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Schon wieder die Fremdwörter und etwas Gedankenfutter dazu

Leser Stefan servierte mir gestern in einem kurzen Kommentar zu meinem Beitrag über den "Klapprechner“ nahrhaftes Gedankenfutter: Er teile mein Bedürfnis, Computerbezogene Begriffe deutsch einfärben zu wollen nicht, schrieb er, und weigere sich meinem "Förderverein Klapprechner“ beizutreten. Sein gutes Recht natürlich.

Nahrhaftes Gedankenfutter, wie gesagt. Denn sein Schreiben war der Anlass, dass ich mir Gedanken über mein eigenes Gefühl für die deutsche Sprache machte. Als Ausländer, dem die deutsche Sprache nicht in die Wiege gelegt worden ist, vermag ich selbstverständlich diese meine Schwiegermuttersprache gar nicht so zu betrachten wie ein/e Muttersprachler/in es tut. Die deutsche Sprache war für mich noch nie ein unabwendbares Schicksal, lediglich ein Mittel, das ich freiwillig auf mich genommen habe, um mich mit hiesigen Menschen zu verständigen.

Als englischer (bzw. amerikanischer) Muttersprachler erlebe ich die Verdenglischung der deutschen Sprache von daher anders als ein Deutscher es tut. Ein deutscher Gegner der Verdenglischung lehnt das Phänomen ab, weil er entweder Sprachpurist oder Deutschtümler ist. Ich dagegen mache mich – und dies gilt auch für andere englische Muttersprachler, die ich kenne – wir machen uns über die Verdenglischung des Deutschen her, weil wir sie für einfallslos halten. Vielleicht klingt das arrogant, ist aber nicht so gemeint. Wir betrachten das Denglische als Ausdruck sprachlicher Faulheit. Lieber würden wir wirklich fremde Wörter in der Fremdsprache vorfinden als Bekanntes aus der eigenen Muttersprache, das fremdartig artikuliert wird.

Dennoch würde ich Fremdwörter – egal aus welcher Ecke sie kämen – nie pauschal ablehnen. In sofern stimme ich Stefan zu, wenn er schreibt:: "Meiner Meinung nach machen englische Begriffe die deutsche Sprache reicher und lebendiger, aber nur wenn sie sich gut in die Grammatik einfügen….“ Übrigens: Genau das habe ich oben in diesem Blog gemacht, als ich das Wort "Gedankenfutter“ verwendete. "Gedankenfutter“ ist nämlich keine deutsche Vokabel, ist vielmehr eine Lehnübersetzung aus dem englischen "food for thought“. Hört sich meines Erachtens dennoch gut an und klingt auch richtig deutsch. Lehnübersetzungen gibt es im Deutschen ohnehin viele: "Klimaanlage“ ("air-conditioning“) "Wolkenkratzer“ ("skyscraper“) "Rückhandschlag“ ("backhand“) "Torwart“ ("goalkeeper“).

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe nichts dagegen, wenn Fremdwörter feierlich in den deutschen Wortschatz aufgenommen werden. Im Gegenteil. Dies geschieht ständig und kann die Sprache auch sehr bereichern – nicht anders als wenn man Ausländer in der deutschen Gesellschaft willkommen heißt. Nur: Es geht immer um ein Sichaufeinanderzubewegen. Man strebt stets eine Synthese an.

Auf jeden Fall bleibe ich bei meinem Klapprechner-Förderverein – auch wenn ich zugeben muss, dass mir das neue Wort noch immer viel fremder vorkommt als die mittlerweile allseits angewandten "Notebook“ und "Laptop“.

Nebenbei: Auch Leser A.S. hat recht, wenn er meint, dass der Klapprechner vielmehr an "Klapperkiste“ oder "Klapsmühle“ erinnere, wenn der liebgewonnene zusammenzuklappende Rechner einmal den Dienst quittiere. Wäre dies mir passiert, dann hätte ich mich für den putzigen Klapprechner bestimmt nicht stark gemacht.

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