht täusche, dürfen Männer deshalb nicht versuchen in Frauenrollen zu schlüpfen – es sei denn selbstverständlich, man wechselt das Gender permanent. Ein heutiger „sensitivity Reader“ hätte, z.B., Gustave Flaubert getadelt, weil er so intim übers Innenleben von Madame Bovary geschrieben hatte. „Non non non, Monsieur Flaubert, schreiben Sie lieber über einen Mann!“, hätte der Leser gesagt. Wobei Flaubert höchstwahrscheinlich geantwortet hätte: “Madame Bovary, c’est moi!“ (Nebenbei: Dies ist O-Ton).

„Sensitivity Readers“ achten außerdem darauf, dass man keine Witze über dicke oder dünne, kleine oder große Menschen macht, dass man zwischen Sehenden und Blinden, Hörenden und Tauben, Gehenden und Lahmen nicht unterscheidet, etc. Man darf auch nicht über gefühlte Unterschiede hänseln oder ironisch schreiben. Alles soll nüchtern und gerecht vonstattengehen.

All dies wissen Sie bestimmt schon. Sie wissen auch, dass die Werke des engl. Autors Roald Dahl neu überarbeitet werden, damit sie niemandem die Gefühle verletzen. Auch Agatha Christie wird neuerdings unter die Lupe genommen.

Dieses „Sensitivity“-Phänomen breitet sich momentan, wie gesagt, vor allem in den USA und im UK aus. Und von daher engagieren viele Verlage „sensitivity readers“, damit sich Autoren – und Autorinnen – an den neuen Regeln zu halten lernen.

In Deutschland ist die Branche brandneu. Weshalb man nicht einmal einen dt. Begriff für diesen Berufszweig gefunden hat. „Sittenwächter“ oder „Sittenrichter“ klingt viel zu streng für das, was gemeint ist.

Das Schlüsselwort lautet ohnehin „sensitivity“. Auf Deutsch „Empfindsamkeit“ oder „Mitgefühl“. Das wäre auf Deutsch auch mit „sensibel“ zu übersetzen. Vielleicht wäre eine passende Übersetzung „Sensibilitätsleser“? Nein, klingt scheußlich. „Empfindsamkeitsleser“ hört sich auch nicht besser an. Ich muss noch drüber nachdenken.

Nebenbei: Das dt. „sensibel“ und das engl. „sensible“ sind – wie man sagt – „falsche Freunde“. „Sensible“ bedeutet „vernünftig. „Sensibel“ lässt sich mit „sensitive“ übersetzen. Aber vielleicht sind die „sensitivity Readers“ ebenso falsche Freunde!

Ach! Noch etwas habe ich vergessen zu erwähnen: Denken Sie zweimal drüber nach, falls Sie auf die Idee kommen, selbst „sensitivity Reader“ werden wollen. Ich habe gelesen, dass dieser Beruf sehr schlecht bezahlt wird. Dazu geht man dem Risiko ein, selbst verhöhnt zu werden. Und das ist genau das Gegenteil vom Zweck der „sensitivity Readers“ …

„Sensitivity Reader“ gesucht! Lesen Sie weiter!

Schon von den „Sensitivity Readers“ gehört? Oder soll es vielleicht lieber „Sensitivity Reader*Innen“ heißen?

Womöglich ist Ihnen dieser Begriff schon bekannt. Denn sie sind in Deutschland bereits eingetroffen. Es fehlt nur noch eine sensible deutsche Übersetzung, um das auszudrücken, was dieser neue Beruf beinhaltet.

Eigentlich geht es um nix Neues. Früher (und in manchen Ländern noch immer) sagte man dazu „Zensur“, und jene Sittenrichter, die diese Zensur ausübten, bezeichnete man als „Zensoren“. Heute würden wir wohl „Zensor*Innen“ sagen.

Diese Sittenrichter hatten (und haben) die Aufgabe, diverse ungebührliche Ideen, Sprachformulierungen und Gefühle zu entsorgen, damit sich Künstler und Denker die Grenzen des Anstands zu respektieren lernen.

So entstand der sog. „sozialistischer Realismus“ oder sein Gegenteil die „entartete Kunst“.

Aber zurück zu den „sensitivity Readers“. Momentan scheint dieses Phänomen in den USA so etwas wie ein Traumberuf zu sein. Diese „Readers“ haben die Aufgabe, ihre Mitbürger vor diversen Ungebührlichkeiten in der Literatur zu schützen. (Ich weiß nicht, ob es bereits etwas Ähnliches in der bildenden Kunst gibt, und wenn ja, kenne ich die Berufsbezeichnung nicht).

