Wahrscheinlich haben Sie sie gesehen: diese Texte, manchmal als Kleber, manchmal auch als Wandschmierereien: FCK NZS“ oder „FCK MSK“ bzw. „FCK TRP“ etc. Man erblickt sie überall – außer vielleicht in den entlegensten Dörfern.
Nein, das „FCK“ steht in diesem Fall nicht für FC Kaiserslautern, falls Sie daran denken.
Und ja, mit „NZS“ meint man „Nazis“. Mit „MSK“ meint man „Musk“; mit „TRP“ natürlich „Trump“.
Klar, es gibt auch andere. Vielleicht bin ich neulich auf einen „FCK MRZ“- Kleber gestoßen.
„FCK“ steht selbstverständlich fürs englische Wort „fuck“. „Fick“ wohl weniger.
Und letztendlich geht es hier um derbe politische Meinungsäußerungen. Der Punkt ist aber: Das angelsächsische „fuck“ scheint momentan Wahlschweinerei in der dt. Sprache geworden zu sein.
Das war aber nicht immer so. Vielleicht erinnern Sie sich (falls Sie alt genug sind).
Als ich, vor sehr langer Zeit frisch aus den USA nach Deutschland – damals BRD genannt – kam, waren Scheiße und Co. die bevorzugten Vulgaritäten in der dt. Sprache. Wer diese Vokabeln umschiffen wollte, bediente sich des vornehmeren „Scheibenkleister“ oder Ähnliches. Auch „Arsch“ und sein anatomisches Epizentrum „Arschloch“ waren sehr beliebt.
„Scheiße“, „Arschloch“ wiesen – so die Experten – auf eine gewisse anale Fixierung. Keine Ahnung, und ich schreibe hier keine Doktorarbeit.
Auch heute sind die Wörter aus dem Popogebiet beliebt. Mit Konkurrenz allerdings: Denn die neue Generation – heißen sie jetzt Millennials, GenX oder GenAlpha? – bevorzugt nunmehr jene angelsächsische Vokabel, die sich wörtlich mit Geschlechtsverkehr befasst: „fuck“ also.
Und jetzt sind wir wieder bei „FCK“ gelangt. Ich denke, dessen Gebrauch ist erst ein paar Lenze alt – und vor allem als Aussage im politischen Bereich ein Renner. Wieso es so ist, weiß ich nicht.
Während meiner ersten Jahre in der BRD sagte man häufig: „Fick mich ins Knie“. Komisches Bild habe ich damals gedacht, wie sieht das in der Wirklichkeit aus? Manche sagten auch „abgefackt“ bzw. „abgefuckt“. Das war natürlich Jugendsprache und wohl eine Lehnübersetzung des engl. „fucked up“.
Die wahre Krönung des angelsächsischen „four letter word“ fand in Deutschland allerdings erst in den letzten Jahren statt. Oder so kommt es mir jedenfalls vor. Auch in den Zeitungen liest man es manchmal – oder als Buchtiteln usw.
Doch Achtung: Der Gebrauch dieser Vokabel im Deutschen ähnelt mitnichten dem Gebrauch in der angelsächsischen Welt. Bis heute gehen wir Muttersprachler viel vorsichtiger mit „fuck“ und Co. um als ist der Fall in Deutschland. Wie soll ich’s sagen? Der Gebrauch des „four letter word“ verrät etwas Intimes. Wenn Menschen (vor allem Männer) unter sich dieses Wort verwenden, ist das ein klares Zeichen, dass sie per Du sind.
Mein Latein Professor auf der Uni in den USA sagte mir einmal: „Die four letter words stellen die einzige Magie dar, die wir in unserer Sprache noch besitzen. Deshalb muss man sie behutsam verwenden.“ Das hat mich beeindruckt…bis heute.
Neulich sah ich einen Werbespruch auf einem Wagen: Es hieß: „Just A Fucking Good Magician“. Offensichtlich war der Besitzer des Wagens ein Zauberer.
Ich habe ein Foto des Wagens gemacht und an einen Freund in den USA mit der Bemerkung geschickt: „Stell dir vor, man bringt so einen Spruch an einem Wagen in deiner Gegend an.“ Unmöglich natürlich.
Mir war das nur eine Bestätigung, dass die meisten Deutschen immer noch nicht verstehen, dass dieses Wort – und andere – auf Englisch in der Tat noch immer voller Zauberkraft sind.
Ja ja, denken Sie: FCK SB…
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