You are here

„Swatting“: Wort des Jahres 2024?

Am 27. April 2020 stürmte die Polizei ein Haus in der Kleinstadt Bethpage im US-Bundesstaat Tennessee, wo, so hieß es, eine Frau in Lebensgefahr sei. Der sechzigjährige Hauseigentümer Mark Herring überlebte den Einsatz nicht. Er erlag auf der Stelle einem Herzinfarkt. In seinem Haus war allerdings keine Frau in Lebensgefahr. Falscher Alarm also? Nein, noch schlimmer. Ein gewisser Shane Sonderman hatte diesen Einsatz veranlasst. Und zwar aus einem besonders merkwürdigen Grund: Herr Herring hatte den Twitter-Namen „@tennessee“, und Sonderman wollte ihn strittig machen – koste, was es wolle. Durch diesen falschen Alarm wollte Sonderman Herring als Druckmittel das Leben schwer machen. Diesmal war er zu weit gegangen und wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Obendrein wurde ihm ein Bußgeld in Höhe von 250.000 Dollar aufgedonnert. Der Anklagepunkt hieß “Swatting”.

Vielleicht kennen Sie diesen Begriff. Mir ist er neu, obgleich er schon seit 2008 im Englischen im Sinne von einem vorgetäuschten Noteinsatz als Akt der Aggression verwendet wird. Bereits 2015 steht er sogar im Oxford Dictionary.

„Swat“ als Wort ist mir sehr wohl bekannt. Diese Vokabel benutzt man seit Jahrhunderten, um zu beschreiben, was man tut, wenn man Fliegen usw. schlägt oder klatscht. Der „Fliegenklatscher“ heißt auf Englisch „fly swatter“.

Und dann kamen die massiven Unruhen der 1960er Jahre, die damals seitens der Polizei eine gebührende Antwort provozierten. Zu diesem Zweck wurden in den USA Einsatzeinheiten neu gegründet. In der Stadt Philadelphia bekam diese Einheit den Namen „S.W.A.T.“, eine Abkürzung für „Special Weapons And Tactic“, ein sog. Akronym. Natürlich sollte man an den Fliegenklatscher denken. Es folgte 1967 ein ähnliches „SWAT-Team“ in Los Angeles. Das war nur der Anfang.

Wie der Zufall es wollte, habe ich 1968 das neu gegründete Los Angeles SWAT-Team erlebt. Damals wurde es nach Isla Vista, Kalifornien, einem Studentenviertel nahe Santa Barbara, beordert, um besonders heftige Jugendkrawallen niederzuschlagen.

Vielleicht herrschte damals etwas Verspieltes im Zeitgeist vor. Denn ich habe selbst SWAT-Ordnungshüter gesehen, die wie Komparsen aus einer Robin-Hood-Verfilmung wirkten. Vom Gürtel baumelte ein Schwert in einer Scheide herunter. Zwar wurde weder durchstochen noch geköpft, aber das Tragen von Schwertern schien manchen vom „SWAT-Team“ Spaß zu machen.

Die Jahre vergehen, die SWAT-Teams sind aber geblieben und der Begriff hat sich – zumindest in den USA – in der Sprache befestigt. Kein Wunder, dass jemand auf die Idee kam, eine Fernsehserie mit dem Namen „S.W.A.T.“ zu erfinden. Noch immer ist sie bei Netflix zu sehen. Da ich weder ein Netflix-Abo habe noch keinen Fernseher, kann ich über „S.W.A.T.“ nix berichten.

Der Begriff „Swat team“ ist aber offenbar in den USA so geläufig, dass er – wie oben schon beschrieben – in der Umgangssprache den ironischen Sinn von „Notfallpersonal zu entsenden anhand von falschen Anschuldigungen“ bekommen hat.

Der oben erwähnte Mark Herring war ein Opfer eines solchen vorgetäuschten Notfalls. Er ist aber nur einer von vielen. „Swatting“ ist offenbar zu einem beliebten Sport geworden – nicht nur in den USA.

Dennoch vermute ich, dass der Begriff in Deutschland noch immer wenig bekannt ist. Aber nicht lange. Deshalb gehe ich davon aus, dass er sehr gute Chancen hat, Wort des Jahres für 2024 zu werden.

Wetten wir?

Falls ich recht habe, denken Sie jedenfalls daran: Sie haben dies zum ersten Mal beim Sprachbloggeur erfahren…

Zu Ihren Diensten, wie immer.

In eigener Sache: Nächste Woche keine Glosse. Bin auf Geheimmission.

Das pantographische Messer…

„Darf ich das…ist es ein Messer?...im Schaufenster sehen?“

So begann das kleine Abenteuer.

Ich stand im Antiquitätenladen und bat die nette Dame, mir das…Ding…in der Auslage, aus der Nähe zu zeigen. Es waren zwei, flache, parallel nebeneinander Messingstücke, die auf mich irgendwie wie der Griff eines Messers wirkten. Daher sagte ich „Messer“.

Ist das wirklich ein Messer?, dachte ich. Meine Vermutung: Diese Zwillingsmessingstücke werden auf raffinierte Weise auseinandergezogen, um dann eine Messerklinge hervorschauen zu lassen.

Ja, wie die meisten Jungs habe auch ich ein Faible für Messer. Ich weiß nicht, wieso es so ist. Wäre interessant zu erfahren, ob auch transsexuelle Knaben – womit ich Mädchen, die zu Jungs werden – ebenso dieses Faible teilen. Soweit ich weiß, hat bisher kein Wissenschaftler über dieses Thema referiert.

