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Heute ist Leserdanktag!

Am Leserdanktag bedankt sich der Sprachbloggeur bei allen Surfern und Surferinnen herzlichst. Ohne Sie braucht sich kein Mensch „Sprachbloggeur“ zu nennen.

Manche von Ihnen haben auch gelegentlich Kommentare hinterlassen. Dafür bedanke ich mich insbesondere. Mindestens seit Norbert Wiener (Wer war das? Google verrät alles!) weiß man, wie wichtig die Rückkoppelung (Neudeutsch: das „Feedback“) als Kontrolle ist. Ihr Feedback ist mir sehr wichtig.

Thomas (Nachname unbekannt), der mir neulich „philosophische Grüße“ geschickt hat, danke ich. Er meinte, dass die Aussagekraft meines Exkursus über das Wort „Gut“ gleich null sei. Ich vermute, er habe sich tastaturmäßig verirrt und suchte wohl den ausgezeichneten Philosophie-Blog meines Kollegen Dr. Andreas Belwe. Sonst muss ich Thomas Recht geben: Bei mir geht es wirklich nicht um die Aussagekraft, sondern um Sinn und Sinneswandel.

Auch dem Leser Stephan Huebner möchte ich meinen Dank aussprechen. Er bemerkte in einem Kommentar, dass man mit Anglizismen zwar übertreiben könne, aber dass der Wortschatz eines Menschen letztendlich „eine persönliche Entscheidung“ sei. Mein treuer Leser Bastian behauptete dagegen (auch Ihnen danke ich für die aufmerksame Lektüre, lieber Bastian!), dass das Englische zusehends die Tiefenstruktur des Deutschen verändere. Ich bin allerdings nicht ganz seiner Meinung. Doch der vermehrte Gebrauch der Mehrzahl mit „s“ bestätigt gewissermaßen seine Befürchtung.

Bastian fragte, ob ich nicht untertrieben habe, als ich die Zahl des deutschen Wortschatzes mit 175.000 wiedergab. Er hat natürlich Recht. An dieser Stelle in meinem Blog habe ich mir lediglich ein kleines Witzchen erlaubt. Nach Bastian wären 300- bis 500.000 Wörter genauer. Nur 300- bis 500.000? Neulich habe ich in der Schweizer Weltwoche (Nr. 50, 2006) folgende Wörter aus den Werken des Philosophen Hermann Lübbe (wohl was für Thomas!) entdeckt: „Alltagsvertrautheitsschwund“, „Fortschrittsnebenfolgenproblematik“, „Kryptosemiblochianer“, „Gemeinverträglichkeitsbedingung“, „Seinsvergessenheitsdiagnose“. Sie sehen: Der deutsche Wortschatz ist – wie auch in „Leserdanktag“ ersichtlich – eigentlich unerschöpflich. Er kann beliebig bis zur Einzelsprechereinbildungsvermögensgrenze ausgedehnt werden.

Schließlich ein Wort an den treuen Leser Chat Atkins. Er hat Neues zum Thema „Schuss in den Ofen“ gebracht. Nach Auskunft seiner Großeltern habe man verstopfte Kamine früher mit der Schrotflinte befreit. Man schoss direkt durch den Kamin in den Ofen. Die Folge war natürlich ein völlig verrusster Raum – also doch eine „vergebliche Mühe“. Klingt überzeugend. Zufällig habe ich selbst neue Recherchen zu diesem Thema betrieben und entdeckte, unter anderen, dass das Wort „Ofen“ einst als Symbol für den weiblichen Geschlechtsteil benutzt wurde. Ein „Schuss in den kalten Ofen“ hätte demnach nichts mit dem Backen zu tun, sondern um eine unbefriedigende intime Beziehung. Um die Sache noch komplizierter zu machen: Ich habe die gleiche Redewendung im Sinne von „ein sehr modisch bekleidetes Mädchen“ aufgespürt.

Sie sehen: So schwierig ist es, etwas Aussagekräftiges über Sprache zu äußern.

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