Manche Amerikaner werden in den letzten Jahren merklich egalitär. Will sagen: Alle Menschen sollen als gleich gelten, damit keiner unter Nachteilen im Leben zu leiden habe. Klingt gut. Unterschiede werden sozusagen unter den Teppich gekehrt, damit Chancengleichheit vorherrscht. Um dies zu gewährleisten, ist einiges geschehen. Zum Beispiel: Autoren dürfen nur noch das beschreiben, was sie selber sind. Alles sonst gilt als „cultural appropriation“, etwa „die Usurpierung von Eigenschaften, die nicht die eigenen sind“. Ja die Übersetzung klingt unbeholfen, aber wie soll man sonst diesen komplizierten Anspruch verdeutschen?

Wenn ich mich nicht täusche, dürfen Männer deshalb nicht versuchen in Frauenrollen zu schlüpfen – es sei denn selbstverständlich, man wechselt das Gender permanent. Ein heutiger „sensitivity Reader“ hätte, z.B., Gustave Flaubert getadelt, weil er so intim übers Innenleben von Madame Bovary geschrieben hatte. „Non non non, Monsieur Flaubert, schreiben Sie lieber über einen Mann!“, hätte der Leser gesagt. Wobei Flaubert höchstwahrscheinlich geantwortet hätte: “Madame Bovary, c’est moi!“ (Nebenbei: Dies ist O-Ton).

„Sensitivity Readers“ achten außerdem darauf, dass man keine Witze über dicke oder dünne, kleine oder große Menschen macht, dass man zwischen Sehenden und Blinden, Hörenden und Tauben, Gehenden und Lahmen nicht unterscheidet, etc. Man darf auch nicht über gefühlte Unterschiede hänseln oder ironisch schreiben. Alles soll nüchtern und gerecht vonstattengehen.

All dies wissen Sie bestimmt schon. Sie wissen auch, dass die Werke des engl. Autors Roald Dahl neu überarbeitet werden, damit sie niemandem die Gefühle verletzen. Auch Agatha Christie wird neuerdings unter die Lupe genommen.

Dieses „Sensitivity“-Phänomen breitet sich momentan, wie gesagt, vor allem in den USA und im UK aus. Und von daher engagieren viele Verlage „sensitivity readers“, damit sich Autoren – und Autorinnen – an den neuen Regeln zu halten lernen.

In Deutschland ist die Branche brandneu. Weshalb man nicht einmal einen dt. Begriff für diesen Berufszweig gefunden hat. „Sittenwächter“ oder „Sittenrichter“ klingt viel zu streng für das, was gemeint ist.

Das Schlüsselwort lautet ohnehin „sensitivity“. Auf Deutsch „Empfindsamkeit“ oder „Mitgefühl“. Das wäre auf Deutsch auch mit „sensibel“ zu übersetzen. Vielleicht wäre eine passende Übersetzung „Sensibilitätsleser“? Nein, klingt scheußlich. „Empfindsamkeitsleser“ hört sich auch nicht besser an. Ich muss noch drüber nachdenken.

Nebenbei: Das dt. „sensibel“ und das engl. „sensible“ sind – wie man sagt – „falsche Freunde“. „Sensible“ bedeutet „vernünftig. „Sensibel“ lässt sich mit „sensitive“ übersetzen. Aber vielleicht sind die „sensitivity Readers“ ebenso falsche Freunde!

Ach! Noch etwas habe ich vergessen zu erwähnen: Denken Sie zweimal drüber nach, falls Sie auf die Idee kommen, selbst „sensitivity Reader“ werden wollen. Ich habe gelesen, dass dieser Beruf sehr schlecht bezahlt wird. Dazu geht man dem Risiko ein, selbst verhöhnt zu werden. Und das ist genau das Gegenteil vom Zweck der „sensitivity Readers“ …

„Sensitivity Reader“ gesucht! Lesen Sie weiter!

Schon von den „Sensitivity Readers“ gehört? Oder soll es vielleicht lieber „Sensitivity Reader*Innen“ heißen?

Womöglich ist Ihnen dieser Begriff schon bekannt. Denn sie sind in Deutschland bereits eingetroffen. Es fehlt nur noch eine sensible deutsche Übersetzung, um das auszudrücken, was dieser neue Beruf beinhaltet.

Eigentlich geht es um nix Neues. Früher (und in manchen Ländern noch immer) sagte man dazu „Zensur“, und jene Sittenrichter, die diese Zensur ausübten, bezeichnete man als „Zensoren“. Heute würden wir wohl „Zensor*Innen“ sagen.

Diese Sittenrichter hatten (und haben) die Aufgabe, diverse ungebührliche Ideen, Sprachformulierungen und Gefühle zu entsorgen, damit sich Künstler und Denker die Grenzen des Anstands zu respektieren lernen.

So entstand der sog. „sozialistischer Realismus“ oder sein Gegenteil die „entartete Kunst“.