Die nette Dame reagierte schnell. „Ja, das ist ein Messer.“ Sie holte es aus der Auslage und drückte es mir in die Hand. Bald hatte ich den Dreh raus, wie man das Ding aufmacht. Man zieht die zwei flachliegenden Messingstücke auseinander – man sieht dann Verbindungsstücke mit Scharnieren, die dann von der Form her an ein Freimauerquadrat erinnern. Und nun siehe da! Eine Klinge ragt hervor! Und die zwei Messingstücke werden in einen Messinggriff verwandelt.

„Hübsch, sagte ich. Ist es alt? Und woher kommt es?“ Zwei Fragen, die man in einem Antiquitätenladen meistens stellt.

„Ja sicher“, antwortete sie. „Es dürfte vom Anfang des 20. Jh. stammen und wohl aus Europa, vielleicht Deutschland.“

Und jetzt fiel mir „Google Lens“ ein. Schließlich leben wir in den 20er Jahren des 21. Jh. Aus Neugier lichtete ich das hübsche Messerlein mit dieser App ab. Doch leider war Google hier wenig hilfreich. Bald vereinbarten wir einen – beidseitigen – akzeptablen Preis von 25 Euro und weg war ich.

Zuhause angekommen, probierte ich es wieder mit Google Lens. Diesmal mit Erfolg. Es handelte sich nämlich um ein sog. „pantographisches Messer“.

„Pantographisch“ nennt man ein Zeichengerät, das zweimal das Gleiche parallel zeichnet. Wohl hat das Messer eine ähnliche Form.

Auch „Fallschirmspringermesser“ heiße das Ding, da es im Zweiten Weltkrieg von dt. Fallschirmspringern verwendet wurde, um im Notfall die Stricke eines Fallschirms durchzuschneiden.

Obendrein stieß ich auf die Webseite eines Auktionshauses, wo ein Messer, genau wie das meine, abgebildet war. Der Beschreibung nach wurde es ca. 1900 in England hergestellt, was sich mit der Aussage der Dame im Laden übereinstimmte. Da die Versteigerung schon beendet war, war aber nicht zu eruieren, wieviel Geld der Käufer bezahlt hat.

Doch ich suchte auch weiter. Nun stieß ich auf Exemplare, die mit „SS-Runen“ und der Inschrift „Bereit zu Dienst“ versehen waren. Offensichtlich, so hab ich gelesen, war dieses Messer Teil der Ausrüstung jener dumpfen Hitlerschergen.

Immer weiter forschte ich. Auch eine Wikipedia-Seite entdeckte ich unter Stichwort „Pantographic Knife“. Leider waren die Informationen etwas wischiwaschi. Immerhin habe ich eine Skizze gesehen, die aussah, wie ein Entwurf für ein Patent. Aber dann – durch Zufall – kam ich auf die Seite eines Messerforums. Dort erfuhr ich Folgendes:

Das Messer war die Erfindung eines gewissen Ernst Mandewirth, der es 1938 unter dem Namen „Kastenmesser“ hat patentieren lassen. Die ersten „Kastenmesser“ wurden aus Stahl – ohne Messing – hergestellt. Wozu sie dienen sollten, weiß offensichtlich keiner. Allerdings: Nach dem Krieg kam ein mir unbekannter Geschäftstüchtiger auf die Idee, diese Messer als „SS-Messer“ und obendrein als „Fallschirmspringermesser“ zu bezeichnen, um sie massenweise zu verkaufen. Das mit dem Fallschirm war eigentlich absurd. Bis man die Stricke eines verfangenen Fallschirms durchgeschnitten hätte, wäre man längst tot. Denn schnell geht es nicht, dieses Messer aufzuklappen. Und dann endlich der Clue: Ca. 1970 wurden diese pantographischen Messer in Pakistan oder in Indien nachgemacht und zwar mit Messinggriff. Reine Handarbeit versteht sich.

Nun wusste ich endlich, dass mein Messer aus Pakistan oder Indien stammte.
Und nun wissen auch Sie die Geschichte des pantographischen Messers. Nur die Dame im Antiquitätenladen weiß immer noch nichts davon. Vielleicht sag ich es ihr im neuen Jahr.

Moral der Geschichte: Nicht alles glauben, was die Leute sagen oder schreiben.

Ach ja! Fürs neue Jahr wünsche ich Ihnen Gesundheit und Zufriedenheit!

Treibhausabgase schnell reduzieren! So geht es:

Kein Mensch weiß wirklich, woher er kommt. Den „Atem“ meine ich – und nicht nur im Sinne seiner Sprachgeschichte.

Luther machte aus ihm in seiner Bibelübersetzung „Odem“. Vielleicht deshalb, weil er das Wort so aussprach. Klingt nett, finde ich. Einmal vor Jahren habe ich in einem Text „Odem“ statt „Atem“ geschrieben. Kein Mensch hat sich beschwert. Irgendwie mag man diese Vokabel, und im Kontext klang mein „Odem“ recht hübsch.

In Sanskrit bedeutet „Atma“ – ja, das gleiche Wort wie „Atem“ – „Seele“. Eigentlich logisch, „Seele“ und „Atem“ bzw. „Odem“ als verwandte Konzepte zu betrachten.

In der Schöpfungsgeschichte in Genesis spielt der Atem eine entscheidende Rolle. Hier O-Ton Luther: „Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase.“

Notabene: Dieser Mensch heißt in Genesis „Adam“. „Adam“, „Odem“, „Atem“, „Atma“? Sorry, falscher Freund. „Adam“ auf Hebräisch ist mit der Vokabel „adama“, also „rot“ verwandt. Wahrscheinlich war die Erde in der Gegend, wo diese Geschichte niedergeschrieben wurde, rot wie, z.B., in Kalifornien.

Aber zurück zum „Atem“. Und jetzt nimmt unsere Glosse eine scharfe thematische Wende. Neulich stieß ich nämlich auf einen Text, der jüngst in einem mir unbekannten englischen Fachjournal, dem Public Library of Science (PLOS) Journal erschienen war.

