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„Great Replacement“, Leitkultur etc.

Sie haben vielleicht übers Supermarktmassaker in der US-Stadt Buffalo im Bundesstaat New York erfahren. Ein Jüngling – 18 Jahre alt – ballerte unversehens um sich rum. Innerhalb kürzester Zeit waren zehn Personen tot, dazu einige verletzt. Der Täter war weiß; seine Opfer waren schwarz. Der Beweggrund: Rassismus.

In der Boulevardpresse findet man diverse Fotos des Mörders. Mit seinem Gesicht hinter seiner FFP2-Maske wirkt er mit seinen buschigen Locken und jungen Augen irgendwie attraktiv. Die typische jugendliche Schönheit halt. Ein Trick der Natur, um den Zeugungsprozess voranzutreiben. Ohne Maske sieht der Mörder eher dumpf aus, ohne jegliche Anziehungskraft. Vielleicht war das auch sein Problem.

Als Motiv fürs Verbrechen erfährt der Konsument der Boulevardpresse (z.B. ich): Der Mörder sei Vertreter der „Great Replacement Theory“. Und damit sind wir zum Kern dieser Glosse gelangt. Denn schon wieder möchten wir eine Theorie beleuchten, die manche Herzen höher schlagen lässt. Und schon wieder werden Sie denken: Noch ein Begriff aus dem Englischen (genauer gesagt aus dem Amerikanischen)!

Au contraire, mesdames messieurs. Diesmal haben wir es mit einem französischen Schlagwort zu tun. Wörtlich: „le grand remplacement“. Zu Deutsch – so Wikipedia – „der Große Austausch“. Noch ist dieses Modewort in der deutschen Sprache weitgehend unbekannt.

Urheber dieses nagelneuen soziopathischen Begriffs ist der französische Romanschriftsteller – und „Verschwörungstheoretiker“ (so Wikipedia) Renaud Camus. Der Begriff wurde erst 2010 und 2011 aus dem Boden gestampft.
Camus (leider weiß ich nicht, ob er mit Albert C. verwandt ist) mahnte damals, dass die stets zunehmende Ausbreitung der muslimischen Bevölkerung in Frankreich dazu führen würde, dass Muslime, weil kinderreicher als „Biofranzosen“, nach und nach die Mehrheit in Frankreich bilden würden und die „Biofranzosen“ ersetzen – französisch „remplacer“; englisch „replace“.
Horrorfantasie? Rassismus? Verleumdung?

Fakt ist: So ein „remplacement“ wäre theoretisch möglich – wenn auch höchst unwahrscheinlich. Ähnlich provozierte der franz. Schriftsteller Michel Houellebecq mit einer Vision in seinem Roman „Submission“ – zu Deutsch „Unterwerfung“.

In Deutschland behauptete Theo Sarrazin 2011 in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“, dass der Zustrom von Einwanderern aus muslimischen und afrikanischen Ländern schon damals den Sozialstaat in Deutschland überforderte und zum Infarkt bringen könnte. Sarrazin, ein pingeliger Statistiker, belegte seine Kritik mit aussagekräftigen Zahlen.

Notabene: Sowohl Sarrazin wie auch Camus haben sich stets von Gewalttaten wie die in Buffalo und anderorts (z.B., in Christchurch Neuseeland) distanziert. Ihre Schriften werden allerdings von geifernden Rechtsradikalen gern gelesen.

Und noch etwas: Dieses „Replacement“ („Austausch“) ist nicht nur eine Erfindung von ängstlichen Zukunftsprognostikern und sonstigen Fantasten. Das „remplacement“ war schon immer ein bewährtes Mittel, um ein erobertes Land langfristig unter die Nägel zu reißen. Das machen die Chinesen heute, z.B., im in Xinjiang, wo zunehmend Han-Chinesen angesiedelt werden. Gleiches ist schon längst in Tibet geschehen.

Nach dem 2. Weltkrieg haben die Russen im eroberten Polen dies praktiziert, indem sie Ukrainer sowohl ins östliche Polen wie auch in Schlesien „importiert“ haben, ebenso Russen ins Baltikum. Auch heute werden „Biorussen“ im Donbass und in der Krim angesiedelt. Und nicht zu vergessen: Dies war auch Hitlers Plan: Polen und die Ukraine ethnisch zu säubern und die Bevölkerung mit Deutschen „auszutauschen“.

Die Liste lässt sich leicht ergänzen.

Die gute Nachricht. Der Extremfall ist meist (nicht immer) nur Fantasie. Der nützliche Idiot in Buffalo setzte sich dem Internet sei Dank, dumpfköpfig in den Dienst von Ideologen, In Wahrheit ist die Vorstellung einer schwarzen Mehrheit in den USA gar nicht möglich. Nur 12% der Amerikaner sind schwarz.

Auch in Europa rechne ich nicht mit dem großen Austausch. Das sage ich, versteht sich, als Ausländer. Wir Ausländer können unser Adoptivland eher mit neuen Ideen bereichern als ruinieren. Und schließlich bleibt in der neuen Heimat stets die „Leitkultur“ tongebend. Ja, ich weiß, dass dieser Begriff „Leitkultur“ des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber für manche unanständig klingt. Doch wie soll man die uralten Traditionen eines Landes sonst nennen?

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