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Schönes Englisch – ganz schnell

Treuer Leser Pappe hat mich gebeten, "die Top-10 der schlimmsten Aussprachefehler von Deutschen im Englischen aufzuführen“. Damit sollte ich helfen, "unser aller schlechtes Schulenglisch aufzupolieren“.

Ich komme dieser Bitte gerne nach, verändere aber die Parameter ein bisschen: Erstens werde ich nicht zehn, sondern nur sechs Probleme abhandeln. Sonst könnte man meinen, ich böte hier einen Dekalog, sprich die "zehn Gebote", an. Fehler lassen sich ohnehin nicht auf eine bestimmte Zahl festlegen. Keiner soll denken also, es gehe hier um die Vollständigkeit.

Und zweitens finde ich Aussprachefehler gar nicht schlimm – vor allem weil dieser Bereich auch mich betrifft. Schließlich lebe ich in der Fremdsprache, und jeder, der sich mit mir länger unterhält, stellt fest, dass er es mit einem Migranten zu tun hat. Man muss schließlich zu seinem schönen Akzent stehen. Darüber habe ich schon einmal geschrieben (8. Juni 2007).

Lieber Pappe, die Aussprachefehler sind nicht so schlimm, wirklich, und ich bin überzeugt, dass die armen, geschundenen Englischlehrer(innen) ihr Bestes tun (zumindest die meisten von ihnen), um die ungebändigten Rabauken voranzutreiben.

Dennoch möchte ich Ihnen ersatzweise etwas anbieten, das Ihren Englischkenntnissen ganz sicher von Nutzen sein wird: folgende sechs Anweisungen für ein schönes Englisch. Die Zahl ist beliebig. Es könnte zweifelsohne mehr werden.

Erste Anweisung: In meiner Familie höre ich folgenden Fehler ständig: "With sixteen you are free to do what you want.“ Wenn Ihnen der Satz richtig vorkommt, dann liegen Sie falsch. "Nein“, verbessere ich zu Hause unentwegt, "At sixteen, you can do what you want.“ Das "with“ entstammt dem deutschen "mit sechzehn“.

Zweite Anweisung: Englischsprachige Schweinereien gedeihen in der deutschen Jugendsprache prächtig, und dagegen habe ich nichts. Unter sich sollen Deutsche "fuck“, "shit“ und Co. grenzenlos über die Zunge gehen lassen. Doch Vorsicht! Wenn man mit native speakers redet, tritt man schnell ins Fettnäpfchen. Der Gebrauch von Schweinereien – vom Slang überhaupt – ist mit Vorbehalt zu empfehlen. Die verständlichste Regel: Derb reden auf Englisch ist eine Art Duzen. In allen sonstigen Situationen klingen solche Wörter stets aggressiv oder primitiv. Ausnahme: Üblicherweise vermeidet man diesen Wortschatz bei den eigenen Eltern und bei Respektpersonen, auch wenn man sie "duzt“. Feingefühl wird verlangt!

Dritte Anweisung: "Kids“ wird nur in der Umgangsprache gebraucht. Wenn Sie Eindruck machen möchten, sagen Sie lieber "children“. Ist nur eine Kleinigkeit, "kids“ hört sich aber furchtbar an, wenn man sich in einer formellen Situation unterhält.

Vierte Anweisung: "Fewer“ und "less“ darf man nicht verwechseln. "Fewer“ bezieht sich stets auf Dinge, die man zählen kann, "fewer books“, "fewer houses“ usw. "Less“ wird nur verwendet, wenn etwas unzählbar ist – "less time“, "less interest“. Dafür aber: "fewer hours“ und "fewer points of interest“.

Fünfte Anweisung: Die englische Verlaufsform will genau verstanden werden: Das Ding mit dem "-ing“ gibt es im Deutschen nicht – im Spanischen allerdings schon. Man muss sich vorstellen: Englischsprechende betrachten die Zeit entweder als Film, "I am working“ oder als Schnappschuss, "I work“. Es gibt allerdings bestimmte grammatische Situationen, die ausschließlich den Schnappschuss verlangen. "I work at Siemens on Mondays“ ist nicht das gleiche wie "I am working at Siemens“. Ersteres ist die Sprachart des Naturgesetzes. Beim zweiteren kann man beliebig zwischen dem Spielfilm und dem Schappschuss wählen. "I am working at Siemens on Mondays“ ist hingegen schlechtes Englisch.

Sechste Anweisung: Was macht ein Schüler, wenn er sich auf eine Schularbeit vorbereitet? Auf Deutsch: Er "lernt“. Auf Englisch: "He studies“. "Pauken und "Büffeln“ sind nur mit "study“ zu übersetzen. Achtung: "I study (bzw. am studying) at the university“ gibt es auch. Es hat die gleiche Bedeutung wie "Er studiert an der Uni“.

Also, lieber Pappe, oft wird alles ganz anders als man erwartet hat. Dennoch hoffe ich, Ihnen ein bisschen gedient zu haben.

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