Falls Sie dieses Blatt nicht kennen, sage ich Folgendes. Es ist eine Publikation des „UK Center for Ecology and Hydrology“. Ich brauche diese Wörter nicht zu übersetzen. Sie klingen bereits beinahe deutsch. Oder?

Der Artikel in Frage hatte den Titel: „Human breathing is contributing to greenhouse gas emissions“. Der Klarheit wegen übersetze ich hier, um jegliches Missverständnis auszuräumen: „Das Atmen von Menschen trägt zu Treibhaus-Abgasemissionen bei“.

Haben Sie das gewusst? Haben Sie geahnt, dass Ihre Atemzüge ebenso negativ für die Umwelt wirken wie die Methanfurzen Abermillionen Rindvieh? Wahrscheinlich nicht. Mir war dies mit Sicherheit unbekannt. Umso beunruhigender für mich die Nachricht, da im Augenblick meine Bronchien etwas belegt sind und ich deshalb viel huste. Man kann also davon ausgehen, dass ich große Mengen Abgasemissionen ausatme, bzw. aushuste.

Dass aber hier eine triftige Ursache für eine drohende Umweltkatastrophe erkannt wurde -, kommt man schnell auf eine mögliche Lösung, um diese Katastrophe abzuwenden!

Ja, Sie haben die Lösung schon erraten! Weniger atmen! Oder noch genauer: Ganz bestimmte Menschen dazu bringen – bzw. forcieren – mit dem Atmen vielleicht ganz aufzuhören!

Na? Was halten Sie davon?

Ich habe im Internet einen kurzen Artikel zum Thema überflogen. Der Kommentator über den Text im PLOS-Journal meinte, wenn ich mich nicht täusche, dass man, z.B., die Greta dazu animieren könnte, freiwillig aufs Atmen zu verzichten – der Umwelt zuliebe, versteht sich. Er hat auch andere Namen erwähnt. Diese habe ich leider ebenso wie seinen vergessen.

Ich kann mir dennoch lauter Namen vorstellen, die man auf die Liste derer hinzufügen könnte, die aufhören zu atmen sollten. Doch ich habe hier nicht vor, eine politische Tirade zu produzieren. Aus diesem Grund überlasse ich‘s Ihnen, eigener Listen zu befleißigen, wodurch die Zahl der Luftverschmutzer erheblich reduziert werden könnten.

Sie sehen jedenfalls: Es gibt doch Hoffnung für eine saubere Zukunft. Man muss nur kreativ mitdenken. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und den Ihrigen besinnliche Weihnachtstage und viel Freude dazu. Weihnachten ist eine Zeit, zu der eine Botschaft der Hoffnung immer gut passt. Nun haben Sie die meine gelesen.

Treibhausabgase schnell reduzieren! So geht es:

Kein Mensch weiß wirklich, woher er kommt. Den „Atem“ meine ich – und nicht nur im Sinne seiner Sprachgeschichte.

Luther machte aus ihm in seiner Bibelübersetzung „Odem“. Vielleicht deshalb, weil er das Wort so aussprach. Klingt nett, finde ich. Einmal vor Jahren habe ich in einem Text „Odem“ statt „Atem“ geschrieben. Kein Mensch hat sich beschwert. Irgendwie mag man diese Vokabel, und im Kontext klang mein „Odem“ recht hübsch.

In Sanskrit bedeutet „Atma“ – ja, das gleiche Wort wie „Atem“ – „Seele“. Eigentlich logisch, „Seele“ und „Atem“ bzw. „Odem“ als verwandte Konzepte zu betrachten.

In der Schöpfungsgeschichte in Genesis spielt der Atem eine entscheidende Rolle. Hier O-Ton Luther: „Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase.“

Notabene: Dieser Mensch heißt in Genesis „Adam“. „Adam“, „Odem“, „Atem“, „Atma“? Sorry, falscher Freund. „Adam“ auf Hebräisch ist mit der Vokabel „adama“, also „rot“ verwandt. Wahrscheinlich war die Erde in der Gegend, wo diese Geschichte niedergeschrieben wurde, rot wie, z.B., in Kalifornien.

Aber zurück zum „Atem“. Und jetzt nimmt unsere Glosse eine scharfe thematische Wende. Neulich stieß ich nämlich auf einen Text, der jüngst in einem mir unbekannten englischen Fachjournal, dem Public Library of Science (PLOS) Journal erschienen war.

Falls Sie dieses Blatt nicht kennen, sage ich Folgendes. Es ist eine Publikation des „UK Center for Ecology and Hydrology“. Ich brauche diese Wörter nicht zu übersetzen. Sie klingen bereits beinahe deutsch. Oder?

Der Artikel in Frage hatte den Titel: „Human breathing is contributing to greenhouse gas emissions“. Der Klarheit wegen übersetze ich hier, um jegliches Missverständnis auszuräumen: „Das Atmen von Menschen trägt zu Treibhaus-Abgasemissionen bei“.

Haben Sie das gewusst? Haben Sie geahnt, dass Ihre Atemzüge ebenso negativ für die Umwelt wirken wie die Methanfurzen Abermillionen Rindvieh? Wahrscheinlich nicht. Mir war dies mit Sicherheit unbekannt. Umso beunruhigender für mich die Nachricht, da im Augenblick meine Bronchien etwas belegt sind und ich deshalb viel huste. Man kann also davon ausgehen, dass ich große Mengen Abgasemissionen ausatme, bzw. aushuste.

Dass aber hier eine triftige Ursache für eine drohende Umweltkatastrophe erkannt wurde -, kommt man schnell auf eine mögliche Lösung, um diese Katastrophe abzuwenden!

