You are here

Jugendwörter, Bots und dazu in eigener Sache

Sheesh! Immer häufiger frag ich mich, ob es noch etwas bringt, ,meine Glossen Woche für Woche aufs schier endlose Meer des WehWehWehs zu schicken. Fakt ist: Die Zeiten ändern sich, und ein Blog wie dieser wird immer mehr zu einem Exotikum, zu einem Nischenprodukt.

Dennoch: Dem auf dieser Seite eingebauten Zähler zufolge (nur ich sehe ihn), werden diese Glossen sehr rege angeklickt.

Doch von wem? Im Internetzeitalter ist jede hohe Zahl an Klicks sus (kurzes „u“ und scharfes „s“). Denn anklicken können auch Bots…d.h., automatisierte Maschinenimpulse, die sich mittlerweile im WehWehWeh überall profilieren wie dichte Fischschulen und nur eine Aufgabe haben: zerstören.

Das mit den Bots ist ein großes Problem – nicht nur für den Sprachbloggeur.

Und dann gibt es die andere große Blogistenplage: die Spamkommentare, von denen ich täglich ca. 1000 erhalte. Klar haben sie es nicht nur auf den Sprachbloggeur abgesehen. Es sind total verkrebste SEO (Search Engine Optimization)-Werkzeuge. Sie werden täglich milliardenfach durch den digitalen Organismus geschleudert mit der Aufgabe zu infizieren. Als Nebenwirkung erwürgen sie den lebendigen Austausch zwischen Blogisten und Lesern.

Echt cringe, meine ich.

Letztendlich sind diese Bots und Spammer nur Geringverdiener. Die Botschaft ist nur noch nicht bei ihnen angekommen.

Also, liebe Lesende, willkommen in den wilden Westen Jahren des digitalen Zeitalters. Nix für Ungut. Jedes neue Kommunikationssystem wird von destruktiven Parasiten befallen. Das ist die Natur der Sache. Kaum wurden die ersten Straßen gelegt, und zack! Es traten die Straßenräuber in Erscheinung.

Ohne die Schifffahrt, gäbe es keine Piraten. Die Eisenbahn war für Jesse James und Co. ein Aha-Erlebnis. Das Flugzeug brachte Kubaner und Jassir Arafat und zahllose Nachahmer auf die Idee, Politik durchs Kapern von Fliegern zu betreiben. Das Telefon ist der Nährboden der Enkeltrickgangster…und das Internet…ja das Internet…

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich finde das WehWehWeh absolut papatastisch. Im Ernst. Und auch Vorsitzender Google ist manchmal unser Digga.

Na ja. Alles halb so wild. Dennoch denke ich über die Zukunft dieser Seite nach. Ist sie noch zeitgemäß? Vielleicht eine Ergänzung via Twitter oder YouTube wäre fällig (nicht allerdings via Facebook oder TikTok – nicht meine Bühne).

By the way: Vielleicht ist Ihnen im Lauf dieser meditativen Gedanken aufgefallen, dass ich heute einige ungewohnte Vokabeln verwendet habe.

Genauer gesagt: „sheesh“, „sus“, „cringe“ „Digga“, „papatastisch“, „Geringverdiener“ (ist gleich „Loser“) und „wild“.

Wissen Sie, warum?

Es handelt sich um sieben der zehn Kandidaten fürs Jugendwort des Jahres 2021. Ich hab letzte Woche in der Münchener Abendzeitung darüber erfahren.
Jährlich nämlich veranstaltet der Langenscheidt Verlag einen Wettbewerb ums Jugendwort des Jahres zu krönen. Offensichtlich dürfen nur Jugendliche an dieser Wahl teilnehmen. Warum, der Verlag sich der Jugend so anbiedert, ist doch klar: um ein neues Buch zu verkaufen und um den eigenen Namen in Umgang zu halten! Nix dagegen einzuwenden: Bin ich, was den Sprachbloggeur betrifft, anders? Nur schreibt keiner über den Sprachbloggeur weder in der Abendzeitung oder sonst wo.

Egal. Wichtig ist, dass Sie nun sieben der zehn Kandidaten für diesen Wettbewerb kennengelernt haben. Ich weiß nicht, ob nur deutsche Staatsbürger an der Wahl teilnehmen dürfen, bzw., ab welchem Alter man nicht mehr wahlberechtigt ist.

Ach, und noch etwas: Dem AZ-Artikel zufolge hat Pons Langenscheidt aufgekauft. Meine Güte! Die Welt wird täglich kleiner!

Jugendwörter, Bots und dazu in eigener Sache

Sheesh! Immer häufiger frag ich mich, ob es noch etwas bringt, ,meine Glossen Woche für Woche aufs schier endlose Meer des WehWehWehs zu schicken. Fakt ist: Die Zeiten ändern sich, und ein Blog wie dieser wird immer mehr zu einem Exotikum, zu einem Nischenprodukt.

Dennoch: Dem auf dieser Seite eingebauten Zähler zufolge (nur ich sehe ihn), werden diese Glossen sehr rege angeklickt.

Doch von wem? Im Internetzeitalter ist jede hohe Zahl an Klicks sus (kurzes „u“ und scharfes „s“). Denn anklicken können auch Bots…d.h., automatisierte Maschinenimpulse, die sich mittlerweile im WehWehWeh überall profilieren wie dichte Fischschulen und nur eine Aufgabe haben: zerstören.

Das mit den Bots ist ein großes Problem – nicht nur für den Sprachbloggeur.

Und dann gibt es die andere große Blogistenplage: die Spamkommentare, von denen ich täglich ca. 1000 erhalte. Klar haben sie es nicht nur auf den Sprachbloggeur abgesehen. Es sind total verkrebste SEO (Search Engine Optimization)-Werkzeuge. Sie werden täglich milliardenfach durch den digitalen Organismus geschleudert mit der Aufgabe zu infizieren. Als Nebenwirkung erwürgen sie den lebendigen Austausch zwischen Blogisten und Lesern.

Echt cringe, meine ich.

Letztendlich sind diese Bots und Spammer nur Geringverdiener. Die Botschaft ist nur noch nicht bei ihnen angekommen.

