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Darf ich vorstellen: Helmuth den anonymen Hacker

Mein Handy-Dienstleistender „Blau“ versicherte, ich werde nach voraussichtlich einer Minute Wartezeit telefonisch bedient werden. Nach 17 Minuten an der Strippe legte ich endlich auf. Vielleicht wurde ich bestraft, weil ich der einlullenden Stimme, die mich aufforderte, das Gespräch aufzeichnen zu lassen, nicht gefolgt bin.

„Blau“ brauche die Aufzeichnungen für Trainingszwecke, hieß es. Ja, liebe Lesende, so sieht im Info-Zeitalter die Kommunikation aus.

Ärgerlich, umso mehr, weil heute mein Handy-Dienstleistender nicht einmal mein Thema ist.

Vielmehr will ich über Helmuth den anonymen Hacker berichten. So ganz anonym ist er auch wiederum nicht. Seine Email-Adresse lautet helmuth_754@rr.anonymer-hacker.ga. Falls Ihnen das Domain “.ga” unbekannt ist: Es ist steht für „Gabun“. Ähmmm. Das ist in Afrika.

Vielleicht ist das bei den Hackern üblich, eine Email-Adresse aus Gabun zu haben. Müsste ich mal fragen.

Und nun ein paar Zitate mit dem Wesentlichsten:

„LETZTE WARNUNG pjb@sprachbloggeur.de!“

So steht es am Anfang. Und bald klingt es wie aus einem US-Gangster-Film der 1930er Jahre: „Weil Sie mich nicht pünktlich bezahlt haben, müssen Sie jetzt doppelt so viel bezahlen!“

Folgende Erklärung für den unhöflichen Ton gibt Helmuth an:

„Mein Programm hat Ihre Kamera eingeschaltet und den Prozess Ihrer Masturbation aufgezeichnet. Meine Software hat auch alle Ihre E-Mail-Kontaktlisten und eine Liste Ihrer Freunde auf Facebook heruntergeladen.“

Und dann - wieder Gangsterstil: „Sie können die Polizei besuchen, aber niemand wird Ihnen helfen. Ich lebe nicht in Ihrem Land. Ich habe diese Nachricht in Ihre Sprache übersetzt, damit Sie sie verstehen können.“ Notabene: Das Deutsch ist ausgezeichnet. Nicht einmal ein Kommafehler. Lässt denken, Helmuth habe in Deutschland die Schulbank gedrückt.

Und jetzt wird's ernst:

„Ich gebe Ihnen die letzten 72 Stunden, um die Zahlung zu tätigen, bevor ich ein Video mit Ihrer Masturbation an alle Ihre Freunde schicke.“ Und dann das Schönste: „Sie sind sehr pervers!“

Wie viel Geld will Helmuth a.H.? „Senden Sie sofort 2000 EUR an diese Bitcoin-Adresse: 3AyA829AyvESbzGwUGPEoTbgmNRydvjSvQ“

Ganz ehrlich: Ich hab Helmuth nix geschickt. Wem er sympathisch ist, kann ihn jederzeit mittels einer Überweisung unter den Arm nehmen. Selbstverständlich in Bitcoin. Aber noch ein schöner „Touch“ aus seiner Film-noir-Parodie:

„Versuchen Sie nicht, mich zu betrügen! Sobald Sie diese E-Mail öffnen, werde ich wissen, dass Sie sie geöffnet haben.“

Und damit hab ich Ihnen das Schönste aus der Mail von Helmuth dem anonymen Hacker mitgeteilt. Aber wer ist dieser Mensch eigentlich? Die Sprache ist so flapsig ernst, man ahnt zwangsläufig einen jungen Menschen (männlichen Geschlechts). Man will ihm vielleicht eine X-Box schenken, weil er dieses Jahr wahrscheinlich zu Weihnachten leer ausging. Und dann überlege ich: Schaut er sich – wie viele Jugendliche heute – gern Pornos an?

Wahrscheinlich schon und müsste sich wohl deshalb eigentlich selbst aus den oben erwähnten Gründen Erpressermails schicken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er eine Freundin hat.

Komisch, dass heutzutage so viele junge Menschen regelmäßig Pornos konsumieren.

Haben Sie gewusst, dass der ursprüngliche Sinn der Pornographie war – und zwar seit der Antike –, alten Männern mittels anzüglicher Bilder und Texte den Lebensabend zu versüßen? Das weiß kaum einer mehr.

Kennen Sie folgenden Witz? Ein 78jähriger Mann sitzt an der Bar. Eine attraktive junge Frau flirtet mit ihm und setzt sich anschließend zu ihm. „Für 100 Euro tu ich mit dir alles, was du mir in drei Worten mitteilen kannst“, sagt sie. Der Mann holt sein Portemonnaie aus der Tasche und legt der Frau 100 Euro in die Hand und sagt: „Meine Wohnung streichen.“

Viel Spaß mit Deinem X-Box, Helmuth, und bitte, nicht zu viele Schmuddelfilme anschauen. Sie bringen dich auf dumme Ideen.

Ach, jetzt muss ich „Blau“ wieder anrufen. Bähh. Ich glaube, ich werde kündigen.

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