Aber zurück zu den „sensitivity Readers“. Momentan scheint dieses Phänomen in den USA so etwas wie ein Traumberuf zu sein. Diese „Readers“ haben die Aufgabe, ihre Mitbürger vor diversen Ungebührlichkeiten in der Literatur zu schützen. (Ich weiß nicht, ob es bereits etwas Ähnliches in der bildenden Kunst gibt, und wenn ja, kenne ich die Berufsbezeichnung nicht).

Manche Amerikaner werden in den letzten Jahren merklich egalitär. Will sagen: Alle Menschen sollen als gleich gelten, damit keiner unter Nachteilen im Leben zu leiden habe. Klingt gut. Unterschiede werden sozusagen unter den Teppich gekehrt, damit Chancengleichheit vorherrscht. Um dies zu gewährleisten, ist einiges geschehen. Zum Beispiel: Autoren dürfen nur noch das beschreiben, was sie selber sind. Alles sonst gilt als „cultural appropriation“, etwa „die Usurpierung von Eigenschaften, die nicht die eigenen sind“. Ja die Übersetzung klingt unbeholfen, aber wie soll man sonst diesen komplizierten Anspruch verdeutschen?

Wenn ich mich nicht täusche, dürfen Männer deshalb nicht versuchen in Frauenrollen zu schlüpfen – es sei denn selbstverständlich, man wechselt das Gender permanent. Ein heutiger „sensitivity Reader“ hätte, z.B., Gustave Flaubert getadelt, weil er so intim übers Innenleben von Madame Bovary geschrieben hatte. „Non non non, Monsieur Flaubert, schreiben Sie lieber über einen Mann!“, hätte der Leser gesagt. Wobei Flaubert höchstwahrscheinlich geantwortet hätte: “Madame Bovary, c’est moi!“ (Nebenbei: Dies ist O-Ton).

„Sensitivity Readers“ achten außerdem darauf, dass man keine Witze über dicke oder dünne, kleine oder große Menschen macht, dass man zwischen Sehenden und Blinden, Hörenden und Tauben, Gehenden und Lahmen nicht unterscheidet, etc. Man darf auch nicht über gefühlte Unterschiede hänseln oder ironisch schreiben. Alles soll nüchtern und gerecht vonstattengehen.

All dies wissen Sie bestimmt schon. Sie wissen auch, dass die Werke des engl. Autors Roald Dahl neu überarbeitet werden, damit sie niemandem die Gefühle verletzen. Auch Agatha Christie wird neuerdings unter die Lupe genommen.

Dieses „Sensitivity“-Phänomen breitet sich momentan, wie gesagt, vor allem in den USA und im UK aus. Und von daher engagieren viele Verlage „sensitivity readers“, damit sich Autoren – und Autorinnen – an den neuen Regeln zu halten lernen.

In Deutschland ist die Branche brandneu. Weshalb man nicht einmal einen dt. Begriff für diesen Berufszweig gefunden hat. „Sittenwächter“ oder „Sittenrichter“ klingt viel zu streng für das, was gemeint ist.

Das Schlüsselwort lautet ohnehin „sensitivity“. Auf Deutsch „Empfindsamkeit“ oder „Mitgefühl“. Das wäre auf Deutsch auch mit „sensibel“ zu übersetzen. Vielleicht wäre eine passende Übersetzung „Sensibilitätsleser“? Nein, klingt scheußlich. „Empfindsamkeitsleser“ hört sich auch nicht besser an. Ich muss noch drüber nachdenken.

Nebenbei: Das dt. „sensibel“ und das engl. „sensible“ sind – wie man sagt – „falsche Freunde“. „Sensible“ bedeutet „vernünftig. „Sensibel“ lässt sich mit „sensitive“ übersetzen. Aber vielleicht sind die „sensitivity Readers“ ebenso falsche Freunde!

Ach! Noch etwas habe ich vergessen zu erwähnen: Denken Sie zweimal drüber nach, falls Sie auf die Idee kommen, selbst „sensitivity Reader“ werden wollen. Ich habe gelesen, dass dieser Beruf sehr schlecht bezahlt wird. Dazu geht man dem Risiko ein, selbst verhöhnt zu werden. Und das ist genau das Gegenteil vom Zweck der „sensitivity Readers“ …

„Sensitivity Reader“ gesucht! Lesen Sie weiter!

Schon von den „Sensitivity Readers“ gehört? Oder soll es vielleicht lieber „Sensitivity Reader*Innen“ heißen?

Womöglich ist Ihnen dieser Begriff schon bekannt. Denn sie sind in Deutschland bereits eingetroffen. Es fehlt nur noch eine sensible deutsche Übersetzung, um das auszudrücken, was dieser neue Beruf beinhaltet.

Eigentlich geht es um nix Neues. Früher (und in manchen Ländern noch immer) sagte man dazu „Zensur“, und jene Sittenrichter, die diese Zensur ausübten, bezeichnete man als „Zensoren“. Heute würden wir wohl „Zensor*Innen“ sagen.