Also, liebe Lesende, willkommen in den wilden Westen Jahren des digitalen Zeitalters. Nix für Ungut. Jedes neue Kommunikationssystem wird von destruktiven Parasiten befallen. Das ist die Natur der Sache. Kaum wurden die ersten Straßen gelegt, und zack! Es traten die Straßenräuber in Erscheinung.

Ohne die Schifffahrt, gäbe es keine Piraten. Die Eisenbahn war für Jesse James und Co. ein Aha-Erlebnis. Das Flugzeug brachte Kubaner und Jassir Arafat und zahllose Nachahmer auf die Idee, Politik durchs Kapern von Fliegern zu betreiben. Das Telefon ist der Nährboden der Enkeltrickgangster…und das Internet…ja das Internet…

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich finde das WehWehWeh absolut papatastisch. Im Ernst. Und auch Vorsitzender Google ist manchmal unser Digga.

Na ja. Alles halb so wild. Dennoch denke ich über die Zukunft dieser Seite nach. Ist sie noch zeitgemäß? Vielleicht eine Ergänzung via Twitter oder YouTube wäre fällig (nicht allerdings via Facebook oder TikTok – nicht meine Bühne).

By the way: Vielleicht ist Ihnen im Lauf dieser meditativen Gedanken aufgefallen, dass ich heute einige ungewohnte Vokabeln verwendet habe.

Genauer gesagt: „sheesh“, „sus“, „cringe“ „Digga“, „papatastisch“, „Geringverdiener“ (ist gleich „Loser“) und „wild“.

Wissen Sie, warum?

Es handelt sich um sieben der zehn Kandidaten fürs Jugendwort des Jahres 2021. Ich hab letzte Woche in der Münchener Abendzeitung darüber erfahren.
Jährlich nämlich veranstaltet der Langenscheidt Verlag einen Wettbewerb ums Jugendwort des Jahres zu krönen. Offensichtlich dürfen nur Jugendliche an dieser Wahl teilnehmen. Warum, der Verlag sich der Jugend so anbiedert, ist doch klar: um ein neues Buch zu verkaufen und um den eigenen Namen in Umgang zu halten! Nix dagegen einzuwenden: Bin ich, was den Sprachbloggeur betrifft, anders? Nur schreibt keiner über den Sprachbloggeur weder in der Abendzeitung oder sonst wo.

Egal. Wichtig ist, dass Sie nun sieben der zehn Kandidaten für diesen Wettbewerb kennengelernt haben. Ich weiß nicht, ob nur deutsche Staatsbürger an der Wahl teilnehmen dürfen, bzw., ab welchem Alter man nicht mehr wahlberechtigt ist.

Ach, und noch etwas: Dem AZ-Artikel zufolge hat Pons Langenscheidt aufgekauft. Meine Güte! Die Welt wird täglich kleiner!

Hirnochsen und Schmetterlinge

Immer wieder schwadroniere ich über jene sog. „Kommentarspammer“, die diese Seite täglich mit bis zu 1000 (in Wörtern: eintausend) „Kommentaren“ vermüllen. Eigentlich halb so schlimm. Denn mittlerweile vermag ich ca. 400 (in Wörtern: vierhundert) Müllkommentare binnen zwei oder drei Minuten zu entsorgen. Zum Glück klebt diese Art Müll nie. Es ist viel zu substanzlos.

Einziges Problem: Auch echte Kommentare werden bei der täglichen Reinigung versehentlich mitentsorgt. Falls dies Ihnen geschehen ist, möchte ich mich entschuldigen.

So ist es, zum Beispiel, meinem Mitblogger, meinem lieben Kollegen Gorg, neulich ergangen. Gorg betreibt die Seite „Lustwort“ (siehe da).

Was den entsorgten Kommentar betrifft: Er hat mir später in einer Mail den Inhalt mitgeteilt. Es ging um meinen Gebrauch des Wortes „Hirnochse“. Ja, Sie haben richtig gelesen. Gorg hat dieses Wort in einem meiner Beiträge über meine Vermüller entdeckt und meinte, ich habe diese Vokabel absichtlich gebraucht.

Wahrscheinlich stimmt das nicht. Viel wahrscheinlicher habe ich den bekannteren Begriff „Hornochse“ einfach vermurkst.

Ich denke, es kommen zwei mögliche Gründe für diesen Fehler in Frage:

Erster Grund: Ich habe mich vertippt. Denn schließlich befinden sich das „I“ und das „O“ auf der Tastatur direkt nebeneinander. Das wäre also eine vernünftige Erklärung.

Zweiter Grund: Es handelt sich schlicht und einfach um einen Sprachfehler meinerseits. Das heißt: Ich habe – weil mir in dem Augenblick der richtige Begriff den Spießrutenlauf durch meine Synapsen nicht gelang – „Hirnochse“ für „Hornochse“ geschrieben. So etwas kommt mal vor – und nicht nur, weil Deutsch nicht meine Mutterzunge ist.

Fakt ist: Sprache – jede Sprache – ist stets in Bewegung. Kleine „Fehler“ bzw. „Unreinheiten“ gehören nun mal zur Tagesordnung wie die imperfekte Vervielfältigung eines Corona-Viruses. Sprache und Viren sind ständig am Wandeln.

Beispiel: Heute sagen viele Menschen, dass etwas „einen Sinn macht“. Früher galt dies als falsches Deutsch. Richtig wäre, dass etwas „einen Sinn ergibt“ oder „einen Sinn hat“. „Einen Sinn machen“ wurde einfach aus Gründen einer Mode aus dem Englisch übernommen. Etwas „makes sense“.

Oder noch ein Beispiel – diesmal ein englisches. Und zwar das englische Wort „butterfly“ – also „Schmetterling“ zu Deutsch. („Schmetterling“ übrigens, weil das Tierchen mit den Flügeln „schmettert“).

Spontan denkt man, dass das Wort „butterfly“ etwas mit „Butter“ und mit „Fliege“ („fly“) zu tun hat. Aber wirklich. So etwas macht keinen Sinn. Sollte man ernsthaft glauben, dass die „butterfly“ buttert?

