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Kampf der Avatare im Metaversum: Volodymyr gegen Vladimir

Augenblicklich befinden wir uns, liebe Lesende, Studierende und Besuchende, im Metaversum.

Als erstes bedarf jeder eines Avatars. Sie wissen, was mit „Avatar“ gemeint ist, oder? Früher hätte man „Alter Ego“ gesagt. Will heißen, eine Identität, in die Sie quasi als Rollenspieler hineinschlupfen. Heute ist es ein „Avatar“, der Sie im Spiel (zum Beispiel „World of Warcraft“) vertritt.

Komisches Wort „Avatar“. 1992 behauptete der Autor Neal Stephenson, dass er dieses Wort für seinen SciFi-Roman „Snow Crash“ erfunden hatte. Das hat nicht gestimmt. Letztendlich erfuhr man (all dies habe ich übrigens in Wikipedia herausgefunden), dass die Behauptung lediglich als PR-Gag diente, um den Buchverkauf besser voranzutreiben.

Ich war auf dieses Wort „Avatar“ viel früher gestoßen: und zwar als theologisches Konzept aus dem Hinduismus. Der „Avatar“ (das Wort bedeutet auf Sanskrit „Herabstieg“) wies auf die irdische Inkarnation einer hinduistischen Gottheit. Vischnu, zum Beispiel, hatte der Hindulehre zufolge verschiedene Inkarnationen. Die Persönlichkeit jeder Inkarnation bezeichnete man als ein Avatar.

Übrigens: Die Mehrzahl dieser Vokabel lautet auf Deutsch „Avatare“ (s. Titel oben).

Kennen Sie den Namen Meher Baba? Er war gebürtiger Iraner, 1894 geboren. 1913 durch einen Kuss auf der Stirn einer islamischen Heiligen wurde er zum Erleuchteten.

Ab 1925 schwieg er, da er meinte, das meiste, was man erzählt, ohnehin nur Gezwitscher sei. Im Zustand des Schweigens verharrte er noch 45 Jahre. Während dieser Zeit hat er aber Bücher noch und nöcher geschrieben. Darüber hinaus sammelten sich immer mehr Gläubige um ihn. Heute würden wir sie als „Followers“ bezeichnen.

„Avatar“, „Followers“. All dies gab es schon auch vor Facebook, Twitter und Co.
Einmal las ich, dass der Avatar Meher Baba gern mit seinen Followers Flugball spielte. Wenn ich mich erinnere, hat Meher Babas Team – zumindest in der Anekdote, von der hier die Rede ist, gewonnen. Ich könnte es mir ohnehin nicht anders vorstellen. Stellen Sie sich vor: Sie spielen Flugball gegen einen Avatar, d.h., gegen eine inkarnierte Gottheit. Würden Sie den Ball mit voller Wucht in Richtung Avatar reinhauen, um das Spiel zu gewinnen?

Aber genug. Oben habe ich gesagt, dass wir uns im Metaversum befinden und dass jeder einen „Avatar“ braucht.

Keine Ahnung, wie Sie sich nennen werden. Ich heiße ab jetzt Volodymyr. Mein Avatar ist ein Kind, und er sitzt im Gras und spielt mit seinem Spielzeuglastwagen. Ein tolles Spielzeug, dass er von seinen Eltern zum Geburtstag bekommen hat.

Er sitzt im Gras und spielt. Plötzlich tritt ein anderer Avatar in Erscheinung, auch ein Kind. Dieser nennt sich Vladimir und er sagt: „Schöner Lastwagen“, du Heini. Ich will auch damit spielen.“

„Nein“, antwortet Volodymyr. „Du siehst, dass ich damit spiele.“ Er wendet sich wieder seinem Spielen zu.

„Gib’s her, du Schnuckel, oder ich hau dir ein Loch in den Kopf!“
„Nein!“ sagt Volodymyr.

Jetzt will Vladimir das Spielzeug wegschnappen. Volodymyr wehrt sich aber. Überraschung. Er schiebt Vladimir kräftig zurück und tritt ihn gegen das Schienbein.

„Verdammter Schwuler!“ schreit Vladimir. Aber er hat die Botschaft verstanden. So einfach ist es nicht, jemandem ein Spielzeug zu entwenden. Nächste Strategie. Er versucht das Spielzeug kaputt zu machen. Er reißt ein Rad ab, verbiegt eine Tür, haut auf den Anhänger, bis er verbeult ist. Volodymyr lässt aber nicht locker und schlägt zurück.

„Wenn ich es nicht haben kann, dann kriegt es niemand!“ Das sagt Vladimir. Doch es gelingt ihm nicht, den Laster ganz kaputt zu machen. Außerdem: Allmählich verspürt er Angst vor Volodymyr.

Zum Glück findet sich all dies nur im Metaversum statt. Stellen Sie sich vor, so etwas würde in der Wirklichkeit geschehen!

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