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Walpurgisnacht 4.0

„Hallo Walpurga! Rate mal, wer am Telefon spricht.“

„Ähmmm, bist du es, Maximilian?“

„Ja! Ich bin’s. Wie geht’s dir?“

„Ach, was soll eine alte Frau sagen…“

…ich werde dieses Gespräch nicht fortführen. Ich hoffe aber inbrünstig, dass Walpurga nicht so verdattert ist, dass sie dem „Maximilian“ (bzw. dessen „Freund“) 30.000 Euros plus einige Goldmünzen aus der Zeit von Kaiser Wilhelm II. in die verlogenen Pfoten gibt.

Irgendwie bin ich aber zuversichtlich, dass es nicht so werden wird. Immerhin: „Walpurga“ bedeutet in den alten germanischen Sprachen „Burgherrscherin“, „Schutzberg“ etc.. Vielleicht kriegt Maxi und Freund eine von der alten Tante auf die diebische Birne und dürfen dann ein paar Jährchen auf unseren Kosten im Kittchen verspeist werden.

Nicht von ungefähr greife ich heute den Namen Walpurga auf. Denn erst vor ein paar Tagen hatten wir „Walpurgisnacht“, genannt nach der angelsächsischen Heiligen Walpurga, die im 8. Jahrhundert lebte. Ihre Feier - die, nach der früheren Tagezählung von Sonnenuntergang zu Sonnenuntergang erstreckte, vom 30. April bis zum 1. Mai also, huldigt den Maianfang.

Noch heute wird an manchen Orten (hauptsächlich auf dem Land) Walpurgisnacht mit großen Feuern gefeiert - ich glaube, es geht darum, die bösen Dämonen endgültig auszutreiben. Zur Erinnerung: Der österreichisch- deutsche „Führer“ nahm sich in der Walpurgisnacht das Leben.

Gestern erhielt ich eine liebenswürdige Mail von Herrn W.: „Halloween gehört nicht zu Deutschland“, schrieb er, „… wo ist die Walpurgisnacht vom 30. April zum 1. Mai geblieben? Die war hier lange Zeit Tradition…“

Stimmt, habe ich gedacht. Und siehe da: Bei mir um die Ecke haben Unbekannte punkt in der Walpurgisnacht das Wort „Freinacht“ (so nennt man die Walpurgisnacht in München) mit Rasierschaum an einer Hauswand gesprüht.

Herr W. hat eine nachvollziehbare Erklärung, weshalb die Walpurgisnacht heute im Gegensatz zum amer. Import Halloween keine Lobby hat: „Sie bringt keine Umsätze.“ Aha! hab ich abermals gedacht.

Und weiter schreibt er: „Ich hörte, sah und las bisher nichts von der bevorstehenden Walpurgisnacht. Das hat auch damit zu tun, dass die Großindustrie immer mehr Macht über die Medien besitzt…“ Wieder Aha!

Und weil Herr W. recht hat, nun folgendes Plädoyer an diejenige Sprachbloggeurleser/innen, die zufällig auch führende Stellen bei der Großindustrie innehaben: Denken Sie, liebe Großindustrielesende, daran, dass die Walpurgisnacht eine dicke Marktlücke darstellt, die man mit dem gewinnbringenden Verkauf von allerlei Produkten füllen könnte - Kostüme, zum Beispiel. Denn Hexen und Hexenmeister spielen in dieser Nacht eine hübsche Rolle. Oder Rasierschaum. Oder Blumen und so ein Zeug, um den Mai einzuleiten.

Ja, und die vielen tollen Walpurgisnacht Partys. Das heißt denn auch Accessoires verkaufen. Ähmm ähmmm…

Na ja, das sind von mir nur ein paar Ideen aus dem Stegreif. Andere Leute hätten bestimmt noch viel lustigere Einfälle.

Übrigens: Gib acht, lieber „Maximilian“, Tante Walpurga wachsen Haare auf den Zähnen. Sie lässt sich nicht von Dummköpfen wie dir und deinem „Freund“ ausnehmen. Schließlich ist hier die Rede von Walpurgisnacht 4.0.

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