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Das letzte Wort über Schmackes – Beispiel Kashoggi

Keine Ahnung, wie er hieß oder wann er lebte. Doch eines Tages war er mächtig böse auf jemanden. Auf wen? Seine Kinder? Seine Frau? Seine Knechte? Vielleicht seine Tiere?

Oder vielleicht war nicht er, sondern sie mächtig ungehalten! Wer weiß?

Jedenfalls er – oder sie – brüllte mit einem Mal: „Jetzt kriegst du Schmackes!“ (Hat es in den letzten Augenblicken im Leben des verschollenen Saudi Journalisten Jamal Kashoggi auch so erschollen?).

Schmackes? Das Wort war plötzlich da, frisch geboren. Vielleicht hat er (oder sie) an etwas wie „schmatzen“ gedacht. Oder er/sie hat einen dt. Dialekt gesprochen, wo das harte „K“ häufig vorkommt, so wie wenn Berliner usw. „ick“ für „ich“ sagen. Oder vielleicht spielt hier ein Wort wie das englische „smack“ eine Rolle. „Smack!“ So klingt – auf Englisch eine Ohrfeige…auch ein Kuss. „To smack someone“ bedeutet, jemanden mit offener Hand zu schlagen, also eine Ohrfeige austeilen.

Wie dem auch sei. Ein neues Wort machte Premiere. Vielleicht hat es ihm/ihr so gefallen, dass er/sie es bei jeder Gelegenheit benutzte. Auch den Nachbarn hat es vielleicht so gefallen, dass alle es ihm/ihr bald nachmachten: „Ja, unterstehe dich, mein lieber Kashoggi, sonst kriegst du Schmackes!“
Ich weiß nicht, ob all dies stimmt. Falls jemand einen besseren Vorschlag hat, melden Sie sich bitte. Ich lass mich, wenn ich Falsches behaupte, gern korrigieren.

Und dann gibt es auch als Idiom „mit Schmackes“. Ich gehe allerdings davon aus, dass der Erfinder dieser Redewendung, die etwas wie „mit Gusto“ bedeutet, ein anderer war als der/die andere. Ich weiß es natürlich nicht so genau.

Nebenbei: Heinz Küpper, Autor eines bekannten Wörterbuchs der deutschen Umgangssprache, rückt unser „Schmackes“ in die Nähe eines niederdeutschen Wortes „smakken“, das „laut werfen, prügeln, mit der Peitsche knallen“ bedeutet. Das würde bestätigen, dass der/die Erfinder(in) von „Schmackes kriegen“ ein verbales Vorbild bereits hatte. Einleuchtend, denn Nix entsteht aus dem Nix – auch nicht das, was sich wie nix anhört.

Zum Beispiel das Wort „Kodak“. Dieser Firmenname wurde ca. 1888 vom Firmengründer George Eastman nicht nur aus dem Boden gestampft. Denn es sollte nämlich ans Klicken des Auslösers seines neuen tragbaren Fotoapparats denken lassen. Seiner Wahrnehmung nach, klang dieses Klicken des Auslösers wie ein „ko—DAK!“. Hätte man mich damals gefragt, wie sich der Auslöser anhört, würde die Firma heute wahrscheinlich „K’Tok heißen. Ein Glück, dass ich damals noch nicht auf der Welt war.

Oder „Google“. Die zwei Gründer dieser beliebten Datenkrake, Larry Page und Sergey Brin, wollten mit dem Namen auf die unendliche Vielfalt der Suchmöglichkeiten hinweisen. Sie dachten an eine damals, wenig bekannte Wortschöpfung „googol“, die 1940 der US-Mathematiker Edward Kasner verwendet hatte, um die Zahl eins mit einhundert Nullen plastisch darzustellen. Kasner hatte seinen achtjährigen Neffen gebeten, ihm einen Namen für eine unendlich große Zahl zu nennen. Der Knabe schlug spontan „goo-gol“ vor.

Aber zurück zu „Schmackes“.

Bin ich der einzige, der neben „smakken“ als Ursprung dieses Wortes auch an „Geschmack“, „schmecken“ usw. denkt?

Könnte es sein, frage ich, dass „Schmackes“ und Geschmack auch irgendwie verwandt sind? Nicht zu vergessen: Uns stehen fünf Sinne zur Verfügung, um die Welt wahrzunehmen. Natürlich sind es mehr als fünf. Für den Anfang aber genügen diese.

Genau genommen, ist ein Hieb (Schmackes) eine Art Vorantasten (zugegeben ein etwas aggressives) in die Welt. Doch das ist auch das „Schmecken“. Auch hier tastet man– in diesem Fall mit der Zunge – in der Welt voran. Oder?

Na, sehen Sie. Gerade schreibe ich das Wort „tasten“, was auf Deutsch mit „berühren“ zu tun hat. Dann denke ich: Auf Englisch aber benutzt man die gleiche Vokabel „taste“, bloß im Sinne von „schmecken“!

Was will ich damit sagen? Ganz klar: Das Tasten ist ebenso wie Schmackes ein Berühren. Heftiger zwar als das Berühren der Zunge, wenn dieses Organ in Kontakt mit Essbarem gerät, aber immerhin ein Berühren.

Noch dazu: Auf Englisch gibt es den Begriff „tongue lashing“. Man peitscht mit der Zunge auf jemanden ein. Das Opfer erhält sozusagen verbale Schmackes.

Ein tongue lashing kann sehr schlimm sein. Schlimmer ist es aber echte Schmackes zu kriegen. Davon könnte Jamal Kashoggi ein Lied singen…wenn er nur leben würde…

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