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Wofür ich dankbar bin

Schon wieder jene Jahreszeit, wo man mit dem Alten Schluss macht, um freiwillig und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Man will sich am ersten Januar des neuen Jahres (in diesem Fall, liebe Historiker, ist die Rede vom Jahr 2019) sauber fühlen, als wäre der letzte Dezembertag des alten Jahres ein Tag, auf dem man sich bedeutungsschwer in die Badewanne begibt, um danach frisch und „squeaky clean“ auszusteigen, um in den neuen Tag hineinzumarschieren.

Frisch ins neue Jahr.

Manchen aber wird es leider nicht so ergehen. Sie werden ebenso schmutzig und vermodert ins neue Jahr starten wie sie das alte Jahr beendet haben.

Das gilt auch für manche, die sich am 31. Dezember extralange in der Badewanne einweichten, in der Hoffnung sauber zu werden. Sauber wurde denen nur die Haut, nicht das Herz.

Falls man nicht zu ihnen zählt, hat man wahrlich das Recht dankbar zu sein, auch wenn man (wie ich) sonst genügend Macken hat.

Und daher – wie so oft in der Vergangenheit – gebe ich auch dieses Jahr meine Liste der Gründe wieder, dankbar zu sein. Notabene: Ich habe diese Liste zwar in der ersten Person, in der „Ich“-Form also, geschrieben; sie gilt selbstverständlich nicht nur für mich. Es lohnt sich, sie stets laut vorzutragen:

Ich bin dankbar, dass ich kein Diktator bin, der friedliche Kritik über seinen Führungsstil nicht duldet und deshalb sein Land in eine unsägliche Katastrophe katapultiert, die hunderte von Tausenden Toten kostet und Millionen ins Unglück schickt.

Ich bin dankbar, dass ich nicht einer seiner Handlanger bin, der sich aus purem Opportunismus zu großen Verbrechen hat animieren lassen.

Ich bin dankbar, dass ich kein Anhänger einer mörderischen Ideologie bin, die das Leiden anderer als Tugend deutet.

Ich bin dankbar, dass ich noch nie auf die Idee gekommen bin, die Schwächsten zu ruinieren, indem ich mich als Enkel, Sohn, Freund, Polizist, Handwerker oder Krankenschwester ausgebe und sie dann mit Lügen ausnehme, nur damit ich mir ein kitschiges Haus bauen und sonstige Fantasiesymbole des Erfolgs raffen kann.

Ich bin dankbar, dass ich noch nie wie eine menschliche Stechmücke das Haus eines anderen in einen Selbstbedienungsladen verwandelt habe.

Ich bin dankbar, dass ich keine politische Führungskraft bin, dessen Ego wichtiger ist als Ihr Leben.

Ich bin dankbar, dass ich die Welt nicht als Schachbrett betrachte und mir Strategien ausdenke, das Spiel zu gewinnen, koste, was es wolle.

Ich bin dankbar, dass ich kein Spammer bin, der Ihr Haus zerstört, um meins einzurichten.

Ich bin dankbar, dass ich noch nie auf die Idee gekommen bin, eine(n) andere(n) zu animieren, sich in die Luft zu sprengen.

Ach, diese Liste lässt sich um einige Stellplätze verlängern. Aber Sie verstehen, worauf ich hinauswill.

In diesem Sinn, liebe Lesende, seien Sie dankbar, keiner der oben Erwähnten zu sein. Und falls Sie doch zu ihnen zählen, folgender Rat: Ziehen Sie sogleich die Bremse. Es ist nie zu spät, in den Genuss folgende aufrichtige Wünsche für ein gesundes, gutes, glückliches und erfolgreiches neues Jahr zu kommen.

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