Diese Sittenrichter hatten (und haben) die Aufgabe, diverse ungebührliche Ideen, Sprachformulierungen und Gefühle zu entsorgen, damit sich Künstler und Denker die Grenzen des Anstands zu respektieren lernen.

So entstand der sog. „sozialistischer Realismus“ oder sein Gegenteil die „entartete Kunst“.

Aber zurück zu den „sensitivity Readers“. Momentan scheint dieses Phänomen in den USA so etwas wie ein Traumberuf zu sein. Diese „Readers“ haben die Aufgabe, ihre Mitbürger vor diversen Ungebührlichkeiten in der Literatur zu schützen. (Ich weiß nicht, ob es bereits etwas Ähnliches in der bildenden Kunst gibt, und wenn ja, kenne ich die Berufsbezeichnung nicht).

Manche Amerikaner werden in den letzten Jahren merklich egalitär. Will sagen: Alle Menschen sollen als gleich gelten, damit keiner unter Nachteilen im Leben zu leiden habe. Klingt gut. Unterschiede werden sozusagen unter den Teppich gekehrt, damit Chancengleichheit vorherrscht. Um dies zu gewährleisten, ist einiges geschehen. Zum Beispiel: Autoren dürfen nur noch das beschreiben, was sie selber sind. Alles sonst gilt als „cultural appropriation“, etwa „die Usurpierung von Eigenschaften, die nicht die eigenen sind“. Ja die Übersetzung klingt unbeholfen, aber wie soll man sonst diesen komplizierten Anspruch verdeutschen?

Wenn ich mich nicht täusche, dürfen Männer deshalb nicht versuchen in Frauenrollen zu schlüpfen – es sei denn selbstverständlich, man wechselt das Gender permanent. Ein heutiger „sensitivity Reader“ hätte, z.B., Gustave Flaubert getadelt, weil er so intim übers Innenleben von Madame Bovary geschrieben hatte. „Non non non, Monsieur Flaubert, schreiben Sie lieber über einen Mann!“, hätte der Leser gesagt. Wobei Flaubert höchstwahrscheinlich geantwortet hätte: “Madame Bovary, c’est moi!“ (Nebenbei: Dies ist O-Ton).

„Sensitivity Readers“ achten außerdem darauf, dass man keine Witze über dicke oder dünne, kleine oder große Menschen macht, dass man zwischen Sehenden und Blinden, Hörenden und Tauben, Gehenden und Lahmen nicht unterscheidet, etc. Man darf auch nicht über gefühlte Unterschiede hänseln oder ironisch schreiben. Alles soll nüchtern und gerecht vonstattengehen.

All dies wissen Sie bestimmt schon. Sie wissen auch, dass die Werke des engl. Autors Roald Dahl neu überarbeitet werden, damit sie niemandem die Gefühle verletzen. Auch Agatha Christie wird neuerdings unter die Lupe genommen.

Dieses „Sensitivity“-Phänomen breitet sich momentan, wie gesagt, vor allem in den USA und im UK aus. Und von daher engagieren viele Verlage „sensitivity readers“, damit sich Autoren – und Autorinnen – an den neuen Regeln zu halten lernen.

In Deutschland ist die Branche brandneu. Weshalb man nicht einmal einen dt. Begriff für diesen Berufszweig gefunden hat. „Sittenwächter“ oder „Sittenrichter“ klingt viel zu streng für das, was gemeint ist.

Das Schlüsselwort lautet ohnehin „sensitivity“. Auf Deutsch „Empfindsamkeit“ oder „Mitgefühl“. Das wäre auf Deutsch auch mit „sensibel“ zu übersetzen. Vielleicht wäre eine passende Übersetzung „Sensibilitätsleser“? Nein, klingt scheußlich. „Empfindsamkeitsleser“ hört sich auch nicht besser an. Ich muss noch drüber nachdenken.

Nebenbei: Das dt. „sensibel“ und das engl. „sensible“ sind – wie man sagt – „falsche Freunde“. „Sensible“ bedeutet „vernünftig. „Sensibel“ lässt sich mit „sensitive“ übersetzen. Aber vielleicht sind die „sensitivity Readers“ ebenso falsche Freunde!

Ach! Noch etwas habe ich vergessen zu erwähnen: Denken Sie zweimal drüber nach, falls Sie auf die Idee kommen, selbst „sensitivity Reader“ werden wollen. Ich habe gelesen, dass dieser Beruf sehr schlecht bezahlt wird. Dazu geht man dem Risiko ein, selbst verhöhnt zu werden. Und das ist genau das Gegenteil vom Zweck der „sensitivity Readers“ …

Die zwei deutschen Sprachen und ein Witz

Wettbewerb beim Sprachbloggeur!

Aber zuerst etwas über die zwei deutschen Sprachen. Ja, es gibt davon zwei! – und damit meine ich nicht Schrift- und Umgangssprache. Das hat es immer gegeben.

