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Liebe SpammerInnen, dies hab ich für Sie geschrieben

Beinahe wollte ich – schon wieder – über die Genderpolitik der Sprachpolizei schreiben. Kommt sicherlich wieder, ein Fass ohne BodenIn, aber ich möchte vorerst eine Pause einlegen. Außerdem hätte ich gern ein schniekes deutsches Wort für „Genderpolitik“. Fehlt mir noch. Falls Sie eins kennen, bitte melden Sie sich…

Doch vorläufig noch nicht. Denn das mit der Kommentarfunktion dieser virtuellen Leseseite ist momentan leider schwer erreichbar. Erreichbar schon – aber zuerst müsste ich nach einem richtigen Kommentar regelrecht suchen, um ihn von unter den hunderten – ja, hunderten! – Spamkommentaren herauszufischen. Ja, so viel Spam erhalte ich im Augenblick, und zwar täglich – ja, täglich!

All dies sehen Sie nicht. Sie klinken ein, und alles erscheint Ihnen friedlich, ordentlich…normal – wie im wahren Leben (haha).

Hinter der Kulisse aber sieht es – zumindest momentan – alles anders aus als ordentlich. Seit einer Woche hört das Einspammen nicht auf. Es sind mittlerweile ein paar Tausende gewesen. Mehrmals täglich muss ich die Innenräume dieser Seite vom Dreck säubern. Die „Kommentare“ drängen am Tor und wollen rein. Übernacht sind das manchmal 200 Stück! Es dauert zwar nicht lang, und bald habe ich alle restlos gelöscht. Ich muss aber trotzdem alles kurz überfliegen, falls sich etwas Seriöses in der Masse des Schmutzes begraben liegt. Bin mittlerweile eingeübt.

Besagte „Kommentare“ sind vielsprachig: Polnisch, Russisch, Englisch, Japanisch etc. Ich lese sie natürlich nie, sehe nur die Überschriften. Hier ein paar Beispiele:

Włókna nie wierzy na to, ażeby sektor mobile w Polsce skończył
Nic nie radzi na więc, aby targ mobile w Polsce przerwał
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Alles klar? Mein lieber Freund M. sagt, dass das Polnisch zum Teil Fantasiepolnisch ist. Ich kann das fürs Englische bestätigen.

Mein lieber Blogkollege Gorg von „Lustwort“ hat mir Mut gemacht. Er meint, die „Kommentare“ müssen zuerst durch ein „Captcha“-Tor durch, bevor sie mein heiliges Territorium betreten können. Da ich sie lösche, bleiben sie stets draußen vor dem Tor.

Mein langjähriger, geschätzter Internetguru G. meint, dass mein Administrator die Feuerwall dicht machen müsse, so dass die Spammer nach und nach erkennen, dass sie mit einer Veröffentlichung ihrer Texte bei mir nicht rechnen können. Denn schließlich verdienen die Spammenden Ihr Geld dadurch, das sie…äähm…“Dienstleistungen“ anderer an die MannInnen bringen.

Ich bleibe also zuversichtlich. Es ist ohnehin nicht das erste Mal, dass diese Seite von hirnlosen AngreiferInnen überfallen wird. Aber so ist das Leben im WehWehWeh, gell? Auf Englisch sagen wir: „If it’s too hot for you, get out of the kitchen!”

Nein, es wird mir nicht zu heiß. Das WehWehWeh ist gleichsam eine große Gemeinschaftsküche, wo jeder sein eigenes Süppchen kochen will.

Außerdem weiß ich, dass meine SpammerInnen nix Persönliches gegen mich haben. Ich bin bloß Zufallszielscheibe. Sie ahnen nicht, welch hehre Dinge, sie zu beschmuddeln suchen. Es sind letztendlich kleine Wichte, die ein bisschen Geld verdienen möchten. Das Leben ist teuer, und jeder will auf seine Kosten kommen. Oder?

Trotzdem sind meine SpammerInnen BetrügerInnen. Dafür stehen sie (hoffentlich) auf dem untersten Grad dieser Gattung. Schlimmer sind diejenigen, die verdatterte alte Menschen anrufen, um ihnen auszunehmen.
Diese HandlangerInnen sind meistens junge Menschen zwischen 18-30, die zu faul oder dumm sind, Geld anders zu verdienen.

Ihre ArbeitgeberInnen, sprich die HinterfrauInnen, leben ganz woanders und wie Göttin im Frankenreich; sie sind wohlhabend, haben Wasserhähne aus vergoldetem Silber im GästInnenbad, fahren große Schlitten, tragen Rolex Uhren und was weiß ich, was sie sonst für Fantasien des Reichtums haben. Letztendlich aber sind sie Erzkriminelle, die elend sterben werden – mit schlechtem Gewissen dazu – wenn sie Glück haben.

Insofern habe ich ein gewisses Mitgefühl für die Dienstleisterin, die ihren Rechner irgendwo – wohl in Polen oder in der Ukraine – einem kriminellen Verband zur Verfügung gestellt hat. Wenn sie Glück hat, wird sie rechtzeitig erwachen und eine andere Tätigkeit suchen. Eines Tages wird sie dann zurückdenken und sich schämen, dass sie so rücksichtslos mit anderen Menschen umgegangen war…zumindest, wenn sie Glück hat.

Mein erster Plan war, einen Dialog zu schreiben: ein Gespräch zwischen mir und meiner Spammerin.

Aber nein, dazu habe ich keine Lust. Denn ich weiß, dass diese MenschIn im Augenblick nichts zu sagen hat.

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