Ja, Sie haben die Lösung schon erraten! Weniger atmen! Oder noch genauer: Ganz bestimmte Menschen dazu bringen – bzw. forcieren – mit dem Atmen vielleicht ganz aufzuhören!

Na? Was halten Sie davon?

Ich habe im Internet einen kurzen Artikel zum Thema überflogen. Der Kommentator über den Text im PLOS-Journal meinte, wenn ich mich nicht täusche, dass man, z.B., die Greta dazu animieren könnte, freiwillig aufs Atmen zu verzichten – der Umwelt zuliebe, versteht sich. Er hat auch andere Namen erwähnt. Diese habe ich leider ebenso wie seinen vergessen.

Ich kann mir dennoch lauter Namen vorstellen, die man auf die Liste derer hinzufügen könnte, die aufhören zu atmen sollten. Doch ich habe hier nicht vor, eine politische Tirade zu produzieren. Aus diesem Grund überlasse ich‘s Ihnen, eigener Listen zu befleißigen, wodurch die Zahl der Luftverschmutzer erheblich reduziert werden könnten.

Sie sehen jedenfalls: Es gibt doch Hoffnung für eine saubere Zukunft. Man muss nur kreativ mitdenken. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und den Ihrigen besinnliche Weihnachtstage und viel Freude dazu. Weihnachten ist eine Zeit, zu der eine Botschaft der Hoffnung immer gut passt. Nun haben Sie die meine gelesen.

Boko Haram auf Deutsch

Wieso ist Stroh dumm? Dumme Frage. Stroh ist weder dumm noch klug. Es ist einfach. Es war mal sogar geradezu begehrt – zumindest von armen Menschen – als Fundament für ein weiches, ja kuscheliges Bettlager. Allerdings hatten damals nicht alle Menschen ein Handy, und es gab sogar manche, die sich auch kein Stroh leisten konnten.

Was machten sie? Sie schliefen auf Bohnenstroh, also auf dem getrockneten, ausgedroschenen Hülsen, Halmen und Blättern von Bohnenpflanzen (s. Wikipedia).

Wer jemals auf Bohnenstroh geschlafen hat – wahrscheinlich keiner von uns – weiß, dass Bohnenstroh grob und voller Unebenheiten ist. Ungemütlich halt. Aus diesem Grund sagte man zu jenen Zeiten, als Bohnenstroh noch als Ersatz für Stroh diente, dass etwas „grob wie Bohnenstroh“ war. Man wusste, wovon man redete.

Alles klar? Und jetzt ins Reich des Sprachzaubers…

Aus irgendeinem mir – und auch anderen – unbekannten Grund sagte eines Tages – wohl aus dem Stegreif – jemand, der heute unbekannt aber dennoch ein Promi in der dt. Sprachgeschichte ist, anstatt „grob wie Strohbohnen“ „dumm wie Strohbohnen.“

Weshalb? Leider habe ich keine Ahnung. Vielleicht war er (oder sie?), was die Sprache betrifft, entweder strohdumm oder witzig und erfinderisch.

Immerhin: Jetzt wissen Sie, wieso man „strohdumm“ sagt. Andere Varianten dieses Bildes der Dummheit, die sich über die Zeit gebildet haben, entstammen stets dem „Strohdumm“-Modell.

Ich denke, z.B., an „dumm wie Schifferscheiß“, „dumm wie Brot“ usw.
Heute befassen wir uns hier, falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist, mit dem Phänomen der „Dummheit“. Und nun kommen wir endlich zu „Boko Haram“.

Wenn ich mich nicht täusche, habe ich schon vor einigen Jahren über „Boko Haram“ geschrieben. Und zwar deshalb, weil ich damals im „Paradies“, meiner ehemaligen Lieblingsobst-und-Gemüseladen“, leider nicht mehr existent, eine junge Studentin aus Nigeria kennenlernte. Ihren Namen habe ich vergessen. Sie arbeitete jedenfalls in Teilzeit bei der netten Chefin Frau Monika.

Diese junge Mitarbeiterin hat mir mal im Gespräch erklärt, warum sich die strohdummen Islamisten im Norden von Nigeria „Boko Haram“ nannten:

„Boko“ sei eine Vokabel in deren Sprache (ich habe vergessen, welche der Sprachen Nigerias sie sprechen), und werde vom englischen „book“ abgeleitet. „Haram“ sei ein arabisches Wort und bedeutet „verboten“. „Haram“ ist übrigens das Gegenteil von „halal“, die islamische Bezeichnung für Lebensmittel, die dem gläubigen Menschen erlaubt sind – ähnlich wie „koscher“ bei Juden.

Nebenbei: Womöglich ist „haram“ auch mit „Harem“ verwandt, mit dem Ort also, wo die Frauen des Sultans oder irgendeines wohlhabenden Mannes, von allen anderen Männern getrennt, wohnten. Der „Harem“ war also ein verbotener Ort…zumindest für unbefugte männliche Wesen (im biologischen Sinn, versteht sich). Ich wage nicht zu spekulieren, ob es noch heute in gewissen islamischen Ländern den „Harem“ oder zumindest eine Abwandlung davon gibt.

Aber zurück zu „Boko Haram“. Dieser Begriff übersetzt man ins Deutsche am einfachsten mit: „Bücher? Nein Danke“. Oder noch besser: „Bücher…baba!“

Nennt sich eine Gruppe „Boko Haram“, kann das nur darauf hinweisen, dass diese Gruppe wenig Interesse an einer gescheiten lesebasierten Ausbildung hat. Im Gegenteil: Sie hält das, was wir als Bildung bezeichnen, für Teufelszeug.
Lieber plündern und morden sie anstatt des Lesens zu lernen.

Komische Vorstellung, so zu leben, wenn Sie mich fragen, geradezu grob wie Strohbohnen und dumm dazu…

Haben Sie „Rizz“?