Nein, die Rede hier ist von einer anderen Zweisprachigkeit der einen Sprache. Hier geht es um den Genderismus. Die eine Sprache ist diejenige, die man im täglichen Umgang mit anderen verwendet. Sie hat wenig Zeit für Gendersternchen oder sonstige „-Innen-en“. Sie kennt keine Studierende usw. „Meine Kinder? Was sie machen?“, sagt Frau M., „Die Lisa und der Majk sind beide Studenten. Wie die Zeit vergeht…usw.“

Die andere Sprache erreicht uns von oben herab. Genauer gesagt: Sie unterliegt den Regeln einer selbst ernannten Sprachpolizei. Will heißen: der Willkür von Politikern (oder soll ich hier lieber „PolitikerInnen“ schreiben?) und den Medien.

Das kennen Sie alles bestimmt. Wahrscheinlich aber war das mit den zwei Sprachen Ihnen nicht so ganz bewusst.

Oder ist die Sache noch nicht so einfach zu erfassen? Folgendes Beispiel: Neulich glotzte ich eine ZDF-Nachrichtensendung. Ein Nachrichtensprecher (oder war das eben eine Nachrichtensprecherin? Das weiß ich nicht mehr) hat etwas über „Studierende“ berichtet. Dann schaltete er – oder sie – um, damit eine Kollegin (ja, diesmal war es eine Frau) das Thema vertiefe. Sie aber benutzte das Wort „Studenten“. Hmm. Kann das bedeuten, dass der Kulturkampf um die Sprache in eine neue Runde geht?

Neulich, erzählte ich auf dieser Seite, dass der dt. Journalistenverband seit ein paar Jahren ihre monatliche Hauspostille in zwei Versionen versendet: die eine heißt – wie es früher war – „Der Journalist“, die andere– was sonst? – „Die Journalistin“. Damit sollte für Gendergerechtigkeit gesorgt werden. Denn schließlich gebe es nicht nur Journalisten auf dieser Welt, sondern ebenso Journalistinnen. Nachdem aber einige Monate infolge nur „Die Journalistin“ in meinen Briefkasten reinschneite, wurde ich stützig. Ich kam nicht umhin zu denken, dass diese Zeitschrift lediglich Themen behandelte, die weibliche Kollegen interessieren könnten – so als hätte ich „Elle“ oder „Vanity Fair“ bekommen. Mit dem Ergebnis, dass ich die Zeitschrift meistens ungelesen beiseite legte.

Demgegenüber kam mir der Titel „Der Journalist“, neutral vor, als könnte allerlei Themen drin sein. Schließlich gibt es eine lange Tradition fürs sog. „generisches Maskulinum“. Ich habe dies auch an den Journalistenverband geschrieben, bekam aber nie eine Antwort.

Es ist nicht lange her, dass das generische Maskulinum noch verbreitet war. Auch im Zeitalter der „Studierenden“ gibt es noch „Studentenproteste“ und keine „Studierendeproteste“. Sind alle Protestierende männlich? Gibt es keine Ärztinnen in der Ärztekammer? Keine Schauspielerinnen im Schauspielerverband?

Die Münchener Abendzeitung „gendert“ sein langem. Mit einer Ausnahme. Es wird immer noch über „Täter“ und nie „TäterInnen“ geschrieben. Meine Mail an die AZ über dieses Thema wurde schlichtweg ignoriert.

Trotz dem neuen Genderismus, so behaupte ich, bleibt die dt. Umgangssprache noch immun. Wie lange aber, bis die Sprachpolizei interveniert?

Aber genug des Schwadronierens. Oben habe ich einen Wettbewerb erwähnt. Es geht um Folgendes: Jeder kennt den rasch gewisperten Werbespruch "Lesen Sie den Beipackzettel oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker". Mir war aufgefallen, dass diese Formulierung vielleicht nicht mehr zeitgemäß ist. Denn wo bleiben die Ärztinnen und Apothekerinnen?

Hier können Sie vielleicht helfen. Wir brauchen einen gendergerechten Werbespruch mit dem gleichen Inhalt. Nur: Er muss so schnell zu sprechen sein, wie der bisherige. Immerhin: Zeit ist Geld. Na? Wie wäre es?

Nein halt! Im Titel habe ich Ihnen auch einen Witz versprochen. Und jetzt kommt er: Es stellt sich heraus, dass ich nicht der erste bin, der „fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ vom Standpunkt des Genderismus unter die Lupe genommen hat. Ende 2022 war dies auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aufgefallen. Auch er sucht nach einem Alternativ. Mit einem Unterschied zu mir allerdings: Er meint die Sache ernst…sehr ernst…

Die zwei deutschen Sprachen und ein Witz

Wettbewerb beim Sprachbloggeur!

Aber zuerst etwas über die zwei deutschen Sprachen. Ja, es gibt davon zwei! – und damit meine ich nicht Schrift- und Umgangssprache. Das hat es immer gegeben.