Tatsache ist: Die „butterfly“ heißt so, weil jemand einst – und zwar vor aberhunderten Jahren – einen Sprachfehler begangen hat – so wie ich mit „Hirn- und Hornochse“. Man muss wissen, dass das farbenfrohe Tierchen einst auf Englisch „flutterby“ hieß. Will sagen: etwas, das „vorbei flattert“. Und das tut der Schmetterling in der Tat.

Im Grunde also habe ich Ähnliches gemacht, um ein Hornochse in einen Hirnochsen zu verwandeln. Kein schlechtes Wort aber…oder?

Mein Vorschlag: Lassen wir auch den Hirnochsen in dem Stall und wünschen ihn viel Glück für seinen weiteren Werdegang.

Und bedenken Sie: Wenn es keine Blogkommentarvermüller gegeben hätte, gäbe es ebenfalls keine Hirnochsen!

PS Grad eben habe ich den Begriff „Hirnochse“ beim Vorsitzenden Google gesucht. Fazit: Auch andere haben dieses Wort „erfunden“! So klein ist die Welt.

Hirnochsen und Schmetterlinge

Immer wieder schwadroniere ich über jene sog. „Kommentarspammer“, die diese Seite täglich mit bis zu 1000 (in Wörtern: eintausend) „Kommentaren“ vermüllen. Eigentlich halb so schlimm. Denn mittlerweile vermag ich ca. 400 (in Wörtern: vierhundert) Müllkommentare binnen zwei oder drei Minuten zu entsorgen. Zum Glück klebt diese Art Müll nie. Es ist viel zu substanzlos.

Einziges Problem: Auch echte Kommentare werden bei der täglichen Reinigung versehentlich mitentsorgt. Falls dies Ihnen geschehen ist, möchte ich mich entschuldigen.

So ist es, zum Beispiel, meinem Mitblogger, meinem lieben Kollegen Gorg, neulich ergangen. Gorg betreibt die Seite „Lustwort“ (siehe da).

Was den entsorgten Kommentar betrifft: Er hat mir später in einer Mail den Inhalt mitgeteilt. Es ging um meinen Gebrauch des Wortes „Hirnochse“. Ja, Sie haben richtig gelesen. Gorg hat dieses Wort in einem meiner Beiträge über meine Vermüller entdeckt und meinte, ich habe diese Vokabel absichtlich gebraucht.

Wahrscheinlich stimmt das nicht. Viel wahrscheinlicher habe ich den bekannteren Begriff „Hornochse“ einfach vermurkst.

Ich denke, es kommen zwei mögliche Gründe für diesen Fehler in Frage:

Erster Grund: Ich habe mich vertippt. Denn schließlich befinden sich das „I“ und das „O“ auf der Tastatur direkt nebeneinander. Das wäre also eine vernünftige Erklärung.

Zweiter Grund: Es handelt sich schlicht und einfach um einen Sprachfehler meinerseits. Das heißt: Ich habe – weil mir in dem Augenblick der richtige Begriff den Spießrutenlauf durch meine Synapsen nicht gelang – „Hirnochse“ für „Hornochse“ geschrieben. So etwas kommt mal vor – und nicht nur, weil Deutsch nicht meine Mutterzunge ist.

Fakt ist: Sprache – jede Sprache – ist stets in Bewegung. Kleine „Fehler“ bzw. „Unreinheiten“ gehören nun mal zur Tagesordnung wie die imperfekte Vervielfältigung eines Corona-Viruses. Sprache und Viren sind ständig am Wandeln.

Beispiel: Heute sagen viele Menschen, dass etwas „einen Sinn macht“. Früher galt dies als falsches Deutsch. Richtig wäre, dass etwas „einen Sinn ergibt“ oder „einen Sinn hat“. „Einen Sinn machen“ wurde einfach aus Gründen einer Mode aus dem Englisch übernommen. Etwas „makes sense“.

Oder noch ein Beispiel – diesmal ein englisches. Und zwar das englische Wort „butterfly“ – also „Schmetterling“ zu Deutsch. („Schmetterling“ übrigens, weil das Tierchen mit den Flügeln „schmettert“).

Spontan denkt man, dass das Wort „butterfly“ etwas mit „Butter“ und mit „Fliege“ („fly“) zu tun hat. Aber wirklich. So etwas macht keinen Sinn. Sollte man ernsthaft glauben, dass die „butterfly“ buttert?

Tatsache ist: Die „butterfly“ heißt so, weil jemand einst – und zwar vor aberhunderten Jahren – einen Sprachfehler begangen hat – so wie ich mit „Hirn- und Hornochse“. Man muss wissen, dass das farbenfrohe Tierchen einst auf Englisch „flutterby“ hieß. Will sagen: etwas, das „vorbei flattert“. Und das tut der Schmetterling in der Tat.

Im Grunde also habe ich Ähnliches gemacht, um ein Hornochse in einen Hirnochsen zu verwandeln. Kein schlechtes Wort aber…oder?

Mein Vorschlag: Lassen wir auch den Hirnochsen in dem Stall und wünschen ihn viel Glück für seinen weiteren Werdegang.

Und bedenken Sie: Wenn es keine Blogkommentarvermüller gegeben hätte, gäbe es ebenfalls keine Hirnochsen!

PS Grad eben habe ich den Begriff „Hirnochse“ beim Vorsitzenden Google gesucht. Fazit: Auch andere haben dieses Wort „erfunden“! So klein ist die Welt.

„Swatting“ für Anfänger

Vor vielen Jahren, als die Welt noch analog war, und die Menschen harmloser und dummer waren als die heutigen, habe ich manchmal einen bösen Streich gespielt, um Menschen, die mir auf die Nerven gingen, zu ärgern.

Damals lebte ich In Kalifornien, genauer gesagt, in Santa Barbara, also unweit der Villen von Harry und Meghan und Oprah und wie sie alle heißen. Diese Leute waren allerdings noch unbekannt oder noch nicht auf der Welt. Auf der Welt waren allerdings die Mormonen. Und diese moderne christliche Sekte hat damals (wie auch heute) eifrig missioniert.