Die Chancen stehen fifty-fifty, dass Sie noch nichts von „Rizz“ gehört haben. Es sei denn, Sie sind Nachrichtenjunkie oder Zufallslesende.

So ist es mir ergangen. Nicht als Nachrichtenjunkie, sondern durch Zufall. (Über dieses Wort habe ich neulich geschrieben, s. da). Es geschah folgendermaßen:

Manchmal schlafe ich schlecht. Plötzlich bin ich Mitte der Nacht wach. Ist aber keine Tragödie, und ich mache mir nie deshalb Sorgen. Stattdessen schalte ich mein Radio ein und höre Nachrichten, oder ich lese (im Augenblick „Der Mann ohne Eigenschaften“). Bisweilen meditiere ich über Musiktheorie, und gelegentlich greife ich zum Phone und überfliege die neuesten Storys auf Spiegel-Online.

Hier übrigens keine Werbung für Spiegel-Online. Ich lese meistens nur die Überschriften und fertig. Ein Abo habe ich nicht und will keins. Auf jedenfalls kam meine Begegnung mit „Rizz“ durch so eine Spiegel-Online-Lektüre tief in der Nacht zustande.

Es handelte sich, so erfuhr ich, um einen neuen Begriff in der englischen Sprache. Genauer gesagt um das „Jugendwort fürs Jahr 2023“ – zumindest nach Meinung des hehren Oxford University Press.

„Rizz“ ist offenbar der „shooting star“ im Jugendsprachehimmel – zumindest fürs Jahr 2023. Das behauptet jedenfalls Oxford University Press, der jährlich ein Buch mit den neuesten Vokabeln aus der Jugendsprache veröffentlicht.

Kommt Ihnen dieses Phänomen bekannt vor? Wahrscheinlich schon. Genau das macht jährlich auch Langenscheidt. Oder meine ich Pons? Oder machen es alle beide? Bin zu faul, um nachzuschlagen.

Fest steht jedenfalls: Jedes Jahr wird ein Wort aus der neuesten Ernte der Jugendsprache erlesen und als „Jugendwort des Jahres“ gekürt. Es folgt dann zuverlässig ein Bericht darüber in diversen Medien.

Manchmal frage ich mich: Was? Schon wieder eine neue Ausgabe der Jugendsprache? Wer kauft sich diese Bücher?

Inzwischen glaube ich, die Antwort entdeckt zu haben: Ca. 5000 Käufer, die meisten davon Bibliotheken und Institute tun das. Wahrscheinlich werden auch einige Exemplare zu Weihnachten geschenkt, um bald wieder zu verstauben. Zahlenmäßig ist das zwar nicht viel, bedeutet aber im Verlagswesen immerhin ein kleiner Gewinn. Kleinmist macht auch Viehe.

Selbstverständlich freuen sich auch die Medien um eine neue Auflage und die Gelegenheit über ein neues Jugendwort des Jahres zu schreiben. Schließlich ist so ein Thema unterhaltsam, was besonders nützlich ist, zumal die Nachrichten sonst nur voll mit schrecklichen Kriegen, Krisen und sonstigen ebenso düsteren Dingen sind.

Aber zurück zum „Rizz“. Was bedeutet diese Vokabel? Um die Spannung schnell ein Ende zu machen, verrate ich dies sogleich: „Rizz“ (die zweimal „z“ werden gesummt und nicht gezummt) ist eine Kurzform von „Charisma“.

Fertig. Mehr brauchen Sie über „Rizz“ nicht zu wissen. Entweder hat man es (ihn?), oder man hat es (ihn?) nicht.

Also nun wissen Sie mehr oder weniger alles, was Sie zu wissen brauchen über dieses Thema…nein noch nicht alles.

Es fehlt noch eine Prophezeiung von mir. Die lautet: Es wird nicht lange dauern, bevor auch in Deutschland „Rizz“ heimisch wird.

Schnell wird es geschehen. Der (oder das) „Rizz“ wird keinen Schleuser gebrauchen, um nach Deutschland zu kommen. Er (oder es) wird nicht einmal nach Asyl suchen müssen. „Rizz“ ist ein Geschenk der Unterhaltungsindustrie – dankbar entgegengenommen – auch wenn der Spaß nur kurz währt…

Falls sie auf dieses neue dt. Wort stoßen, denken Sie daran, wo Sie zum ersten Mal darüber erfahren haben.

immer zu Diensten, Ihr Sprachbloggeur.

Jährlichkeit und Jährigkeit

Hmm. Was schreibt einer, wenn die Nachrichten immer bedrückender werden, und sich die eigene Hilflosigkeit und ja Sprachlosigkeit zunehmend bemerkbarer machen?

Lange Tiraden vielleicht über einen Lieblingsstandpunkt oder über Recht und Unrecht verfassen?

Hmm. Worüber soll ich wohl schreiben? Über Wörter natürlich! Denn schließlich betreibe ich einen Wortladen und bin letztendlich Wortschmied.

Freund M. sagte mir neulich, dass der wahre Feind nix anders als der Konsumismus sei. Worauf ich antwortete: „Und was ist mit dem Kommunismus?“ Er lachte. Er lachte nur deshalb, weil er wusste, dass ich lediglich einen dummen Sprachwitz machte, um dadurch nicht auf schreckliche Dinge, die ich ohnehin nicht verändern kann, ins Detail einzugehen.

Und so ist es: Um den Schreck und die Sprachlosigkeit zu entfliehen, flüchte ich in Worte! Die kann ich schmieden, wie ich will…oder auch erforschen.

Zum Beispiel Folgendes:

Vielleicht kennen Sie die Geschichte: Als neulich das Bundesverfassungsgericht den Nachtragshaushalt der Ampel gekippt hatte, begründete es dies – zumindest teilweise – mit einem Hinweis darauf, dass das vorsorgliche Aufladen der Fonds – gemeint war das Corona-Hilfsgeld – den Verfassungsgeboten der Jährlichkeit und Jährigkeit widerspreche.