Nein, die Rede hier ist von einer anderen Zweisprachigkeit der einen Sprache. Hier geht es um den Genderismus. Die eine Sprache ist diejenige, die man im täglichen Umgang mit anderen verwendet. Sie hat wenig Zeit für Gendersternchen oder sonstige „-Innen-en“. Sie kennt keine Studierende usw. „Meine Kinder? Was sie machen?“, sagt Frau M., „Die Lisa und der Majk sind beide Studenten. Wie die Zeit vergeht…usw.“

Die andere Sprache erreicht uns von oben herab. Genauer gesagt: Sie unterliegt den Regeln einer selbst ernannten Sprachpolizei. Will heißen: der Willkür von Politikern (oder soll ich hier lieber „PolitikerInnen“ schreiben?) und den Medien.

Das kennen Sie alles bestimmt. Wahrscheinlich aber war das mit den zwei Sprachen Ihnen nicht so ganz bewusst.

Oder ist die Sache noch nicht so einfach zu erfassen? Folgendes Beispiel: Neulich glotzte ich eine ZDF-Nachrichtensendung. Ein Nachrichtensprecher (oder war das eben eine Nachrichtensprecherin? Das weiß ich nicht mehr) hat etwas über „Studierende“ berichtet. Dann schaltete er – oder sie – um, damit eine Kollegin (ja, diesmal war es eine Frau) das Thema vertiefe. Sie aber benutzte das Wort „Studenten“. Hmm. Kann das bedeuten, dass der Kulturkampf um die Sprache in eine neue Runde geht?

Neulich, erzählte ich auf dieser Seite, dass der dt. Journalistenverband seit ein paar Jahren ihre monatliche Hauspostille in zwei Versionen versendet: die eine heißt – wie es früher war – „Der Journalist“, die andere– was sonst? – „Die Journalistin“. Damit sollte für Gendergerechtigkeit gesorgt werden. Denn schließlich gebe es nicht nur Journalisten auf dieser Welt, sondern ebenso Journalistinnen. Nachdem aber einige Monate infolge nur „Die Journalistin“ in meinen Briefkasten reinschneite, wurde ich stützig. Ich kam nicht umhin zu denken, dass diese Zeitschrift lediglich Themen behandelte, die weibliche Kollegen interessieren könnten – so als hätte ich „Elle“ oder „Vanity Fair“ bekommen. Mit dem Ergebnis, dass ich die Zeitschrift meistens ungelesen beiseite legte.

Demgegenüber kam mir der Titel „Der Journalist“, neutral vor, als könnte allerlei Themen drin sein. Schließlich gibt es eine lange Tradition fürs sog. „generisches Maskulinum“. Ich habe dies auch an den Journalistenverband geschrieben, bekam aber nie eine Antwort.

Es ist nicht lange her, dass das generische Maskulinum noch verbreitet war. Auch im Zeitalter der „Studierenden“ gibt es noch „Studentenproteste“ und keine „Studierendeproteste“. Sind alle Protestierende männlich? Gibt es keine Ärztinnen in der Ärztekammer? Keine Schauspielerinnen im Schauspielerverband?

Die Münchener Abendzeitung „gendert“ sein langem. Mit einer Ausnahme. Es wird immer noch über „Täter“ und nie „TäterInnen“ geschrieben. Meine Mail an die AZ über dieses Thema wurde schlichtweg ignoriert.

Trotz dem neuen Genderismus, so behaupte ich, bleibt die dt. Umgangssprache noch immun. Wie lange aber, bis die Sprachpolizei interveniert?

Aber genug des Schwadronierens. Oben habe ich einen Wettbewerb erwähnt. Es geht um Folgendes: Jeder kennt den rasch gewisperten Werbespruch "Lesen Sie den Beipackzettel oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker". Mir war aufgefallen, dass diese Formulierung vielleicht nicht mehr zeitgemäß ist. Denn wo bleiben die Ärztinnen und Apothekerinnen?

Hier können Sie vielleicht helfen. Wir brauchen einen gendergerechten Werbespruch mit dem gleichen Inhalt. Nur: Er muss so schnell zu sprechen sein, wie der bisherige. Immerhin: Zeit ist Geld. Na? Wie wäre es?

Nein halt! Im Titel habe ich Ihnen auch einen Witz versprochen. Und jetzt kommt er: Es stellt sich heraus, dass ich nicht der erste bin, der „fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ vom Standpunkt des Genderismus unter die Lupe genommen hat. Ende 2022 war dies auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aufgefallen. Auch er sucht nach einem Alternativ. Mit einem Unterschied zu mir allerdings: Er meint die Sache ernst…sehr ernst…

Die zwei deutschen Sprachen und ein Witz

Wettbewerb beim Sprachbloggeur!