Nix dagegen einzuwenden. Mich haben sie mit ihrer Lehre einfach nicht überzeugt. In der Hoffnung, sich Interessierten zugänglich zu machen, betrieben die Missionäre damals etwas, das wir heute als „Hotline“ bezeichnen würden. Genauer gesagt: Man konnte eine gewisse Telefonnummer anwählen (notabene: Festnetzzeitalter mit Wahlscheibe) und eine Nachricht hinterlassen, um dann einen Besuch von den Missionären zu vereinbaren.

Da ich über diese Missionsvorrichtung gut informiert war, pflegte ich, wenn mich damals jemand besonders ärgerte, diese „Hotline“ mit folgender Nachricht anzupeilen: „Hallo, mein Name ist XY. Ich habe einiges über die Mormonen erfahren und finde euch toll. Bitte kommt mich besuchen. Meine Adresse lautet…xxxyyy…usw.“

Was dann passiert ist, weiß ich nicht. Ich habe nie über die Konsequenzen meines Streichs erfahren. Ich gehe aber davon aus, dass die Missionäre meinen Feinden tatsächlich einen Besuch abstatteten. Wer weiß? Vielleicht sind manche sogar Mormonen geworden!

Warum erzähle ich dies? Weil ich vor ein paar Tagen erfahren habe, dass es endlich ein Wort – zumindest in der englischen Sprache – gibt, das dieses Phänomen beschreibt. Wie Sie aber bestimmt wissen: Dieses Wort wird sich mit Sicherheit alsbald in der dt. Sprache einbürgern

Der Begriff heißt „Swatting“. Wer „Swatting“ betreibt ist ein „Swatter“ bzw. „SwatterIn“. Und wer diesen Streich praktiziert… man würde sagen, dass dieser Mensch „swattet“. Ist noch kein dt. Verb, aber warten wir’s ab.

Eigentlich bedeutet „swat“ so etwas wie „schlagen“ oder „klatschen“. Man „swattet“ zum Beispiel lästige Fliegen. Der Fliegenklatscher heißt auf Englisch „flyswatter“. Ein „swat team“ bei der Polizei ist eine Einsatztruppe, die mit Brutalität nicht spart.

Ich habe über den neuen Sinn dieses Wortes in der „Washington Post“ (online) gelesen. Sicherlich finden Sie ihn auch, wenn Sie beim Vorsitzenden Google „Washington Post“ und „swatting“ eingeben. Ich habe die Geschichte eines jungen, kriminellen Amerikaners (er war erst 20) gelesen, dessen Geschäft es war, Domain-Namen zu kaufen, um sie für teures Geld umzusetzen. Einmal fand er heraus, dass ein gewisser Herr Herring im Besitz des Domain-Namens „@tennessee“ war. Dem jungen Gauner war es klar, dass er einen Haufen Geld für so einen Domain-Namen einfahren könnte. Der kleine Gangster träumte sogar davon, das Domain billig zu bekommen. Nur: Herr Herring wollte sich partout nicht auf einen Deal einlassen.

Also ist der junge „Swatter“ in Aktion getreten. Es folgten Drohtelefonate, die nix brachten. Dann kamen diverse falsche Anschuldigungen in den „Social-Media“. Manchmal schickte er die Feuerwehr zum Herring-Haus. Manchmal bestellte er Pizzas, die dann bei Herring geliefert wurde. Hat alles nicht geholfen. Herr Herring blieb hart. Natürlich hat ihn die Sache aufgeregt.

Doch nun der Gipfel: Der Swatter bekam Beistand von einem Mitswatter in England. Dieser schaffte es, bei der lokalen Polizei in Tennessee anzurufen, um einen Mordfall im Haus Herring zu melden. Im Nu war die örtliche Polizei vor Ort, und sie klopften mit gezogen Pistolen an der Herring Tür. Herr Herring, 60 Jahre alt, erlebte in dem Augenblick einen derartigen heftigen Schock, dass er auf der Stelle einen massiven Herzinfarkt erlitt und starb.

Tja. Ende der Geschichte. Der junge amer. Swatter muss jetzt für fünf Jahre ins Gefängnis in Tennessee. Er hat sich allerdings entschuldigt. Was mit dem Partner in England geschah, vermag ich nicht zu sagen. Herr Herring kehrt jedenfalls ins Jenseits zurück.

Früher hätte man das „Swatting“ als „to cry wolf“ bezeichnet. D.h.: Man schreit aus Spaß: „Da ist ein Wolf! Hilfe!!“ Wenn aber die Helfer ankommen, sagt man: „Haha. Nur ein Witz“.

Mein Späßchen mit den Mormonen ist wahrscheinlich harmlos im Vergleich. Dennoch war es eine Art Swatting.

Aber genug. Nächstes Mal erforschen wir ein anderes neues Wort. Oder vielleicht doch was ganz anders…

Sterben wie ein Hund

Hallo liebe Bots, hallo liebe Leser. Märchenstunde beim Sprachbloggeur. Zwar hatte ich heute vor, Ihnen ein paar neue Modewörter zu verraten. Dies aber ein anderes Mal. Momentan drängt Wichtigeres nach Ausdruck.

Haben Sie gewusst, dass das Leben eines Influencers (damit meine ich auch die Diverse) arg schwierig ist?

Beispiel: Bei YouTube habe ich schon lange – und mit großem Genuss – die Musiktheorie-Videos eines gewissen Michael New verfolgt. Er ist klug und kann hervorragend erklären. Manche Videos wurden über eine Million Male angeklickt. Die am wenigsten besuchten haben immerhin ca. 40.000 Interessierte erreicht.

Allerdings sind die Videos auf Englisch. Ich weiß nicht, ob in diesem Fall Google-Translate nützlich ist. Seine ersten Videos hat Michael New vor ca. 11 Jahren hochgeladen, seine letzten vor ca. vier Jahren. Viel Arbeit, viel Zeit. Doch dann war plötzlich Funkstille. Was ist geschehen?

Erst vor ein paar Monaten entdeckte ich Neues von New. Doch diesmal erschien er gemeinsam mit seinem Bruder. Und: sein Thema war nicht die Musik, sondern das Problem des „Burnout“ unter YouTube-Influencers. Verbreiteter als man denkt, meint New.