Alles klar?

Mir jedenfalls nicht. Doch eins nach dem anderen. Irgendwie bin ich in der Lage, den Begriff „Jährlichkeit“ zu verstehen. Zum Beispiel, wenn man über „jährliche“ Ausgaben diskutiert.

Vorsitzendem Google zufolge wird „Jährlichkeit“ folgendermaßen definiert:
„Der Begriff der Jährlichkeit (oder Annuität) wird benutzt, um die Wiederkehrwahrscheinlichkeit von z.B. Hochwasserereignissen anzugeben. Die Ermittlung der Jährlichkeit erfolgt auf Basis statistischer Auswertungen von Beobachtungsreihen und historischen Ereignissen.“

Meiner Meinung nach ein wenig umständlich erklärt, aber so ist es manchmal mit der KI. Vielleicht liegt es daran, dass hier der Vorsitzende diese Vokabel „Jährlichkeit“ streng juristisch verwendet.

Und „Jährigkeit“? Nebenbei: Wenn ich dieses Wort in meiner Word-Datei schreibe, wird es mit einem welligen, roten Strich versehen, was bedeutet: Word kennt das Wort nicht. Halte ich die Maus an diesem Strich, bietet mir Word Alternativen, als habe ich etwas falsch geschrieben. In diesem Fall heißen diese Alternativen „Fahrigkeit“, „Fähigkeit“, „Zähigkeit“.

Vorsitzender Google ist forscher als MS-Word. Er hat eine Antwort auf alles. Auf die Frage, was „Jährigkeit“ bedeutet, schreibt der Vorsitzende, z.B., Folgendes:
„jedes Jahr wiederkehrend', mhd. jærlich; vgl. ahd.“

Hier ist es aber offensichtlich, dass Google keine Ahnung hat. Vor allem deshalb nicht, weil er „Jährigkeit“ eindeutig mit „Jährlichkeit“ verwechselt. Nur deshalb bietet er die mittelhochdeutsche Vokabel „jährlich“ an. Auch die kurze Definition erinnert stark an die Definition von “Jährlichkeit“.

Ich bin aber stur und habe dann weiter geforscht. Diesmal mit Erfolg:

„Der Grundsatz der Jährigkeit ist ein Haushaltsgrundsatz, der besagt, dass die im Haushaltsplan erteilten Ermächtigungen nur für die Dauer desjenigen Haushaltsjahrs gelten, für das der Haushaltsplan durch die Haushaltssatzung (Kommunen) bzw. das Haushaltsgesetz (Bund, Länder) festgesetzt worden ist.“

Aha! Die „Jährlichkeit“ bezieht sich auf etwas, dass sich über Jahre hinweg wiederholen könnte. Die „Jährigkeit“ hingegen gilt für nur ein Jahr. Punktum.

Alles klar? Mir schon.

Und stellen Sie sich vor: Für ca. fünf Minuten haben Sie keinen Augenblick über jedwede schrecklichen Nachrichten nachgedacht.

Ist das Internet im Jenseits? Bin ich also ein Gespenst?

Glauben Sie an Gespenster? Wenn Sie ja sagen, dann sind Sie bei mir richtig. Denn irgendwie ist der Sprachbloggeur – zumindest seit ein paar Monaten – selbst zum Gespenst geworden.

Will heißen: Für diejenigen, die an ihn (d.h. den Sprachbloggeur) glauben, existiert er und vermag sein Dasein – wie soll man es sagen? – kenntlich zu machen.

Wenn ich das mit den Gespenstern richtig verstehe, treten diese Geschöpfe nur teilweise in Erscheinung. Beispiel: Sie lesen diesen Text und stellen deshalb fest, dass es mich gibt. Möchten Sie jedoch durch einen Kommentar auf das reagieren, was ich schreibe, bin ich als Gespenst nicht in der Lage, auf diesen Kommentar zu antworten.

Leser, die in der letzten zwei oder drei Monate versucht haben, mich über die sog. „Kommentarfunktion“ dieser Seite zu erreichen, wissen, wovon ich rede.
Sie schreiben also Ihren „Kommentar“ und erwarten vielleicht eine Reaktion. Fehlanzeige. Auch wenn ich Ihnen eine Antwort schreibe, was ich normalerweise tue, zack! Die Kommentarfunktion streikt! Als wäre das, was ich in Worten gefasst habe, nie da gewesen.

Beispiel: Vor ein paar Wochen habe ich über „Hallowe’en“ geschrieben. Leser „Rossology“ – so nennt er sich; ich vermute, dass das nicht sein echter Name ist – fragte in einem Kommentar, wie das Wort „Flöte“ wie in „flötengehen“ von einem jiddischen Wort „pleite“ wie in „pleite machen“ herstammen könnte.

Da ich Fragen ernst nehme, habe ich versucht, auf seine Frage eine Antwort zu geben. Und zwar Folgendes: Dass das jiddische Wort als „pläjte“ ausgesprochen wird. Von „pläjte“ zu „flöte“ ist ja nur ein sprachlicher Katzensprung, zumal in manchen dt. Dialekten, man „Fläjte“ für „Flöte“ sagt.

Mein Versuch, dies „Rossology“ durch die Kommentarfunktion mitzuteilen ist allerdings fehlgeschlagen. Wieso? Weil seit Monaten die Antwortfunktion dieser, wie man sagt: „Software“ streikt mit der Folge, dass „Rossology“ meine Erklärung nie erhalten hat.