Aber zuerst etwas über die zwei deutschen Sprachen. Ja, es gibt davon zwei! – und damit meine ich nicht Schrift- und Umgangssprache. Das hat es immer gegeben.

Nein, die Rede hier ist von einer anderen Zweisprachigkeit der einen Sprache. Hier geht es um den Genderismus. Die eine Sprache ist diejenige, die man im täglichen Umgang mit anderen verwendet. Sie hat wenig Zeit für Gendersternchen oder sonstige „-Innen-en“. Sie kennt keine Studierende usw. „Meine Kinder? Was sie machen?“, sagt Frau M., „Die Lisa und der Majk sind beide Studenten. Wie die Zeit vergeht…usw.“

Die andere Sprache erreicht uns von oben herab. Genauer gesagt: Sie unterliegt den Regeln einer selbst ernannten Sprachpolizei. Will heißen: der Willkür von Politikern (oder soll ich hier lieber „PolitikerInnen“ schreiben?) und den Medien.

Das kennen Sie alles bestimmt. Wahrscheinlich aber war das mit den zwei Sprachen Ihnen nicht so ganz bewusst.

Oder ist die Sache noch nicht so einfach zu erfassen? Folgendes Beispiel: Neulich glotzte ich eine ZDF-Nachrichtensendung. Ein Nachrichtensprecher (oder war das eben eine Nachrichtensprecherin? Das weiß ich nicht mehr) hat etwas über „Studierende“ berichtet. Dann schaltete er – oder sie – um, damit eine Kollegin (ja, diesmal war es eine Frau) das Thema vertiefe. Sie aber benutzte das Wort „Studenten“. Hmm. Kann das bedeuten, dass der Kulturkampf um die Sprache in eine neue Runde geht?

Neulich, erzählte ich auf dieser Seite, dass der dt. Journalistenverband seit ein paar Jahren ihre monatliche Hauspostille in zwei Versionen versendet: die eine heißt – wie es früher war – „Der Journalist“, die andere– was sonst? – „Die Journalistin“. Damit sollte für Gendergerechtigkeit gesorgt werden. Denn schließlich gebe es nicht nur Journalisten auf dieser Welt, sondern ebenso Journalistinnen. Nachdem aber einige Monate infolge nur „Die Journalistin“ in meinen Briefkasten reinschneite, wurde ich stützig. Ich kam nicht umhin zu denken, dass diese Zeitschrift lediglich Themen behandelte, die weibliche Kollegen interessieren könnten – so als hätte ich „Elle“ oder „Vanity Fair“ bekommen. Mit dem Ergebnis, dass ich die Zeitschrift meistens ungelesen beiseite legte.

Demgegenüber kam mir der Titel „Der Journalist“, neutral vor, als könnte allerlei Themen drin sein. Schließlich gibt es eine lange Tradition fürs sog. „generisches Maskulinum“. Ich habe dies auch an den Journalistenverband geschrieben, bekam aber nie eine Antwort.

Es ist nicht lange her, dass das generische Maskulinum noch verbreitet war. Auch im Zeitalter der „Studierenden“ gibt es noch „Studentenproteste“ und keine „Studierendeproteste“. Sind alle Protestierende männlich? Gibt es keine Ärztinnen in der Ärztekammer? Keine Schauspielerinnen im Schauspielerverband?

Die Münchener Abendzeitung „gendert“ sein langem. Mit einer Ausnahme. Es wird immer noch über „Täter“ und nie „TäterInnen“ geschrieben. Meine Mail an die AZ über dieses Thema wurde schlichtweg ignoriert.

Trotz dem neuen Genderismus, so behaupte ich, bleibt die dt. Umgangssprache noch immun. Wie lange aber, bis die Sprachpolizei interveniert?

Aber genug des Schwadronierens. Oben habe ich einen Wettbewerb erwähnt. Es geht um Folgendes: Jeder kennt den rasch gewisperten Werbespruch "Lesen Sie den Beipackzettel oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker". Mir war aufgefallen, dass diese Formulierung vielleicht nicht mehr zeitgemäß ist. Denn wo bleiben die Ärztinnen und Apothekerinnen?

Hier können Sie vielleicht helfen. Wir brauchen einen gendergerechten Werbespruch mit dem gleichen Inhalt. Nur: Er muss so schnell zu sprechen sein, wie der bisherige. Immerhin: Zeit ist Geld. Na? Wie wäre es?

Nein halt! Im Titel habe ich Ihnen auch einen Witz versprochen. Und jetzt kommt er: Es stellt sich heraus, dass ich nicht der erste bin, der „fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ vom Standpunkt des Genderismus unter die Lupe genommen hat. Ende 2022 war dies auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach aufgefallen. Auch er sucht nach einem Alternativ. Mit einem Unterschied zu mir allerdings: Er meint die Sache ernst…sehr ernst…

Das neue Opferbewusstsein

Hilfe! Ich werde – schon wieder – übers Opfersein schreiben. Ich bin wohl Opfer dieses Themas geworden. Nur. ein Problem: Momentan finde ich keine Täter, dessen Opfer ein Opfer sein kann!