Zunehmend, so erfahren wir, verfiel New, bevor er an einem neuen Video arbeitete, in Panik. Die Ursache war der immer wachsende Leistungsdruck. Werde ich es richtig hinkriegen?, sann er. Wird das Video meinem Publikum gefallen? Noch dazu wurde er, so stellte er fest, zusehends lobsüchtig. Und tatsächlich bekam er mehrere hunderte lobende Kommentare.

Trotzdem regte er sich auf, wenn ab und an ein dämlicher Troll Dummheiten von sich gab. Aber so ist das Internet. Auch der Volltrottel und der Lügner kommen auf ihre Kosten. Für Michael New komischerweise wirkten die Lügen wie ein Messerstich.

Michael New steht mit seiner Klage über den Leistungsdruck des Influencerlebens nicht allein da. Neulich habe ich einen Artikel zu diesem Thema im Spiegel-Online entdeckt. Darin beklagten sich der blauhaarige Rezo und andere Kollegen über den Zwang zu produzieren und gemocht zu sein. Ich habe den Artikel nicht gelesen (Es war For-Pay-Content).

In der New York Times stand Ähnliches. Dort wurden zwei traurige TikTok-Influencerinnen interviewt. Beide durften Anfang 20 sein und hatten nun ein Burnout-Erlebnis. Gleiches Problem erlebte die mutige US-Gymnastin Simone Biles, die jetzt ihren Olympiade-Auftritt abblies, weil sie den Druck nicht mehr aushalte.

Alles nachvollziehbar. Ständig grübelt der Influencer: Was mache ich das nächste Mal, damit mein Publikum mich weiterhin liebt? (Nebenbei: Der Sprachbloggeur hat dieses Problem nicht. Ich gehe davon aus, dass ich kaum Leser habe, dass die vielen Klicks auf dieser Seite das Anklopfen der Bots sind, jene Automatismen, die nur den Zweck haben, das Schöne zu zerstören. Und auch wenn ich viele Leser hätte, würde ich einfach das machen, wie seit 14 Jahren. D.h.: das sagen, was raus will!)

Ich habe Ihnen aber am Anfang dieser Glosse eine „Märchenstunde“ versprochen. Und nun folgt sie: Heute ist mir Georges Gurdjieff eingefallen. Er war Mystiker, Schlitzohr und ebenfalls ein tiefschürfender wenn auch höchst ironischer Schriftsteller, der (ca.) 1866 bis 1949 lebte. Als ich jung war, hab ich seine Werke eifrig gelesen. Das Problem: Ich hab mir bald eingebildet, ich sei ebenso ein Schlaumeier wie er. Dem war nicht so, und ich habe deshalb, als mir dies klar wurde, erheblich darunter gelitten.

Dieser Gurdjieff hatte in den 1920er Jahren bei Fontainebleau einen „Institut für die harmonische Entwicklung der Menschen“ gegründet, eine Art Kommune – hauptsächlich für Intellektuelle, die sich trotz Witz und Beredsamkeit leer fühlten und nach dem Sinn des Lebens suchten. Ich werde hier keine Liste seiner Anhänger aufschreiben. Das können Sie selbst nachschlagen.

Nur eine Anhängerin möchte ich namentlich erwähnen: die Schriftstellerin Katherine Mansfield. Sterbenskrank kam sie zu Gurdjieff in Fontainebleau, auf der Suche nach Erleuchtung. Gurdjieff hat ihr ein Bettlager in einer Scheune zubereitet. Das fand sie himmlisch und schrieb von dort während der Zeit ihres Siechtums viele Briefe an ihren Mann. Als sie dann starb, wurde sie am Gelände des Instituts begraben. Pietätsvoll trillerten die Teilnehmer an der Beisetzung, wie sie wenigstens nun als Verklärte gestorben sei.

Gurdjieff antwortete: „Nein, sie ist gestorben wie ein Hund.“

Was hat er damit gemeint?

Gegenfrage: Was bedeutet es, wenn man nicht wie ein Hund stirbt? Ja, dass ist eine Frage, die ich insbesondere meinen Bots stelle – und auch solchen Influencern, die niemals an sich gezweifelt haben.

Vielleicht nächste Woche die neuen Worte, die ich schon zweimal versprochen habe.

Von den Menschen, die nicht wissen, dass sie eine Seuche sind

Entschuldigen Sie bitte, wenn ich eine – möglicherweise – intime Frage stelle. Es geht um eine Angelegenheit, um derentwillen manche bereit wären, auch kriminell zu handeln.

Die Frage lautet: Wie wichtig ist Ihnen Ihr Internet-Ranking?

Lachen Sie bitte nicht, falls Sie die Frage nicht persönlich betrifft. Fakt ist: Es gibt Menschen, die bereit wären, das Internet zu zerstören, wenn es darum geht, das eigene Ranking aufzupolieren. Nein, keine Fantasie. Ich habe mich gründlich informiert.

Tatsache ist: Nach dem Internetgrundalgorithmus wird Beliebtheit in Besucherzahlen gemessen. D.h.: Je öfter eine Seite besucht wird, umso höher steigt ihr Ranking. Alles klar?

Nur deshalb ist seit Monaten die Häufigkeit von sogenannten „Spamkommentaren“, bei „Der Sprachbloggeur“ in die Höhe geschossen. Die Senderinnen dieses digitalen Schlamms sind offensichtlich mit der Hoffnung beflügelt, dass der Betreiber dieser Seite (d.h. ich) nicht alle Tassen im Schrank hat, und dass er den Nonsens-Links dieser „Kommentare“ zulassen wird. Hier einige Beispiele (ohne Link) aus jüngster Zeit:

ysmdro But volunteers reacted angrily to the statement
system of movements using
sapyzs out-of-date derby local fans holiday season
sapyzs out-of-date derby local fans holiday season
sapyzs out-of-date derby local fans holiday season
weuzcd Sil nest pas le concepteur des Air Yeezy1
weuzcd Sil nest pas le concepteur des Air Yeezy1
ghyhrj that Burberry are speaking of their runway collection
ghyhrj that Burberry are speaking of their runway collection
ghyhrj that Burberry are speaking of their runway collection
esrnae Two Suggestions for a One Nation United Kingdom
ghyhrj that Burberry are speaking of their runway collection
tdetad though he remained outside to help
tdetad though he remained outside to help
hvvbuz entertainment and popular lockdown trends etc.

