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Verkaufsgeräusche im Studierendenwerk

(Wir befinden uns im Paradies. So heißt nicht nur mein Lieblingsobstundgemüsegeschäft. Frau M. und der Sprachbloggeur unterhalten sich, während Frau M. die Clementinen auf die Waage legt.)

Sprachbloggeur: Ich wollte Ihnen über ein neues Wort berichten.

Frau M.: Ich bin ganz Ohr.

Sprachbloggeur: Ich hab es auf dem Titelblatt eines Sprachorgans einer Universität entdeckt: und zwar „Studierendenschaft“.

Frau M.: Ach du meine liebe Güte! So wird wohl auf die Gendersensibilität Rücksicht genommen. Sagen Sie: Heißt es der, die oder das Gender?

Sprachbloggeur: Migrationshintergründige können so etwas nie sicher wissen. Ich tippe aber auf „das“ Gender…weil es „das“ Genus heißt. Ich lege meine Hand aber nicht ins Feuer. Übrigens: Wissen Sie, dass es neuerdings auf Englisch keine „actresses“ mehr gibt. Ob Männlein oder Weiblein heißen sie alle miteinander „Actors“.

Frau M.: Nur eine Frage der Zeit, dann haben auch wir wahrscheinlich nur noch Schauspielende. Oder gibt es sie schon?

Sprachbloggeur: .Weiß ich nicht. Vielleicht heißen sie bereits so in der amtierenden Sprache. Bei den Bürokraten gelten gleiche Chancen ganz bestimmt für alle.

Frau M.: O je, alles wird dermaßen verhunagelt. Allmählich denk ich, dass die Studierenden, die sich auf den Schlips getreten fühlen, wenn sie ins Studentenwerk gehen, eine saftige Psychotherapie brauchen. Haben Sie gewusst: In der Stadt gibt es jetzt Radfahrende. So stand es in der Zeitung.

Sprachbloggeur: In München muss man die vielleicht Radelnde nennen.

Frau M.: Dieses Thema macht mich schier verrückt. Ich wollte Ihnen sowieso was anders erzählen. Ach ja, jetzt fällt es mir ein. Ich wollte Ihnen von einem neuen Wort erzählen, das ich selbst ausgedacht habe. Wissen Sie, Frau B. war irgendwo im Laden, aber ich habe nichts gehört. Ich meine, normalerweise hört man etwas, wenn ein anderer…

Sprachbloggeur: …Entschuldigen Sie die Unterbrechung. Muss es aber nicht „wenn eine andere“ oder bloß „andere“ heißen?

Frau M.: Jetzt möchten Sie mich wirklich konfus machen. Ich wollte bloß sagen, normalerweise hört man etwas, wenn ein anderer Mensch im Laden ist. Darf ich hier „Mensch“ sagen?

Sprachbloggeur: Meinetwegen dürfen Sie. Fragen Sie lieber die Studierenden.

Frau M.: Jedenfalls, plötzlich hatte ich Angst, dass ihr was passiert ist, dass sie vielleicht irgendwo unterm Tisch liegt, wissen Sie. Ich hab dann nach ihr gerufen, und sie hat geantwortet. Mei war ich erleichtert. Und ich sagte ihr, „Weißt du, normalerweise hört man Verkaufsgeräusche, wenn ein anderer im Laden ist“, und wir haben beide richtig gelacht. Dann ist es mir eingefallen, dass ich gerade das Wort „Verkaufsgeräusche“ erfunden hatte. Ist das nicht ein schönes Wort?

Sprachbloggeur: Ich finde es ausgezeichnet. Ich bin überzeugt, dass Sie damit viele Sprachwissenschaffende eine Freude gemacht haben.

Frau M.: Ach, ich möchte nix mehr über das Thema hören. Achthundert Gramm Clementinen. Mei, so viele Clementinen kaufen Sie normalerweise nicht. Oder?

Sprachbloggeur: Heute wollte ich eigene Verkaufsgeräusche machen.

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