Wo sind die Täter geblieben? Alle wollen nur Opfer sein!

Präsident Putin, zum Beispiel, Landesvater einer Nation der Opfer. Er schwadroniert über die grausame Aggression Ukrainer, Transsexueller, „Diverser“, auch über die EU, die USA, Georgien und Moldau. Habe ich jemanden vergessen?

Oder nehmen Sie Präsident Xi. Nein, Sie nehmen ihn (so lautet ein uralter amer. Witz). Mr. Xi. hält sich für ein Opfer, weil er sich von bösen Menschen und Staaten unfair behandelt werde. Man bezichtigt ihn des Lügens, zum Beispiel, weil er vielleicht eine weltweite Pandemie ausgelöst hat und nicht Mann genug ist, dies einzugestehen. Unfair!

Nebenbei: Darf man noch „Mann genug“ sagen, oder klingt das heute sexistisch? Ich persönlich hätte Schwierigkeiten, Mr. Xi als „nicht Frau genug“ oder „nicht Divers genug“ zu bezeichnen. Wie wäre es mit „nicht Person genug?“ Weiß ich nicht. Bin eh kein Muttersprachler.

O je. Es wird immer schwieriger mit der Sprache. Und der arme Xi fühlt sich immer mehr in die Ecke gedrängt, will heißen: zum Opfer gemacht – weil er Taiwan nicht kassieren darf, so wie er das mit Hongkong getan hat. So mühelos war das auch.

Ein ähnliches Problem hat Herr Putin. Er ist zum Opfer, weil er nicht das mit der Ukraine machen darf, was er in Tschetschenien und Aleppo gemacht hat. Und nun ist er überzeugt, man will sein Mutterland zerstören.

Opfer Opfer überall!

Und dann, weil ich das mit dem „nicht Frau genug“ und „nicht Divers genug“ geschrieben habe, könnten manche Frauen und manchoa Diversoa (neue zeitgemäße Mehrzahl) meinen, ich mache mich über sie lustig. Will heißen: Ich mache sie zu Opfern!

Doch jetzt fällt es mir ein: Oben habe ich geschrieben, dass es keine Täter mehr gibt. Stimmt natürlich nicht. Täter sind alt, weiß und männlich. Das weiß jeder. So gesehen, könnte Mr. Xi nie ein Täter sein. Er ist nämlich Chinese – zu neudeutsch: ein POC, d.h., eine Person of Color. POCs zählen immer zu den Opfern. Der kleine Mann von Nordkorea kann von daher auch kein Täter sein.

Oder denken Sie an den Heiligen George Floyd. Möge der Herr ihn selig haben. Können Sie sich an ihn noch erinnern? Nachdem er einen Ladendiebstahl begangen hatte, wurde er von der Polizei festgesetzt. Doch er wehrte sich so heftig, dass er zu Boden geworfen und in Handschellen gelegt wurde. Aber dann folgte eine Dummheit. Der Polizist, der ihn als Täter festgesetzt hatte, wurde selbst zum Täter, weil er sein Knie aufs Genick des gefangenen Floyd so lange draufgesetzt hatte, was sehr dumm war, bis der Täter starb und zum Opfer und der Polizist zum Täter wurde! Den Rest der Story kennen Sie ohnehin.

Ja, allmählich komme ich wirklich mit den Tätern und Opfern in die Bredouille.
Auch ich könnte mich manchmal als „Opfer“ betrachten. Zum Beispiel jetzt. Ich wollte – als Journalist (was ich nur selten bin) – einem Streaming vom Beck Verlag beiwohnen. Es ging um zwei neue Bücher über das oben erwähnte Opfer Vladimir Putin. Das eine heißt „Der Fluch des Imperiums – die Ukraine, Polen und der Irrweg in der russischen Geschichte“ von Martin Schulze Wessel, das andere „Revanche – wie Putin das bedrohlichste Regime der Welt geschaffen hat“ von Michael Thumann.

Beide Bücher muten sehr vielversprechend an und werden bestimmt meine Theorien über die neuen Opfer mit Fakten belegen. Deswegen wollte ich, nachdem ich vom Beck Verlag eine Einladung zur Bücherpräsentation bekommen hatte, diesem Streaming als MOP (member of the press) beiwohnen. Doch nun erfahre ich, dass dies nur dann möglich sei, wenn ich eine Rezension über diese Bücher schreibe, was ich momentan aus Zeitgründen nicht kann. Immerhin: Ob ich dabei bin oder nicht, bin gern bereit, diese neuen Titel auf dieser Seite zu erwähnen.

Dennoch denke ich: Irgendwie bin ich Opfer neuer Zwänge geworden: ein Opfer im Zeitalter der Opfer.

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