Folgendes ist zu bemerken:

Erstens: Es sind zumeist Texte in englischer Sprache – gelegentlich russisch, chinesisch, japanisch usw. Das war nicht immer so. Eine neue Qualität also.

Zweitens: Am Anfang jedes „Kommentars“ stehen Nonsens-Silben. Diese haben den Zweck, die Radar-Funktion eines möglichen Antispamfilters auszutricksen. Clever, gell?

Drittens: Oft wird der gleiche Text mehrmals verschickt. Klar: Je öfter veröffentlicht, umso höher schießt das Ranking empor!

Momentan erreichen „Der Sprachbloggeur“ ca. 500 bis 1000 solcher „Kommentare“ täglich. Ja, digitaler Schlamm, Ungeziefer, Krankheitserreger. You name it! Zum Glück verfügt diese Seite über wirksame Barrikaden, Vertilgungsmittel und Impfstoffe. Dennoch muss ich den Dreck mehrmals täglich wegschaffen. Sonst würde nach und nach der Server meines Providers vor Überfüllung kollabieren.

Fest steht: Es gibt nahezu acht Milliarden Menschen auf diesem schönen blauen Planeten, und jeder will – verständlicherweise – auf seine Kosten kommen (gilt auch für jedes Lebewesen). Von daher freut sich jeder, das eigene Ranking aufzubessern. Das gilt auch für die genannten Seuchenträger.

Ich sage dazu Seuchenträger, weil es in der Tat Kräfte sind, die jede Kommunikation nach und nach kaputtmachen könnten. Es sind Kräfte, die, wohl unbewusst, das Chaos anstreben, ein Chaos an dem auch sie selbst zugrunde gehen würden. Das wissen die Hirnochsen aber nicht.

Ich schwadroniere über dieses Thema nicht zum ersten Mal. Und leider habe ich noch keine Lösung für das Problem entdeckt – außer vielleicht künftig – zumindest vorübergehend – die Kommentarfunktion dieser Seite abzuschalten. Diese Maßnahme wurde aber alle liebenswürdigen Leser und Bots, die diese Texte anpeilen, daran hindern echte Kommentare zu schreiben, was schade wäre.

Eigentlich hatte ich heute vor, über ein ganz anderes Thema zu schreiben – und zwar über ein Wort, das Ihnen höchstwahrscheinlich unbekannt ist, das aber auch Ihr Leben beeinflussen könnte. Es handelt von einer neuen Vokabel, die dieses neue 21. Jahrhundert eine Zeitlang begleiten könnte.

Aber ein anderes Mal. Und wer weiß? Vielleicht erkranken die Krankheitserreger bald. Auch das kommt mal vor.

Ja, so sieht es aus, wenn man am Anfang des Informationszeitalter lebt. Keine Sorge. Ich bleibe weiterhin der langfristige Optimist. Denn fest steht: Die Dummheit ist insbesondere für die Dummen gefährlich.

Angriff auf hohem Sie (bzw. rettet das Sie)

Fangfrage: Wann hat das 21. Jahrhundert begonnen? Manche werden sagen: „Ahh! Er spielt mit uns, der Schlawiner. Das neue Jahrhundert (bzw. Jahrtausend) begann am 1. Jan. 2001. Denn das Jahr 2000 war de facto das letzte Jahr des 20. Jh.! Ha!“ Bravo! Wer so antwortet, soll Mathematiker oder Chemiker werden.

„Nein“, sagt ein anderer. „Das neue Jahrhundert (bzw. Jahrtausend) begann mit ‚nein ellewwen‘. Das war eine Art Fanal.“

Guter Gedanke. Ich bin aber anderer Meinung. ‚Nein ellewwen‘ war bisniss as jusjual. Die üblichen Fanatiker, der übliche Zerstörungswut.

Okay. Lange Rede, kurze Haare: Das 21. Jahrhundert – um es auf den Punkt zu bringen – begann Ende des Jahres 2019. Der Anlass: Corona.

Fakt ist: Neue Jahrhunderte haben noch nie termingerecht angefangen. Sie fangen immer als erschütternde Schnittstelle (viel viel größer als 9/11) an. Und zack! Daraufhin folgt stets ein neuer Zeitgeist.

Beispiel 20. Jahrhundert. Erst der 1. Weltkrieg (damals noch „der große Krieg“ genannt) hat der neue Zeitgeist aus der Flasche entfliehen lassen.

Oder das 19. Jahrhundert. Erst nachdem Napoleon Europa aufgemischt hat, befand man sich im neuen, fortschrittlichen 19. Jahrhundert.

Willkommen also im neuen Jahrhundert! Das alte, ist bereits – wie man im heutigen Deutsch sagt – „Geschichte“.

Vieles, was Ihnen lieb und teuer war, wird immer schneller ohne Belang. Zum Beispiel: die deutsche Sprache. Und darum geht es hier, liebe Mitneuzeitler (verzeihen Sie mir das Fehlen des Gendersternchen).

Ja, die deutsche Sprache ist heute unser Thema – zumindest ein Aspekt davon. Nein hier geht es nicht um die Entgenderung der dt. Sprache. Darüber zu schwadronieren, tun mittlerweile viele ewige GestrigInnen. Spannend wird dieses Phänomen ohnehin erst, wenn die neue Literatur vom Genderismus vereinnahmt wird.

Heute möchte ich einen ganz anderen Sprachvorgang betrauern: das „Sie“.
Über den Verlust dieser Vokabel habe ich schon mal geschrieben. Einmal darüber, wie schön es ist, ganz bewusst zwischen „du“ und „Sie“ wählen zu dürfen…quasi als Schutzmechanismus. Ein anderes Mal ging es um den Gebrauch (bzw. Mangel an Gebrauch) vom Sie in den „social media“. Manche Giganten siezen noch, andere gar nicht mehr.

