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Die andere Englischstunde: Nur beim Sprachbloggeur!

Zur Abwechslung einige englische Knobeleien.

In einem früheren Blog hatte ich Gelegenheit, auf das tückische Wort "content“ hinzuweisen. Wenn man es mit Betonung auf der ersten Silbe spricht, bedeutet es "Inhalt“, auf der zweiten, "zufrieden“. Eine heikle Sache für Lernende.

Nun bin ich auf zwei weitere Beispiele dieses Phänomens der Schriftzwillinge gestoßen, ein Phänomen, das ich aus keiner anderen Sprache kenne. Und Sie?

Erstes Beispiel: Beim Lösen eines Kreuzworträtsels in der New York Times, suchte ich nach einem Wort mit vier Buchstaben, das "exploit“ bedeutet. Lang rätselte ich vergebens, bis ich schließlich meinte, ich müsse die Plackerei aufgeben. Dann fiel mir ein: Ich höre ständig im inneren Ohr das Wort "exPLOIT“ ( mit "ausbeuten“ oder "ausnutzen“ zu übersetzen), während es sich hier eigentlich um das Wort, "EXploit“ („Großtat“ oder "Heldentat“) handele. Des Rätsels Lösung war nun offensichtlich: "feat“.

Zweites Beispiel: Ich war dabei, eine Mail an meine ehemalige Babysitterin in New York (ja, auch ein alter Sprachbloggeur wurde einst von einer Babysitterin umsorgt) zu schreiben. Sie hatte mir erzählt, sie habe ihre langjährige Arbeitsstelle durch eine Firmenumbildung verloren. Natürlich war ich entsetzt und habe folgende Frage an sie gerichtet: "Can he really can you?“ Was soll dieser Satz bedeuten? Spontan möchte man ihn wohl mit „kann er wirklich, kannst du?“ übersetzen. Das ergibt freilich keinen Sinn… Schon das Handtuch geworfen? Man muss wissen, dass "to can“ in der amerikanischen Umgangssprache auch "entlassen“ oder „feuern“ bedeutet. Ich habe also ganz einfach gefragt: "Kann er dich wirklich entlassen?“

Für einen New Yorker bereiten die zwei "cans“ keine sinnentstellenden Probleme, weil wir sie – zumindest zu meiner Zeit,– verschieden aussprachen. Ob die neue Generation sie genauso ausspricht, weiß ich nicht. Für ersteres ("can“ = "können“) sagten wir – und hier muss ich leider in eine sehr ungenaue deutsche Phonetik übertragen – etwas wie "kän“; für letzteres ("can“ = „entlassen“) hingegen etwas wie "käjn“.

Nota bene: Diese Aussprache gilt keinesfalls pauschal für das Englische. Das New Yorker Englisch war ohnehin, zumindest zu meiner Zeit, besonders vokalreich. Zum Beispiel folgender Satz: "Merry Mary got married“ ("die heitere Marie heiratete“). Wir vokalisieren alle drei "M“-Wörter unterschiedlich. "Merry“ klingt wie "very“; "Mary“ hat den gleichen "A“-Klang wie in "käjn“; und "married“ gibt das "A“ in "kän“ wieder. Zum Vergleich: Einer aus Chicago spricht den selben Satz so aus, als hätten alle drei Vokale den gleichen Klang –das "e“ von "very“.

Also alles schön einpauken, liebe Surfer, liebe Surferinnen. Das nächste Extemporale findet immer statt, wenn Sie mit ihm am wenigsten rechnen.

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