Zum Glück ist Leser „rappelkopf2“ hier in die Bresche gesprungen und hat versucht, auf die Frage „Rossology“s eine Antwort zu geben. Nebenbei: Ich kann mir ebenso wenig glauben, dass „rappelkopf2“ in Wirklichkeit so heißt, wie er da angibt.

Darüber hinaus hat „rappelkopf2“ in einem anderen Kommentar eine Erklärung abgegeben, um die Frage zu beantworten, wieso man auf Deutsch der Hype sagt, obwohl man hier mit einem die wie in die „Hyperbel“ rechnen müsste. Da wollte ich mich bei ihm für seine Bemühungen danken. Leider hat’s nicht geklappt.

Ebenso wollte ich „Stephan“ – so nennt er sich, und der Name klingt ja in diesem Fall plausibel – danken, dass er Ausführliches über den Verzehr (igittigitt) von Hunden (!) in München (!!) bis 1985(!!!) und in Belgien, in der Schweiz und in Österreich immer noch (!!!!) berichtet hat. Alles neu für mich und sehr unappetitlich. Aber so ist es. Das Wissen schmeckt nicht jedem.

Ich möchte auch TomCruise – ich vermute, dass es sich nicht um einen gewissen Tom Cruise aus den USA handelt – danken, der eine Bemerkung über den „Klötenschlonz“ geschrieben hatte. Das hat mich sehr gefreut – wie auch der Kommentar von Gorg (ja, so heißt er und hat einen eigenen schönen Blog „Lustwort“) über meinen Begriff „Personenschutzmechanismus“. Wenn LUSTWORT Lust auf so ein Wort findet, da bin ich immer dankbar.

Bloß: Ich bin, wie oben gesagt, wegen einer Malfunktion der Kommentarfunktion dieser „Software“ irgendwie zu einer Art Gespenst geworden. Das heißt: Gewisse Spuren kann ich hinterlassen, wenn einer an Gespenster glaubt. Doch meine Möglichkeiten ausführlich mit anderen zu kommunizieren, bleiben letztendlich äußerst bescheiden.

So ist es, wenn die „Software“ nicht in Ordnung ist. Ich habe meinen Netzmeister mehrmals darauf hingewiesen. Von ihm bekomme ich momentan nur selten eine Antwort.

Vielleicht ist auch er zum Gespenst geworden.

Dennoch staune ich, dass es das Internet gibt. Wenn es aber nicht richtig funktioniert, versteht man umso mehr, wieso das Leben so geheimnisvoll ist…

Sprechen Sie Englisch? Hier auf die Probe stellen…

Englischunterricht beim Sprachbloggeur! Schreibblock und Bleistift holen, und gut aufpassen!

Schreibblock und Bleistift? Träume ich etwa? Bin ich so alt geworden? Habe ich die ganze Inforevolution verschlafen? Vielleicht wissen Sie gar nicht, was Schreibblöcke und Bleistifte sind! Trotzdem gut aufpassen!

Jeder findet im Folgenden ohnehin den eigenen „algo“. „Algo?“ Ja, so sagen es Menschen, die auf dem Laufenden sind, anstatt „algorithm“, also „Algorithmus“. Unseres ist das Zeitalter des „Algos“.

Aber genug des Palavers. Ab jetzt gebe ich Sie in die beredsamen Hände von Jake Goldsmith, einem talentierten jungen Schriftsteller aus England.
Neulich las ich folgenden Satz in einem Text von Jake:

„Regardless, that’s why Joe Biden is Goated with the sauce and is a Sigma Chad with W Rizz for supporting the unions.”

Alles klar? Haben Sie diesen Satz verstanden? Ich nicht. Nein, stimmt nicht. Ich verstehe lediglich den Anfang und den Schluss. Vielleicht Sie auch.

„Regardless, that’s why Joe Biden is…” bedeutet: “Nichtsdestotrotz, aus diesem Grund ist Joe Biden…“

Und der Schluss, „…for supporting the unions.” Man könnte dies mit „da er die Gewerkschaften unterstützt“ verdeutschen.

Doch was soll „Goated with the sauce and is a Sigma Chad with W Rizz für einen Sinn haben?

Jake zufolge handelt es sich hier um „Internet slang“, eine Sprache, die zunehmend in Netzforen verwendet wird – aber mittlerweile auch „offline“.

Um „Goated with the Sauce” zu verstehen, sollte man eigentlich wissen, dass dies eine Abkürzung von „Quirked up White Boy Goated with the Sauce” ist, was wiederum der Titel eines Liedes aus dem Jahr (2021) und längst zu einem „meme“ (über dieses Wort habe ich mal geschrieben) geworden ist. „Quirked up“ bedeutet „cool und sehr individuell“. Ein „quirked up white boy” ist also ein unangepasster, toller, junger Weißer. Alles klar?

Und „goated with the sauce”? “Goat”, so Jake, ist ein Akronym und steht für „Greatest Of All Time“, also „der Größte aller Zeiten“. Der „quirked up white boy goated…“ ist also, ein toller unangepasster weißer Junger, der besonders außergewöhnlich ist. „Sauce“ ist nicht wie in Deutsch „die Sauce“, sondern etwas wie die „Quintessenz“, die „wesentliche Wahrheit“. Nebenbei: Diese Sprache stammt aus Rap- und Hiphop-Kreisen.

Ist Joe Biden „goated with the sauce”, dann heißt das, dass er sich besonders gut auskennt. Ist hingegen jemand „lost in the sauce“, so erklärt Jake, dann ist er zu weit gegangen und ziemlich ausgeflippt oder wirr geworden. Das auch nur nebenbei.

Aber Biden ist ebenfalls ein “Sigma Chad“. „Sigma“ steht für „Alpha-Mensch“, einen, der eigene Wege geht und irgendwie mysteriös bleibt. Man kann diesen Begriff auch sarkastisch verwenden. Und „Chad“? Damit meint man, „Typ“ oder „Kerl“.