Doch nun habe ich ein noch gravierenderes Beispiel des Verlustes dieses wichtigen Fürworts. Neulich habe ich eine Zahnarztrechnung von der Firma BFS Health Finance erhalten. Alles ganz normal: „Sehr geehrter Herr… usw.“ Da ich aber kurz vor einer Reise stand, wollte ich die Firma telefonisch darum bitten, die Zahlungsfrist zu verlängern, weil ich noch keine Auszahlung von meiner Zusatzzahnversicherung erhalten hatte. So etwas habe ich des Öfteren gemacht. Doch diesmal kam ich telefonisch nicht durch. Die Roboterstimme am Telefon hat mir empfohlen, die Angelegenheit online zu erledigen bei „mein-BHS“ oder wie immer es hieß.

Also bin ich dieser Bitte gefolgt. Und siehe da! Plötzlich war ich im „Duzland“: „deine Rechnung“, „deine Überweisung“, „deine Ratenzahlungen“ etc. Meine DuzfreundInnen – wollten kassieren. Vielleicht sind Sie anders. Mich haben diese falschen Freunde irritiert. Bei „deine Kontaktmöglichkeiten“ habe ich mich darüber beschwert. Eine Antwort bekam ich nie.

By the way: Im bisherigen Schriftverkehr bedient sich BFS noch immer der alten Gepflogenheiten. Vielleicht denkt man: Wer Print liest, ist alt, will gesiezt werden; wer online bezahlt, ist jung und duzwürdig. Aber Achtung: Eines Tages wird es bye bye Sie heißen.

Ich schreibe diesen Text heute aber aus einem anderen Anlass. Heute fand ich im Briefkasten ein Werbungsblättchen. Eine neue Ärztepraxis mit drei Filialen wollte sich vorstellen. „Hallo, wir sind neu…“, heißt es. Und dann: „Buche deinen Termin einfach online…“ Und: „Erlebe die erste Arztpraxis, die du lieben wirst.“

Im neuen Jahrhundert post Coronam werden wir uns alle lieben…und uns duzen.

Sagen Sie der deutschen Sprache einen leisen Servus.

Gedrucktes übers Lügen

Gestern habe ich gelogen. Das ist die Wahrheit. Freund M. meint, die Sache sei halb so schlimm, weil ich nur zur Hälfte gelogen habe.

Dazu fällt mir der Grieche Epimenides ein. Er soll vor ca. 2600 Jahren gelebt haben und Kreter gewesen sein. Es wird behauptet, er habe mal gesagt: „Alle Kreter sind Lügner.“ Natürlich eine skurrile Aussage. Denn, wenn einer selbst aus Kreta stammt und noch dazu beteuert, alle Kreter seien Lügner, so muss man sich notgedrungen fragen, ob so einer lügt oder die Wahrheit sagt.

Ich persönlich würde nie behaupten, dass alle Kreter Lügner sind. Ich war nämlich zweimal auf Kreta und habe dort eine Menge Menschen kennengelernt, die meiner Meinung nach sehr ehrlich waren.

Viele namhafte Philosophen – inklusiv Bertrand Russell – haben sich mit obigem „Epimenides-Paradoxon“ befasst. Sicherlich ist dieses Paradoxon auch nicht ganz ohne im Info-Zeitalter. Siehe „Fakenews“.

Aber zurück zu meiner Lüge. Und damit meine ich meine wahre Lüge. Gestern saß ich in der Münchener S-Bahn und war unterwegs zum Flötenunterricht. Ja so vielfältige Interessen kann ein Sprachbloggeur haben!

Normalerweise fahre ich mit meiner Vespa zum Unterricht. Da mir aber leider mein Portemonnaie gestohlen wurde (siehe meine vorige Glosse über Diebe), bin ich momentan ohne Führerschein. Das heißt: Auch wenn ich offiziell Führerscheinbesitzer bin, habe ich keinen. Würde mich ein Polizist fragen, „Haben Sie einen Führerschein“, wäre mein „Ja“ als Antwort sowohl eine Lüge wie auch die Wahrheit.

Aber lange Finger, kurzes Leben: Um in der S-Bahn die Zeit zu vertreiben, fotografiere ich zu Coronazeit sehr gern maskierte Menschen. Ganz heimlich mache ich das…husch husch wie ein Taschendieb. Ich fotografiere maskierte Menschen gern, weil Gesichter ohne Mundpartie oft – zumindest meiner Meinung nach – eine besondere Schönheit aufweisen. Dies hat mit der Schönheit der Seele zu tun, die sich in ihrer ganzen Reinheit, so denke ich, in den Augen widerspiegelt wird – außer ein Mensch ist ein wahres Ekel.

In diesem Fall war mein „Opfer“ ein junger schwarzer Mensch, der quergegenüber von mir saß und schöne Augen hatte. Upps! Darf ich das Wort „schwarz“ schreiben? Klingt das diskriminierend oder rassistisch? Ich glaube nicht. Es wäre ohnehin eine Lüge, wenn ich ihn anders beschreiben würde.

Außerdem war er in erster Linie Deutscher – und mit Sicherheit deutscher als ich. Ich spreche diese Sprache nämlich mit Akzent. Er hat normales Hochdeutsch gesprochen und besitzt bestimmt einen dt. Pass. Ich nicht. Auf die Frage, „Was ist deutsch?“, lass ich mich nicht ein.

Aber zum Thema: Der junge Mann hat mich beim Fotografieren erwischt. Das kommt sehr selten vor. Denn ich bin so flink wie der Taschendieb, der mir mein Portemonnaie geklaut hat (siehe vorige Glosse).

„Haben Sie mich gerade fotografiert?“ fragte er.

„Nein“, log ich.

„Mir kam es aber so vor“, antwortete er…sehr hartnäckig.

„Hab ich aber nicht“, log ich weiter.

Dann war Ruhe, Er war bestimmt verärgert und hat mir mit Sicherheit nicht geglaubt. Und ich? Ich habe mich sogleich geschämt, dass ich ihn angelogen habe. Also wandte ich mich zu ihm und sagte: „Wissen Sie, ich fotografiere maskierte Menschen in der S-Bahn in der Tat gern und oft. Auch Sie wollte ich fotografieren, habe ich dann aber doch nicht.“

Er schaute mich fortwährend skeptisch an.

