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Von dem Guten

Was ist passender als das neue Jahr mit einem kleinen Exkursus über das Wort "gut“ zu beginnen?

Erste Frage: Hat "gut“ etwas mit "Gott“ zu tun? Ist "Gott“ also der "Gute“? Ich meine dies freilich nur sprachgeschichtlich. Es ist nicht meine Absicht, gleich am Anfang des neuen Jahrs durch diese linguistischen Überlegungen einen Glaubenskrieg anzufachen. Die Antwort lautet dennoch nein. "Gott“ ist nicht gleich "gut“.

Zweite Frage: Wer ist "Gott“? Mein Kluge möchte dieses Wort in die Nähe von "gießen“ rücken. Wein – oder auch Blut – hat man früher der Gottheit als Opferung gegossen. Das "Gegossene“ wurde, so Kluge mit demjenigen gleichgesetzt, für den gegossen wurde. Alles klar? Eine zweite Möglichkeit: Der Wortstamm "Gott“, der übrigens nur in den germanischen Sprachen – und vielleicht im Persischen und Hindi – vorkommt, hatte ursprünglich die Bedeutung "rufen“. Demnach ist "Gott“ der "Gerufene“. Auch das klingt verdammt logisch. Immerhin konnte ich ein altirisches Wort "guth“ auftreiben, das "Stimme“ bedeutet.

Aber kehren wir jetzt zu "Gut“ zurück. Mit Ausnahme des Griechischen "agathos“ ("tüchtig“, "gut“) scheint auch dieses Wort gar keine Verwandtschaft außerhalb der germanischen Sprachfamilie zu haben. Kluge meint, es könnte mit Wörtern wie "Gatte“, "begatten“ und wohl mit dem Englischen "get“ verschwistert sein und hätte ursprünglich etwa "zusammengekommen“ oder "passend“ bedeutet. Warum auch nicht?

Doch mir fällt auf, dass die Steigerungssformen dieses Wortes nicht "guter“ und "gutest“ lauten, sondern, wie jeder weiß, "besser“ und "beste“. Gibt es dafür einen vernünftigen Grund? In der Tat! Vorausgesetzt, Sie kennen das Wort "bass“. Es kommt heutzutage im Deutschen allerdings nur selten vor. Zum Beispiel in der Redewendung "bass erstaunt/verwundert sein“, wo es "sehr“ bedeutet. "Bass“ war wohl einst bei den Altgermanen das übliche Wort für "gut“. Im Englischen erkennt man es noch immer im Verb "abet“, d.h., "helfen“, "verbessern“, "gut machen“.

Meine Vermutung: Vielleicht haben die Altgermanen "gut“ benutzt so wie die Bayern "passt scho“ im Sinne von "alles in Ordnung“ es heute tun. Im Lauf der Zeit konnte es das gute, alte "bass“ also beinahe ganz verdrängen. Klingt ja durchaus vernüntig. Über das "Böse“ ein anderes Mal.

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