Jake erklärt weiter, dass „incel“ („involuntary celibate) Leute, das heißt „unfreiwillig sexuell Abstinentler“ „Sigma“ gern verwenden, wenn sie Frauenhelden verhöhnen wollen.

Und „W Rizz“? „W“ steht für „win“, das Gegenteil von „L“, das „lose“ bedeutet. Ist etwas „W“, dann meint man etwas Positives, mit „L“ etwas Negatives. Es bleibt nur noch „Rizz“ (sprich „ris“) zu erklären. Das ist einer, der „stilsicher“ und „selbstbewusst“ ist, jemand (notabene: männlich), der absolut perfekt aussieht. Manchmal wird diese Eigenschaft auch negativ bewertet.

Fassen wir jetzt zusammen. Jakes Übersetzung des oben zitierten Satzes lautet: “Joe Biden is good for supporting the unions.” Also: “Joe Biden ist schwer in Ordnung, weil er die Gewerkschaften unterstützt.“

Und jetzt wissen Sie alles.

Von Schicksal und Zufall

Haben Sie Ärger oder Sorgen? Dann sind Sie hier richtig. Was für ein Zufall, könnte man sagen.

„Zufall“? Das sagt man, wenn Ihnen etwas zufällt, etwas womit Sie kaum (oder gar nicht) gerechnet haben. Manche denken, es gebe keine Zufälle, dass alles seine Ordnung hat. Wenn es so ist, dann wäre das, was einem zufällt, kein „Zufall“, sondern sein „Schicksal“.

Schicksal und Zufall…hmm.

Haben Sie gewusst, dass im Altgriechischen, das gleiche Wort, „tyche“, sowohl „Schicksal“ wie auch „Zufall“ bedeutete? Will sagen: Die Griechen differenzierten nicht zwischen diesen beiden Begriffen. Dafür war man im alten Hellas überzeugt, dass die mächtigste Kraft – stärker sogar als alle Götter – „ananke“ war. Zu Deutsch „Notwendigkeit“.

Doch zurück zum deutschen „Schicksal“ (ja, auch die Deutschen haben ihr Schicksal). Man kann es auch „Geschick“ nennen. „Schicksal“, „Geschick“. In beiden Fällen wird etwas „geschickt“. Pakete werden geschickt. Auch Emails. Manchmal auch schickt es sich nicht, etwas zu schicken. Dann ist man ungeschickt, wenn man es trotzdem tut.

Bedenken Sie: Wenn etwas in Bewegung gesetzt wird, fällt es zu!
Wenn man aber ein wenig unter der Oberfläche kratzt, stellt man fest, dass „Schicksal“ und „Zufall“ irgendwie gleichbedeutend sind.

Oder man könnte vielleicht sagen: Die zwei Begriffe betrachten das gleiche Phänomen aus unterschiedlichen Richtungen. Das eine betont die Ankunft (Zufall); das andere die Beförderung (Schicksal).

Nun fällt mir ein: In manchen Sprachen verwendet man zwei Begriffe, die in einer anderen Sprache mit einem bedient wird. Zum Beispiel, das dt. „Schnabel“. Mit diesem einzigen Wort übersetzt der Deutsche zwei im Englischen gebrauchten Vokabeln: „beak“ und „bill“.

Das englische „beak“ beschreibt einen Schnabel mit einer Spitze – so wie ihn Sperlinge, Spatzen, Adler und Papageien usw. haben. Ist der Schnabel abgerundet wie bei einer Ente, dann sagt der Englisch Sprechende „bill“.
Oder sagen wir: Jeder Vogel hat sein Schicksal. Entweder hat er ein „bill“ oder ein „beak“. Oder ist all dies nur Zufall?

Kehren wir jetzt zur Eingangsfrage zurück: ob Sie momentan Ärger oder Sorgen haben? Fakt ist, es gäbe (und gibt) genügend Gründe beide zu haben. Ich zum Beispiel. Momentan habe ich zwei Provisorien im Mund, einmal links, einmal rechts. Das heißt: Ich kann nur Weiches essen. Sonst fallen die Provisorien raus, was bereits dreimal passiert es. Obendrein hat der Zahnarzt keine Zeit für einen Termin. Na ja, keine weltbewegenden Sorgen. Es gibt momentan Schlimmeres. Man könnte aber dennoch fragen: geschickt oder zugefallen?

Oder soll man lieber von „Ursache und Wirkung“ reden? Denn manche meinen, dass jeder Zufall (oder Schicksal) eine „Ursache“ hat. Auch wenn wir sie nicht erkennen. Ach du lieber. All dies wird mir allmählich viel zu philosophisch oder metaphysisch. Wobei ich zumindest in meinem Fall mir lediglich einen Zahnarzttermin wünsche.

Aber kurz zu „Ursache“. Haben Sie gewusst, dass diese Vokabel einst „Anfang des Rechtstreits“ bedeutete? „Sache“ sagte man früher für einen „Rechtstreit“.
Egal. Nun habe ich, wie man so schön sagt, den Salat. Das mit dem „Salat“ gibt es übrigens erst seit ca. 1840. Ein „Salat“ ist nämlich ein Mischgericht, etwas das durcheinandergewirbelt wird. Mit meinen Provisorien esse ich momentan keinen Salat.

Aber zurück zum Ärger und zu den Sorgen im Allgemein. Ist eine Ursache der Anfang eines Rechtstreits, dann können Sie sicher sein, dass es auch ein Ende geben wird. Und so ist es mit dem Schicksal und dem Zufall – außer bei der Wurst. Sie hat, wie jeder weiß, zwei Enden.

Letztendlich aber werde ich meinen Zahnarzttermin bekommen, und auch für Sie wird alles wieder gut…

Pages

Subscribe to Front page feed