Und ich? Mir war es gelungen, eine Lüge in eine Halblüge zu verwandeln. Ist eine halbe Lüge besser als eine ganze Lüge? Wahrscheinlich nicht. Freund M. ist anderer Meinung.

Vielleicht könnte man meinen Wiedergutmachungsversuch auf die Ebene einer „Notlüge“ (wessen Not?) herunterstufen. Auf Englisch heißt dies „white lie“.

Habe ich also einem schwarzen Menschen eine weiße Lüge aufgetischt? Ja die Sache ist wahrhaftig kompliziert.

Umso mehr, weil das Wort „lügen“ und das Wort „liegen“ sich sehr ähneln. Im Englischen ist die Gleichartigkeit dieser Vokabeln noch prägnanter: „lie“ und „lie“.

Irgendwie steckt eine ganze Wahrheit in dieser Story übers Lügen. Das behaupte ich, obwohl ich Nichtkreter bin.

Wie man einen Dieb am nachhaltigsten ärgert

Es kann jedem passieren: Im Nu ist der Geldbeutel weg. „Aber ich habe nix gespürt. Wie schafft er das? O Schreck! Nun stehe ich – ohne Geld, ohne Geldkarten, ohne Führerschein, ohne Krankenkassenkarte, ohne Paybackkarte und Supermarktklubkarte – hilflos da…etc.“

Heute will Ihnen, liebe Leser, der Sprachbloggeur beibringen, eine solche missliche Lage durch wenige nützliche Tipps künftig zu vermeiden.

Zunächst wende ich mich aus Gründen der Höfflichkeit den Genderisten zu. Entschuldigung, ich meine den GenderistInnen. Wie möchten Sie es gerne haben, liebe Leute? Soll ich „DiebIn“ und „DiebInnen“ schreiben? Ja, die Drecksäcke, mit denen wir uns hier befassen, könnten sowohl männlich wie auch weiblich sein. Vielleicht auch divers!

Ich weiche aber vom Thema ab. Denn letztendlich geht es hier darum, Diebe nachhaltig auszuhungern.

Doch erst wird’s etwas persönlich. Ich war neulich, zusammen mit meiner Frau, auf Besuch in einer sagenhaft schönen fremden Stadt in einem sympathischen Nachbarland. Corona bedingt, waren – zumindest am Anfang unserer Reise – nur wenige Turisti unterwegs.

Unsere Gastgeberin, F., warnte uns unmittelbar: „Passt gut auf. Die Diebe sind unterwegs, und sie haben großen Hunger.“ Damit meinte sie, dass die Pandemie eine tiefe Delle in ihrem Arbeitsleben verursacht hat.

Ich war überzeugt, dass ich die nötigen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte, vor allem, weil ich mein Portemonnaie in der vorderen Jeanstasche gesteckt hatte. Doch dann kam die große Hitze, und ich kam auf die Idee, eine „Cargohose“ aus leichter Mikrofaser zu kaufen. Sie kennen die Cargohosen…oder? Oben und unten am Schenkel Taschen. Männer eines gewissen Alters stehen auf viele Taschen. Keine Ahnung, warum.

Mein Portemonnaie steckte in einer der Schenkeltaschen – durch einen Klettverschluss geschützt. Und dann ist es passiert…zack! Mit einer bewunderungswerten Fingerfertigkeit hat sich ein Dieb (vielleicht eine Diebin oder ein Diverser oder eine Transe?) mein Portemonnaie geschnappt. Ich habe nix gespürt – so wie wenn ein Moskito sticht oder eine Ratte vorbei schleicht. Nach wenigen Minuten habe ich einen SMS von meiner Bank erhalten. Jemand habe versucht hohe Geldsummen mit meiner Karte von einer Geldmaschine abzuheben. Die Bank habe aber abgelehnt, da die Diebe keine PIN hatten.

Tja. Erste Reaktion: Schock. Zweite Reaktion: Man fällt in ein tiefes Loch. Dritte Reaktion: Man fühlt sich so hilflos. Vierte Reaktion: Das Grundvertrauen geht flöten. Zu bemerken: Ohne das Grundvertrauen ist das Gesellschaftsleben unmöglich. Fünfte Reaktion: Man beruhigt sich allmählich. Zugleich fantasiert man, wie man den Schurken am liebsten umbringen möchte…langsam und schmerzvoll selbstverständlich…auch blutig.

Ich habe Ihnen aber Praktisches versprochen, damit Ihnen Ähnliches nicht geschieht. Dies folgt jetzt gleich:

Erstens: Immer nur so wenig wie möglich mit herumtragen. Man stellt sich die Frage: Brauch ich unbedingt meinen Führerschein heute? Oder meine Kreditkarte? Oder meine Paybackkarte…etc? (Nur nebenbei: Ich besitze keine Payback- oder Supermarktkarte).

Zweitens: Verteilen! Lieber zwei hauch dünne Portemonnaies, indem die nötigen Ausweiskarten – und evtl. Geld – verteilt sind, so dass, falls eins entwendet wird, man das andere noch hat.

Drittens: Folgender Ratschlag gilt vor allem dann, wenn man verreist ist: Tragen Sie ein billiges und leicht zugängliches Portemonnaie als Köder mit. Dieses soll aber leer sein – mit Ausnahme von einem einzigen Zettel, worauf folgender Text steht. Ich schreibe ihn hier auf Italienisch. Man kann ihn in verschiedenen Sprachen übersetzen (Falls Sie Hilfe brauchen, wenden Sie sich an den SB):

Tu ladro: Sarai impotente e morirai presto

Zu Deutsch: „Du, Dieb: Du wirst impotent und du wirst bald sterben.“

Genderisten dürfen den Text so verändern, wie sie es für nötig halten.
Meinen Zettel habe ich zusätzlich mit einem primitiven Bild von einem Totenkopf versehen. Berufsdiebe sind nicht selten abergläubig…mehr als man denkt.

Mein Nachbar, er ist aus Ungarn, meinte: Man sollte an den Dieb denken und dann Zeige- und Mittelfinger wie eine Gabel vor sich halten, um den Dieb zu fluchen. Es funktioniere ausgezeichnet, hat er mir versichert
.
Mit den besten Empfehlungen,

Ihr
Sprachbloggeur

Pages

Subscribe to Front page feed